Von Dr. phil. Clemens Heni, 22. Mai 2021
Die ganze Willkürlichkeit der Coronamaßnahmen zeigte sich vorgestern in Niedersachsen. Während die dortige Landesregierung am Donnerstag vorschlug, ab einer ohnehin völlig unwissenschaftlichen und ausschließlich (!) auf dem völlig willkürlichen Testwahnsinn des jeweiligen Landkreises – und nicht etwa an der Anzahl der Toten an jeder Straßenecke gemessenen – basierenden 7-Tages-Inzidenz von unter 35 die Maskenpflicht in Geschäften abzuschaffen, drehte Merkel völlig durch, und auch der Virologe Streeck schloss sich der Agitation gegen diese liberale und sinnvolle Idee an. Also sagte die Landesregierung am Freitag, dass sie ihre Bürger*innen doch nicht in den sicheren (!) Tod schicken will, sondern schützen will und nur mit Maske könne man sich schützen.
Das gilt auch für die Testpflicht. Während es keine Todesgefahr bedeutet, mit 40 Personen in einem REWE-City ohne jeden Test einzukaufen, ist es ein fast sicheres Todesurteil zu dritt in einem Jeans-Laden ohne getestet zu sein, zu shoppen. Dann doch lieber ne Billig-Jogginghose bei Lidl vom Krabbeltisch.
Nehmen wir jetzt Heidelberg, die beliebte Studenten- und Touristenstadt am Neckar. Dort gibt es aktuell eine Inzidenz von 29,7. Das ist deutlich unter 50 und das seit Tagen. Also darf man – danke, Mami und Papi Staat! – wieder etwas mehr erleben. Aber nur mit tagesaktuellem Test in die Außengastronomie. Wer ungetestet kommt, riskiert den umgehenden oder schleichenden Tod der Bekannten oder des Wirts und Obers.
Seit dem 11. Mai (Dienstag) liegt der Inzidenzwert im Rhein-Neckar-Kreis konstant unter 100, so der Kreis. Daher gelten seit diesem Mittwoch (19.5.) neue gelockerte Corona-Regeln. Wie auch schon beispielsweise in Heidelberg, dürfen Hotels, Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen auch im Rhein-Neckar-Kreis wieder öffnen. Aber auch hier gilt: Nur wer einen negativen Corona-Schnelltest, einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegt, darf das Angebot nutzen.
In Hamburg liegt die Inzidenz bei 35. Doch in Hamburg wird diesmal liberaler gehandelt. Hier zeigt sich wie sinnlos, willkürlich und absurd die Maßnahmen in Baden-Württemberg sind, denn der NDR beschreibt zur Situation in Hamburg:
Bei wenig erfreulichem Wetter hat auch die Außengastronomie wieder geöffnet. Kneipen und Restaurants waren bereits seit Anfang November dicht. Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen an einem Tisch sitzen. Negative Corona-Tests oder Terminvereinbarungen sind nicht vorgeschrieben – zumindest nicht, solange die Sieben-Tage-Corona-Inzidenz in der Stadt unter 50 bleibt.
Es mag also rein zufällig noch kleine, aber doch entscheidende Differenzen geben im Lager der Lockdown-Fetischisten und irrationalen Politiker*innen. Es geht immer noch brutaler, irrationaler und absurder. Und das einzige Bundesland mit einem grünen Ministerpräsidenten scheint während der ganzen Corona-Zeit nur vom extrem rechten CSU-Söder teilweise übertroffen worden zu sein, ansonsten ist BaWü das Kernland des Autoritarismus. Und wer die Mentalität und die politische Kultur im Ländle ein wenig kennt, weiß, dass sich das seit den Nazis Kiesinger und Filbinger nicht wirklich geändert hat. Das heißt nicht, dass es in Hamburg weniger Nazis gibt – aber es gibt womöglich eine etwas stärkere liberale Bürgerschaft.
Wie dem auch sei: In Heidelberg gelten absurde Testpflichten in Gegenden mit einer wahnsinnig niedrigen Inzidenz, während in Hamburg bei höherer Inzidenz mehr Freiheit möglich ist. Es zeigt in jedem Fall die Willkürlichkeit und wissenschaftlich jeweils nicht evidenzbasierte Politik.