Von Dr. phil. Clemens Heni, 10. September 2010
Superhelden der Forschung, Teil 4:
Islamwissenschaft – Gudrun Krämer und Bettina Gräf
Die Organisatoren des zehnten internationalen Literaturfestivals Berlin (ilb) haben den Gen- und Intelligenz-Forscher, elitären Biologisten und Deutsch-Nationalen SPDler Thilo Sarrazin wieder ausgeladen[1] – mit einer Lobeshymne auf einen der gefährlichsten und beliebtesten Islamisten, der öffentlich zum Mord an Juden aufruft, haben sie dagegen keine Probleme.[2]
Das Festival ist ein großer Event, gesponsert nicht nur von der Heinrich Böll Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, le Monde diplomatique, der taz, radio eins, sondern auch der Deutschen Bundesregierung via Auswärtiges Amt. Veranstalter sind die Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik e.V. und die Berliner Festspiele in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt.
Am 16. September 2010 soll der „Global Mufti“[3] von seinen ihm ergebenen deutschen Forscherinnen und anderen geehrt werden.[4]
Um was geht es? Yusuf al-Qaradawi!
Qaradawi ist der derzeit wohl bekannteste und einflussreichste Islamist weltweit, seine Predigten werden wöchentlich von dutzenden Millionen Muslimen gehört bzw. im TV angesehen, seine an die einhundert Bücher und nicht zuletzt seine Fatwas („islamische Rechtsgutachten“) im Internet haben eine große Verbreitung. Dieser alte Islamist ist ein Superstar für Fans des anti-israelischen Jihad.
Qaradawi dankte zuletzt im Januar 2009 Hitler für den Holocaust und rief dazu auf, gegen Israel aktiv zu werden; Qaradawi wünscht sich selbst noch im Rollstuhl, wenn es denn soweit kommen sollte, Juden in Israel zu ermorden und dann von den IDF (Israel Defense Forces) getötet zu werden, um als „Märtyrer“ zu sterben. Man kann das in einem Video auf youtube sehen und hören (vgl. unten).
Der Mann wurde 1926 geboren und wird von seinen Anhängern als „moderat“ bezeichnet. Im Folgenden wird gezeigt, was unter „moderat“ zu verstehen ist.
Zwei seiner deutschen wissenschaftlichen Fans, Prof. Dr. Gudrun Krämer, Leiterin des Instituts für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin[5] und Dr. Bettina Gräf vom Zentrum Moderner Orient (ZMO) in Berlin[6], wollen auf dem Festival mehrere ihrer Bücher zu Qaradawi vorstellen.
Ein kurzer Blick in die diesbezüglichen wissenschaftlichen Arbeiten von Krämer und Gräf mag Aufschluss geben.
Seit Oktober 2001 bis heute wurden mehrere tausend sogenannte Kassam Raketen vom Gaza-Streifen auf Israel abgefeuert. 28 Israeli wurden dabei ermordet, mehr als 600 verletzt (Stand August 2010).[7] Diese Kassam-Raketen sind nach Scheich Izz ad-Din al-Qassam (1882 – 1935) benannt, einem militanten, palästinensischen Jihadisten und verehrtem „Martyrer“. 1935 ermordete er einen Juden und wurde wenig später von britischen Einheiten gestellt und kam im Kampf um.
Was sagt die Wissenschaft dazu? Gudrun Krämer schreibt:
„Wie bei Hasan al-Banna und den ägyptischen Muslimbrüdern gingen bei Qassam und seinen Anhängern ein reformierter Islam und ein kämpferischer Nationalismus Hand in Hand. Zentral war für Banna wie für Qassam die individuelle Erneuerung verbunden mit der Reform der praktizierten Religion, so daß individuelle Umkehr und gemeinschaftliches Handeln ineinandergriffen und sich gegenseitig verstärkten.“[8]
Wie sah das „gemeinschaftliche Handeln“ aus? Kartenspielen, Fußball spielen, tanzen, singen?
„Den Jihad begriff Qassam wie andere muslimische Aktivisten vor und nach ihm als intensives Bemühen um ein gottgefälliges Leben (al-jihad fi sabil allah), reduzierte ihn also keineswegs auf die politische oder gar die militärische Dimension. Das hielt ihn nicht davon ab, Gewalt zu predigen – und sie zu praktizieren: Angesichts der bedrohlichen Lage in Palästina erklärte er den bewaffneten Kampf zur individuellen Pflicht jedes Muslims (fard al-‘ain) und verkündete das Ideal des Märtyrers, der sich für die Sache des Islam opfert.“[9]
Krämer schreibt, wie Qassam im Oktober 1935 im Kampf fiel – dass er zuvor einen jüdischen Polizisten ermordet hat, verschweigt sie, kommt dafür zu dem Schluss:
„In seinem Aktivismus, der im Märtyrerakt gipfelte, lag das Neue, Faszinierende, auch Überraschende, das weit über die religiösen Kreise hinaus Bewunderung und Nachahmung weckte.“[10]
Man hört geradezu die Begeisterung der Berliner Islamwissenschaftlerin heraus, wenn sie so über den Namensgeber der tödlichen Kassam-Raketen schreibt.
Die Historiker Michael Mallmann und Martin Cüppers kommentierten dies so:
„Daß ein Terrorist dieses Schlages auch nach dem 11. September 2001 in der wissenschaftlichen Literatur noch als ‚Märtyrer‘ bezeichnet wird (…) kann nur mit einer Mischung aus Blindheit und unkritischer Verliebtheit jener Autoren in ihren Gegenstand erklärt werden.“[11]
Andernorts schreibt Krämer über den Islamisten Yusuf al-Qaradawi. Interessant ist, warum sie ihn als „moderat“ einstuft:
„While castigating the ills and evils of modern times, he does not invite or condone violence against others, be they Muslims or non-Muslims (the exceptions are foreign occupation, colonialism, Zionism and Israel). In this sense he can be considered a representative of moderate Islam, or, as he would say, of Islamic centrism (al-wasatiyya al-islamiyya).”[12]
Für Krämer kann also Qaradawi als „Vertreter eines moderaten Islam“ bezeichnet werden.
Qaradwi würde „nicht” zu „Gewalt gegen andere” aufrufen, die „Ausnahmen” seien „fremde Besatzung, Kolonialismus, Zionismus und Israel”. Sind Juden, Zionisten und (jüdische) Israeli keine Menschen oder keine „anderen“? Wie kommt es, dass diese renommierte Islamwissenschaftlerin aus einem Aufruf zur Gewalt gegen Juden/Israeli und ‚Kolonialisten‘ ein Plädoyer gegen Gewalt bzw. keines für Gewalt herbei fantasiert? Ist jemand, der nur zum Völkermord an Juden aufruft aber nicht sofort die ganze Welt in Schutt und Asche legen möchte ein zärtlicher Friedensfreund?
Die Islamwissenschaftlerin Bettina Gräf, eine Schülerin von Krämer, befasst sich seit vielen Jahren mit Qaradawi[13]. 2005 schreibt sie im online-Portal qantara.de, welches u.a. von der Bundesregierung finanziert wird:
„Al-Qaradawi unterstützt entschieden den Unabhängigkeitskampf der Palästinenser, insbesondere seit der zweiten Intifada im Jahr 2000. Er initiiert Solidaritätsaktionen, sammelt Geld, bezieht Stellung im Fernsehen, im Internet, in Freitagspredigten, auf Konferenzen gegen die Besetzung Palästinas. Er rechtfertigt in islamischen Rechtsgutachten Selbstmordattentate der Palästinenser und Palästinenserinnen als Mittel der Verteidigung gegen die Politik Israels.
Für Yusuf al-Qaradawi sind die Attentäter Märtyrer und keine Selbstmörder. Selbstmord gilt im Islam als Sünde, der Märtyrertod nicht. In Palästina werde islamischer Boden und die heilige Stadt Jerusalem verteidigt. So äußerte er sich auf al-Jazeera in der Sendung ‚Das islamische Recht und das Leben‘: ‚Nicht ich allein sage, dass diese Attentate legitim sind, sondern auch Hunderte anderer muslimischer Rechtsgelehrter sehen das so. (…) Ein Mensch, der sich für eine große Sache opfert, ist kein Selbstmörder‘.
Diese Sicht erlaubt die Rechtfertigung der palästinensischen Selbstmordattentate als Märtyrerakt, der Terroranschlag auf das WTC sowie die Anschläge auf Zivilisten in Indonesien und in Saudi Arabien werden hingegen klar verurteilt.“[14]
Damit übernimmt Gräf die Apologie des suicide bombing, das als „Märtyrerakt“ bezeichnet wird. Qaradawi hätte den „Terroranschlag“ auf das World Trade Center „klar verurteilt“ – dass er andere antisemitisch motivierte Anschläge wie in Israel explizit verteidigt und einfordert, wird unkommentiert bzw. ohne Distanz auszudrücken hingenommen. Mit dem Ausdruck „klar verurteilt“ möchte Gräf womöglich anzeigen, dass Qaradawi ein ganz friedvoller und nicht aggressiver Muslim sei. Wenn es gegen Juden geht wird das hinter einer betont ‚unblutigen Sprache‘ des „Selbstmordattentat[s]“ und „Verteidigung gegen die Politik Israels“ versteckt.
Gegen Ende ihres Textes stellt Gräf heraus, wie „gespannt“ sie ist, ob der inner-islamischen Debatten um Recht und Autorität in der von Qaradawi mit gegründeten „Internationalen Vereinigung Muslimischer Rechtsgelehrter“” (The International Association of Muslim Scholars, IAMS). Den Antisemitismus Qaradawis und seine Befürwortung und Einforderung von Selbstmordanschlägen auf Juden kritisiert die Forscherin mit keiner Silbe, von der Gefahr der Islamisierung Europas, welche Qaradawi gezielt mit seinem Wirken voran bringen möchte, und vom gemeingefährlichen Aspekt der Scharia weltweit schweigt sie ebenso.
In einem weiteren Text zu Qaradawi[15] erwähnt Gräf wiederum seine Befürwortung von Selbstmordattentaten gegenüber Israel und Juden, dass er aber Anschläge wie auf das World Trade Center oder in London ablehne. Daraus fantasiert sie herbei, Qaradawi wäre ganzen Herzens bei einer „Antigewaltkampagne“ des ihm sehr nahe stehenden Internetportals www.islamonline.net aktiv. Gegen Gewalt ist er jedoch (wenn überhaupt) nur dann, wenn es nicht gegen Juden und Israel geht oder gegen Amerikaner/Briten/“Kolonialisten“ in „fremdem“ Gebiet, von der Gewalt gegen Musliminnen und Muslime, die nicht ‚islamisch‘ genug sind oder anti-islamisch, ganz zu schweigen.
Logisch gedacht heißt das, dass der Aufruf zur Ermordung von Juden nicht unter „Gewalt“ fällt. Gräf schreibt:
„Im Widerstand gegen koloniale und imperiale Übergriffe und ungerechte Herrschaft zeigt sich Yusuf al-Qaradawi kämpferisch – vor allem gegenüber den USA und Israel. Umso fragwürdiger erscheint seine Unterstützung des sudanesischen Regimes. Hier tappt er in die Falle des Freund-Feind-Denkens (‚Der Islam gegen den Westen‘) und wird seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht.“[16]
An dem Punkt Sudan ‚kritisiert‘ die Islamforscherin also ihren Liebling, doch wenn es gegen „koloniale und imperiale Übergriffe“ von Amerika und Israel geht, rechtfertigt sie damit Qaradawi.
Qaradawi hat mehrfach die Ermordung von Juden/Israeli befürwortet, so auch in einem exklusiven Interview für die englische BBC newsnight im Jahr 2004.[17] Wie das Tel Aviver Stephen Roth Institute for the Contemporary Study of Racism and Antisemitism berichtete gab es in England im Sommer 2004 Widerstand gegen einen öffentlichen Auftritt Qaradawis: Eine Koalition jüdischer, Sikh, Hindu und lesbian/gay Communities protestierte vehement gegen seine Einladung von Seiten muslimischer Verbände und vom Londoner Bürgermeister Ken Livingstone.[18] Der Antizionist Livingstone („der rote Ken“) und dessen positiven Beziehungen zu Qaradawi werden vom Antisemitismusforscher Robert Wistrich als typisches Beispiel für die „rot-grüne Achse“ (sozialistisch-islamistisch) analysiert.[19] Gräf hat Qaradawi persönlich gesprochen, am 23. Dezember 2005, wovon sie 2010 berichtet, ohne sich auch nur in Ansätzen von ihm zu distanzieren.[20]
2007 schreibt Gräf einen Artikel über Qaradawi für Die Welt des Islams, einer führenden, internationalen, islamwissenschaftlichen Fachzeitschrift.[21] Sie betont die Präsenz des Islamisten im Internet und beschreibt en detail seine online-Aktivitäten. Cyber-Islamismus wird aufgrund seiner ‚modernen‘ Form gelobt. Gräf betont mit Nachdruck, dass Qaradawi die Anschläge vom 11. September verurteilt hätte, direkt in Anschluss jedoch erwähnt sie eine Fatwa des in Doha, Qatar, residierenden Hasspredigers, welche den Boykott von amerikanischen und israelischen Waren beinhaltet. Sie stellt diese Fatwa wiederum positiv dar, als „Unterstützung für die zweite Intifada“ und schmiegt sich der Position Qaradawis an.[22] So kann man in jedem antisemitischen und antiamerikanischen Ressentiment und jeder Attacke gegen USA und Israel etwas Positives sehen: Solidarität für die Sache der Palästinenser etc., wenn man die Sicht der Islamisten und anderer Antizionisten teilt.
Am 30. Januar 2009 sagte Yusuf al-Qaradawi im arabischen Fernsehsender al-Jazeera:
„Durch die Geschichte hindurch hat Allah Leute eingesetzt um die Juden für ihre Korrumpiertheit zu bestrafen. Die letzte Strafe wurde von Hitler durchgeführt.“
Zwei Tage zuvor sagte er an selber Stelle, dass er am liebsten am Ende seines Lebens in das Land des Jihad reisen würde um auf „die Feinde Allahs, die Juden“ „zu schießen“. Selbst in einem „Rollstuhl“ würde er dorthin gehen und sodann als „Märtyrer“ sterben.[23]
Im gleichen Jahr 2009 kam das Buch „Global Mufti“ heraus, Ko-Herausgeberin ist Bettina Gräf[24], die Qaradawi ebenso wie Krämer als Vertreter einer „Vision von einem moderaten Islam“[25] bezeichnet; das Vorwort zum Global Mufti schreibt Gudrun Krämer.[26]
In diesem Buch wird Qaradawi nicht nur obsessiv als Superstar der islamischen Welt präsentiert, auch seine Rechtfertigung von Selbstmordanschlägen auf Juden in Israel durch muslimische Frauen wird explizit gewürdigt, da es sich dabei ja um einen „defensiven Jihad“ und keinen „aggressiven Jihad“ handeln würde. Die Autorin Barbara Freyer Stowasser[27] von der Georgetown University in den USA findet hierbei Qaradawis Fatwa sehr bemerkenswert, dass Frauen alleine, ohne männliche Begleitung und Erlaubnis-Fragen, den Weg zum Judenmord gehen dürfen[28], zum „defensive Jihad“. Judenmord gilt in diesen Kreisen als „defensiv“. Das hört sich zynisch oder sarkastisch an, ist aber todernst gemeint, die Autorin lässt sich eine ganze Seite darüber aus[29] und resümiert:
„It is in this situation that Qaradawi’s definition of women’s rights and obligations signifies not gender equivalence but true gender equality.“[30]
Wistrich analysiert den Judenhass von Qaradawi und dessen Legitimierung von suicide bombing von unverschleierten Frauen und betont auch, dass Qaradawi der „spirituelle Führer der Muslimbrüder und Hamas“ ist.[31]
Orient. Deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients wird herausgegeben vom Deutschen Orient-Institut in Berlin, gegründet wurde sie vom Nah- und Mittelost-Verein (NUMOV, der seine Anfänge im Nationalsozialismus hatte) im Jahr 1960. Die Autorin Bettina Gräf – wer sonst? – vom Zentrum Moderner Orient (ZMO) in Berlin schreibt in einem Artikel über Yusuf al-Qaradawi zu dessen Fatwas und seiner Stellung als islamische Autorität. Sie beschreibt Formen der online Präsenz von Muslimen, ohne mit einem Wort die ideologischen Positionen von al-Qaradawi auch nur minimal zu kritisieren. Eine geradezu obsessive Hingabe zur Website von Qaradawi.net rundet dieses affirmative Bild ab.[32] Es geht um die Form, nicht um Inhalt.
Der Aufruf zum Judenmord von Qaradawi von Januar 2009 wird von Gräf auch 2010 in Orient weder erwähnt noch attackiert, vielmehr goutiert.
Qaradawi hat sich am 4. Dezember 2001 gegen Fatwas gewandt, die einen Selbstmordanschlag auf Israeli, bei dem 26 Menschen ermordet wurden, verurteilten.[33]
Aus all diesen Gründen wird Bettina Gräf auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin 2010 zusammen mit Gudrun Krämer und Jakob Skovgaard-Petersen ihre Dissertation zu al-Qaradawi wie auch die Lobhudelei in „Global Mufti“ präsentieren. Es ist offenbar normal einen Antisemiten und Islamisten wie Yusuf al-Qaradawi hoch leben zu lassen und die Lüge zu verbreiten, er sei „moderat“[34].
Qaradawi ist gegen Homosexualität, gegen Abtreibung und gegen selbstbestimmte Sexualität und steht zudem für einen
„Euro-Islamismus, der mit einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat und mit unveräußerlichen Menschenrechten unvereinbar ist.“[35]
Der neueste Trend von Antisemiten ist das Feiern des Holocaust, „celebrating the Holocaust“. So geschehen im deutschen Facebook in hunderten von Hasseinträgen zumeist von Deutsch-Türken unmittelbar nach der Mavi Marmara Aktion (Gaza Flotille) am 31. Mai 2010. Zuvor hatte bereits das ägyptische Fernsehen am 26. Januar 2009 in einem Hetzbeitrag des ägyptischen Predigers Amin Al-Ansari die Ermordung der europäischen Juden durch die Deutschen gefeiert. Der Theologe Richard L. Rubenstein, 2009 Autor von „Jihad and Genocide“, schreibt 2010 zu al-Ansari:
„Unlike Iranian president Mahmoud Ahmadinejad, Al-Ansari makes no attempt to deny the Holocaust. On the contrary, he glorifies it as Allah’s ‘way of wreaking vengeance’ on the Jews and offers graphic film images of the most inhuman Nazi cruelty as the behavior Allah expects from pious Muslims. In Al-Ansari’s narrative, the Germans are the innocent victims and the Jews the evil oppressors.”[36]
Rubenstein analysiert, dass Qaradawi nicht in einem unkontrollierten Hassausbruch, vielmehr aus gezielter, islamistischer Perspektive heraus zum „Genozid“ an Juden aufruft, das sei gleichsam muslimische „Pflicht“.[37]
Würde ein deutscher Neonazi wie Horst Mahler ein Buch schreiben, indem er den Holocaust lobt – es würde mit 100prozentiger Sicherheit keine Buchvorstellung zu diesem Buch auf dem internationalen Literaturfestival Berlin geben. Wenn ein ägyptischer Muslim, in Qatar lebend, wie Yusuf al-Qaradawi sich öffentlich genauso äußert und Hitler für den Holocaust dankt – dann ist das kein Grund eine Lesung zu Ehren dieses Hasspredigers abzusagen. Es wird mit zweierlei Maß gemessen:
Nazis: unerwünscht, Islamisten: super! Dabei sind Nazis und Islamisten die engsten Freunde seit jeher.
Man kann sich nicht neutral oder äquidistant zu Antisemitismus verhalten. Jedes Gewähren lassen ist eine Einverständniserklärung. Gräf und Skovgaard-Petersen nehmen jedoch genau so eine vorgeblich ‚neutrale‘ Haltung ein, sie geben vor, Qaradawi weder „zu verteidigen“, noch „ihn zu attackieren“.[38] Antisemiten müssen aber attackiert werden, bevor sie noch Schlimmeres anrichten. Das ist die Lehre aus dem Holocaust. Doch viele Akademiker haben aus der Geschichte nichts gelernt.
Das internationale Literaturfestival Berlin bietet wieder einmal Antisemitismus bzw. der äquidistanten bis apologetischen Haltung mehrerer Akademikerinnen und Akademiker zu einem der wirkungsmächtigsten Antisemiten unserer Zeit, Yusuf al-Qaradawi, ein Podium. Antizionismus, Israelhass und die Liebe zum Jihad, zu Islam und Islamismus sind en vogue. Da sind mir Gemüse- und Obsthändler mit migrantischem, muslimischem Hintergrund und ohne Abitur lieber – sie sind im Zweifelsfall harmloser und freundlicher als gewisse promovierte deutsche Islamwissenschaftler_innen des Mainstream, was wiederum Sarrazin und seinem großen, deutschen Fanclub zu denken geben sollte (so deren ‚Gene‘ das Denken erlauben).
[1] http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/sarrazin-bei-literaturfestival-ausgeladen-1.html (09.09.2010).
[2] http://www.literaturfestival.com/programm/veranstaltungen-nach-kategorien/reflections/global-mufti-2013-medialer-islam-von-yusuf-al-qaradawi (09.09.2010).
[3] Der Begriff wurde z.B. von J. Skovgaard-Petersen als Titel eines Vortrags im Jahr 1999 auf einer Konferenz an der Harvard University, USA, verwendet, siehe Gräf 2000 (vgl. Anm. 13), 12, Anm. 22.
[4] „Global Mufti – medialer Islam von Yusuf al-Qaradawi. Buchpräsentation mit Bettina Gräf, Gudrun Krämer und Jakob Skovgaard-Petersen Die Podiumsdiskussion zum Sammelband »The Global Mufti. The Phenomenon of Yusuf al-Qaradawi« (2009) und zur Monographie »Medien-Fatwas@Yusuf al-Qaradawi. Die Popularisierung des islamischen Rechts« (2010) stellt den ebenso bekannten wie umstrittenen Medien-Mufti Yusuf al-Qaradawi vor. Neben einem Ausschnitt aus der Fernsehsendung auf Al-Jazeera »Die Scharia und das Leben« (mit Übersetzung und Kommentar) werden kontroverse Themen des 1926 in Ägypten geborenen und 1961 nach Katar emigrierten al-Qaradawi diskutiert. Eine Veranstaltung des Zentrums Moderner Orient in Kooperation mit dem ilb“ (http://www.literaturfestival.com/programm/veranstaltungen-nach-kategorien/reflections/global-mufti-2013-medialer-islam-von-yusuf-al-qaradawi (09.09.2010) ).
[5] http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/islamwiss/mitarbeiterinnen/professorinnen/kraemer/index.html (09.09.2010).
[6] http://www.zmo.de/Mitarbeiter/Graef/Lebenslauf.htm (09.09.2010).
[7] http://sderotmedia.org.il/bin/content.cgi?ID=388&q=1&s=4 (06.09.2010).
[8] Gudrun Krämer (2002): Geschichte Palästinas, München: Verlag C.H. Beck, 304f.
[9] Krämer 2002, 305.
[10] Krämer 2002, 307.
[11] Klaus-Michael Mallmann/Martin Cüppers (2006): Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 24. Die Autoren meinen mit ihrer Kritik Gudrun Krämer.
[12] Gudrun Krämer (2006): Drawing Boundaries. Yusuf al-Qaradawi on Apostay, in: dies./Sabine Schmidtke (Hg.), Speaking for Islam. Religious Authorities in Muslim Societies, Leiden/Boston: Brill, 181-217, 214.
[13] In ihrer Magisterarbeit im Jahr 2000 (1) untersucht Bettina Gräf die Fatwa „Der politische Islam“ von Qaradawi, welche in zwei Teilen 1979 bzw. 1993 entstanden ist (2), sie zitiert nach der Fassung aus dem Jahr 1994 (3) und resümiert: „Al-Qaradawis Projekt lenkt den Blick auf die religiöse Autorität der Religions- und Rechtsgelehrten und ihre Bedeutung für die islamischen Gesellschaften bzw. die islamische Gemeinschaft. Nicht mehr länger sollen sie als rückständig und reaktionär bezeichnet werden. Als politische Akteure mit ungeahnten medialen Möglichkeiten soll von ihnen die Chance genutzt werden, auf nicht-radikalen Wegen und unabhängig von Regierungspolitik in die politische Debatte über die Veränderung der Gesellschaft einzugreifen.“ (4)
In dieser Fatwa schreibt Qaradawi, dass Islam und Staat untrennbar seien: „Denn der Islam ist kein theologischer Glaube oder stellt lediglich Anbetungsriten dar. Das heißt, er ist nicht bloß eine Beziehung zwischen dem Einzelnen und seinem Herrn, ohne Verbindung zur Organisation des Lebens und Lenkung der Gesellschaft sowie des Staates. Es heißt im Gegenteil, daß er Glaube und religiöse Pflicht, Moral und umfassendes islamisches Recht (saria) ist.“ (5) Weiterhin sagt der Islamgelehrte: „Der Islam erlegt jedem Muslim eine politische Verantwortung auf: Er muß in einem Land leben, das von einem muslimischen Führer gemäß dem Buch Gottes geführt wird. Die Menschen müssen ihn im Amt anerkennen. Ohne dies ist er mit den Unwissenden. In ‘As- sahih heißt es: ‚Wer ohne die Anerkennung eines Imam stirbt, stirbt den Tod eines Ungläubigen.‘“ (6) Auch den Zusammenhang von Antizionismus und Islamismus kann man unschwer erkennen, Gräf schreibt, Qaradawi zustimmend: „Besonders bemerkenswert sind hier die Beispiele zur Praxis der Erstellung von Rechtsgutachten im ‚politischen Interesse der Herrschenden‘, welche al-Qaradawi wiederum in die Vorstellung einbettet, daß im Islam Welt und Religion nicht getrennt gedacht werden können. Diejenigen, die zur Trennung von Staat und Religion aufriefen, seien auch die, die z. B. Rechtsgutachten zur Legitimation ihrer Politik anfertigen ließen. Zum einen erwähnt er die Rechtsgutachten, die das für al-Qaradawi verräterische Friedensabkommen mit Israel im Jahr 1978 legitimierten. Zum anderen erinnert er an die Fatwa des Großmuftis Sayyid Tantawi im Jahr 1989, die das Erheben von Bankzinsen und die Verwendung von Schuldverschreibungen rechtfertigte.“ (7) Mit keiner Silbe kritisiert die junge Islamwissenschaftlerin den Antisemitismus und Israelhass dieser Fatwas (8) und der Position Qaradawis. Vielmehr lobt sie ihn ganz grundsätzlich: „Das Ziel von Yusuf al-Qaradawi ist nicht eine Reform des Islam und die Anpassung des Islam an veränderte gesellschaftliche Bedingungen, wie es die islamischen Reformer Ende des 19. Jahrhunderts zum Ziel hatten. Er strebt umgekehrt eine Reform der Gesellschaft an, die von den Grundlagen und Zielen des Islam getragen werden soll, was ihn zu einem Islamisten macht. Obwohl Yusuf al-Qaradawi für die Veränderung der derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse in Ägypten und der islamischen Welt eintritt, vertritt er keine radikalen islamistischen Ansichten. Vielmehr schließt er beispielsweise die Möglichkeit einer parlamentarischen Demokratie als Staatsform für Muslime nicht aus, womit er eine liberale islamistische Position einnimmt, die auch Erfahrungen von nicht-islamischen Gesellschaften akzeptiert, solange diese der Sache der islamischen Gemeinschaft dienen. Mit den islamischen Reformern teilt der Islamist al-Qaradawi jedoch deren Internationalismus. Er setzt sich für das Projekt einer globalen islamischen Gemeinschaft ein.“ (9); Fußnoten: (1) Bettina Gräf (2000): Die Fatwa als politisches Instrument am Beispiel der Fatwa „Der politische Islam“ (al-islam as-siyasi) von Yusuf Abdallah al-Qaradawi, Berlin, Magister Artium am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften am Institut für Islamwissenschaft der Freien Universität Berlin. Gutachterin war Prof. Dr. Gudrun Krämer. (2) Vgl. Gräf 2000, 43. (3) Gräf 2000, 44. Gräf übersetzt die Fatwa, welche im Anhang der Arbeit auf Arabisch dokumentiert wird. (4) Gräf 2000, 82. (5) Qaradawi, der politische Islam, zitiert nach der Übersetzung in Gräf 2000, 47. (6) Ebd., 57. (7) Gräf 2000, 66. Qaradawi schreibt in seiner Fatwa: „Außerdem erinner ich mich – und erinnern sich die Leute – wie von den Rechtsgelehrten (ahl al-fatawa) gefordert wurde, Rechtsgutachten zur Legitimität des Friedens mit Israel zu erstellen. Um ihre verlorene Politik zu verewigen, nachdem bereits fatawa erstellt worden waren, die den Frieden mit Israel für unerlaubt erklärt hatten. Dies wurde als Verrat an Gott, seinem Gesandten und den Gläubigen betrachtet!“ (zitiert nach Gräf 2000, 60). (8) Vgl. auch Gräf 2000, 23. (9) Gräf 2000, 80.
[14] Bettina Gräf (2005): Yusuf al-Qaradawi und die Bildung einer ‘globalen islamischen Autorität’. Internationale Vereinigung muslimischer Gelehrter, in: http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-468/_nr-323/i.html (07.09.2010). Gräf wird wie folgt angepriesen: „Eine kürzere Version des Artikels erschien erstmals in der Zeitschrift ISIM-REVIEW, herausgegeben vom ‘International Institute for the Study of Islam in the Modern World’. Der Artikel basiert auf acht Texten, die auf al-Qaradawis Homepage vom 13.7. bis 3.9. 2004 in verschiedenen Rubriken zur IAMS veröffentlicht wurden sowie auf der Sendung “Das islamische Recht und das Leben” des Satellitenfernsehsenders al-Jazeera vom 27.7.2004, die transkribiert unter www.aljazeera.net zu finden ist. Bettina Gräf ist Direktionsassistentin am Zentrum Moderner Orient in Berlin. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit der ‘Produktion und Rezeption von islamischen Rechtsgutachten im Zeitalter der elektronischen Medien am Beispiel von Yusuf al-Qaradawi’“ (ebd.).
[15] Bettina Gräf (2006): Yusuf al-Qaradawi: Das Erlaubte und das Verbotene im Islam, in: Katajun Amirpur/Ludwig Ammann (Hg.): Der Islam am Wendepunkt. Liberale und konservative Reformer einer Weltreligion, Freiburg/Basel/Wien: Herder, 109-117.
[16] Gräf 2006, 115.
[17] http://www.bbc.co.uk/pressoffice/pressreleases/stories/2004/07_july/07/newsnight.shtml (07.09.2010).
[18] http://www.tau.ac.il/Anti-Semitism/asw2004/uk.htm (07.09.2007). Ebenso kritisch gegenüber Qaradawi Jeff Barak (2005): Anti-Semitism or a war with the ‘Mail’? It would be simpler if Ken just said sorry. Livingstone’s stance has shocked gays and lesbians, in: The Independent, 11. Dezember 2005, http://www.independent.co.uk/opinion/commentators/jeff-barak-antisemitism-or-a-war-with-the-mail-it-would-be-simpler-if-ken-just-said-sorry-518932.html (07.09.2005).
[19] Robert Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad, New York: Random House, 400-402.
[20] Bettina Gräf (2010): Media Fatwas, Yusuf al-Qaradawi and Media-Mediated Authority in Islam, in: Orient, 51. Jahrgang, H. 1, 6-15, 9, Anm. 18.
[21] Bettina Gräf (2007): Sheikh Yusuf Al-Qaradawi in Cyberspace, in: Die Welt des Islams, 47. Jg., Heft 3-4, 403-421.
[22] Gräf 2007, 413.
[23] http://www.memri.org/report/en/0/0/0/0/0/0/3062.htm (07.09.2010), ein Video mit den Botschaften ist hier zu sehen: „Yusuf al-Qaradawi Praises Hitler and the Holocaust“, http://www.youtube.com/watch?v=VcB_DZ4YQYQ (07.09.2010).
[24] Bettina Gräf/Jakob Skovgaard-Petersen (Hg.) (2009): Global Mufti. The Phenomenon of Yusuf al-Qaradawi, London: Hurst & Company. Eine Rezension des Buches von Götz Nordbruch auf dem Mainstream geschichtswissenschaftlichen Internet-Portal H-Soz-Kult lobt den Band und erwähnt das Bejahen von suicide bombing gegen Israel durch Qaradawi en passant, so als könne man im Folgenden einfach so über diesen Antisemiten referieren, siehe Götz Nordbruch: Rezension zu: Gräf, Bettina; Skovgaard-Petersen, Jakob (Hrsg.): The Global Mufti. The Phenomenon of Yusuf Al-Qaradawi. London 2008, in: H-Soz-u-Kult, 03.03.2010, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-164 (09.09.2010). Perfide wird es, wenn man sich anschaut, dass Nordbruch vor Jahren auch von einem Forschungszentrum zu Antisemitismus, SICSA in Jerusalem, publiziert wurde mit einem (nicht bemerkenswerten, vielmehr zumal Klaus Holz oder vor allem Gudrun Krämer völlig unkritisch zitierenden) Text über Holocaustleugnung und Roger Garaudys Rezeption im arabischen Nahen Osten, http://sicsa.huji.ac.il/17nordbruch.html (09.09.2010). Sich irgendwie kritisch zu Holocaustleugnung zu stellen, so zu tun, als sei man auch gegen Antisemitismus, aber gleichzeitig eine Lobhudelei auf einen der weltweit einflussreichsten Antisemiten wie Yusuf al-Qaradawi positiv zu rezensieren, das ist entweder vollkommen inkonsistent und absurd oder eben perfide.
[25] Bettina Gräf (2009a): The Concept of Wasatiyya in the Work of Yusuf al-Qaradawi, in: Gräf/Skovgaard-Petersen (Hg.), 213-238, 228.
[26] Gudrun Krämer (2009): Preface, in: Gräf/Skovgaard-Petersen (Hg.), ix-xi. Sie setzt so ein: “How do we explain the fact that Yusuf al-Qaradawi is easily the best-known if not the most popular Muslim preacher-scholar-activist of the early 21st century?” (ebd., ix). In einem anderen Text in diesem Band wird erwähnt, dass Qaradawi Einreiseverbot in die USA hat wegen seiner Verteidigung des “Märtyrertums”, das ist jedoch für den Autor kein Grund Kritik an Qaradawi zu üben: Husam Tammam (2009): Yusuf al-Qaradawi and the Muslim Brothers. The Nature of a Special Relationship, in: Gräf/Skovgaard-Petersen (Hg.), 55-83, 62f.
[27] Barbara Freyer Stowasser (2009): Yusuf al-Qaradawi on Women, in: Gräf/Skovgaard-Petersen (Hg.), 181-211.
[28] Eine Dokumentation der Fatwas ist hier zu finden, vor dem Hintergrund der Einladung an Qaradawi nach England im Jahr 2004: http://www.americancongressfortruth.com/downloads/All_Files_by_Type/www-meforum-org_article_646_sf3kysu3.pdf (10.09.2010).
[29] „At the centre of Qaradawi’s argument that this practice [“participation as suicide bombers”, d.V.] is lawful are the following points: that the Palestinians struggle against Israel is a defensive jihad which renders participation an individual, not a collective, duty (fard ‘ayn); that the woman may therefore participate without permission of her husband and the young without permission of the father; that a woman’s participation in suicide bombings in Palestine [damit meint die Autorin Israel!!, d.V.] is a pious deed and her death is martyrdom, for which ‘God willing’ she earns the reward of fighters for the Cause. Women are the full sisters of men. In the Qur’an legislates in 9:71 that ‘the believing men and the believing women are guardians one of the other, commanding what is right and forbidding what is wrong’, and God says in 3:195 ‘I will never let the work of any of you be lost, male or female, you are members one of the other’, and then the verse goes on to specify some of the works for which God will reward both sexes: emigration, and endurance of injury and suffering, fighting, and death for the cause of God. This differs from the aggressive jihad (now usually called ‘preventive war’) when Muslims attach non-Muslims areas; in these wars, women can only participate with the husband’s permission if married, and the father’s if not. Since a woman’s participation in the defensive jihad is a religious duty, she may even take off her kerchief (head-covering, khimar) during the last moment before the action, to deceive the enemy and avoid calling his/their attention to herself, which falls under the law of necessity as revealed in Sura 2:172: ‘But if he who is forced by necessity without willful desire or transgression of the limits, then he is guiltless.’ Qaradawi emphasizes that all of the arguments that he is presenting in this fatwa are validated by the consenus of the fuqaha. It is in this situation that Qaradawi’s definition of women’s rights and obligations signifies not gender equivalence but true gender equality” (Freyer Stowasser 2009, 208). Damit beendet Freyer Stowasser ihren Artikel – man könnte meinen, das sei sehr krasse Satire, aber sie meint es ernst, und Qaradawi ebenso. Frauen dürfen also ihren Schleier lüften und ablegen, kurz bevor sie ihre jüdischen Opfer zerfetzen. Junge muslimische Mädchen dürfen das ‚sogar‘ ohne die Eltern gefragt zu haben.
[30] Freyer Stowasser 2009, 208.
[31] Wistrich 2010, 754.
[32] Gräf 2010. Bezeichnend ist, wer auf dem “Board of the German Orient-Foundation“ sitzt, welche diese Zeitschrift herausgibt, ebd., 81: Prof. Dr. Christina von Braun, Humboldt-Universität, Bernd Romanski vom Board der NUMOV sowie Direktor des Managements von Hochtief, Prof. Dr. Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Auf dem Board of Trustees sitzen u.a. Dr. Peter Frey, Chef des ZDF-Hauptstadtstudios, Berlin, Dr. Max Stadler, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär, sowie Thomas Ellerbeck, ebenfalls Mitglied des Board von NUMOV, sowie Vertreter von Vodafone D2 GmbH, oder auch Jürgen Chrobog, Mitglied des Board von NUMOV sowie Vorsitzender des Board der BMW Stiftung Herbert Quandt. Neben anderen ist zudem der Präsident der Qatar Universität, Sheikha Abdullah Al Misnda, Ph.D., Teil des Board of Trustees. Die Förderung der deutsch-arabischen/deutsch-muslimischen Wirtschaftsbeziehungen wie auch der politischen Beziehungen ist ein offenkundiges Ziel dieser Zeitschrift; gekaufte Wissenschaft mithin.
[33] http://www.adl.org/NR/exeres/788C5421-70E3-4E4D-BFF4-9BE14E4A2E58,DB7611A2-02CD-43AF-8147-649E26813571,frameless.htm (10.09.2010).
[34] Bettina Gräf/Jakob Skovgaard-Petersen (2009b): Introduction, in: dies. (Hg.), 1-15. Nachdem die beiden Autoren deskriptiv dargestellt haben, dass Qaradawi „suicide attacks“ befürworte – wobei sie in antizionistischer Manier sagen, er befürworte diese Mordanschläge in „Palestine“, was natürlich eine Lüge ist, erstens gibt es diesen Staat nicht gibt, zweitens finden die Anschläge fast immer in Israel statt und drittens befürwortet al Qaradawi ja wohl keine Massaker unter Palästinensern – schreiben sie, wie selbstverständlich, ohne Antisemitismus auch nur anzusprechen: „However, many Arab Muslims regard Yusuf al-Qaradawi as a moderate, and this is certainly how he sees himself“ (ebd., 8). Schließlich erwähnen sie, dass es „Muslime groups and shaykhs with a radical agenda“ gebe, welche Qaradawi „attackieren“ würden, vgl. ebd. So wird aus einem Aufruf zum suicide bombing in Israel ein moderater Muslim, da es noch aggressivere Islamisten gibt. An anderer Stelle bezeichnet Gräf Qaradawi als Vertreter einer „Vision eines moderaten Islam“, Gräf 2009a, 228.
[35] Carsten Polanz (2010): Yusuf al-Qaradawi und sein Konzept der Mitte, in: Materialdienst. Zeitschrift für Religions- und Weltanschauungsfragen, 73. Jg., H. 5, 170-179, 178.
[36] Richard Rubenstein (2010): Defeat, Rage, and Jew Hatred, in: Journal for the Study of Antisemitism, 1. Jg., H. 2, 95-138, 122; http://www.jsantisemitism.org/pdf/jsa_1-2.pdf (10.09.2010).
[37] Rubenstein 2010, 124.
[38] „Our book is not intended to be a defence of, or an attack on, Yusuf al-Qaradawi.“ (Gräf/Skovgaard-Petersen 2009b, 11)