Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Monat: April 2022

Antisemitismus im Jahr 2022: Vier Beispiele (Teil 2)

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

 

Der folgende Text ist Teil 2 eines Working Paper des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) zum Thema Antisemitismus im Jahr 2022: Vier Beispiele.

2. Heideggers Antisemitismus im Gewand der Coronapolitik-Kritik: Auschwitz als Pendant zu „motorisierter Ernährungsindustrie“

Das Jahr 1889 war in vielerlei Hinsicht ein schlechtes Jahr. In diesem Jahr wurde der Fußballclub Jahn Regensburg gegründet und er gab sich ausgerechnet den Namen des antisemitischen „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn, ja die Elf wird auch noch „Jahnelf“ genannt und keiner der heutigen so allseits informierten Fußballmoderatoren (m/w/d) geht auf die Judenfeindschaft und das völkische Geraune in „Deutsches Volkstum“ von 1810 ein.

In meiner Dissertation von 2006 (Universität Innsbruck) über die Neue Rechte, die politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland von 1970-2005 und den einflussreichsten Protagonisten der ‚nationalrevolutionären‘ Neuen Rechten – Henning Eichberg (1942-2017) –, habe ich mich auch eingehend mit der Sportwissenschaft beschäftigt. Jahn war für Eichberg ein absolut zentraler Topos. In meiner Dissertation bzw. der fast identischen Druckausgabe von 2007 (Tectum Verlag Marburg) heißt es:

Im Oktober 1978 referierte Eichberg auf einem internationalen Symposium aus Anlass des 200. Geburtstags von F. L. Jahn in Westberlin. Sein Text Rekonstruktion eines Chaoten. Die Veränderung des Jahnbildes und die Veränderung der Gesellschaft[4] wird bis heute rezipiert[5] und lässt seine Verbindung von Sportwissenschaft und Politik hervortreten. Er sieht in Jahn – zum wiederholten Male – einen ›Nationalrevolutionär‹, der sich gegen Dynastie und Obrigkeit ›gewehrt‹ habe. Die »›Deutschtümelei‹ Friedrich Ludwig Jahns, Ernst Moritz Arndts« wird als »revolutionäre Massentendenz« eines »›Erwachens der Völker‹« gepriesen und als »Versuch, ›von unten her‹ die Politik selbst in die Hand zu nehmen« für die nationalrevolutionäre Bewegung der 1970er Jahre beschworen.[6] Das wird deutlich, wenn Eichberg Jahn für die ›Alternativen‹ wie die ›Nationalrevolutionäre‹ gleichermaßen zu reklamieren versucht:

»Die alternative Körperkultur war nur ein Teil dieses alternativen ›ganzen Lebens‹, das die nationalrevolutionären ›Chaoten‹ um Friedrich Ludwig Jahn verbreiteten.«[7]

Was kennzeichnete Jahn neben seiner Begründung des Turnens? Eichberg streicht das nationale Moment deutlich hervor:

»Zur altdeutschen Tracht als ›Uniform einer aggressiven Minderheit‹ kam die Jahnsche Sprachreform, die zum grobianischen Jargon und Unterscheidungsmerkmal einer jugendspezifischen Subkultur wurde. Man wollte nicht sein wie die feinen Bürger, also redete man auch anders. Feste mit Höhenfeuern – darunter die Bücherverbrennung auf der Wartburg 1817 – und ein Fahnengebrauch, der die deutsche Trikolore Schwarzrotgold einführte, festigten den Zusammenhalt und die Selbstdarstellung gegenüber den außenstehenden Bürgern ebenso wie die Entwicklung eines aggressiven eigenen Liedguts, das brüderliche Du und die Praxis des Wanderns, das zum politischen Aufmarsch wurde.«[8]

Eichberg lobt damit nicht nur ganz euphorisch – »Feste mit Höhenfeuern«, die den »Zusammenhalt« »festigten« – die öffentliche, auch antisemitische Bücherverbrennung auf der Wartburg 1817, sondern schmiegt sich an Jahns Judenfeindschaft, die sich hier unter dem Euphemismus »die Entwicklung eines aggressiven eigenen Liedguts« verbirgt, an.

Die Kritik an Jahn und dem Wartburgfest 1817 hat Eleonore Sterling Mitte der 1950er Jahre auf den Punkt gebracht:

»Von den Jahnschen Turnvereinen sind Juden streng ausgeschlossen. Sie werden als Nicht-Deutsche und ›Unchristen‹ diffamiert. Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden, behauptet Turnvater Jahn, seien Deutschlands Unglück. Ebenso antijüdisch sind die Burschenschaften, namentlich die Gießener Verbindungen der ›Schwarzen‹ und die Jenaer ›Unbedingten‹, die ihre ›Christlichkeit‹ aus der germanischen Volkstümlichkeit herleiten, die das Gegenprinzip des ›Jüdischen‹ sein soll. (…)

Vor allem [Jakob] Fries fordert seine Studenten auf, ihren Individualismus und die Humanitätsideale der Aufklärung aufzugeben und sich zum ›deutschen Volkstum‹ zu bekehren. Er verlangt von seinen Heidelberger und Jenaer Schülern, die jüdischen Studenten als ›Feinde unserer Volkstümlichkeit‹ von den Burschenschaften auszuschließen. Gegen die Bücherverbrennung anläßlich des Wartburgfestes 1817, dem er als einziger Professor beiwohnt, hat er nichts einzuwenden. Bei dieser Bücherverbrennung werden nicht nur der ›preußische Ulanenzopf‹ und der Codex der preußischen Polizei als Symbole der Reaktion den Flammen übergeben, sondern auch Werke über den Konstitutionalismus. Auch die Schrift eines Juden wird als Zeichen der Französelei und des Kosmopolitismus und als ›Judenschrift‹ per se unter wilden Schreien in die Flammen geworfen.«[9]

 

Und dann sind 1889 auch noch zwei Personen geboren worden, die für die schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit verantwortlich sind beziehungsweise sie philosophisch legitimiert oder beschönigt haben: Hitler und Heidegger.

Der Politikwissenschaftler und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Hans-Martin Schönherr-Mann hat in Dutzenden Online-Vorlesungen für eine Leipziger philosophische Gruppe – Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie – eine Kritik der Corona-Politik unternommen. Im Februar 2022 sind daraus zwei Hefte mit komprimierten Kapiteln publiziert worden, zusammen 128 Seiten im Format Din A 5.

Schönherr-Mann taucht auf vielfältige Weise in die Philosophiegeschichte ein, von Platon bis Kant und Nietzsche. Es liest sich recht flüssig – und fühlt sich weniger langatmig als die 90-minütigen Vorlesungen, von denen ich aber nur ein paar wenige gesehen habe –, und der Autor lässt politisch sehr aktuell seine eigene Position gerade nicht außen vor. Schönherr-Mann macht eine klare Ansage:

Ich jedenfalls kaufe erst wieder Bekleidung und gehe erst zum Frisör, wenn die Masken gefallen sind. Ich unterstütze das Corona-Regime nicht und hintertreibe dessen Maßnahmen, wo ich nur kann. (S. 9)

Seine Kritik am Lockdown ist ebenso herausragend – zumal für einen Professor an einer führenden deutschen Universität:

Eine autoritäre Gesellschaft, die ihre Mitglieder eher als Kinder denn als mündig behandelt, hat wenig Interesse daran, dass zwischen diesen ein reger Austausch stattfindet, schon gar keiner, bei dem sich die Bürgerinnen und Bürger intensiv über die sozialen, politischen oder medizinischen Zustände austauschen, so dass eventuell kritische Gedanken entstehen und sich womöglich oppositionelle Strömungen entwickeln. (S. 10)

Insbesondere die Maske wird als das Symbol der Corona-Politik von Schönherr-Mann ethisch, ästhetisch und politisch decodiert und scharf kritisiert:

Ich habe im November 2020 einen Vortrag in der evangelischen Bildungsstätte Hospitalhof in Stuttgart vor ca. 50 Maskierten gehalten. Das war ein sehr unerfreuliches Erlebnis: Man sieht keine Reaktion in den verdeckten Gesichtern. Im Rahmen der Ulmer Denktage an der Universität Ulm nahm ich als Vortragender an einer Veranstaltung teil. Außer auf dem Podium herrschte Maskenzwang. Da ich die Leute nicht kannte, weiß ich nicht, mit wem ich redete und würde die Leute schon gar nicht wiedererkennen. Der Sinn solcher Veranstaltungen ist aber die zwischenmenschliche Kommunikation, so dass man sich unter diesen Bedingungen quasi gleichgeschaltet fühlt. Niemand hat ein Gesicht. Die Individualität ist massiv beeinträchtigt. Denn ohne Gesicht ist man niemand. Das ist das Ergebnis des Maskenzwangs. Mit der Maske verleugnet man sich selbst und andere, die keine Anderen mehr sind, sondern gleichgeschaltete. (S. 11)

In genau diesem „Hospitalhof“ in Stuttgart wohnte ich offenkundig am 2. Oktober 1989 einer politischen Veranstaltung bei, weder Referent*in noch Thema sind mir erinnerlich. Ich hatte Schönherr-Manns Buch „Von der Schwierigkeit Natur zu verstehen“ (Fischer Verlag) dabei und wollte es womöglich dem nicht ganz so säkularen oder religionskritischen Referenten oder der Referentin schenken, da ich vorne in das Buch ohne Anrede eine Widmung hineinschrieb, aber das Buch dann besser doch selbst behielt. In dem Band geht es um eine Kritik der instrumentellen Vernunft, der modernen Naturwissenschaft, auch wenn schon damals (wie in seinem dickeren Band zur Technik und der Schwäche 1989) Heidegger eine Rolle spielte.

Was wir aktuell erleben, ist ziemlich einmalig. In so gut wie jedem Land in Europa (und weltweit) gibt es keine Maskenpflicht mehr, in Demokratien wie in Schweden gab es sie nie. Doch in Deutschland tragen die Menschen großteils weiter Masken. Sie sind gehirngewaschen, irrational, fanatisch. Manche Verkäufer*innen in Bäckereien und Läden haben sogar weiter, entgegen der Gesetzeslage und ohne Anwendung des „Hausrechts“, sondern aus ‚freien‘ Stücken, die Maske auf, doch in Supermärkten sind fast alle Mitarbeiter*innen mit nacktem Gesicht anzutreffen und das auch fröhlich (vom Alltagsstress eines schlecht bezahlten Jobs abgesehen). Da die Medien weiterhin nicht berichten, wie unglaublich harmlos Corona ist – die Infektionssterblichkeit liegt noch weit unter der Fallsterblichkeit von aktuell 0,10 Prozent, da ja, logisch (!), niemals alle Infektionen erkannt werden, da viele überhaupt nicht krank werden oder nur schwache Symptome haben, mit denen sie auch bislang niemals zum Arzt gegangen wären.

Glaubt auch nur ein Mensch ernsthaft, dass die „Inzidenz“ gleich bliebe, wenn wir statt 1,5 Millionen Tests plötzlich 10 Millionen Tests pro Woche machen würden? Was aber exakt gleich bliebe, egal ob 1,5 Mio., 10 Mio oder gar keine (!) Tests gemacht würden: die Zahl der Kranken und die Zahl derjenigen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, entweder auf die Normal- oder die Intensivstation. Dass bei sehr vielen Patient*innen Corona gar nicht der Grund für die Einweisung ist, aber im Laufe des Krankenhausaufenthalts ein positiver Test auf das Virus hinzukommt, das haben viele auch weiterhin noch nicht verstanden.

Schließlich gilt weiterhin die Befürchtung der britischen bzw. UK-Statistikbehörde, dass nur ca. 12 Prozent oder weniger der als Corona-Tote Aufgelisteten tatsächlich nur an Covid-19 starben, die anderen hatten eine Vielzahl von Krankheiten, wovon Corona nur eine war und ohne die anderen Vorerkrankungen wäre bei diesen ca. 88 Prozent Patient*innen der Verlauf womöglich oder wahrscheinlich nicht tödlich verlaufen. Also die offiziellen Corona-Todeszahlen in Deutschland sind ganz sicher nicht korrekt, das ist der wissenschaftliche Stand.

Seit August 2020 hat Schweden weniger Patient*innen wegen oder mit Covid-19 auf den Intensivstationen liegen als Deutschland – und zwar durchgehend deutlich weniger.

Schon das ein Hinweis, wie vollkommen medizinisch sinnlos Masken sind, die in Schweden nie angeordnet wurden und freiwillig war kaum jemand so irrational, unwissenschaftlich oder fanatisch und hat sie getragen. Ende Dezember 2021 fiel mir selbst in Bussen, die voll besetzt waren, in Malmö nicht eine Person mit Maske auf, von Supermärkten ganz zu schweigen. In England fiel die Maske im Juli 2021 und wurde nur kurz und irrational im Winter wieder befohlen, in Holland gab es in weiten Teilen der Jahre 2020 und 2021 ebenfalls keine Maskenmandate – und Holland hat weniger Tote an oder mit Corona als Deutschland.

Es ist wirklich bemerkenswert, wie hierzulande noch Ende April 2022 das links-liberale journalistische Establishment diese medizinischen Erkenntnisse in den Wind schlägt und weiter für die Maske plädiert. So agitiert die Journalistin der Frankfurter Rundschau Katja Thorwarth gegen die FDP, die es verhindert habe, dass wir weiterhin in Supermärkten Masken tragen müssen. Das sei doch nur ein Akt der Solidarität zumal den Beschäftigten gegenüber. Nun, diese Beschäftigen mag es in besonders krassen Vierteln in Frankfurt am Main vielleicht geben, in den vielen Supermärkten, in denen ich seit Anfang April wieder bin, habe ich so gut wie keine maskierten Angestellen gesehen. In einem Kaufland begrüßte mich eine Verkäuferin mit breitem Lachen und betonte, wie unglaublich schön es sei, endlich wieder Menschen zu sehen, von der wegfallenden Belastung für sie selbst – die Frau ist so Anfang 50 – ganz zu schweigen.

Oder nehmen wir das höchstrichterliche Urteil aus den USA, das Maskenmandate in Flugzeugen, Zügen und allen anderen öffentlichen Transportmitteln verbietet. Das war Mitte April 2022. Nun dürfte selbst einer Journalistin der Frankfurter Rundschau womöglich ersichtlich sein, dass Menschen in Flugzeugen deutlich engeren Kontakt zu anderen Passagier*innen haben, denn Einkäufer*innen in einem Supermarkt zu anderen Einkäufer*innen. Die meisten Flüge dauern auch länger als ein Supermarkteinkauf und kurz mal frische Luft schnappen ist im Flugzeug auch eher kompliziert. Während sich umgehend die 14 führenden Fluggesellschaften in den USA darauf einstellten und die amerikanische Bundesregierung unter Joe Biden noch nicht mal in Berufung geht, weil sie offenbar erkennt, dass sie juristisch und medizinisch keinerlei Argument hat, möchte sich die Frankfurter Rundschau am liebsten nicht an diesen aktuellen Stand der Rechtslage und der medizinischen Forschung halten.

Merkel, Scholz und die ganze politische Klasse, in konzertierter Aktion mit den Medien und der kulturellen Elite haben die Menschen so dermaßen in Todesangst versetzt, dass einem das Grauen kommt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für Menschen unter 65 Jahren, wirklich „an“ – und nicht nur mit – Corona zu sterben, so gering wie die Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zur Arbeit tödlich zu verunglücken, so der weltweit bekannteste Epidemiologe John Ioannidis mit einem Team schon im September 2020:

The COVID-19 mortality rate in people <65 years old during the period of fatalities from the epidemic was equivalent to the mortality rate from driving between 4 and 82 miles per day for 13 countries and 5 states, and was higher (equivalent to the mortality rate from driving 106–483 miles per day) for 8 other states and the UK. People <65 years old without underlying predisposing conditions accounted for only 0.7–3.6% of all COVID-19 deaths in France, Italy, Netherlands, Sweden, Georgia, and New York City and 17.7% in Mexico.

Mit Omikron hat sich die Situation noch mal dramatisch verharmlost. Aber all das ist in Deutschland absichtlich, vorsätzlich nie kommuniziert worden. Karl Lauterbach und vor ihm Jens Spahn und die jeweilige Bundesregierung wollten und wollen intentional die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen, Stichwort Panikpapier von Horst Seehofer. Hätte sich Thorwarth im Frühjahr 2020 mit diesem Panikpapier beschäftigt, wüsste sie, woher ihre Panik und irrationale Berichterstattung zu Corona herrühren könnte. Mittlerweile wird ja auch die Kompetenz des Virologen Christian Drosten von der Charité in Berlin von einer Vielzahl von Mediziner*innen angezweifelt, zuletzt von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die sich hinter eine ausführliche und luzide Kritik an Drosten im Hessischen Ärzteblatt von Professorin Ursel Heudorf stellt, ehemalige stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes in Frankfurt am Main. Dabei ging es um Drostens wissenschaftlich fragwürdige Begründung für Schulschließungen und die „Bundesnotbremse“, die vom Bundesverfassungsgericht durchgewunken wurde, aber wissenschaftlich ist der Mainstream in Deutschland – wie das Hessische Ärzteblatt – anderer Meinung.

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene stellt fest:

Juristisch haben wir die Entscheidung des BVerfG in dieser Frage selbstverständlich als solche zu akzeptieren und es ist nicht unser Anliegen, die besondere Bedeutung des überparteilichen und unabhängigen BVerfG für den Erhalt der Rechtsstaatlichkeit in Deutschland zu relativieren.

Trotzdem stimmen wir mit Frau Prof. Heudorf überein: die Entscheidung des BVerfG zur Verhältnismäßigkeit der Bundesnotbremse im Hinblick auf Kinder und Schulen ist aus medizinischer (v.a. pädiatrischer) und wissenschaftlicher Sicht fragwürdig u.a., weil sie sich auf ein unzureichendes Gutachten der Charité stützt. Wichtige Aspekte der anderen Gutachten und Mängel der Stellungnahme des Instituts für Virologie der Charité wurden nicht gewürdigt, obwohl das Gericht auf diese Widersprüche und Fehler hingewiesen wurde. Wir sehen, wie Frau Prof. Heudorf, die Gefahr, dass auch in Zukunft Kinder und Jugendliche in ihren Lebenschancen u.a. in ihrem Recht auf Bildung und uneingeschränkte altersentsprechende soziale Teilhabe aufgrund dieser Entscheidung stärker eingeschränkt werden, als es durch die Studienlage und auch durch die Erfahrungen in anderen Ländern geboten wäre.

Dabei sind weder Heudorf und das Hessische Ärzteblatt oder die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene scharfe Kritiker aller Maßnahmen oder wenigstens der Maske. Aber selbst immanent zeigt sich, wie unwissenschaftlich und politisch autoritär, ohne Kontakt zu Mediziner*innen der Chef-Virologe von der Charité vor sich hindümpelt. Drosten ist isoliert, das sollte so langsam auch mal bei Gerichten sich herumsprechen, wenn denn deutsche Gerichte Interesse haben sollten an einer evidenzbasierten Medizin und nicht einer autoritären Virologie, die vom Leben der Menschen so viel Ahnung hat wie Helge Braun oder Ricarda Lang von ausgewogener Ernährung und sportlicher Betätigung.

Die allerfanatischsten Menschen, die wir aktuell noch haben in Deutschland, sind neben Journalist*innen und Politiker*innen (wie der Immer-noch-Gesundheitsminister) die Beamten, Lehrer*innen und auch fast alle Schüler*innen, die großteils fanatisiert wurden und selbst nicht in der Lage sind, sich ein eigenes rationales Bild der Nicht-Gefahr durch Corona zu machen.

In vielen Klassen sind weiterhin, ohne jeden direkten Zwang, 100 Prozent maskiert. Dabei war seit März 2020 klar, dass Kinder und Jugendliche, Teenager überhaupt nicht von dem Virus SARS-CoV-2 und der von ihm resultierenden Krankheit Covid-19 betroffen sind. Es ist ein Virus, das so gut wie ausschließlich sehr alte und sehr kranke Menschen trifft. Aktuell bei Covid-19 liegt die Sterblichkeit bei wirklich läppischen 0,10 Prozent (Fallsterblichkeit, wobei die Infektionssterblichkeit noch deutlich darunter liegt). Das durchschnittliche Todesalter liegt von Anfang an bei über 80 Jahren. Es wäre also von Anfang an sehr wichtig gewesen, dass sich alle Kinder und Jugendlichen anstecken, die meisten haben keine, manche leichte oder mittlere, kurzfristige Symptome und das war es. So lief es in Schweden, wo kein Kindergarten und keine Schule je geschlossen wurde und niemals Maskenpflicht herrschte.

Dass heutzutage, wo seit Anfang April in keiner Schule mehr Maskenzwang herrscht, aufgrund der menschenfeindlichen – das ist es – Politik und den Empfehlungen sowohl von Klabauterbach wie so gut wie jedem einzelnen Schuldirektor (m/w/d) weiterhin alle, wirklich so gut wie alle Leerkörper (ohne „h“) und Schüler*innen sich weiter maskieren, während die Jugendlichen am Wochenende ohne jeden Abstand und ohne Maske in der Disko feiern und wochentags ohne jede Maske einkaufen gehen können oder Freund*innen treffen – die gleichen, mit denen sie völlig hirnverbrannt (das ist es wirklich!) maskiert im Unterrichtsraum saßen, das ist Resultat der schlimmsten Gehirnwäsche in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Und diese Teenager sind keineswegs nur Opfer ihrer fanatischen Eltern und Lehrer*innen sowie der Politik. Sie könnten ja streiken, was beim KlimaStreik auch geht. Nein, gerade die jungen Leute zwischen 14 und 19, und dann die noch krasseren Irrationalisten (m/w/d) von 20-30 sind extrem autoritär, unwissenschaftlich, irrational und menschlich desolat. Von Solidarität mit Minderheiten wie Kritiker*innen, Behinderten, Masken-Befreiten oder gar den  Menschen im Globalen Süden, die extrem unter der Panik des kapitalistischen Westens leiden, eines Westens, der einfach so den von ihm selbst diesen Ländern seit 1492 schrittweise aufgezwungenen Weltmarkt im März 2020 aussetzte – was sind schon 130 bis 270 Millionen Hungernde mehr? -, haben diese geistigen und menschlichen veganen wie fleischlichen Würstchen – wie soll man die anders bezeichnen, haben Sie eine Idee? – keine Ahnung. Was hier gerade für eine Generation heranwächst spottet jeder Beschreibung – für eine Demokratie eine tödliche Generation, die der Generation der Totengräber der Demokratie, also ihren Eltern folgt und noch rücksichtsloser, a-sozialer sein wird. Wenn diese Leute mal Pfleger/in werden sollten und wir dann Pech haben und in so einer hierarchisch-autoritären Anstalt liegen sollten, dann Gnade uns – wer? Es rettet uns kein höheres Wesen …

Wer sieht mit welcher Freude Verkäufer*innen in allen Supermärkten jetzt wieder lächeln, merkt, dass dort der Wahn gebrochen ist. Aber Beamte und deren Abhängige, die sind für die Demokratie auf unabsehbare Zeit verloren, das gilt auch für vollkommen durchgeknallte Polizeibeamte, die maskenfrei im Auto sitzen und sie dann aufziehen, wenn sie aussteigen (hab ich selbst in Städten gesehen).

Exakt diese Autoritätshörigkeit ist zutiefst deutsch. Die Internalisierung irrationaler Imperative gehört dazu. Schönherr-Mann schreibt:

Die christliche Ethik wie moderne säkulare Ethiken, die mit der Moral das Individuum der Gemeinschaft unterordnen wollen, haben damit kaum ein Problem. Für sie soll sich der einzelne Mensch den vorgegebenen moralischen Regeln unterwerfen. Das passt zum Corona-Regime – Regime im Sinne einer Ordnungsstruktur, wie man im 19. Jahrhundert vom Ehe-Regime spricht. Der Staat erlässt diverse Maßnahmen und setzt mit polizeilicher Gewalt die Befolgung derselben durch. (S. 14)

Sehr interessant ist nun der Bezug zu Max Weber und dem deutschen Beamtentum:

Dabei werden die Menschen freilich entmündigt und zum Gehorsam gezwungen wie in den militarisierten Gesellschaften des 19. Jahrhunderts. Für den Zeitgenossen im Corona-Regime gilt, was Weber 1919 über den Beamten sagt:

‚Ehre des Beamten ist die Fähigkeit, wenn – trotz seiner Vorstellungen – die ihm vorgesetzte Behörde auf einem ihm falsch erscheinenden Befehl beharrt, ihn auf Verantwortung des Befehlenden gewissenhaft und genau so auszuführen, als ob er seiner eigenen Überzeugung entspräche: ohne diese im höchsten Sinn sittliche Disziplin und Selbstverleugnung zerfiele der ganze Apparat.‘ (S. 14f.)

Schönherr-Mann kommentiert diese Apologie staatlicher Gewalt des Beamtentums durch Max Weber:

Anders funktionieren die Corona-Maßnahmen nicht, die gar nicht erklärt werden können und an die daher geglaubt werden muss. (S. 15)

Nach dem litauischen Philosophen Emmanuel Levinas ist die „Zwischenmenschlichkeit“ Resultat einer „sozialen Beziehung“ von Menschen. (S. 16) Die Maske zerstört die Ethik und jede Zwischenmenschlichkeit. Warum aber trugen dann alle Maske und warum tragen die besonders Fanatischen sie weiterhin? Weil sie von den irrationalen und unwissenschaftlichen Virologen agitiert wurden oder weil sie hässlich sind, innen wie außen:

Die Maske wird von den Virologen gepredigt wie von den Hässlichen. Und nach Nietzsche hat sich die Moral der Hässlichen und Unerotischen durchgesetzt, die medizinisch wie religiös gepredigt wird. (S. 20)

Auch die Hinweise auf Ivan Illich und Michel Foucault, die Analyse von „Hospitalisierung als polizeiliche Hygienisierung“ (S. 54) sind erhellend.

Doch viele dieser kritischen Erkenntnisse Schönherr-Manns werden durch problematische Referenzen getrübt. Seine Bezüge zu Giorgio Agamben oder Gianni Vattimo, beide promoten auf ihre Weise antisemitische Tropen wie die Analogie heutiger rassistischer Flüchtlingspolitik mit der Shoah oder in der vulgäreren Variante bei Vattimo im Hass auf Israel. Wenn Schönherr-Mann sich vom „Wächterrat wie im Iran“ distanziert und eine durchaus nachvollziehbare Analogie dieses „Wächterrats“ zu den Zeugen Coronas sieht (S. 114), so verpasst er die pro-iranische, pro-islamistische Ideologie des schwulen, kommunistischen Katholiken Vattimo.

2014 schrieb ich in der Times of Israel (Blogs):

Gianni Vattimo (born 1936) is a Member of European Parliament for the Liberal Democratic alliance (ALDE). He is a renowned Italian philosopher, a follower of both Martin Heidegger and Karl Marx. He is a self-declared gay-communist Catholic. He could be a minority rights activist, right? Europe has plenty of homophobic tendencies, and Iran hangs gay men on a regular basis.

Early in 2014, Vattimo co-edited a book on “Deconstructing Zionism. A Critique of Political Metaphysics,” published by Bloomsbury (New York, London, New Delhi, Sydney). The book is dedicated to leading French philosopher Jacques Derrida, known for his anti-American agenda alongside with his friend Jürgen Habermas in 2003. They were the philosophical supporters of German-French anti-Bush-agitation at the time.

In his contribution to the book, Vattimo admits that his piece is a kind of autobiography: “How to become an anti-Zionist”. He writes about his generation, born around the Second World War, and raised with the idea that Jews deserved a state due to the Holocaust. For him the “myth” of “antifascist resistance” (against the Germans/Nazis) was accompanied and promoted by “American films” about Jews and Israel, which argued in favor of a Jewish state.

Vattimo starts his article with reference to anti-Israeli Ilan Pappé and the encounter with what both call “Nakba” or Palestinian history. Around 1968 Vattimo was a socialist fan of Israeli kibbutzim, ignoring “Nakba” as he recalls. Following conspiracy theories, Vattimo writes about the “unbelievable official version” of the US Government of 9/11. Several thousand of potentially lethal missiles from Hamas launched into southern Israel are called “totally harmless missiles.” For him, Holocaust denier and propagandist of a “world without Zionism,” Mahmoud Ahmadinejad, was and is a hero, who dared to attack Israel, the Jews, and American power.

Vattimo writes:

“Better still: the entire Gaza affair contributed in a decisive way, more than any other aspect of Israeli politics, to the idea (I believe with great likelihood) that against the risk of a return of refugees, which would entail the end of the ‘Jewishness’ of the State of Israel, this situation might see no other solution than the progressive extermination of Palestinian Arabs.”

Gianni Vattimo is a loudspeaker for former Iranian President Ahmadinejad and says:

“As to the idea of making the state of Israel ‘disappear’ from the map – one of the usual themes of the Iranian ‘threat’ – its sense may not be completely unreasonable: it could, and ought, according to us, mean that the State of Israel becomes a secular, democratic, non-racist state, without walls and without discrimination among its citizens.”

Vattimo concludes:“When Ahmadinejad invokes the end of the State of Israel, he merely expresses a demand that should be more explicitly shared by the democratic countries that instead consider him an enemy.”

For Vattimo, “memory of the Holocaust” “is imposed like a penalty”. He then takes aim at “Nazi hunters” (!) like French philosopher and critique of Heideggerian antisemitism, Emmanuel Faye. Vattimo attacks “Anglo-Saxon” “mainstream thinking of the Atlantic, North American” region and is upset about Chilean philosopher Victor Farias, another critic of Heidegger, for his linking – for good reason – of “Heideggerianism and Iranian Islamic thought”.

 

Schon 1989 bezog sich Schönherr-Mann auf Vattimo, der sogar ein Vorwort zum im gleichen Jahr erschienenen Band „Die Technik und die Schwäche. Ökologie nach Nietzsche, Heidegger und dem ‚schwachen‘ Denken“ schrieb.

Das Problem lag schon damals darin, dass Vattimo, wie es viele bis heute bei allen möglichen Typen tun, Heidegger als „vollkommener Bastard“ dem „übergroßen Denker“ aus Meßkirch gegenüberstellt. Und das ist ein kategorialer Denkfehler. Heidegger war gerade als Denker ein Nazi, nicht nur als zahlendes Mitglied der NSDAP. Somit sind Schönherr-Manns Bezüge auf Heidegger und dessen Text „Das Gestell“ (eigentlich „Ge-stell“) von 1949 fragwürdig. Heidegger wird als angeblicher Kritiker der Technik und Technisierung vorgestellt, was kaum falscher sein könnte. Schönherr-Mann schreibt 2022 in „Medizin als göttliche Gewalt“:

Da die Medizin durch und durch technisiert ist, trifft auf sie Heideggers Wort vom Gestell zu, wenn er 1949 schreibt: ‚Gestell heißt das Versammelnde jenes Stellens, das den Menschen stellt, d.h. herausfordert, das Wirkliche in der Weise des Bestellens als Bestand zu entbergen.‘ Das Gestell ist nach Heidegger das Wesen der Technik, das nichts Technisches ist, sondern etwas Hermeneutisches, das die Welt zu verstehen gibt: In der technischen Welt versteht man Natur und Mensch technisch, in der medizinischen medizinisch: Man kann gar nicht mehr anders denken. Freilich ist das für Heidegger nicht Denken, sondern bloßes Rechnen, was aber den Zeitgeist noch besser auf den Begriff bringt. (S. 114f.)

Dieses Zitat bei Hans-Martin Schönherr-Mann präsentiert den zitierten Text „Das Ge-stell“ beschönigend und philosophisch problematisch. Ein kleiner Exkurs in das ‚Denken‘ Heideggers und zumal in diese Schrift Das Ge-stell ist daher angebracht.

Am 28. August 1947 schrieb der Kritische Theoretiker Herbert Marcuse einen Brief an seinen ‚Lehrer‘ Martin Heidegger:

Ein Philosoph kann sich im Politischen täuschen – dann wird er seinen Irrtum offen darlegen. Aber er kann sich nicht täuschen über ein Regime, das Millionen Juden umgebracht hat – bloß weil sie Juden waren, das den Terror zum Normalzustand gemacht hat und alles, was je wirklich mit dem Begriff Geist und Freiheit und Wahrheit verbunden war, in sein blutiges Gegenteil verkehrt hat.[10]

Am 20. Januar 1948 antwortet ihm Heidegger und sendet sechs durchnummerierte Aspekte. Beim letzten dieser Punkte meint er, Marcuse könne „Juden“ durch „Ostdeutsche“ ersetzen.[11] Damit war in der Tat der Historikerstreit des Jahres 1986, als der Revisionist Ernst Nolte meinte, Stalin habe schon vor Hitler gemordet und also sei der Zweite Weltkrieg und der Holocaust nur eine Reaktion gewesen, vorweggenommen.

Mehr noch. 1949 hielt Heidegger seine berüchtigten Bremer Vorträge (Das Ding, Das Ge-stell, Die Gefahr, Die Kehre). Was Schönherr-Mann nämlich nicht zitiert ist folgende Stelle aus „Das Ge-stell“, die den ganzen Revisionismus von Heidegger auf den Punkt bringt:

Ackerbau ist jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern und Vernichtungslagern, das Selbe wie die Blockade und Aushungerung von Ländern, das Selbe wie die Fabrikation von Wasserstoffbomben.[12]

2008 habe ich diese Passage und ihren erinnerungsabwehrenden Antisemitismus in einem fachwissenschaftlichen Artikel kritisiert.

Faye analysiert diese Passage wie folgt:

Indem Heidegger einen solchen Satz ausspricht, schließt er sich selbst aus der Philosophie aus und zeigt, dass er allen menschlichen Verstand verloren hat. Nachdem er in seinen Vorlesungen die Motorisierung der Wehrmacht als ‚metaphysischen Akt‘ gefeiert hatte – und man weiß, dass die ersten Vergasungen in Lastwagen durchgeführt worden sind – bedient er sich nun des globalen Charakters moderner Technik, um die nicht verallgemeinerbare Besonderheit des nationalsozialistischen Völkermords zu negieren und ihn mit einer der alltäglichsten Erscheinungsformen der modernen Technisierung des Daseins, der Verwandlung der Landwirtschaft in eine motorisierte Agrarindustrie zu vergleichen.[13]

Der Philosoph Hassan Givsan hat das „Ge-stell“ ebenfalls analysiert.[14]

In ‚Seminar in Le Thor 1969’ sagt Heidegger: ‚Ein ausgezeichneter Weg zur Annäherung an das Ereignis wäre, bis in das Wesen des Ge-stells zu blicken, insofern es ein Durchgang von der Metaphysik zum anderen Denken ist‘. Bedeutsam an diesem Satz ist, daß Heidegger hier das Ge-stell als den Durchgang von der Metaphysik zum anderen Denken, d.i. zum Heideggerschen Denken, ansieht. (…) An dieser Stelle muß ich eine Zwischenfrage aufnehmen. Es geht um die Frage, wie Heidegger zum Ge-stell steht. Es gehört zum Grundinventar der Heidegger-Literatur zum Thema ‚Ge-stell‘, daß Heidegger als ‚Kritiker‘ desselben dargestellt wird. Ich muß dem grundsätzlich widersprechen. Denn ich frage mich, wie kann Heidegger überhaupt etwas gegen das Ge-stell haben, wenn das Ge-stell die gegenwärtige Wesung des Seins ist.[15]

Den Holocaust trivialisierenden, universalisierenden, ja in seinem Kern leugnenden Satz vom „Ackerbau“, der „motorisierten Ernährungsindustrie“, die „im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern“ sei, zerlegt Givsan in seine Einzelteile und attackiert die Heidegger-Forschung frontal:

Sätze dieser Art gibt es mehrere in dem genannten Vortrag und in den anderen Vorträgen von 1949. (…) Nur eines sei gesagt: Der Satz wird als ‚Kritik‘ am Ge-stell aufgefaßt, weil man stillschweigend die Annahme macht, daß Heidegger, wenn er von ‚Fabrikation von Leichen‘ spricht, dies niemals ‚gutheißen‘ könne. (…) [Das] Grundfalsche daran besteht in der Frageebene der Annahme selber, nämlich ob ‚gutheißen‘ oder ‚nicht gutheißen‘. Denn das eine wie sein Gegenteil gehört zum ‚Denken in Werten‘, von dem Heidegger (1946) sagt, daß es ‚die größte Blasphemie (ist), die sich dem Sein gegenüber denken läßt‘. Also: Heidegger geht es nicht darum und kann es nicht darum gehen, ob etwas ‚gut‘ oder ‚nicht gut‘ ist. Das heißt: Die Rede von ‚Kritik‘ ist, da ‚Kritik‘ hier und in solchen Zusammenhängen allein ein ‚wertendes Ablehnen‘ meinen kann, schlicht falsch.[16]

Heidegger denkt das „Sein“ („Seyn“), aber gerade nicht das Seiende, nicht das Was-hafte. Die gesamte Philosophie von Martin Heidegger ist eine „schlechthinnige Entmenschung des Menschen als Menschen“.[17]

Sich nach der Publikation der „Schwarzen Hefte“ weiterhin nicht mit dem Antisemitismus von Heidegger zu befassen, oder ihn als Schrulle abzutun, ohne ihn in der gesamten anti-metaphysischen Seinsphilosophie zu finden, ist schon bemerkenswert.

Manchmal ist Schönherr-Manns Text auch ein arges eklektizistisches Rumgehüpfe zwischen philosophischen Texten aus Jahrtausenden, ohne viel Erkenntnisgewinn. Andere Stellen mögen Anregung sein zu mehr Forschung wie die Kritik am Ende der Gewaltenteilung im Corona-Regime, Machiavelli oder Hobbes und seine Kritik am NS-Juristen Carl Schmitt. Sein unbedarftes Heranziehen von Israelfeinden wie Judith Butler[18] in einer seiner Vorlesungen (Video) oder sein permanentes Zitieren von Hannah Arendt, ohne auch nur einmal den internationalen Forschungsstand zu ihren skandalösen Texten „Zionism Reconsidered“ sowie „Eichmann in Jerusalem“ zu erwähnen, ist wissenschaftlich und politisch schwach.[19] Sein Bezug auf Butler ist besonders faktenfrei, da sich Butler entgegen der Hoffnung von Schönherr-Mann oder seiner instrumentellen Aneignung anderer Texte von Butler, exakt im Rahmen des Corona-Regimes verhalten hat. Ende April 2020 fabulierte Butler, dass alle Menschen gleich vulnerabel seien, was empirisch schon damals völlig falsch war.[20]

Es ist ärgerlich oder bezeichnend (?), dass Schönherr-Mann auch mit den nach ganz rechts offenen Protagonisten der Coronapolitik-Kritik wie Gunnar Kaiser sprach. In der Tageszeitung Die Welt hat der Journalist Mladen Gladic Ende Januar 2021 eine Kritik an Kaiser publiziert, die gleichermaßen Impffanatiker und Menschenfeinde kritisiert, aber bei Kaiser eine „rote Linie“ überschritten sieht.

Insgesamt allerdings sind die Einwürfe von Schönherr-Mann interessante Hinweise auf philosophische Anknüpfungspunkte zur Kritik der irrationalen Coronapolitik und häufig pointierte und fundierte Widersprüche gegen das herrschende Corona-Regime. Die beiden letzten Sätze in „Medizin als göttliche Gewalt“ bringen die Kritik wunderbar auf den Punkt:

Die Medizin ist an die Stelle der Religion getreten und ihre Anhänger erscheinen als untertänige Gläubige. Man lernt langsam den Sinn von Nietzsches großer Verachtung. (S. 121)

 

Nach dieser Analyse von erinnerungsabwehrendem Antisemitismus geht es in Teil 3 um heutige, ganz offene Formen von Juden- und Israelhass.

 

 

[4] Henning Eichberg (1978c): Rekonstruktion eines Chaoten. Die Veränderung des Jahnbildes und die Veränderung der Gesellschaft, in: Stadion, H. IV, S. 262–291. Die Herausgeber waren Wolfgang Decker und Manfred Lämmer, die Redaktion hatte Hartmut Becker vom Institut für Sportgeschichte der Deutschen Sporthochschule Köln. Eichberg war eines von fünf Mitgliedern im „Beratenden Komitee“ von Stadion.

[5] Zu Eichbergs Beschäftigung mit Jahn und dessen ›grünen‹ Anteilen sagt der anerkannte Historiker Dieter Langewiesche: „Sehr anregend dazu Henning Eichberg: Rekonstruktion eines Chaoten. Die Veränderung des Jahnbildes“ (Dieter Langewiesche (2000): Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland, München (C. H. Beck), S. 253, Anm. 52).

[6] Eichberg 1978c, S. 265.

[7] Ebd., S. 290.

[8] Ebd., Herv. C. H.

[9] Eleonore Sterling (1956)/1969: Judenhaß. Die Anfänge des politischen Antisemitismus in Deutschland (1815–1850), Frankfurt a. M. (Europäische Verlagsanstalt), S. 148 f. Diese Studie ist erstmals 1956 unter dem Titel „Er ist wie du. Aus der Frühgeschichte des Antisemitismus in Deutschland 1815–1850“ in München erschienen.

[10] Emmanuel Faye (2005)/2009: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie Im Umkreis der unveröffentlichten Seminare zwischen 1933 und 1935, Berlin: Matthes & Seitz, S. 403.

[11] Ebd., S. 405.

[12] Zitiert nach ebd., S. 406.

[13] Ebd.

[14] Hassan Givsan (1998): Heidegger – das Denken der Inhumanität. Eine ontologische Auseinandersetzung mit Heideggers Denken, Würzburg: Königshausen & Neumann (zgl. Habil. TU Darmstadt).

[15] Ebd., S. 291f.

[16] Ebd., S. 295.

[17] Ebd., S. 477.

[18] Clemens Heni (2014): Kritische Theorie und Israel. Max Horkheimer und Judith Butler im Kontext von Judentum, Binationalismus und Zionismus (= The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Nahen Osten, Band 2), Berlin: Edition Critic.

[19] Siehe dazu Elhanan Yakira (2006)/2010: Post-Zionism, Post-Holocaust. Three Essays on Denial, Forgetting, and the Delegitimation of Israel. Translated by Michael Swirsky, Cambridge: Cambridge University Press.

[20] “Judith Butler: On the one hand, the pandemic exposes a global vulnerability. Everyone is vulnerable to the virus because everyone is vulnerable to viral infection from surfaces or other human beings without establishing immunity”, https://truthout.org/articles/judith-butler-mourning-is-a-political-act-amid-the-pandemic-and-its-disparities/. In einem Video-Interview von Juli 2020 hat Butler weiterhin keinerlei substanielle Kritik an Lockdowns oder Masken, vielmehr fantasiert sie von „Solidarität“, die es in Großbritannien bzw. UK in Teilen der Bevölkerung gegeben habe, zu der extrem unsolidarischen Konsequenz der westlichen Coronapolitik auf die Länder im Globalen Süden, wo laut Schätzungen des World Food Programmes bis zu 270 Millionen Menschen mehr hungern werden aufgrund der Coronapolitik, sagt sie nichts, https://www.versobooks.com/blogs/4807-judith-butler-on-covid-19-the-politics-of-non-violence-necropolitics-and-social-inequality. Allein diese beiden Quellen zeigen, wie widersinnig es ist, gerade Judith Butler in eine Vorlesung zur philosophischen Kritik der Coronapolitik aufzunehmen. Zu Butler siehe auch Edward Alexander (2006): Antisemitism-Denial: The Berkeley School, in: Edward Alexander/Paul Bogdanor (Hg.), The Jewish Divide over Israel. Accusers and Defenders, New Brunswick/London: Transaction Publishers, S. 195–207.

 

Antisemitismus im Jahr 2022: Vier Beispiele (Teil 1)

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

 

Der folgende Text ist Teil 1 eines Working Paper des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) zum Thema Antisemitismus im Jahr 2022: Vier Beispiele.

1. Ukraine, Holocaustverharmlosung, „Vernichtungskrieg“ und „Zivilisationsbruch“

Einer der stellvertretenden CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag, Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein, sprach am 22.04.2022 im ZDF-Morgenmagazin über einen Antrag der CDU/CSU im Bundestag für die Lieferung von schweren Waffen für die Ukraine (wer wirklich gute Nerven hat, kann sich das in der Mediathek anschauen). Am 28.04.2022 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine. Damit ist Deutschland seit 1945 das erste Mal wieder im Krieg gegen Russland. Die Ukraine hat schon angekündigt, auch Ziele in Russland anzugreifen, damit wäre Deutschland Teil eines Angriffskrieges auf das Territorium Russlands.

In diesem knapp fünfminütigen Gespräch im ZDF, das pars pro toto für die aktuelle deutsche Ideologie steht, verharmlost dieser CDU-Politiker den Holocaust auf bemerkenswerte Weise. Er verwendet erstens das Wort „Vernichtungskrieg“, um den ganz normalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der sich um gar nichts vom Angriffskrieg auf Jugoslawien von der NATO und Deutschland 1999 oder von den USA und ihren Verbündeten 2003 im Irak, von Saudi-Arabien bis heute im Yemen und von unzähligen weiteren Kriegen seit 1945 unterscheidet, zu dämonisieren. Es würde was ganz besonders Schreckliches in der Ukraine passieren. Und dann verwendet dieser zwar sicher nicht sonderlich gebildete, aber doch immerhin mit einer enormen Machtfülle ausgestattete CDU-Politiker gar das Wort „Zivilisationsbruch“, der von Russland und Putin in der Ukraine verbrochen werden würde:

Es ist nicht nur ein rechtswidriger Angriffskrieg, sondern ein Zivilisationsbruch sondergleichen.

Weiter fabuliert der CDU-Großagitator unwidersprochen vom ZDF-Moderator:

Die Freiheit Deutschlands und Europas wird zur Zeit in der Ukraine verteidigt.

Das ist natürlich pure faktenfreie Propaganda. In der Ukraine wird überhaupt nichts verteidigt, außer eben der Ukraine. Wenn jemand eine Gefahr für Europa darstellt, dann ist es die Ukraine mit ihren Tausenden Neonazis, die schwer bewaffnet und politisch gut vernetzt sind. Sollte die Ukraine in die EU aufgenommen werden, hätte die EU nicht nur einen extrem korrupten Oligarchenstaat an der Backe, sondern auch diese brutalen Extremisten.

In dem Vortrag „Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute“ von 1962, den der Soziologe und Philosoph Theodor W. Adorno vor dem Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit hielt, geht es um „Krypto-Antisemitismus“.[1] Es geht um das Gerücht, das Tuscheln, aber es geht auch um die Erinnerungsabwehr, daher der von Adornos Mitarbeiter Peter Schönbach kreierte Begriff „sekundärer Antisemitismus“.[2] Was damals „Dresden“ war ist heute „die Ukraine“:

Beispiel: das beliebte Schema des Aufrechnens; daß es zwar wahr sei, soundso viele Juden wären umgebracht worden; ‚Krieg‘ – so wird einem dann bedeutet – ‚sei Krieg, dabei flögen eben Späne, aber Dresden wäre doch auch entsetzlich gewesen‘. Kein Vernünftiger wird das bestreiten, wohl aber das ganze Schema des Denkens, die Vergleichbarkeit von Kriegshandlungen mit der planmäßigen Ausrottung ganzer Gruppen der Bevölkerung.“[3]

Ja, mehr noch: Von der Kollaboration ukrainischer Antisemiten und Judenmörder ist von dem CDU-Typen nichts zu hören. Dabei stehen in Dutzenden Städten in der Ukraine Büsten, Statuen oder Denkmäler zu Ehren solcher Antisemiten. Viele Straßen und Plätze sind nach ihnen benannt. Nehmen wir Yaroslav Stetsko als Beispiel. Zu seinen Ehren steht in der Großstadt Ternopil, ca. 130 km südöstlich von Lwiw („Lemberg“, früher Galizien), eine Büste. Wer war Stetsko? Ich komme gleich auf ihn zurück.

Verharren wir erst einmal kurz bei dem CDU-Politiker. Was motiviert ihn, den Vernichtungskrieg der Deutschen mit dem ganz normalen Krieg gerade Russlands zu analogisieren? Es liegt nahe, unterbewusst genau jene antisemitische Denkweise zu erahnen, die eben aufrechnet und damit erstens den Holocaust verharmlost und in die ganz normale Geschichte von Kriegen einbettet und zweitens somit eine stabilere deutsche nationale Identität zulässt – wenn doch andere überhaupt nicht besser sind als die Nazis damals.

All das fällt niemand mehr auf, der Mainstream stoppt solche Agitation nicht nur nicht, sondern befördert sie tagtäglich mit solchen Sendungen, den die Demokratie täglich mehr zerbröselnden, so einseitigen wie unwissenschaftlichen Talkshows, und den a-sozialen Medien vorneweg.

In diesem Fall hat die CDU mit solchen Statements Scholz und die SPD vor sich hergetrieben und am heutigen Donnerstag, 28.04., weilt der Kanzler in Japan, während der Bundestag das erste Mal in seiner Geschichte de facto einen Krieg an Russland erklärt. Was für ein historisches Versagen von Olaf Scholz und fast aller Deutschen. Scholz ist für diese seit 1945 nie dagewesene Kriegsbegeisterung, dafür waren die Deutschen ja zuvor schon berüchtigt, dankbar, wie für nichts in seinem Leben, wie es scheint:

Das Treffen der NATO auf dem US-Stützpunkt Ramstein vor wenigen Tagen unterstreicht, dass sich Deutschland, Amerika und fast der ganze Westen als Kriegstreiber verstehen. Die restliche Welt – also die übergroße Mehrzahl der Weltbevölkerung! – allerdings überhaupt nicht. Der Großteil der Weltgemeinschaft, China, Indien, Brasilien, Mexiko, Nigeria, ja ganz Mittel- und Südamerika, ganz Afrika, ganz Nahost (Israel ist gespalten, aber nicht so aggressiv gegen Russland wie Europa oder die USA) und ganz Asien (außer Japan) machen bei der Dämonisierung Russlands nicht mit, ohne den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands zu verharmlosen.

Die fünf Milliarden Euro, die der Westen, vor allem die USA, an Kriegsmaterial für die Ukraine bereitstellen, sind ein Freudenfest für die Rüstungsindustrie und werden noch mehr Menschen in der Ukraine töten. Diplomatisch wird der Krieg beendet, mit Waffenlieferungen wird er verlängert und Deutschland wie die USA und alle anderen – außer der Schweiz, die jetzt nicht mitmacht und keine Munition liefert für die deutschen Panzer – kokettieren mit Provokationen und einem Atomkrieg oder dritten Weltkrieg.

Dabei ist der Angriff Russlands auf die Ukraine zwar klar völkerrechtswidrig, aber das war der Irak-Krieg auch und das ist der aktuelle und viel mörderischere Krieg im Jemen (u.a. von Saudi-Arabien) auch, ohne jeden Aufschrei in Europa, die Opfer sind aber auch keine weißen blonden Frauen. Und entscheidend ist nun mal, wer stirbt und wer dafür verantwortlich ist. Wenn dunkelhäutige, jedenfalls nicht europäische (Australien, Neuseeland, Amerika und Kanada zählen als Ableger von Europa) Menschen in Nahost oder Afrika in Kriegen getötet werden, dann ist das keinen Aufschrei wert, Saudi-Arabien ist ja ohnehin schon ein extremer Waffenimporteur und zahlt auch gut, vor allem aber sind die Opfer weit weg und es sind keine Weißen.

Also ist der Krieg im Jemen kein Skandal, sicher gibt es auf Arte mal eine Doku zum Thema, aber keine Brennpunkte, keine Treffen in Ramstein oder Washington, D.C. Es geht um den Kapitalismus in der Ukraine, der muss mit aller Gewalt fest in westlicher Hand bleiben, Korruption hin oder her, und es geht um eine Umschreibung der Geschichte. Endlich kann das einzige Land, das wirklich mit unfassbarer Kraft und unbeschreiblichen Verlusten gegen Nazi-Deutschland kämpfte, selbst mit den Nazis in eine Linie gesetzt und ein neues Nürnberger Tribunal (heute z.B. in Den Haag) geplant werden.

Russland ist das größte Land Europas. Jetzt wird massiv daran gearbeitet, Russland und alle außerhalb Russlands lebenden Russinnen und Russen zu diffamieren und ökonomisch, sozial, kulturell auszuschließen. Es werden Konzerte mit Musik von Tschaikowsky abgesagt und Dirigenten entlassen, wenn sie nicht den Kopf von Putin gefordert haben. Diese antirussische Hetze muss umgehend aufhören.

Es muss auf diplomatischem Wege verhandelt werden. Die Ukraine muss über den Status der Ostukraine verhandeln und erklären, dass ihr militärischer Kampf gegen offenkundig Abtrünnige, der seit 2014 über 14.000 Menschenleben gekostet hat, verloren ist und es um eine Autonomie von Luhansk und Donezk gehen muss. Die Krim hat sich bereits vor Jahren in einem Referendum zu Russland bekannt, was nicht weiter verwundert, wenn man historisch argumentiert und daran erinnert, dass die Krim der Sowjetrepublik Ukraine 1954 „geschenkt“ wurde, also willkürlich Teil des Staatsgebietes wurde, nachdem es zuvor 170 Jahre russisch war und heute wieder russisch sein möchte.

Der Kern aber des Konflikts ist die Aggression durch NATO Manöver in der Ukraine seit Jahren. Der Putsch von 2014, der von den USA massiv unterstützt wurde, brachte die Ukraine endgültig auf einen ethnonationalistischen Kurs. Das heißt nicht, dass Putin und Russland nicht ebenso Ethnonationalismus betrieben und mit Dugin einen Heidegger affinen rechtsextremen Vordenker haben, der ideologisch den Kreml befeuert. Doch in Deutschland wie den USA und Europa wird der Konflikt völlig einseitig dargestellt, ein Schwarz-Weiß-Denken wie zu Zeiten des Kalten Krieges reaktiviert. Ukraine=gut, Russland=böse. Und so einfach ist die Welt nicht. Wer von dem Versprechen der USA und von Helmut Kohl, die NATO würde sich „keinen inch“ ostwärts ausbreiten nach 1990, nicht reden will, soll vom Ukrainekrieg schweigen.

Es muss um einen sofortigen Waffenstillstand gehen. Verhandlungen sind das Gebot der Stunde. Was aber macht der Westen? Er torpediert jede Verhandlung, indem er sich vollständig (sofort oder bis 2027) von russischem Öl oder Gas unabhängig machen will. Damit soll Russland tatsächlich komplett von Europa entfernt werden, so wie die offenbar in Kategorien von Sippenhaft denkenden Verantwortlichen des Tennisturniers in Wimbledon, die alle russischen und weißrussischen (!) Sportler*innen ausgeschlossen haben. Auch die UEFA und FIFA haben Russland ausgeschlossen, ja fast alle Sportverbände haben die Russen ausgeschlossen. So beendet man den Krieg in der Ukraine keine Sekunde eher, doch damit wird Vertrauen zerstört und regelrechter Hass auf alle Russen und alles Russische in einem seit 1945, selbst zu Zeiten des Kalten Krieges nicht dagewesenen Maß geschürt.

Die Ukraine muss unmissverständlich klar machen, dass sie sich von Holocausttätern, für die Denkmäler gebaut wurden, distanziert, dass sie nie in die NATO aufgenommen werden möchte und als Brückenland zwischen Russland und dem westlichen Europa fungieren könnte. Dafür gibt es Sicherheitsgarantien von Russland, die international abgesichert werden.

Auch der Angriffskrieg Deutschlands und der NATO gegen Serbien 1999 war ein Verbrechen. Es war ein doppeltes Verbrechen, erstens an der Bevölkerung in Serbien und zweitens an der Erinnerung an Auschwitz, das auf widerwärtige Weise vom damaligen (wie heute: grünen) Außenminister instrumentalisiert, ja in seinem Kern geleugnet wurde.

Diese Leute im Gefolge des US-Außenministers Austin wollen nicht etwa das Ende des Krieges in der Ukraine, sondern – völlig wahnsinnig – einen Sieg der Ukraine. Jeder Panzer, jedes Maschinengewehr und jede Flugabwehrrakete wird mehr Menschen in der Ukraine töten. Also will die deutsche Bundesregierung, dass noch mehr Menschen in der Ukraine sterben. Und natürlich will sie Russen töten, das ist eh klar. Deutschland will wieder Russen töten, das muss man sich klar machen, 77 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus. Die Rote Armee kämpfte gegen die ukrainischen Nationalisten und Antisemiten, die Teil von SS-Divisionen waren und der Wehrmacht halfen, Juden und Polen zu massakrieren. Die deutschen Waffen sollen auch helfen, die Denkmäler, die es in der ganzen Ukraine zu Ehren dieser Antisemiten und Holocaustbeteiligten gibt, zu schützen, denn das ist eine Konsequenz der militärischen Unterstützung dieses Landes.

Die jüdische Zeitung Forward hat eine umfangreiche Forschung des Journalisten Lev Golinkin publiziert, wo er das Gedenken an Antisemiten, Nazikollaborateure und Judenmörder weltweit dokumentiert. Die Ukraine hat ein besonders langes Kapitel. So heißt es über Stetsko:

Ternopil — A bust of the genocidal Yaroslav Stetsko (1912–1986), who led Ukraine’s 1941 Nazi-collaborationist government which welcomed the Germans and declared allegiance to Hitler. A rabid antisemite, Stetsko had written “I insist on the extermination of the Jews and the need to adapt German methods of exterminating Jews in Ukraine.” Five days prior to the Nazi invasion, Stetsko assured OUN-B leader Stepan Bandera: “We will organize a Ukrainian militia that will help us to remove the Jews.”

Das war die Ideologie des Vernichtungskrieges. Da mordeten die Wehrmacht, andere Nazi-Einheiten wie die SS oder die Einsatzgruppen Hand in Hand mit ukrainischen Nationalisten um Bandera (Organisation ukrainischer Nationalisten, OUN-B) oder Melnyk (OUN-M). Auch solche Denkmäler sollen jetzt mit deutschen Panzern und Geschützen verteidigt werden.

Es ist falsch, wenn Putin oder Russland von einem „Genozid“ im Donbass reden, genauso falsch wie die Rede von einem Genozid an den Ukrainern. Es ist aber für die politische Kultur der Ukraine schockierend, dass dort nach Antisemiten und Mördern, die nachweislich am Holocaust beteiligt waren, Denkmäler in der heutigen Ukraine errichtet wurden – fast alle seit Anfang der 1990er Jahre, als die heutige Ukraine entstand.

Aktuell im Kampf um Mariupol hat Putin die russische Armee und ihre Verbündeten angewiesen, das von ukrainischen Kämpfern gehaltene Stahlwerk nicht zu stürmen, sondern den Bewaffneten wie einigen dort verschanzten Zivilisten die Möglichkeit zu geben, sich zu ergeben. Das ist kein Vernichtungskrieg.

Im ZDF aber darf der CDU-Politiker eine direkte Linie vom Holocaust zum heutigen, alles nur nicht auf die Vernichtung der Bevölkerung gerichteten Krieg Russlands ziehen:

Auf dem Gebiet der Ukraine ist der Angriffskrieg von Hitler-Deutschland gegen die Sowjetunion mit besonderer Brutalität und Härte geführt worden.

Es ist exakt dieses oben analysierte Aufrechnen, das der CDU-Politiker hier betreibt. Das ist sekundärer Antisemitismus nach Adorno.

Da redet der Nicht-Historiker von der CDU von einem „Angriffskrieg“, doch das war tatsächlich der Vernichtungskrieg. Und bei diesem Vernichtungskrieg und im Holocaust waren gerade die Ukrainer aktiv beteiligt und enge Nazi-Kollaborateure. Nach einigen dieser Massenmörder sind heute in der Ukraine Straßen und Plätze benannt, nicht nur nach Stepan Bandera, dem bekanntesten Nazi-Kollaborateur und Antisemiten, sondern auch nach Roman Shukhevych, ukrainischer Nationalist und Massenmörder bei der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), Roman Rudiy, Mitglied der SS-Division Galizien, Yaroslav Stetsko, Kopf der ukrainischen Regierung, die mit der Wehrmacht und den Nazis zusammenarbeitete.

Im März 2021 wurde ein Fußballstadion in der Stadt Ternopil nach Roman Shukhevych benannt, was zu einem Protest des Simon Wiesenthal Centers bei der FIFA und zu einem Aussetzen der städtepartnerschaftlichen Kooperation mit der polnischen Stadt Zamość führte. Heute: alles vergessen, Waffen für die Ukraine!

Der Historiker Per A. Rudling hat den Antisemitismus, die völkische Purifikationsideologie („Ukraine den Ukrainern“) und die Pro-Nazi-Ideologie in einem wissenschaftlichen Aufsatz analysiert:

[The OUN periodical] Visnyk subscribed to a conspiratorial worldview. It perceived Bolshevism as a tool of Jewish dominance. The United States, as well as the Soviet Union, were controlled by Jewry, nationalist ideologues argued, and Jewish interests were setting Britain, France, and the United States against Nazi Germany. Referring to the United States, Visnyk spoke of “120 million Aryans over the ocean, under the yoke of Israel.” When Mussolini introduced anti-Semitic legislation in 1938, Visnyk approvingly cited the “practical realization” of the “Jewish question” in Fascist Italy. Nationalist intellectuals like Dontsov and Martynets presented the OUN with a racial theory.

Their repeated rejection of assimilation suggests that the OUN had internalized and “wholeheartedly accepted” a full- fledged, racial, anti-Semitic discourse by the late 1930s.36 The OUN described the 1918–1919 pogroms during the civil war in Ukraine as part of a “social liberation struggle.” Radicalized over the 1930s, anti-Semitism became particularly prominent between 1939 and 1943, reaching a high point in 1941–1942.

Leading members of the Bandera wing wanted Ukrainian Jews killed or removed, and offered to participate in the process. 39 In April 1941, the OUN(b) declared that they “combat Jews as supporters of the Muscovite-Bolshevik regime.” Its propaganda directives in the following month demanded the destruction of the Jews: “Ukraine for the Ukrainians! . . . Death to the Muscovite-Jewish commune! Beat the commune, save Ukraine!”

Soviel zu Stepan Bandera, seinem und der OUNs Antisemitismus. Warum der ukrainische Botschafter Melnyk, der am Grab von Bandera in München Blumen niederlegte und die Neo-Nazi Militärs der Asow-Einheiten feiert, ja sich Kritik verbittet und zugleich ein großer Fan des Antisemiten Bandera ist, weiterhin Botschafter in diesem Land sein darf, ist ein Rätsel. Zu normalen Zeiten wäre ein solcher Pöbler längst ausgewiesen worden. Aber die Politik von Scholz entspricht ja der Agitation des ukrainischen Botschafters, auch wenn der am liebsten Atomraketen hätte oder wenigstens das Verbot der russischen Sprache auf deutschen Schulhöfen etc.

Der Forward betont, dass auch in Deutschland weiterhin Krankenhäuser, Seenotrettungsschiffe, Straßen, Plätze oder Universitäten nach NS-Kriegsverbrechern und Antisemiten benannt sind wie nach Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Das war der letzte Krupp als Leiter des Krupp Konzern. Wegen Sklavenarbeit bei den Krupp-Werken, wo er ab 1943 alleiniger Chef war, wurde er in den Kriegsverbrecherprozessen 1947 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1951 von den Amerikanern begnadigt.

Seit 1931 war Alfried Krupp (1907-1967) ein eifriger Nazi und Förderer der Schutzstaffel (SS), seit 1938 Mitglied der NSDAP. Als er im Februar 1951 vorzeitig entlassen wurde, gab es Jubelstürme in Essen und er konnte zurück in die Villa Hügel fahren, wo er aufgewachsen war. Dass diese Villa eines Hauptkriegsverbrechers nicht enteignet und den Opfern der Politik der Krupp-Familie übergeben wurde, das ist symptomatisch für das Beschweigen und tatkräftige Beklatschen von Nazis in der frühen Bundesrepublik Deutschland, die ein post-nationalsozialistischer Staat war, der seine eigenen Verbrechen beschwieg und affirmierte.

Heute heißen zum Beispiel folgende Einrichtungen nach Alfried Krupp von Bohlen und Halbach:

Das Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald, das Alfried Krupp Krankenhaus in Essen, der Seenotrettungskreuzer Alfried Krupp, ein Lehrstuhl für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht der Bucerius Law School sowie das Alfried Krupp College auf dem Campus der Jacobs University Bremen sind nach ihm benannt.

Der Forward-Artikel erwähnt noch weitere Nazis, nach denen Straßen oder Plätze etc. in Deutschland benannt sind, bis heute:

The country is strewn with streets honoring Wernher von Braun, who built rockets used to kill civilians in Allied nations; more than 10,000 concentration camp prisoners died constructing these weapons.

There are also streets named for Friedrich Flick, whose steel empire was built on the expropriation of Jewish businesses; Max Ilgner, an executive for IG Farben which produced the Zyklon B gas for the Auschwitz gas chambers; Albert Reinmann Jr., whose plants abused prisoners to the point where even the local Nazi Party office had to step in; and Ferdinand Sauerbruch, who headed the medicine branch of the Third Reich office responsible for authorizing horrific experiments on concentration camp inmates.

Oder denken wir an den Nazi, SS-Mann und Ariseur Hans Martin Schleyer, nach dem in Stuttgart eine Halle und in Esslingen am Neckar eine Brücke benannt sind.

Von all dem spricht der CDU-Politiker natürlich nicht. Er verharmlost aber Auschwitz und den Holocaust wie in Babi Yar unweit von Kiew, wenn er heute bei einem ganz normalen, schrecklichen, aber eben typischen Krieg wie im Blutdurst von einem „Zivilisationsbruch“ daherredet. Wadephul ist ganz stolz auf die deutsche Rüstungsindustrie, die sofort Panzer und schwere Waffen in die Ukraine liefern könnte – wäre Olaf Scholz bislang nicht so zögerlich in dieser Hinsicht.

Es ist ähnlich schockierend, dass da ein ZDF-Journalist bei der antisemitischen Rede vom „Zivilisationsbruch“, der hier und heute in der Ukraine geschehe, nicht abbricht oder die Frage stellt, ob dieser CDU-Mann überhaupt weiß, was der Zivilisationsbruch war. Denn das weiß dieser CDU-Politiker aus Schleswig-Holstein offenkundig nicht. Sonst wüsste er ob der Differenz von industriellem Massenmord an einem Volk, dem Töten um des Töten Willens in der Shoah, dem sechs Millionen Juden den Deutschen und ihren willigen Helfern wie in der Ukraine zum Opfer fielen, und einem ganz typischen Krieg.

Wer angesichts dieses ganz normalen Krieges, der nicht anders abläuft – eher harmloser – denn der Vietnam-Krieg oder der Irak-Krieg der Amerikaner oder ganz aktuell der äußerst blutige Krieg im Jemen, der schon bis zu 300.000 Tote gefordert hat, völlig durchdreht und von „Zivilisationsbruch“ daherredet, ist eine Gefahr für die Demokratie und die Holocausterinnerung.

Im Krieg herrscht Gewalt, aber vor allem geht es um Interessen. Es geht um Expansion, um Macht und Herrschaft.

Im Holocaust ging es weder um Interessen, noch um Expansion, Macht oder Herrschaft. Es ging um die Vernichtung der europäischen Juden. Jegliches Vertrauen in die Rationalität eines Kriegsteilnehmers wurde dort dementiert. Entgegen jeder Kriegslogik wurden die Juden vernichtet. Nichts auch nur im kleinsten Ansatz Vergleichbares passiert aktuell in der Ukraine oder im Jemen etc.

Es ist obszön, infam, unerträglich wie hier dieser CDU-Politiker Auschwitz verharmlost und das ZDF sendet es ohne Widerspruch, dem ZDF-Moderator ist es nur etwas zu vorschnell, dass die Deutschen ausgerechnet „Panzer“ liefern wollen, was doch nicht mal die Amerikaner, Franzosen oder Briten täten. Aber mit den Worten „Vernichtungskrieg“ und „Zivilisationsbruch“ hat der ZDF-Mann kein Problem, sonst hätte er da nachgehakt oder – wäre er konsequent – wegen antisemitischer Verharmlosung von Auschwitz dem CDU-Mann den Saft abgedreht.

Was unterscheidet Auschwitz, Sobibor, Treblinka und den Holocaust von allen anderen Verbrechen in der Geschichte der Menschheit? Dass sie mit jeglicher zivilisatorischen Gewissheit gebrochen haben. Sklaven wussten, dass sie am Leben bleiben, wenn sie sich so oder so verhalten, Kriegsteilnehmer konnten damit rechnen, gefangen genommen zu werden. Auch die auf geradezu widerwärtige Weise instrumentalisierten „Vergewaltigungen“, die dieser CDU/CSU-Vize hier erwähnt, sind bekanntlich in jedem Krieg Teil der Gewalt. Das ist kein Zivilisationsbruch.

Was war der Zivilisationsbruch? In diesem Band von 1988 steht:

Und indem Menschen der bloßen Vernichtung wegen vernichtet werden konnten, wurden auch im Bewußtsein verankerte Grundfesten unserer Zivilisation tiefgreifend erschüttert – ja gleichsam dementiert.

Weiter heißt es im Vorwort des Herausgebers Dan Diner:

Nicht die wirklichkeitsgetreue Rekonstruktion des Menschheitsverbrechens, sondern anhand des eingetretenen Dementis von auf Selbsterhaltung und Überleben gerichteten Denk- und Handlungsformen wird der Bruch offenbar, den Auschwitz zivilisatorisch tatsächlich bedeutet.

Die Journalistin Claudia Mäder sieht in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) die Inflation der maximalen verbalen Verdammung sehr kritisch. Treffend und ziemlich fassungslos geht sie auf ein Video der deutschen Bundesregierung von November 2020 zu Zeiten der Corona-Krise ein, wo ein alter Mann rückblickend diese Zeit des Rumlümmelns auf dem Sofa – dem totalitären Lockdown! – wie als Erinnerung an den „Krieg“ gegen Corona beschreibt. Und da als erster wohl der französische Präsident Macron vom „Krieg gegen ein Virus“ schwadronierte, ist es jetzt angeblich zu wenig, das, was Russland aktuell macht, einfach nur „Krieg“ zu nennen. Dabei war bis März 2020 Krieg eigentlich schon schlimm genug.

Und, ja, die russische Polizei kontrolliert sehr wohl, was die Leute so chatten oder welche Kanäle und Seiten sie in der Chronik haben etc. Auf der anderen Seite hat der andere Vladimir (Selenskyi) Oppositionsparteien verboten und Medien gleichgeschalten. Welche deutschen Medien und welche Politiker*innen der Regierung berichten von Kriegsdienstverweigerern in der Ukraine, die zum Militär- und Kriegsdienst gezwungen werden? Was für eine „Demokratie“ soll die Ukraine sein, die 18-60-jährigen Männern die Ausreise, also Flucht verweigert?

Wer heute Waffen an die Ukraine liefert, möchte unweigerlich, dass noch mehr Menschen in der Ukraine sterben. Sicher ist die unterbewusste Hauptmotivation dieser Waffenlieferungen das Töten von Russen, sehr wohl als Revanche für 1945 und den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland. Wenn doch Putin irgendwie mit Hitler in einem Atemzug genannt werden kann, ja wenn beide jeweils einen „Zivilisationsbruch“ zu verantworten haben, dann sind wir endgültig quitt.

Wer jedoch heute von einem „Zivilisationsbruch“ faselt, möchte die Verbrechen der Deutschen im Holocaust diminuieren, ja diese Universalisierung leugnet das Nie Dagewesene und auch seither nie wieder Stattgefundene von Auschwitz, Sobibor, Babi Yar und Treblinka.

Wobei diesen Gedanken der Gleichsetzung von Rot und Braun oder von Moderne und NS, Landwirtschaft und Gaskammer schon kurz nach 1945 der einflussreichste deutsche Denker und Philosoph des 20. Jahrhunderts – dem eine gewisse Rolle auch bei den Coronapolitik-Kritiker*innen attestiert werden kann – formuliert hat, wie Teil 2 zeigen wird.

 

[1] Theodor W. Adorno (1962)/1998: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute, in: Ders., Gesammelte Werke, Band 20/1, S. 360–383, hier S. 363.

[2] Ebd., S. 362.

[3] Ebd., S. 368.

 

Nachruf auf Wolfgang Brosche

Am frühen Morgen des 11. April 2022 starb der Autor der Edition Critic, Freund und preisgekrönte Schriftsteller Wolfgang Brosche in einem Krankenhaus in Bielefeld. Er wurde 64 Jahre alt.

Wolfgang Brosche (1958-2022)

Ein Glück, dass er ironischerweise mit einer Krankenhauspastorin eine Patientenverfügung geschrieben hatte vor einigen Wochen. Wolfgang hatte keine Angst vor dem Tod, weil er nicht an ein Leben nach dem Tod glaubte, aber das Sterben wollte er aktiv mitbestimmen. Er wollte unbedingt selbstbestimmt sterben und – im Fall der Fälle –  nicht von Geräten am Leben erhalten werden.

Wolfgang hat noch so viele Gedanken zur Kritik des medizinischen Alltags im Krankenhaus oder mit der ambulanten Pflege aufschreiben wollen, ein Buch hätte es werden sollen, neben all den vielen anderen Projekten. Das erzählte er mir so oft und er hatte solche Lust, mit diesen Gestalten abzurechnen, ohne die freundlichen und mit Empathie ausgestatten Medizin-VertreterInnen zu vergessen.

Wolfgang Brosche schlief ruhig ein, er war nicht alleine, uns bleibt das Gefühl, dass er die zwei Stimmen von mir und meiner Lebensgefährtin noch hören und Berührungen mitbekommen konnte. Er hatte keine Schmerzen, es war ein langsames, ruhiges Ende. Ein solches existenzielles Erlebnis ist schockierend, aber es hatte vor allem selbst in diesem technokratischen Umfeld etwas Würdevolles, Selbstbestimmtes. Verglichen mit dem Zustand im Oktober 2021, als er mal wieder auf der Intensivstation lag, sein Bart abrasiert war und er von den Medikamenten wie ‚weggeschossen‘ wirkte und nur aufgrund von Maschinen noch lebte, einige Stunden, bis er wieder selbst atmen konnte, war das Sterben selbstbestimmter. Wolfgang hatte wieder seinen weißen Vollbart und atmete selbständig, exakt so lange wie er wollte und konnte.

Ich werde die scharfen und vielfältigen Texte von Wolfgang sehr vermissen, auch seine Späße, die er sogar mit dem Krankenhauspersonal mitunter machte und mir erzählte. Es gab schrecklich autoritäre, normalistische, aufs Funktioneren bedachte, eiskalte Züge bei den Pfleger*innen und Ärzt*innen, aber auch engagierte, mitunter wärmere Menschen, die den intellektuellen Charme von Wolfgang faszinierend fanden und genossen. Eine Pflegerin sagte zu ihm, dem linken undogmatischen Gesellschaftskritiker, der noch bei Marx die Apologie der Arbeitsgesellschaft hellsichtig erkannte, jetzt komme wieder „die Blutsaugerin“. Immer wieder mal vergaß Wolfgang das Telefongespräch zu beenden, oder aber er ließ auch mal absichtlich den Ton noch an, so dass ich hören konnte, was passiert, was mitunter auch mal erheiternd war.

Gerade die letzten ca. sechs Wochen vor seinem Tod waren geprägt von einer Aufbruchstimmung, es gab kein Wechselbad der Gefühle mehr, wie so oft in seinem Leben, sondern fast nur noch Optimismus. Er hatte eigentlich gar keine tödliche Krankheit, dafür die anstehende Reha und das alsbald tägliche Laufen im Zimmer, ja im Flur, Dutzende, wenn nicht Hunderte Schritte, Sitzen im Stuhl vor dem Fenster und stundenlang Zeitung lesen oder sich unterhalten, was viel zu selten war, die intensivste Gesprächspartnerin, mit der ich via Telefon und Mail auch intensiven Kontakt hatte, kam ja im Schnitt jeden zweiten Tag so 30-45 Minuten, neben den kurzen Besuchen des Pflegepersonals und den Visiten der Ärzt*innen, wo es in der Auskunftsfreude und Kooperation mit mir deutliche Unterschiede gab, auch das war gegen Ende viel besser geworden. In dem generell doch sehr stark nach Dienst-nach-Vorschrift geprägten, eiskalten Krankenhauskomplex war jene Pastorin ein Lichtblick für Wolfgang, wie er mir so eindrücklich erzählte, immer und immer wieder.

Im Winter 2020 hatte Wolfgang eine neue Wohnung bezogen und im Februar 2021 kam dann der fantastische Umzug seiner Tausenden Bücher, was für ein Fest das damals war für Wolfgang! Wolfgang hatte eine herausragende, köstliche Privatbibliothek zur Musikgeschichte, zu Politik, Literatur, der Sexual- und Kulturgeschichte, zum Leben der bunten tropischen Singvögel und vielen Topoi mehr, selbst Fußball und sein Bezug zur modernen Industriegesellschaft gehörte jüngst dazu.

Dazu kommen die Filme, die er sah und besprach und von den Film- und Radiobeiträgen, die er in seinem Leben als Journalist produzierte, ganz zu schweigen. Er kannte über 3600 Filme, wie er mir berichtete, darunter auch Horrorfilme, die er gesellschaftskritisch zu verarbeiten vermochte.

Nach diesen vielen Wochen der körperlichen und psychischen Stabilisierung ging es jetzt am Ende ganz schnell, in nur einem Tag haben Wolfgang die Kräfte verlassen. Er starb so, wie er es wollte, ohne intensivmedizinische Behandlung.

Es war ein riesiges Geschenk, mit Wolfgang befreundet gewesen zu sein.

Was die ganzen Weißkittel nie verstehen werden, hat Wolfgang Brosche vor Jahren festgehalten:

Ja, das Perfideste an dieser Dressur: selbst die Diagnose „Depression“ stabilisiert das System: nun können Therapeuten, Pharmakologen, Kliniken und Kommissionen tätig werden, um die Herstellung der Wiederanpassung in die Wege zu leiten. Was früher das Gefängnis bewerkstelligte (und auch noch heute, nur sozialtherapeutisch verbrämt) und für das Funktionieren der hierarchischen Gesellschaft leistete, das leisten heute die Klinik und der Psycho-Medizinkomplex, wie uns Foucault längst gezeigt hat. (Zur Hellsichtigkeit von Foucault, Deleuze und Hocquenghem ein nächstes Mal, man soll mir ja nicht sagen, ich würde im luftlosen Raum argumentieren.)

Natürlich gibt es millionenfaches Leid in dieser Gesellschaft, die bedrückende Unendlichkeit der Depression. Aber wie das Christentum keine Tragödie erträgt und das Lebens-Recycling als Tröstung anbietet (natürlich nur bei Wohlverhalten), so bieten Klinik, Sozialindustrie und Jobcenter die Verheißung der „Wiedereingliederung“. Nur eines ist dabei wichtig: Der Traurige, der Trauernde, der Depressive, der Leidende muss aktiv bei der Selbstblendung mitmachen und sein Leiden vergessen – wenn er das aber nicht kann, dann ist er ein Störfaktor, gilt – wie ich erst vor wenigen Tagen wieder einmal von jenem Leidenden hörte, dem das Leben in dieser zweckgebundenen Welt nicht gelingt, als widerspenstig, nicht anpassungsfähig, als störrisch – selbst Schuld.

Die Depressiven leiden aber nicht an sich – sie leiden an der Welt.

Sein Kampf gegen die Homophobie und gegen klein- wie großbürgerliche, herkömmliche Familienstrukturen, war ganz zentral. Das einfache und konventionelle pro-natalistische Weltbild war ihm zuwider. Da fehlten die sprühenden Funken, die Freiheit, die Autonomie. Eines der letzten Bücher, die Wolfgang las, war Verena Brunschweigers „Fuck Sexism“ das im September 2021 erschienen war. In seiner vorletzten Mail am 20. September 2021 schrieb er mir: „lieber clemens, der austausch mit verena brunschweiger funktioniert phantastisch – ich wünschte, so ein intelligenter und gebildeter mensch und dazu noch mit soviel anspielungsreichem humor wäre hier!“ Wolfgang Brosche hat viele Jahre für den WDR gearbeitet, ich kenne diese Arbeiten, Filme, Radiobeiträge, leider (noch) nicht. Er war ein Freund der Tiere und hatte Papageien als Mitbewohner. Sein letzter Papagei war „Othello“, sein sich an Shakespeare orientierender, nachplappernder Plüsch-Kumpel, der das Krankenhaus etwas erträglicher machen sollte.

Wolfgang Brosche war ein studierter Theaterwissenschaftler, aber vor allem ein großer Sozialpsychologe, der noch die subtilsten Verästelungen von Herrschaft erkannte und so scharf wie niemand bekämpfte, da er selbst auf vielfältige Weise zeitlebens Objekt war bürgerlich-patriarchal-kapitalistischer Verwerfungen. Doch er kämpfte als Subjekt mit allen Mitteln dagegen.

Er hinterlässt ein vielfältiges Werk aus Essays, Kolumnen, Romanen, Geschichten, Glossen, Filmen, Radiobeiträgen, die für Intellektuelle Anregung und Mahnung sein können, wenn sie denn Ohren und Augen haben für seine Kritik. Bis zuletzt wehrte sich Wolfgang gegen die irrationalen Zumutungen unserer Zeit. Vor wenigen Wochen zwang ihn eine besonders irrationale und fanatische Ärztin beim Blutabnehmen im Krankenhaus (nicht die sympathische „Blutsaugerin“, eine Krankenschwester), sich zu maskieren: einem Patienten mit massiven Atemschwierigkeiten aufgrund von Aspiration eine Maske aufzuzwingen, weil eine durchgeknallte ‚Ärztin‘, die dreimal gespritzt war, lieber einen Patienten leiden sieht und weder an ihre eigene sinnlose Maske glaubte, noch an ihre ‚Impfung‘.

Wir wissen, dass Geimpfte exakt so intensiv und so lange infektiös sein können wie nicht geimpfte Menschen. Das machte das Ausschließen von ungeimpften Menschen so willkürlich, irrational und menschenfeindlich –  Wolfgang war nicht der einzige Patient, der auf diese Weise massiv beschädigt wurde durch die 2G+-Impfapartheid und den ausbleibenden Besuch. Die geimpfte Ärztin war genauso eine ‚Gefahr‘ fürs Krankenhaus oder Patient*innen wie ein ungeimpfter Besucher.

Die unwissenschaftlichen, irrationalen und menschenfeindlichen Oberärzte verweigerten also dem denkenden Teil der Bevölkerung, Angehörige oder Freund*innen im Krankenhaus zu besuchen. Am Sterbebett ging es dann plötzlich doch, ohne jedes „G“ und ohne jeden Test konnte man in diese Anstalt. Ob die drei Krankenschwestern und der Arzt, die ziemlich abstandslos mit uns sprachen, das überlebten, ist unklar und unwahrscheinlich in der Logik der Zeugen Coronas.

Wolfgang wollte ein kleines Fest machen in seiner Wohnung, wenn er aus der geplanten Reha zurückgekommen wäre, mit den paar Freund*innen, die ihn unterstützt hatten.

Doch nach seinem Tod wurde klar, wie wenig die Menschen heute mit dem Tod umgehen können. Damit sind gar nicht Mal jene unglaublich anmaßenden 95-jährigen gemeint, die ja tatsächlich meinten „I am not ready to die, lockdown this world!“, sondern jüngere Bekannte von Wolfgang Brosche, die, von wirklich ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, schwiegen oder sich zurückzogen.

Dabei war Kommunikation, auch telefonische, so wichtig für ihn. Wolfgang und ich telefonierten seit Ende September 2021 täglich und immer war Ivan Illich mit dabei, der die überragende Bedeutung des Sich-Selbst-Kennens als ‚Kranker‘ so betonte und der Institution Krankenhaus skeptisch gegenüberstand. Und dann kommen noch unprofessionelle Pflegedienste mit dazu. In seiner letzten Mail an mich vom 21. September 2021 um 3.38 Uhr am Morgen schrieb mir Wolfgang, „jetzt ist es passiert“. Aufgrund unfassbarer und mehrere Tage dauernder Nicht-Behandlung eines eigentlich relativ harmlosen Problems kam es zu einer Sepsis. Das war der Anfang vom Ende. Eine Fehlbehandlung von inkompetenten und menschlich ziemlich desolaten – das muss man so sagen, wie oft hatte er mir von diesen autoritären Würstchen berichtet! –, Existenzen, schlechte Bezahlung im Pflegebereich und gute oder fehlende Deutschkenntnisse hin oder her.

Doch die mentale Stärke, mit der Wolfgang über viele Monate gekämpft hat, die war einzigartig, das sagten mir auch Ärzt*innen, die schon viel erlebt hatten. Die Ärzt*innen auf der Intensivstation betonten, wie wichtig, ja entscheidend persönliche Besuche sein können. Das war vor der Impf-Apartheid, wo diese Erkenntnisse dann nichts mehr zählten. Besonders rührend war eine deutsch-russische Intensivpflegerin, die Wolfgang an jenem Tag im September 2021 ankommen sah und Wochen später betonte, wie stark er sich in jeder Hinsicht verbessert hätte. Die beiden flachsten über russisches Essen, da Wolfgang so gerne Borscht kochte und sie dazu einlud, wenn er wieder Zuhause ist. Diese Pflegerin konnte er auch wiedererkennen trotz Maske, da sie lange schwarze Haare und dunkle Augen hatte, ja sich besonders herzlich um ihn kümmerte. Doch der ungemeine Personalwechsel im Krankenhaus, auf Intensiv- wie Normalstation war gleichwohl sehr belastend, bis auf die Pastorin gab es keinen Fixstern in diesem medizinischen Universum mit seinen hierarchischen Strukturen und neoliberalen Verwertungsformen.

Wolfgang Brosche wollte ein Buch schreiben über seine Erlebnisse in der Anstalt Krankenhaus und über den Umgang von ‚Pflege’diensten mit Patient*innen. Er hatte dazu schon viel Material gesammelt. Und er hat sogar in diesen Situationen noch Späße gemacht, mitunter Lieder seiner Diven gesungen oder andere Lieder, hatte gerade gegen Ende sehr gute Beziehungen zu verschiedenen Mitarbeiter*innen, dem Physiotherapeuten und vor allem jener Pastorin, die dem ungläubigen linken Gesellschaftskritiker mit viel Empathie zur Seite stand und sich mit ihm über Politik, Kultur, Philosophie unterhielt.

Wolfgang Brosches Analyse von Hans Christian Andersens Märchen ist bestechend und gibt uns einen Blick in sein Leben:

Die Entlein Friedrich oder Hans-Christian müssen leiden, weil sie so sind wie sie sind. Wie kann ein solches Entlein wissen, daß es mit jeder Faser seines Körpers und jeder Sehnsucht nach Liebe genauso viel wert ist wie alle anderen, daß in ihm Schönheit und Liebenswertes schlummern – vor allem nicht, wenn man es ihm nicht sagt, sondern ihm dagegen jeden Mut nimmt, verächtlich klein und niedrig und schäbig und häßlich schimpft, bis es selbst daran glaubt, verdrängt wird, nicht einmal den Mut zum Widerstand schöpfen kann, nachgibt, sich zurückzieht ins Zwielicht und schließlich in die Schatten, damit es dann allein auf dem Teiche schwimmt, sich in vorauseilendem Gehorsam absondert und den anderen sogar in ihren vernichtenden Attacken recht gibt, das selbst sein Leben einschränkt indem es immer kleinere Kreise im kalten Wasser zieht, allein in die Nacht eingeht, sogar einfriert, weil die anderen ihm seinen Bewegungsspielraum nicht gönnen – das festsitzt in der einsamen Kälte…

Wolfgang befasste sich mit dem Faschismus, den Nazis, dem Nationalsozialismus, den Neuen Rechten, dem Schwulenhass und männlich-faschistoider Gewaltorgien und ihren Protagonisten von Donovan bis Höcke. Aber er war ein Mensch, der das Leben auch liebte, der sich mit den schönen Dingen im Leben, Musik, Essen, Trinken, Tieren, Pflanzen, Natur, Film, mit Ethik und Ästhetik eingehend befasste. Er hatte über 100 Kochbücher.

Wolfgang liebte die Schönheit und dazu hatte er Augen und Ohren, sie zu erkennen. Er hatte einen internationalen Presseausweis, mehr von seinem Leben als Journalist zu erfahren von Weggefährt*innen wäre sicher interessant, dort, wie in seinen Romanen und Geschichten schlummert viel von seinem Leben, das Geborgenheit und Zärtlichkeit suchte, und nicht oder nur temporär finden konnte – was ihn in Anlehnung an Danielle Darrieux (1917-2017) zur Ablehnung oder Verwerfung des Begriffs Liebe führte -, was nicht nur, aber in besonderem Maße in seiner Geschichte an der homophoben Struktur, sowie auch und gerade an der atomistisch-isolierten Verfasstheit der bürgerlichen Welt liegt, oder am Konzept Liebe überhaupt:

Was also haben wir Danielle Darrieux zu verdanken? Etwas, was vielleicht nur Catherine Deneuve mit ebensolcher französischen Leichtigkeit darstellen könnte – und zwar auch in allen Altern ihrer Karriere – die so lange dauern könnte wie von Darrieux, Deneuve hat bereits 50, Darrieux aber 80 Jahre geglänzt….

Was war es…haltet Euch fest, das wollt ihr nicht hören: Danielle Darrieux hat uns auf zärtlichste Weise gezeigt daß es keine Liebe gibt, daß wir einsam sind, daß es nur aufregende Phantasmen der Zuneigung gibt, Illusionen der Treue und die Taschenzauberei der vorübergehenden Geborgenheit.

Die Privatbibliothek von Wolfgang Brosche war sein Leben. Sie zu verlieren, nach Monaten der Abwesenheit, war seine größte Sorge, und er hat sie nicht verloren, sie war immer seins, da lebte er, da litt er, da weinte und lachte er, neben den Filmen und der Musik war die Literatur, die Philosophie, die Gesellschaftskritik in all ihrer linken Vielfalt sein Leben.

Einer seiner letzten Texte war eine Sammelrezension im April 2021, worunter sich das Buch „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“ von Iris Dankemeyer befand. Darin schrieb Wolfgang über Masken:

Besondere Freude haben dem Theaterwissenschaftler wegen ihres aktuellen Bezuges die „Masken“ von Manfred Brauneck gemacht, etwas Grundliegendes: der Autor war Direktor des Institutes für Theaterforschung und breitet sein stupendes Wissen über die großen Theaterformen, in denen Masken die entscheidendende Bedeutung haben, aus: das antike griechische, das japanische Theater und die Commedia dell´ arte. In allen drei Theatern sind Masken geradezu konstituierende Elemente, die Figuren und Typen entstehenlassen und enthüllen oder verbergen.

Ein Schlußkapitel des Buches berücksichtigt Masken in Kulten Afrikas, Asiens und Ozeaniens.

In einem klugen Vorwort macht Brauneck deutlich, daß die im Zuge der Corona-Pandemie Alltag gewordene Maske keine kultische Basis hat – oder ist das ängstliche Tragen der medizinischen Gebrauchsmasken nicht auch schon wieder Ausdruck eines Gesundheitskultes? Die „Corona-Masken“ aber gestalten keine Gesichter, sie überhöhen nicht, sie rauben Gesichter, sie verhindern den Ausdruck. Sie haben durch ihren Ursprung im Operationssaal nichts Spielerisches, nichts Performatives wie im Theater oder anderen kultischen Bereichen, in diesen, betont der Autor, helfen Masken Wirklichkeiten sui generis zu erschaffen: die Erhabenheit etwa der griechischen Tragödie, das komödiantische Intrigenspiel der Commedia oder das Mystifizierend-Poetische der japanischen Kultur. Und doch denk ich mir nach dem erhellendem Lesen dieses durch Fakten aufschlußreichen Buches (was ja heutzutage schon besonders ist) – schafft nicht auch auf ihre Weise die Corona-Krise vermittels Masken eigene gesellschaftliche Wirklichkeiten?

In dem Buch von Dankemeyer hat sich Wolfgang viele Stellen markiert, im folgenden Zitat sind die Worte „Nilpferd“ und „Korpulenz“ in seinem Exemplar handschriftlich eingekreist:

Das Nilpferd ist ein gewichtiges Tier, das nichts so schnell über einen Abgrund wehen kann. Seine Konstitution hält auch extremen Belastungen stand: Es ist gepolstert, nicht gepanzert, ‚zäh‘ und nicht etwa gestählt. Unerschütterlich erhält der Dickhäuter unter ‚Speckschicht‘ und ‚Fleischmassen‘ seine ‚Substanz‘, seinen Wesenskern. Die eigene Korpulenz ist die letzte Schutzschicht, die das nackte Elend vom menschlichen Tier fernhält, für das es sonst keinen Schutzraum, keinen Rückzugsort und kein Zuhause mehr gibt.

Eine weitere Stelle hat er markiert:

‚Liebe zählt die Stunden bis zu jener‘, in der man ‚ohne Angst verschieden sein‘ kann.

Wenige Tage vor seinem Tode zitierte Wolfgang mal wieder Thomas Mann, ja rezitierte spontan den Zauberberg, wie mir berichtet wurde. Er hatte sich sein Exemplar am 9.8.1982 gekauft, seine später erworbene Thomas Mann Gesamtausgabe, die er immer wieder anführte, ja der Gedanke an sie erwärmte sein Herz in schlimmen und aussichtslosen oder mental niedergeschlagenen Phasen im Krankenhaus. Und doch: noch im Krankenhaus bewunderte er die unsagbare Schönheit mancher Pfleger, was zurückführen mag, in ganz anderem Kontext, zu einer Stelle, die ihm besonders wichtig war im Zauberberg, das ist einer der Abschnitte, den er hervorhob und womöglich die eigene Schulzeit vor Augen, also ein Beziehungsgeflecht von Gleichaltrigen im Visier hatte:

Der Knabe, mit dem Hans Castorp sprach, hieß Hippe, mit Vornamen Pribislav. Als Merkwürdigkeit kam hinzu, daß das r dieses Vornamens wie sch auszusprechen war: es hieß ‚Pschibislav‘; und dieser absonderliche Vorname stimmte nicht schlecht zu seinem Äußeren, das nicht ganz durchschnittmäßig, entschieden etwas fremdartig war. Hippe, Sohn eines Historikers und Gymnasialprofessors, notorischer Musterschüler folglich und schon eine Klasse weiter als Hans Castorp, obgleich kaum älter als dieser, stammte aus Mecklenburg und war für seine Person offenbar das Produkt einer alten Rassenmischung, einer Versetzung germanischen Blutes mit wendisch-slawischem – oder auch umgekehrt. Zwar war er blond – sein Haar war ganz kurz über dem Rundschädel geschoren. Aber seine Augen, blaugrau oder graublau von Farbe – es war eine etwas unbestimmte und mehrdeutige Farbe, die Farbe etwa eines fernen Gebirges –, zeigten einen eigentümlichen, schmalen und genaugenommen sogar etwas schiefen Schnitt, und gleich darunter saßen die Backenknochen, vortretend und stark ausgeprägt, – eine Gesichtsbildung, die in seinem Falle durchaus nicht entstellend, sondern sogar recht ansprechend wirkte, die aber genügt hatte, ihm bei seinen Kameraden den Spitznamen ‚der Kirgise‘ einzutragen. Übrigens trug Hippe schon lange Hosen und dazu eine hochgeschlossene, blaue, im Rücken gezogenen Joppe, auf deren Kragen einige Schuppen von seiner Kopfhaut zu liegen pflegten.

Nun war die Sache die, daß Hans Castorp schon von langer Hand her sein Augenmerk auf diesen Pribislav gerichtet, – aus dem ganzen ihm bekannten und unbekannten Gewimmel des Schulhofes ihn erlesen hatte, sich für ihn interessierte, ihm mit den Blicken folgte, soll man sagen: ihn bewunderte? auf jeden Fall ihn mit ausnehmendem Anteil betrachtete und sich schon auf dem Schulwege darauf freute, ihn im Verkehre mit seinen Klassengenossen zu beobachten, ihn sprechen und lachen zu sehen und von weitem seine Stimme zu unterscheiden, die angenehm belegt, verschleiert, etwas heiser war.

Was gleichwohl politisch problematisch ist, war Wolfgang Brosches Position zur Brit Mila, da griff seine ansonsten treffende Kritik des spießig-bürgerlich-affirmativen grünen Schwulen Volker Beck voll daneben („Dass er sich allerdings auch für das Recht auf Knabenbeschneidung einsetzte, ist seiner eben auch bürgerlich-religiösen kognitiven Dissonanz zuzuschlagen.“). Da war und ist Volker Beck in puncto Kritik des Antisemitismus, der eine Kritik antijudaistischer Ressentiments wie namentlich der Ablehnung der Knabenbeschneidung inkludiert, einen entscheidenden Schritt weiter als Wolfgang Brosche, der aber an diesem Punkt für sehr viele Linke und auch ganz normale Deutsche exemplarisch stehen mag. Denn an diesem doch sehr typischen deutschen Punkt (in den USA ist die Ablehnung der Beschneidung kein wirkliches Thema) war dann Wolfgang doch Teil des Mainstreams und Volker Beck hat hier mehr Erfahrung mit der Kritik an allen Formen des Antisemitismus, die weit über die Kritik an Neonazis, Holocaustleugnung, Israelhass oder Verschwörungsmythen hinausgeht. Darüber hätte man also noch diskutieren müssen mit Wolfgang, was jetzt leider nicht mehr möglich ist.

Wolfgang Brosche sprach mit seinen Büchern wie auch mit den Leserinnen und Lesern:

Was einer Pfarrerstochter wie mir bloß über den Schreibtisch kömmt: der „campus verlag“ schickt mir von Norman Domeier und Christian Mühling: „Homosexualität am Hof“, Praktiken und Diskurse vom Mittelter bis heute“; also nicht, was ihr denkt, von wg. Praktiken und so – sondern: wie verfuhr man mit der -Tatsache, daß Höflinge und Monarchen schwul waren, also der heterosexuellen dynastischen Norm nicht entsprachen. Der Band reicht von Edward II., über den Alten Fritz bis Prinzessin Diana. (…)

Eine Erkenntnis Adornos zur Erotik des Ohrs berührte mich insbesondere: der mimetische Drang, das Vergnügen des Kindes, nachzusprechen, nachzusingen, was ihm vorgetragen wird…ein Phänomen, das leider nicht gefördert, sondern unterdrückt wird: Lese- und Kulturlust werden nur allzu oft noch unterbewußt abgewehrt und unterdrückt wie die Selbstbefriedigung des Kindes. Dabei geht es um das Erfahren der Welt: ein Kind, das sich Gehörtes begeistert erzählt, betreibt mimetische Aneignung, eine erregende und erregte Erfahrung, die Nähe zur verpönten und bekämpften Onanie ist deutlich; diese Eigenerotik wird bekämpft aus patriarchalem Impetus heraus. Selbstbestimmte Erotik gefährdet das Patriarchat.

Überhaupt stört Adorno die Lustfeindlichkeit der Gesellschaft, vor allem der studentischen Academica und er wundert sich, daß so wenige seiner Studenten Lust haben zu „fliegen“, sich also selbstbewußt und voller Neugierde dem eigenständigen Denken hinzugeben.

Im Mai 2021 schrieb mir Wolfgang:

ich wünschte du würdest so ein vade retro auch in sachen „kulturverachtung“ (anne sophie mutter) unserer politiker loslassen – mich juckt´s dazu in den fingern… wie wenig kultur geachtet wird und zwar immer schon vor der pandemie, wird jetzt deutlich. sie ist durch die faktischen „BERUFSVERBOTE“ – evident geworden – wieviele mußten konkurs und insolvenz anmelden?, auch wenn das verfassungsgericht bayern den zusammenhang ablehnt. aber die „vernichtung“ der kultur bis in feinste verästelungen trägt nur dazu bei den kapitalistischen mainstream zu stützen. du darfst zur arbeit und sei´s im home-office, aber nicht zum beethoven-konzert oder zur bibliothekslesung. kultur ist ja ein störfaktor – der aktuelle dämpfer sitzt tief…wie lange kann man den zustand noch anhalten? quo usque tandem patientia nostra abutere, jens spahn, angela merkel et cetera.

Mit Wolfgang Brosche verlieren wir einen wundervollen Menschen, einmaligen kritischen Autor und scharfen Linksintellektuellen. R.I.P. – Requiescat in pace (Zauberberg).

Bielefeld/Heilbronn, 11.4./19.4.2022, Clemens Heni, Verleger Edition Critic

Nie war Corona so harmlos wie heute – feiern wir die Maskenfreiheit, kein Fußbreit den Zero Covid-Trotteln

Von Dr. phil. Clemens Heni, 17. April 2022

Die größte Gefahr, die für die Gesundheit der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland aktuell ausgeht, ist die Zero Covid Ideologie, die Politik des Bundesgesundheitsministers, vieler Stadtverwaltungen nicht nur, aber besonders raffiniert in „Großstädten“ (SPD) (selten so bitter gelacht) zwischen Ludwigsburg und Sinsheim, sondern bundesweit, und die Selbstmaskierung der fanatischsten, wissenschaftsfeindlichsten und irrationalsten Teile der Gesellschaft. Da wo der autoritäre Blockwart-Charakter zuhause ist, da wird weiter ‚freiwillig‘ Maske getragen. DAS ist Deutschland wie es deutscher nie war seit 1945.

Die Gefahr, die der Psyche und somit den Körpern von Millionen Menschen aktuell entgegenschlägt, übersteigt alles, was wir an Neonazi-Gewalt oder islamistischer Gewalt oder linkem Terror (RAF, RZ etc.) in der Geschichte der BRD erlebt haben.

Menschen, Dutzende Millionen Menschen, also alle 83 Millionen, werden weiterhin tagtäglich indoktriniert, es würde ein unglaublich gefährliches Virus geben.

Die Infektionssterblichkeit von Corona ist lachhaft. Aktuell sterben weltweit in gerade mal fünf (5) Ländern noch mehr als 100 Personen an oder meist nur mit Corona:

In Deutschland sterben im Jahresschnitt ca. 2600 Menschen am Tag. Davon also aktuell ca. 100 an oder fast immer nur mit Corona. Das ist lachhaft.

In jedem Einzelfall ist es tragisch, wenn sich ein Mensch wegen Corona in den Tod stürzt – aber das juckt die Tagesschau so wenig wie Klabauterbach, die ja diese Situation der nie dagewesenen Verzweiflung in Zeiten der BRD erst produziert haben und tagtäglich weiter produzieren.

Seit Ende März 2020 waren die weltweiten Sterbezahlen nie so niedrig wie aktuell – Corona ist am Ende, jeder Epidemiologe, der denken kann, sieht das:

Es gab seit März 2020 nie eine solche positive Abwärtsbewegung der Todesfälle. Doch das berichtet keine Nachrichtensendung als erste Meldung. Dafür wird weiterhin der brutalste und irrationalste Minister, den dieses Land seit 1949 hatte, zitiert, auf allen Kanälen, vor allem darf er weiter auf den a-sozialen Medien seinen Wahn ausleben.

Diese zitierten weltweiten Zahlen ergeben eine Fallsterblichkeit von 0,16 Prozent, wenn wir die „Fälle“, also die positiven Test in Beziehung setzen zu den Toten.

Diese Zahlen der „Fälle“ sind zu 100 Prozent falsch, da viel mehr Menschen sich an einem beliebigen Tag mit Corona angesteckt haben, als bekannt wird – weil das Virus dermaßen harmlos ist, dass ein übergroßer Teil der ‚Infizierten‘ nichts von der Seuche merkt -, und doch ist selbst diese epidemiologisch sinnlose Fallsterblichkeit aktuell extrem niedrig.

Von 1.570.043 „Fällen“, also beliebigen positiven Tests am 26.03.2022, starben im 7-Tagesschnitt nur 2664 am 16.04.2022, das sind 0,16 Prozent, die wirklich relevante Infektionssterblichkeit liegt noch weit darunter.

Nochmal, es kann gar nicht stimmen, dass sich nur 1.570.043 weltweit am 26. März 2022 positiv waren. Das waren nur jene beliebigen Leute, die an diesem Tag getestet wurden, eine Vielzahl, viele Millionen Menschen, gingen nicht zum Arzt, weil sie leichte Symptome hatten und es sich gar nicht leisten können, ökonomisch, in Quarantäne zu gehen. Viele Hunderttausende oder Millionen haben an diesem Tag auch Kontakt mit Corona gehabt und wären bei entsprechend hohem Ct-Wert auch positiv getestet worden per PCR-Test, aber sie wurden halt nicht entdeckt. Also die offiziellen Zahlen sind an Unwissenschaftlichkeit nicht zu überbieten.

Aber die Tagesschau glaubt daran wie an das Vaterunser oder die Auferstehung.

Die Zeugen Coronas sind und bleiben die größte Gefahr für die Demokratie – aller Zeiten seit 1945.

Wäre Karl Lauterbach ein seriöser Mensch, der klar denken kann, dann würde er sagen:

Es tut mir leid, dass ich seit März 2020 immer nur Panik verbreitet habe. Ich bin selbst psychisch schwer krank und kann nicht anders. Sorry.

Weiter würde er sagen, wäre er Chef eines riesigen Gesundheitsministeriums, das sich der Gesundheit der ganzen Bevölkerung verpflichtet fühlte:

Aktuell ist die Infektionssterblichkeit unglaublich gering. Sie liegt am 16.04.2022 bei 0,07 Prozent. Offiziell über 23 Millionen, und in Wirklichkeit wohl weit über 30 oder 40 Millionen hatten Corona und sind immun. Eine Infektion bewirkt eine noch viel bessere Immunantwort als die Impfung – und das ohne die extremen Nebenwirkungen und zudem kostenlos.

Diese Zahl hat Lauterbach natürlich nicht selbst errechnet, das kann er nicht. Aber wir haben es für ihn errechnet:

Am 26.03.2022 gab es 225.338 „Fälle“ im 7-Tagesschnitt und am 16.04.2022 158 Tote im 7-Tagesschnitt. Da es im Schnitt drei Wochen dauert nach einem positiven Test bis zum extrem seltenen Tod – der dann auch tatsächlich wegen Covid-19 eintritt und nicht nur, wie vermutlich in 88 Prozent der Fälle, so die Statistikbehörde in UK, „mit“ Covid-19, macht das eine Fallsterblichkeit von 0,07. Die wie beschrieben einzig relevante Infektionssterblichkeit liegt nochmal weit darunter. Die wirlich schwere Grippewelle 1969/70, von der kaum jemand was merkte, hatte eine Infektionssterblichkeit von 0,29 Prozent, lag also ein Vielfaches über der aktuellen Sterblichkeit. Und damals gab es nirgendwo Maskenpflicht, weil das medizinischer Hokuspokus ist und nicht wissenschaftlich.

 

 

Wer bei einer so extrem niedrigen Sterblichkeit Angst und Panik verbreiten möchte, wie Buchhandlungen oder andere Geschäfte und Behörden, der oder die möchte die Gesellschaft noch weiter zerstören und Panik evozieren, also Menschen beschädigen:

 

Jedenfalls weiß ich jetzt, in welchem Buchladen ich nicht mehr einkaufen werde. Sicher haben Sie ähnliche Erfahrungen?

Anyway: Corona ist zu Ende und kommt nicht wieder. Ab jetzt ist es so wie es andere Länder, Spanien, England, Florida auch sehen: es gibt ein neues Virus, das immer wieder mal im Winter, also saisonal, etwas stärker werden kann, aber ein pandemischer Zustand, der kommt mit SARS-CoV-2 nicht wieder. Das zeigen die zitierten weltweiten Zahlen. Und selbst zum Höhepunkt der Krise war zu keinem Zeitpunkt das Gesundheitssystem überlastet und das gerade auch 2020 nicht, ohne jede „Impfung“, ergo Gentherapie.

Also: Entspannung, locker bleiben, loslassen können und auch wenn es gerade linken Deutschen schwer fällt: es gibt das Wort Freiheit, und die größte Freiheit in unserer Zeit ist die Freiheit von der Zero Covid Ideologie. Wer sie weiter befolgen will, soll morgen mit dem Flieger nach China fliegen und nach Shanghai bzw. in die Umgebung. Das ist Zero Covid. Das ist die Diktatur des Irrationalismus der KP Chinas. Das wollen auch die 100.000+ Leute in Deutschland und anderswo, die Zero Covid unterschrieben haben.

Es lebe die Freiheit. Es lebe das Leben mit den Viren. Es lebe die Public Health, die sich ob der Gefahren für die Gesundheit der Menschen bei so fanatischen Maßnahmen wie Lockdown, Maskenwahn oder Impfpflicht, Quarantäne für gesunde Menschen (Kranke würden ja wie bislang in der Geschichte der Menschheit fast immer von sich aus zu Hause bleiben, wobei jene, die doch zur Arbeit gehen, Opfer des Kapitalismus sind oder keine Papiere haben etc.) bewusst ist.

Isoliert die Maskenfanatikerinnen wo ihr nur könnt. Kein Fußbreit den Zero Covid-Trotteln. Kein Vergeben, kein Vergessen, keine Versöhnung, sondern Kritik und Auslachen der Masken-Fetischistinnen (m/w/d).

Heilbronner „Stimme“ kritisiert Maskenpolitik der Stadt Heilbronn (SPD)

Heute können Sie im Kiosk Ihrer Wahl die Heilbronner Stimme kaufen und diesen Text finden, siehe dazu auch meinen Offenen Brief hier:

Heilbronner Stimme, Donnerstag, 14. April 2022, S. 31

In welchen Stadtbibliotheken gilt kein Maskenzwang mehr? Eine kleine bundesweite Übersicht

Von Dr. phil. Clemens Heni, 08. April 2022

Der 7. April 2022 war seit Mitte März 2020 der erste Tag, an dem wieder erahnbar wurde, warum sich die Bundesrepublik Deutschland eine parlamentarische Demokratie nennt. Es gab über Wochen und Monate Diskussionen über die von Bundeskanzler Olaf Scholz und seinem von der eigenen Partei ungeliebten Gesundheitsminister und Talkmaster Klabauterbach (SPD) („Morgen Abend ist Lanz wieder zu Gast bei Karl Lauterbach, Tweets über maßgebliche politische Entscheidungen sind bis 2:34 Uhr am frühen Morgen möglich“) unterstützte „Impfpflicht“. Es stimmten 378 Abgeordnete gegen den von Janosch Dahmen (Grüne), Heike Baehrens (SPD), Andrew Ullmann (FDP) oder Paula Piechotta (Grüne) und weiteren vorgelegten und von Scholz wie Lauterbach aggressiv unterstützten Entwurf für eine Impfpflicht ab 60 Jahren,

die auch viele andere gesundheitsgefährdende und demokratiefeindliche Maßnahmen beinhaltet hätte:

Der Gesetzentwurf sah außerdem vor, dass für Zwecke der Dokumentation und Überwachung des Impf- und Immunisierungsstatus ein elektronisches Melde- und Informationssystem (Impfregister) bis zum 31. Dezember 2023 eingerichtet werden sollte. Wichtig auch: Der Entwurf sollte die Covid-19-Impfungen in Apotheken bis zum 31. Dezember 2023 verlängern. Bislang ist eine Beteiligung der Apotheken in die Impfkampagne bis Ende dieses Jahres vorgesehen.

Auch ohne die Nein-Stimmen der rechtsextremen AfD hätte die Bundesregierung verloren, sie hat keine Kanzlermehrheit. Nur 296 Abgeordete stimmten für den irrationalen Antrag einer Impfpflicht. Größer könnte die Niederlage für Scholz kaum sein. Und doch sind diese 296 Bundestagsabgeordneten eine bleibende Gefahr für die Gesundheit und Demokratie in diesem Land.

Es gibt jetzt wirklich SPD- oder Grünen-Politiker (m/w/d) die gestern heulten, weil sie mich oder Sie doch nicht zwingen können, uns in Todesgefahr zu begeben und uns zwangsweise (!) von einem Arzt impfen zu lassen („freiwillig“ wie ein Clown von Minister es mal nannte). Sicher, kein seriöser Arzt hätte das je gemacht, aber es wäre Gesetz gewesen, sonst hätte ein Bußgeld gedroht, das sich Reiche immer locker leisten können. Die Impfnebenwirkungen bei den aktuellen Corona-„Impfstoffen“, die eine Gentherapie darstellen – so wie oft betont, die Firma Bayer auf dem World Health Summit im Oktober 2021 in Berlin-Friedrichshain auf der Karl-Marx-Allee -, sind so extrem wie bei keinem anderen (echten) Impfstoff in den letzten Jahrzehnten. Allein in Deutschland sind offiziell mehr als 2000 Menschen an der Corona-Impfung gestorben, was wieder ganz sicher eine massive Untererfassung ist.

Wir Kritiker*innen einer Impfpflicht haben also auf ganzer Linie gewonnen, denn auch die „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ wird jetzt ganz sicher ausgesetzt, anders ist das auch juristisch kaum denkbar.

Wir haben gewonnen und die Impf-Fanatiker*innen haben verloren. Das hätte im Dezember oder Januar niemand für möglich gehalten, doch allein in der FDP stieg die Zahl der Gegner*innen einer Impfpflicht von anfangs 20 Abgeordneten auf 79 (von 92 MdBs) an, das ist beachtlich und zeigt, dass Lindner immer da mitmacht, wo dann doch der Wind weht, während Kubicki auch erst einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht zustimmte und erst danach massiv gegen eine allgemeine Impfpflicht aktiv wurde – mit Erfolg.

Wo jedoch Scholz, Habeck, Klabauterbach, das RKI und die gesamte ARD-ZDF-RTL-N-TV-FAZ-SZ-Spiegel-ZEIT-etc. Panikindustrie gewonnen hat, auf Jahre, das ist der Maskenwahn. Wir ahnten es alle, und so kam es auch: die völlig irrationalen Deutschen behalten die Maske auch alleine im Auto oder auf dem Fahrrad und im Supermarkt auf. Je deutscher, je panischer und dümmer, so kann man es zusammenfassen. Oder: je mehr die Leute Tagesschau geschaut haben und Deutschlandfunk gehört, je irrationaler, unwissenschaftlicher und aggressiver sind sie geworden.

Dass Masken überhaupt gar keinen Einfluss haben auf das Infektionsgeschehen zeigt Schweden. Schweden hat weniger Tote an oder doch nur mit Covid-19 als fast alle großen Länder in Europa wie Frankreich, UK, Italien, Spanien, Polen. Holland hat weniger Tote an oder mit Corona als Deutschland und Holland hatte in 2020 lange Zeit nirgendwo Maskenpflicht und auch im Sommer 2021 keinen Maskenzwang und seit Wochen gar keine Maßnahmen mehr, grade auch keine Maskenpflicht in Bibliotheken oder dem Nahverkehr. England hat seit Juli 2021 keine Maskenpflicht mehr – mit einem kurzen irrationalen Comeback der Maske im Winter 2021/22, und aktuell alle Maßnahmen aufgehoben.

Doch die Deutschen sind wirklich gehirngewaschen und glauben weiterhin, dass Masken irgendwas bringen würden. Corona ist ein saisonales Virus und wird es auch bleiben. Es hatte bereits 2020 eine minimale Infektions-Sterblichkeit von 0,23 Prozent, so die WHO, aktuell liegt sogar die um ein Vielfaches höhere Fall-Sterblichkeit bekanntlich bei 0,12 Prozent.

Doch was passiert seit dem Wegfall des Maskenwahns in allen Innenräumen (bis auf Krankenhäuser, Altenheimen und Zügen, Taxen und Bussen)? Sehr viele irrationale Fanatiker jeglichen Geschlechts terrorisieren weiter die Öffentlichkeit mit ihrer Windel im Gesicht.

Nehmen wir aber mal Stadtbibliotheken bundesweit als Beispiel, wie antidemokratisch und willkürlich Stadtverwaltungen heute arbeiten, so als hätte es nie einen Rechtsstaat, eine Bundesrepublik Deutschland oder eine evidenzbasierte Medizin gegeben. Diese unglaublich autoritären Monster in den Verwaltungen beschließen ohne Rechtsgrundlage eine Maskenpflicht, die in öffentlichen Gebäuden (!) juristisch gerade nicht durch das Hausrecht abgedeckt ist.

Das könnte bedeuten, dass es in Stuttgart und München wenigstens rechtsstaatlich denkende Juristen (m/w/d) in den Stadtverwaltungen geben könnte, was jedoch im Falle Münchens überrascht. Jedenfalls gelten in diesen beiden Landeshauptstädten im Süden der BRD keine Maskenpflichten mehr. Im Folgenden seien die 16 Landeshauptstädte aufgeführt und in zwei Kategorien eingeteilt, jene, die weiter Maskenzwang anordnen, und jene, die das nicht tun. In Klammern stehen die unwissenschaftlichen „Inzidenzen“, die jeweils der Grund sind für die irrationalen „Maßnahmen“.

Fortbestand des totalitären Maskenzwangs in Stadtbibliotheken:

Berlin (überall in öffentlichen Bibliotheken wie der Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg (778))

Schwerin (1376)

Kiel (1110)

Hamburg (987)

Hannover (1043)

Düsseldorf (915)

Wiesbaden (1157)

Mainz (1300)

Saarbrücken (1240)

Ende des Maskenwahns in Stadtbibliotheken:

Bremen (1050)

Stuttgart (1268)

München (1118)

Magdeburg (1208)

Dresden (1114)

Potsdam (685)

Erfurt (4092)

Sie sehen: Mit Medizin, Verhältnismäßigkeit, Rationalität oder Demokratie haben diese völlig willkürlichen Festlegungen von extrem autoritären oder gar totalitären Stadtverwaltungen, die alles ihrem eigenen, persönlichen Wahn unterordnen, nichts zu tun. Die Landeshauptstadt von Thüringen, Erfurt, hat eine Inzidenz von 4092 und keinen Maskenwahn in der Stadtbibliothek, Berlin Tempelhof-Schöneberg mit einer noch läppischeren Inzidenz von 778 peitscht den Maskenwahn bis zum Ende durch, bis alle innerlich so gebrochen sind, dass sie nicht mehr leben wollen – weil sie unendlich Sinnloses einfach mitmachen, ohne jeden Effekt, außer psychischer und körperlicher Erschöpfung. Wobei ja die meisten Menschen ohnehin nie lebten, sondern funktionierten, wem sage ich es:

Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen. (Adorno)

An der Uni-Bibliothek Heidelberg gilt hingegen keine Maskenpflicht:

Meine Empfehlung: mal das Hirn einschalten, Studierende und keine Maske tragen, sondern rational und evidenzbasiert sich mit dem Virus SARS-CoV-2 befassen.

Nach den spontanen Standing Ovations gerade der antikommunistischen, Russland hassenden CDU/CSU nach den 100 Milliarden Sondervermögen für das Kriegsministerium der BRD haben vielleicht viele gedacht – ich auch -, dass die Volksgemeinschaft jetzt überall noch viel brutaler durchregiert. Jedenfalls in Sachen Corona ist das nicht so. Die Impfpflicht ist für alle Zeiten vom Tisch, auch wenn wir dem Ehrenwort von Scholz natürlich nicht wirklich glauben dürfen, aber die Stimmung im Parlament ist doch recht deutlich.

International wird ganz offensichtlich, dass Corona zu Ende geht. Aktuell sterben so wenige Menschen an oder meist nur mit Corona wie seit Ende März 2020 nicht mehr (siehe Worldometer). Der R-Wert liegt in Deutschland bei 0,84, so niedrig war er seit Juni 2021 nicht mehr.

Selbst im Sommer (auf der Nordhalbkugel) 2020 und 2021 gab es deutlich mehr Corona (an oder mit) – Tote als aktuell: 3469 am 7.4.22 im 7-Tagesschnitt. Zum Höhepunkt der Krise Ende Januar 2021 waren es knapp 15.000 am Tag von ca. 164.000 Menschen, die täglich im Schnitt sterben weltweit (im ganzen Jahr macht das ca. 60 Mio. Tote an allen möglichen Ursachen, Corona ist ein kleiner Teil davon, wobei wie oft betont, die allermeisten Menschen nur mit einem positiven Test starben, nicht an Covid-19, so die UK Statistikbehörde).

Ein Großteil der Stadtverwaltungen in Deutschland verhält sich meines Erachtens rechtswidrig und hintergeht das aktuell und demokratisch legitimierte Infektionsschutzgesetz in der Fassung vom 18.03.2022, das in vielen anderen Bereichen ohnehin eine unfassbar irrationale, demokratiefeindliche und nicht evidenzbasieret Zumutung darstellt.

Auch in Dortmund gilt der Maskenwahn in der Stadtbibliothek – aber nicht in der Südkurve im Westfalenstadion, mit 20.000 Fans und insgesamt 80.000 grölenden, kreischenden und singenden Fans. Sie sehen den Wahnwitz der Stadtverwaltung in Dortmund – oder auch in Esslingen am Neckar, Heilbronn am Neckar, Konstanz, Rostock, Duisburg, Köln, Essen, Jena, Bochum, um nur diese Beispiel aufzuführen: dort gilt Maskenwahn in den Stadtbibliotheken. Dortmund hat ne „Inzidenz“ von 993, Erfurt von 4092.

Seit letztem Freitag, als die Masken anfingen zu fallen, sank die Inzidenz bundesweit von 1695 am 01.04.2022 auf 1181 am 08.04.2022. Das ist für die Paniker (m/w/d) umso mehr ein Zeichen, weiter Maske zu tragen. In Wirklichkeit ist Corona saisonal, aber das werden sie in Deutschland nicht so schnell lernen. Selbst wenn es die Eliten im Bundestag in ihrer Mehrheit gelernt haben oder lernen sollten, das einfache primitive grüne und SPD-Wahlvolk ist völlig verhetzt und so krank und fanatisch, das wird mindestens Jahre, wenn nicht länger dauern, bis die wieder zurechnungsfähig sein werden, wenn sie es überhaupt je wieder werden (in Tempelhof-Schöneberg oder Heilbronn vermutlich nie mehr, in Stuttgart, München oder Dresden schon eher…).

In Ulm, Freiburg, Ludwigsburg, Pforzheim, Regensburg, Nürnberg, Sinsheim, Leipzig oder Dresden herrscht kein Maskenzwang in Stadtbibliotheken.

Dass Masken nichts außer Panik bringen hat die Krankenhaushygienikerin Professorin Ines Kappstein schon im Sommer 2020 in einem legendären Artikel in der Zeitschrift Krankenhaushygiene up2date wissenschaftlich gezeigt. Die unwissenschaftlichen, irrationalen und wirklich gehirngewaschenen Bundesbürger*innen – vor allem jene, die jeden Abend die Tagesschau anschauen und somit nicht selbst denken können oder wollen -, diese Menschen sind eine Gefahr für die Demokratie. Sollen sie heulen, weil die Impfpflicht gegen Corona nie kommen wird. Sollen sie schreien, wenn sie Unmaskierte sehen – aber dann sollen sie doch einfach zu Hause bleiben, das hilft ihnen selbst und uns auch.

Und morgen wird St. Pauli, das als einziger Bundesligaclub eine ZeroCovid-Wahn-Ideologie vertritt und weiterhin die Impf-Apartheid exekutiert (2G), gegen Bremen verlieren und niemals wieder in die erste Bundesliga aufsteigen.

Wer Maske trägt, ist nicht sozial, vielmehr a-sozial und zeigt seine medizinische Dummheit und ethische Verrücktheit ganz un-verschämt.

Schweden hat für alle Zeiten bewiesen, dass Masken nichts bringen außer eine Demokratie in einen antidemokratischen Hygienestaat zu verwandeln.

Eine Maske schützt nur davor, dass wir die hässlichen Münder der ZeroCovid-Trottel nicht sehen müssen. Danke. Danke für alles und nichts.

Ob es einen Zusammenhang zwischen den massenhaften Montagsdemonstrationen gerade in Baden-Württemberg, Bayern und Ostdeutschland und deren laxere aktuelle Maskenpolitik gibt? Think about it. Protest lohnt sich!

 

 

Ende der Maskenpflicht in Bibliotheken – Offener Brief an die Stadtbibliothek Heilbronn (am Neckar)

Von Dr. phil. Clemens Heni, 06. April 2022

Folgenden Brief habe ich in einer unwesentlich kürzeren Version heute an die Stadtbibliothek Heilbronn (eine Art Kleinstadt ca. 591 km südlich vom Viertel in Bremen) geschickt.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie hatten am Montag auf Ihrer Homepage der Rechtslage korrekt entsprechend geschrieben, dass die Stadtbibliothek Heilbronn wieder ohne Maske betreten werden kann. Genau gesagt hatten Sie das laut Ihrer Homepage am 21.03.2022 so geschrieben, ich habe am 03.04.2022 um 22:31 Uhr einen Screenshot von der Seite gemacht:

 

Das haben Sie jetzt wieder stillschweigend geändert – ohne das Datum zu ändern, dadurch verfälschen Sie Ihre eigene Homepage offenkundig vorsätzlich, es gibt aber – siehe oben – Screenshots -, und ich frage mich, ob Sie sich damit strafbar machen:

https://stadtbibliothek.heilbronn.de/aktuelles/details/artikel/stadtbibliothek-heilbronn-mit-3g-regel-geoeffnet.html

Was ist die Rechtsgrundlage Ihrer Änderung? Das vom Deutschen Bundestag für die gesamte Bundesrepublik Deutschland verabschiedete Infektionsschutzgesetz in seiner Fassung vom 18. März 2022

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw11-de-infektionsschutzgesetz-freitag-881812

lässt eine Regelung, wie Sie sie jetzt haben, definitiv nicht zu.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: gestern war ich in der sehr großen Stadtbibliothek in Stuttgart. Dort gilt keine Maskenpflicht mehr. Auch in der großen Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (ein aseptisches Betonmonster verglichen mit der old-school BRD-WLB, wo ich als Student in den frühen 1990ern im Magazin jobbte) gibt es keine Maskenpflicht mehr, auch dort war ich gestern.

Wollen Sie mir ernsthaft sagen, dass das provinzielle Heilbronn ein anderes Virus hat als Stuttgart und dass in Heilbronn weder das Grundgesetz noch das Infektionsschutzgesetz gelten, anders als in Stuttgart?

Glauben Sie wirklich ernsthaft, dass in Heilbronn ein anderes Virus herrscht als in Stuttgart?

Wenn doch diese Masken angeblich schützen, warum macht es dann was aus, wenn ich sie nicht aufsetze? Glauben Sie nicht, dass Ihre Maske Sie schützt? Glauben Sie nicht, dass die „Geimpften“ ohnehin geschützt sind? Wozu dann Masken? Wozu dann Masken bei anderen Menschen?

Glauben Sie ernsthaft, dass es egal ist, dass in Stuttgart viele Tausend Besucher*innen ohne Maske in die Stadtbibliothek gehen dürfen, aber die wenigen Dutzend oder Hundert in Heilbronn nicht?

Sie merken schon, ich fürchte, Sie sind einem religiösen Wahn verfallen, daher spricht man ja auch von den Zeugen Coronas.

Ich bin ein Rechtsextremismus- und Antisemitismusforscher, ich weiß, dass es auch unter den Kritiker*innen der Coronapolitik viele Spinner und auch Nazis gibt sowie Verschwörungswahnwichtel. Aber das hat gar nichts mit der nicht faktenbasierten und irrationalen Coronapolitik zu tun. Ich war die letzten beiden Jahre in Holland und Schweden, grade in Schweden galt zu keinem Zeitpunkt eine Maskenpflicht und seit Anfang 2021 hat Schweden weniger Tote an oder doch nur mit Corona als Deutschland.

Kriegen Sie noch mit, was außerhalb der Weltstadt Heilbronn so passiert auf der Welt?

Woher kommt Ihre willkürliche, nicht dem Gesetz entsprechende Anmaßung?

Glauben Sie wirklich, dass Sie vor einem Gericht obsiegen würden, wenn man Sie verklagt wegen unverhältnismäßigem Eingriff in die Grundrechte, sowie wegen Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz?

In der Tageszeitung Die Welt, die ich aufgrund ihres unerträglichen Antikommunismus und Russenhasses nicht ertragen kann wie den ganzen Springer-Konzern – ich bin gegen Putin, den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands und ich bin gegen Selenskyi, die pro-ukrainische Agitation, die 100 Milliarden extra für die Bundeswehr und die nie dagewesene Militarisierung der Öffentlichkeit in der BRD durch Olaf Scholz (SPD) und ich bin selbstredend gegen den Antisemitenfreund, den ukrainischen Botschafter in der BRD Melnyk, der offenbar ganz Deutschland in den Krieg ziehen möchte, reicht es ihm nicht, dass er ungestraft Blumen am Grab des Holocaust-Mörders Stepan Bandera niederlegen durfte in München? -, steht am 5.4.2022 (Welt+) in einem Text von Anna Kröning und Benjamin Stibi:

Doch der Streit um die Maskenpflicht wurde damit nicht wie erhofft befriedet. Weitere juristische Experten sehen die jetzige Praxis mit Sorge und halten das Gesetz für lückenhaft. Der Berliner Rechtsanwalt und Professor für Wirtschaftsrecht Niko Härting stuft es als klar rechtswidrig ein, wenn Behörden, Gerichte, Schulen oder Bibliotheken von Besuchern und Gästen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verlangen.

Der Verweis auf das Hausrecht sei hier nicht maßgeblich: „Man muss unterscheiden zwischen dem privaten Hausrecht eines Supermarktes oder Friseursalons und dem öffentlich-rechtlichen Hausrecht einer Behörde, Hochschule oder Schule.“ Ein privater Anbieter sei bei der Ausübung seines Hausrechts grundsätzlich frei, könne Masken verlangen und auch Impfnachweise. Anders verhalte sich dies sich beim öffentlich-rechtlichen Hausrecht. Dies unterliege dem „Wesentlichkeitsgrundsatz“, erklärt Härting.

Das bedeutet: „Wesentliche Grundrechtseingriffe bedürfen einer gesetzlichen Grundlage und können von einer Behörde, Hochschule oder Schule nicht einfach per Hausrecht angeordnet werden.“

Haben Sie auch nur minimale juristische Ahnung oder eine auch nur minimale epidemiologische Kenntniss von der Harmlosigkeit von Corona?

Aktuell liegt sogar die Fallsterblichkeit bei ca. 0,12 Prozent, die wissenschaftlich und medizinisch relevante Infektionssterblichkeit liegt noch weit darunter, weil ja nur ein Bruchteil derer, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, erkannt werden. Schon im Januar 2021 verglich das Robert Koch-Institut (RKI) Corona mit einer Grippewelle.

Wenn Sie mehr fachliche Informationen benötigen, stehen ich Ihnen zur Verfügung, ich habe seit März 2020 drei Bücher zum Thema Corona verfasst.

Beenden Sie sofort diese rechtswidrige Maskenpflicht in der Stadtbibliothek Heilbronn und kehren Sie auf den Boden des Grundgesetzes, der Verhältnismäßigkeit, der Public Health und der rationalen evidenzbasierten Medizin zurück.

Ich habe bei dem großen Medizinhistoriker und Medizinisierungskritiker Professor Ivan Illich in Bremen studiert, er hätte bei Ihren Maßnahmen nicht nur verständnislos den Kopf geschüttelt, sondern wäre fassungslos geworden, wie irrational, unwissenschaftlich und vor allem brutal, demütigend und die Gesundheit der Menschen schädigend in diesem Land vorgegangen wird, die ‚üblichen‘ irrationalen Methoden der Medizin noch massiv potenzierend.

Dass Sie namentlich Kinder, Jugendliche und Alte mit Ihrem Maskenfetisch schädigen, dürften Ihnen offenbar völlig egal sein, ja Sie wollen diese Schädigung, davon muss ich leider nach über zwei Jahren Krise ausgehen.

Fangen Sie an selbst zu denken und apportieren Sie nicht nur, was Ihnen andere vorgeben. Halten Sie sich wenigstens an die geltenden (!) Gesetze!

 

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Clemens Heni

Wie politisch weitblickend ist die Bremer Gesundheitssenatorin wirklich? Mit einem Ausblick auf die Bedeutung des „Was“ und des „gewöhnlichen Denkens“…

Von Dr. phil. Clemens Heni, 5. April 2022

Dass es in Demokratien eine richtige Party zum Freedom Day gab, wie in England oder Schweden, in Deutschland aber der Freedom Day nicht nur abgesagt wurde, sondern die größten Irrationalisten (m/w/d) weiter an der Maske festhalten wollen, weil sie sonst im Leben keinen Sinn sehen, das ist bemerkenswert. Nehmen wir Bremen. Eigentlich ist das große Thema in Bremen – ganz ähnlich wie in Kaiserslautern, nur eine Etage höher – der Aufstieg in die Bundesliga, also der Wiederaufstieg, nachdem Bremen in der letzten Saison abgestiegen war. Jetzt stehen die Chancen ganz gut, dass das Team nach einem schwachen Saisonbeginn und einem Trainerwechsel es doch noch schafft. Selbst Schalke hat noch Chancen auf den sofortigen Wiederaufstieg. Doch die wirklich klugen, rationalen, sich an Klabauterbach orientierenden Leute in Bremen haben ganz andere Probleme:

Ilona Osterkamp-Weber, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, begrüßt den „kurzfristigen und späten Vorstoß“ der Bremer Gesundheitssenatorin. „Angesichts der steigenden Inzidenzen und der angespannten Lage in den Kliniken sowie im Gesundheitswesen sollten Schutzmaßnahmen verbindlich bleiben. Dazu gehört insbesondere die Maskenpflicht, zum Beispiel im Einzelhandel, in Supermärkten und in Innenräumen“, so Osterkamp-Weber.

Die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) will daher Bremen zum Hotspot erklären. Das berichtete der Weser Kurier am 1. April 2022 und es sollte offenbar kein Aprilscherz sein:

Nun sind die sogenannten „Zahlen“ oder „Infektionen“, die fast  nie eine Infektion sind, also die Menschen gar nicht krank werden oder sind, bereits seit dem 1. April 2022 wieder gesunken, der Höchststand war just am 31.03.2022 mit 1945 positiven Tests im 7-Tagesschnitt (1.4: 1918, 4.4: 1840, 5.4.22: 1567), dass dies keine wirkliche „Inzidenz“ ist, epidemiologisch betrachtet, ist eine andere Frage. Der unwissenschaftliche Mainstream glaubt, das sei eine Inzidenz. Professor Matthias Schrappe hat mit seiner bekannten Arbeitsgruppe zum Begriff Inzidenz Maßgebliches gesagt:

In der gegenwärtigen Situation liegt kein einziges Merkmal vor, das für die Verwendung des Begriffs „Inzidenz“ notwendig wäre (s. Abb. 1): – die Grundgesamtheit ist nicht bekannt (Punkt 1), denn es werden keine repräsentativen Stichproben verwendet, sondern es werden anlassbezogene Testungen durchgeführt. Übertragen auf das Gebiet der nosokomialen Infektionen mit seinen jährlich 700.000 Fällen würde das bedeuten, man würde Erhebungen zu diesem Problem nach dem Prinzip „hier müsste man mal schauen“ durchführen. – die Population (oder eine Stichprobe) wird nicht vollständig untersucht (s. Punkt 2), sondern es werden montags andere Personen getestet als dienstags (usw.), – die Population wird nicht über einen Zeitraum untersucht (Punkt 3), was dem Begriff der Inzidenz im Sinne von „Neuerkrankungen in einen Zeitraum“ diametral entgegengesetzt ist (…)

Letztlich lässt sich die Situation leicht auflösen: bei den täglichen Berichten des Robert-Koch-Institutes (RKI) handelt es sich nicht um eine Inzidenz oder eine „7-Tage-Inzidenz“, sondern um eine Kombination von mehreren „1Tages-Inzidenzen“, bei näherem Hinsehen identisch mit der täglich erhobenen Prävalenz. Wir haben es also mit einer Zusammenstellung bzw. Addition von mehreren, unsystematisch generierten Punktprävalenzen zu tun, die in täglich sich ändernden Stichproben Häufigkeiten beschreiben, die dann zu einem „7-Tage-Wert“ zusammengefasst werden. Am ehesten lässt sich dieses Konstrukt unter dem (etwas außer Mode gekommenen) Begriff der Periodenprävalenz beschreiben. In Abb. 1 werden die Begriffe graphisch dargestellt. Der Begriff der „7-Tages-Inzidenz“ z.B. wird daher auf der europäischen Ebene gar nicht verwendet, so spricht das European Center of Disease Control (ECDC) richtigerweise von notification rates, also von Melderaten . Es wäre für den deutschen Sprachgebrauch zu empfehlen, sich hier auf eine adäquate Verwendung der Grundbegriffe rückzubesinnen,
man könnte z.B. von einer „7-Tage-Melderate“ sprechen.

Diese Melderate ist also völlig willkürlich. Schrappe hat das mit seinem Team seit Jahren immer wieder betont und eigentlich sollte jeder Mensch, der noch halbwegs klar denken kann, das verstehen: Die Anzahl der vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten „Inzidenz“ ist völlig willkürlich und zu 100 Prozent falsch, die kann gar nicht richtig sein, warum? Weil es völlig beliebig ist, welche 2,4 Millionen (!) Menschen aktuell wöchentlich getestet werden.

Andere Länder haben in der Vergangenheit sogar drei-, vier- oder sechsmal soviel getestet wie Deutschland, namentlich Dänemark war für seinen Testwahn berüchtigt. Wenn wir also in der BRD 2,4 Millionen völlig beliebig ausgewählte Menschen pro Woche testen und davon aktuell bis zu 54 Prozent positiv sind, was wäre dann wohl los, wenn wir 4,8 Mio. oder 24 Mio. testen würden? Dann wären die absoluten positiven Testzahlen vermutlich doppelt so hoch oder 10 Mal so hoch. Es ist rein mathematisch und statistisch völlig ausgeschlossen, dass zufällig (!) nur jene 2,4 Mio. getestet werden, unter denen sich dann die 54 Prozent positiv Getesteten befinden.

Ich kann Ihnen das ganz einfach und drastisch verdeutlichen:

Am 10. März 2020 gab es offiziell nur 194 „Fälle“ im 7-Tagesschnitt. Wenn wir wie oft erläutert, davon ausgehen, dass es von der erkannten Infektion – wenn es tatsächlich eine ist – bis zum Tod im Schnitt 21 Tage vergehen, dann ist relevant, wie viele dieser 194 positiven Fälle, die es angeblich an diesem Tag im Schnitt gab, am 31. März 2020 starben. Am 31.3.2020 starben 88 Personen an oder doch nur mit Covid-19. Wie zitiert, hat die offizielle Statistikbehörde (ONS) im UK herausgeschält, dass nur 12 Prozent aller „Corona-Toten“ in UK nur an Covid-19 starben, alle anderen hatten eine Vielzahl von Todesursachen auf dem Sterbeschein.

Das hieße aber, dass am 31.3.20 sage und schreibe 45 Prozent der positiven Tests zu Todesfällen führten, die Fallsterblichkeit also bei 45 Prozent lag, ein völlig grotesker Wert, der natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Denn viele Tausende, Zehntausende, Hunderttausende, die sich schon mit SARS-Cov-2 infiziert hatten, aber aufgrund ihrer T-Zellen Kreuzimmunität oder aufgrund der nur schwachen Symptome gar nicht merkten, dass sie eine mega krasse Infektion hatten, blieben unerkannt. Es wurden zudem nur sehr wenige Menschen getestet. Hätten wir nie angefangen zu testen, das unterstreichen alle seriösen Mediziner*innen weltweit, dann hätten wir von einer besonderen Krise überhaupt nichts gemerkt. Ein neues Virus wäre zwar erkannt worden, aber eben nur bei den wirklich sehr schwer Kranken, die behandelt gehören. Aber niemand hätte gewusst, ob jetzt 100 oder 10 Millionen infiziert sind, denn die Intensivstationen waren ja nicht mehr überlastet als im Jahr 2019 oder 2018, 2015 etc.

Ein Jahr später lag die Fallsterblichkeit am 31.3.21 bei 1,8 Prozent, das waren (im 7-Tagesschnitt der „Melderate“, die wie gezeigt fälschlicherweise als „Inzidenz“ im pseudowissenschaftlichen Jargon hochgejazzt wurde und wird) 162 Tote von 8566 „Fällen“ 21 Tage zuvor.

Und jetzt sind wir im Jahr 2022 und Omikron ist noch viel harmloser als alle vorherigen Varianten von Corona, wobei wir ja im Jahr 2020 eine Untersterblichkeit in der BRD hatten am Jahresende und 2021 eine Übersterblichkeit, die vermutlich zu nicht geringem Teil an der Impfkampagne und an fälschlich „ungeimpft“ kategorisierten Toten liegt, die innerhalb von 13 Tagen nach der Impfung starben und an der Impfung starben („Impfnebenwirkungen“ mit lethalem Ausgang), sowie an den Toten, die an Long Lockdown starben oder elendig psychisch zugrunde gingen oder aufgrund zu später medizinischer Behandlung von ansonsten heilbaren Krankheiten.

Wie also sieht es mit den Toten an oder mit Covid-19 am 31. März 2022 aus? Wir haben es mit einer Fallsterblichkeit von 0,12 Prozent zu tun. Die Infektionssterblichkeit liegt wiederum deutlich darunter, da wie gezeigt, eine große Zahl von „Infektionen“ gar nicht erkannt wird, weil nicht systematisch getestet wird wie in einer Kohorte – das wären z.B. 50.000 Menschen, die in regelmäßigen Abständen getestet werden. Das hätte das RKI seit März 2020 machen müssen, doch es hat diese Untersuchung nicht gemacht, da damit die ganze Panikindustrie zum Einsturz gebracht worden wäre, weil die Gesellschaft gesehen hätte, wie groß der Unterschied ist von Infektions- und Fallsterblichkeit, also wie noch viel harmloser als gedacht Corona in Wirklichkeit ist. Corona ist eine „Pandemie der Alten“, wie es Schrappe frühzeitig formuliert hat. Der Alten und Fetten, und an Vitamin D-Mangel Leidenden, sollte man hinzufügen.

Diese Fallsterblichkeit von 0,12 am 31. März 2022 resultiert aus 180.156 positiven Tests im 7-Tagesschnitt am 10.3.2022 und 227 Toten an oder mit Corona am 31.3.2022.

Das heißt, dass Corona aktuell 375 Mal weniger tödlich ist als 2020 und 15 Mal weniger tödlich als 2021.

Bremen hat bundesweit eine der niedrigsten Hospitalisierungs“inzidenzen“ – 3,4 – und stark fallende „Fallzahlen“:

Bremen hat 89 Prozent vollständig Gespritzte („Geimpfte“) und trotzdem oder grade deswegen eine völlig panische, irrationale und unwissenschaftliche, demokratiefeindliche Claudia Bernhard, die den Schutz der Gesundheit der ganzen Bevölkerung im Land Bremen ihrem privaten Panikwahn vor nur einem einzigen und noch dazu extrem harmlosen Virus hintanstellt.

Die SPD Bremen hat jetzt vor wenigen Minuten angekündigt, dass sie Bremen wohl nicht zum Hotspot erklären wird, damit würde sich die Panikpartei Klabauterbachs wohlwollend von ihren Genossen (m/w/d) in Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern absetzen.

Die Bevölkerung in Bremen, Bremerhaven und ganz Deutschland ist psychisch seit zwei Jahren vollkommen überlastet und am Ende, jedenfalls der selbst denkende und sensible Teil der Bevölkerung, was immerhin gut 10 Millionen + X sind, also mindestens alle Ungespritzten plus Millionen weiterer, die zwar geimpft sind, aber das wirklich nur aus dem Grund getan haben, weil sie Angst vor Jobverlust und Ausgrenzung hatten, was auch viele junge Leute betrifft. Wenn man keinen Ausbildungsplatz bekommt, wenn man nicht gespritzt ist, dann macht mann oder frau es eventuell doch. Und dieses irrationale, medizinisch unbegründete, aber autoritäre Verhalten der Verantwortlichen in diesem Land, der Politik und des RKI vorneweg, dieses Verhalten ist die eigentliche Überlastung, unter der wir – also der kritisch und selbst denkende Teil der Gesellschaft – seit über zwei Jahren leiden. Dazu gibt es die Überlastung des Personals in Krankenhäusern, weil der Kapitalismus eben kein Zuckerschlecken ist. Und durch die irrationalen Quarantänemaßnahmen sind aktuell viele Pfleger*innen ohne Symptome einfach zuhause eingesperrt und die Patient*innen und Kolleg*innen müssen es ausbaden.

Ob Claudia Bernhard jemals eine rationale Sicht auf die Public Health erlernen wird, ist unwahrscheinlich. Aber die Gesellschaft wird sich wehren müssen gegen eine Politik, die der Gesundheit und der Demokratie in diesem Land abträglich ist.

Angst ist das Lieblingsgefühl der Deutschen, das wissen alle Engländer, Schweden und Franzosen (m/w/d), die ganze Welt weiß es. Das was als „Team Vorsicht“ firmiert, ist „Team Irrationalismus und Menschenverachtung“, weil diese Menschen die Bevölkerung verachten und demütigen, ja vorsätzlich gefährden, immer mit der Intention, präventiv eine „Überlastung“ oder Gefahr abzuwenden.

80.000 Fans ohne Masken und Tests in Dortmund im Stadion, das ist ok, aber ein paar Dutzend Witzfiguren in einem Theater, ohne Maske, das geht nicht. Es gibt sogar weiterhin von der Kulturelite Veranstaltungsplanungen mit 2G+. Diese Verrückten merken gar nicht, wie irrational sie sind. Entweder sie glauben an die Spritzung („Gentherapie“ laut der Firma BAYER) oder nicht. Entweder sie glauben an IHRE Maske oder nicht. Wenn sie an die Impfung und Maske glaubten, dass die jeweils wirkten, dann würden sie keine Masken aufziehen und vor allem keinen einzigen anderen Menschen auf totalitäre, in einer Demokratie nie dagewesene Weise schikanieren und wie in der Impf-Apartheid ausgrenzen.

Ich war am Sonntag in einem Einkaufszentrum in der schwäbischen Provinz und dort waren locker 80 Prozent maskenfrei, da waren die normalen Leute unterwegs, primär eher jene mit deutschen Pass, aber deren Eltern oder Großeltern nicht bei der NSDAP, dem BdM, dem NSKK oder den NS-Lehrerbund Mitglied waren (Türken, Bosnier, Russen, Polen und viele andere Gruppen), die kulturelle oder politische Elite war dort nicht, es ging abstandslos und entspannt zu. Ich muss mich natürlich nach zwei Jahren Abstinenz erst wieder an diese unglaubliche Vielzahl von Waren gewöhnen, die einem dort angeboten werden. Dann gestern bei Galeria Kaufhof schon etwas weniger entspannter, fast alle Verkäufer*innen panisch oder per Zwang (?) vermummt, dort kaufte ich logisch nichts ein, wenigstens nahm die Köchin im Restaurant (oberste Etage bei Galeria Kaufhof, wie überall) bei meiner Bestellung (klar, Linsen und Spätzle) ihre Maske herunter, das war höflich!

Bei ALDI hingegen ist das Personal fast komplett maskenbefreit, namentlich die Filialleiterin.

Schwedische Tourist*innen können es kaum fassen, dass auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie die Deutschen immer noch nicht klar denken können, von den erwähnten Ausnahmen – 10 Millionen plus X – abgesehen.

Und schließlich möchte ich an meinen Text vom 13. Juli 2021 erinnern, an ein lustiges Zeltlager vor vielen Jahren in der Provinz in NRW:

Und das erinnert mich an ein Seminar der linken Szene von Ende der 1990er Jahre in Oer-Erkenschwick. Damals gab es noch keine Handys, kein Twitter, kein Facebook, kein Instagram, es war old-school BRD. Es könnte dieses DeLuxe-Zelten gewesen sein:

Es ging um Ökologie, Kapitalismus, wir diskutierten spät abends und nachts auch über das Unvermögen von Habermas und Luhmann, über die Bedeutung von Foucault für eine anarchistische oder marxistische Linke und vieles mehr. Eine Person war spät abends die paar Tage jeweils nicht dabei. Sie hatte irgendwie ein unwohles Gefühl wegen der vielen Leute im Schlafsaal, wegen der Hygiene oder es war ihr in den Holz-Tippies, wenn ich das recht entsinne, zu wenig mondän und cool. Aber womöglich war es tief drinnen sehr wohl die Panik vor Keimen, wie es wenig später – 1999 – der amerikanische Kabarettist George Carlin so unnachahmlich auf den Punkt brachte. Die Panik vor Keimen und Viren war exakt Ende der 1990er Jahre bereits ausgeprägt. Eventuell war sie die erste Zeugin Coronas, also avant la lettre? Später wurde diese eine Person, die nicht mit uns primitiveren Linken im Holz-Tippi-Zelt schlafen wollte, irgendwo mal Gesundheitssenatorin, wenn ich das richtig erinnere und interpretiere. So ändern sich die Zeiten und bleiben doch gleich.

Auf ein Beispiel, wie noch die elaborierteste philosophische Coronapolitik-Kritik sich mit dem „Sein“, der Abwehr alles „Seienden“ und gar dem „Ge-stell“ gemein macht, sei abschließend wiederum nur hingewiesen, als Ausblick. Alsbald werde ich also versuchen, diese Kritik am deutschesten aller deutschen Philosophen – einem Lover Hannah Arendts – am Beispiel seiner Rezeption in Corona-Zeiten darzulegen, einstweilen bleibt es bei diesem Zitat, dessen Herkunft dann auch aufgelöst wird – wer es auswendig weiß, kann sich gerne melden (Leser*innen mit Graecum sind im Vorteil):

Atmen als Grundzug des ‚Lebens‘, des ‚Wesens des Lebendigen‘ = ausholendes Einholen. Ist nun einmal das Wort ‚das ausholende Einholen‘, das nur ein Wie benennt, gesagt, so geht Heidegger daran, das Atmen als das Grundverhältnis des Lebendigen von all dem, wovon es lebt, zu reinigen. Der Bezug auf die Luft und die Tätigkeit des Lebendigen werden beiseite geschoben. Ja das ‚Lebendige‘ selbst, nämlich das Was-hafte, was lebt – der Mensch, der Esel, der Baum usw. -, wird zum Verschwinden gebracht. Denn das Hinblicken auf dieses ‚was‚ und das Fragen nach diesem ‚was‚ wird von Heidegger (in derselben Vorlesung) als ‚das Begaffen des Nächstliegenden‘ und als ‚das gewöhnliche Denken‘ verdammt. Der wesentliche Denker Heidegger denkt wesentlich: wesentlich ist das ‚Leben‘ als ‚ausholendes Einholen‘, nicht das ‚lebendige‘ Was; wesentlich ist das ‚Aufgehen‘, nicht das ‚aufgehende‘ Was. Denn der wesentliche Seinsdenker denkt das Sein: Wesen (verbal): Wesung, nicht das ’seiende‘ Was. Und es ist völlig konsequent, daß der wesentliche Seinsdenker Heidegger im Jahr 1943 (!) für die ‚Wahrung der Würde des Seins‘ das ‚Opfer‘, nämlich den ‚Abschied vom Seienden‘ verlangt.

 

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner