Von Dr. phil. Clemens Heni, 20. Januar 2017

Die Rede Donald Trumps bei seiner Inauguration zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika war eine faschistische Rede. Warum? Weil sie, wie die Politikwissenschaft es nennt, die „identitäre Demokratie“ beschwor, die Einheit von Führer und Volk.

Es gibt keine Parteien, Eliten und Kompromisse mehr. Nur noch den Willen des Führers, der sich im vorgeblichen Apriori des Volkes widerspiegelt. Das meint heute „identitäre Demokratie“.

Alles was er tut, der Führer, macht er nur für das Volk. Trump sieht sich nicht als Politiker, Elite oder Establishment. Sondern er ist identitisch mit dem Volk, keine Vermittlung ist nötig oder möglich. Das ist die Ideologie. Eine antidemokratische, faschistische Ideologie.

Das kennen wir aus der Geschichte, allerdings niemals aus der amerikanischen, aber der deutschen.

Der Größenwahn und der Minderwertigkeitskomplex, der aus jeder Silbe dieses narzisstischen Fanatikers spricht, sind Ausdruck wahlweise eines präbubertären oder postpubertären Entwicklungsstadiums. Darüber kann man aber nicht lachen, denn die Lobpreisung der faschistoiden bzw. faschistischen und nazistischen „identitären Demokratie“ in Reinform ist das Programm von Donald Trump.

Führer und Volk als amerikanische Volksgemeinschaft, „America First“ – Deutschland den Deutschen, sagt die AfD, und gegen Krieg sind auch viele linke Trumpgegner, am absurdesten in Berlin war die Teilnahme der Anti-NATO-Gruppe am Anti-AfD-Anti-Trump-Protest, die ja vielmehr Brüder und Schwestern im Geiste Trumps zu sein scheinen.

America First war die Bewegung, die einen Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg unter allen Umständen verhindern wollte. Kein Krieg gegen die Nazis und die Deutschen. Das sind die pro-nazistischen Vorbilder für Trump.

Dagegen war George W. Bush ein Freiheitskämpfer, der Freiheit und Demokratie verbreiten wollte (auch wenn das, logisch, primär die Freiheit des Kapitals ist).

Die Wortwahl und der Wortschatz des neuen US-Präsidenten sind an Primitivität nicht zu überbieten, es sind nicht mal Floskeln, eher Kampfbegriffe und Repetitionen oder das Schreien eines kleinen Jungen, der viel zu viel Macht hat. Unzivilisierter, ungebildeter, grotesker als dieser über 70jährige Mann kann man gar nicht reden. Er badet in seiner eigenen vulgären oder platten, verkümmerten Sprache und brutalen Ideologie. Er sieht sich als ersten wahren Vertreter des Volkes in Amerika jemals. Dieser Größenwahnsinn ist beängstigend, ja vollkommen schockierend.

Eine Schande für Amerika und ca. 60 Millionen Amerikaner sind für diese Schande jeweils persönlich verantwortlich. Das war zwar keine demokratische Mehrheit, aber Amerika hat eben kein demokratisches Wahlsystem.

Trumps Inaugurationsrede ist eine faschistische Rede.

Die vielleicht noch viel größere Schande oder Peinlichkeit – hier: für die Juden Amerikas und das Pro-Israel-Lager weltweit, nicht zuletzt in Deutschland – an diesem Tag war das Gebet von Rabbiner Marvin Hier vom Simon Wiesenthal Center, der Trump fast als eine Art Messias feiert, der „Zion“ und „Jerusalem“ retten würde.

Da hätte David Ben-Gurion aber losgeschlagen, das wäre Rabbi Hier nicht gut bekommen, auf so eine Weise den Zionismus zu diffamieren und ihn mit einem Fascho zu identifizieren und für den Faschisten zu beten. Es kam also wie erwartet.

Der neue US-Präsident ist die größte Gefahr für Amerika jemals und für den Westen und die Welt seit vielen Jahrzehnten. Trump hat von repräsentativer Demokratie nie etwas gehört, er verabscheut sie (da wird er sich mit den legalen Islamisten prima verstehen, by the way).

Er ist ein unpolitischer Kapitalist, der gerne Frauen missbraucht, Rassismus promotet und vor allem „America First“ promotet. Das läuft den deutschen und europäischen Nationalisten natürlich runter wie Honig.

Trump kennt nur sich, den Führer, und die Bewegung, das Volk. Das ist Amerikas 1933.

©ClemensHeni