Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Autor: Clemens Heni Seite 62 von 70

Das grüne Ressentiment

Das grüne Ressentiment

Die Grünen, Paul Bonatz und die „Adolf-Hitler-Kampfbahn“

versus Stuttgart 21

Die Proteste gegen Stuttgart 21 nehmen zu und werden immer grotesker, wie ein Gebet, eine Fürbitte bzw. ein „Geloben“ für den Schutz des „Nordflügels“ des Stuttgarter Hauptbahnhofes und andere involvierte Gelände eindrücklich zeigt. Als ich kürzlich als Tourist in Ludwigsburg durch die Innenstadt lief sah ich einen vielleicht 64jährigen Mann völlig aufgeregt auf zwei entfernte Bekannte zulaufen und einreden: Stuttgart 21 sei das Ende der Welt, eine Katastrophe, was die Bahn sich erlaube etc. etc. Es war ein ganz normaler Bürger, der aufgrund seiner Erzählung nicht so wirkte, als ob er je zuvor in seinem Leben politisch aktiv war. Was ist los in Stuttgart?

Eine Initiative K21, „Kopfbahnhof“ Stuttgart, ist aktiv gegen das Mega-Projekt. Am 20. August 2010 findet in Stuttgart eine Demonstration gegen das Projekt Stuttgart 21 statt, Hauptrednerin ist die Grünen Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag aus Berlin, Renate Künast. Sie reden vom „Bürgeraufstand“ – man merkt was die einfachen und andere Leute so wirklich bewegt, heutzutage: nicht etwa ein atomarer Iran, bestückt mit Atomkraftwerken wie möglichen Nuklearwaffen, nicht die Hetze gegen den jüdischen Staat Israel von Seiten des Iran, der arabischen, muslimischen Welt wie auch im Westen, oder wenigstens die Menschenrechtsverletzungen im Iran, nein: ein Infrastrukturprojekt treibt die Leute um.

Wer die aktuellen Umfrageergebnisse für die Grünen bundesweit sieht und wenn man bedenkt, dass diese Wohlfühl-Partei, inclusive ihrem Wohlfühl-Antisemitismus aus Tübingen, in Stuttgart bei der Gemeinderatswahl 2009 die meisten Stimmen bekam und damit erstmals in einer Großstadt in der Bundesrepublik die Grünen die stärkste Fraktion sind, wird deutlich, dass hier der Volksmund spricht.

Am Montag, den 23. August 2010 wird auf der „40. Montagsdemo“ (!) um 18 Uhr der Tübinger OB Boris Palmer, der Gewerkschafter Bernd Wuttig und Axel Mayer, Regionalgeschäftsführer beim BUND Südlicher Oberrhein in Freiburg sprechen, Musik: Three Times a Lady.

Wenn Boris Palmer gerade mal nicht Juden verbal attackiert, also Holocaustüberlebende und deren Rede mit dem Nationalsozialismus oder dem „Wilhelminischen Imperialismus“ analogisiert, setzt er sich für Bauten eines Architekten wie Paul Bonatz ein, der den reaktionären, antimodernen Zug deutscher Architektur repräsentiert. Bonatz war sehr aktiv im Nationalsozialismus und Palmer wie viele Grüne mögen das offenbar.

Irgendwie braun sind im Ländle keineswegs nur die Filbingers oder die Haselnüsse…

Stuttgart – das ist Deutschland.

Ein Aspekt wurde bislang kaum berücksichtigt: was ist eigentlich moderne Architektur und für was steht der Stuttgarter Hauptbahnhof? Das sichtbarste Zeichen, dass sich das Halten von Sklavenarbeiterinnen und Sklavenarbeitern im Nationalsozialismus lohnte ist natürlich der große Stern von Mercedes-Benz auf dem Dach des Hauptbahnhofs, weithin sichtbar bei der Einfahrt in den Kopfbahnhof.

Wer diesen Bahnhof seit Jahrzehnten kennt und benutzt, ist erstmal erstaunt über die plötzliche Liebe zum „Nordflügel“, der bislang so gar keine Bedeutung hatte. Dabei soll das Hauptgebäude ja sogar stehen bleiben – das wird sich hoffentlich noch ändern.

Kein Mensch jedoch stellt den Architekten des Stuttgarter Hauptbahnhofes in Frage, Paul Bonatz (1877-1956). Der Hauptbahnhof war sein Durchbruch als Architekt.

Dabei stellt sich doch die Frage: wie kam es, dass der Architekt des Stuttgarter Hauptbahnhofes mit Adolf Hitler persönlich diskutierte, sich 1943 über ein Projekt nicht einigte, aber gleichwohl bis dahin dem Führer treu ergeben war und sehr aktiv war mit Projekten aller Art und kein Mensch heute darauf abhebt?

Niemand scheint sich daran zu stören, dass gerade Bonatz die 1933 eingeweihte Kochenhofsiedlung mit konzipierte, die als dezidiertes Gegenprojekt zum Neuen Bauen der Weißenhofsiedlung, die 1927 eröffnet wurde, gedacht war. Bonatz war Teil der Agitation gegen die Moderne, gegen helle Fassaden, flache Dächer, funktionale Räume und er war ein Kämpfer für das Walmdach. Bonatz war auch Architekt im „Jahr des Heils“ (O-Ton von Zeitzeugen), 1933, der „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ (etwas später wurde der Name natürlich geändert, es ist heute das Stadion des VFB Stuttgart), was nicht verwundert wenn man weiß, dass sein Kumpel Paul Schmitthenner, führende Figur bei der Planung der Kochenhofsiedlung auf dem Killesberg, 1933 Mitglied der NSDAP wurde.

Ich erinnere mich gut an ein Seminar über das Automobil am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen, das ich Mitte der 1990er als Student besuchte. Auch die Zeitschrift „Die Strasse“ untersuchte ich, einer der Autoren und vor allem ein Mitarbeiter bei der Gestaltung der Reichsautobahnen war Paul Bonatz. Ich fand es schon damals nervig im „Bonatzbau“ der Universitätsbibliothek Tübingen arbeiten und Bücher in den dortigen Lesesaal bestellen zu müssen.

Es ist kein Zufall dass der einflussreichste Vordenker des modernen Rechtsextremismus und Mitbegründer der Neuen Rechten, der 1942 geborene Henning Eichberg, der in den 1970er Jahren in Stuttgart an der Universität lehrte, Bonatz oder auch Friedrich Eugen Scholer für deren Architektur lobte. Le Corbusier ist ein Feindbild der Völkischen, von Bonatz bis Eichberg. Die Formzentriertheit Corbusiers wollte weg vom heimattümelnden, althergebrachten Mief Alteuropas.

Wollen die heutigen, vor Ressentiment schäumenden Gegner von Stuttgart 21 dahin zurück? Schon wieder eine „Zukunft für die Vergangenheit“, wie der Stuttgarter Soziologe Wolfgang Pohrt schon vor Jahrzehnten schrieb?

Stuttgart 21 ist sicher ein wenig sinnvolles Projekt, allein schon die Streckenführung Richtung Ulm wirkt absurd. Doch der Kapitalismus basiert nicht darauf, Sinnvolles zu bauen, sondern überhaupt zu bauen. Die Selbstverwertung des Werts, welcher die zyklische Entwertung innewohnt wie das Gewitter in der Wolke, schreit nach mehr.

Wer darüber hinaus nichts von der Landschaft sehen möchte – und in all den Tunnels Richtung Ulm wird’s nix zu sehen geben – , kann auch während dem Reisen schlafen.

Doch eine Umgestaltung des Hauptbahnhof Quartiers könnte Stuttgart eventuell ein bisschen mehr frische Luft der weiten Welt geben. Etwas weniger Nazi-Mief à la Bonatz. Vielleicht jedenfalls.

Gefährlich jedoch ist das geradezu völkische, Bonatz anhimmelnde Ressentiment gegen moderne Architektur, gegen Veränderung und Neues. Man muss ganz sicher kein Fan von Stuttgart 21 sein, um das Ressentiment seiner Gegner als Gefahr für die Demokratie und als klammheimliche Freude über einen Architekten, der mit den Nazis kooperierte und zwar ideologisch wie praktisch, zu erkennen.

Es gibt auf dieser Welt viele Probleme und große Gefahren, über die zu diskutieren und Widerstand zu organisieren dringend nötig wäre. Stuttgart 21 gehört nicht dazu.

Dr. phil. Clemens Heni ist Politikwissenschaftler und Autor. Er lebt in New Haven/USA und Berlin. 2006 reichte er seine Dissertation „Salonfähigkeit der Neuen Rechten“ an der Universität Innsbruck ein, darin kritisierte er auch Paul Bonatz. Seit den 1970er Jahren ist er regelmäßig Gast im Stuttgarter Hauptbahnhof.

Superhelden der Antisemitismusforschung – Teil 1: Armin Pfahl-Traughber

Superhelden der Antisemitismusforschung

Teil 1: Armin Pfahl-Traughber

In der „EU-Arbeitsdefinition von Antisemitismus“ vom 18. Mai 2005 heißt es:

„Beispiele dafür, wie sich Antisemitismus gegenüber dem Staat Israel in seinem umfassenden Kontext manifestiert, umfassen: (…)

Der Vergleich der aktuellen Politik Israels mit der der Nazis.“

In der heutigen Ausgabe der taz, 16. Juli 2010, schreibt ein Mitglied des Expertenkreises des Bundestages zu Antisemitismus, Armin Pfahl-Traughber:

Doch nicht jeder Diskurs, der Gemeinsamkeiten von israelischem und nationalsozialistischem Vorgehen behauptet, dürfte durch eine Apologie des NS-Regimes motiviert sein. Mehrheitlich geht es denen, die solche Auffassungen äußern, vor allem um die “antiimperialistisch” motivierte politische Abwertung von Israels Umgang mit den Palästinensern. Derartige Gleichsetzungen können um der Sache willen als unangemessen verworfen werden – antisemitisch motiviert müssen sie nicht zwingend sein.“

Wer hat je davon gesprochen, dass ein Vergleich von Israel mit dem Nationalsozialismus eine Verteidigung des SS-Staates sei? Das ist so völlig ohne Beleg, so realitätsfern und infam, dass jeder Professor an einer Universität einem Studenten im ersten Semester eine Arbeit mit einem solchen Satz zurück geben würde zur Überarbeitung.

Wie kommt Pfahl-Traughber auf so einen Unsinn? Kein Nazi lobt den SS-Staat und Israel! Nazis sind Antisemiten und loben doch nicht den Judenstaat. Was soll so eine Fantasie? Ohne einen einzigen Hinweis oder Beleg? Oder weiß der Autor nicht was eine „Apologie“ ist? Weiß es die taz?

„Eine Apologie (von spätlat. apologia, aus altgriech. ἀπολογία, apología für „Verteidigung, Rechtfertigung“) ist eine Verteidigungsrede bzw. Verteidigungsschrift.“

Um es zu wiederholen, Pfahl-Traughber schreibt, wörtlich:

„Doch nicht jeder Diskurs, der Gemeinsamkeiten von israelischem und nationalsozialistischem Vorgehen behauptet, dürfte durch eine Apologie des NS-Regimes motiviert sein.“

Kein einziger „Diskurs“ ist dadurch gekennzeichnet, dass Leute das „NS-Regime“ verteidigen und DESHALB den SS-Staat mit Israel vergleichen. Total absurd ist so eine Aussage der taz, schwankend zwischen theoretischer Hilflosigkeit und Verdrehung von Tatsachen.

Alle heutigen Vergleiche von Nazi-Deutschland und Israel werden angestellt, um Israel zu diffamieren und nicht um Nazi-Deutschland zu loben.

Es geht genau darum, dass der Vergleich des Nationalsozialismus mit Israel von Leuten gemacht wird, die so tun, als seien sie GEGEN Faschismus und Nationalsozialismus, obwohl doch die gleichen Leute wie die Partei Die Linke mit der Islamo-faschistischen Hamas gar kein Problem hat, sie vielmehr unterstützte mit der aktiven Teilnahme an der Gaza Flotille.

Antifaschistischer, linker Antisemitismus ist doch der Kern des Problems.

Das begriffslose Gerede eines Pfahl-Traughber möchte die antisemitische Projektionsleistung, die hinter dem Nazi-Vergleich steckt, derealisieren. Der sekundäre Antisemitismus nach 1945 lebt zumal davon, Juden als Täter herbei zu halluzinieren, um die Deutschen von der Schuld zu befreien. Dazu gibt es eine große Zahl von Studien, Vorträgen etc. etc.

Der ‚Experte‘ schreibt weiter in der taz:

„Anspielungen im Sinne einer Gleichsetzung von Israel und Nationalsozialismus dienen daher der politischen Diffamierung des jüdischen Staats. Der historische Unsinn, der damit einhergeht, kann aber nur dann als Ausdruck von Antisemitismus gelten, wenn die konstitutive Eigenschaft dieser Diskriminierungsideologie nachweisbar ist: Feindschaft gegen Juden als Juden. Diese Einstellung steht hinter der Israel-Kritik von Rechtsextremisten, die sich der Gleichsetzung mit dem Nationalsozialismus um dessen moralischer Entlastung willen bedienen.“

Gegen wen anderes als gegen Juden richtet sich die Hetze, wenn allüberall Israel mit Nazi-Deutschland verglichen wird wie vom in extremistischen Kreisen beliebten jüdischen Kronzeugen Norman Finkelstein?

Israel ist ein jüdischer Staat, wer gegen Israel ist, ist gegen Juden. Kapiert eigentlich jedes Kind. Doch nicht so Experten und deutsche Superhelden der Forschung und Publizistik, wie es scheint.

Nochmal: Jeder Vergleich von Israel mit dem Nationalsozialismus ist antisemitisch. Nicht nur die EU-Arbeitsdefinition zu Antisemitismus sieht das so, auch die internationale Forschung zu Antisemitismus hat das seit Jahrzehnten heraus gearbeitet.

Der Historiker und Antisemitismusforscher Prof. Dr. Robert Wistrich schreibt 2010 in seinem Werk „A Lethal Obsession: Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad“:

„At the core of the global anti-Israel hysteria lies the symbolic transformation of Jews into Nazis. Indeed it has become increasingly entrenched in a number of Western societies that seem eager to follow in the footsteps of the former Soviet Union and the most benighted parts of the Muslim-Arab world. In postwar Germany this Holocaust inversion is related to so-called secondary anti-Semitism, which resents Jews as a permanent reminder of the German responsibility for Auschwitz. Radical anti-Zionism has capitalized on this complex by reserving the role of the ‘new Nazis’ exclusively for Jews. This is the perfect way for many Germans to flee from the historic burdens imposed by their own national history, and for other guilt-ridden perpetrators and collaborators in Europe to symbolically wipe the slate clean. The Nazi-Zionist parallel has also been encouraged by seemingly respectable academics, journalists, and Middle East experts who do not shrink from utterly false comparisons between the Warsaw ghetto and Gaza.”[i]

Armin Pfahl-Traughber und die taz kennen diese Forschung demnach nicht oder ignorieren sie bewusst, weil sie erstens ungern gute Bücher lesen und zweitens weil kritische Forschung in deren neu-deutsche, den Antisemitismus verharmlosende Ideologie selbstredend nicht hineinpasst.

Wenn die taz und ihr ‚Superheld der Antisemitismusforschung‘ jedoch wörtlich schreiben, dass der Vergleich von Israel mit den Nazis keineswegs immer antisemitisch sei, dann verbreiten sie Mythen und handeln entgegen der EU-Arbeitsdefinition zu Antisemitismus.

Somit verharmlosen die taz und ihr Bundestags-Experte zu Antisemitismus den Schuldabwehr/Schuldprojektions- und antizionistischen Antisemitismus, der aus jedem Vergleich des Nationalsozialismus mit Israel spricht.


[i] Robert Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad, New York: Random House, S. 934.

Antisemitism and celebrating the Holocaust

Antisemitism and celebrating the Holocaust

German-Turkish propaganda and a Latvian court: brothers in arms?

We are facing a new movement in Europe: celebrating the Holocaust. We know that Hitler’s “Mein Kampf” is a bestseller in the Arab world. However, it is a new development in Europe and the European Union that people can publicly applaud Nazi Germany. Latvian-Turkish axis? Celebrating and not denying the Holocaust: What does this mean?

Before explaining this new and dangerous phenomenon let’s have a short look at the history of some types of anti-Semitism after the Shoah.

1) Silence

After the Shoah Europe kept silent about what happened and particularly Germans and Austrians went on implementing their own national agenda. The Federal Republic of Germany (FRG) and its national soccer team was a kind of starting point in 1954, singing the first line of its old/new national anthem when coming home from Switzerland, after having won the soccer World Cup. This line goes “Germany, Germany, over all” – Deutschland, Deutschland über alles. The same line was sung during National Socialism alsongside with the Horst-Wessel-Lied. Horst Wessel was a Nazi who became a hero for the Nazi movement after he died in 1930 due to a conflict with a Communist. In the 1950s/1960s Germany went on working on the national economic recovery, ignoring Jewish survivors and keeping silent about the Holocaust in public, while putting pictures of fallen brothers, men, or sons with their SS, Wehrmacht, or other German uniforms on their living room walls.

2) Projection of guilt onto the Jews: the victim as perpetrator

Left-wing anti-Semitism had a kind of start-up on November 9, 1969, when left terrorist anti-Semites planted a bomb at a Jewish community center in West Berlin; because of a malfunction the bomb did not explode. After the six-day war in 1967 anti-Semitism became more and more fashionable, now disguised under the framework of anti-Zionism. In July 1976 left-wing Germans were the first in the FRG after Auschwitz to separate out (i.e. select) Jews from their group of captives during an aircraft kidnapping to Entebbe, ruled by Ugandian dictator Idi Amin.

The portrayal of Jews as “Nazis” is one of the most widespread anti-Semitic motifs since the 1960s. Today this inversion of truth has become a key tool for Islamists, leftists, and the mainstream to denounce the Jewish state of Israel. Among those who agitate against Israel by saying it behaves like Germans did during National Socialism are several Jewish scholars and authors.

3) Holocaust trivialization

After the screening of the TV series Holocaust on German TV early in 1979 for the first time West Germans started to think about the Holocaust. However, a few weeks after the screening left-wingers or ‘alternative people’ who protested nuclear power plants displayed posters that read: “Yesterday the gas chamber – tomorrow the atomic state”. Such wanna-be-Jews trivialize the Holocaust by equalizing gas chambers with nuclear power plants etc. This reminds me of German philosopher Martin Heidegger, one of the leading philosophers of the 20th century, because (and not although) he introduced National Socialism into ‘philosophy.’ Heidegger said in 1949:

“Agriculture is nowadays a motorized nutritional industry, by nature the same as the production of corpses in gas chambers and extermination camps, the same as the blockade and the starving out of countries, the same as the production of the H-bomb.“[i]

The trivialization of the Holocaust entails equalizing it with the “motorized nutritional industry” or with abortion (“Babycaust”), “Holocaust on your plate” (PETA) and other allegedly analogous phenomena.

Furthermore this trivialization is part of a universalization of the Holocaust, by blaming modernity itself for having been responsible for the Shoah.

4) Holocaust Obfuscation

One of the most fashionable forms of anti-Semitism today is the obfuscating of the Holocaust by equating National Socialism and the Shoah with the crimes of Stalin, communism and the Eastern Bloc. The key document of this movement is the Prague Declaration, adopted June 3, 2008, calling for a common European remembrance day on August 23, aiming at the “Hitler-Stalin-Pact”. This obfuscates not just the unprecedented crimes by Germans during the Holocaust, it also helps some states like Lithuania, Ukraine or Latvia, to get rid of their criminal history. The ideology of the Prague Declaration has been discussed in the European Parliament and resolutions have already been adopted there which may led to laws in the near future. This is an anti-Semitic movement because it wants to minimize the importance of Holocaust remembrance day, January 27. Many other aspects of Holocaust obfuscation were pick up by my radar, though this would be too much for this short piece.

5) “Celebrating-the-Holocaust” Movement

The newest and most disagreeable anti-Semitic movement is even worse: applauding the Holocaust. In Riga, capital of Latvia, Nazis will hold a remembrance march on July 1, 2010, to commemorate the German invasion of that city and country at that day in 1941. The ongoing Holocaust at that time is being affirmed, applauded by these Latvian Nazis. Latvia is an EU country and it is hard to believe that a court in an EU country allowed such a pro-Nazi, read: pro-Holocaust march.

Parallel to that we have another celebrating-the-Holocaust movement: immediately after the Gaza crisis on May 31, 2010, dozens, hundreds, and thousands of German-Turkish citizens wrote on Facebook probably the most aggressive and pro-Nazi statements ever since 1945. They wrote “Hitler don’t worry, we’ll take the rest of the Jews”, “Jews to the gas”, “I would like to kill Jews” etc. etc. Don’t forget: these people wrote this on Facebook and everyone, including those with no Facebook account, can read such entries and they are well aware of this. Almost all of these entries were written under real names, including pictures, informations about city or village they life etc. They applauded the Holocaust! They do not even deny the Holocaust or say that the numbers of Jewish victims have been exaggerated – this was the method of typical Holocaust deniers like Frenchmen Robert Faurisson, or Ernst Zündel, and several others, including Iranian leader Ahmadinejad. The latter anti-Semites deny the Holocaust.

The Latvian march on July 1, 2010, and the German-Turkish (and others, but in this case mostly German-Turkish) anti-Semites say: “National Socialism did exist, Hitler was its leader and we are grateful for what they have done. Jews to the gas — great”.

This is the situation in 2010. We are facing several very dangerous anti-Semitic tendencies and I am afraid mainstream media, politics, activists, human rights NGOs etc. won’t worry much about it. The world is obsessed with fighting Israel, with appeasing Islamic Jihad and with spreading cultural relativist philosophy to denounce America and Western values. Even the aggressive pro-Nazi movement, the “celebrating the Holocaust” movement, does not confuse anyone. Leading intellectuals are obsessed with attacking Israel, or working on social problems in post-industrial societies, or they are worried about ecology, economic crisis etc. These are issues – but fighting anti-Semitism has to be a priority for those who have learned the lesson from the Holocaust. And academia, politics, NGOs, activists, musicians, the cultural elite etc. fails on a daily basis to deal with anti-Semitism, to analyze, decode and fight this dangerous and “longest hatred” (Robert Wistrich).


[i] http://www.jcpa.org/JCPA/Templates/ShowPage.asp?DBID=1&TMID=111&LNGID=1&FID=388&PID=0&IID=2675

Völkische Legitimierung von Nazi-Gewalt: Henning Eichberg

  1. Juni 2010 ~ Publikative.org

Henning Eichberg ist der einflussreichste Vordenker und Theoretiker der Neuen Rechten in Deutschland. Seit 1978 ist Eichberg (Jg. 1942) in Erklärungsnot, da antifaschistische Gruppen in Stuttgart aufdeckten, dass er ein Nazi ist, der auch unter Pseudonymen wie Hartwig Singer oder Thorsten Sievers publizierte – teils auch gewaltverherrlichende Texte. Seitdem verbreitet er das Märchen er habe sich seit 1970 bis spätestens 1975 von rechten Kreisen gelöst. Noch im Jahr 2008 hat der damalige NPD-Funktionär und führende Ideologe der Partei Andreas Molau betont, er sehe sich in der Tradition Eichbergs.

Von Clemens Heni, zuerst bei Mut gegen rechte Gewalt veröffentlicht, mit freundlicher Genehmigung von Heni übernommen

Eichberg ist seit den 1970er Jahren der bekannteste Vertreter des „Ethnopluralismus“. Diese post-nationalsozialistische Ideologie ist heute im gesamten Rechtsextremismus bestimmend. Sie sieht Menschen unter dem Primat des „Volkes“ und ist eine codierte, typisch neu-rechte Formel für rassistische Denkmuster nach dem Ende des SS-Staates. Ethnopluralismus proklamiert ethnisch homogene Einheiten. Praktisch würde das heißen, ein Viertel in Berlin nur für Türken, eines für Araber, eines für „echte“ Deutsche. Der Rassismus des Ethnopluralismus hebt sich von der Herrenmenschenideologie nur vordergründig ab: der Höherwertigkeit steht nun die Gleichwertigkeit von Völkern gegenüber, weiterhin ist ethnische Reinheit die Grundlage des Denkens.

„Deutsches Deutschland“

Dem Mord an Amadeu Antonio Kiowa 1990 ging nicht nur eine gesamtgesellschaftliche, nationalistische Stimmung im ‚neuen‘ Deutschland seit dem 9. November 1989 voraus, vielmehr haben Neonazis und die Neue Rechte jahrzehntelang eine neo-nationalsozialistische Ideologie verfochten und propagiert, die sich in solchen Morden entlud. Eichberg hat 1978 das erste deutschsprachige Buch geschrieben, welches im Titel „Nationale Identität“ proklamiert. Darin schreibt er: „Kulturrevolution – für ein deutsches Deutschland. (…) Kein Sozialismus ohne Kulturrevolution. Kein Sozialismus ohne ein deutsches Deutschland, kein amerikanisiertes, kein russisches, kein multinationales (…).“ Er ist gegen den „Universalismus“ – und natürlich gegen eine „weltweit-amerikanische TV-Zivilisation“. Der Universalismus ist die Denktradition, die Menschenrechte für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft durchsetzen will und dabei keine Relativierung dulden möchte. Zum Beispiel eine Relativierung à la für islamische Frauen gelten andere Rechte als für europäische, da ihre Kultur eine andere sei.

„Sozialismus von rechts“?

Eichberg ist auch deshalb für viele Neonazis eine Kultfigur, weil er noch aktiv mit ‚richtigen‘ Nazis kooperiert hat. Er ist ein Ziehkind des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Arthur Ehrhard, und war auch als Jugendlicher bei Otto Strasser aktiv. Es wurden bis 1976 Texte von Eichberg in „La Plata Ruf“ veröffentlicht, einer Nazi-Postille die von Wilfred von Oven, früher Adjutant von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, in Argentinien herausgegeben wurde. Darin stellt Eichberg die Frage „Warum sind wir Sozialisten?“, zuvor hatte er bereits andernorts einen „Sozialismus von rechts“ eingefordert, in expliziter Anlehnung an Joseph Goebbels‘ „Nazi-Sozi“, einer antisemitischen Hetzschrift aus dem Jahr 1926.

Eichberg hat behauptet, „1975“ habe er seine „Mitarbeit bei konservativen Zeitschriften“ beendet. Diese Lüge hat ihm jedoch nicht geholfen. So war er wichtigster Autor der neu-rechten Zeitschrift „wir selbst“, welche von 1979 bis 2002 erschien. Dort wurden ex-SSler wie Franz Schönhuber exklusiv interviewt und Anzeigen zu revisionistischen und holocaustleugnenden Verlagen wie dem Hohenrain-Verlag geschalten. Seit 2004 ist Eichberg Zugpferd der neu-rechten Postille „Volkslust“. In dieser Zeitschrift schreibt er, dass nur das „Volk“ und die „Gemeinschaften“ Menschen ausmachen und droht: „Wo das ‚gute‘ Volk nicht gedacht werden darf, zeigt das Volk sich von der hässlichen Seite.“ Das ist eine typisch neu-rechte, sprachlich codierte Rechtfertigung von Nazi-Gewalt.

Wechsel nach links oder „volklich“/völkisch?

Entgegen dem Märchen, er sei nach links gewechselt, ist Eichberg der völkische Theoretiker nach Treblinka und Bergen-Belsen, der ein Reden über „das gute Volk“ salonfähig macht. Das gegen Individualität gerichtete Weltbild hat er selbstredend nicht erfunden – es war seit langem typisches Merkmal der deutschen Ideologie, lange vor dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Auch nach Auschwitz propagiert Eichberg eine völkische Ideologie, z.B. in seinem Band „Die Geschichte macht Sprünge“, 1996 im rechtsextremen Bublies Verlag erschienen. Basis der völkischen Ideologie Eichbergs ist ein rhetorischer Trick: er nennt völkische Propaganda „volklich“, in Anlehnung an den dänischen, antisemitischen Theologen N.F.S. Grundtvig. Dieses Adjektiv, das in verschiedenen Formen auch von völkischen Denkern vor und während des NS-Staates in Deutschland beliebt war, ist eine Art Code der Gegenintellektuellen.

Grundtvig sieht den Menschen nicht primär als Menschen, als Individuum mit Gedanken, der Möglichkeit selbständig zu denken, einer Persönlichkeit mit Wünschen, Traumata, Sehnsüchten etc., nein: für Völkische wie Eichberg oder Grundtvig gibt es Menschen nur als Teil eines „Volkes“. Auf „der Erde gibt es keine Menschlichkeit ohne Volklichkeit“, wie der dänische Theologe 1847 apodiktisch festlegt. Er wird von Eichberg mit dem Leitspruch sekundiert: „Wer von den Völkern nicht spricht, soll von den Menschen schweigen.“

Gemeinschaftsstiftung durch Antisemitismus

Eichberg hat häufig mit einer nationalen Linken kooperiert und das nationale Moment der Linken unterstützt. Er findet zum Beispiel die DDR-Sportwissenschaft insofern toll, als dort der völkische Vorturner, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, gelobt worden sei. 1984 wendet sich Eichberg gegen den „amerikanischen Weg“ „Westdeutschlands“ mit seinen „McDonald-Geschäften“, er präferiert die DDR: „Wenn man die Deutschen als Volk erleben will, muß man in die DDR reisen.“ Auch die späteren nationalen Debatten in der PDS/Die Linke, wie die PDS-Beiträge „Die Sache mit der Nation“, schätzt der neue Rechte. Es erinnert an Martin Walsers nationales Geraune wenn „Volkslust“ postuliert, „daß die deutsche Geschichte nicht nur aus Auschwitz und Buchenwald“ bestehe. Nationalismus, sekundärer Antisemitismus, eine Erinnerungsabwehr an die Shoah und die deutschen Verbrecher/n geht bei Eichberg einher mit einer grundsätzlichen Ausrichtung der Linken: er stellt in einem Volkslust-Artikel die Frage „antiimperialistisch oder antideutsch“? In diesem Beitrag aus dem Jahr 2005 hetzt Eichberg gegen die USA und Israel, er wendet sich gegen „eine Identifikation mit dem Staat Israel“ und projiziert seinen eigenen Rechtsextremismus auf einen „dort jeweils herrschenden Rechtsextremismus (Bush, Sharon).“ Dazu passt, dass Eichberg auch seit Jahrzehnten für einen pro-islamistischen Kurs im rechten Lagen plädiert. Er lobt die ägyptischen, antisemitischen, „nativistischen“ Muslimbrüder und sieht im anti-Westlichen des Islamismus geradezu ein Vorbild.

Kein Podium für Volkstümelei

Kulturrelativismus und Antiuniversalismus sind elementare Bestandteile der Neuen Rechten und machen sie salonfähig, da sie als Theorien daherkommen und ihre Volkstümelei verbergen. Wenn man einem wie Eichberg eine Plattform bietet, sich auszubreiten und ihn mit Lob versieht, unterstützt man einen der wichtigsten Vordenker für rechte Gewalt.

Eichberg steht beispielhaft für die Ideologie des Ethnopluralismus – „Deutschland den deutschen Deutschen“; mit seinem antiuniversalistischen, kulturrelativistischen Antiamerikanismus und seinem antizionistischen Antisemitismus ist er jedoch in Deutschland und Europa Teil des Mainstream.

Dr. phil. Clemens Heni arbeitet u. a. zu Antisemitismus, deutscher Geschichte, Holocaust und post-Holocaust, Islamismus, Rechtsextremismus/Neue Rechte, Ideologiekritik und kritische Theorie. Er promovierte mit der Studie „Ein völkischer Beobachter in der BRD. Die Salonfähigkeit neu-rechter Ideologeme am Beispiel Henning Eichberg“. Zuletzt veröffentlichte er das Buch „Antisemitismus und Deutschland. Vorstudien zur Ideologiekritik einer innigen Beziehung“.

 

„Geistige Gesundung“ – Joachim Gauck und die neueste deutsche Ideologie

„Geistige Gesundung“ – Joachim Gauck und

die neueste deutsche Ideologie

Es ist ein leicht zu durchschauendes Spiel, welches derzeit läuft: zwei schlechte Bewerber für das Amt des Bundespräsidenten werden gegeneinander gestellt und einer von der Öffentlichkeit eindeutig favorisiert: Joachim Gauck, der Kandidat von Rot-Grün. Jüngst hat Thierry Chervel vom Perlentaucher den Kandidaten von Bundeskanzlerin Angela Merkel bzw. der Regierungskoalition aus CDU/CSU/FDP, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, als Evangelikalen kritisiert. Schön. Evangelikale sind in der Tat homophobe, Jesus- und Gottgläubige, antiemanzipatorische Dauergrinser.

Die Kritik an Wulff ist so berechtigt wie heuchlerisch: warum von Wulff reden aber über die langen, den Holocaust verharmlosenden Schatten von Gauck schweigen? Evangelikalismus, völlig zu Recht, attackieren, aber von Nationalismus, bekannt unter der verbrämten Form von ‚Patriotismus‘ bzw. der ‚nationalen Identität, der Stilisierung der Deutschen zu Opfern des 20. Jahrhunderts („Vertreibung“, „Bomben“, „deutsche Teilung“, „UdSSR“/“zweite Diktatur“) und Antisemitismus wie der Leugnung der Einzigkartikeit der Shoah zu schweigen – das ist auffallend, inkonsistent und ideologisch.

Deshalb sei hier ein kurzer Blick auf Joachim Gauck geworfen. Gauck sagt 2006:

„Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist. Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolute Böse, das den Betrachter erschauern lässt. Das ist paradoxerweise ein psychischer Gewinn, der zudem noch einen weiteren Vorteil hat: Wer das Koordinatensystem religiöser Sinngebung verloren hat und unter einer gewissen Orientierungslosigkeit der Moderne litt, der gewann mit der Orientierung auf den Holocaust so etwas wie einen negativen Tiefpunkt, auf dem – so die unbewusste Hoffnung – so etwas wie ein Koordinatensystem errichtet werden konnte. Das aber wirkt »tröstlich« angesichts einer verstörend ungeordneten Moderne. Würde der Holocaust aber in einer unheiligen Sakralität auf eine quasi-religiöse Ebene entschwinden, wäre er vom Betrachter nur noch zu verdammen und zu verfluchen, nicht aber zu analysieren, zu erkennen und zu beschreiben.“

Gauck hört sich an wie Iris Hefets, die in der Taz schreibt:

„Mit dem Wort ‚Schoah‘ wird der Völkermord an den Juden mit der Aura des Unfassbaren, des Heiligen ummantelt. Dabei handelt es sich bei diesem Völkermord, so erschreckend er war, nicht um ein esoterisches Ereignis, sondern um ein modernes, gut dokumentiertes und recherchiertes Verbrechen, das Menschen an anderen Menschen verübt haben.“

Weiter schreibt sie:

„Nicht wenige Deutsche haben damit ein prima Arrangement mit der Vergangenheit getroffen. Sie erklären das Verbrechen ihrer Vorfahren als so schlimm, dass es zu etwas quasi Mystischem geworden ist.“

Gauck ist wie ein großer Bruder von Hefets, beide reden wie extreme Rechte der Jungen Freiheit von Auschwitz als Religion oder von dessen „Sakralität“. Gauck sagt, dass der „Judenmord in eine Einzigartigkeit überhöht“ werde – was jedoch als ein „psychischer Gewinn“ zu verbuchen sei für diese quasi ‚Gläubigen‘ ohne Gott, aber mit Auschwitz. „Überhöht“, was soll dieses Wort hier bedeuten? Möchte Gauck sagen, Auschwitz habe es zwar gegeben, aber aus dem millionenfachen, industriellen Mord, dem Vergasen von Juden aller Generationen eine „Einzigartigkeit“ zu machen, das sei nun doch übertrieben?

Hier zeigt sich das bekannte deutsche Ressentiment auf die Erinnerung an die Shoah, welche unter keinen Umständen als präzedenzloses Menschheitsverbrechen ohne Vergleich bis heute erkannt werden darf. Um die Deutschen wieder gut zu machen, eine Hauptintention deutsch-nationaler Literatur, Publizistik und Politik, ja Grundmovens politischer Kultur seit vielen Jahren, ist es von entscheidender Bedeutung Auschwitz in ein herbei fabuliertes Kontinuum von Gewalt und Verbrechen im 20. Jahrhundert einzuordnen. Längst hat sich der Holocaustleugnung, wie sie der Iran oder Neonazis vertreten, die Verharmlosung des Holocaust zur Seite gestellt, hard-core und soft-core Holocaustleugnung gehen Hand in Hand, letztere ist jedoch viel beliebter und mainstreammäßiger.

Gauck ist einer der Erstunterzeichner der Prager Deklaration von Juni 2008, welche den Nationalsozialismus mit dem „Kommunismus“ in Europa gleichsetzt und für einen gemeinsamen europäischen Gedenktag 23. August plädiert – der Tag, an dem 1939 der „Hitler-Stalin“-Pakt geschlossen wurde. Die Prager Deklaration hat in Deutschland ein Pendant, die Initiative 23. August. Joachim Gauck steht in Deutschland insofern federführend für diese Art der Verharmlosung des Holocaust, auch bei der 23. August-Aktion ist er mit von der Partie.

Doch Gauck lässt die deutschen Verbrechen nicht nur im Orkus einer Geschichte der Gewalt des 20. Jahrhunderts untergehen, vielmehr agitiert er, dass gerade ein Betonen der Einzigartigkeit der Shoah Ausdruck einer modernen, gottverlassenen, nach ‚Sinn‘ suchenden Welt sei. Eine besonders widerwärtige Abwehr einer spezifischen Erinnerung an den Holocaust wird hier proklamiert, da Gauck es einem gleichsam zum Vorwurf macht, die Shoah als präzedenzloses Verbrechen zu erinnern. Diese Art antisemitisch motivierter Holocaustverharmlosung ist modisch geworden im 21. Jahrhundert. Wer sich z. B. in Litauens Vilnius ein „The Museum of Genocide Victims“ anschaut, bekommt einen Eindruck, wie Antisemitismus in Europa heute funktioniert: im Schweigen über die litauischen Mörder während des Holocaust, einer kompletten Ausblendung des Holocaust in einem Museum mit genanntem Titel (!) sowie mit einer Tafel welche die Aussage enthält, dass „Hunger“ (in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre) „schlimmer“ gewesen sei als „Auschwitz“, wo es „Spinat und ein Stück Brot“ gegeben hätte.

Litauen ist ein Hauptprotagonist der Prager Deklaration, welche wiederum von Gauck propagiert wird.

Pfarrer Gauck hat ein Ressentiment gegen Aufklärung und die Gottlosigkeit der Moderne. Darum projiziert er seine Religiosität auf diejenigen, welche den Holocaust überhaupt als spezifisches, präzedenzloses Menschheitsverbrechen erinnern. Das Ungeheuerliche, Unverschämte von Gauck liegt genau hierin: er suggeriert, dass die Erinnerung an die Shoah als „psychischer Gewinn“ Leuten helfe, ein inneres Loch zu stopfen. Ein altes Lied zumal von Christen: sie können sich nicht vorstellen, dass Menschen befreiter sind, seit „Gott tot ist“ (Nietzsche). Infam wird von Lengsfelds (Achse des Guten) Superhero Gauck suggeriert, Auschwitz wäre den Gottlosen gerade recht gekommen, um wieder ‚Sinn‘ zu finden im Leben. Die obsessive Abwehr der unvergleichlichen deutschen Menschheitsverbrechen ist nicht nur antisemitisch, auch stolzdeutsche, nationalistische Töne gehen damit selbstredend einher.

Gauck, wörtlich:

„In den letzten Jahren ist in Deutschland ein lange vernachlässigtes Erinnerungsgut wieder aufgetaucht: Deutsche als Opfer. Nach jahrzehntelanger Bearbeitung der deutschen Schuld in vielen Facetten tauchten Bombenkriegsopfer, Flüchtlinge und Vertriebene wieder auf. Reflexartig wurde auch bei dieser Entwicklung die Warnung vor einer Relativierung der deutschen Schuld vorgebracht, für mich eine überflüssige Sorge.“

Für ihn sind nun „Deutsche als Opfer“ zu sehen, unisono redet er so wie alle der „Generation Untergang“ und der verschiedenen nationalen Wellen seit dem 9. November 1989.

Er war Autor beim „Schwarzbuch des Kommunismus“, welches zum Ziel hat, ‚den‘ Kommunismus als weit schlimmer als den Nationalsozialismus darzustellen. Der Antisemitismus des Schwarzbuches liegt darin, zu leugnen, dass Treblinka, Bergen-Belsen, Auschwitz, Babi Yar, der industrielle Mord an Juden wie die Mordaktionen der Polizeibataillone, der SS, des SD, der Wehrmacht wie auch ihrer Helfer in den baltischen Ländern und anderswo präzedenzlose Verbrechen waren. Das Schwarzbuch und Gauck leugnen, dass Antisemitismus der „longest hatred“ (Robert Wistrich) in der Geschichte der Menschheit mit einer unvergleichlichen Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichte ist.

Gauck ist ein antikommunistischer Normalisierer der deutschen Geschichte, er ist für ein „Zentrum gegen Vertreibung“, für die revisionistische Erzählung von den Deutschen als „Opfer“, also einer „Hinwendung zum Patriotischen“, wie Gauck dem Deutschlandfunk zustimmt; Gauck ist für den 23. August als gesamteuropäischer Gedenktag analog bzw. perspektivisch als Ersatz für den 27. Januar, wie es in der Prager Deklaration steht. Gauck sagt in seinem oben zitierten Text 2006:

„Es ist vielmehr ein großes nationales Thema. Wie für uns in Deutschland der Judenmord das Schwarze Loch der Geschichte ist, so ist es für die Ex-Sowjetunion deren einst real existierendes Unrechtssystem.“

Damit wird das Spezifische des Antisemitismus und der Shoah nochmals geleugnet, was auch Grundkonsens der Totalitarismustheorie ist.

Es klingt so unglaublich für intellektuelle Ohren: Gauck sagt in seinem Text, dass es ein „psychischer Gewinn“ sei, zu betonen, dass Auschwitz ein präzedenzloses Verbrechen war. Das ist ein Antisemitismus, der einer Iris Hefets wohl gefallen mag.

Wer ein Interesse an Gesellschaftskritik hat, kann nicht nur die evangelikale Ideologie eines Christian Wulff analysieren, sollte vielmehr genauso sehr den Antisemitismus und Antikommunismus des Holocaustverharmlosers Joachim Gauck decodieren und kritisieren. Doch Chervel hat das Gauck’sche Schwarzbuch des Kommunismus ja positiv rezensiert, seinerzeit, und sich dem Wort von Stephane Courtois, „daß hier der ‚Klassengenozid‘ dem ‚Rassengenozid‘ gleichkommt“ angeschlossen. Chervel hat folgerichtig seine 1997 in der Süddeutschen Zeitung erschienene Rezension des „Schwarzbuches des Kommunismus“ auch in dem skandalösen Band „roter Holocaust“, ediert von Horst Möller, wieder abdrucken lassen.[i] Der Begriff „roter Holocaust“ ist eine geschichtsrevisionistische Aggression, ein sekundärer Antisemitismus, der längst Mainstream ist in Deutschland.

Wulffs evangelikale Mission zu geißeln ohne den sekundären Antisemitismus Gaucks auch nur zu erwähnen, hat mit Gesellschaftskritik nichts zu tun. Es ist Ressentiment gegen Wulff und implizites Lob für Gauck.

Damit wird die gefährliche Ideologie der Evangelikalen nicht verharmlost. Bundespräsident sollte keiner der beiden werden, doch einer wird es wohl. Gauck wäre der Super-Gau für die politische Kultur der Bundesrepublik. Andererseits verdiente dieses Land einen Gauck, spricht er ihm doch offenbar nach dem Munde. Die Verharmlosung des Holocaust ist eines der großen Projekte der Deutschen und Europas im 21. Jahrhundert. Und Joachim Gauck ist einer der WortFührer.

Auch die Sprache erinnert an früher: für Gauck ist die Rede von den Deutschen als Opfer Ausdruck und „Zeichen geistiger Gesundung“. Wer die deutsche Geschichte in ihrer spezifischen, präzedenzlosen und verbrecherischen Dimension erinnert, wer den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen kritisiert und die Rede von den ach so armen Deutschen als Opfer von Krieg, Nazis, Vertreibung, „Bombenterror“, deutscher Teilung etc. als nationalistische Narrative decodiert und bekämpft, ist demnach nicht auf der Suche nach „Zeichen geistiger Gesundung“, ergo: krank.

Joachim Gauck ist der beliebte Autor solch neu-deutscher Ideologie.


[i] Thierry Chervel (1997)/1999: Lenins Leichen. Über den neuen französischen Historikerstreit, in: Horst Möller (Hg.), Der Rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das „Schwarzbuch des Kommunismus“, München/Zürich: Piper, S. 41-43, hier S. 42.

Wer von Katrin Müller-Hohenstein nicht reden möchte, soll von Ahmadinejad und Antisemitismus schweigen

Die Alltäglichkeit und Unbekümmertheit eines lächelnden, jauchzenden Antisemitismus

in Deutschland und im ZDF

Natürlich wird das ZDF seine Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein nicht entlassen. Warum auch? Die Nazis im Internet jubeln doch. Wie heißt es auf dem rechtsextremen Portal „altermedia“:

„Noch sichtlich unter Schock stehend schreibt Springers Parade-Blatt:
“…Was sich im TV schnell versendete, führte umgehend zu großen Diskussionen vor den Fernsehgeräten und in den Internetforen.
So schrieb beispielsweise User GHERKIN auf seiner Seite: “Ihren Nazispruch vom ‘inneren Reichsparteitag’ können Sie sich gestrost sonstwo hinstecken. Als Jude in Deutschland bin ich absolut nicht amused!”. Nutzer “forschungstorte” schrieb bei twitmunin.com: “‘Innerer Reichsparteitag’ ist Nazi-Deutsch und hat nichts in der Umgangssprache zu suchen!”. Mtwirth bemerkt: “Das ZDF ist ja als Hort der Spracharmut bekannt, aber… ‘innerer Reichsparteitag’? Mir steht der Mund immer noch offen.”

Was soll man dazu sagen, außer vielleicht, daß, wenn Itzig Gehrkin not amused ist, er sich vielleicht einen Kibbuz außerhalb Deutschlands suchen sollte, das würde zumindest uns amüsieren.

Immerhin schön, daß das ZDF erstmals wirklich was für UNSERE Gebühren getan hat. Nicht viel, aber der Mensch freut sich.“

 

Antisemitismus und nationale Identität gehen eine typisch deutsche Symbiose ein. Der Kern des Skandals liegt genau darin: wenn Deutsche sich freuen, kommen sie ins Schwelgen ob der großartigen deutschen Geschichte. Holocaust, Reichsparteitage, Nazi-Symbole, Fahnenmeere, Lichtdome, Hetzreden, Nürnberger Gesetze: das wird alles goutiert.

Warum stellen sich so wenige folgende Fragen: was hat Katrin Müller-Hohenstein während ihrer Schulzeit getan? Wie wurde bei ihr zu Hause über den Nationalsozialismus gesprochen? Was für einen Freundes- und Bekanntenkreis hat diese Frau? Was für Gespräche liefen die letzten Jahre und Jahrzehnte mit Kolleginnen und Kollegen? Wie kommt eine Frau dazu, das Wort vom „inneren Reichsparteitag“ zu benutzen?

Hätte sich Müller-Hohenstein jemals kritisch mit der deutschen Geschichte beschäftigt, könnte sie so ein Wort nicht benutzen. Nazis wie jene von altermedia jauchzen, das ist kein Wunder. Es sollte die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten für lange Zeit nachdenklich stimmen, dass so ein Wort im größten Freudentaumel einfach so herausplumpst aus dem Mund einer bekannten und erfahrenen Moderatorin. Müller-Hohenstein wollte ja was Schönes sagen, sie wollte Klose loben und mit ihm jubeln.

Deshalb hat sie dieses Wort vom „inneren Reichsparteitag“ gewählt, nicht als Distanz, Ironie, wie nun hergelaufene Sprachwissenschaftler insinuieren. Dieses Wort indiziert was für eine politische Kultur in der Bundesrepublik heute herrscht und warum dieses Land seit 2006, spätestens, Deutschland heißt.

Es ist das Unbewusste, ein Sediment der Gesellschaft, das hinaus drängt. Das Sagbare hat sich in der BRD allerspätestens seit Martin Walsers Paulskirchenrede im Oktober 1998 gewandelt. Die Deutschen werden wieder richtig frech und die Juden sollen ruhig sein. Das ist der Tenor.

Telepolis hat das ganz treffend in Worte gefasst:

„Im Eifer des Gefechts, da kommt es eben manchmal heraus. Wie der Arm des Dr. Seltsam, der in gewissen Momenten der Erregung quasi reflexhaft nach oben zuckt, wird die Sprache der deutschen Sportreporter aus Anlass von Europa- und Weltmeisterschaften martialisch, wird der Kampf zum Krieg, das Spiel zum patriotischen Dienst, müssen Spieler Hymnen singen, und Zuschauer Flaggen flaggen. “Lasst uns doch unseren Spaß” wird dann denen entgegnet, die das nicht witzig finden. Aber auch wenn wir, “jetzt mal ganz im Ernst”, Frau Müller-Hohenstein ihren Reichsparteitagsspaß lassen wollen: Kann man eigentlich nicht, “jetzt mal ganz im Ernst”, für Fußball sein, ohne ab und an in den Jargon der Nazis zu verfallen?

Klar, das ZDF ist ein Opa-Sender, und da muss man sich halt an die Sprache des Publikums anpassen. Und auch klar: Früher, da musste ein Kind, das etwas in der Schule nicht lernen wollte, eben den Stoff später “bis zur Vergasung” üben, vielleicht mancher Fußballer auf dem Platz auch die Flanken richtig zu schlagen. Allemal heißt der erfolgreichste Stürmer der Fußballgeschichte in Deutschland, wie Fußballfans wissen, “Bomber” Müller.

Frau Müller-Reichsparteitag, der die “Süddeutsche” ein “Champions-League-würdiges” Selbstbewusstsein attestiert, und die einst von Nikolaus Brender als “Lattenkracher” geholt wurde, hat sich mit ihrem Kommentar, “jetzt mal ganz im Ernst”, jedenfalls selbst ins kollektive Gedächtnis der Nation eingeschrieben: Schnell brandete Protest auf – und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz versprach diese “sprachliche Entgleisung im Eifer der Halbzeitpause” werde “nicht wieder vorkommen”. Vielleicht aber eine andere?

Umso merkwürdiger ist eine Äußerung von Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der offenbar völlig ernsthaft meint, es sei „keine böse Absicht gewesen“ von Frau Müller-Hohenstein.

Natürlich nicht, DAS ist doch die Pointe.

Wer sich jemals mit dem Nationalsozialismus kritisch beschäftigt hat, kann dessen Sprache nicht verwenden, die nur die Totalität des Führer- und Rassestaates und der deutschen Volksgemeinschaft widerspiegelt. Gerade jetzt wo die Deutschen ihre Fahnen und Fähnchen wieder schwenken um sich rauschhaft als Gemeinschaft zu erleben und nicht als denkende oder fühlende je Einzelne, als Individuen, in einer solchen Zeit ist es umso wichtiger in Erinnerung zu rufen, was auf dem Reichsparteitag 1935 beschlossen wurde:

„Auf dem sogenannten ‚Reichsparteitag der Freiheit‘ am 15. September 1935 in Nürnberg wurden, Hitlers Befehl gemäß, das ‚Reichsflaggengesetz‘, das ‚Reichsbürgergesetz‘ und schließlich das berüchtigte ‚Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre‘ verabschiedet. In diesem ging es erstmals in einem Gesetz nicht mehr nur um ‚Nichtarier‘, sondern um ‚Juden‘. Explizit wird die Eheschließung ‚zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes‘ verboten. Weiter wurde es ‚Juden‘ verboten, ‚weibliche Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren in ihrem Haushalt zu beschäftigen‘, ebenso das ‚Hissen der Reichs- und Nationalflagge‘.“[i]

Nochmal: Der Kern des Skandals ist, Müller-Hohenstein wollte gar nicht provozieren, wie seinerzeit Walser oder Hohmann oder Möllemann etc. Sie war ganz bei sich, ganz normal. Alltag im ZDF. Ich möchte die Klosprüche der ZDF-Zentrale (also die Sprüche auf den Toilettentüren- und wänden) nicht lesen müssen.

Das Schreckliche ist: was denkt eine Deutsche, wenn sie an den NS-Staat denkt? Was für Wörter oder Analogien kommen ihr in den Sinn, wie sie ganz glücklich und ergriffen ist, heute, im Jahr 2010?

Das ZDF und seine Star-Moderatorin meinten es nur gut, dachten klammheimlich an die ‚Volksgemeinschaft‘, die doch auch 1933 fröhlich feierte, auf dem Reichsparteitag, wie Viktor Klemperer berichtete:

„19. September [1933]: Im Kino Szenen vom Nürnberger Parteitag. Hitler weiht durch Berührung mit der Blutfahne von 1923 neue SA-Standarten. Bei jeder Berührung der Fahnentücher fällt ein Kanonenschuß. Wenn das nicht eine Mischung aus Theater- und Kirchenregie ist! Und ganz abgesehen von der Bühnenszene – schon allein der Name ‚Blutfahne‘. ‚Würdige Brüder, schauet hier: Das blutige Märtyrium erleiden wir!‘ Die gesamte nationalsozialistische Angelegenheit wird durch das eine Wort aus der politischen in die religiöse Sphäre gehoben. Und die Szene und das Wort wirken fraglos, die Leute sitzen andächtig hingegeben da – niemand niest oder hustet, nirgends knistert ein Brotpapier, nirgends hört man das Schmatzen beim Bonbonlutschen. Der Parteitag eine kultische Handlung, der Nationalsozialismus eine Religion – und ich will mir weismachen, er wurzele nur flach und locker?“[ii]

A propos ‚Theaterregie‘: Katrin Müller-Hohenstein hat Theaterwissenschaften studiert, auch vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: hat sie sich mit dem Nationalsozialismus jemals distanziert befasst oder nur affirmativ? Denn irgendwo muss sie sich ja damit befasst haben, so ein Wort vom „inneren Reichsparteitag“ ist ja ein spezifisches.

In einem biographischen Bericht beschreibt ein 1931 geborener Mann, “Opa Kalli“, seinen heutigen Enkelkindern, wie er z. B. die Sprache des Nationalsozialismus erinnert:

“Ab 1939 gab es wegen des Krieges keine Reichsparteitage mehr.
Aber die festliche Stimmung, die wohl an diesen Parteitagen große
Teile des Volkes wirklich ergriffen hatte, blieb im Gedächtnis haften,
verklärte sich in der Erinnerung, vor allem bei den echten Nazis.
Wenn einem ein Ereignis besonders gut gefallen hatte und man
deswegen in ausgezeichneter Laune war, sagte man dann wohl: ‘Das
ist mir ein innerer Reichsparteitag!’ Ich habe diese Redewendung in
der Nazizeit oft gehört; sie wurde volkstümlich, wurde schließlich
gedankenlos gebraucht und bedeutete dann nicht mehr als etwa der
Satz: ‘Das ist ein Gefühl wie zweimal Weihnachten’ oder: ‘…wie
Weihnachten und Ostern zusammen’. Auch in den Jahren nach dem
Krieg blieb sie im Sprachgut lebendig. Vielleicht um 1975 kam mir
der Ausdruck vom inneren Reichsparteitag zum letzten Mal zu Ohren,

diesmal jedoch von einem wirklichen ‘alten Nazi’, meinem
Lehrerkollegen B., der in der Nazizeit ‘Stammführer’, also ein höherer
HJ-Führer gewesen war, wovon er manchmal schwärmte: ‘Das
waren noch Zeiten!”

Dieser autobiographische, selbstreflexive Rückblick hat weit mehr Erkenntnisgehalt als die KMH- bzw. NS-apologetischen Sprach-Fantasien des Welt-Autors Tilman Krause vom 14.06.2010.

Was hat das nun mit Ahmadinejad zu tun? Der Zusammenhang ist folgender: kann man von Leuten, die den Nationalsozialismus nicht verabscheuenswert finden und offenbar keinen Ekel vor, eher eine Nähe zu der nationalsozialistischen Sprache haben, eine Distanz oder Kritik des Antisemitismus heute erwarten können? Was soll man von Moderatorinnen oder Kommentatoren erwarten, wenn sie nach der Shoah und nach den Reichsparteitagen immer noch glauben, wie die Nazis von altermedia, dass es schön und gut und prima war, was im SS-Staat passierte? Wie soll sich jemand von der iranischen, antisemitischen Hetze abgestoßen fühlen, wenn sich an die Nazi-Sprache angeschmiegt wird?

Kann man von Deutschen (und ihren Freunden) eine Kritik am antisemitischen Iran erwarten, wenn sie noch nicht einmal die NS-Vergangenheit und den Holocaust erinnern und sich von der Sprache des Nationalsozialismus distanzieren?

Wer sich nicht vor Reichsparteitagen ekelt hat auch kein Problem mit dem heutigen Iran.

Wer stolzdeutsch gerade im Jubel und in großer Freude sich auf Nazi-Deutschland bezieht, die oder der hat überhaupt nichts aus der Geschichte des Holocaust gelernt.

Wer jedoch aus der Geschichte des Holocaust nichts gelernt hat ist auch unfähig den auf Vernichtung des jüdischen Staates Israel zielenden Antizionismus und Antisemitismus des Iran auch nur annähernd zu erfassen.

Da Katrin Müller-Hohenstein Blogs zufolge völlig korrekt gehandelt habe oder halt, so das ZDF, ein „Fehler“ unterlaufen sei, völlig zufällig, ist eine Kritik am Antisemitismus in Deutschland nicht zu erwarten. Die Frage ist jedoch: was für eine Persönlichkeitsstruktur hat Müller-Hohenstein, über was und in welchen Tönen redet sie am Frühstückstisch oder beim Lunch? Kommt da die NS-Sprache, lächelnd, auch regelmäßig vor?

Die Deutschen (nicht alle, aber viele) kommen immer noch oder schon wieder ins Schwärmen, wenn sie stolz ihr Fähnchen schwenken und ihre Ich-Losigkeit zelebrieren.

Der weltweite Antisemitismus, die unfassbaren Lügen und die aggressive Hetze gegen Israel machen den meisten Menschen nichts aus, ja viele machen sich einen Spaß daraus zu fantasieren, wie lange es der jüdische Staat wohl noch machen werde.

Die Partei Die Linke unterstützte Islamisten und Nazis auf dem Schiff Mavi Marmara und veranstaltet jetzt wie letzten Samstag in Berlin Demonstrationen zur „sozialen Frage“ mit 20.000 Teilnehmern. Wir kennen die Propaganda in Deutschland für „Sozialismus“ und gegen Amerika und die Juden – so eng UND massenwirksam war das Bündnis von Antisemitismus und „sozialer Frage“ jedoch längere Zeit nicht.

Viele, auch konservative oder liberale, irgendwie Stolzdeutsche wollen jetzt das Wort vom „inneren Reichsparteitag“ als Lapsus oder Bagatelle abtun. Doch das rechtsextreme altermedia hat ungeniert und feixend erkannt, um was es geht: das ZDF hat den Deutschen aus der Seele gesprochen, nicht allen, aber sehr vielen. Gerade das Spontane und Unbewusste und Glück hinaus schreiende ist es, was diese Sache zu einem Skandal macht – und doch nur deutsche Normalität massenmedial repräsentiert.

Wer von Katrin Müller-Hohenstein und ihrem antisemitischen Wort vom „inneren Reichsparteitag“ nicht reden will, soll vom antizionistischen Iran und Ahmadinejad schweigen.


[i] Raphael Gross (2000): Carl Schmitt und die Juden. Eine Rechtslehre, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 116.

[ii] Victor Klemperer (1957)/1996: LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig: Reclam Verlag, S. 49.

Katrin Müller-Hohenstein (ZDF) lobt den Nationalsozialismus: “…innerer Reichsparteitag”

Antisemitismus und deutsche Medien, Teil 4:

Das Zweite Deutsche Fernsehen oder wenn Deutsche zu sehr lieben

Im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) sagte heute Abend in der Halbzeitpause des Spiels Deutschland-Australien die Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, dass der Torerfolg für den deutschen Stürmer Miroslav Klose ein „innerer Reichsparteitag“ gewesen sein müsse.

Soviel zur beiläufigen, selbstverständlichen Betonung der Reichsparteitage, die den SS-Staat zu Weimarer Zeiten vorbereiteten und sodann den NS-Staat ab 1933 vergöttlichten. Soviel dazu, was eine deutsche Journalistin einfach so sagen darf ohne SOFORT gefeuert zu werden. Das scheint der Wortschatz solcher Persönchen zu sein wie Katrin Müller-Hohenstein.

Hat sich diese Frau jemals mit den Reichsparteitagen befasst, ohne zu schwelgen?

Diese Rede heute im ZDF: Auch das ist Antisemitismus im Jahr 2010. Jede beiläufige Erwähnung von nationalsozialistischen Ereignissen wie den Reichsparteitagen ist antisemitisch und verhöhnt die Opfer der Reichspogromnacht und des Holocaust. Doch Juden zu verhöhnen ist in Deutschland Volkssport. Und die Deutschen sind darin Weltmeister.

Dazu folgendes Gedicht:

„Das ist der ZDF-Fußball-Wald – Den Tacitus beschrieben –

Das ist der klassische Morast. Wo Varus stecken geblieben

Hier schlug ihn Katrin Müller-Hohenstein

und Olli der edle Recke

Die deutsche Nationalität

Die siegte in diesem Drecke“ (fast wörtlich nach Heinrich Heine, 1844)

Die Prager Deklaration. Antisemitismus im neuen Europa

Prager Deklaration. Antisemitismus im neuen Europa, Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, Vol. 49/2, No. 194 (2010), 106–112

Joachim Gauck, die Prager Deklaration und europäischer Antisemitismus heute

Heute gaben SPD und Grüne bekannt, dass sie der Bundesversammlung am 30. Juni 2010 vorschlagen werden, Joachim Gauck als nächsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu wählen. Gauck sei eine „moralische Instanz“, so n-tv.

Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass gerade heute per Post die druckfrische Ausgabe der Vierteljahreszeitschrift “zum Verständnis des Judentums” Tribüne geliefert wurde, Heft 194, 49. Jahrgang, 2. Quartal 2010. Darin sind u.a. Artikel über die antisemitische „Klagemauer“ des Kölner Walter Herrmann[1], oder auch über die „antisemitische Ideologie der Hisbollah“[2].

Zudem wird in diesem Heft 194 von Tribüne wohl erstmals in einer bekannten Zeitschrift in Deutschland die „Prager Deklaration“ von 2008 näher vorgestellt, analysiert und kritisiert.[3] Daraus seien im Folgenden kurz die beiden Abschnitte zitiert, welche sich mit Joachim Gauck befassen:

„Von besonderer Bedeutung ist Punkt 9 der [Prager, C.H.] Deklaration, worin gefordert wird, den ‚23. August‘ 1939, den Tag an dem der ‚Hitler-Stalin Pakt‘ unterzeichnet wurde, als ‚Gedenktag an die Opfer von nationalsozialistischem und kommunistischen Regimes‘ einzurichten, ‚in genau der Art wie Europa die Opfer des Holocaust am 27. Januar erinnert‘. In Punkt 17 wird schließlich gefordert, alle ‚europäischen Textbücher anzupassen und zu überarbeiten, damit die Kinder lernen und vor dem Kommunismus und seinen Verbrechen gewarnt werden können, auf die gleiche Weise wie sie gelernt haben die Nazi-Verbrechen zu beurteilen.‘

Damit ist der Kern der Prager Deklaration eindeutig: der Holocaust war demnach kein präzedenzloses Verbrechen, der Antisemitismus der Deutschen und ihrer Helfer war nichts Besonderes, vielmehr ‚typisch‘ für ‚totalitäre Regime‘ wie dem Nazismus und Kommunismus. Der Holocaustgedenktag soll abgewertet bzw. ersetzt werden! Das sind das Ziel und die Konsequenz der neuen antisemitischen Bewegung in Europa und kaum jemand nimmt davon in Deutschland Notiz.

Als Erstunterzeichner der Prager Deklaration sind hervorzuheben der frühere Präsident der Tschechischen Republik Vaclav Havel, der ehemalige Leiter der Gauck-Behörde, Joachim Gauck, der frühere Präsident von Litauen Vytautas Landsbergis, der schwedische konservative Politiker Göran Lindblad, sowie die beiden tschechischen Politiker Jana Hybaskova und Martin Mejstrik.“

„Ohne den heroischen Kampf der Roten Armee der Sowjetunion wäre ganz Osteuropa heute inexistent. Diesen Aspekt betont der Historiker Yehuda Bauer in einem scharfen Text gegen Geschichtsrevisionismus und für eine angemessene Erinnerung an die Shoah.[4] Ohne den Kampf der Sowjetunion wäre der Holocaust nicht beendet worden. Das soll alles weggewischt und vernebelt werden, indem eine große europäische Bewegung versucht, den 23. August 1939 zu einem einheitlichen europäischen Gedenktag zu machen, wie die quasi deutsche Variante der Prager Deklaration sich nennt: 23august1939.de.[5] In dieser Erklärung wird ebenso wenig erwähnt, dass ohne den opfervollen Kampf der Roten Armee Europa nicht befreit worden wäre von den Deutschen und dem SS-Staat. Vielmehr sticht auch hier das wissenschaftlich umstrittene Modell des ‚Totalitarismus‘ hervor:

‚Nach der Befreiung Europas und Deutschlands vom Nationalsozialismus hofften die Menschen in allen europäischen Ländern auf eine Zukunft in Freiheit und Demokratie. Doch diese Hoffnung wurde für viele bitter enttäuscht. In den von Krieg und Naziherrschaft geschwächten ostmitteleuropäischen Staaten und in einem Teil Deutschlands setzte die Sowjetunion neue diktatorische Regime durch (…).‘[6]

Der Ausdruck ‚neue diktatorische Regime‘ leugnet den präzedenzlosen Charakter der Verbrechen der Deutschen, die zwar erwähnt, aber gerade nicht in ihrer Spezifik erkannt werden. Zudem wird der Nationalsozialismus von den Deutschen abgespalten, was nicht haltbar ist, da der Nationalsozialismus von niemand anderem als von den Deutschen (und Österreichern) gemacht wurde. Darüber hinaus fällt Folgendes bei dieser Erklärung 23. August auf: Wer die Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht kennt bzw. als junger Mensch erst lernen muss, könnte ahnen oder denken, dass die Sowjetunion ebenso wie die Deutschen Juden vergast, Sinti und Roma ermordet, mehrere Millionen Kriegsgefangene getötet hat etc. Diese Art Geschichtsrevisionismus ist heute Mainstream, was die Vielzahl bekannter Unterzeichner belegt.[7]


[1] Roland Kaufhold (2010): Ein Überzeugungstäter. Ein Kölner Dauerdemonstrant „entdeckt“ den Antisemitismus, in: Tribüne, a.a.O., S. 40-42; darin wird u.a. auf die Aktivitäten des Kölner Schauspielers Gerd Buurmann und dessen Internetseite verwiesen, der gegen den Antisemitismus auf der Kölner Domplatte und Herrmanns Aktion kämpft, siehe Infos unter www.tapferimnirgendwo.wordpress.com .

[2] Remko Leemhuis (2010): Antisemitische Ideologie der Hisbollah, in: Tribüne, a.a.O., S. 96-103.

[3] Clemens Heni (2010): Die “Prager Deklaration”. Antisemitismus im neuen Europa, in: Tribüne, a.a.O., S. 106-112.

[4] Yehuda Bauer (2010): Remembering accurately on International Remembrance Day, in: Jerusalem Post, 25.01.2010.

[5] http://23august1939.de/ (22.04.2010).

[6] http://23august1939.de/ (22.04.2010).

[7] Hier ein Auszug aus der Liste der Unterzeichner: Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) (Berlin), Dr. h.c. Joachim Gauck, Gegen Vergessen – Für Demokratie (Berlin), Prof. Lea Rosh, Kommunikation und Medien GmbH (Berlin), Günter Saathoff, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Berlin), Prof. Dr. Richard Schröder, Humboldt Universität zu Berlin (Berlin), Dr. h.c. Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Bundesminister a.D. (Berlin), Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D. (Berlin), Wolfgang Templin, Publizist (Berlin), Prof. Dr. Stefan Troebst, Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (Leipzig), Prof. Dr. Johannes Tuchel, Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin), Wolfgang Wieland, MdB, Sprecher für Innere Sicherheit der grünen Fraktion (Berlin), Prof. Dr. Heinrich August Winkler, Humboldt-Universität zu Berlin (Berlin).

Antisemitismus auf Facebook: Mordaufrufe und deutsch-türkische Hetze gegen Juden

Antisemitismus auf Facebook:

Mordaufrufe und deutsch-türkische Hetze gegen Juden

Antisemitismus und deutsche Medien, Teil 3: Facebook

Als sich vor einiger Zeit der ehemalige SPD-Politiker und ex-Berliner Senator Thilo Sarrazin, dessen Wortwahl und Ideologie sicherlich kritikwürdig sind, meinte, dass viele muslimische Einwohner in Deutschland primär Gemüse- und Obsthandel betreiben würden, sagte er nicht die Wahrheit.

Viele zumeist männliche Internetbenutzer mit (in diesem Fall zumeist) türkisch klingenden Namen sind vielmehr auch im sogenannten World Wide Web 2, dem „social web“ unterwegs, wie auf Facebook. Im Folgenden werden Zitate dokumentiert von offen einsehbaren und per Google auffindbaren Facebook-Seiten: http://youropenbook.org/?q=juden&x=0&y=0&gender=any (01.06.2010).

Natürlich ist das keine sozialwissenschaftlich abgesicherte, repräsentative Auswahl.

Aber das ist auch gar nicht nötig. Es reicht sich die sogenannte politische Soziokultur (ein Begriff der Politikwissenschaft, von Prof. Karl Rohe) anzuschauen, also den Teil der politischen Kultur, der die Sedimente, die tief verankerten Einstellungen und Mentalitäten von Menschen anzeigt.

Was sind die Gespräche, welche manche (oder einige, oder viele) Deutsch-Türken in der Schule, an der Uni, an der Fachhochschule, auf der Arbeit, im Döner-Imbiss, vor dem Fernseher, zu Hause auf dem Sofa, beim Frisör, oder einfach so auf der Straße tagtäglich führen?

Wie muss ein solches privates und gesellschaftliches (auch parallel-gesellschaftliches) Umfeld aussehen, damit es nur so heraussprudelt, gestern und heute, mit den unglaublichsten antisemitischen Invektiven?

Die unten dokumentierten Zitate sind nationalsozialistische Propaganda aus dem Jahr 2010, verfasst von Deutsch-Türken bzw. offenbar großteils Muslimen. Die Vielzahl der Einträge lässt stark vermuten, dass es sich hier nicht um einzelne rechtsextreme Ideologen wie die Grauen Wölfe handelt, dafür sind die Einträge viel zu un-politisch im Sinne der Ideologie einer Organisation. Es sind Alltäglichkeiten für die Verfasser und kaum jemand erwähnt eine Organisation, für welche sie sprechen würden etc.

Die Verfasser wissen, dass das überall auf der Welt auf Facebook gelesen werden kann, egal ob jemand selbst einen account hat bei Facebook oder nicht.

In der unten stehenden Dokumentation werden auch andere Facebook-Mitglieder mit offenbar keinem so deutlichen deutsch-türkischen oder deutsch-muslimischen Hintergrund zitiert. Aus technischen Gründen sind in den Screenshots zudem einige, sehr wenige Kritiker des Antisemitismus mit dabei.

Ich denke in den 1970er Jahren wäre es unter Migranten undenkbar gewesen, dass sie sich positiv auf Hitler beziehen, von den kleinen Islamistenkreisen einmal abgesehen, die es damals schon gab.

Noch bis in die 1990er Jahre wäre es als Teil der Soziokultur von Migranten eher unwahrscheinlich gewesen Nazis zu loben. Es mag dabei signifikante Unterschiede bei arabischen und türkischen Migranten gegeben haben, doch die sind längst passé.

Man muss sich gleichwohl erinnern: Migranten bzw. Deutsche mit migrantischem Hintergrund waren neben anderen Gruppen nach 1989/90 Opfer von Nationalismus und Rassismus und wurden von Neo-Nazis bedroht und einige wurden bei Brandanschlägen ermordet, wie in Mölln oder Solingen.

Doch im 21. Jahrhundert merken die Muslime in Deutschland, dass sie antisemitisch hetzen können, was die NPD, die „Freien Kräfte“ und „Autonome Nationalisten“ vor Neid erblassen lassen dürfte. Israelhass, als Antizionismus getarnter Antisemitismus ist längst salonfähig, wie auch die Berichterstattung über die tragischen Ereignisse auf See vor Gaza am Montag, 31. Mai 2010 zeigen. Natürlich bekommen dieses Facebook-Teilnehmer mit, welches Klima in Deutschland herrscht, eine politische Kultur des Antizionismus ist überall erkennbar und nur sehr wenige Stimmen nehmen Israel in Schutz und argumentieren seriös und kritisieren den islamistisch-antisemitischen Hintergrund der Aktion „Free Gaza“, welche de facto eine pro-Hamas-Propagandaveranstaltung war.

Die politische Soziokultur von Islamisten wiederum zeigte sich schon vor Jahren in einem Zitat aus einer Studie über die „Kinder des Dschihad“:

„Die Frage, die ein Polizist einem Fünfjährigen bei einer Hausdurchsuchung in Süddeutschland stellte, war unverfänglich gemeint. Der Beamte wollte dem Jungen die Angst nehmen, als seine Kollegen die Wohnung seiner Eltern auf den Kopf stellten und seinen Vater vorübergehend festnahmen: ‚Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?‘ Die Antwort kam ohne Zögern: ‚Wenn ich groß bin, möchte ich ein Mudschahed werden wie mein Vater und Ungläubige töten.‘“[i]

In den unten dokumentierten Facebook-Einträgen kommen die großen Brüder solcher Kinder zu Wort. Dort haben wir es mit absolut schamlosen Facebook-Einträgen zu tun, also dem „Volksmund“, so wie die Leute auf der Straße denken. Da all diese hier ausgewählten Leute die gleiche Art von Antisemitismus produzieren, ist das eine Art Soziokultur eines hier fast ausschließlich deutsch-türkischen Milieus.

Hitler-Zitate oder Luther-Zitate haben sich manche der Leute, die Vorbeter sozusagen, wiederum nicht erst gestern rausgesucht, vielmehr ist dieses Zitieren Teil eines langen Prozesses der anti-israelischen und dezidiert rasse-antisemitischen Ideologisierung von Fanatischen, Wahnsinnigen.

Der Antisemitismus ist unbeschreiblich. Da äußert sich ein muslimisch-nationalsozialistischer Rasseantisemitismus ganz offen, fast jeder Eintrag mit bürgerlichem Namen wie es scheint, und Bild, ohne jede Hemmung. Manche haben ein Bild mit einem Kind, welches somit gleich mitindoktriniert wird von Papa/Mama.

Fast jeder Eintrag ist ein Fall für die Polizei und die Staatsanwaltschaft.

Unten folgt eine Dokumentation von ausgewählten öffentlichen Facebook Einträgen vom 1. Juni 2010 bzw. 31. Mai 2010 – DIESE Beispiele sind EXTREM antisemitisch und strafrechtlich relevant. Man sollte diese Zitate nur Lesen, wenn man sich dessen bewusst ist. Sie werden hier nur dokumentiert, der Verfasser distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten.

Alle Zitate sowie viele weitere Beispiele als Screenshot : Mordaufrufe deutsch türkischer Antisemitismus FB krass.

1)      V.C. ich hab bock juden abzuballern . S.A. gefällt das.

2)      M.G. GUTEN MORGENNNNNNNN, günaydinnnnlarrrr,, ps: TOD DEN JUDEN UND ISRAILIS !!!!!!! ;))))))

3)      P.A. WÄRE ICH AN DER WELT MACHT WÜRDEN DIE SCHEIS JUDEN LEIDEN!!!!!!!

4) M.E. Ej ihr scheis stinkende Juden vergisst eins nicht wie ihr. Zur osmanische Zeit wart ihr wart einsam ihr fedrecktes Volk und die gantze Welt guckt mal wieder zu wen ein Moslem das machen würde würde die gantze welt diesen muslimischen Land angreifen scheis Juden scheis kristen ihr seid alle alllllllllleeeee gleich vergisst nicht osmanische Zeit last uns nicht wieder zurück kommen ihr hurren Böcke : via Handy-Web

5) H.D. scheiss juden ألا لعنة الله على اليهود الظالمين مهاجمة أسطول الحرية  Duisburg

6)      C.S. Diese Juden gehören echt wieder in die gas kammer anders werden sie es nicht lernen!!!!!!!!!!  Stuttgart, Germany

7) M.ö. »So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.« A.Hitler Önceleri Yahudilerin Bir Issız Adada Toplanmasını Düşünüyordum Ama Onları Tanıdıkça Her Birinin Görüldükleri Yerde Öldürülmeleri Gerektiğine Karar Verdim..!

8) G.A. wir müssen die JUDEN AUSROTTEN

9)      U.E. A. ANTI-ISRAEL- ANTI-JUDEN– ANTI-U.S.A.- ANTI-INTER- ANTI-MERKEL- ANTI-BUSH- ANTI-OBERSCHICHT-  Hamburg, germany

10) T.O. Was hitler angefangen hat werden wir beenden Heil hitler nieder mit die juden arbeit wird euch ………………………. scheiss juden boykottiert die scheis juden geschäfte verbrennt alles nieder es sind dieses mall keiner araber sonder türken gestorben rache rache rache ist süß

11)  S.E. Adolf war ein großer man das sagte ich schon immer er verdient mein vollen respek !!! scheisse das deutschland damals keine atombomben hatten dann wären vlt diese dreckigen juden aus der welt geschaffen und es gäbe keine probleme EIN WIE ADOLF BRÄUCHTN WIR KAMARADEN DEUTSCHLAND DEN DEUTSCHEN !!!  Bad Hersfeld, Germany

12)  Y.F. Herr hitler hat schon recht gehaubt,aber leider hat er paar fucking juden vergessen???? Bir Gün Gelecek, Öldürmediğim Her Yahudi İçin Bana Lanet Okuyacaksınız; Adolf Hitler..

13)  Y.Y. Die Juden haben aus dem 2. Weltkrieg nichts dazu gelernt! Ich sag nur, sucht euch bald ein gutes verstechk den diesmal Sind es nicht nur die deutschen die euch j**** werden! via Facebook für iPhone Y.F. Herr hitler jetz frage ich dir??? warum hast du restliche juden vergessen????? Herkes 1 Kere Paylaşsın İsraili Lanetliyoruz..!Kayrolsun İsrail !

14) I.A. yel3an al yahood fardan fardan. wo sind die moslems araber usw.. wenn wir uns alle die HAND geben würden.. würden die scheiss JUDEN sich die ganze scheisse nit trauen… es werden unschuldige getötet und kein ARSCH unternimmt etwas..und unsere schwester und brüder sterben 7asbia allah wa ne3mal wakeel kaalo 3arab wa moslemeen kaalo.. bas kalaam faady wa mafi af3aaal bi ayye ishi..wa ikhwaana fi FALASTEEN 3am bemooto

15) H.A. adolf hitler wusste genau das die bastarde von juden ne plage werden nur zu schade das er nicht alle um bringen konnte mir tut garnichts leid was hitler mit dene damals anstellte im gegenteil ein lob von mir NE MUTLU TÜRKÜM DIYEEEEEEEEEEENEEEEEEEEE Stuttgart, Germany

16)  S.M.M.E. scheiss juden!!!! fuck off israel!! www.youtube.com 1. ARTE Journal, 29. Mai 2010 2. ARTE Journal, 30, Mai 2010 3. sat1 Nachrichten, 31. Mai 2010 4. ZDF Morgenmagazin, 31. Mai 2010 siehe auch: Free Gaza Konvoi angegriffen – Ergänzende Informationen http://www.youtube.com/watch?v=tJZ30Qh8afM … Israel schießt unbewaffneten Hilfskonvoi zusammen Agrínion, Greece

17)  A.S. Juden sind Kinder des Teufels, die stehlen, morden und ihren Kindern das gleiche beibringen. (Martin Luther)

18)  Ö.S. wieviele juden passen in ein vw passat ?? 20 3 hinten … Mehr anzeigen 2 vorne und der rest in den aschenbecher

19)  B.A. bevor ich feierabend mache.muss ich was los werden! sorry aber ich muss es.fuck juden.

20)  M.B. Wir alle wissen, dass Juden kein Volk sind, sondern eine Religionsgemeinschaft. Europa hat uns im Zuge des Zweiten Weltkriegs ausgespuckt. Weil wir sonst nirgends hin konnten, haben wir uns das Land anderer genommen, ohne zu fragen. Deshalb hassen uns die Araber. “Wir sind kein Volk, wir hatten kein Recht auf dieses Land. Prof. Sand (=jüdischer Universitätsprofessor und Schriftsteller) Interessanter Spiegelbericht: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697365,00.html www.youtube.co…

21)  Y.Ş. Wir sind zwar alle weder nazis oder ähnliches… aber warum ist adolf bevor er alle juden vernichtet hat bloß gestorben… Naja beten wir gemeinsam dass israel in seiner eigenen scheiße untergeht

22) J.M. hitler mach dir kein kopf den rest der juden übernehmen wir türken. Danke fuer alles. Hdl adolf. via Handy-Web

23) D.B. www.youtube.com Cartman Cartman “Wir mussen die Juden ausrotten” Benningen am Neckar

24) R.D. ein deutscher muss in seinem gansen leben 500 fässer bier trinken, ein juden ermorden und 3 eichhörnchen töten Geesthacht, Germany

25)  F.B. ich ficke alle juden alles misgeburten Berlin, Germany

26)  S. S. da sieht man wie di JUDEN so sind! Wie sie einfach nichts gelernt haben von der Geschichte und genau die Sachen machen was Hitler mit diesen Unmenschen gemacht hat! Schade das ER sein Werk nicht vervollständigen konnte! http://www.facebook.com/pages/Kahrolsun-ISRAIL-Kahrolsun-PKK-Musluman-Isen-Katil-/131785956836194?ref=sgm İşte İsrailin aciziyeti …2 yaşındaki çocuğa silah doğrultacak kadar şerefsiz bi toplum !

27)  F.C. VERGAST DIE JUDEN IHR HURENKINDER

28)  ‘uA’.T. diese hurensöhne scheiss juden alle wieder vergasen www.bild.de Israelische Soldaten stürmten einen Schiffskonvoi von Palästinenser-Aktivisten, mindestens neun Menschen starben. BILD zeigt, wer an Bord war. Israel stürmt Schiffskonvoi auf dem Weg zum Gaza-Streifen: Neun Tote bei blutigem Zwischenfall

29)  G.K. Wenn ich einmal wirklich an der Macht wäre, dann wird die Vernichtung der Juden meine erste und wichtigste Aufgabe sein. Sobald ich die Macht dazu habe, werde ich zum Beispiel in Istanbul auf dem Bosborus Galgen neben Galgen aufstellen lassen. Dann werden die Juden gehängt, einer wie der andere, und sie bleiben hängen, bis sie stinken.

30) Z.Y. www.youtube.com kein behnemen die juden sie beleidigen jesus & die deutschen.Das eine Frechheit obwohl Deutschland Israel bis heute noch Geld bezahlt wegen dem Holokaust beleidigen sie die Deutschen bis aufs übelst & ihre Religion auch Sie Hassen unseren Geliebten Heiligen Jesus. www.Islami.de www.Islamglaube.de Schaut euch die juden an wie sie mit den Deutschen umgehen“

31)  I.T. schlitzen wir die juden auf wuhahaha xD Sindelfingen, Germany

32)  B.K. Der Adolf Hitler war der Lösung für die Juden…fuck u Israel

33)  K.A.Ö. Adolf hitler hatte eines gut gemacht das er die Juden vernichtet hat……..ISRAEL IHR SOLLT ALLE VERRECKEN IHR HURENSÖHNE::::::ICH WÜNSCHTE ADOLF HITTLER HÄTTE EURE GANZE RASSE VERNICHTET!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

34)  A.E. Jetzt kann ich ein bisschen verstehen wieso Adolf die Juden gehasst hat :S

35)  E.M. wir tanken nicht mehr bei Aral, Shell, Esso, Total und BP !! Wir boykottieren Israel…natürlich gehören einige der genannten ölkonzerne den Juden daher paßt das 😉

36)  B.A. tötet jedes juden schwein denn die yahudis sind unser feind…. via Handy-Web

37)  B.G. der einzige der was gegen diese juden machen kann (bzw sich traut) ist ahmedinejad…der rest von deutschland frankreich insbesondere türkei ist gelaber… Berlin, Germany

38) S.B. adolf komm zurück die juden sind wieder frech geworden! via Handy-Web

39) S.A. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ADVENT,ADVENT ein JUDE brennt. Erst die Arme, dann die Beine, dann die ganzen JUDEN SCHWEINE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! F*** you all :@:@:@  Augsburg, Germany“


[i] Souad Mekhennet/Claudia Sautter/Michael Hanfeld (2006): Die Kinder des Dschihad. Die neue Generation des islamistischen Terrors in Europa, München/Zürich: Piper, S. 7.

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