Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Autor: Clemens Heni Seite 69 von 70

Die wirklich unwahrste Unwahrheit über die Nazis

Original auf LizasWelt am 12. Januar 2007

Es gibt viele Möglichkeiten, das unvorstellbare Grauen, das die Deutschen im Nationalsozialismus veranstaltet haben, zu bagatellisieren. Zu den beliebtesten gehören der Antizionismus – der Hass auf Israel als jüdischen Staat –, der Antirassismus – nach dem Motto: „Die Juden von heute sind die Türken“ oder, avancierter: „die Moslems“ – und der Antiimperialismus – das Ressentiment gegen vermeintlich finstere Mächte, zumal gegen die USA.

Daneben finden sich noch weitere Formen dieses Relativierungsspiels, etwa die Totalitarismustheorie, nach der die DDR ein genauso verbrecherisches System gewesen sei wie der Nationalsozialismus. Und auch die Strategie, Anschlussstellen in der deutschen Geschichte zu suchen, die nicht durch die „Sichtblende Auschwitz“ verstellt seien, ist Ausdruck der unheimlichen Sehnsucht nach der Nation.

Diese „Sichtblende Auschwitz“ ist dabei nicht nur im links-deutschen, antirassistischen Antizionismus zu Hause – wo der habilitierte Soziologe und Leiter des evangelischen Studienwerks Villigst, Klaus Holz, mit Freunden über sie spricht –, diese „Sichtblende Auschwitz“ war es vielmehr auch, die den ostdeutschen Theologen Richard Schröder so erzürnte, dass er dafür gleich die Theodor-Heuss-Gedächtnisrede halten durfte:

„Namentlich im Westen ist die Meinung weit verbreitet, in der deutschen Geschichte ließe sich nichts Erfreuliches finden. Erfreulicherweise kann man feststellen, dass diese Haltung unter unseren Studenten nicht mehr dominiert.“ (1)

Mit der Schamlosigkeit eines ganz normalen Deutschen von heute brachte Schröder exemplarisch auf den Punkt, was stattdessen angesagt ist (2):

„Mitte der neunziger Jahre bin ich nach Washington eingeladen worden zu einer kleinen Gesprächsrunde von Deutschen mit Amerikanern, die an amerikanischen Hochschulen den Holocaust lehren. Eine von ihnen trug Folgendes vor. Auch unter den amerikanischen Juden wirke sich die Säkularisation aus. Viele verstehen sich nicht mehr von Gottes Erwählung her, sondern sehen ihre Identität im Holocaust begründet: die Juden, das Volk der unsäglichen Opfer. Diese Identität sei aber, einer Waage gleich, nur stabil, wenn die Deutschen den Holocaust in ihre Identität aufnehmen und sich als das Volk der Täter verstehen. Ich habe geantwortet, das sei unmöglich. Das würde ja heißen, dass wir uns als das verworfene Volk definieren. Jedes Volk sei frei in der Definition seiner Identität. Mit der Selbstdefinition über andere aber hätten wir Deutschen sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Eisiges Schweigen…“

„Mein Führer“: Die Shoa als Folge frühkindlicher Misshandlungen

Konjunktur haben seit einiger Zeit auch Hitler-Filme – niemand soll schließlich sagen, das könnten nur die Amis. Nach dem Untergang am Familientisch im Führerbunker kommt jetzt mit Mein Führer – die Wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler eine angebliche Komödie in die Kinos. Deren Regisseur Dani Levy ist dabei kein Unbekannter; bereits sein Film Alles auf Zucker zeigte, wie das vermeintlich heitere Spiel mit antijüdischen Klischees in sein Gegenteil umschlagen und dennoch – oder gerade deshalb – zum Kinohit werden kann.

Aber Levy hat noch ganz andere Ideen in petto, antipädagogische nämlich. Denn in seinem neuen Film erzählt er eine alte und erbärmliche, aber offenbar wohl gelittene und daher unverwüstliche These neu: Die Erziehungsmethoden im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts seien so brutal gewesen, dass Hitler und seine Generation die körperlichen Qualen nur hätten überwinden können, indem sie die europäischen Juden ermordeten. Folgt man dieser Sichtweise, dann richtete sich die Shoa gar nicht willentlich und absichtsvoll gegen Juden; nein, sie war einfach ein tragischer, trostloser Reflex un- oder falsch verarbeiteter Internalisierungen von Herrschaft, besonders der des Vaters.

Hitler erscheint so als Opfer der Geschichte, als bloße Folge herrschaftlicher Praktiken um die Jahrhundertwende, böser Pädagogik also. Was die Deutschen wiederum – ganz so, wie der Verfassungsrichter und Professor an der Humboldt-Universität, Richard Schröder, es wollte – des Vorwurfs enthebt, ein Tätervolk zu sein, wenn selbst Hitler als Kind Opfer von Misshandlungen wurde, also letztlich nichts für seine Taten konnte.

Und es geht noch weiter: Der zweite Protagonist des Films, ein Jude namens Adolf (!) Grünbaum (gespielt von Ulrich Mühe, im Foto rechts), hat mit Hitler schließlich sogar Mitleid. Er soll ihn mit einem Goldbarren erschlagen, doch er lässt es schließlich. Darüber können vor allem Antisemiten lachen: Ein Jude, direkt aus dem KZ entkommen, der sich anschickt, mit einem Goldbarren Hitler in die ewigen Jagdgründe zu befördern – ein weiterer gründlich misslungener Versuch, antijüdische Klischees ins Komische zu ziehen.

Nicht besser ist jedoch die nachfolgende Wendung im Film: Grünbaum sieht Hitler schließlich als jemanden, der selbst verfolgt wurde, als einen der Kindheit nie entkommenen kleinen Hampelmann und Badewannenplanscher mit unverdauten Gefühlen und Demütigungen. Antisemitismus? Spielte keine Rolle: Juden traf es nur so, zufällig, en passant, weil sie eben da waren. Und wäre die Erziehung früher nicht so heftig gewesen, wäre alles anders gekommen. Beeindruckend simpel, das Ganze.

Aber vermutlich ziemlich erfolgreich, nicht zuletzt weil der Film durch seinen Regisseur Dani Levy eine Art Koscher-Stempel aufgedrückt bekommt. Theodor W. Adorno hatte schon Anfang der 1950er Jahre in einer empirischen Untersuchung festgestellt, wie gerne sich die Deutschen jüdischer Kronzeugen bedienen, wenn es ihnen passt. Der Hauptdarsteller des neuen Hitler-Films, Helge Schneider, bestätigt diese Erkenntnis, wenn er betont, dass Levy schließlich ein jüdischer Regisseur sei und er, Schneider, deshalb selbst bei einem Hitler-Film gerne und ungeniert mitwirke. Mittlerweile bereut Schneider seine Zustimmung – und das als Hauptdarsteller. Levy hingegen zeigt sich in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung unbeeindruckt:

„Für mich hat Hitler nichts Überdimensioniertes. Aber mich interessiert nicht so sehr seine Persönlichkeit, sondern die Idee, dass er als von seinem Vater gequältes Kind einen Zeitgeist repräsentiert. Die Behauptung, die ich im Film – mit Psychoanalytikern wie Alice Miller – aufstelle, ist, dass die sogenannte ‚schwarze Pädagogik’ mitprägend, mitursächlich für den Nationalsozialismus war. Zu Hitlers Zeit war es gängig, dass die Kinder auf ziemlich brutale, ungerechte und willkürliche Weise gezüchtigt wurden. Ich betrachte diese Misshandlung der Kinder damals als ein ‚systemisches Feld’, das den Boden für die spätere Gleichgültigkeit im NS- Staat, für dessen ausgeprägte Nicht-Empathie, geschaffen hat. Wie viele andere habe ich mich immer gefragt, wie es möglich war, dass vor den Augen eines ganzen Volkes ethnische Säuberungen stattfinden konnten, Schikanen und letztlich auch Deportationen. Diese alltägliche Gewalt musste bei den Menschen doch auf eine spezifische Befindlichkeit gestoßen sein, die das für richtig befunden hat – und das erschreckt mich angesichts des Nationalsozialismus am allermeisten.“

Die Internalisierung von Herrschaft

Levy – der den nationalsozialistischen Terror auf „ethnische Säuberungen“, „Schikanen“ und „letztlich (!) auch (!) Deportationen“ herunterbricht, ihm also jegliche Spezifik nimmt – verpasst den Kern einer Dialektik der Aufklärung haarscharf und dennoch ums Ganze. Seine möglicherweise beabsichtigte Kritik an Herrschaft als Bedingung für Gewalt schlägt in die Affirmation des Geredes von „der Moderne“ oder „der schwarzen Pädagogik“ um, die zum Nationalsozialismus geführt habe – ganz unspezifisch, so, als ob Deutschland ein Land wie jedes andere, in dem Kinder geschlagen wurden, gewesen wäre.

Max Horkheimer und Theodor W. Adorno hatten 1947 dagegen wesentlich treffender analysiert, wie sich die Internalisierung von Herrschaft auf die Konstituierung des bürgerlichen Subjekts auswirkt (3): Sie untersuchten männliche Identität dort als mathematische, alles beherrschende, und sie kritisierten nicht zuletzt Hegels Dialektik als Wunsch nach dem Vorrang des Allgemeinen vor jeder Besonderheit. Persönliche Individualität, Devianz, Abweichung per se, würden in der bürgerlichen Gesellschaft verfemt. Psychoanalytisch geschult untersuchen die beiden Philosophen der Kritischen Theorie sodann die existenzielle Bedeutung der pathischen Projektion, zumal sexueller Wünsche oder Bedürfnisse, vom Hass auf die Zirkulationssphäre bei gleichzeitiger Vergötterung der Produktion nicht zu schweigen: All dies sind Aspekte des modernen, des eliminatorischen Antisemitismus. Sie haben den Nationalsozialismus entscheidend geprägt, nicht die „schwarze Pädagogik“.

„Die Ruderer, die nicht zueinander sprechen können, sind einer wie der andere im gleichen Takte eingespannt, wie der moderne Arbeiter in der Fabrik, im Kino und im Kollektiv“,

schrieben Horkheimer und Adorno weiter. Das freie (Aus-) Leben stranguliert sich selbst in Person des Odysseus: Dieser lässt sich an den Mast fesseln und versagt es sich so, zu den gefährlich becircend singenden Sirenen zu rudern. Die Arbeiter-Ruderer werden später noch besser beherrscht: Ihnen verstopft Wachs die Ohren. Diese Abtötung sinnlicher Erfahrung, sinnlicher Wünsche und Sehnsüchte ist (nicht nur) für die beiden Philosophen das Urbild bürgerlicher Selbstherrschaft. Und genau in diesem Kontext steht nun auch Levy (Foto) mit seiner Schuldzuweisung an die aggressive Pädagogik:

„Nun, in den meisten europäischen Ländern ist es erst seit Mitte der neunziger Jahre strafbar, ein Kind zu malträtieren. Das zeigt doch, wie lange es gedauert hat, bis Gewalt als Erziehungsmaßnahme verboten wurde. Unser Erziehungsstil ist politisch wie alles Private überhaupt, und wir haben da eine große Verantwortung.“

Das ist nicht etwa ein Zitat eines Allerweltspädagogen der Universität Tübingen, nein: es ist die Reaktion des Regisseurs Dani Levy auf die Frage „Was haben Sie herausgefunden? Es geht dabei ja auch um die Einzigartigkeit der Nazi-Verbrechen.“ Was für eine Antwort!

Wie Unkraut im Schrebergarten

Nach Daniel Gottlob Moritz Schreber heißen bis heute die entsprechenden Gärten. Schreber war im 19. Jahrhundert ein „Volkserzieher“ und Naturdomestizierer ersten Ranges; seine Bücher erreichten ungewöhnlich hohe Auflagen. Schrebers Philosophie war eine (pädagogische) Vorwegnahme der Freund-Feind-Dichotomie eines Carl Schmitt und also sehr deutsch, etwa, wenn er schrieb:

„Die edlen Keime der menschlichen Natur sprießen in ihrer Reinheit fast von selbst hervor, wenn die unedlen (das Unkraut) rechtzeitig verfolgt und ausgerottet werden.“

Bereits hier deutet sich an, was im eliminatorischen Antisemitismus schließlich Praxis wurde – wobei es gerade kein Zufall war, dass Verfolgung und Massenmord – bei Schreber „ausrotten“ genannt – in Deutschland Juden trafen: Sie waren es, die mit Ungeziefer und Unkraut identifiziert wurden, wie es sich schon in Schrebers Vernichtungs- und Ausmerzungspädagogik anbahnte.

Die ganze Dimension dieser Naturbeherrschung, wie sie in der Dialektik der Aufklärung von Horkheimer und Adorno analysiert wird, hatte in Schreber einen nicht unbedeutenden Apologeten und Protagonisten, der wahrlich wusste, wovon er schrieb. Denn die Menschenversuche an seinen eigenen Kindern – Ans-Bett-Binden oder eine kalte Dusche bei nächtlichen Erektionen, zwangsweises aufrechtes Sitzen inklusive der Herstellung eigens dafür entwickelter Geräte etc. (4) – führten bei einem Sohn zum Selbstmord und trieben den anderen in den Wahnsinn. Letzterer ging als Daniel Paul Schreber in die Geschichte der Psychoanalyse ein, unter anderem bei Freud.

Entscheidend ist jedoch eine Analyse, die in diesem Zusammenhang auf die deutsche Spezifik und vor allem auf die Spezifik des Antisemitismus abstellt:

„Dabei wurde ‚jüdisch‘ zu einem Synonym für ‚intellektuell‘, dementsprechend wurden das ‚Blut‘ und die ‚Rasse‘ des Juden auch mit genau den Vokabeln umschrieben, die zugleich zur Diffamierung des ‚Intellektuellen‘ dienten: ‚fremd‘ oder ‚zersetzend‘ zum Beispiel“,

so die Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun (5). Nicht die brutalen Erziehungsmethoden per se sind also das Problem. Doch das sieht Dani Levy nicht, der unbedingt einen Film über Hitler machen wollte. Und deshalb begeht er einen entscheidenden Fehler: Für ihn sind Juden nicht die Feinde der Deutschen, nicht die Jahrtausende alte Projektionsfläche für Christen, Heiden, Polytheisten und deutsche Nationalisten, nicht die Gruppe von Menschen, die im Nationalsozialismus Opfer der pathischen Projektion der Deutschen geworden sind und für das Antivolk gehalten wurden.

Nein: Juden erscheinen als zufällige, beliebige, austauschbare Opfer – und an diesem Punkt träfe sich Levy sogar mit einer unreflektierten Lektüre der Dialektik der Aufklärung, denn auch Horkheimer und Adorno sind in dieser Hinsicht stellenweise sehr unkritisch.

Die Empathie für das Böse

Wieso aber wurden gerade in Deutschland, und nicht nur während des Nationalsozialismus, Juden beschuldigt, Geld zu raffen und um ein goldenes Kalb zu tanzen? Wieso wurden ausgerechnet Juden von den Deutschen bereits im 19. Jahrhundert und sogar noch früher der „Intellektualität“ geziehen? Wieso wurden Juden von Carl Schmitt, dem Rechtswissenschaftler des NS-Staates, als undeutsch denunziert?

Wurde etwa auch Carl Schmitt als kleines Kind geschlagen, so wie Hitler? Noch einmal Levy:

„Man wird als Zuschauer dazu gebracht, sich in Hitler einzufühlen – genau so, wie sich auch der Jude Adolf Grünbaum in den Mörder seines Volkes einfühlt und ihn am Ende deshalb nicht mehr töten kann, weil er in ihm ein zerrüttetes, armes Kind sieht.“

Die Deutschen sind neidisch darauf, sich nicht in einen ihrer bekanntesten Männer, Hitler, einfühlen zu dürfen. Deshalb gab es bereits den Untergang, der diese Empathie für das Böse ermöglichte. Dabei geht es darum, das Tabu zu brechen, das darin liegt und liegen muss, Hitler als ganz normalen Menschen zu sehen. Er war wie jeder Deutsche, Österreicher und andere willige Vollstrecker im Nationalsozialismus verantwortlich für seine Taten.

Keine soziologische oder pädagogische Theorie kann diese Verantwortlichkeit leugnen oder aus dem Weg räumen. Und genau das ist auch der Grund etwa für den Hass auf Daniel J. Goldhagen. Um es in den Worten des leider viel zu wenig bekannten Wissenschaftlers Fred Kautz zu sagen, der in einer Studie zur Debatte um Goldhagens Buch schrieb (6), die ganz normalen Deutschen wollten nicht hören

„von Soldaten, die exerzierten und ihre Spinde in Ordnung brachten, und die – während sie das Feuer auf bestimmte Menschengruppen eröffneten, dachten ‚was geht’s mich an, was ich will’, insofern ihr Denken dabei überhaupt eine Rolle spielte; von Bürgermeistern, Landräten und Regierungspräsidenten, die für die Verwaltung zuständig waren, wobei sie mehr als 1.000 Ausnahmegesetze, Anordnungen und Durchführungsbestimmungen herausgaben, die Juden betrafen, sich aber keine weiteren Gedanken darüber machten; von Eisenbahnern, die für den Transport von Juden nach Auschwitz zuständig waren und ihrem Geschäft gedankenlos nachgingen usw. Sie alle fallen als Individuen nicht ins Gewicht, denn es ist, als hätte Hans Mommsen sich seiner Lehre vom ‚Funktionalismus’ das scholastische Motto individuum est ineffabile, vom Individuum kann man nicht sprechen, zu eigen gemacht. Das konnte für Deutsche den vorteilhaften Anschein erwecken, das Individuum sei undurchschaubaren Mächten ausgesetzt und der Aufklärung entzogen. Alle waren in Prozesse verwickelt, in denen sie mehr Getriebene als Vorantreiber waren, denn als solche stolperten sie von einer Zwangslage in die andere. Getrieben, geschubst und gezerrt wurden sie von einem böswilligen Deus ex machina namens ‚Eigendynamik’, der ihnen eine Option nach der anderen verbaute, bis ihnen nichts weiter übrig blieb, als den Holocaust zu ‚implementieren’“.

Dani Levy vermittelt einen Eindruck davon, wie auch vermeintlich kritische Geister darauf kommen können, von einer „Sichtblende Auschwitz“ zu reden. Denn die Botschaft des Interviews der Neuen Zürcher Zeitung mit Levy lautet: Auschwitz verdunkelt viel zu sehr, dass Hitler auch mal ein Kind war. Und so treffen sich Klaus Holz, der evangelische Soziologe mit bestem, linkem Gewissen, Richard Schröder, der evangelische Theologe mit deutschen Gefühlen, und Dani Levy, der Schweizer Jude und Regisseur – hinter dieser „Sichtblende“.

Update 14. Januar 2007: Fiktiv sollen sie sein, der Name und die Person des „Adolf Grünbaum“. Warum Levy hier noch einmal kräftig daneben gegriffen hat, steht in dem Beitrag Wahrheit ohne Mühe.

Anmerkungen
(1) Richard Schröder (2003): „Deutschlands Geschichte muss uns nicht um den Schlaf bringen.“ Plädoyer für eine demokratische deutsche Erinnerungskultur, Stuttgart (Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus), S. 11.
(2) Ebd.: S. 14
(3) Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W. (1947/1989): Dialektik der Aufklärung, Frankfurt/Main
(4) Schreber, Daniel Gottlob Moritz (1858): Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit durch naturgetreue und gleichmäßige Förderung normaler Körperbildung, lebenstüchtiger Gesundheit und geistiger Veredelung und insbesondere durch möglichste Benutzung specieller Erziehungsmittel, Leipzig
(5) Braun, Christina von (1994): Der Mythos der „Unversehrtheit“ in der Moderne: Zur Geschichte des Begriffs „Die Intellektuellen“, in: Amstutz, Nathalie/Kuoni, Martina (Hg.): Theorie – Geschlecht – Fiktion, Basel/Frankfurt/Main, S. 25-45
(6) Kautz, Fred (1998): Gold-Hagen und die „Hürnen Sewfriedte“. Die Holocaust-Forschung im Sperrfeuer der Flakhelfer, Berlin/Hamburg

 

Ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden. Eine retrospektive Kritik an Aimée und Jaguar

Original auf LizasWelt am 17. September 2006

Die deutsche Selbstversöhnungsrhetorik erreichte mit dem Film Aimée und Jaguar von Max Färberböck, der auf seine Weise das Textmaterial des gleichnamigen Buches von Erica Fischer umsetzte, im Jahre 1999 einen weiteren Höhepunkt. Das wurde insbesondere von der Schriftstellerin Esther Dischereit bereits damals deutlich festgehalten:

„Die feministischen Reflexionen über nazideutsche Täterinnen waren immer recht spärlich und spät gefallen. Und Aimée wirkt entlastend, so wurde letztlich nicht die Geschichte der Felice Schragenheim geschrieben, sondern die von Lilly Wust. Die Stilisierung zur Love-Story, wie die Geschichte im Titel eines Dokumentarfilms über Jaguar und Aimée genannt wurde, und zu einem – wenn möglich – neuen deutschen Kultfilm entspräche dem fortschreitenden Wir-Gefühl. Da haben die Täterinnen schon fast so viel gelitten wie die Opfer, und die Nicht-Opfer sind den Opfern emphatisch jedenfalls beinahe gleich. Alle handelnden Personen im Film haben verdeckte Namen, nur Jaguar nicht. Sie heißt Felice. Sie kann keinen Einspruch erheben. Es fehlt nicht mehr viel, bis Auschwitz als das kollektive Massada der Deutschen in eine geläuterte nationale Selbstdefinition eingeht. Opfer sind alle und Erinnerung gemeinsam: die Toten aber könnten beiseite bleiben. Die stören. Überlebende manchmal noch mehr. Ehre, Würde, Vermögen, Leben der Opfer waren schon gestohlen, bleibt noch deren Geschichte.“

Dischereit hat gründlich recherchiert, Akten studiert, die Stationen des Überlebens der Jüdin Felice Schragenheim in Berlin zwischen 1941 und 1944, ihr Fliehen von der Prager Straße 29 zur Claudiusstraße, vom Nollendorfplatz nach Friedenau etc. erkundet sowie den Konnex von Deportation, Untertauchen und einer letzten Möglichkeit – der Beziehung zu einer ganz normalen, deutschen Frau, die Schutz bieten könnte – dargestellt. Liebe als Rettungsanker, wie Dischereit aufzeigt:

„Im Vorwort [von Erica Fischer] heißt es, dass die Überlebenden keinen Frieden mit Lilly Wust schließen können und wollen. Nein, können sie auch nicht, wenn da Schuld wäre, gäbe es keinen Grund, ‚Aimée’, Lilly Wust, zu einer Retterin zu stilisieren. Die Buchautorin Erica Fischer äußerte unlängst, ihr scheine es im Film immerhin gelungen, ‚mit dem Thema nicht voller Schuld, Selbstbezichtigung und Schwere umzugehen’. Nun ja, es gibt wohl Themen, da gibt es Schuld und Schwere, und auf Selbstbezichtigung warten die Staatsanwaltschaften noch immer.“

Dabei ist es gewiss kein Zufall, dass das Material einer arischen Deutschen wie Lilly Wust nicht den Behörden, sondern einem Regisseur vorgelegt wurde. Schlimmer noch: Der Film ist ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden. Er basiert auf den Fantasmen der Lilly Wust, die von Erica Fischer lanciert wurden und in Deutschland, dem Land der großen Wiedergutmachung mit sich selbst, bestens ankommen. Denn das Publikum ist eine Volksgemeinschaft der besonderen Art: Künstler, Kulturtheoretikerinnen und Kulturtheoretiker, Feministinnen, Berlinale-Fans und programmatische Lesben kommen gleichermaßen auf ihre identitären Kosten. Am Ende des Streifens wird Felice Schragenheim ermordet; die Vorgeschichte wird dabei jedoch vollkommen entstellt. Dass Felice beispielsweise ihrer Geliebten Lilly noch auf dem Sammelplatz der Gestapo einen Erbschein unterschrieb, den letzere – vormals stramme Nationalsozialistin – nach dem Krieg bei der überlebenden Schwester sowie Freundinnen und Freunden von Felice einlösen wollte, kommt gar nicht erst vor. Esther Dischereit stellt klar:

„Am 28.7.44 erhält Lilly Wust eine Schenkungsurkunde von Felice Schragenheim; am 21.8.1944 wird Felice Schragenheim deportiert. Also drei Wochen später. In den Krimis kommt an dieser Stelle immer eine Lebensversicherung vor, anschließend der Tote. Das hätte uns stutzig gemacht.“

Dischereit berichtet darüber hinaus von vielen Geschenken, die Felice Lilly machte bzw. machen musste: „Frauenkleider aus Foulardseide und feinem Leinen, Abendkleid aus Taft…“ Und selbst Lillys Besuch im Konzentrationslager Theresienstadt – von dem der Deutschen mit Mutterkreuz und der Manie, ihre jüdische Geliebte bevorzugt vor ihren SS-Freunden auf Partys zu präsentieren, alle im Untergrund lebenden Juden und Jüdinnen abgeraten hatten – wird in dem Film nicht in seiner für Felice eine Todesgefahr heraufbeschwörenden Dimension dargestellt. Doch weder das noch die Tatsache, dass Lilly Wust eine waschechte Nationalsozialistin war, hat die Szene, insbesondere die Frauen-Lesben-Szene, nachhaltig irritieren können – offenbar aber auch nicht die Leiterin des Jüdischen Museums Berlin, Cilly Kugelmann.

Elenai Predski-Kramer jedoch, jüdische Überlebende und Freundin von Schragenheim, stellt die Fragen, die sich aufdrängen. Sie ist enttäuscht und traurig ob der Geschichtsfantasmen von Wust, die Erica Fischer als Wahrheit niederschrieb und verkaufte. Wer sich kritisch mit Aimée und Jaguar beschäftigen möchte, dem sei daher neben dem bereits zitierten Beitrag von Esther Dischereit der auf einem Gespräch mit Predski-Kramer basierende und im Gegensatz zu Erica Fischer deren Stimme sehr ernst nehmende Artikel von Katharina Sperber empfohlen, „Eine andere Version: Schmerzhafte Erinnerungen einer Überlebenden“. In ihm heißt es zu Beginn:

„Wie vor den Kopf geschlagen fühlte sich Elenai Predski-Kramer, als sie vor acht Jahren die Auslage einer Buchhandlung betrachtete. Zwischen all den Titeln, die da ausgestellt waren, entdeckte sie einen Buchdeckel mit einem großen Schwarz-Weiß-Foto. Darauf zwei Frauen im Badeanzug am Havelstrand. Beide Frauen kannte sie. Die eine ist die Jüdin Felice Schragenheim, die andere Lilly Wust, eine mit dem Mutterkreuz dekorierte Nazi-Mitläuferin.“

Fischers Geschichten interessierten seinerzeit sofort mehrere Verleger; das Buch erfuhr zahlreiche Auflagen – weltweit, wie sie stets betont – und wurde in dreizehn Sprachen übersetzt. Selbst die unwissendsten, sich aber irgendwie zum Thema „Juden“ hingezogen fühlenden Menschen haben nicht selten zumindest ein Buch in ihrem kleinen Bücherregal: Erica Fischers Aimée und Jaguar eben – eine allzu deutsche Story, die nicht aneckt und daher gefällt.

Ihr Plot hat den Fokus auf die arische Lilly gerichtet; das ist die Basis sowohl für den Film als auch für das Buch. In ersterem wird das bereits zu Beginn deutlich, in der Szene mit dem „lesbischen Blick“ nämlich, die die Perspektive Wusts einnimmt – eine Sicht, die den ganzen Film bestimmt und somit keine Brüche, Zweifel oder gar die Frage nach Schuld aufkommen lässt. Denn es geht nicht um Kritik, es geht um Identität. Gleichwohl ist es falsch, die Vereinnahmung von Felice für derlei Identitätspolitiken – durch lesbische Frauen einerseits und durch Jüdinnen andererseits – in einem Dritten, einem vermeintlichen Ort der Nicht-Identität, aufgehen zu lassen, wie es im 2001 veröffentlichten Beitrag „Of Death, Kitsch, and Melancholia – Aimée und Jaguar: ‚Eine Liebesgeschichte, Berlin 1943’ or ‚Eine Liebe größer als der Tod’?“ von Anna M. Parkinson geschieht*.

Parkinson argumentiert dabei in Anlehnung an Judith Butlers Konzept von gendered Melancholie. Demnach habe Lilly nach der Deportation und Ermordung von Felice sich selbst „zur Jüdin gemacht“ und das verlorene Objekt der Begierde verinnerlicht – eine melancholische Introversion also, die Parkinson mit Freud untermauert wissen möchte. Dass Lilly Wust aufgrund einer möglichen Verantwortung für die Deportation von Felice selbst Anteil an deren Ermordung haben könnte, zieht Parkinson in ihrem beredten Abstrahieren von diesen realen Fragen und Fakten jedoch nicht in Betracht. Doch wie kam die Gestapo an eines der wenigen Fotos von Felice, die außer Lilly nur andere Jüdinnen in Besitz hatten? Und weshalb ließ Lilly sich einen Erbschein unterschreiben? Warum, schließlich, hat sie ihre Freundin – so dies denn stimmt – in Theresienstadt besucht, obwohl alle Jüdinnen ihr abgeraten hatten von diesem narzisstisch motivierten Besuch, der – in einem Konzentrationslager! – nur die Liebe bestätigt sehen wissen wollte?

Wären das nicht alles Gründe für eine radikale Infragestellung der Erinnerungen einer Lilly Wust? Es sind jedenfalls die Fragen der jüdischen Freundin von Felice, die Fragen Elenai Predski-Kramers. Parkinsons Analyse ist demgegenüber geradezu grotesk: Ohne die Frage nach all diesen Schuldanteilen auch nur zu stellen, zimmert sie sich eine kultur- und gender studies-theoretische Analyse zusammen, die im typischen Stil der Sozial- und Kulturwissenschaft Täter und Opfer in einem sehen möchte – alles sei im Fluss, lautet die Botschaft. Dass eine solche Analyse eine Derealisierung der Wirklichkeit darstellt, ist jedoch offensichtlich. Denn wenn sich beispielsweise die arische Deutsche Wust beim Einmarsch der Roten Armee in Berlin Anfang 1945 den gelben Stern gleichsam stolz ans Revers heftet, ist das gerade nicht „ironically“, weil Felice ihn nie trug. Parkinson lässt letztlich die Geschichten von Wust und Fischer unbeanstandet und zeigt eine die Empathie gleichsam eskamotierende Ferne zu der realen Überlebenden Elenai Predski-Kramer. Man könnte also von einer kulturtheoretischen Derealisierung sprechen.

Im Rekurs auf Freud kann Parkinson zwar interessante Elemente von Melancholie, Identitätsverweigerung und -wandel auftun, nicht aber die konkrete Historie erhellen. Denn die Leidensgeschichte der Jüdin Felice wird nicht aus ihrer Sicht oder aus der ihrer noch lebenden Freundin Elenai Predski-Kramer erzählt und festgehalten, sondern aus der die jüdische Perspektive derealisierenden Perspektive einer arischen Deutschen.

Zudem: Wie kommt es zu dem unglaublichen Spitznamen „Jaguar“? Gerade die existenziell bedrohte, vom Verhalten ihrer deutschen Umwelt abhängige Jüdin wird dadurch zur Jägerin gemacht, die sich eine deutsche Geliebte sucht. Würde die Geschichte aus Felices Sicht erzählt, wäre es nie zu so einem grotesken und infamen Namen gekommen. Doch gerade mit ihm reüssieren Buch und Film. Es wird kokett mit der – nach Parkinsons bloß „ironischen“ – Verkehrung von Opfer und Täterin, Jägerin und Geliebter hantiert. Doch es ist natürlich keine Ironie, sondern der deutsche Fokus, der hier dominiert.

Die Abstraktion von der deutschen Volksgemeinschaft – auch nach 1945 – durch das Fokussieren der lesbischen Liebe lässt das von Dischereit so treffend bezeichnete „Massada der Deutschen“ traurige Wirklichkeit werden. Zu suggerieren, weder die eine noch die andere „Seite“ habe Recht, wie Parkinson es tut, mag zwar der Diskursanalyse, den gender studies mithin, schmeicheln, schlägt sich jedoch wenigstens subkutan auf die Seite der Siegerin, der egomanischen Nazisse Lilly Wust. Es geht um deren Identität – eine deutsche Identität mit Feder und Kamera im Gefolge. Noch einmal Esther Dischereit:

„Das Leben der in Auschwitz getöteten Jüdin Felice Schragenheim scheint durch die Akteurin ‚Aimée’, real Lilly Wust, hindurch und über diese vermittelt. ‚Jaguar’ – im Kosenamen eine grotesk absurde Verkehrung darüber, wer hier Jäger und wer hier Gejagte ist. Das ist eine Übernahme aus dem gleichnamigen Buch, in dem die Geschichte bereits so angelegt ist, dass wir letztlich erfahren, wie sehr die Nicht-Jüdin, Kosename ‚Aimée’, leidet. Durch den Filter ihrer Person erfahren wir von der Verfolgungsgeschichte der Jüdin, die die Deutsche ‚Aimée’ wie in einem Mysterienspiel auf sich nimmt und posthum zu ihrem Leiden macht. In Talk-Sendungen in Deutschland verstieg sich die authentische, nun schon betagte ‚Aimée’, Lilly Wust, zu der Bemerkung, die Tote erscheine ihr gegen Abend. Statt Hitler-Bild ist nun ein siebenarmiger Leuchter in Betrieb. Und – mit dem jüngst zur Welt gekommenen Baby der Maria Schrader sei nun wieder eine wunderbare Felice auf der Welt.“

Heute nun werden die Dokumente der Lilly Wust einem allzu deutschen Publikum dargeboten; von „Arierin“ und „Tränen“ ist viel die Rede. Ganz normale Deutsche, die auf dem Rücken ihrer jüdischen Opfer oder „Freundin“ ihre pekuniären, emotionalen und politischen Geschäfte mach(t)en, wollen das letzte Wort behalten, Geschichte bestimmen und umschreiben. Für immer. Auch mit „jüdischen Kronzeugen“ des Jüdischen Museums Berlin.

* In: Helmut Schmitz (Hrsg.): German Culture and the Uncomfortable Past, Aldershot u.a. (Ashgate), Seite 143–163

 

Das nationale Apriori: Wie aus der BRD endgültig ‘Deutschland’ wurde

Original auf www.hagalil.com, 07.07.2006

Das Nationale ist zum deutschen Apriori geronnen. Während die NPD und andere Nazis jahrzehntelang für das massenhafte Tragen von Deutschlandfahnen, Wimpeln, schwarzrotgold umrandete Untertassen und andere Embleme ‘der Deutschen’ geworben haben, schweigt diese Partei heute, fast.

Zu sehen sind nun die propagierten Accessoires in Millionenausfertigung, ganz Deutschland schwelgt, klatscht, schreit, jubelt und singt “blühe deutsches Vaterland” wie früher nur die NPD im Hinterstübchen der Deutschen Klause in Delmenhorst (bzw. zeitgleich die SED, die vom “sozialistischen Vaterland” sprach).

Ein deutscher Stürmer, Podolski, hat die Strophen der Nationalhymne in seinen Fußballschuh, in das Leder einschreiben lassen. Jetzt ist die Fanmeile in Berlin am Brandenburger Tor (das ja jetzt geöffnet ist) zur einhellig getätschelten “patriotischen” Liebeserklärung geworden, ohne Wenn und Aber, eine Art Bildzeitung in Riesenformat. Wenige Hundert Meter weiter liegen die neu-deutschen Frauen im schwarzrotgoldenen Bikini im Liegestuhl am Holocaust-Mahnmal – tote Juden als Aussichtspunkt des Neuen Deutschland; diese ach so friedlichen ‘Jungdeutschlandregimenter’ setzen des Altkanzlers Schröders Wort vom Holocaust-Mahnmal als “Ort, an den man gerne geht”, lediglich in die Praxis um.

Schon seit Anfang der 1950er Jahre Adorno seine empirische Reise zu den post-nazistischen Deutschen unternommen hat – Schuld und Abwehr – ist bekannt, dass es keineswegs bei den (West)Deutschen nur um Holocaustleugnung geht. Gerade auch die Annahme der Schuld (“Wir Deutschen…” oder “Das macht uns so schnell keiner nach…”) an der Vernichtung der europäischen Juden war möglich, indem Beethoven, Kleist, Luther und Fontane, Sekundärtugenden, C.D. Friedrich und Verwandtes beschworen wurden. Später, in den 1980er Jahren, sagte der erste Vorsitzende der Republikaner, Franz Schönhuber, dass “Deutschland der Welt viel mehr geschenkt” habe, “als Auschwitz je kaputtmachen könnte”.

Vom holocaustleugnenden Konjunktiv ganz zu schweigen spricht Schönhuber hier eine deutsche Befindlichkeit aus, welche die letzten 20 Jahre, nach der ‘Wiedervereinigung’ und verschärft seit Rot-Grün 1998ff., immer mehr Einfluss gewinnt, ja von einem Bestandteil rechtsextremer ‘Deutungskultur’ (Karl Rohe) zu einer gesamtgesellschaftlichen ‘Soziokultur’ geronnen ist. Wissenschaftstheoretisch ist dabei das Paradoxon zu analysieren wie gerade eine Abkehr von Nationalgeschichte einer Verharmlosung und Universalisierung der spezifisch deutschen, präzedenzlosen Menschheitsverbrechen Vorschub leistet.

An sieben Punkten werde ich darstellen, wie sich diese Bewusstseinslage oder Befindlichkeit, die neue deutsche Ideologie äussert und was daran bemerkenswert ist.

1) Ein deutsches Graduiertenförderungswerk, 2002: ein Küchlein mit Folgen

Als Ausgangspunkt mag ein Treffen von Nachwuchswissenschaftlern, alles StipendiatInnen eines großen Graduiertenförderungswerkes, von Juli 2002 dienen. Dort hat ein kleines Küchlein, ein am Bahnhof gekaufter Muffin mit Mini-US-Fahne dazu geführt, die Fronten zu klären. Eigentlich als Zuckerl gedacht, entpuppte sich das Gebäck zu einem Objekt der Abwehr seitens typisch deutscher, linker JungakademikerInnen, die dieses US-Fahne – nach 9/11 zumal – unerträglich fanden. Zufällig wurde zu dieser Zeit im TV ein Interview Michel Friedmans mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon gesendet. Lediglich zwei der 17 Teilnehmenden hatten daran Interesse, die anderen pflegten ihre Ressentiments gegenüber Juden im Allgemeinen, Israelis im Besondern.

Wohlgemerkt: die Stimmung war schon so deutlich gegen Friedman, dass Möllemanns Flugblatt von September 2002 zur Bundestagswahl, auch gewisse Töne dieses Treffens vornehmlich linker, durchaus gewerkschaftsnaher Akademiker aufgreifen konnte. Dass es genau diese Stiftung bzw. ihre Doktoranden war, die wenige Monate später einen handfesten Antisemitismus-Skandal erlebte (als dessen Konsequenz immerhin eine Tagung zur Kritik des linken Antisemitismus stand), als ein migrantischer Doktorand nassforsch antiisraelische Töne durchs weltweite Netz jagte, überrascht nicht mehr. Fazit: Ressentiments gegen kleine amerikanische Fahnen, Juden und Israelis gehörten zum guten Ton dieses akademischen Nachwuchses. Das führt mich zum zweiten Beispiel.

2) Ein weiteres deutsches Graduiertenförderungswerk, Juni 2006: ich bin deutsch und was bist du?

Mitten in der nationalen Paranoia im Juni 2006, als Siege der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen schwache, schwächste oder unmotivierteste Teams die Stimmen der Moderatoren sich überschlagen und Millionen von Individuen zu einer homogenen Masse zusammenfinden lässt, eine weitere Tagung eines anderen, kleineren Graduiertenförderungswerks. Zu einem Spiel der deutschen Mannschaft wurde extra Party-Material gekauft, um einen Raum zu schmücken. Nicht etwa, um allgemein Fußball-Fan-Artikel der WM ganz allgemein zu drapieren, nein: ausschließlich schwarzrotgold war angesagt, noch nicht einmal die Farben der gegnerischen Mannschaft waren im Horizont der Vorbereitungsgruppe dieses Abends.

Erwachsene Akademiker malten sich mit Schminke die Farben des ‘deutschen Vaterlandes’ ins Gesicht – wie sollen diese Persönchen in Zukunft noch ernst genommen werden als Wissenschaftler, Intellektuelle gar oder einfach nur interessante Individuen? So etwas war noch vor 12, 8 oder auch 4 Jahren undenkbar.

Dass keineswegs nur typische, ich-schwache und autoritär sozialisierte Personen dazu neigen sich mit einer Nation zu identifizieren, zeigen solche Beispiele wie auch die folgenden. Gleichwohl ist jede nationale Identifikation in Deutschland Zeichen eines persönlichen Defizits, das zu kompensieren aufgebrochen wird.

3) Walk of Ideas, Berlin 2006

Mitten in Berlin stehen sechs mega große Skulpturen, die zeigen sollen, dass Deutschlands “größtes Kapital” “die Ideen der Menschen” seien. Erfindungen werden hier nicht als Erbe der Menschheit, vielmehr als nationales Gut, als ‘volksmässig’ akkumuliertes Kapital betrachtet. Vom Automobilismus, der Medizin, der unvermeidlichen Bemächtigung Einsteins Relativitätstheorie über den Fußballschuh, der Musik hin zum Buchdruck.

Letzterer ist ein gutes Beispiel, wie Deutschland heute funktioniert:

“Die Verbreitung des gedruckten Wortes beschleunigte Reformation und Aufklärung und unterstützte die Alphabetisierung. Dichter und Denker nutzten die neue Technik und ließen die deutsche Buchlandschaft erblühen – Zensur und Barbarei hätten sie fast zerstört: Am 10. Mai 1933 verbrannten Nationalsozialisten überall in Deutschland Werke moderner und regimekritischer Autoren. Die Bücherverbrennung setzte 500 Jahren deutscher Buchkultur ein vorläufiges Ende.”

So steht es auf einer Tafel zu dieser Skulptur am Bebelplatz in Berlin, Unter den Linden. Da stutzt man gewaltig: die Bücherverbrennung als “Ende” “deutscher Buchkultur”? Waren die Werke Carl Schmitts, Richard Euringers, Eberhard Wolfgang Möllers, Martin Heideggers oder Erwin Guido Kolbenheyers nicht gedruckt worden in den Jahren 1933–1945? Was verbirgt sich hinter der Chiffre “moderner und regimekritischer Autoren”?

Wenn die Werke Heines aus dem 19. Jh. verbrannt wurden, wurde dann ein “NS-regimekritischer” Autor verbrannt? Typisch ist die Auslassung des Antisemitismus, der jedoch de facto in Goebbels hetzerischer Ansprache an jenem 10. Mai 1933 auf diesem Platz deutlich zu hören war, als er vom “jüdischen Intellektualismus” sprach, der ein Ende nehmen müsse. Dass sich gerade die Deutschen über die Jahrhunderte hinweg gerade nicht als Gesellschaft, die Büchern aufgeschlossen gegenüber steht, entwickelt hat, vielmehr Juden als Vertreter einer “Buchkultur” oder “Gesetzesreligion” angeprangert wurden, wird einfach derealisiert.

Wer sich die Geschichte des Antiintellektualismus anschaut, d.h. insbesondere die bis heute prägende Studie von Dietz Bering von 1978, weiß, dass der Affekt gegen das Buch in Deutschland von links bis rechts Tradition hat. Die Skulptur des Jahres 2006 suggeriert den Millionen Besuchern Berlin bzw. der Bundesrepublik: fast wäre das Buch an sich zugrunde gegangen, aber es ging noch mal gut. Dazu gesellt sich natürlich das Automobil, unter Hitler wären es die Autobahnen gewesen, welches der Welt vor dem Brandenburger Tor präsentiert wird.

Dass Audi, deren Modell nun überdimensional vor dem Brandenburger Tor steht, heute eine Tochter des Volkswagenkonzerns ist, der 1938 in der “Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben” gegründet wurde, wird klammheimlich bejaht, ja verbreitet Stolz im Neuen Deutschland wie annodazumal.

4) “Die Nazis wurden doch sportlich, 1936!” Neu-deutsche Wissenschaft als Rehabilitierungsübung für den Nationalsozialismus

Auch in der Wissenschaft ist seit Jahren ein Trend bemerkbar, den Nationalsozialismus als ganz normale Gesellschaft – hier am Beispiel des Sport – darzustellen, Antisemitismus und Volkstumsideologie werden entweder offen oder subkutan affirmiert. Dazu dient als brillantes Beispiel die häufig zitierte und auch von linken Zeitschriften wie Konkret positiv angeführte Historikerin Christiane Eisenberg, die insbesondere deshalb in gewissen Kreisen einen Namen hat, weil sie Fußball-Analyse als wissenschaftliche Disziplin anerkannt habe.

Wichtig für ein Verstehen Ihres Ansatzes ist der Kulminationspunkt ihrer Habilitationsschrift aus dem Jahr 1997, eine Analyse der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. In dieser Schrift versucht sie zu zeigen, wie Deutschland durch den Sport eine bürgerlich(er)e Gesellschaft nach dem Vorbild Englands wurde, die Studie heißt auch entsprechend “”English Sports” und deutsche Bürger. Eine Gesellschaftsgeschichte 1800–1939″.

Eisenberg versucht dem Sport ein Eigenleben auch und gerade unter den Bedingungen eines Herrschaftssystems wie dem Nationalsozialismus, welchem damit gleichsam ein ganz normaler Platz im Pantheon der (Sport-)Geschichte gesichert werden soll, zuzugestehen.

“Für die Atmosphäre der Spiele war es darüber hinaus von kaum zu überschätzender Bedeutung, daß es reichlich Gelegenheit zur internationalen Begegnung und freien Geselligkeit außerhalb der Arenen gab. Gemeint sind hier weniger die Restaurants auf dem Reichssportfeld und auch nicht die zahllosen Empfänge und Partys der Nazigrößen. Das Urteil gründet sich vielmehr darauf, daß der Großteil der männlichen Athleten in einem Olympischen Dorf untergebracht wurde, so wie es erstmals bei den vorangegangenen Spielen in Los Angeles 1932 versucht worden war. Hatte das OK [Olympische Komitee C. H.] zunächst geplant, dafür eine bereits bestehende Kaserne zu renovieren, so ergab sich 1933 auf Vermittlung Walter v. Reichenaus die Chance, Neubauten zu bekommen. In der Nähe eines Truppenübungsplatzes in Döberitz/Brandenburg wurden in einem landschaftlich reizvollen Gelände 140 ‘kleine Wohnhäuser’ für das Infanterie-Lehrregiment gebaut, deren Erstbezieher 3.500 Sportler wurden. Es gab Sporthallen, ein offenes und ein überdachtes Schwimmbad, Spazierwege, Blumenbeete und Terrassen mit Liegestühlen. Zu den Gemeinschaftsräumen gehörten eine vom Norddeutschen Lloyd bewirtschaftete Speiseanstalt mit internationaler Küche und ein Kino.”

Eisenberg will einer neuen Sicht auf den Nationalsozialismus den Weg ebnen. In gezielter Negierung gesellschaftlicher Totalität isoliert sie Momentaufnahmen aus ihrem Kontext, um deren Allgemeingültigkeit, ja Universalität, kurz, das moderne Moment zu würdigen. Denn “Blumenbeete und Terrassen mit Liegestühlen” sind ja eine feine Errungenschaft, in Berlin 1936 wenigstens so lobenswert wie in Los Angeles 1932, will sie suggerieren.

Sie kritisiert die kritischen Reflexionen und Analysen bekannter und renommierter Sportwissenschaftler wie Hajo Bernett, Thomas Alkemeyer oder Horst Ueberhorst. Auch die Untersuchungen des Politikwissenschaftlers Peter Reichel über den Schönen Schein des Dritten Reichs qualifiziert Eisenberg ab:

“Diese Interpretation der Spiele vermag aus drei Gründen nicht zu überzeugen. Erstens ist das zugrundeliegende Argument methodisch fragwürdig, weil es nicht falsifizierbar ist. Wer immer das Gegenteil behauptet, daß Berlin 1936 ein Ereignis sui generis und der schöne Schein auch eine schöne Realität gewesen ist, riskiert es, als Propagandaopfer abqualifiziert zu werden.”

Die Olympiade in Berlin 1936 sei ein ‘Ereignis’ ‘sui generis’ gewesen, gleichsam eine ‘schöne Realität’. Diese positivistische Abstraktion von jeglicher Gesellschaftsanalyse ist für nicht geringe Teile der Mainstream-Wissenschaft typisch. Ihre Argumentation steigert Eisenberg noch, indem sie Reichels Analyse im Reden von den vermeintlichen ontologischen Zwittern Sport und Propaganda untergehen lässt:

“Zweitens ist das Argument unergiebig, weil Sport und Propaganda wesensverwandt sind. Beide sind nach dem Prinzip der freundlichen Konkurrenz strukturiert, beide verlangen von den Akteuren eine Be-Werbung um die Gunst von Dritten (‘doux commerce’). Daß dabei geschmeichelt, poliert, dick aufgetragen, ja gelogen und betrogen wird, überrascht niemanden, weder in der Propaganda noch im Sport. Olympische Spiele sind, so gesehen, immer Illusion und schöner Schein; eben das macht ihre Faszination aus. Daraus zu folgern, daß Berlin 1936 eine umso wirksamere Werbemaßnahme für den Nationalsozialismus gewesen sein müsse, wäre jedoch kurzschlüssig. Denkbar wäre auch, daß Nutznießer der Propaganda der Sport war. Diese Möglichkeit hat jedoch noch keiner der erwähnten Autoren geprüft.”

Eisenberg will sagen: So schlimm kann der Nationalsozialismus doch nicht gewesen sein, wenn ein so zentrales Moment für moderne, freizeit- und spaßorientierte Gesellschaften wie der Sport, gar ein ‘Nutznießer’ dieses politischen Systems war. Diese eben zitierte Passage ist Ausdruck eines Wandels politischer Kultur in der BRD. Ungeniert lässt sie den Nationalsozialismus, am Beispiel der Olympischen Spiele von 1936, im Kontinuum bürgerlicher Gesellschaft, die eben im Sport ‘wesenhaft’ lüge, dick auftrage und schmeichele, aufgehen.

Wie soll es nach der auf internationale Verständigungspolitik” ausgerichteten Weimarer Republik möglich gewesen sein,

“daß die Olympiapropaganda nach 1933 plötzlich eine Nazifizierung der Athleten und des sportinteressierten Publikums bewirkte? Mußte nicht zuvor eine Versportlichung der Nazis erfolgt sein?”

Bei dieser Olympiade wurde ein ‘Weihespiel’, die “Olympische Jugend” von Carl Diem uraufgeführt. Es geht in diesem olympischen Weihespiel um “‘Kampf um Ehre, Vaterland'”. Die Jugend sieht ihrem Selbst-Opfer ins Gesicht: “Allen Spiels heil’ger Sinn: Vaterlands Hochgewinn. Vaterlandes höchst Gebot in der Not: Opfertod!” Eisenberg ordnet diesen Opfertod folgendermaßen ein: das Diemsche “Festspiel” werde

“in der sport- und tanzhistorischen Literatur als Verherrlichung des ‘Opfertodes’ für die nationalsozialistische ‘Volksgemeinschaft’ interpretiert – was nicht zu überzeugen vermag. Erstens gehörte die Opferrhetorik schon in der Weimarer Republik zum spezifisch deutschen Sportverständnis (…) Zweitens haben die Zeitgenossen des Jahres 1936 die Szene ohne Zweifel mit dem Ersten Weltkrieg und nicht mit dem bevorstehenden Zweiten in Verbindung gebracht.”

Auch wenn sich die Historikerin ganz sicher ist (“ohne Zweifel”), bleibt zu betonen: die Erinnerung an die deutschen Toten des I. Weltkriegs war sehr wohl die Vorbereitung auf den II. Der ‘Langemarck-Topos’ der Jugend, des Opfers und des Nationalen kommt hierbei zu olympischen Ehren. Die internationale Anerkennung der Spiele ist Zeichen des Appeasements dem nationalsozialistischen ‘Aufbruch’ gegenüber. Wenn in einem Buch von 1933 ausgeführt wird:

“‘Daraus erhellt, daß bei Ausbruch des Krieges der Zukunft die Ausbildung künftiger Langemarckkämpfer um ein mehrfaches verlängert und die Material- und Munitionsmenge für heutige Schlachten um ein Vielfaches vermehrt werden muß'”,

so muss gerade eine solche Interpretation des Langemarck-Topos ernst genommen und nicht, wie bei Eisenberg, als quasi Weimarer Tradition, die zufällig 1936 wieder hervortritt, verharmlost werden. Dagegen ist die Kontinuität von ’33 bis ’36 zu sehen, die soeben zitierte Passage von ’33 bekommt im Festspiel von Diem eine internationale Beachtung findende Weihe, wie Eisenberg unschwer in der Forschungsliteratur hätte nachlesen können:

“So wurde im Glockenturm des Berliner Olympia-Stadions eine Gedächtnishalle für die Toten von Langemarck eingerichtet, und Carl Diems Eröffnungsspiel der Olympiade von 1936 endete mit ‘Heldenkampf und Totenklage’; eine Division des Hitlerschen Ost-Heeres bekam den Namen ‘Langemarck'”.

Ein weiterer Kritikpunkt, ganz eng am Diemschen Spiel und seinen Protagonisten wie der Ausdruckstänzerin Mary Wigman orientiert, ist folgender: es lässt sich gut zeigen, wie Wigmans Auffassung von Opfertod Diems Weihespiel in diesem Punkt inhaltlich bzw. choreographisch bereits vor ’33 antizipiert hat, so am “Stück ‘Totenmal’, einem Drama von Albert Talhoff, welches von Talhoff und Wigman 1930 gemeinsam inszeniert wurde, wobei Wigman die tänzerische Choreographie übernahm.

Das Werk wurde zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkriegs geschrieben. (…) [Zudem] ist dieses Werk ein Prototyp nationalsozialistischer Inszenierungen, zum einen wegen des Themas (Verehrung der gefallenen Soldaten) zum anderen wegen der Form (die Inszenierung stellt eine Kombination aus Sprechchor und Bewegungschor dar).” Waren schon die “Tanzfestspiele 1935” eine “Propagandaveranstaltung für den deutschen Tanz nationalistischer Prägung”, so kulminierte das im olympischen Jahr im Weihespiel von Diem, an dem Wigman aktiv beteiligt war. Ein Sportwissenschaftler, Micha Berg, weist auf die zentrale Bedeutung von Symbolik für das nationalsozialistische Deutschland hin und zitiert den völkischen Vordenker Alfred Baeumler:

“Das Symbol gehört niemals einem Einzelnen, es gehört einer Gemeinschaft, einem Wir. Dieses Wir ist nicht ein Wir des gesinnungsmäßigen Zusammenschlusses von Persönlichkeiten, ist nicht ein nachträgliches Wir, sondern ein ursprüngliches. Im Symbol sind Einzelner und Gemeinschaft eins. (…) Das Symbol ist unerschöpflich, in ihm erkennt sich sowohl der Einzelne wie die Gemeinschaft.”

Dieses ‘ursprüngliche Wir’ kehrt heute im deutschen Feuilleton wieder, gerade am Beispiel der deutschen Hymne, wie weiter unter an einem weiteren Beispiel gezeigt werden wird. Es bleibt zu konstatieren, dass Eisenberg darauf beharrt: Diems Festspiel ende doch mit Beethovens “Schlußchor der IX. Sinfonie mit der ‘Ode an die Freude’ von Friedrich Schiller”, was Ausdruck von ‘Kunst’ sei. Sie schließt ihre Arbeit, indem sie nicht nur dem Sport unterm NS mehr Möglichkeiten als noch in der Weimarer Republik attestiert, sondern auch, den II. Weltkrieg als “Beeinträchtigung des Wettkampfbetriebs” euphemisierend, dem Nationalsozialismus bescheinigt, er habe den “Sport” zuungunsten des Turnens gewinnen lassen, was sie als “Rahmen für den Sport in der Bundesrepublik” für gut erachtet.

Besser hätte es die Neue Rechte oder jeder Konservativismus auch nicht hinbekommen: Die Nazis wurden im NS sportlich und nicht umgekehrt. Damit werden der NS verharmlost, Juden gedemütigt und Deutschland gerettet, die Habilitations-Mission ist erfüllt.

Dieser etwas ausführlichere Ausschnitt mag verdeutlichen, wie gegenwärtige Geistes- und Sozialwissenschaft in der Bundesrepublik funktioniert (wenn sie erfolgreich sein will im affirmativen Sinne, Eisenberg bekam alsbald eine Professur an der Humboldt-Universität). Es ist gerade bei politisch angeblich unverdächtigen Personen Mode geworden, den Nationalsozialismus einzubetten in ein Kontinuum, um auf jeden Fall den Zivilisationsbruch, den Auschwitz bedeutet, zu verdecken oder zu leugnen.

Die bürgerliche Gesellschaft wird gerade in Deutschland so dargestellt, als sei die Gesellschaft im NS 1936 ganz ähnlich strukturiert gewesen wie die der USA bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles. Das, was das nationalsozialistische Deutschland sehr spezifisch kennzeichnete, wird gezielt weggewischt, als irreal abgetan oder schlicht und ergreifend gar nicht analysiert. Vielmehr soll gelten: Die Existenz von Liegestühlen und Blumenbeeten für Sportler wiegt den Antisemitismus und Ausschluss jüdischer SportlerInnen auf. Dieser Antisemitismus ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, ein Blick, der allzu selten vorgenommen wird.

5) Drei weitere Beispiele ‘linker’ Wissenschaftler und deren Verharmlosung der deutschen Verbrechen

In der Dissertation des heutigen Konstanzer Juniorprofessors Sven Reichardt wird diese Position am Beispiel eines Vergleichs deutscher und italienischer ‘faschistischer’ Geschichte deutlich:

“Der in dieser Arbeit zugrundegelegte Faschismusbegriff stellt eine eigene praxeologische Analyse der faschistischen Bewegung vor, die nicht an die marxistische Deutung und nur selektiv an die neuesten angloamerikanischen Arbeiten und Noltes Definition anknüpft”.

Antisemitismus wird zwar als Differenz von italienischen Squadristen und deutscher SA erwähnt, aber als wenig bedeutsam klein geredet, zudem als bloßer ‘Rassismus’ verkannt. Das ist Folge des bei Reichardt paradigmatisch für weite Teile heutiger Historiografie hervortretenden komparatistischen Zugangs, der die Präzedenzlosigkeit der deutschen Verbrechen und ihrer Vorgeschichte gezielt negiert.

Konsequent ist es, wenn u. a. Reichardt dem Altlinken Karl Heinz Roth Rat gab bei der Verabschiedung einer Analyse des Nationalsozialismus zugunsten eines ubiquitären Faschismusbegriffs, vgl. Roths Aufsatz aus dem Jahr 2004 “Faschismus oder Nationalsozialismus? Kontroversen im Spannungsfeld zwischen Geschichtspolitik, Gefühl und Wissenschaft”.

Roth exkulpiert die Deutschen in althergebrachter Diktion von ihrem Antisemitismus, wenn er schreibt:

“Weitaus gebräuchlicher ist indessen der Begriff ‘Nationalsozialismus’: Es handelte sich zunächst ebenfalls um eine affirmative Selbstdefinition, die aber elementare Prämissen, nämlich den militanten Antisozialismus, verschleiert. Darüber hinaus ist der Begriff nicht vergleichsfähig, weil er seine faschistischen Kontexte und Varianten per definitionem ausschließt. Er schließt aber auch alle anderen Bezüge zur europäischen und Weltgeschichte aus oder unterwirft den Blick auf Europa und die Welt der affirmativen Selbstkonnotation. Auch die kritisch distanziert gemeinte Analyse des ‘Nationalsozialismus’ vermag nicht über einen germanozentrischen Blickwinkel hinaus zu gelangen”.

Bezeichnend ist, dass Roth nicht von einer deutschen Spezifik bei der Analyse des NS spricht, vielmehr einer “transnationale[n] und komparative[n] Sichtweise auf die faschistische Epoche” das Wort redet. Das wird von einem weiteren Juniorprofessor sekundiert, wenn Kiran Klaus Patel ohne mit einem Wort den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen und die Präzedenzlosigkeit der Shoah analysierend, “transnational” Phänomene wie den NS betrachten möchte und zum Schluss kommt:

“Gerade für das NS-Regime verspricht eine transnationale Perspektive neue Erkenntnisse. (…) Denn die Distanz zwischen NS-Regime und New Deal war weniger tief als häufig angenommen”.

Solche Perspektive hat durch Arbeiten der Neuen Rechten – exemplarisch sei der wichtigste Neue Rechte in der Bundesrepublik seit Anfang der 1970er Jahre bis heute, Henning Eichberg, erwähnt – über die Jahrzehnte hinweg den Boden bereitet bekommen.

6) Das Opfer bringen und singen: “Blüh im Glanze deutsches Vaterland” – von Diem zu Klinsmann

Jürgen Klinsmann wird zu Unrecht als wenig typisch deutscher Sportler betrachtet. Zwar war er in England bei den Spurs eine Kultfigur geworden, weil er als Deutscher so nett erschien und die Fans zu sangen begannen “Juergen was a German now he is a Jew”, was auf die umgepolte Selbststilisierung zum “Judenklub” Tottenham Hotspurs anspielt, aber analytisch ist das nicht tief gehend.

Vielmehr war es Klinsmann, der das Deutsche evozierte, aggressiv zu werden, trotz kalifornischem Wohnort und internationalem Habitus. Er war es, der die deutsche Nationalmannschaft fast einhellig dazu brachte, lauthals die Nationalhymne zu trällern, den jungen Deutschen ein positives Gefühl für ihr Deutschland zu geben. Dass es so ein Gefühl nach Auschwitz in Deutschland nie wieder geben sollte, fällt da natürlich unter den volksgemeinschaftlichen Tisch. Dass keinem es auffällt oder zu peinlich oder widerlich ist, eine Hymne zu singen, die wortwörtlich auch im Nationalsozialismus gesungen wurde, ist doch schockierend, nicht?

Weit mehr: in einem Artikel der wiederum eher links-liberal daherkommenden Frankfurter Rundschau steht am 27. Juni 2006 folgender Text, der sich anhört als wäre er 1936 geschrieben worden, lange bevor der Autor geboren wurde:

“Wir wissen, schon in zwölf Jahren wird fast keiner mehr erzählen können, wie er sich als Kriegsteilnehmer in einem Kreis von Kriegsteilnehmern gefühlt hat, als der Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Bern durch den europäischen Äther ging. Wir wissen zugleich: Schon in ein paar Wochen wird unsere Erinnerung an die schönsten Spiele dieser Weltmeisterschaft merkwürdig transparent und ausgeblichen sein, als vertrüge unsere tägliche Gedächtnispraxis das heftige Licht des Geschehenen auf Dauer nicht. Die Gegenwart muss sich einhaken. Anders gesagt: Unsere stärksten Gefühle lassen uns für eine kurze Spanne spüren, dass wir die kommenden Toten sind. Deshalb ist es schön, sie zu zweit, und besonders rührend, sie in einer Gemeinschaft von ähnlich Gestimmten durchleben zu dürfen. Gemeinsam singend, genießen wir uns als die baldigen Toten.”

Diese Propaganda ist nichts anders als die Beschwörung einer Gemeinschaft von Deutschen, die sich in völkischer Tradition sehen wollen. Es hört sich wirklich genuin nationalsozialistisch an, ist aber ein Text eines jüngeren Autors, Georg Klein, Jahrgang 1953 und Ingeborg-Bachmann-Preisträger.

Dieser Feuilleton-Text zeigt die Ungeniertheit, die das nationale Apriori ermöglich, hervorkitzelt und zum Ausdruck bringt. Eigentlich wäre bisher bei so einer Zeile, dass die stärksten Gefühle jene seine, die mir sagen, dass ich, nein: wir die “kommenden Toten” sein werden, ein Aufschrei durch das Land gegangen. Heute nicht. Es geht nicht um die Sterblichkeit der Menschen.

Es geht um die Konstruktion eines homogenen Ganzen, eines Volkskörpers, das jeden einzelnen nur unter dem Aspekt dieses Körpers, des Volkes sieht und nicht – gleichsam katholisch gedacht – als Kind unter “Gottes Hand”. Muss man wirklich Katholik werden um solch völkische Rede der Frankfurter Rundschau zu kontern? Gut, Klein möchte als Deutscher sterben, soll er das.

Es wird auch weiterhin Leute geben, die lieber als Menschen, als ganz spezifische Individuen mit Macken, Vorlieben, Träumen, Sehnsüchten, Hoffnungen, Enttäuschungen, Freuden und Ekel, denn als Deutsche sterben.

Dazu passt, dass der ehemalige Bundestagspräsident, Wolfgang Thierse, fordert, doch noch mehr Strophen dieser deutschen Hymne zu verfassen. Nicht etwa dass der ehemalige DDR-Bürger Thierse die Abschaffung eines nationalen Symbols forderte, wo kämen ‘wir’ hin? Wer in Berlin in den Stadtteil Lichtenberg im Osten fährt weiß wie aktuell die Gefahr des Umkippens vorgeblich harmlosen Singens der deutschen Hymne in Hetze und Gewalt durch Nazis ist. Dort gibt es Straßen, wo die Reichskriegsflagge in Eintracht mit der schwarzrotgoldenen am Haus hängt.

Vor wenigen Wochen, vor der WM, wurde in dieser Gegend ein bekannter deutsch-türkisch-kurdischer Kommunalpolitiker schwer verletzt. Nazis haben hier die Hoheit, schwarzrotgoldene Hosenträger, Markenzeichen schon seit eh und je der dickbäuchigen Nazis, schon zu BRD-Zeiten, sind ja heute in Mode, wo alle deutsche Welt schwarzrotgold trägt, als Armkettchen, Rock, T-Shirt oder Gürtel aus biologisch abbaubarer Wolle.

All diejenigen, die jetzt das Deutsche hochleben lassen sind politisch für solche Gewalttaten von Nazis mitverantwortlich zu machen. Das ist ja auch nichts Neues: früher haben auch Liberale und Linke Konservativen bzw. Rechten die Mitschuld am immer stärker werdenden Rassismus gegeben, am deutlichsten und treffendsten vielleicht 1992/1993 bei der de facto Abschaffung des individuellen Asylrechts durch CDU/CSU/SPD und ihren Helfern in anderen Parteien, Medien und Verbänden.

Geschichtspolitisch wurde immer auf die Vordenkerfunktion der geistigen Elite hingewiesen, nicht erst zum Historikerstreit 1986ff. Bereits Ende der 1970er Jahre, Anfang der 1980er Jahre, als in der BRD das Nationale offen aufs Tableau kam – nicht zufällig schon damals übrigens von Jürgen Habermas, der 1979 zwei Bände herausgab, welche die “nationale Frage” auf die Tagesordnung setzten und Martin Walser davon sprach, lediglich wenn “wir Auschwitz bewältigen könnten, könnten wir uns wieder nationalen Fragen zuwenden” – wurde z. B. von Wolfgang Pohrt auf diese nationale Vordenkerfunktion zumal der Linken, Alternativen und Grünen verwiesen.

Schon damals also wurde deutlich dass das Einfordern universalistischer Prinzipien von Staatsbürgerschaft und politischem Gemeinwesen, für das Habermas steht, einher gehen kann mit einer Verharmlosung der deutschen Geschichte, ja ein nationales Narrativ gleichsam als Grundlage auch eines nicht blutsmässigen Staatsdenkens zu erkennen ist.

Wer also heute im Schwenken der deutschen Fahne nichts Gefährliches sieht, weil er oder sie nicht die Nazis auf der Straße, die fast komplett ‘national befreite Zone’ Ostdeutschlands sieht, weil doch lediglich Party gemeint sei und ein ‘Patriotismus’ nie und nimmer mit Nationalismus verwechselt werden dürfe, irrt gewaltig. Das wird im folgenden Punkt noch deutlicher.

In einer Radiosendung des SWR in Stuttgart vor wenigen Tagen ging es um diesen neuen ‘Patriotismus’, die Fahnenmeere etc. Hermann Bausinger, emeritierter und wohl dekorierter Kulturwissenschaftler aus Tübingen legte die Pace dieser nationalen Debatte vor. Er meinte ganz freudentrunken, dass das neue nationale Pathos völlig harmlos und schön sei, gerade weil alles Militärische daran fehle. Und dieses Fehlen des Militärischen sei Konsequenz der deutschen Verweigerungshaltung im Irak-Krieg, ja die deutsche Friedenssehnsucht sei Prämisse eines neuen, zurecht stolzen Deutschland. Der Hass auf die USA, der Antizionismus, das Appeasement und die klammheimliche Freude ob des Djihad sind dieser friedlichen Hetze inhärent.

7) Keine “Reue” zeigen: gegen “amerikanischen Messianismus” – Matusseks nassforsche Invektiven oder Wie funktioniert sekundärer Antisemitismus?

Der Spiegel Kultur-Ressort-Leiter Matthias Matussek hat mit seinem Bestseller “Wir Deutschen – Warum uns die anderen gern haben können” ein offen nationalistisches Buch geschrieben, das in vielerlei Hinsicht ohne Walsers Tabubruch von 1998 im Mainstream-Journalismus nicht so ohne weiteres zu denken war. Der Bezug zu Bausingers Friedensliebe der Deutschen ist ganz offenbar in einem Interview Matusseks mit Peter Sloterdijk. Matussek gibt dem TV-Philosophen eine neu-deutsche Steilvorlage, wenn er fragt:

“Sichtbar wird vielmehr ein neues deutsche Selbstbewusstsein, zumindest in der Außenpolitik, die sich sogar den Widerstand gegen den amerikanischen Messianismus erlaubt hat.”

Das Ressentiment gegen “jüdischen” Messianismus, wie er in antisemitischen Texten überall auftaucht, bekommt hier völlig selbstverständlich, aber rhetorisch kaschiert, seine Weihen. Der alte SPD-Mann Egon Bahr nennt das in einem Büchlein dann logisch “den deutschen Weg” – gegen den “amerikanischen” – und der Wirtschaftswissenschaftler Werner Abelshauser stimmt als einer unter vielen in diesen nationalen Chor ein.

Matussek ergeht sich nicht nur in Allgemeinplätzen, die er oft selbst erfindet wie folgenden “Die Liebe zum Vaterland ist eine Kraft, schon seit der Antike” – aber sein Ton ist so ungeheuerlich aggressiv, schwülstig deutsch, durchsetzt von antienglischen Invektiven, dass deutlich wird, wie stark ein stolzer Deutscher auf Feinde und Gegner eingestellt ist.

Da werden Engländer zum “unsympathischsten Volk auf Erden” erklärt, der deutsche “Bildungsbürger” beschworen und gegen die “englische Klassengesellschaft” gesetzt und Klaus von Dohnanyi, ein Altpolitiker der SPD aus Hamburg, phantasiert demokratische Traditionslinien der Deutschen herbei, die angeblich älter seien als die Englands ohne zu betonen, dass es in Deutschland keine erfolgreiche und konsequente demokratische Revolution je gegeben hat. Ein Hinweis auf deutsche Verbrechen trotz “Bildung” gereicht den beiden Gesprächspartnern Dohnanyi und Matussek dazu, Englands Sklavenhandel und Nordamerikas Sklavenhaltergesellschaft zu geißeln. Diese deutschen Schuld-Projektionsleistungen sind zwar häufig analysiert worden, aber treten heute umso reflexhafter, ungenierter hervor als je zuvor. 9/11 hat da Dämme brechen lassen.

Und so kulminiert das Gespräch der beiden Stolzdeutschen in einem Satz, der an Antisemitismus und Wiederbetätigung im Sinne des Nationalsozialismus nicht deutlicher ausfallen könnte:

“Die Juden hatten es ja sogar in Deutschland in den ersten Nazi-Jahren besser als damals die meisten Schwarzen im Süden.”

So spricht Klaus von Dohnanyi und Matthias Matussek hats gefreut! Solche Tabubrüche, den Nationalsozialismus mit seiner Braunen Revolution von 1933 als Beginn zu loben, sind heute eine Bestsellergarantie und kein Fall mehr für einen Skandal. Der Verlag der solche antijüdische Propaganda druckte heißt auch nicht Grabert-Verlag, vielmehr S. Fischer, einer der ganz großen Verlage in der Bundesrepublik.

An anderer Stelle untermauert Matussek seinen (nun sekundären) Antisemitismus, seine Erinnerungsabwehr ist Walser nach dem Munde geredet:

“Bei uns wurde der Holocaust, nach einer lähmenden, brütenden Phase der Verdrängung, in eine übereilfertige, nicht mehr versiegende, immer glattere und abgeschliffenere Beschuldigungs- und Verachtungs- und Selbstverachtungsphraseologie überführt, in der ständig nach dem politischen Vorteil geschielt wird.”

Vor 30 Jahren hätte jeder Leser sofort an einen Revisionisten gedacht bei solchen Zeilen, aber nein: Matussek ist kein Holocaustleugner, gewiss nicht. Er ist ein typischer sekundärer Antisemit, der immer, wenn es um die deutschen Verbrechen geht, jene zwar nicht leugnet aber als Bagatelle abtut, ja er spricht – wörtlich – bezüglich des Holocaust, der als Thema auf einem Empfang oder einer Party vorkam, von einem “Stimmungskrepierer.”

Diese neu-deutsche Selbstverständlichkeit gerade als Deutsche stolz zu sein, zu betonen, ja zu brüllen: die deutsche Geschichte war im Kern was sehr Schönes, etwas ganz Einzigartiges, “Hitler” war lediglich ein “Freak-Unfall der Geschichte” (O-Ton Matussek), ist die neue Befindlichkeit, die neue, deutsche Ideologie im 21. Jahrhundert.

“Ich bin nicht tief traumatisiert, denn ich denke nicht oft an die deutsche Schuld und an den Holocaust” sagt Matussek, er kämpft wie Walser und Konsorten gegen die “moralische Keule”.

Das sind die Töne des nationalen Apriori.

hagalil.com 07-07-2006

 

Joachim Fests Kampf: Über Historismus und Antisemitismus

Hagalil, 04.05.2005

Das deutsche Feuilleton bzw. das, was sich dafür hält, hyperventiliert. Da haben die Deutschen einen Film wie den Untergang zu einem weltweiten Schlager gemacht, gleichsam der BRD-Hitler-Welle der 70er Jahre eine noch größere folgen lassen – beides Mal war Joachim Fest der praeceptor germaniae -, da wird ein deutscher Katholik erster Stellvertreter in Rom und kluge englische Journalisten bringen alles durcheinander. Auch in Ratzingers frühem Wohnort Traunstein hat es Nazi-Verbrechen gegeben – wer hätte das gedacht?

Nun, in England ist das eine Erwähnung wert, eine Analyse vor Ort. Es wird schnell klar, es gab ein KZ-Außenlager in der Nähe, 1938 die Reichspogromnacht, polnische Sklavenarbeiter machten die Traunsteiner Bauern froh, ein Todesmarsch führte 1945 durch den Ort. Für ganz normale Deutsche keine Frage der Recherche sondern des Ressentiments: Engländer haben kein Recht uns immer mit der Geschichte zu kommen.

Joachim Fest sticht nicht nur als BILD-Ankläger gegen die englische Presse hervor. Auch an unbekannteren Texten von Fest kann sein deutsches Weltbild, das die Ich-schwache Persönlichkeit so gerne und obsessiv ins Gemeinschaftliche, Existentielle zu transzendieren vermag, extrahiert werden. 1986 in “Der tanzende Tod” versucht Fest sein eigenes gegenaufklärerisches Weltbild als der Aufklärung verwandt zu deklarieren, indem er nicht nur der rationalistischen Aufklärung als movens das ‘Herrsein über den Tod’ nachsagt, sondern insbesondere den “Tode fürs Vaterland” predigt, da nur dieser als “Sterben für das Allgemeine die Summe unseres Vergnügens” sei, wie Fest sich an die Worte Thomas Abbts von 1761 mimetisch anschmiegt. Das “Vorlaufen zum Tode”, das die menschenverachtende Existentialontologie Martin Heideggers so prägnant kennzeichnet, läßt grüßen. Fest kreiert zudem ein antiamerikanisches Ressentiment, wenn er “die übermächtige Neigung”, den Tod “zu vertreiben und gleichsam zum ‘Tod in Hollywood’ umzubilden” geißelt. Schuld daran sei eine “Weltkultur”, die “neben anderen Eigenarten auch jene ‚Sympathie mit dem Tode‘” einzuschmelzen beginne. Dieser Haß auf den melting pot hatte bereits Henning Eichberg, der godfather der Neuen Rechten in der BRD seit den frühen 1970er Jahren, angetrieben, kulturrelativstische und antiuniversalistische Ideologeme zu basteln.

Vom “Untergang” redete schon Fests Freund, Verleger und HJ-Kollege Wolf Jobst Siedler, der 1986 zu Fests 60. Geburtstag gratulierte und damit die “barocken Städte” meinte, das “leistungsstarke Bürgertum” in Deutschland im 19. Jh. mithin, das durch Hitler “in den Strudel gezogen wurde”.

Fest trauert Hitler nach: “Zum Einzigartigen, das mit dem Namen Hitlers verbunden ist, gehört seine unverminderte Gegenwärtigkeit. Selbst fünfzig Jahre nach seinem Ende behauptet er eine Zeitgenossenschaft (…) Sie äußert sich in Exorzismen”. Hitler habe versäumt, so heißt es lamentierend, “dem Feldzug gegen die Sowjetunion europäischen Zuschnitt zu geben”. In einer Art Hassliebe ist Fest in seinen Hitler vernarrt, denn es zeigten sich anthropologische Gewißheiten in dessen Person, die ohne ihn nicht ans Tageslicht gekommen wären, wie Fest betont. Auschwitz gereicht Fest somit zum Beweis des Bösen, das in allen Menschen stecke. Von den 1042 Seiten seiner Hitler-Biographie behandeln läppische 6 die Vernichtung der europäischen Juden, unter dem Titel “Endlösung”, die vor der deutschen Bevölkerung, die als reines Objekt Hitlers vorgestellt wird, geheimgehalten worden sei. Deshalb hat Fest nicht nur eine Hitler- sondern auch eine Albert Speer-Biographie verfasst und vor wenigen Wochen nachgelegt mit einem Band über Speer, in dem es um ‘die letzten Fragen geht’, deren Antworten auch ein Massenmörder wie Albert Speer, der die letzten gut 15 Jahre seines Lebens gar in Freiheit verbringen durfte und mit Fest die ganze Zeit plauderte, nicht kenne. Fests Agnostizismus ist historistisches Einverständnis mit dem Nationalsozialismus.

In diesen Tagen gab er in einer RTL Dokumentation, für die er neben Peter Kloeppel verantwortlich zeichnet, bekannt, dass die Deutschen Hitler eben gewählt hätten, weil er 1933 derjenige war, der ein Eisernes Kreuz aus dem I. WK vorzuweisen gehabt hätte. Mit solchen Phantasmen lenkt Fest von der deutschen Sehnsucht nach einem nationalen Sozialismus und völkischer Homogenität ab, deren Kern, der eliminatorische Antisemitismus, allerdings auch von Hans Mommsen oder Götz Aly verleugnet wird. In Kontrast zu diesen Sozialhistorikern jedoch beschuldigt Fest nicht seinen von ihm verehrten Vorgänger als Feuilleton-Chef der FAZ, Karl Korn, den Nationalsozialismus bestärkt zu haben und die antisemitische Volksgemeinschaft der Deutschen tagtäglich als Journalist mit seinem Dienst am REICH (so hieß die Zeitung, für die Korn arbeitete, bis 1945) perpetuiert zu haben; Nein: die ’68er seien die wahren Nazis von heute, wenn sie am Begriff der “Gesellschaft” festhielten und nicht anthropologisch und historistisch, den Blick auf die großen Männer gerichtet – nichts “interessiere den Menschen so sehr wie der Mensch”, so Fest in Unterprimaner-Diktion 1982 – dächten: “Denn vielleicht sind es die Söhne Adolf Eichmanns, die hier ihren Fluchtbedürfnissen nach gehen. Dieser hatte ja, wieder und wieder, behauptet, an der moralischen Katastrophe seines Lebens sei niemand anderes als die Gesellschaft schuld; er sei nur immer deren Reflex gewesen. So, wörtlich, sagt das der Linke Schicksalsglaube von heute auch,” so Fest 1981 in seinem Band “Aufgehobene Vergangenheit.” Da lacht die Deutsche Stimme.

Schließlich erschien in der Berliner Zeitung am 09. April 2005 ein Interview mit Fest, das die Deutschen in die Ecke getrieben sieht. “Die Deutschen sind ein wunderbarer Sündenbock, und sie spielen diese Rolle auch sehr gut.” Er kramt die in rechtsextremen Kreisen, aber durchaus auch im deutschen mainstream beliebte Figur des jüdischen Kronzeugen hervor: Hannah Arendt, mit der Fest meint befreundet gewesen zu sein, habe auch etwas gegen “Reue-Deutsche” gehabt. Er will nicht glauben, dass “die Französin Simone Veiel [!] in Auschwitz sagte, sie müsse jeden Tag beim Gedenken an die Opfer weinen”.

Simone Veil, Präsidentin der französischen Stiftung Fondation pour la Mémoire de la Shoah, hatte in einer Gedenkansprache am 27. Januar 2005 im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gesagt, dass sie immer, wenn sie an die in Auschwitz und an anderen Orten ermordeten Millionen Kinder, Frauen und Männer denkt, weine und sich frage: was wäre aus diesen Menschen geworden? Welche Hoffnungen wurden da zerstört? Sie selbst wurde im April 1945 von der Britischen Armee in Bergen-Belsen befreit. Bald wurde ihr bewußt, dass die Deutschen nichts wissen wollten von ihren unsagbaren Leiden, von ihrer ermordeten Familie, von den ermordeten Juden Europas. So wie der Sozialphilosoph Hermann Lübbe 1983 sagte, dass das Beschweigen der deutschen Verbrechen notwendig gewesen sei für die Deutschen um stabile Demokraten zu werden, um so mehr wollen sie jetzt reden, die alten deutschen Männer und Frauen, die ihre Ich-Schwäche allzu extrovertiert nach außen kehren im Schwelgen ob des Reitens, Schwimmens, Wanderns und Singens bei den gemeinschaftsorientierten Massenorganisationen des NS wie der HJ oder dem BDM. Darüber hinaus ist, wie Esther Dischereit einmal schrieb, schon das Bildchen auf der Wohnzimmerkommode des im II. Weltkrieg gefallenen Sohnes, wo auf der Uniform noch das kleine Hakenkreuz oder die SS-Rune zu sehen sind, ein allzu beredter Ausdruck der nachtrauernden Liebe zum NS. Die (Erinnerungs)Todesanzeigen in der FAZ bestätigen das auf ihre Weise tagtäglich.

Auf alle Fälle wollen die Deutschen 60 Jahre nach Auschwitz ohne antifaschistische oder gar englisch-antideutsche Kommentare ihren Untergang, ihren Hitler, ihre HJ-Generation abfeiern. Fest bemängelt im Interview, Jugendliche wüßten zu wenig über den Nationalsozialismus, weil sie zuviel davon erführen: “Am Tage des 60. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung hat ein Bekannter von mir im Fernsehen alleine 32 Beiträge gezählt, die sich mit dem Dritten Reich beschäftigt haben.” Denn: “Auschwitz wird als eine jüdische Ikone präsentiert.” Eine Ikone ist ein Bild der Verehrung in der christlichen Malerei, dessen Hintergründe meist in Gold gehalten werden. Man kann in Fests ungeheuerlicher Aussage den antimammonistischen Topos der um das goldene Kalb tanzenden Juden unschwer herauslesen. Auch hier gereicht Juden die Verehrung einer Ikone zu Ruhm und Macht. Heute tanzen sie um Auschwitz herum, möchte der antisemitische Deutsche insinuieren, und kriegen dafür prompt an einem Tag 32 TV-Sendungen über ‘ihre Ikone’.

Da helfen nur englische Fußball-Fans, die in London beim Spiel Chelsea gegen München die Arme zu Flügeln ausbreiteten und – Deutschland vor Augen – in historischer Reminiszenz Flugzeug-Fliegen spielten. Wenigstens etwas.

hagalil.com 04-05-2005

 

 

Le combat de Joachim Fest contre ‘l’icône juive Auschwitz’

21/04/05, Debriefing.org

Cet article – relativement difficile pour les non-initiés, mais passionnant et instructif – nous a été adressé par l’auteur. C. Heni écrit presque exclusivement en allemand. Un simple coup d’œil sur Google en dit long sur l’étendue et le sérieux de ses contributions. Etant donné la technicité de certaines notions évoquées dans ce texte, je l’ai équipé de quelques notes explicatives. Il faut être reconnaissant à ce spécialiste d’avoir bien voulu vulgariser une partie de son savoir, en langue française, sur ces questions importantes mais complexes. Ainsi, nos internautes pourront en faire leur profit. Menahem Macina

Dans le Berliner Zeitung du 9 avril 2005 est paru un entretien avec l’historien Joachim Fest, qui aurait tout aussi bien pu être publié dans Junge Freiheit, un journal d’extrême droite. Fest se permet toutes sortes de propos effrayants : «Les Allemands sont de merveilleux boucs émissaires, et ils jouent d’ailleurs très bien ce rôle.» Cela ne se fait pas, de parler des Allemands dans une analyse du national-socialisme. Il déterre la vieille figure du témoin exemplaire juif, chère non seulement aux milieux d’extrême droite, mais aussi à la pensée majoritaire en Allemagne : Hannah Arendt, dont Fest aurait aimé être l’ami, aurait eu, elle aussi, des choses à dire contre la «culpabilité allemande». De nombreux Allemands parfaitement comme il faut ont des amis juifs, conformément à la formule : “un de mes meilleurs amis…”. Ces gens-là connaissent toujours des juifs, qui sont “juifs sans être bornés”. En réalité, Norman Finkelstein était loin de déplaire lorsqu’il parlait de l’«industrie de l’Holocauste» et attirait l’attention sur le sentiment des Allemands à l’égard des négociations concernant l’indemnité des travailleurs forcés sous le régime nazi.

L’historien Götz Aly avait trouvé mieux encore, en son temps – toujours d’après le Berliner Zeitung – lorsqu’il comparait la maigre attribution d’argent enfin accordée aux organisations juives, telle la Jewish Claims Conference, avec le comportement des SS, lorsqu’ils faisaient distribuer leur «soupe fadasse». Ce type d’antisémitisme, qui fait des victimes les coupables et qui, dans ses recherches, refuse, depuis plusieurs décennies, de considérer l’antisémitisme comme une catégorie essentielle pour analyser l’extermination des juifs d’Europe, est un créneau porteur en Allemagne. L’idée est la suivante : blanchir entièrement l’Allemagne et donner l’image d’une société typiquement moderne, orientée vers des objectifs précis, une société tout simplement désireuse de motiver sa population, comme le dit Aly, en empruntant cette expression au langage populaire : «l’État ‘populaire’ d’Hitler» [1]. On sait comment l’ancienne Ministre de la justice de la République fédérale, Herta Däubler-Gmelin, a utilisé ce théorème –la politique comme instrument de maintien du pouvoir – afin de donner libre cours à son ressentiment envers les États-Unis, comparant sans détour la politique de Bush avec celle de Hitler. Des militants d’extrême droite, tel le parrain de la nouvelle droite en République fédérale d’Allemagne, Henning Eichberg, sont également attachés à leurs témoins exemplaires juifs, qui s’appellent tantôt Erik Erikson, lorsqu’on parle d’«identité», tantôt Martin Buber, lorsqu’on évoque un État binational au lieu d’un Israël juif. Sans témoins exemplaires juifs, cela ne marche pas. Fest est du même avis.

Il refuse de croire que «la Française Simone Veil ait dit, à Auschwitz, qu’elle pleurait chaque jour en pensant aux victimes», et lorsque, sur sa lancée, Fest évoque les «morts innocents» – allemands –, on se dit que Jürgen Gansel ou Holger Apfel, les jeunes leaders du NPD en Saxe, n’auraient pas fait mieux. Lors d’un discours commémoratif prononcé le 27 janvier dans l’ancien camp de concentration et d’extermination d’Auschwitz, Simone Veil, Présidente de la Fondation pour la Mémoire de la Shoah, a dit que chaque fois qu’elle pensait aux millions d’enfants, de femmes et d’hommes morts à Auschwitz et dans d’autres camps, elle ne pouvait s’empêcher de pleurer et de se demander ce qu’ils seraient devenus : «Des philosophes, des artistes, de grands savants, ou plus simplement d’habiles artisans ou des mères de famille ? Ce que je sais, c’est que je pleure encore chaque fois que je pense à tous ces enfants et que je ne pourrai jamais les oublier.» Fest refuse d’entendre de telles paroles, il ne veut pas les croire. «Ne faites pas tant d’histoires», soixante ans après ! – insinue-t-il.

Un an plus tôt, le 27 janvier 2004, Simone Veil s’était exprimée au Bundestag, à Berlin. Après son évacuation d’Auschwitz, en janvier 1945 – en raison de l’approche de l’Armée rouge, qui allait libérer, le 27 janvier, moins de huit mille survivants d’Auschwitz – avec beaucoup d’autres qui accomplissaient, eux aussi, la marche de la mort, elle arriva, après être passée par des épreuves indicibles, à Bergen-Belsen. «Je me souviens de l’arrivée des soldats anglais à Bergen-Belsen, c’est à peine si nous avons pu nous en réjouir. La libération venait trop tard, nous avions le sentiment d’avoir perdu toute humanité et toute envie de vivre. Nous, les rares rescapés, nous n’avions plus de famille, plus de parents, plus de foyer. Seuls, nous l’étions, d’autant plus que ce que nous avions vécu, personne ne voulait le savoir. Ce que nous avions vu, personne ne voulait l’entendre. Ce que nous avions à raconter, personne ne voulait en partager le fardeau.»

Pas plus en 2005 qu’en 1945 les Allemands comme il faut ne veulent entendre ce qu’une juive, telle Simone Veil, a subi à Auschwitz, Bergen-Belsen, et pendant la marche de la mort. Les Allemands aimeraient se taire et ne pleurer que sur leur propre sort. Fest est un grand partisan du deuil, s’il s’agit non du deuil des victimes du national-socialisme, mais de celui des victimes de guerre allemandes – beaucoup moins nombreuses ! Il souhaite faire revivre les notions de ‘Blut und Boden’ [Le sang et le sol], et évoque les Napolitains, qui ne quitteraient pour rien au monde leur Naples natale, car c’est là seulement qu’ils peuvent «pleurer leurs morts». Les Allemands d’aujourd’hui devraient suivre cet exemple : vénérer la glèbe et le sang, comme autrefois. «Unsere Ehre heißt Treue» [Notre honneur a nom fidélité], comme disent les SS et leurs amis du XXIe siècle. Depuis quelques années, les Allemands ne veulent parler ouvertement que de leurs propres pertes. Le best-seller L’Incendie, de Jörg Friedrich, avait ouvert la voie, en représentant les Allemands comme les vraies victimes des «chambres à gaz» et des «crématoriums» – deux termes que Friedrich, à la manière des révisionnistes et de l’extrême droite, utilise en parlant des Allemands victimes de la «guerre des bombes».

Ainsi, Friedrich n’était déjà pas loin de «l’holocauste des bombes», terminologie nazie chère au NPD siégeant au Landtag de Saxe, et à tous les nationaux-démocrates marchant dans les rues de la République. La projection de la faute des Allemands sur les Alliés et les juifs, et le renversement corrélatif des termes victimes/coupables, voilà un schéma défensif bien connu de l’Allemagne d’après l’holocauste.

En outre, le narcissisme offensé, qui s’accorde avec un nazisme non renié, se porte bien de nos jours. Joachim Fest (né en 1926) en est un remarquable exemple. En 1973, il a publié une biographie d’Hitler, dans laquelle il ne se contente pas de personnaliser le national-socialisme et de déculpabiliser les Allemands de manière grandiloquente, mais il n’hésite pas non plus, lors d’une présentation du livre, à organiser un face à face entre les survivants de l’holocauste et les criminels nazis. Lors d’une séance de promotion de l’ouvrage, invité naturellement par Wolf Jobst Siedler, l’éditeur de Fest – connu aujourd’hui pour son livre Wir waren noch einmal davongekommen (Nous nous en étions sortis, une fois encore), ce qui démontre que les Anglais n’ont pas trop bombardé l’Allemagne en 1944/45 -, Albert Speer devait être présenté à Marcel Reich-Ranicki et à sa femme Tosia. Speer avait arboré une mine entendue et avait dit en riant, au sujet du livre de Fest : «il lui aurait plu à lui», «lui» désignant Hitler. Aujourd’hui encore, dans le Berliner Zeitung, Fest décrit Speer comme «un homme sympathique». Le Déclin, de Bernd Eichinger, film qui offre une approche «impartiale» de Hitler (selon les propres termes d’Eichinger !), est également une production qui s’appuie sur le livre de Fest.

Depuis 1945, Fest, personnage autoritaire et manquant de confiance en soi, a besoin du souvenir de Hitler pour soigner son narcissisme blessé. Sa manière obsessionnelle de se rapprocher de Hitler, depuis des décennies, contraste avec son refus, tout aussi malsain et délirant, de la mémoire juive des crimes commis par les Allemands à l’époque du national-socialisme. Simone Veil pleure, à chaque fois qu’elle pense aux juifs d’Europe tués par les nazis. Fest s’insurge : il est impossible qu’elle pleurniche tous les jours, cette vieille pleurnicheuse. Fest ne déverse pas seulement son antisémitisme et son revanchisme dans le Berliner Zeitung. Il leur donne également libre cours sur ZDF (la Deuxième chaîne allemande).

Selon Fest, Gansel ou Apfel ne sont pas un réel problème. «Je crois, dit-il, que ce sont des hooligans, des gens qui veulent faire du bruit» – en quoi Fest prouve, une fois encore, qu’un auteur de scénarios à succès peut être, en même temps, un retraité débile. Et pour étayer sa thèse selon laquelle Hitler ne pourrait pas revenir sous la même forme, il ajoute : «le Diable viendra sous une forme très séduisante, peut-être sous la forme d’une belle femme».

C’est parce qu’ils seraient trop informés que les jeunes en sauraient trop peu sur le national-socialisme : «Le jour du 60ème anniversaire de la libération d’Auschwitz, un de mes amis a dénombré 32 émissions télévisées consacrées au Troisième Reich.» Ce système de défense, tout à fait typique, que les sciences politiques ont analysé comme une forme secondaire de l’antisémitisme, est encore renforcé par Fest : « “Ces” juifs ne sont pas les seules victimes, il y a eu aussi les Polonais, les Soviétiques, les Gitans et les Allemands (!), dont, volontairement, on parle peu. » Vient ensuite la phrase suivante : «Auschwitz est présenté comme une icône juive». L’antisémitisme de Fest atteint ici sa perfection : il convoque une juive comme témoin exemplaire, pour stigmatiser le moralisme [allemand] et la «culpabilité allemande». Les Allemands deviennent les victimes du national-socialisme, présenté comme un mouvement dirigé contre «le peuple allemand», et, pour finir, les juifs font figure d’écoeurants tacticiens, qui présentent Auschwitz comme une «icône juive». C’est en conformité avec la décision, qui a été prise par le Ministère Public de Hambourg, de ne plus procéder à des recherches pour établir si le terme «holocauste des bombes» est ou non contestable. Il semble qu’il ne le soit pas, puisqu’il ne vise pas explicitement à dédramatiser Auschwitz. Une chose est sûre : ces juristes ne voient l’antisémitisme que là où il s’exprime explicitement. Si l’on suit cette logique, tout le monde va pouvoir découvrir son propre holocauste : les végétariens et l’organisation de défense des animaux PETA, avec des «camps de concentration de poulets», la chaste et fervente catholique avec l’avortement, le nazi du coin, bien sûr, et Fest, l’interviewé du Berliner Zeitung, pour qui l’holocauste ne représente pas une rupture de civilisation, et aux yeux duquel le nom d’Auschwitz évoque davantage une «icône».

Le phénomène sans précédent, que constituent les meurtres perpétrés par les Allemands, est ainsi complètement déréalisé. Fest n’est pas un négationniste, mais quelqu’un qui innocente, qui relativise, en comparant l’incomparable. Il ne veut pas se souvenir des souffrances indicibles endurées par les juifs à Treblinka, Bergen-Belsen, Sobibor et Auschwitz. Fest se vautre dans son auto-victimisation. Selon lui il y aurait eu, parmi les membres de sa famille, autant de personnes tuées ou ayant souffert, que dans une famille juive dont l’élimination a été froidement décidée. Les Allemands devraient davantage «porter le deuil» – comme les Napolitains -, mais comment est-ce possible, lorsque, le 27 avril 2005, la télévision propose 32 émissions consacrées à Auschwitz ?

L’égocentrique Martin Walser, très à la mode également, donne son assentiment à ces vues ; lui aussi éteint son poste quand on parle des victimes de l’Allemagne nazie.

L’Allemagne ne pourra traiter les questions nationales que lorsqu’on aura réussi à «en finir avec Auschwitz», disait tout bas Walser, en 1979, dans un volume célèbre édité par Jürgen Habermas. A l’époque, le tabou autour du souvenir était tel, que cet antisémitisme n’avait frappé personne, et pourtant il était manifeste ; la même année, la troisième chaîne de télévision ouest-allemande diffusait la série «Holocauste» (pas sur la première chaîne, on ne peut pas en demander autant aux Allemands).

Comment donc en finir avec Auschwitz, si on ne cesse d’en parler à la télévision, demande Fest, le völkische Beobachter [2]. Que pouvons-«nous» faire pour lutter contre «l’icône juive Auschwitz» ? Une icône est un objet de vénération dans la peinture chrétienne, dont le fond est généralement doré. Dans les propos effrayants de Fest, on peut sans peine reconnaître le topique des juifs dansant autour du veau d’or. Là encore, les juifs vénèrent une icône afin d’accéder à la gloire et au pouvoir. Aujourd’hui ils dansent autour d’Auschwitz, veut-il insinuer, et cela leur vaut immédiatement 32 émissions télévisées consacrées à leur «icône». En 1965 déjà, Armin Mohler, quasi SS et fasciste de la première heure, se lamentait de ce que depuis «Arminius» [3], « l’histoire allemande » soit « dépréciée et reléguée dans un ghetto » et qu’en outre il règne, depuis 1945, un «national-masochisme» [4], accompagné, dans les années 1979/80, d’un «battage autour de la question : comment en finir avec tout cela ?».

Ce «battage», Fest l’a toujours en travers de la gorge, mais il est vrai qu’en 2005, Fest a derrière lui la pensée majoritaire allemande. En 1979, le fasciste Mohler [5] était encore assez isolé.

 

Clemens Heni (Berlin)

© Clemens Heni et upjf.org

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Notes de la Rédaction d’upjf.org

 

[1] Le terme utilisé par l’auteur est évidemment celui de “Volkisch”. Cet adjectif n’est pas facile à rendre en français. La citation suivante contribuera à en éclaircir le sens. “‘Das Volk’, ou ‘narod’ en russe, désigne ce que les Allemands ont défini comme une communauté de destin, de culture, d’histoire, de langue, c’est-à-dire quelque chose que vous recevez et non quelque chose que vous faites, comme le disaient les Français de la Révolution […] l’adjectif formé sur ce mot est ‘volkisch’, “populaire”, et c’est le mot dont se sont servis les Nazis pour se définir eux-mêmes. Alain Touraine, “La recomposition du monde”.

[2] C’est par dérision que l’auteur donne à Fest le nom du Volkischer Beobachter (L’Observateur Populaire), journal du parti nazi, issu de la Fondation Thulé, cercle ésotériste pangermaniste, qui devint, à Munich et en Bavière, le bastion de la lutte contre la révolution allemande des Conseils ouvriers de 1918 ; c’est cette organisation qui, en 1919, choisit pour emblème la croix gammée, et qui fut à l’origine de la constitution du NSDAP, parti nazi. L’idéologie “Volkisch” à contenu racial s’incarne dans la politique des “minorités nationales”, méthode définie par la politique pangermaniste, comme support des opérations visant à l’incorporation au IIIe Reich des “minorités” parlant allemand, prétexte avancé pour les conquêtes à l’Est de l’espace vital de l’impérialisme allemand. Ces “minorités” acquièrent des droits particuliers en mettant en avant langues et cultures différentes, et donc en fractionnant les nations et États constitués. La méthode a fusionné dans le régionalisme, avec le fédéralisme maurrassien, qui a pour objectif de rétablir l’arbitraire local, garanti par le “Roy”, en détruisant l’égalité des citoyens et de leurs droits et acquis, dans les nations constituées sur le terrain de la révolution française de 1789. Cet excursus est redevable, entre autres, à “1924 – le ‘nordisme’ : pangermanisme et nazisme”, et, pour les définitions, au Glossaire de Leguenne;

[3] Arminius est l’une des icônes des mythes fondateurs de l’idéologie pangermanique. Pour certains historiens, sa victoire sur le général romain Varus relève davantage du mythe que de l’histoire. Par exemple : “Le premier ‘héros historique’ allemand connu est Hermann [Arminius], le Chérusque ; il aurait arrêté la progression des Romains vers le nord et empêché que l’ensemble de la Germanie ne soit occupé. Il aurait livré bataille à Varus dans le Teutoburger Wald [forêt] et exterminé les légions romaines. Dans la version française (et romaine), Arminius, absent de la plupart des dictionnaires, prince chérusque éduqué à Rome et très romanisé, s’est surtout vengé de Rome et de Varus dont il aurait souhaité avoir la place, fonction qui lui avait été refusée.” (Jean-Paul Kieffer, “Mythes ou légendes ?”. Point de vue plus nuancé, chez un autre historien : “Pour les Allemands, la bataille du Teutoburger Wald est un événement historique d’importance, relaté aujourd’hui encore dans les manuels scolaires et dans les cours. Les propos rapportés d’Auguste : “Varus, Varus, rend moi mes légions”, sont considérés comme authentiques et il n’y a aucun doute à propos du personnage d’Arminius, que le XIXe siècle a rebaptisé en Hermann. Rapidement, ce personnage devint, en Allemagne, la figure emblématique du héros national symbolisant les vertus allemandes : pendant des siècles ne fut-il pas le seul Germain à s’être battu avec succès contre une grande puissance, créant ainsi ce qui peut être considéré comme un fait significatif ? En France, il demeure, en revanche, un prince germanique qui, certes, gagna une bataille, mais peu importante, et qui finalement ne changea rien.” (Paul Klein, “Réponse à Jean-Paul Kieffer d’un point de vue allemand”.

 

[4] Jeu de mots avec “national-socialisme”.

 

[5] Il s’agit d’Armin Kohler, l’un des chefs de file de la Nouvelle Droite. Voir, entre autres : Marc Ludder et Robert Steuckers, “Armin Mohler et la ND”; et Karlheinz Weissmann, “Armin Mohler: Disciple de Sorel et théoricien de la vie concrète”; etc.
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Mis en ligne le 21 avril 2005, par M. Macina, sur le site www.upjf.org.

 

Viel Effekt: Antizionistische Veranstaltungen

Original auf hagalil, 27.02.2005

Für Wolfgang Dreßen, Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Düsseldorf, sind alle Vorschläge, Filme und Ideen, die den Selbstschutz von Israelis vor antisemitischen Gewalttätern und Massenmördern unterminieren, offenbar herzlich willkommen. Am 26./27. Februar 2004 lädt Dreßen nach Düsseldorf um über anti-israelische Propaganda zu reden.

Neben bekannten Antizionisten wie Ludwig Watzal, der von einem “palästinensischen Versailles” spricht, kommen u.a. auch Israelis, die freilich selbst für eine antizionistische Politik stehen, neben Watzal Dr. Halima Alaiyan, Michaela Reisin, Moshe Zimmermann und Anis Hamadeh. Wolfgang Dreßen ist kein Unbekannter: Bereits in den 1980er Jahren publizierte er einen der einflussreichsten Rechtsextremisten der Neuen Rechten in der BRD, Henning Eichberg. Seine Liebe zum “nationalen Sozialismus”, der die “SA” dazu befähigt hätte, sich “nicht in die staatliche Ordnung einbinden” zu lassen, läßt es merkwürdig erscheinen, dass Dreßen eine Arbeitsstelle zur Analyse des Neonazismus leitet.

2002 wurde Wolfgang Dreßen vom Nordrhein-westfälischen Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport zurückgepfiffen als er beim Ausstellungsprojekt ex-Oriente die pro-iranischen Islamisten von muslim-markt als Ideengeber verlinkt hatte. Auch heute ist auf Dreßens offizieller Homepage der FH Düsseldorf ein Link zu einer offensichtlich islamistischen Site zu sehen auf der die Fatwa gegen Salman Rushdie verteidigt wird, wenngleich die Betreiber – wohl aus legalistischen Gründen – die Ermordung Rushdies in eine ewige Verdammnis umwandeln wollen. Diese Verlinkungspraxis Dreßens korrespondiert aufs Trefflichste mit seiner heutigen Veranstaltung in Düsseldorf. Damals verlinkte er eine Seite, die zum “Israel-Boykott” aufrief, heute passiert das gleiche, nur nicht aus dem Munde von Islamisten sondern (auch) von antizionistischen Israelis.

Gleich drei Filme von Eyal Sivan, einem israelischen Filmemacher, werden am heutigen Samstag und morgen Abend gezeigt: SKLAVEN DER ERINNERUNG, DER SPEZIALIST und ROUTE 181. ROUTE 181 drehte Sivan zusammen mit dem Palästinenser Michel Khleifi. Während ‚Sklaven der Erinnerung‘ von jungen Israelis berichtet, die in einem Monat verschiedene israelische Gedenktage durchleben wobei Sivan den Antisemitismus gleichsam als quantité négligéable betrachtet und den Kampf Israels gegen Antisemitismus als böse Einbildung und ‚nationalen Mythos‘ angreift, ist Sivans Strategie in DER SPEZIALIST noch hinterhältiger: gleichsam als unspezifische Konstante moderner Industriegesellschaften, die auf abstrakter Arbeit und Bürokratie basierten, wird der Massenmörder Adolf Eichmann in seinem Prozess in Jerusalem dargestellt.

Eichmann ist darin ein bürokratisches (lächerliches) Monster – keineswegs ein deutsches Spezifikum – wie es heute auch welche geben könne. Dies gestaltet Sivan so, daß Eichmann am Ende wie ein Mann hinter einem Schreibtisch wirkt, der auch Israels Politik gegen die Palästinenser kennzeichnen könne, während der israelische Hauptankläger, Gideon Hausner, in sowohl liderlichen als auch widerlichen Einstellungen wie ein Spiegelbild des Nazi-Eichmann erscheint. Diese Projektionsleistung, Juden vom Opfer zum Täter zu phantasieren, ist nicht nur in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus beliebt. Weltweit ist der Antisemitismus in der post-Holocaust Zeit dadurch gekennzeichnet, dass er sich stark auf Israel als Staat der Juden konzentriert, mithin der Antizionismus als der Antisemitismus der Demokraten erscheint. Der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch sagte schon 1971:

“Wie werden sie sich von ihrem latenten Schuldgefühl befreien? Der ‚Antizionismus‘ ist in dieser Hinsicht ein ungesuchter Glücksfall, denn er gibt uns die Erlaubnis und sogar das Recht, ja selbst die Pflicht, im Namen der Demokratie Antisemit zu sein! Der Antizionismus ist der gerechtfertigte, schließlich jedermann verständlich gemachte Antisemitismus. Er ist die Erlaubnis, demokratischerweise Antisemit zu sein. Und wenn die Juden selbst Nazis wären? Das wäre wunderbar. Es wäre nicht länger nötig, sie zu bedauern; sie hätten ihr Los verdient. So entlasten sich unsere Zeitgenossen von ihrer Sorge.”

Daß es nicht primär Antisemitismus gewesen sein soll, der Eichmann zum Judenmord trieb, vertritt in der Nachfolge Hannah Arendts auch der berühmte linke Historiker Hans Mommsen, der später auch Goldhagens Analysen zum “eliminatorischen Antisemitismus” ablehnte. Die seriöse und kritische Forschung ist sich jedoch spätestens seit Hans Safrians Buch “Eichmann und seine Gehilfen” darüber bewußt, daß Antisemitismus das zentrale Motiv für Eichmann darstellte, Juden zu suchen, zu finden und ermorden zu lassen.

“Unter Vernachlässigung der einfachsten Regeln der Quellenkritik wird zitiert, kolportiert, konstruiert. Man geht über ‚die Manipulation der Erinnerung‘ in den Aussagen Höß‘ oder Eichmanns hinweg. Sie haben, ‚als sie vor ihren Richtern standen (…), sich eine bequeme Vergangenheit konstruiert und schließlich selbst daran geglaubt‘(Primo Levi, Die Untergegangenen und die Geretteten): Wie Höß und die anderen nach 1945 angeklagten NS-Verbrechen stilisierte sich Eichmann zum absolut gehorsamen Befehlsempfänger, der persönlich nichts gegen Juden hatte, und schmückte diese grundsätzliche Linie mit Versatzstücken der Realität aus.”

Nun ist neben dem ohnehin äußert problematischen und den deutschen Vernichtungsantisemitismus Eichmanns komplett negierenden Plot des Films zudem bekannt geworden, dass Sivan in DER SPEZIALIST bewusst und gezielt filmisches Originalmaterial gefälscht hat. Sivan hat das 350stündige Roh-Filmmaterial der Prozeßdokumentation so geschnitten, daß Zeugenaussagen im Filmergebnis gefälscht sind. Z.B. erscheint ein Zeuge auf eine bestimmte Frage schweigend, wohingegen der Zeuge an besagter Stelle in den Originaldokumenten durchaus sofort antwortete. Auch an weiteren Stellen wurde gefälscht, wie jetzt durch den ehemaligen Direktor des Spielberg Film Archives in Jerusalem, Steward Tryster bekannt wurde. Die ‚kulturzeit‘-Sendung von 3sat am 22.02.2005 thematisierte die Kritik Trysters zwar, ärgert sich jedoch mit ihrem Interviewpartner um so mehr als sie die Intention Sivans, Israel anzugreifen, ja tatkräftig unterstützt. Jankélévitch hat diesen Reflex schon vor Jahrzehnten reflektiert und analysiert, wie das obige Zitat zeigt.

Am deutlichsten wurde kürzlich der Antizionismus und die Affirmation des suicide killing durch 3sat in dem Interview von Gert Scobel und dem Regisseur von PARADISE NOW, Hany Abu-Assad vom 16. Februar 2005. So wie Abu-Assad dort unter Lachen erzählen durfte, dass die Vorbereitungen auf ein Selbstmordattentat noch “viel lustiger sind” als im Film dargestellt, so steht dieser Bejahung des suicide bombing der Kampf gegen den israelischen Schutzzaun durch Sivans Film ROUTE 181 zur Seite. Die Kultursendung von 3sat, die die Lügen und Fälschungen von Sivan aufdeckte, möchte trotz der aufgedeckten Manipulationen am Film DER SPEZIALIST festhalten, habe er doch – wie es in einem Interview mit den deutschen Regisseur Andreas Veiel heißt – die “gigantische Inszenierung”, die der Eichmann-Prozess dargestellt, aufgezeigt und somit die “Legenden, die den Staat” Israel zusammen hielten, destruiert. Dass Juden als Juden vom deutschen Eichmann aufgesucht, deportiert und ermordet wurden, kommt nicht vor. Dass Israelis als Juden 1948 und 1967 und später “ins Meer getrieben werden sollten” von ihren arabischen Nachbarn, leugnet diese Position. Israel brauche “Mythen”, wie Sivan sagt, um sich zu legitimieren. Dass Israel zum ersten Mal in der langen Geschichte des Antijudaismus und Antisemitismus seit 1948 für alle Juden Schutz vor Antisemitismus bedeutet, militärische Selbstverteidigung, wird einfach negiert.

Am Samstag, 26.02.2005 wird in Düsseldorf von den Veranstaltern “Kulturelle Entwicklung” und “museum kunst palast” unter der Leitung von Wolfgang Dreßen nach der Vorführung von ROUTE 181 unter der Moderation von Michel Khleifi zwischen ihm und Sivan diskutiert. Khleifi, der palästinensischer Regisseur des Films, passt gut zu dem Duo: Kleifi hat mehrere Filme gedreht, in denen es um die Situation der Palästinenser geht und anti-israelische Töne das Hauptmerkmal zu sein scheinen. So kritisierte z. B. die französische Tageszeitung Le Figaro den Film “Hochzeit in Galiläa” von Khleifi unmissverständlich als “Aufruf zum Haß”.

Nicht nur zum Hass auf Israel sondern auch zur Verharmlosung von Auschwitz wird in dem Film ROUTE 181 von Khleifi und Sivan aufgerufen. Auschwitz sei darin kein Zivilisationsbruch gewesen, wie die Filmkritikerin Anne Heilmann analysiert:
“Die Kritik bezog sich vor allem auf die Anlehnungen von Route 181 an den Film Shoah von Claude Lanzmann, eine neunstündige Dokumentation über die Judenvernichtung während des Nationalsozialismus, die aus Interviews mit den Überlebenden der Vernichtungslager und ihren deutschen Henkern besteht. Eine der zentralsten und zugleich schrecklichsten Interviewsituationen in Shoah ist das Gespräch mit Abraham Bomba in seinem Friseursalon in Israel. Er musste den Häftlingen in Auschwitz, unter denen sich auch seine eigene Familie befand, die Haare scheren, bevor sie in die Gaskammern getrieben wurden.

Die Szenenanordnung in Route 181 ist auffallend ähnlich. Hier berichtet ein palästinensischer Friseur, während er Michel Khleifi die Haare schneidet, von einem Massaker an Palästinensern in Lod während des Unabhängigkeitskriegs von 1948. Er berichtet von Vergewaltigungen, von einem »Ghetto« genannten Ortsteil, in dem die palästinensische Bevölkerung versammelt wurde, und davon, wie die israelischen Soldaten von ihm verlangten, die Leichen zu verbrennen. Die Szene endet mit einer Einstellung der Eisenbahnschienen in Lod und greift damit ein Motiv auf, dass nicht nur in Shoah für die Deportationen der europäischen Jüdinnen und Juden in die Konzentrationslager steht. “Das Plagiat ganzer Sequenzen aus Shoah von Claude Lanzmann illustriert eine perverse und systematische Praxis, deren Logik die einer Umkehr der Opfer in Henker ist”, schreiben die Kritiker des Films in ihrem Protestbrief.”

In Wahrheit hat der israelische Schutzzaun vielen Menschen das Leben gerettet, die Anzahl der Anschläge sank beachtlich.

“Die Zahl der Terroranschläge auf israelische Ziele ist 2003 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurückgegangen. Dabei gab es 50 Prozent weniger Todesopfer als 2002. Das geht aus einem am 8. Januar 2004 vorgestellten Bericht des israelischen Sicherheitsapparates hervor. Eine Ursache für diesen Rückgang ist nach Ansicht der Sicherheitskräfte der Bau des Sicherheitszaunes.
Arabische Terroristen haben im Jahr 2003 insgesamt 3.858 Attentate auf israelische Ziele verübt. Dabei wurden 213 Menschen getötet, darunter 50 Angehörige der Sicherheitskräfte und 163 Zivilisten. Im Jahr 2002 hatten 5.301 Anschläge insgesamt 451 Todesopfer gefordert. Die Zahl der Terrorwarnungen blieb hingegen konstant. Durchschnittlich gingen bei den Sicherheitskräften pro Tag 40 Informationen über mögliche Anschläge ein.”

Auch die Antisemiten erkennen den Zaun als Hinderungsgrund für ihre Mordanschläge:

“Ein Grund für den Rückgang der Anschläge ist nach Ansicht der israelischen Sicherheitskräfte der Bau des Sicherheitszaunes. Dieser zwingt palästinensische Terrorgruppen, ihre Taktik zu ändern. Ein hochrangiger Führer des Dschihad al-Islami sagte in einem Verhör, die Organisationen müssten völlig neue Wege finden, falls die Sperranlage fertiggestellt werde.”

Dreßens jahrelange, obsessive Kritik an Israel, seine Vorliebe für “nationalen Sozialismus” und den Islam gleichermaßen prädestinieren ihn dazu “neue Wege” in seinem speziellen Dialog suchen zu helfen. Solche “Neuen Wege”, wie sie der Dschihad al-Islami sucht? Vorträge, Filmvorführungen, internet-links, Ausstellungen und Diskussionen von und mit Antizionisten sind solche Wege. Ohne Blut aber mit viel Effekt. Wie PARADISE NOW.

Anmerkungen:
(1) http://www.palaestinaonline.de/watzal2.htm
(2) Betrifft: “Aktion 3”. Deutsche verwerten jüdische Nachbarn. Dokumente zur Arisierung. Ausgewählt und kommentiert von Wolfgang Dreßen, Berlin (Aufbau-Verlag), S. 19.
(3) http://www.juedische.at/TCgi/TCgi.cgi?target=home&Param_
Kat=3&Param_RB=14&Param_Red=1732
(4) http://www.amana-online.de/pp/aa/mazrui_rushdie.shtml. Darauf heißt es: “Wenn es wirklich notwendig ist, so wäre die spirituelle Strafe einer Verfluchung angebrachter als die physische Strafe des Todes. Besser noch, überlasse Salman Rushdie dem Himmel! Ja, verbiete die Haßliteratur, wenn es sein muß, aber liebe den Autor als einen Mitmenschen”. Amana-online wird von Dreßen verlinkt, siehe: http://www.arbeitsstelle-neonazismus.de/frameset.htm.
(5) Vladimir Jankélévitch (2004): Das Verzeihen. Essays zur Moral und Kulturphilosophie, Frankfurt/Main (suhrkamp), S 245.
(6) Hans Safrian (1995): Eichmann und seine Gehilfen, Frankfurt/Main (Fischer), S. 15.
(7) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/76204/ In kulturzeit wurde die Szene aus DER SPEZIALIST, die zeigt, wie der Bürokrat und eiskalte Schreibtischtäter Eichmann sich im israelischen Oberstaatsanwalt Hausner widerspiegelt, hofiert.
(8) http://www.iz3w.org/iz3w/Ausgaben/277/LP_s38.html
(9) http://www.israelaktuell.de/de/news_show.php?col=130&select=Texte&show=177
(10) Ebd.

hagalil.com 27-02-2005

 

“Und glaub mir, die Wirklichkeit ist noch viel lustiger”: Gert Scobel und Hany Abu-Assad verstehen sich

Zuerst erschienen auf www.hagalil.com am 18.02.2005

Der TV-Moderator und ausgebildete Theologe Gert Scobel (Jg. 1959), Moderator der bekannten ‘Kulturzeit’ auf 3sat, die wochentags um 19.20 Uhr zu sehen ist, bezieht sich – um ein beliebiges Beispiel dieses TV-Lieblings anzuführen – in der taz am 7.3.2003 auf Richard Wagners Tannhäuser um die ‘dekadente Schlagerparade’ im Fernsehen abzulehnen.(1) Dabei merkt dieser Preisträger des Deutschen Fernsehpreises von 1999 und 3sat Anchorman Scobel womöglich gar nicht, daß seine bildungsbürgerliche, typisch deutsche Liebe zu Wagner mit der der Palästinenser und Hany Abu-Assads, den er so freudentrunken am 16. Februar in Kulturzeit auf 3sat interviewte, zum Tod der Juden als Opferung und zur Erlösung der Attentäter in direktem Kontext steht.

Wie der Historiker P. L. Rose feststellte, ist ein Grund “weshalb in Wagners Opern keine Juden vorkommen, der, daß diese Musikdramen Erlösungsparabeln sind und in ihnen kein Platz für Juden ist, für die es keine wirkliche Erlösung geben kann. (…) Wotan, Tannhäuser, der Holländer und schließlich Parsifal sind allesamt Wanderer und spiegeln die prometheischen Aspekte des Mythos vom Ewigen Juden wider, der seit Goethe zum festen Motivbestand der Romantik gehörte.” (2) So wenig wie bei Wagner kommen in PARADISE NOW Juden vor, sie werden zwar am Ende ermordet, aber sie kommen als Subjekte überhaupt nicht vor. Der Film strotzt nur so von Einseitigkeit, der Fokus ist der der Täter, der Palästinenser, die ja gerade seit der andauernden Intifada von 2000 von den deutschen und europäischen Medien ohnehin als die Opfer charakterisiert werden im Hetzen gegen Israel und die Juden. Möllemann läßt schön grüßen.

Wenn Scobel am 22.7.2004 in seiner Sendung delta fragt “Das Heilige und die Gewalt – Brauchen wir Rituale? Religiöse Riten als transformierendes Element der Gesellschaft” (3) zeigt sich bereits hier eine geistige Verwandtschaft zwischen Scobel und dem Regisseur von PARADISE NOW, Hany Abu-Assad. Er antizipiert hier schon sein Interview mit diesem Drehbuchautor und Regisseur.

Scobel mal ganz anders und doch immergleich: “Religion hat es schwer. Sie war mal für den Glauben, für Seele und Sinn verantwortlich. Im Fernsehen läuft derzeit eine Werbung, die festhält, was geschehen ist: ‘Nutella ist für die Seele.’ Eine Nussnougatcreme erklärt sich für die Seele zuständig”.(4) Ist denn eine gut schmeckende Nußnougatcreme nicht mehr wert als Religion und Sinn? Zudem ist die Zeitschrift “DU” für Scobel “unmittelbare Ansprache” (5), als ob nicht die Gesellschaft je als vermittelte dem Einzelnen sich darbietet. Gert Scobel ist gegen Nutella und gegen Schlagermusik, jedoch fürs antisemitische Gesamtkunstwerk Wagners, für Religion, Rituale, Opfer und PARADISE NOW.

Ob solch geballter Ladung Affirmation herrschender Zustände ist es naheliegend, daß Gert Scobel für den Adolf-Grimme-Preis 2005 vorgeschlagen wurde, der im März vergeben wird.(6) Ob das Interview mit dem suicide bomber-Fan Hany Abu-Assad Scobels TV-Karriere trüben wird, ist mehr als unwahrscheinlich: in Deutschland gilt der Antizionismus/Antisemitismus gleichsam als Entréebillet. Dann stehen die Tore von NDR oder WDR weit offen. Auch das ZDF mit dem notorischen Anti-Amerikaner Claus Kleber freut sich.

Doch das am Mittwoch, gestern, gesendete live-Interview mit Hany Abu-Assad über PARADISE NOW übertrifft doch noch so manches. Ganz glücklich darf Abu-Assad erzählen: er habe viele “Gespräche mit suicide bombern gehabt”, die ihm das wirkliche Leben dieser Menschen näher gebracht hätten. Um “Probleme zu lösen, müsse man zu den Menschen selbst gehen”. Er sei “Pazifist” und gegen das “Töten”, “egal ob es vom Militär oder vom Terror oder so komme.” Die gezielte Gleichsetzung von strategischen, begrenzten, demokratisch geplanten und legitimierten Maßnahmen zur Verhinderung von Terrorattacken und Mordanschlägen durch die IDF mit den auf Vernichtung von Juden zielenden palästinensischen Angriffen ist untragbar. Daß der TV-Moderator das nicht nur durchlässt sondern geradezu ersehnte mit seiner Anmoderation von wegen einem “exzellenten Drehbuch”, verwundert jedoch nicht mehr.

Er läßt Abu-Assad die pure Ideologie des suicide bombing erzählen; Auf die Frage, wie das mit der Szene der Videos sei, die vor den Morden der Attentäter aufgenommen werden, wo doch die Kamera mehrfach versagt und die Leute Fladenbrot essen, zwischendurch etc., sagt Abu-Assad: “And believe me – in reality it is much more funnier” (beide lachen herzlich). Viel lustiger als im Film ist also die Wirklichkeit in der Westbank, wenn sich die Palästinenser auf das Töten von Juden vorbereiten. Was würde passieren wenn ein NPD-Fraktionsmitglied aus dem sächsischen Landtag, in einem Interview mit Anne Will von den Tagesthemen sagen würde: “Die Realität unserer Kameradschaftstreffen, wo wir planen, welche Flüchtlinge, welche Synagoge und welche Antifas wir nächste Woche zu Tode prügeln, anzünden oder abstechen, diese Realität ist ur-komisch, wir hören Oi-Musik, trinken etwas, lachen, klopfen uns auf die Schenkel etc”. Was, wenn ein Nadelstreifen-Neonazi so reden würde, also mit der Wahrheit herausrücken würde wie Abu-Assad? Das wäre ein Aufschrei von SPD bis CSU, die Will müsse gehen, so eine Hetze von Nazis durchgehen zu lassen etc.

Diese Hetze ist gesendet worden, Abu-Assad sagt, er habe mit Menschen gesprochen, die vorhatten ein Attentat zu machen. Er läßt das Publikum teilhaben an den religiösen Waschungen zur Vorbereitung eines Selbst- und Massenmörders. Dann, wiederum lachend, wird Abu-Assads Aussage “Das Töten nicht in eine so böse Ecke zu stellen” sei Motivation für den Film gewesen, stehen gelassen; ja noch mehr herausgekitzelt aus diesem Filmemacher: “um überleben zu können, töten die Menschen seit Tausenden von Jahren”. Abu-Assad betreibt eine entpolitisierende Anthropologisierung.

Schließlich – und dieser Wahnsinn ist nicht zu überbieten – geht es in dem Film PARADISE NOW, so Abu-Assad, darum zu zeigen, “wie die Menschen überleben können in so einer Situation” – nämlich nur als suicide bomber, denen “Respekt” gezollt werden müsse, denn auch “das Üble ist ein Bedürfnis” (Abu-Assad) in diesem “absolut beeindruckenden Film”, mit seiner “dokumentarischen Kraft” und den “starken Charakteren” (Scobel). Auf der Pressekonferenz am Montag, 14.02.2005, sagte Abu-Assad: “Die Besetzung durch Israel ist es, was die Palästinenser zwingt, das zu tun, was sie tun.”

Ein Palästinenser kann demnach nur überleben indem er sich selbst und vor allem viele Juden umbringt.

Anmerkungen:
(1) http://www.taz.de/pt/2003/03/07/a0140.nf/text
(2) Paul Lawrence Rose (1999): Richard Wagner und der Antisemitismus, München/Zürich (Pendo), S. 262.
(3) http://www.seniorentreff.ch/diskussion/archiv6/a1828.html
(4) http://www.dekanat-hof.de/meinungdesmonats/meinungmaerz02.htm
(5) http://www.dumag.ch/bisher.php?id=199
(6) http://www.presseportal.de/story.htx?nr=641191&firmaid=6348

hagalil.com 18-02-2005

 

Deutsche ungleichzeitige Gleichzeitigkeit 2005: Von Berlin über Auschwitz nach Kyoto

Zuerst erschienen auf www.hagalil.com am 27.01.2005

Heute vor 60 Jahren wurde das größte Vernichtungslager der Deutschen, in dem zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Menschen vergast wurden, davon 90 Prozent Juden, von der Roten Armee befreit. Deutschland gedenkt, die Rhetorikmaschine ist meist gut geölt. Es geht um Gleichzeitigkeit.

Gleichzeitig die Kinder und Enkel deutscher Vernichtungsmeister wie Friedrich Flick hofieren und bedauern, daß es einmal Sklavenarbeit von derselben Familie gab. Täter-Familien die Hand schütteln und Opfer begrüßen (zumindest manchmal). Sich über Nazis aufregen, die vom “Bomben-Holocaust” faseln ohne arrivierte Wissenschaftler und Publizisten wie Jörg Friedrich, die das gleiche wie die NPD massenwirksamer schon vor Jahren unters Volk brachten – “Der Brand” – zu belangen.

Deutsche “Muttersprache” verschärft einfordern, wie es Bundestagspräsident Thierse Ende letzten Jahres getan hat, sich freuen, daß es in Berlin WGs gibt, die nur deutsch reden und jedes Fremdwort (‘handy’, ‘Boxershort’ kosten 20 oder 50 cent in die WG-Kasse) hassen und damit ganz subkutan antijüdische Stereotype transportieren – “Fremdwörter sind die Juden der Sprache”(Adorno) – aber offene Nazis des Nationalismus bezichtigen. Kein Wort über die sprachwissenschaftliche Nähe Thierses zu den völkischen Sprachinhaltsforschern um Prof. Leo Weisgerber, die während, vor und nach dem Nationalsozialismus eine “volkliche” Identität der Deutschen mit der deutschen “Muttersprache” wissenschaftlich einforderten.

Sich über die Nationalsozialisten aufregen aber Weisgerbers Imperative umsetzen, zudem kein Wort über den akuten und aktuellen Antisemitismus eines Heiner Geißler, der in einem “Wutanfall” in der ZEIT national-sozialistische Ideologeme wiederbelebt (wie der Soziologe Heinz Gess analysierte), gutes vom bösen Kapital trennt um originär judenhasserisch zu enden: “Der Tanz um das goldene Kalb ist schon einmal schief gegangen”. Gebt bloß Acht, ihr Juden, will der Katholik sagen, ihr wurdet doch als Händler aus dem Tempel vertrieben, und – nachdem ihr weiter um das goldene Kalb getanzt seid – schließlich im Nationalsozialismus fast komplett ermordet. Passt bloß auf mit eurem aggressiven Turbokapitalismus, der in das soziale Fleisch schneidet, bei dem “das Blut nur so spritzt” (O-Ton Geissler!). Geissler, der nur die antijüdischen Linken von Davos, die auch um das goldene Tanz tanzten und den althergebrachten Antisemitismus antizionistisch und anti-amerikanisch aufluden und für heutige Zeiten (Januar 2003) runderneuerten, nachäfft mit seinem Ressentiment, hat dafür gleich eine TV-Talkshow von n-tv bekommen, zusammen mit Peter Glotz, dem Sozialdemokraten, der heute (27.01.2005) lieber in Mainz mit Kardinal Lehmann über deutsche ‘Vertreibungs-Opfer’ redet als über Auschwitz und den Antisemitismus der Deutschen.

Lehmanns Kollege Meisner hatte wenige Wochen zuvor in seiner Predigt zum Dreikönigstag im Kölner Dom gesagt: “Es ist bezeichnend: Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen läßt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen läßt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht.” Das ist antisemitisch. Wer in der Erinnerung an den Holocaust jenen zu einem Delikt herunter dekliniert, hat nichts aus der Geschichte gelernt, ja möchte nur seinen eigenen christlichen Anteil am Menschheitsverbrechen gegen die Juden wegreden, totalitarismustheoretisch hetzen um schließlich von Frauen, die selbstbestimmt leben, als ‘Mörderinnen’ analog zur SS in Auschwitz zu faseln.

Neonazis haben lediglich eine etwas andere Sprache, aber Abtreibung und den Holocaust in einem Atemzug zu nennen, ohne vom Papst oder den deutschen Repräsentanten des Stellvertreters des Stellvertreters etwas gegenteiliges zu hören, das ist Europa und Deutschland im 21. Jahrhundert.

Da können Schröder und Fischer und Köhler reden oder schweigen wie sie wollen, diesen Antisemitismus, der in der politischen Kultur der BRD beheimatet ist wie sonst kein Ideologem, bekämpfen sie nicht. Sie sehen ihn nicht, sie erkennen ihn nicht und sie machen auch keine Anstalten, zu lernen, sie perpetuieren ihn selbst mit ihrem Verhalten (Flick-Collection). Gleichzeitig die Opfer des deutschen Vernichtungswahns vorgeblich betrauern und Leuten, die diese Opfer eines Zivilisationsbruches grotesk, infam und widerwärtig verhöhnen, indem sie sie sei’s mit Hühnern, – so die Veganer und die Tierrechtsorganisation PETA – sei’s mit Abtreibung oder sei’s mit den notwendigen Bomben auf Deutschland vergleichen, nichts, aber rein gar nichts zu entgegen, diese Gleichzeitigkeit indiziert einen sekundären Antisemitismus, der sich pudelwohl fühlt, weil er ja gedenkt – manches mal der Opfer, meistens der Täter.

So auch die liberale Tagezeitung WELT in ihrer seit Anfang 2005 laufenden Chronik des Jahres, dem “Kaleidoskop 1945”. Am heutigen 27. Januar steht da folgendes auf Seite eins dieser großen deutschen Tageszeitung:

“27. Januar 1945 Auschwitz wird befreit – Primo Levi: ‘Schandbares Durcheinander verdorrter Glieder’ von Felix Kellerhoff

Wehrmachtsbericht
Östlich der unteren Weichsel wehren unsere Divisionen den nachdrängenden Feind in Brückenkopfstellungen bei Kulm, Graudenz und Marienwerder ab. In Marienburg und Elbing toben erbitterte Straßenkämpfe.

Erinnerungen Primo Levi
Morgengrauen. Auf dem Fußboden das schandbare Durcheinander verdorrter Glieder, das Ding Sómogyi. Es gab dringendere Arbeiten. Wir konnten ihn nicht anfassen, bevor wir nicht gekocht und gegessen hatten. Die Lebenden stellen höhere Ansprüche. Die Toten können warten. Wir begaben uns an die Arbeit. Die Russen kamen, als Charles und ich Sómogyi wegtrugen. Er war sehr leicht. Wir kippten die Bahre in den grauen Schnee. Charles nahm die Mütze ab. Mir tat es leid, daß ich keine hatte.

Tagebuch von Matthias Menzel
Der Bahnhof Friedrichstraße ist zum Umschlagplatz des deutschen Schicksals geworden. Der ekle Oststurm pfeift frei durch das Skelett der Halle. Jeder neue Zug, der einläuft, wirft gestaltloses Elend auf die Bahnsteige. “Steinau ist im Moment nicht erreichbar”, sagt das Fräulein vom Amt. Der Strang ist abgerissen. Ich fürchte, es wird lange dauern, bis er wieder geknüpft werden kann. Es ist eine Stunde, die das Beten lehrt.

‘Berliner Morgenpost’
In diesen Tagen, da wir geizen müssen mit Feuerung und Zeit, ist es die vielumstrittene Kochkiste, der wir im Rahmen unserer Sparmaßnahmen eine gewisse Berechtigung nicht absprechen können. Übrigens muß es nicht unbedingt eine ausgesprochene Kochkiste sein. Eine kochkistenartige Vorrichtung aus Zeitungen und Decken leistet die gleichen Dienste.

Geheimer Wehrmachtsbericht
Im Bezirk Schlesisches Tor sei bei einem Alarm nach 20 Uhr der Strom gesperrt gewesen. Da man vergessen habe einzuschalten, seien die Sirenen nicht ertönt. Die Bevölkerung sei erst durch das Flakfeuer auf die Gefahr aufmerksam gemacht worden.

Ausgewählt von Henrik Fels, Sarah Majorczyk, René Nehring, ergänzt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Klett-Cotta aus G. Hirschfeld/I. Renz: “Vormittags die ersten Amerikaner”, Stuttgart, 19 Euro (erscheint am 23.2.).”

So stehen in dieser positivistischen Aneinanderreihung Täter-Berichte und Opfer-Beschreibungen völlig unkommentiert, gleichzeitig und gleichberechtigt nebeneinander. Es geht um “deutsches Schicksal” um den “andrängenden Feind”, den “unsere Divisionen” zurückzuschlagen hätten. Die WELT braucht die Eindeutschung auch eines Levi, sie braucht  das Nebeneinander von Mord, Gemordeten und Überlebenden.

Auschwitz wird nicht wirklich geleugnet, es wurde ja als befreit schon in der Überschrift realisiert, aber die Präzedenzlosigkeit des deutschen Mordens, das niemals neben dem banalen, selbst gewollten Morden im Krieg stehen kann, diese Präzedenzlosigkeit wird gerade auch heute, am Tag der Befreiung des größten Friedhofs den die Menschheit kennt, derealisiert im gleichzeitigen Reden von der Wehrmacht mit “unseren Divisionen” und den Erinnerungen von Primo Levi.

Diese Lageberichte oder Tagebucheinträge ganz normaler Deutscher  ermöglichen es den heutigen WELT-LeserInnen, den ganz jungen, den mittleren und den ganz alten, das deutsche, volksgemeinschaftliche Wir, das Horkheimer schon kurz nach dem Ende des Nationalsozialismus erkannte, zu reaktivieren, den deutschen BDM-Omas und den letzten SS- oder SD- oder Wehrmachtsverbrechern ein Wir zuzugestehen, das von “unseren Divisionen” redet um im nächsten Abschnitt – und von den fünf Abschnitten, die die WELT heute in ihrem Kaleidoskop 1945 bringt, ist einer aus Opferperspektive, vier aus Täterperspekte – gleichsam en passant von ermordeten Juden berichten zu lassen um sofort wieder vom “Bahnhof Friedrichstraße” zu lamentieren, der “zum Umschlagplatz des deutschen Schicksals geworden” sei.

Als die Berliner Juden deportiert wurden, war das offenbar kein “deutsches Schicksal”, jetzt, 1945 von den armen Deutschen zu reden, die am Bahnhof ankommen, ist ekelerregend. Doch Grüne und Alternative werden sagen: ‘ich find diese Berichte interessant, z. B. wußte ich gar nicht, daß die ‘Kochkiste’ schon 1945 existiert hat um Strom zu sparen, wie es im Bericht der Berliner Morgenpost vom 27.01.1945 heißt.’ Der Nationalsozialismus mithin als Winterhilfe für öko-kapitalistische Marktwirtschaft. Strom und Energie sparen und von den Nazi-Deutschen lernen, prima. Aus dieser deutschen Geschichte der WELT lernen heißt siegen lernen – im Kampf um natürliche Lebensgestaltung. Kyoto? Berlin, 27. Januar 1945.

Es gibt zuviel WELT auf dieser Welt.

hagalil.com 27-01-2005

 

Bedenkliche Verharmlosung: Soziologe zu Buchmessen-Skandal

Zuerst publiziert auf www.hagalil.com am 17.10.2004

Am vergangenen Sonntag hielt der Berliner Soziologe Rainer Erb in Tübingen auf der internationalen Tagung “Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah” einen Vortrag über “antisemitische Stereotypen”. Neben historischen Verweisen verharrte Erb insbesondere auf dem (online) neo-Nazi Antisemitismus heutiger Tage. Er erwähnte noch nicht einmal die Wahlerfolge der Nazis in Sachsen oder Brandenburg.

Vor allem jedoch: Kein Wort über Walser, Finkelstein, die Goldhagen-Debatte, Möllemanns aggressiven Israel- und Judenhass, Hohmanns Basis bei der CDU bis heute (und die hessischen Traditionen seit Boeckel), quasi no-go Areas für Israelis und Juden in Berlin und anderswo; kein Wort über den sekundären Antisemitismus, kein Pieps über den Antizionismus (von links), kein Wort über Projektion, Schuldabwehr und Erinnerungsverweigerung der deutschen Gesellschaft. Kein Wort über Bitburg, Faßbinder, Edgar Reitz und schon gar kein Wort über den “Untergang”. Keine wissenschaftliche Einordnung gegenwärtiger Debatten um Antisemitismus und politische Kultur, wie sie die Studien von Lars Rensmann anzuregen versuchen. Es war also desolat. Es wurde deutlich wieso Erb gern gesehener Autor von Jesse/Backes ist.

Am Tag danach durfte dann Erb als Abschlussdiskussionsteilnehmer fragen (bezüglich des gegenwärtigen (!) Antisemitismus in Deutschland): “Wollen wir denn eine Gesellschaft ohne Kriminalität ? Ist das realistisch ?” Am Tag zuvor, während seines Vortrages, kam vom Publikum der Zwischenruf: “Buchmesse!” Er erwiderte: “Ach hören Sie doch auf. Wenn Sie wollen finden Sie in jedem Text Antisemitismus. Darum kann es doch nicht gehen.” Solange es keine Parteien oder Strukturen gebe, die in ihrem Programm die Ausschaltung von Juden haben, also ein Ziel und Wege der Verwirklichung dahin festgeschrieben seien, solange sei Antisemitismus nicht wirklich existent als Gefahr. Erb redete so als sei es eine hervorzukehrende Leistung der BRD die Nicht-Mehr-Gültigkeit der Nürnberger Rassegesetze tagtäglich zu beweisen. Dass der Djihadismus und seine Freunde gerade diesen national-sozialistischen Judenhass jedoch wieder beleben und gar auf der Welt größter Buchmesse gegen Juden hetzen dürfen und Bücher, die freundlich über Hitler schreiben, feilbieten, das ist zudem die bittere Ironie dieser Tagung und Herrn Erbs Auslassungen.

Empathie mit heutigen Opfern von Judenhaß ist offenbar für Erb ein nicht dechiffrierbares Fremdwort. Das was mit der Hofierung eines Holocaustleugners in Frankfurt während der Eröffnung der Buchmesse durch Bundeskanzler Gerhard Schröder passierte ist nur die logische Konsequenz des 8. Mai 2002: damals sprach Schröder mit dem deutschen Antisemiten Martin Walser über Versailles und die armen Deutschen. Schröder macht nun die Sache rund: dem Handschlag mit dem deutschen Judenhass folgte jetzt der mit dem arabisch-islamistischen. Der sekundäre trifft den primären Antisemitismus und vice versa.

Dass jedoch ein Lehrkörper des Zentrums für Antisemitismusforschung sich gar weigert über den Antisemitismus der Buchmesse in Frankfurt und seine freudige Aufnahme durch ganz normale Deutsche nur zu reden, das stimmt mehr als bedenklich.

hagalil.com 17-10-2004

 

“Klaus der Woche”: Antisemitisches Video im NDR-Fernsehen

Dieser Text erschien zuerst am 28.04.2004 auf www.hagalil.com

Am 22. April 2004 wurde in der Sendung Extra 3 beim ARD-Sender NDR ein antisemitisches Video ausgestrahlt. Der “Klaus der Woche” stellt Ariel Scharon vor. Wir möchten Sie bitten, gegen dieses Hetz-Video zu protestieren.

Scharon wird gleich zu Beginn dieses Videos im Kreise tanzender Juden gezeigt, danach: “Scharon, kennt Ihr nicht ? Erklär ich euch: Scharon ist der Chef-Boß von Israel”. “Der will da ganz viel Frieden” und Scharon knutscht ein Tierchen auf seinem Arm. “Die Idee mit dem Frieden hat er schon damals gehabt, als er mal mit dem Panzer in Israel spazieren gefahren ist” – 1948, Bilder von Panzern. Damit wird den ‘Kindern’, die Extra 3 schauen, das ganze ist eine Parodie auf die Sendung mit der Maus, schon mal erklärt, nicht die arabische Seite hat den UN-Teilungsplan nicht akzeptiert und Israel nicht akzeptieren wollen, sondern die Juden, denn als solcher wurde Scharon ja im Kreis orthodoxer Juden in der ersten Scharon-Sequenz gezeigt, die Juden also fahren Panzer, merken aber plötzlich, dass da noch andere sind.

In der nächsten Sequenz sitzt der ideelle Gesamtjude, schwarz gekleidet, super lachend auf einem mit PLO-Tuch bekleideten Palästinenser, der das Schild “doof” vor sich hin hält, auf dem Rücken. Juden quälen Palästinenser, die sind die Doofen. Das Bild vom verschlagenen, geschickten, hinterhältigen Juden, der die ‘Dummen’ ausbeutet und benutzt, wird hier transportiert. Das ist primärer Antisemitismus.

Dem armen Arafat wurde “der Balkon vergrößert, kostenlos” (die Mukatha angegriffen) und Siedlungen gebaut. Und was gehört zu Siedlungen dazu ? “Der größte Gartenzaun der Welt.” Und dann mit den Bildern von in Reihe stehender suicide-bomber: “Da sind die Palästinenser vor Freude in die Luft gegangen”, und es ist eine Explosion zu sehen und zu hören. Damit wird dem antisemitischen Kindergarten, der genüßlich das NDR-Programm am Abend goutiert, erklärt, die Massenmorde an Israelis sind aus Reaktion über die Siedlungen entstanden.

Der ideologische Charakter des Islamismus und Antisemitismus/Antizionismus wird im Huldigen der suicide-bombers, die ja nur als völlig berechtigte Reaktion auf Scharon da stehen, geleugnet. Solche mediale Verkürzung hat insbesondere zu Zeiten aktueller politischer Debatten, Kongresse wie der gerade stattfindenden Konferenz des World Jewish Congress bzw. der OSZE Konferenz zu Antisemitismus eindeutig den Charakter von Aufstachelung der Bevölkerung, von Schüren von Hass auf israelische Politiker wie den israelischen Staatspräsidenten Katsav, der am Mittwoch Gast in Berlin sein wird, während das antisemitische Video des NDR bereits zur gleichen Zeit, seit dem 26.04.2004 wenigstens, online einzusehen ist.

Die Siedlungen fand nur “Meckerscheich Yassin voll Kotze”. “Und warum ? Einfach so, einer nörgelt immer”. Der Judenhasser und Freund der Nazis (vgl. Yassin Interview vom Frühjahr 2003) wird als “Meckerscheich”, der “nörgelt”, als Opfer der Israelis, als Opfer des brutalen Mörders Scharon gedacht. Der Beitrag des NDR kann geradezu als Epitaph der Hamas gelesen werden!

Den auch Rantisi wird als armes Opfer blinder Gewalt dargestellt, Scharon als der noch schrecklichere Kriegsherr wie Bush, dessen Soldaten in der vorherigen Einstellung knapp einem Bombenanschlag im Irak entkommen waren (und für diesen “Frieden selbst verantwortlich gemacht werden”, also nicht gesagt wird, daß die Freunde des Massenmörders Hussein hinter den Anschlagsserien im Irak stecken, sondern die USA selber, so der infame Bericht), was unter “Frieden im Irak”, den Scharon noch “besser” hinbekäme, firmiert. Scharon wird als einer, der Rantisis den Kopf abschießt, was filmisch widerwärtig gemacht wird, an den Pranger gestellt, alsbald aufgehängt, zuerst als Puppe…

Es wird in diesem Video noch nicht einmal die übliche links-autonome Gleichsetzung von Bush und Bin Laden, Scharon und Yassin getrieben, sondern in der Tat gleichsam als Grabesinschrift einer ganzen Generation Hamas-Kämpfern und Ideologen wie Yassin und Rantisi gedacht, nicht als Massenmörder, sondern als Friedensfreunde, die seit 1948 von einem panzerfahrenden Ober-Boß der Israelis gedemütigt und massenhaft ermordet werden. Der Norddeutsche Rundfunk ehrt den Islamismus und seine Führer – beide eint der Hass auf Israel als jüdischem Staat.

Israelis sind Täter, die hier mehrfach in Stürmer-Manier als widerliche Juden dargestellt werden – komische Haare, schwarz angezogen, lachend auf dem palästinensischen Opfer sitzend, ihn körperlich quälend, Scharon dagegen als Tierfreund gleich in zwei Szenen ! Scharon mag Tiere und tötet Menschen, das soll rüber kommen.

Am Schluss des Videos wird ein am Baum hängender Scharon gezeigt, als Puppe (an der die Palästinenser “hängen würden”) und schließlich – jetzt ohne jede Ironie – eine Israel-Fahne verbrannt.

Das Video von Extra 3 verunglimpft die jüdische Religionsgemeinschaft, indem tanzende Juden lächerlich gemacht werden, über orthodoxe Juden und deren Frisur abwertende, geschmacklose Bemerkungen gemacht werden und die selben Juden als böse Menschen, die Palästinenser ausbeuten, auf deren Rücken sitzen und hämisch lachen.

Wir protestieren aufs Entschiedenste gegen dieses Video und rufen dazu auf, sich beim Sender zu beschweren.

Das Video ist hier zu sehen:
http://www.ndr.de/tv/extra3/

Anmerkung: Das Video wurde mittlerweile aus dem Netz genommen!

Email: fernsehen@ndr.de

hagalil.com 28-04-2004

 

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