Wissenschaft und Publizistik als Kritik

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Völkische Legitimierung von Nazi-Gewalt: Henning Eichberg

  1. Juni 2010 ~ Publikative.org

Henning Eichberg ist der einflussreichste Vordenker und Theoretiker der Neuen Rechten in Deutschland. Seit 1978 ist Eichberg (Jg. 1942) in Erklärungsnot, da antifaschistische Gruppen in Stuttgart aufdeckten, dass er ein Nazi ist, der auch unter Pseudonymen wie Hartwig Singer oder Thorsten Sievers publizierte – teils auch gewaltverherrlichende Texte. Seitdem verbreitet er das Märchen er habe sich seit 1970 bis spätestens 1975 von rechten Kreisen gelöst. Noch im Jahr 2008 hat der damalige NPD-Funktionär und führende Ideologe der Partei Andreas Molau betont, er sehe sich in der Tradition Eichbergs.

Von Clemens Heni, zuerst bei Mut gegen rechte Gewalt veröffentlicht, mit freundlicher Genehmigung von Heni übernommen

Eichberg ist seit den 1970er Jahren der bekannteste Vertreter des „Ethnopluralismus“. Diese post-nationalsozialistische Ideologie ist heute im gesamten Rechtsextremismus bestimmend. Sie sieht Menschen unter dem Primat des „Volkes“ und ist eine codierte, typisch neu-rechte Formel für rassistische Denkmuster nach dem Ende des SS-Staates. Ethnopluralismus proklamiert ethnisch homogene Einheiten. Praktisch würde das heißen, ein Viertel in Berlin nur für Türken, eines für Araber, eines für „echte“ Deutsche. Der Rassismus des Ethnopluralismus hebt sich von der Herrenmenschenideologie nur vordergründig ab: der Höherwertigkeit steht nun die Gleichwertigkeit von Völkern gegenüber, weiterhin ist ethnische Reinheit die Grundlage des Denkens.

„Deutsches Deutschland“

Dem Mord an Amadeu Antonio Kiowa 1990 ging nicht nur eine gesamtgesellschaftliche, nationalistische Stimmung im ‚neuen‘ Deutschland seit dem 9. November 1989 voraus, vielmehr haben Neonazis und die Neue Rechte jahrzehntelang eine neo-nationalsozialistische Ideologie verfochten und propagiert, die sich in solchen Morden entlud. Eichberg hat 1978 das erste deutschsprachige Buch geschrieben, welches im Titel „Nationale Identität“ proklamiert. Darin schreibt er: „Kulturrevolution – für ein deutsches Deutschland. (…) Kein Sozialismus ohne Kulturrevolution. Kein Sozialismus ohne ein deutsches Deutschland, kein amerikanisiertes, kein russisches, kein multinationales (…).“ Er ist gegen den „Universalismus“ – und natürlich gegen eine „weltweit-amerikanische TV-Zivilisation“. Der Universalismus ist die Denktradition, die Menschenrechte für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft durchsetzen will und dabei keine Relativierung dulden möchte. Zum Beispiel eine Relativierung à la für islamische Frauen gelten andere Rechte als für europäische, da ihre Kultur eine andere sei.

„Sozialismus von rechts“?

Eichberg ist auch deshalb für viele Neonazis eine Kultfigur, weil er noch aktiv mit ‚richtigen‘ Nazis kooperiert hat. Er ist ein Ziehkind des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Arthur Ehrhard, und war auch als Jugendlicher bei Otto Strasser aktiv. Es wurden bis 1976 Texte von Eichberg in „La Plata Ruf“ veröffentlicht, einer Nazi-Postille die von Wilfred von Oven, früher Adjutant von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, in Argentinien herausgegeben wurde. Darin stellt Eichberg die Frage „Warum sind wir Sozialisten?“, zuvor hatte er bereits andernorts einen „Sozialismus von rechts“ eingefordert, in expliziter Anlehnung an Joseph Goebbels‘ „Nazi-Sozi“, einer antisemitischen Hetzschrift aus dem Jahr 1926.

Eichberg hat behauptet, „1975“ habe er seine „Mitarbeit bei konservativen Zeitschriften“ beendet. Diese Lüge hat ihm jedoch nicht geholfen. So war er wichtigster Autor der neu-rechten Zeitschrift „wir selbst“, welche von 1979 bis 2002 erschien. Dort wurden ex-SSler wie Franz Schönhuber exklusiv interviewt und Anzeigen zu revisionistischen und holocaustleugnenden Verlagen wie dem Hohenrain-Verlag geschalten. Seit 2004 ist Eichberg Zugpferd der neu-rechten Postille „Volkslust“. In dieser Zeitschrift schreibt er, dass nur das „Volk“ und die „Gemeinschaften“ Menschen ausmachen und droht: „Wo das ‚gute‘ Volk nicht gedacht werden darf, zeigt das Volk sich von der hässlichen Seite.“ Das ist eine typisch neu-rechte, sprachlich codierte Rechtfertigung von Nazi-Gewalt.

Wechsel nach links oder „volklich“/völkisch?

Entgegen dem Märchen, er sei nach links gewechselt, ist Eichberg der völkische Theoretiker nach Treblinka und Bergen-Belsen, der ein Reden über „das gute Volk“ salonfähig macht. Das gegen Individualität gerichtete Weltbild hat er selbstredend nicht erfunden – es war seit langem typisches Merkmal der deutschen Ideologie, lange vor dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Auch nach Auschwitz propagiert Eichberg eine völkische Ideologie, z.B. in seinem Band „Die Geschichte macht Sprünge“, 1996 im rechtsextremen Bublies Verlag erschienen. Basis der völkischen Ideologie Eichbergs ist ein rhetorischer Trick: er nennt völkische Propaganda „volklich“, in Anlehnung an den dänischen, antisemitischen Theologen N.F.S. Grundtvig. Dieses Adjektiv, das in verschiedenen Formen auch von völkischen Denkern vor und während des NS-Staates in Deutschland beliebt war, ist eine Art Code der Gegenintellektuellen.

Grundtvig sieht den Menschen nicht primär als Menschen, als Individuum mit Gedanken, der Möglichkeit selbständig zu denken, einer Persönlichkeit mit Wünschen, Traumata, Sehnsüchten etc., nein: für Völkische wie Eichberg oder Grundtvig gibt es Menschen nur als Teil eines „Volkes“. Auf „der Erde gibt es keine Menschlichkeit ohne Volklichkeit“, wie der dänische Theologe 1847 apodiktisch festlegt. Er wird von Eichberg mit dem Leitspruch sekundiert: „Wer von den Völkern nicht spricht, soll von den Menschen schweigen.“

Gemeinschaftsstiftung durch Antisemitismus

Eichberg hat häufig mit einer nationalen Linken kooperiert und das nationale Moment der Linken unterstützt. Er findet zum Beispiel die DDR-Sportwissenschaft insofern toll, als dort der völkische Vorturner, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, gelobt worden sei. 1984 wendet sich Eichberg gegen den „amerikanischen Weg“ „Westdeutschlands“ mit seinen „McDonald-Geschäften“, er präferiert die DDR: „Wenn man die Deutschen als Volk erleben will, muß man in die DDR reisen.“ Auch die späteren nationalen Debatten in der PDS/Die Linke, wie die PDS-Beiträge „Die Sache mit der Nation“, schätzt der neue Rechte. Es erinnert an Martin Walsers nationales Geraune wenn „Volkslust“ postuliert, „daß die deutsche Geschichte nicht nur aus Auschwitz und Buchenwald“ bestehe. Nationalismus, sekundärer Antisemitismus, eine Erinnerungsabwehr an die Shoah und die deutschen Verbrecher/n geht bei Eichberg einher mit einer grundsätzlichen Ausrichtung der Linken: er stellt in einem Volkslust-Artikel die Frage „antiimperialistisch oder antideutsch“? In diesem Beitrag aus dem Jahr 2005 hetzt Eichberg gegen die USA und Israel, er wendet sich gegen „eine Identifikation mit dem Staat Israel“ und projiziert seinen eigenen Rechtsextremismus auf einen „dort jeweils herrschenden Rechtsextremismus (Bush, Sharon).“ Dazu passt, dass Eichberg auch seit Jahrzehnten für einen pro-islamistischen Kurs im rechten Lagen plädiert. Er lobt die ägyptischen, antisemitischen, „nativistischen“ Muslimbrüder und sieht im anti-Westlichen des Islamismus geradezu ein Vorbild.

Kein Podium für Volkstümelei

Kulturrelativismus und Antiuniversalismus sind elementare Bestandteile der Neuen Rechten und machen sie salonfähig, da sie als Theorien daherkommen und ihre Volkstümelei verbergen. Wenn man einem wie Eichberg eine Plattform bietet, sich auszubreiten und ihn mit Lob versieht, unterstützt man einen der wichtigsten Vordenker für rechte Gewalt.

Eichberg steht beispielhaft für die Ideologie des Ethnopluralismus – „Deutschland den deutschen Deutschen“; mit seinem antiuniversalistischen, kulturrelativistischen Antiamerikanismus und seinem antizionistischen Antisemitismus ist er jedoch in Deutschland und Europa Teil des Mainstream.

Dr. phil. Clemens Heni arbeitet u. a. zu Antisemitismus, deutscher Geschichte, Holocaust und post-Holocaust, Islamismus, Rechtsextremismus/Neue Rechte, Ideologiekritik und kritische Theorie. Er promovierte mit der Studie „Ein völkischer Beobachter in der BRD. Die Salonfähigkeit neu-rechter Ideologeme am Beispiel Henning Eichberg“. Zuletzt veröffentlichte er das Buch „Antisemitismus und Deutschland. Vorstudien zur Ideologiekritik einer innigen Beziehung“.

 

„Geistige Gesundung“ – Joachim Gauck und die neueste deutsche Ideologie

„Geistige Gesundung“ – Joachim Gauck und

die neueste deutsche Ideologie

Es ist ein leicht zu durchschauendes Spiel, welches derzeit läuft: zwei schlechte Bewerber für das Amt des Bundespräsidenten werden gegeneinander gestellt und einer von der Öffentlichkeit eindeutig favorisiert: Joachim Gauck, der Kandidat von Rot-Grün. Jüngst hat Thierry Chervel vom Perlentaucher den Kandidaten von Bundeskanzlerin Angela Merkel bzw. der Regierungskoalition aus CDU/CSU/FDP, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, als Evangelikalen kritisiert. Schön. Evangelikale sind in der Tat homophobe, Jesus- und Gottgläubige, antiemanzipatorische Dauergrinser.

Die Kritik an Wulff ist so berechtigt wie heuchlerisch: warum von Wulff reden aber über die langen, den Holocaust verharmlosenden Schatten von Gauck schweigen? Evangelikalismus, völlig zu Recht, attackieren, aber von Nationalismus, bekannt unter der verbrämten Form von ‚Patriotismus‘ bzw. der ‚nationalen Identität, der Stilisierung der Deutschen zu Opfern des 20. Jahrhunderts („Vertreibung“, „Bomben“, „deutsche Teilung“, „UdSSR“/“zweite Diktatur“) und Antisemitismus wie der Leugnung der Einzigkartikeit der Shoah zu schweigen – das ist auffallend, inkonsistent und ideologisch.

Deshalb sei hier ein kurzer Blick auf Joachim Gauck geworfen. Gauck sagt 2006:

„Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist. Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolute Böse, das den Betrachter erschauern lässt. Das ist paradoxerweise ein psychischer Gewinn, der zudem noch einen weiteren Vorteil hat: Wer das Koordinatensystem religiöser Sinngebung verloren hat und unter einer gewissen Orientierungslosigkeit der Moderne litt, der gewann mit der Orientierung auf den Holocaust so etwas wie einen negativen Tiefpunkt, auf dem – so die unbewusste Hoffnung – so etwas wie ein Koordinatensystem errichtet werden konnte. Das aber wirkt »tröstlich« angesichts einer verstörend ungeordneten Moderne. Würde der Holocaust aber in einer unheiligen Sakralität auf eine quasi-religiöse Ebene entschwinden, wäre er vom Betrachter nur noch zu verdammen und zu verfluchen, nicht aber zu analysieren, zu erkennen und zu beschreiben.“

Gauck hört sich an wie Iris Hefets, die in der Taz schreibt:

„Mit dem Wort ‚Schoah‘ wird der Völkermord an den Juden mit der Aura des Unfassbaren, des Heiligen ummantelt. Dabei handelt es sich bei diesem Völkermord, so erschreckend er war, nicht um ein esoterisches Ereignis, sondern um ein modernes, gut dokumentiertes und recherchiertes Verbrechen, das Menschen an anderen Menschen verübt haben.“

Weiter schreibt sie:

„Nicht wenige Deutsche haben damit ein prima Arrangement mit der Vergangenheit getroffen. Sie erklären das Verbrechen ihrer Vorfahren als so schlimm, dass es zu etwas quasi Mystischem geworden ist.“

Gauck ist wie ein großer Bruder von Hefets, beide reden wie extreme Rechte der Jungen Freiheit von Auschwitz als Religion oder von dessen „Sakralität“. Gauck sagt, dass der „Judenmord in eine Einzigartigkeit überhöht“ werde – was jedoch als ein „psychischer Gewinn“ zu verbuchen sei für diese quasi ‚Gläubigen‘ ohne Gott, aber mit Auschwitz. „Überhöht“, was soll dieses Wort hier bedeuten? Möchte Gauck sagen, Auschwitz habe es zwar gegeben, aber aus dem millionenfachen, industriellen Mord, dem Vergasen von Juden aller Generationen eine „Einzigartigkeit“ zu machen, das sei nun doch übertrieben?

Hier zeigt sich das bekannte deutsche Ressentiment auf die Erinnerung an die Shoah, welche unter keinen Umständen als präzedenzloses Menschheitsverbrechen ohne Vergleich bis heute erkannt werden darf. Um die Deutschen wieder gut zu machen, eine Hauptintention deutsch-nationaler Literatur, Publizistik und Politik, ja Grundmovens politischer Kultur seit vielen Jahren, ist es von entscheidender Bedeutung Auschwitz in ein herbei fabuliertes Kontinuum von Gewalt und Verbrechen im 20. Jahrhundert einzuordnen. Längst hat sich der Holocaustleugnung, wie sie der Iran oder Neonazis vertreten, die Verharmlosung des Holocaust zur Seite gestellt, hard-core und soft-core Holocaustleugnung gehen Hand in Hand, letztere ist jedoch viel beliebter und mainstreammäßiger.

Gauck ist einer der Erstunterzeichner der Prager Deklaration von Juni 2008, welche den Nationalsozialismus mit dem „Kommunismus“ in Europa gleichsetzt und für einen gemeinsamen europäischen Gedenktag 23. August plädiert – der Tag, an dem 1939 der „Hitler-Stalin“-Pakt geschlossen wurde. Die Prager Deklaration hat in Deutschland ein Pendant, die Initiative 23. August. Joachim Gauck steht in Deutschland insofern federführend für diese Art der Verharmlosung des Holocaust, auch bei der 23. August-Aktion ist er mit von der Partie.

Doch Gauck lässt die deutschen Verbrechen nicht nur im Orkus einer Geschichte der Gewalt des 20. Jahrhunderts untergehen, vielmehr agitiert er, dass gerade ein Betonen der Einzigartigkeit der Shoah Ausdruck einer modernen, gottverlassenen, nach ‚Sinn‘ suchenden Welt sei. Eine besonders widerwärtige Abwehr einer spezifischen Erinnerung an den Holocaust wird hier proklamiert, da Gauck es einem gleichsam zum Vorwurf macht, die Shoah als präzedenzloses Verbrechen zu erinnern. Diese Art antisemitisch motivierter Holocaustverharmlosung ist modisch geworden im 21. Jahrhundert. Wer sich z. B. in Litauens Vilnius ein „The Museum of Genocide Victims“ anschaut, bekommt einen Eindruck, wie Antisemitismus in Europa heute funktioniert: im Schweigen über die litauischen Mörder während des Holocaust, einer kompletten Ausblendung des Holocaust in einem Museum mit genanntem Titel (!) sowie mit einer Tafel welche die Aussage enthält, dass „Hunger“ (in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre) „schlimmer“ gewesen sei als „Auschwitz“, wo es „Spinat und ein Stück Brot“ gegeben hätte.

Litauen ist ein Hauptprotagonist der Prager Deklaration, welche wiederum von Gauck propagiert wird.

Pfarrer Gauck hat ein Ressentiment gegen Aufklärung und die Gottlosigkeit der Moderne. Darum projiziert er seine Religiosität auf diejenigen, welche den Holocaust überhaupt als spezifisches, präzedenzloses Menschheitsverbrechen erinnern. Das Ungeheuerliche, Unverschämte von Gauck liegt genau hierin: er suggeriert, dass die Erinnerung an die Shoah als „psychischer Gewinn“ Leuten helfe, ein inneres Loch zu stopfen. Ein altes Lied zumal von Christen: sie können sich nicht vorstellen, dass Menschen befreiter sind, seit „Gott tot ist“ (Nietzsche). Infam wird von Lengsfelds (Achse des Guten) Superhero Gauck suggeriert, Auschwitz wäre den Gottlosen gerade recht gekommen, um wieder ‚Sinn‘ zu finden im Leben. Die obsessive Abwehr der unvergleichlichen deutschen Menschheitsverbrechen ist nicht nur antisemitisch, auch stolzdeutsche, nationalistische Töne gehen damit selbstredend einher.

Gauck, wörtlich:

„In den letzten Jahren ist in Deutschland ein lange vernachlässigtes Erinnerungsgut wieder aufgetaucht: Deutsche als Opfer. Nach jahrzehntelanger Bearbeitung der deutschen Schuld in vielen Facetten tauchten Bombenkriegsopfer, Flüchtlinge und Vertriebene wieder auf. Reflexartig wurde auch bei dieser Entwicklung die Warnung vor einer Relativierung der deutschen Schuld vorgebracht, für mich eine überflüssige Sorge.“

Für ihn sind nun „Deutsche als Opfer“ zu sehen, unisono redet er so wie alle der „Generation Untergang“ und der verschiedenen nationalen Wellen seit dem 9. November 1989.

Er war Autor beim „Schwarzbuch des Kommunismus“, welches zum Ziel hat, ‚den‘ Kommunismus als weit schlimmer als den Nationalsozialismus darzustellen. Der Antisemitismus des Schwarzbuches liegt darin, zu leugnen, dass Treblinka, Bergen-Belsen, Auschwitz, Babi Yar, der industrielle Mord an Juden wie die Mordaktionen der Polizeibataillone, der SS, des SD, der Wehrmacht wie auch ihrer Helfer in den baltischen Ländern und anderswo präzedenzlose Verbrechen waren. Das Schwarzbuch und Gauck leugnen, dass Antisemitismus der „longest hatred“ (Robert Wistrich) in der Geschichte der Menschheit mit einer unvergleichlichen Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichte ist.

Gauck ist ein antikommunistischer Normalisierer der deutschen Geschichte, er ist für ein „Zentrum gegen Vertreibung“, für die revisionistische Erzählung von den Deutschen als „Opfer“, also einer „Hinwendung zum Patriotischen“, wie Gauck dem Deutschlandfunk zustimmt; Gauck ist für den 23. August als gesamteuropäischer Gedenktag analog bzw. perspektivisch als Ersatz für den 27. Januar, wie es in der Prager Deklaration steht. Gauck sagt in seinem oben zitierten Text 2006:

„Es ist vielmehr ein großes nationales Thema. Wie für uns in Deutschland der Judenmord das Schwarze Loch der Geschichte ist, so ist es für die Ex-Sowjetunion deren einst real existierendes Unrechtssystem.“

Damit wird das Spezifische des Antisemitismus und der Shoah nochmals geleugnet, was auch Grundkonsens der Totalitarismustheorie ist.

Es klingt so unglaublich für intellektuelle Ohren: Gauck sagt in seinem Text, dass es ein „psychischer Gewinn“ sei, zu betonen, dass Auschwitz ein präzedenzloses Verbrechen war. Das ist ein Antisemitismus, der einer Iris Hefets wohl gefallen mag.

Wer ein Interesse an Gesellschaftskritik hat, kann nicht nur die evangelikale Ideologie eines Christian Wulff analysieren, sollte vielmehr genauso sehr den Antisemitismus und Antikommunismus des Holocaustverharmlosers Joachim Gauck decodieren und kritisieren. Doch Chervel hat das Gauck’sche Schwarzbuch des Kommunismus ja positiv rezensiert, seinerzeit, und sich dem Wort von Stephane Courtois, „daß hier der ‚Klassengenozid‘ dem ‚Rassengenozid‘ gleichkommt“ angeschlossen. Chervel hat folgerichtig seine 1997 in der Süddeutschen Zeitung erschienene Rezension des „Schwarzbuches des Kommunismus“ auch in dem skandalösen Band „roter Holocaust“, ediert von Horst Möller, wieder abdrucken lassen.[i] Der Begriff „roter Holocaust“ ist eine geschichtsrevisionistische Aggression, ein sekundärer Antisemitismus, der längst Mainstream ist in Deutschland.

Wulffs evangelikale Mission zu geißeln ohne den sekundären Antisemitismus Gaucks auch nur zu erwähnen, hat mit Gesellschaftskritik nichts zu tun. Es ist Ressentiment gegen Wulff und implizites Lob für Gauck.

Damit wird die gefährliche Ideologie der Evangelikalen nicht verharmlost. Bundespräsident sollte keiner der beiden werden, doch einer wird es wohl. Gauck wäre der Super-Gau für die politische Kultur der Bundesrepublik. Andererseits verdiente dieses Land einen Gauck, spricht er ihm doch offenbar nach dem Munde. Die Verharmlosung des Holocaust ist eines der großen Projekte der Deutschen und Europas im 21. Jahrhundert. Und Joachim Gauck ist einer der WortFührer.

Auch die Sprache erinnert an früher: für Gauck ist die Rede von den Deutschen als Opfer Ausdruck und „Zeichen geistiger Gesundung“. Wer die deutsche Geschichte in ihrer spezifischen, präzedenzlosen und verbrecherischen Dimension erinnert, wer den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen kritisiert und die Rede von den ach so armen Deutschen als Opfer von Krieg, Nazis, Vertreibung, „Bombenterror“, deutscher Teilung etc. als nationalistische Narrative decodiert und bekämpft, ist demnach nicht auf der Suche nach „Zeichen geistiger Gesundung“, ergo: krank.

Joachim Gauck ist der beliebte Autor solch neu-deutscher Ideologie.


[i] Thierry Chervel (1997)/1999: Lenins Leichen. Über den neuen französischen Historikerstreit, in: Horst Möller (Hg.), Der Rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das „Schwarzbuch des Kommunismus“, München/Zürich: Piper, S. 41-43, hier S. 42.

Wer von Katrin Müller-Hohenstein nicht reden möchte, soll von Ahmadinejad und Antisemitismus schweigen

Die Alltäglichkeit und Unbekümmertheit eines lächelnden, jauchzenden Antisemitismus

in Deutschland und im ZDF

Natürlich wird das ZDF seine Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein nicht entlassen. Warum auch? Die Nazis im Internet jubeln doch. Wie heißt es auf dem rechtsextremen Portal „altermedia“:

„Noch sichtlich unter Schock stehend schreibt Springers Parade-Blatt:
“…Was sich im TV schnell versendete, führte umgehend zu großen Diskussionen vor den Fernsehgeräten und in den Internetforen.
So schrieb beispielsweise User GHERKIN auf seiner Seite: “Ihren Nazispruch vom ‘inneren Reichsparteitag’ können Sie sich gestrost sonstwo hinstecken. Als Jude in Deutschland bin ich absolut nicht amused!”. Nutzer “forschungstorte” schrieb bei twitmunin.com: “‘Innerer Reichsparteitag’ ist Nazi-Deutsch und hat nichts in der Umgangssprache zu suchen!”. Mtwirth bemerkt: “Das ZDF ist ja als Hort der Spracharmut bekannt, aber… ‘innerer Reichsparteitag’? Mir steht der Mund immer noch offen.”

Was soll man dazu sagen, außer vielleicht, daß, wenn Itzig Gehrkin not amused ist, er sich vielleicht einen Kibbuz außerhalb Deutschlands suchen sollte, das würde zumindest uns amüsieren.

Immerhin schön, daß das ZDF erstmals wirklich was für UNSERE Gebühren getan hat. Nicht viel, aber der Mensch freut sich.“

 

Antisemitismus und nationale Identität gehen eine typisch deutsche Symbiose ein. Der Kern des Skandals liegt genau darin: wenn Deutsche sich freuen, kommen sie ins Schwelgen ob der großartigen deutschen Geschichte. Holocaust, Reichsparteitage, Nazi-Symbole, Fahnenmeere, Lichtdome, Hetzreden, Nürnberger Gesetze: das wird alles goutiert.

Warum stellen sich so wenige folgende Fragen: was hat Katrin Müller-Hohenstein während ihrer Schulzeit getan? Wie wurde bei ihr zu Hause über den Nationalsozialismus gesprochen? Was für einen Freundes- und Bekanntenkreis hat diese Frau? Was für Gespräche liefen die letzten Jahre und Jahrzehnte mit Kolleginnen und Kollegen? Wie kommt eine Frau dazu, das Wort vom „inneren Reichsparteitag“ zu benutzen?

Hätte sich Müller-Hohenstein jemals kritisch mit der deutschen Geschichte beschäftigt, könnte sie so ein Wort nicht benutzen. Nazis wie jene von altermedia jauchzen, das ist kein Wunder. Es sollte die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten für lange Zeit nachdenklich stimmen, dass so ein Wort im größten Freudentaumel einfach so herausplumpst aus dem Mund einer bekannten und erfahrenen Moderatorin. Müller-Hohenstein wollte ja was Schönes sagen, sie wollte Klose loben und mit ihm jubeln.

Deshalb hat sie dieses Wort vom „inneren Reichsparteitag“ gewählt, nicht als Distanz, Ironie, wie nun hergelaufene Sprachwissenschaftler insinuieren. Dieses Wort indiziert was für eine politische Kultur in der Bundesrepublik heute herrscht und warum dieses Land seit 2006, spätestens, Deutschland heißt.

Es ist das Unbewusste, ein Sediment der Gesellschaft, das hinaus drängt. Das Sagbare hat sich in der BRD allerspätestens seit Martin Walsers Paulskirchenrede im Oktober 1998 gewandelt. Die Deutschen werden wieder richtig frech und die Juden sollen ruhig sein. Das ist der Tenor.

Telepolis hat das ganz treffend in Worte gefasst:

„Im Eifer des Gefechts, da kommt es eben manchmal heraus. Wie der Arm des Dr. Seltsam, der in gewissen Momenten der Erregung quasi reflexhaft nach oben zuckt, wird die Sprache der deutschen Sportreporter aus Anlass von Europa- und Weltmeisterschaften martialisch, wird der Kampf zum Krieg, das Spiel zum patriotischen Dienst, müssen Spieler Hymnen singen, und Zuschauer Flaggen flaggen. “Lasst uns doch unseren Spaß” wird dann denen entgegnet, die das nicht witzig finden. Aber auch wenn wir, “jetzt mal ganz im Ernst”, Frau Müller-Hohenstein ihren Reichsparteitagsspaß lassen wollen: Kann man eigentlich nicht, “jetzt mal ganz im Ernst”, für Fußball sein, ohne ab und an in den Jargon der Nazis zu verfallen?

Klar, das ZDF ist ein Opa-Sender, und da muss man sich halt an die Sprache des Publikums anpassen. Und auch klar: Früher, da musste ein Kind, das etwas in der Schule nicht lernen wollte, eben den Stoff später “bis zur Vergasung” üben, vielleicht mancher Fußballer auf dem Platz auch die Flanken richtig zu schlagen. Allemal heißt der erfolgreichste Stürmer der Fußballgeschichte in Deutschland, wie Fußballfans wissen, “Bomber” Müller.

Frau Müller-Reichsparteitag, der die “Süddeutsche” ein “Champions-League-würdiges” Selbstbewusstsein attestiert, und die einst von Nikolaus Brender als “Lattenkracher” geholt wurde, hat sich mit ihrem Kommentar, “jetzt mal ganz im Ernst”, jedenfalls selbst ins kollektive Gedächtnis der Nation eingeschrieben: Schnell brandete Protest auf – und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz versprach diese “sprachliche Entgleisung im Eifer der Halbzeitpause” werde “nicht wieder vorkommen”. Vielleicht aber eine andere?

Umso merkwürdiger ist eine Äußerung von Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der offenbar völlig ernsthaft meint, es sei „keine böse Absicht gewesen“ von Frau Müller-Hohenstein.

Natürlich nicht, DAS ist doch die Pointe.

Wer sich jemals mit dem Nationalsozialismus kritisch beschäftigt hat, kann dessen Sprache nicht verwenden, die nur die Totalität des Führer- und Rassestaates und der deutschen Volksgemeinschaft widerspiegelt. Gerade jetzt wo die Deutschen ihre Fahnen und Fähnchen wieder schwenken um sich rauschhaft als Gemeinschaft zu erleben und nicht als denkende oder fühlende je Einzelne, als Individuen, in einer solchen Zeit ist es umso wichtiger in Erinnerung zu rufen, was auf dem Reichsparteitag 1935 beschlossen wurde:

„Auf dem sogenannten ‚Reichsparteitag der Freiheit‘ am 15. September 1935 in Nürnberg wurden, Hitlers Befehl gemäß, das ‚Reichsflaggengesetz‘, das ‚Reichsbürgergesetz‘ und schließlich das berüchtigte ‚Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre‘ verabschiedet. In diesem ging es erstmals in einem Gesetz nicht mehr nur um ‚Nichtarier‘, sondern um ‚Juden‘. Explizit wird die Eheschließung ‚zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes‘ verboten. Weiter wurde es ‚Juden‘ verboten, ‚weibliche Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren in ihrem Haushalt zu beschäftigen‘, ebenso das ‚Hissen der Reichs- und Nationalflagge‘.“[i]

Nochmal: Der Kern des Skandals ist, Müller-Hohenstein wollte gar nicht provozieren, wie seinerzeit Walser oder Hohmann oder Möllemann etc. Sie war ganz bei sich, ganz normal. Alltag im ZDF. Ich möchte die Klosprüche der ZDF-Zentrale (also die Sprüche auf den Toilettentüren- und wänden) nicht lesen müssen.

Das Schreckliche ist: was denkt eine Deutsche, wenn sie an den NS-Staat denkt? Was für Wörter oder Analogien kommen ihr in den Sinn, wie sie ganz glücklich und ergriffen ist, heute, im Jahr 2010?

Das ZDF und seine Star-Moderatorin meinten es nur gut, dachten klammheimlich an die ‚Volksgemeinschaft‘, die doch auch 1933 fröhlich feierte, auf dem Reichsparteitag, wie Viktor Klemperer berichtete:

„19. September [1933]: Im Kino Szenen vom Nürnberger Parteitag. Hitler weiht durch Berührung mit der Blutfahne von 1923 neue SA-Standarten. Bei jeder Berührung der Fahnentücher fällt ein Kanonenschuß. Wenn das nicht eine Mischung aus Theater- und Kirchenregie ist! Und ganz abgesehen von der Bühnenszene – schon allein der Name ‚Blutfahne‘. ‚Würdige Brüder, schauet hier: Das blutige Märtyrium erleiden wir!‘ Die gesamte nationalsozialistische Angelegenheit wird durch das eine Wort aus der politischen in die religiöse Sphäre gehoben. Und die Szene und das Wort wirken fraglos, die Leute sitzen andächtig hingegeben da – niemand niest oder hustet, nirgends knistert ein Brotpapier, nirgends hört man das Schmatzen beim Bonbonlutschen. Der Parteitag eine kultische Handlung, der Nationalsozialismus eine Religion – und ich will mir weismachen, er wurzele nur flach und locker?“[ii]

A propos ‚Theaterregie‘: Katrin Müller-Hohenstein hat Theaterwissenschaften studiert, auch vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: hat sie sich mit dem Nationalsozialismus jemals distanziert befasst oder nur affirmativ? Denn irgendwo muss sie sich ja damit befasst haben, so ein Wort vom „inneren Reichsparteitag“ ist ja ein spezifisches.

In einem biographischen Bericht beschreibt ein 1931 geborener Mann, “Opa Kalli“, seinen heutigen Enkelkindern, wie er z. B. die Sprache des Nationalsozialismus erinnert:

“Ab 1939 gab es wegen des Krieges keine Reichsparteitage mehr.
Aber die festliche Stimmung, die wohl an diesen Parteitagen große
Teile des Volkes wirklich ergriffen hatte, blieb im Gedächtnis haften,
verklärte sich in der Erinnerung, vor allem bei den echten Nazis.
Wenn einem ein Ereignis besonders gut gefallen hatte und man
deswegen in ausgezeichneter Laune war, sagte man dann wohl: ‘Das
ist mir ein innerer Reichsparteitag!’ Ich habe diese Redewendung in
der Nazizeit oft gehört; sie wurde volkstümlich, wurde schließlich
gedankenlos gebraucht und bedeutete dann nicht mehr als etwa der
Satz: ‘Das ist ein Gefühl wie zweimal Weihnachten’ oder: ‘…wie
Weihnachten und Ostern zusammen’. Auch in den Jahren nach dem
Krieg blieb sie im Sprachgut lebendig. Vielleicht um 1975 kam mir
der Ausdruck vom inneren Reichsparteitag zum letzten Mal zu Ohren,

diesmal jedoch von einem wirklichen ‘alten Nazi’, meinem
Lehrerkollegen B., der in der Nazizeit ‘Stammführer’, also ein höherer
HJ-Führer gewesen war, wovon er manchmal schwärmte: ‘Das
waren noch Zeiten!”

Dieser autobiographische, selbstreflexive Rückblick hat weit mehr Erkenntnisgehalt als die KMH- bzw. NS-apologetischen Sprach-Fantasien des Welt-Autors Tilman Krause vom 14.06.2010.

Was hat das nun mit Ahmadinejad zu tun? Der Zusammenhang ist folgender: kann man von Leuten, die den Nationalsozialismus nicht verabscheuenswert finden und offenbar keinen Ekel vor, eher eine Nähe zu der nationalsozialistischen Sprache haben, eine Distanz oder Kritik des Antisemitismus heute erwarten können? Was soll man von Moderatorinnen oder Kommentatoren erwarten, wenn sie nach der Shoah und nach den Reichsparteitagen immer noch glauben, wie die Nazis von altermedia, dass es schön und gut und prima war, was im SS-Staat passierte? Wie soll sich jemand von der iranischen, antisemitischen Hetze abgestoßen fühlen, wenn sich an die Nazi-Sprache angeschmiegt wird?

Kann man von Deutschen (und ihren Freunden) eine Kritik am antisemitischen Iran erwarten, wenn sie noch nicht einmal die NS-Vergangenheit und den Holocaust erinnern und sich von der Sprache des Nationalsozialismus distanzieren?

Wer sich nicht vor Reichsparteitagen ekelt hat auch kein Problem mit dem heutigen Iran.

Wer stolzdeutsch gerade im Jubel und in großer Freude sich auf Nazi-Deutschland bezieht, die oder der hat überhaupt nichts aus der Geschichte des Holocaust gelernt.

Wer jedoch aus der Geschichte des Holocaust nichts gelernt hat ist auch unfähig den auf Vernichtung des jüdischen Staates Israel zielenden Antizionismus und Antisemitismus des Iran auch nur annähernd zu erfassen.

Da Katrin Müller-Hohenstein Blogs zufolge völlig korrekt gehandelt habe oder halt, so das ZDF, ein „Fehler“ unterlaufen sei, völlig zufällig, ist eine Kritik am Antisemitismus in Deutschland nicht zu erwarten. Die Frage ist jedoch: was für eine Persönlichkeitsstruktur hat Müller-Hohenstein, über was und in welchen Tönen redet sie am Frühstückstisch oder beim Lunch? Kommt da die NS-Sprache, lächelnd, auch regelmäßig vor?

Die Deutschen (nicht alle, aber viele) kommen immer noch oder schon wieder ins Schwärmen, wenn sie stolz ihr Fähnchen schwenken und ihre Ich-Losigkeit zelebrieren.

Der weltweite Antisemitismus, die unfassbaren Lügen und die aggressive Hetze gegen Israel machen den meisten Menschen nichts aus, ja viele machen sich einen Spaß daraus zu fantasieren, wie lange es der jüdische Staat wohl noch machen werde.

Die Partei Die Linke unterstützte Islamisten und Nazis auf dem Schiff Mavi Marmara und veranstaltet jetzt wie letzten Samstag in Berlin Demonstrationen zur „sozialen Frage“ mit 20.000 Teilnehmern. Wir kennen die Propaganda in Deutschland für „Sozialismus“ und gegen Amerika und die Juden – so eng UND massenwirksam war das Bündnis von Antisemitismus und „sozialer Frage“ jedoch längere Zeit nicht.

Viele, auch konservative oder liberale, irgendwie Stolzdeutsche wollen jetzt das Wort vom „inneren Reichsparteitag“ als Lapsus oder Bagatelle abtun. Doch das rechtsextreme altermedia hat ungeniert und feixend erkannt, um was es geht: das ZDF hat den Deutschen aus der Seele gesprochen, nicht allen, aber sehr vielen. Gerade das Spontane und Unbewusste und Glück hinaus schreiende ist es, was diese Sache zu einem Skandal macht – und doch nur deutsche Normalität massenmedial repräsentiert.

Wer von Katrin Müller-Hohenstein und ihrem antisemitischen Wort vom „inneren Reichsparteitag“ nicht reden will, soll vom antizionistischen Iran und Ahmadinejad schweigen.


[i] Raphael Gross (2000): Carl Schmitt und die Juden. Eine Rechtslehre, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 116.

[ii] Victor Klemperer (1957)/1996: LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig: Reclam Verlag, S. 49.

Katrin Müller-Hohenstein (ZDF) lobt den Nationalsozialismus: “…innerer Reichsparteitag”

Antisemitismus und deutsche Medien, Teil 4:

Das Zweite Deutsche Fernsehen oder wenn Deutsche zu sehr lieben

Im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) sagte heute Abend in der Halbzeitpause des Spiels Deutschland-Australien die Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, dass der Torerfolg für den deutschen Stürmer Miroslav Klose ein „innerer Reichsparteitag“ gewesen sein müsse.

Soviel zur beiläufigen, selbstverständlichen Betonung der Reichsparteitage, die den SS-Staat zu Weimarer Zeiten vorbereiteten und sodann den NS-Staat ab 1933 vergöttlichten. Soviel dazu, was eine deutsche Journalistin einfach so sagen darf ohne SOFORT gefeuert zu werden. Das scheint der Wortschatz solcher Persönchen zu sein wie Katrin Müller-Hohenstein.

Hat sich diese Frau jemals mit den Reichsparteitagen befasst, ohne zu schwelgen?

Diese Rede heute im ZDF: Auch das ist Antisemitismus im Jahr 2010. Jede beiläufige Erwähnung von nationalsozialistischen Ereignissen wie den Reichsparteitagen ist antisemitisch und verhöhnt die Opfer der Reichspogromnacht und des Holocaust. Doch Juden zu verhöhnen ist in Deutschland Volkssport. Und die Deutschen sind darin Weltmeister.

Dazu folgendes Gedicht:

„Das ist der ZDF-Fußball-Wald – Den Tacitus beschrieben –

Das ist der klassische Morast. Wo Varus stecken geblieben

Hier schlug ihn Katrin Müller-Hohenstein

und Olli der edle Recke

Die deutsche Nationalität

Die siegte in diesem Drecke“ (fast wörtlich nach Heinrich Heine, 1844)

Die Prager Deklaration. Antisemitismus im neuen Europa

Prager Deklaration. Antisemitismus im neuen Europa, Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, Vol. 49/2, No. 194 (2010), 106–112

Joachim Gauck, die Prager Deklaration und europäischer Antisemitismus heute

Heute gaben SPD und Grüne bekannt, dass sie der Bundesversammlung am 30. Juni 2010 vorschlagen werden, Joachim Gauck als nächsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu wählen. Gauck sei eine „moralische Instanz“, so n-tv.

Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass gerade heute per Post die druckfrische Ausgabe der Vierteljahreszeitschrift “zum Verständnis des Judentums” Tribüne geliefert wurde, Heft 194, 49. Jahrgang, 2. Quartal 2010. Darin sind u.a. Artikel über die antisemitische „Klagemauer“ des Kölner Walter Herrmann[1], oder auch über die „antisemitische Ideologie der Hisbollah“[2].

Zudem wird in diesem Heft 194 von Tribüne wohl erstmals in einer bekannten Zeitschrift in Deutschland die „Prager Deklaration“ von 2008 näher vorgestellt, analysiert und kritisiert.[3] Daraus seien im Folgenden kurz die beiden Abschnitte zitiert, welche sich mit Joachim Gauck befassen:

„Von besonderer Bedeutung ist Punkt 9 der [Prager, C.H.] Deklaration, worin gefordert wird, den ‚23. August‘ 1939, den Tag an dem der ‚Hitler-Stalin Pakt‘ unterzeichnet wurde, als ‚Gedenktag an die Opfer von nationalsozialistischem und kommunistischen Regimes‘ einzurichten, ‚in genau der Art wie Europa die Opfer des Holocaust am 27. Januar erinnert‘. In Punkt 17 wird schließlich gefordert, alle ‚europäischen Textbücher anzupassen und zu überarbeiten, damit die Kinder lernen und vor dem Kommunismus und seinen Verbrechen gewarnt werden können, auf die gleiche Weise wie sie gelernt haben die Nazi-Verbrechen zu beurteilen.‘

Damit ist der Kern der Prager Deklaration eindeutig: der Holocaust war demnach kein präzedenzloses Verbrechen, der Antisemitismus der Deutschen und ihrer Helfer war nichts Besonderes, vielmehr ‚typisch‘ für ‚totalitäre Regime‘ wie dem Nazismus und Kommunismus. Der Holocaustgedenktag soll abgewertet bzw. ersetzt werden! Das sind das Ziel und die Konsequenz der neuen antisemitischen Bewegung in Europa und kaum jemand nimmt davon in Deutschland Notiz.

Als Erstunterzeichner der Prager Deklaration sind hervorzuheben der frühere Präsident der Tschechischen Republik Vaclav Havel, der ehemalige Leiter der Gauck-Behörde, Joachim Gauck, der frühere Präsident von Litauen Vytautas Landsbergis, der schwedische konservative Politiker Göran Lindblad, sowie die beiden tschechischen Politiker Jana Hybaskova und Martin Mejstrik.“

„Ohne den heroischen Kampf der Roten Armee der Sowjetunion wäre ganz Osteuropa heute inexistent. Diesen Aspekt betont der Historiker Yehuda Bauer in einem scharfen Text gegen Geschichtsrevisionismus und für eine angemessene Erinnerung an die Shoah.[4] Ohne den Kampf der Sowjetunion wäre der Holocaust nicht beendet worden. Das soll alles weggewischt und vernebelt werden, indem eine große europäische Bewegung versucht, den 23. August 1939 zu einem einheitlichen europäischen Gedenktag zu machen, wie die quasi deutsche Variante der Prager Deklaration sich nennt: 23august1939.de.[5] In dieser Erklärung wird ebenso wenig erwähnt, dass ohne den opfervollen Kampf der Roten Armee Europa nicht befreit worden wäre von den Deutschen und dem SS-Staat. Vielmehr sticht auch hier das wissenschaftlich umstrittene Modell des ‚Totalitarismus‘ hervor:

‚Nach der Befreiung Europas und Deutschlands vom Nationalsozialismus hofften die Menschen in allen europäischen Ländern auf eine Zukunft in Freiheit und Demokratie. Doch diese Hoffnung wurde für viele bitter enttäuscht. In den von Krieg und Naziherrschaft geschwächten ostmitteleuropäischen Staaten und in einem Teil Deutschlands setzte die Sowjetunion neue diktatorische Regime durch (…).‘[6]

Der Ausdruck ‚neue diktatorische Regime‘ leugnet den präzedenzlosen Charakter der Verbrechen der Deutschen, die zwar erwähnt, aber gerade nicht in ihrer Spezifik erkannt werden. Zudem wird der Nationalsozialismus von den Deutschen abgespalten, was nicht haltbar ist, da der Nationalsozialismus von niemand anderem als von den Deutschen (und Österreichern) gemacht wurde. Darüber hinaus fällt Folgendes bei dieser Erklärung 23. August auf: Wer die Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht kennt bzw. als junger Mensch erst lernen muss, könnte ahnen oder denken, dass die Sowjetunion ebenso wie die Deutschen Juden vergast, Sinti und Roma ermordet, mehrere Millionen Kriegsgefangene getötet hat etc. Diese Art Geschichtsrevisionismus ist heute Mainstream, was die Vielzahl bekannter Unterzeichner belegt.[7]


[1] Roland Kaufhold (2010): Ein Überzeugungstäter. Ein Kölner Dauerdemonstrant „entdeckt“ den Antisemitismus, in: Tribüne, a.a.O., S. 40-42; darin wird u.a. auf die Aktivitäten des Kölner Schauspielers Gerd Buurmann und dessen Internetseite verwiesen, der gegen den Antisemitismus auf der Kölner Domplatte und Herrmanns Aktion kämpft, siehe Infos unter www.tapferimnirgendwo.wordpress.com .

[2] Remko Leemhuis (2010): Antisemitische Ideologie der Hisbollah, in: Tribüne, a.a.O., S. 96-103.

[3] Clemens Heni (2010): Die “Prager Deklaration”. Antisemitismus im neuen Europa, in: Tribüne, a.a.O., S. 106-112.

[4] Yehuda Bauer (2010): Remembering accurately on International Remembrance Day, in: Jerusalem Post, 25.01.2010.

[5] http://23august1939.de/ (22.04.2010).

[6] http://23august1939.de/ (22.04.2010).

[7] Hier ein Auszug aus der Liste der Unterzeichner: Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) (Berlin), Dr. h.c. Joachim Gauck, Gegen Vergessen – Für Demokratie (Berlin), Prof. Lea Rosh, Kommunikation und Medien GmbH (Berlin), Günter Saathoff, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Berlin), Prof. Dr. Richard Schröder, Humboldt Universität zu Berlin (Berlin), Dr. h.c. Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Bundesminister a.D. (Berlin), Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D. (Berlin), Wolfgang Templin, Publizist (Berlin), Prof. Dr. Stefan Troebst, Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (Leipzig), Prof. Dr. Johannes Tuchel, Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin), Wolfgang Wieland, MdB, Sprecher für Innere Sicherheit der grünen Fraktion (Berlin), Prof. Dr. Heinrich August Winkler, Humboldt-Universität zu Berlin (Berlin).

Antisemitismus auf Facebook: Mordaufrufe und deutsch-türkische Hetze gegen Juden

Antisemitismus auf Facebook:

Mordaufrufe und deutsch-türkische Hetze gegen Juden

Antisemitismus und deutsche Medien, Teil 3: Facebook

Als sich vor einiger Zeit der ehemalige SPD-Politiker und ex-Berliner Senator Thilo Sarrazin, dessen Wortwahl und Ideologie sicherlich kritikwürdig sind, meinte, dass viele muslimische Einwohner in Deutschland primär Gemüse- und Obsthandel betreiben würden, sagte er nicht die Wahrheit.

Viele zumeist männliche Internetbenutzer mit (in diesem Fall zumeist) türkisch klingenden Namen sind vielmehr auch im sogenannten World Wide Web 2, dem „social web“ unterwegs, wie auf Facebook. Im Folgenden werden Zitate dokumentiert von offen einsehbaren und per Google auffindbaren Facebook-Seiten: http://youropenbook.org/?q=juden&x=0&y=0&gender=any (01.06.2010).

Natürlich ist das keine sozialwissenschaftlich abgesicherte, repräsentative Auswahl.

Aber das ist auch gar nicht nötig. Es reicht sich die sogenannte politische Soziokultur (ein Begriff der Politikwissenschaft, von Prof. Karl Rohe) anzuschauen, also den Teil der politischen Kultur, der die Sedimente, die tief verankerten Einstellungen und Mentalitäten von Menschen anzeigt.

Was sind die Gespräche, welche manche (oder einige, oder viele) Deutsch-Türken in der Schule, an der Uni, an der Fachhochschule, auf der Arbeit, im Döner-Imbiss, vor dem Fernseher, zu Hause auf dem Sofa, beim Frisör, oder einfach so auf der Straße tagtäglich führen?

Wie muss ein solches privates und gesellschaftliches (auch parallel-gesellschaftliches) Umfeld aussehen, damit es nur so heraussprudelt, gestern und heute, mit den unglaublichsten antisemitischen Invektiven?

Die unten dokumentierten Zitate sind nationalsozialistische Propaganda aus dem Jahr 2010, verfasst von Deutsch-Türken bzw. offenbar großteils Muslimen. Die Vielzahl der Einträge lässt stark vermuten, dass es sich hier nicht um einzelne rechtsextreme Ideologen wie die Grauen Wölfe handelt, dafür sind die Einträge viel zu un-politisch im Sinne der Ideologie einer Organisation. Es sind Alltäglichkeiten für die Verfasser und kaum jemand erwähnt eine Organisation, für welche sie sprechen würden etc.

Die Verfasser wissen, dass das überall auf der Welt auf Facebook gelesen werden kann, egal ob jemand selbst einen account hat bei Facebook oder nicht.

In der unten stehenden Dokumentation werden auch andere Facebook-Mitglieder mit offenbar keinem so deutlichen deutsch-türkischen oder deutsch-muslimischen Hintergrund zitiert. Aus technischen Gründen sind in den Screenshots zudem einige, sehr wenige Kritiker des Antisemitismus mit dabei.

Ich denke in den 1970er Jahren wäre es unter Migranten undenkbar gewesen, dass sie sich positiv auf Hitler beziehen, von den kleinen Islamistenkreisen einmal abgesehen, die es damals schon gab.

Noch bis in die 1990er Jahre wäre es als Teil der Soziokultur von Migranten eher unwahrscheinlich gewesen Nazis zu loben. Es mag dabei signifikante Unterschiede bei arabischen und türkischen Migranten gegeben haben, doch die sind längst passé.

Man muss sich gleichwohl erinnern: Migranten bzw. Deutsche mit migrantischem Hintergrund waren neben anderen Gruppen nach 1989/90 Opfer von Nationalismus und Rassismus und wurden von Neo-Nazis bedroht und einige wurden bei Brandanschlägen ermordet, wie in Mölln oder Solingen.

Doch im 21. Jahrhundert merken die Muslime in Deutschland, dass sie antisemitisch hetzen können, was die NPD, die „Freien Kräfte“ und „Autonome Nationalisten“ vor Neid erblassen lassen dürfte. Israelhass, als Antizionismus getarnter Antisemitismus ist längst salonfähig, wie auch die Berichterstattung über die tragischen Ereignisse auf See vor Gaza am Montag, 31. Mai 2010 zeigen. Natürlich bekommen dieses Facebook-Teilnehmer mit, welches Klima in Deutschland herrscht, eine politische Kultur des Antizionismus ist überall erkennbar und nur sehr wenige Stimmen nehmen Israel in Schutz und argumentieren seriös und kritisieren den islamistisch-antisemitischen Hintergrund der Aktion „Free Gaza“, welche de facto eine pro-Hamas-Propagandaveranstaltung war.

Die politische Soziokultur von Islamisten wiederum zeigte sich schon vor Jahren in einem Zitat aus einer Studie über die „Kinder des Dschihad“:

„Die Frage, die ein Polizist einem Fünfjährigen bei einer Hausdurchsuchung in Süddeutschland stellte, war unverfänglich gemeint. Der Beamte wollte dem Jungen die Angst nehmen, als seine Kollegen die Wohnung seiner Eltern auf den Kopf stellten und seinen Vater vorübergehend festnahmen: ‚Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?‘ Die Antwort kam ohne Zögern: ‚Wenn ich groß bin, möchte ich ein Mudschahed werden wie mein Vater und Ungläubige töten.‘“[i]

In den unten dokumentierten Facebook-Einträgen kommen die großen Brüder solcher Kinder zu Wort. Dort haben wir es mit absolut schamlosen Facebook-Einträgen zu tun, also dem „Volksmund“, so wie die Leute auf der Straße denken. Da all diese hier ausgewählten Leute die gleiche Art von Antisemitismus produzieren, ist das eine Art Soziokultur eines hier fast ausschließlich deutsch-türkischen Milieus.

Hitler-Zitate oder Luther-Zitate haben sich manche der Leute, die Vorbeter sozusagen, wiederum nicht erst gestern rausgesucht, vielmehr ist dieses Zitieren Teil eines langen Prozesses der anti-israelischen und dezidiert rasse-antisemitischen Ideologisierung von Fanatischen, Wahnsinnigen.

Der Antisemitismus ist unbeschreiblich. Da äußert sich ein muslimisch-nationalsozialistischer Rasseantisemitismus ganz offen, fast jeder Eintrag mit bürgerlichem Namen wie es scheint, und Bild, ohne jede Hemmung. Manche haben ein Bild mit einem Kind, welches somit gleich mitindoktriniert wird von Papa/Mama.

Fast jeder Eintrag ist ein Fall für die Polizei und die Staatsanwaltschaft.

Unten folgt eine Dokumentation von ausgewählten öffentlichen Facebook Einträgen vom 1. Juni 2010 bzw. 31. Mai 2010 – DIESE Beispiele sind EXTREM antisemitisch und strafrechtlich relevant. Man sollte diese Zitate nur Lesen, wenn man sich dessen bewusst ist. Sie werden hier nur dokumentiert, der Verfasser distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten.

Alle Zitate sowie viele weitere Beispiele als Screenshot : Mordaufrufe deutsch türkischer Antisemitismus FB krass.

1)      V.C. ich hab bock juden abzuballern . S.A. gefällt das.

2)      M.G. GUTEN MORGENNNNNNNN, günaydinnnnlarrrr,, ps: TOD DEN JUDEN UND ISRAILIS !!!!!!! ;))))))

3)      P.A. WÄRE ICH AN DER WELT MACHT WÜRDEN DIE SCHEIS JUDEN LEIDEN!!!!!!!

4) M.E. Ej ihr scheis stinkende Juden vergisst eins nicht wie ihr. Zur osmanische Zeit wart ihr wart einsam ihr fedrecktes Volk und die gantze Welt guckt mal wieder zu wen ein Moslem das machen würde würde die gantze welt diesen muslimischen Land angreifen scheis Juden scheis kristen ihr seid alle alllllllllleeeee gleich vergisst nicht osmanische Zeit last uns nicht wieder zurück kommen ihr hurren Böcke : via Handy-Web

5) H.D. scheiss juden ألا لعنة الله على اليهود الظالمين مهاجمة أسطول الحرية  Duisburg

6)      C.S. Diese Juden gehören echt wieder in die gas kammer anders werden sie es nicht lernen!!!!!!!!!!  Stuttgart, Germany

7) M.ö. »So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.« A.Hitler Önceleri Yahudilerin Bir Issız Adada Toplanmasını Düşünüyordum Ama Onları Tanıdıkça Her Birinin Görüldükleri Yerde Öldürülmeleri Gerektiğine Karar Verdim..!

8) G.A. wir müssen die JUDEN AUSROTTEN

9)      U.E. A. ANTI-ISRAEL- ANTI-JUDEN– ANTI-U.S.A.- ANTI-INTER- ANTI-MERKEL- ANTI-BUSH- ANTI-OBERSCHICHT-  Hamburg, germany

10) T.O. Was hitler angefangen hat werden wir beenden Heil hitler nieder mit die juden arbeit wird euch ………………………. scheiss juden boykottiert die scheis juden geschäfte verbrennt alles nieder es sind dieses mall keiner araber sonder türken gestorben rache rache rache ist süß

11)  S.E. Adolf war ein großer man das sagte ich schon immer er verdient mein vollen respek !!! scheisse das deutschland damals keine atombomben hatten dann wären vlt diese dreckigen juden aus der welt geschaffen und es gäbe keine probleme EIN WIE ADOLF BRÄUCHTN WIR KAMARADEN DEUTSCHLAND DEN DEUTSCHEN !!!  Bad Hersfeld, Germany

12)  Y.F. Herr hitler hat schon recht gehaubt,aber leider hat er paar fucking juden vergessen???? Bir Gün Gelecek, Öldürmediğim Her Yahudi İçin Bana Lanet Okuyacaksınız; Adolf Hitler..

13)  Y.Y. Die Juden haben aus dem 2. Weltkrieg nichts dazu gelernt! Ich sag nur, sucht euch bald ein gutes verstechk den diesmal Sind es nicht nur die deutschen die euch j**** werden! via Facebook für iPhone Y.F. Herr hitler jetz frage ich dir??? warum hast du restliche juden vergessen????? Herkes 1 Kere Paylaşsın İsraili Lanetliyoruz..!Kayrolsun İsrail !

14) I.A. yel3an al yahood fardan fardan. wo sind die moslems araber usw.. wenn wir uns alle die HAND geben würden.. würden die scheiss JUDEN sich die ganze scheisse nit trauen… es werden unschuldige getötet und kein ARSCH unternimmt etwas..und unsere schwester und brüder sterben 7asbia allah wa ne3mal wakeel kaalo 3arab wa moslemeen kaalo.. bas kalaam faady wa mafi af3aaal bi ayye ishi..wa ikhwaana fi FALASTEEN 3am bemooto

15) H.A. adolf hitler wusste genau das die bastarde von juden ne plage werden nur zu schade das er nicht alle um bringen konnte mir tut garnichts leid was hitler mit dene damals anstellte im gegenteil ein lob von mir NE MUTLU TÜRKÜM DIYEEEEEEEEEEENEEEEEEEEE Stuttgart, Germany

16)  S.M.M.E. scheiss juden!!!! fuck off israel!! www.youtube.com 1. ARTE Journal, 29. Mai 2010 2. ARTE Journal, 30, Mai 2010 3. sat1 Nachrichten, 31. Mai 2010 4. ZDF Morgenmagazin, 31. Mai 2010 siehe auch: Free Gaza Konvoi angegriffen – Ergänzende Informationen http://www.youtube.com/watch?v=tJZ30Qh8afM … Israel schießt unbewaffneten Hilfskonvoi zusammen Agrínion, Greece

17)  A.S. Juden sind Kinder des Teufels, die stehlen, morden und ihren Kindern das gleiche beibringen. (Martin Luther)

18)  Ö.S. wieviele juden passen in ein vw passat ?? 20 3 hinten … Mehr anzeigen 2 vorne und der rest in den aschenbecher

19)  B.A. bevor ich feierabend mache.muss ich was los werden! sorry aber ich muss es.fuck juden.

20)  M.B. Wir alle wissen, dass Juden kein Volk sind, sondern eine Religionsgemeinschaft. Europa hat uns im Zuge des Zweiten Weltkriegs ausgespuckt. Weil wir sonst nirgends hin konnten, haben wir uns das Land anderer genommen, ohne zu fragen. Deshalb hassen uns die Araber. “Wir sind kein Volk, wir hatten kein Recht auf dieses Land. Prof. Sand (=jüdischer Universitätsprofessor und Schriftsteller) Interessanter Spiegelbericht: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697365,00.html www.youtube.co…

21)  Y.Ş. Wir sind zwar alle weder nazis oder ähnliches… aber warum ist adolf bevor er alle juden vernichtet hat bloß gestorben… Naja beten wir gemeinsam dass israel in seiner eigenen scheiße untergeht

22) J.M. hitler mach dir kein kopf den rest der juden übernehmen wir türken. Danke fuer alles. Hdl adolf. via Handy-Web

23) D.B. www.youtube.com Cartman Cartman “Wir mussen die Juden ausrotten” Benningen am Neckar

24) R.D. ein deutscher muss in seinem gansen leben 500 fässer bier trinken, ein juden ermorden und 3 eichhörnchen töten Geesthacht, Germany

25)  F.B. ich ficke alle juden alles misgeburten Berlin, Germany

26)  S. S. da sieht man wie di JUDEN so sind! Wie sie einfach nichts gelernt haben von der Geschichte und genau die Sachen machen was Hitler mit diesen Unmenschen gemacht hat! Schade das ER sein Werk nicht vervollständigen konnte! http://www.facebook.com/pages/Kahrolsun-ISRAIL-Kahrolsun-PKK-Musluman-Isen-Katil-/131785956836194?ref=sgm İşte İsrailin aciziyeti …2 yaşındaki çocuğa silah doğrultacak kadar şerefsiz bi toplum !

27)  F.C. VERGAST DIE JUDEN IHR HURENKINDER

28)  ‘uA’.T. diese hurensöhne scheiss juden alle wieder vergasen www.bild.de Israelische Soldaten stürmten einen Schiffskonvoi von Palästinenser-Aktivisten, mindestens neun Menschen starben. BILD zeigt, wer an Bord war. Israel stürmt Schiffskonvoi auf dem Weg zum Gaza-Streifen: Neun Tote bei blutigem Zwischenfall

29)  G.K. Wenn ich einmal wirklich an der Macht wäre, dann wird die Vernichtung der Juden meine erste und wichtigste Aufgabe sein. Sobald ich die Macht dazu habe, werde ich zum Beispiel in Istanbul auf dem Bosborus Galgen neben Galgen aufstellen lassen. Dann werden die Juden gehängt, einer wie der andere, und sie bleiben hängen, bis sie stinken.

30) Z.Y. www.youtube.com kein behnemen die juden sie beleidigen jesus & die deutschen.Das eine Frechheit obwohl Deutschland Israel bis heute noch Geld bezahlt wegen dem Holokaust beleidigen sie die Deutschen bis aufs übelst & ihre Religion auch Sie Hassen unseren Geliebten Heiligen Jesus. www.Islami.de www.Islamglaube.de Schaut euch die juden an wie sie mit den Deutschen umgehen“

31)  I.T. schlitzen wir die juden auf wuhahaha xD Sindelfingen, Germany

32)  B.K. Der Adolf Hitler war der Lösung für die Juden…fuck u Israel

33)  K.A.Ö. Adolf hitler hatte eines gut gemacht das er die Juden vernichtet hat……..ISRAEL IHR SOLLT ALLE VERRECKEN IHR HURENSÖHNE::::::ICH WÜNSCHTE ADOLF HITTLER HÄTTE EURE GANZE RASSE VERNICHTET!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

34)  A.E. Jetzt kann ich ein bisschen verstehen wieso Adolf die Juden gehasst hat :S

35)  E.M. wir tanken nicht mehr bei Aral, Shell, Esso, Total und BP !! Wir boykottieren Israel…natürlich gehören einige der genannten ölkonzerne den Juden daher paßt das 😉

36)  B.A. tötet jedes juden schwein denn die yahudis sind unser feind…. via Handy-Web

37)  B.G. der einzige der was gegen diese juden machen kann (bzw sich traut) ist ahmedinejad…der rest von deutschland frankreich insbesondere türkei ist gelaber… Berlin, Germany

38) S.B. adolf komm zurück die juden sind wieder frech geworden! via Handy-Web

39) S.A. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ADVENT,ADVENT ein JUDE brennt. Erst die Arme, dann die Beine, dann die ganzen JUDEN SCHWEINE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! F*** you all :@:@:@  Augsburg, Germany“


[i] Souad Mekhennet/Claudia Sautter/Michael Hanfeld (2006): Die Kinder des Dschihad. Die neue Generation des islamistischen Terrors in Europa, München/Zürich: Piper, S. 7.

Taz missbraucht Gastfreundschaft der Jüdischen Gemeinde zu Berlin für antizionistische Propaganda

Antidemokratischer, antisemitischer Mob der taz

Zum Auftritt der taz-Chefredakteurin Ines Pohl bei der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am 27. April 2010

von Dr. phil. Clemens Heni, New Haven, CT, USA

Es ist wieder soweit: Nicht-jüdische Deutsche (und ihre antizionistischen jüdischen Kameraden) wollen Juden vorschreiben, wie sie sich verhalten und mit wem sie in einer Synagoge diskutieren sollen und worüber. Wadinet hat den Skandal dokumentiert und achgut titelt treffend: „Sieg Heil, Frau Pohl!

Iris Hefets hat am 9. März einen antiisraelischen Artikel in der taz schreiben dürfen, worin sie Auschwitz als „Pilgerfahrt“ und die Shoah als „Religion“ für Israeli bezeichnet. Besonders ihr vulgärer, obszön-widerlicher Stil (wie die Verbindung von Sex und Auschwitz-Besuch als jugendliche ‚Pflicht‘ für heutige Israeli) erinnerte viele Intellektuelle und Kritiker des Antisemitismus an Texte von Rechtsextremen, Nazis und anderen Antisemiten.

Aufhänger ihres auch in rechtsextremen Kreisen gelobten Hetzartikels war die Ausladung des Politologen Norman Finkelstein u.a. von mehreren deutschen Stiftungen. Finkelstein hat jüngst die israelische Armee mit der SS gleichgesetzt. Diese Art antisemitischer Volksverhetzung ist in USA zumeist straffrei, in Deutschland sieht das aus historischen Gründen etwas anders aus.

Am 27. April 2010 sollte also in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zu viert diskutiert werden: es war die Podiumsdiskussion „Pilgerfahrt nach Auschwitz“. Zum Umgang deutscher Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus angekündigt, mit Ines Pohl, Chefredakteurin der Tageszeitung taz, Thomas Schmid, Herausgeber der Welt und Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des Tagesspiegel unter der Moderation von Thierry Chervel, Mitbegründer und Chefredakteur des Onlinemagazins Perlentaucher. Levi Salomon Beauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin für die Bekämpfung des Antisemitismus Vorsitzender des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen.

Nach dem freundlichen, aber politisch scharfen Grußwort von Süsskind im überfüllten Saal im Centrum Judaicum sollte die Podiumsdiskussion beginnen. Doch dann erhob sich ein Stoßtrupp antizionistischer Aktivisten, welche Parolen wie „Wir sind alle Iris Hefets“ hochhielten, in Deutsch und Hebräisch.

Das ist bereits ein beachtlicher Indikator der politischen Kultur in diesem Land, 2010: viele Leute sind stolz Antisemiten zu sein, ob jüdische oder ‚arische‘. Die nicht-jüdische Chefredakteurin der taz, eine Frau Pohl, hat sodann unverschämterweise das Mikrofon ergriffen und mit bebender Stimme gefordert, dass Iris Hefets, die ihre gegen Juden in Israel gerichtete Hetze ja bereits in der taz verbreiten durfte, auf dem Podium mitreden dürfen solle. Dabei war die Zusammensetzung des Podiums mit allen eingeladenen Gästen, also auch mit Frau Pohl, abgesprochen.

Pohl war Sprachrohr des antidemokratischen und antizionistischen, extremistischen Volksmundes. Eine Diskussionsteilnehmerin nannte später den Mob Ausdruck des „Linksfaschismus“, wie in den 1970er Jahren, treffender wäre wohl schlicht „stalinistisch“.

Besonders krass war geradezu die Geilheit der Pöbler (das sah man an deren Gesichtsausdrücken), unbedingt Bilder von der Staatsgewalt zu bekommen, wie Zuschauer gewaltsam aus dem Saal gebracht werden. Dazu kam es nicht, denn fast alle Aufgeforderten gingen umgehend. Einige der Störer wollten offenbar einen Polizeieinsatz provozieren, um danach schreien zu können „Polizeistaat“ etc. Das ist eine bekannte Methode von K-Gruppen, Stalinisten, Maoisten, Trotzkisten und  Faschisten und Nazis.

Es ist nach 1945 unüblich geworden, dass ordinary Germans Juden vorschreiben, mit wem sie was diskutieren, zumal in einer Synagoge. Doch Pohl, schamlos wie die Linke, der sie entstammt, maßregelte die jüdischen Organisatoren. Nachdem sich u.a. die Vorsitzende Süsskind vehement für die Durchführung der Veranstaltung im geplanten Rahmen aussprach verließ die taz-Chefin die Veranstaltung. Die Veranstalter betonten nachdrücklich ihr Hausrecht und einige der besonders widerlichen Störer verließen den Saal. Zu viele weitere Hetzer blieben jedoch im Raum, mussten sich aber weitgehend ruhig verhalten, wobei eine Frau mit ihren Zwischenrufen, welche die Hamas mit Israel gleich setzten, besonders übel auffiel.

Die Diskussion war geprägt vom Improvisieren des Moderators, der seine kritischen Fragen an die taz nun ja nicht stellen konnte. Besonders Thomas Schmid zeigte sich geschockt ob des Verhaltens seiner journalistischen Kollegin von der taz. Den linken Antisemitismus hat jedoch nur Chervel attackiert, während Casdorff dieser Frage auswich (wie auch Schmid), der Tagesspiegel-Chefredakteur aber wenigstens sachte und viel zu freundlich darauf hinwies, dass es auch einen islamischen Antisemitismus gibt.

In Herrenmenschenmanier wollte Ines Pohl den Juden zeigen, wo’s langgeht. Sie, ein Gast der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, wollte bestimmen, dass auch eine Antisemitin wie die taz – Autorin des inkriminierten Textes auf das Podium darf. Dabei war im Vorfeld und noch am Abend vor Beginn der Veranstaltung demokratisch, kollegial und professionell besprochen worden, wie die Podiumsdiskussion ablaufen wird.

Doch Demokratie und Respekt sind natürlich nicht die Hauptstärken von Leuten, welche den sekundären Antisemitismus, die Erinnerungsabwehr an Auschwitz, stärken, indem sie Texte über eine „Pilgerfahrt nach Auschwitz“ drucken. Der pöbelhafte und antisemitische Auftritt der Chefredakteurin einer großen, bundesweiten Tageszeitung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 65 nach dem Ende des Nationalsozialismus ist ein unfassbarer Skandal.

Früher wurden Synagogen angezündet, verwüstet und entweiht. Heute (wie am 27.04.2010 in Berlin) wird in ehemaligen Synagogen in Deutschland von eingeladenen Gästen und ihren antizionistisch-jüdischen, muslimischen und sonstigen Kameraden gegen Israel gehetzt, Israel wahlweise mit dem Apartheidregime Südafrikas oder der Hamas gleich gesetzt und eine nicht-jüdische deutsche Journalistin heizt den Mob gegen die Jüdische Gemeinde zu Berlin auch noch an und missbraucht die Gastfreundschaft von Juden.

“Lebensfrische” auf der Alm – deutsche Ideologie und Geschichtswissenschaft seit 1933

In einer Kolumne in der taz vom 6. April 2010 wird Wolfgang Benz von Micha Brumlik scharf attackiert. Wenngleich Brumlik weiterhin in der Diskussion über „Islamophobie“ treu an der Seite von Benz steht (wie nicht nur der letzte Satz der Kolumne zeigt), kommen ihm doch ganz offensichtlich erhebliche Zweifel an der wissenschaftlichen und politischen Integrität seines Kollegen Benz.

Wolfgang Benz hat bislang die fachwissenschaftliche Literatur zu seinem Nazi-Doktorvater Karl Bosl wie die Forschungen von Prof. Bernd-A. Rusinek, Dr. Anne Christine Nagel oder auch Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann ignoriert und auch die skeptischen Nachfragen von Prof. Michael Wolffsohn im Jahr 2010 oder von Prof. Adelheid von Saldern aus dem Jahr 1999 haben ihn gerade als Schüler von Bosl und langjährigem Leiter eines Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) überhaupt nicht interessiert; v. Saldern sagte 1999 in einem Interview im bekannten online-Medium deutschsprachiger Geschichtswissenschaft, dem Portal H-Soz-u-Kult:

„Bosls Forschungsansätze waren vor allem sozialgeschichtlich orientiert, doch ich weiß bis heute nicht, was er im Dritten Reich gemacht hat. Ich habe bei meinen Recherchen aber etwas festgestellt, was ich problematisch finde, daß nämlich Bosl als Schriftleiter einer 1964 herausgegebenen Festschrift zum 80. Geburtstag für Karl Alexander von Müller fungierte und ein Vorwort geschrieben hat, in dem nichts weiter drinsteht als hagiographischen Bemerkungen.“

Brumlik ist nun der Erste, der sich ausführlich in einer Tageszeitung zum Schweigen von Benz bezüglich Bosl äußert:

„Freilich haben seine Gegner Benz nun in einem Punkt getroffen, der auf den ersten Blick mit der erwähnten Debatte in keinem Zusammenhang steht. Benz wurde 1968 in München von dem Mediävisten Karl Bosl promoviert und steuerte zu dessen Festschrift 1983 [das war 1988, 1983 war Benz ‚nur‘ Teil der Tabula Gratulatoria, vereint mit Armin Mohler oder Theodor Schieder, C.H.] einen wohlwollenden Beitrag bei.

Durch die Recherchen von Clemens Heni ist jetzt bekannt geworden, dass der 1908 geborene Bosl nicht nur ab Mai 1933 Mitglied der NSDAP und des NS-Lehrerbundes, später wohl auch der SA war, sondern sich 1938 für eine Mitarbeit im Forschungsprojekt des SS-Instituts ‚Ahnenerbe‘ zum Thema ‚Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte‘ bewarb und aufgenommen wurde. Bosl referierte noch im Januar 1945 auf der letzten NS-Historikertagung in Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn zum Thema ‚Landesausbau im baierischen Raum‘. 1964, Bosl war weit über fünfzig Jahre alt, nahm er eine Einladung der rechtsextremen Vertriebenenorganisation ‚Witikobund‘ an und beschuldigte bei einem ‚Sudetendeutschen Tag‘ die Tschechoslowakei ‚einer radikalen Endlösung des deutschen ‚Problems‘ nach hitlerschem Modell‘.

Soweit ersichtlich, hat sich Benz (…) zu diesen Vorhaltungen nie ausführlich geäußert. Bekannt sind allenfalls beiläufige Äußerungen, Bosl sei kein ‚Nazi‘ gewesen. So scheint eine erneute Debatte unerlässlich.

Dass ein ehemaliger Doktorand einem ihm freundlich gesonnenen Doktorvater die Loyalität hält, ist verständlich. Doch der Umstand, dass sich die bundesdeutsche Geschichtswissenschaft mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Leitfiguren, etwa Theodor Schieder, der den Generalplan Ost mitentworfen hatte, oder Werner Conzes, dessen Karriere als Sozialhistoriker mit völkischen Studien zur Siedlungsgeschichte begann, auseinandersetzten, hat ihr nicht geschadet.

Wolfgang Benz‘ Schweigen, das seine anderweiten Verdienste nicht schmälern kann, stellt in dieser Hinsicht einen Rückschritt dar.“

Als Ergänzung und Weiterführung der Kritik von Brumlik an Benz seien im Folgenden noch einige Hinweise gegeben.

Ein Bericht einer ehemaligen Schülerin von Bosl aus dem Jahr 1998 ist interessant und mag anzeigen, warum Benz sich bis heute so treu zu seinem Doktorvater verhält:

„Karl Bosl wollte seine Getreuen möglichst immer bei sich haben, im Doktoranden-Kolloquium selbstverständlich – das hätten wir auch nicht versäumt, denn es war spannend -, aber auch in der Vorlesung, und nur zu oft bei jenen, in Bosls eigenen späten Jahren dann bereits sagenhaften Sitzungen, die mit einem Glas Bier begannen und mit Nikolaschka-Runden [dazu die Fußnote 82: „Weinbrand mit einer Zitronenscheibe, Zucker und Kaffeepulver“, C.H.] dauern konnten bis Sonnenaufgang. Wer da bei allem mithielt, wer sich begeistern ließ, wenn ihn, der viel und schnell las, eine neue These bewegte, wer ihn nach seinen Vorträgen mit kräftigem Applaus und einem Quentchen Kritik erfreute, ohne reservatio mentalis, die er sofort spürte und die ihn reizte, wer dann noch tüchtige Aufsätze für die ZBLG schrieb und im Dienst, wenn nicht vorauseilenden, so doch nacheilenden Gehorsam bewies, der konnte auf Karl Bosl zählen, wie nur je ein Vasall oder Ministeriale auf seinen Herrn.“[i]

Dazu passt die Kritik an Bosl von Anne Christine Nagel, die Bosls herrisches Sein einbettet in seine Forschung zum Mittelalter:

„In seiner Habilitationsschrift zur Reichsministerialität im Hochmittelalter freilich bewegte sich Bosl noch ganz in den von Otto Brunner und Walter Schlesinger vorgezeichneten Bahnen. Mit ihnen definierte er Land als Rechts- und Friedensgemeinschaft, als ‚konkrete Ordnung des agrarischen Landes aus germanischen Wurzeln‘ (…).“[ii]

Bosls Herrschaftsapologetik ist eine deutsch-nationale Phrasendrescherei, die unschwer an die Herkunft der 1950 publizierten Habilschrift von Bosl aus dem SS-Staat erinnert. Für Benz alles Anzeichen für einen „hochverehrten liberalen Gelehrten“…:

„Ein reichlich idealisiertes Verständnis von Treue und Gefolgschaft als Motor des politischen Lebens im Mittelalter wurde ebenso weiter gepflegt wie an der beziehungsreichen Kategorie Volk festgehalten wurde. Noch im Schlußabsatz der Studie erinnert manche Formulierung an die hochgestimmten Phrasen gerade vergangener Zeiten, wenn Bosl die Reichsministerialität zu ‚renaissancehafte[n] Kraftmenschen‘ und ‚Bannerträger[n] deutscher Sendung im Abendland‘ stilisiert.“

Und dann hat dieser abgrundtief feige Mensch Karl Bosl nach dem 8. Mai 1945 gelogen und so getan, als sei er kein Nazi gewesen und Benz und viele andere beten das bis heute nach. 1990, drei Jahre vor seinem Tod, sagte Bosl in einem langen, biographischen Interview:

„Diese Wanderjahre habe ich eigentlich in aller Stille verbracht, ich hab mich überall zurückgezogen, denn von zu Haus aus hat die antihitleristische Haltung meines Elternhauses bei mir schon sehr stark gewirkt. Und ich hab meine Doktorarbeit gemacht. Ich war nirgends dabei damals, ich hab meine Doktorarbeit gemacht, und ich habe im Jahre 1938 dann in München promoviert und hab mich dann sofort entschlossen, nachdem das sehr gut gelang, Karl Alexander von Müller zu bitten, mich als Habilitanden anzunehmen.“[iii]

Bosl sagte wenig später in diesem Gespräch, er sei 1944 aus „politischen Gründen“ nicht zum Privatdozenten ernannt worden.“[iv] Dazu legt er jedoch keine Belege vor. Wozu es jedoch Belege gibt sind seine Aktivitäten als Nazi, dazu nochmals Nagel:

„Daß für diese Verspätung [‚erst‘ 1948 wurde er Privatdozent, und nicht schon 1944, C.H.] seine politische Mißliebigkeit im Dritten Reich der Anlaß gewesen sei, gehört freilich in das Reich der Legende.“

Bosl war ja seit Mai 1933 mit der Mitgliedsnummer 1884319 bei der NSDAP registriert, gleichzeitig war er auch in die SA eingetreten. Desweiteren:

„Wissenschaftlich bewarb er sich zudem erfolgreich um die Mitarbeit am ‚Forschungswerk Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte‘ des Ahnenerbes der SS. Er erhielt für dieses Projekt eine monatliche Unterstützung von RM 120.- und erforschte von 1938 bis 1942 speziell die ‚Lehn- und Holzrechte im Berchtesgardener Land‘ – begleitet von ausgedehnten Waldwanderungen und Almbegehungen jeweils in den Sommerferien jener Jahre. Auf diese Weise, so beschrieb es Bosl 1939 in einem Arbeitsbericht, entstehe ein ‚farbiges, lebensfrohes Bild der Lehens- und Holzrechte‘, die wiederum versprachen, seiner ‚Arbeit Lebensfrische‘ zu geben.“[v]

Man muss sich das klar vor Augen halten: Karl Bosl schreibt ganz entzückt an seinen Arbeitgeber, die SS, am 10.08.1939 einen Brief und spricht von „Lebensfrische“ auf der Alm in Bayern. Wolfgang Benz will davon bis heute nichts wissen oder es macht ihm überhaupt nichts aus. Was sagen dazu Juden, welche mit Benz die letzten Jahrzehnte Zeitzeugengespräche führten ohne zu wissen, bei wem Benz promovierte und wie er sich bis heute dazu verhält?

Sarkastisch vermerkt hingegen Nagel zu Karl Bosls ‚Lebensfrische‘:

„Der bayrische Mediävist bewahrte sich vor allem die eigene Lebensfrische und das über den 8. Mai 1945 hinaus. Indem er es – mit welchen Mitteln auch immer – verstand, die amerikanischen Bildungskommissare auf sich aufmerksam zu machen und sie von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, gelangte er nach dem Zusammenbruch rasch wieder nach oben.“[vi]

1964 hielt Bosl einen antisemitischen Vortrag in Nürnberg auf dem „Sudetendeutschen Tag“ und sprach von einer „radikalen Endlösung des deutschen ‚Problems‘ nach hitlerschem Modell“.[vii] Hat Benz denn nicht wenigstens damals die Frankfurter Rundschau zur Kenntnis genommen? Die hatte exakt zu der Zeit als Benz bei Bosl Doktorand war (1965-1968) am 8. Januar 1966 berichtet:

„‘Schwere Vorwürfe der nazistischen Unterwanderung haben ehemalige Mitglieder und Funktionäre der deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei gegen die Sudetendeutsche Landsmannschaft erhoben. In einer am Freitag in München veröffentlichten Erklärung heißt es, 17 ehemalige SS- und SA-Führer bekleideten gegenwärtig in der Sudetendeutschen Landsmannschaft wichtige Funktionen. (…) Unter anderem sind die Namen des über die CSU-Liste in den Bundestag gewählten Abgeordneten Dr. Walter Becher, ehemaliger Redakteur der Zeitschrift Zeit in Reichenberg, genannt sowie des ehemaligen Gauwartes und Kraft-durch-Freude-Hauptstellenleiters Dr. Victor [Viktor, C.H.] Aschenbrenner, des Vorsitzenden des Bundesvorstands der Sudetendeutschen Landsmannschaft und früheren hauptamtlichen NSDAP-Gaurichters, Dr. Franz Böhm, des Münchner Regierungsdirektors Dr. Walter Hergl, der NSDAP-Hauptstellenleiter und Verfasser einer Denkschrift an Hitler gewesen sei, in der die blutige Vernichtung des tschechischen Volkes vorgeschlagen wurde.‘“[viii]

Karl Bosl war nach dem 8. Mai 1945 weiter in rechtsextremen, antisemitischen und revanchistischen Kreisen aktiv und pflegte ohnehin seine völkischen Seilschaften zu vielen ‚treuen‘ Kollegen, namentlich zu  Karl Alexander von Müller und Theodor Mayer, letzterer war einer der Gutachter von Bosls Habilitationsschrift 1944, von Müller wie gesagt der Betreuer der Habil-Arbeit[ix]. Bosl war Mitglied in der „Aktion Ritterbusch“ und wurde zudem vom „Ahnenerbe der SS“ von 1938 bis 1942 bezahlt. Darüber hinaus war Bosl seit 1933 Mitglied in der NSDAP und der SA, seit 1934 im NS-Lehrerbund, von „1935 bis 1938 war er Mitarbeiter der Landesleitung Süd des Bundes deutscher Osten, sowie ab 1939 Kreisverbandsleiter des Reichskolonialbundes in Ansbach.“[x] Der Bund deutscher Osten war eine völkische, nationalsozialistische Organisation, der Reichskolonialbund stand unter der Führung des Kolonialisten, Rassisten, Antisemiten, Militaristen, blutiger Kämpfer gegen die Münchner Räterepublik 1919 und Nazis (Mitglied in der NSDAP ab 1928) Franz Ritter von Epp.

Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, dass Karl Bosl auch 1981 den Nationalsozialismus lobt und wörtlich schreibt:

„Die Revolution von 1918 hat die Gesellschaft nicht verändert, aber einen grundlegenden egalitären, demokratischen Gesellschaftsprozeß auf der Grundlage der Volkssouveränität eingeleitet, sie hat politisch-verfassungsrechtlich in Bayern und Deutschland überhaupt erst die parlamentarische Demokratie mit Repräsentation des ganzen Volkes begründet. Freilich muß man auch feststellen, daß das ‚Dritte Reich‘ diese egalitäre Gesellschaftspolitik fortgesetzt und vor allem endgültig die alten Elitenschichten und ihre Traditionen beseitigt hat.“

Das antisemitische, völkische Lob auf die „egalitäre Gesellschaftspolitik“ des SS-Staates von Karl Bosl ist Teil deutscher Ideologie vor und nach 1945. Für den Leiter des ZfA hingegen ist Bosl ein „hochangesehener liberaler Gelehrter“ gewesen…


[i] Wilhelm Volker/Walter Ziegler (Hg.) (1998): Im Dienst der Bayerischen Geschichte. 70 Jahre Kommission für bayerische Landesgeschichte, München: C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, S. 481f. Die zitierte Passage ist aus dem Text „‘Gründerjahre‘ – Ein Rückblick“ von Getrud Diepolder.

[ii] Anne Christine Nagel (2005): Im Schatten des Dritten Reiches. Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1970, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 141. Das nachfolgende Zitat “Ein reichlich idealisiertes…” ebd.: 142. Bosl hat im Nationalsozialismus promoviert und habilitiert, sprich: seine Karriere in der Bundesrepublik baut auf seinem aktiven Mittun im SS-Staat auf. „Promoviert bei Karl Alexander von Müller mit einer vorwiegend an Wirtschaftsfragen orientierten Arbeit über das ‚Nordgaukloster Kastl‘, griff seine Habilitationsschrift zur ‚Reichsministerialität der Salier und Staufer‘ weit in das Gebiet der Reichsgeschichte aus. Mit dieser Studie habilitierte sich der katholische Mediävist 1944 an der Münchner Universität, doch kam das damals zweizügige Verfahren – Habilitation  plus mehrstündige Lehrprobe mit anschließender meist verzögerter Verleihung der Venia legendi durch den Reichserziehungsminister – nicht mehr ganz bis zum Abschluß. So erhielt Bosl erst 1948 den Status eines Privatdozenten an der Ludwigs-Maximilians-Universität“ (ebd.: 137).

[iii] Karl Bosl (1990)/1996: Karl Bosl als Zeitzeuge zur bayerischen Geschichte, in: Karl Bosl. Eine Bibliographie. Materialien zur Bayerischen Geschichte und Kultur 3/96, Augsburg: Haus der Bayerischen Geschichte, S. 14-30, hier S. 19. „Die Interview-Aufnahme in zwei Teilen entstand am 11. Juli 1990 im Institut für Unterrichtsmitschau, München, im Rahmen des Projekts ‚Zeitzeugen zur bayerischen Geschichte‘ des Hauses der Bayerischen Geschichte. Die Gesamtlänge des Gesprächs beträgt 101 Minuten. Interviewer war Dr. Karl N. Renner, München. Die Textkürzung und –redaktion für den vorliegenden Abdruck stammt von Dr. Lorenz Maier, Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg. Die Bearbeitung erfolgte unter weitgehender Wahrung des Gesprächscharakters. Bereinigt wurden mit geringen Ausnahmen (…) lediglich gesprächsbedingte inhaltliche Wiederholungen und sprachliche Brüche aus dem Zusammenhang des gesprochenen Wortes heraus“ (ebd.: 14).

[iv] Ebd.: 22.

[v] Nagel 2005: 137f.

[vi] Ebd.: 138. Zum eingebildeten Widerstand von Bosl auch noch diese Stelle: in dem zitierten Interview aus dem Jahr 1990 wird Bosls „NS-Engagement“ „nicht erwähnt, statt dessen stellt sich Bosl in die Reihe des Widerstands. Auf die Frage Renners, wie denn sein ‚aktiver Widerstand‘ ausgesehen habe, antwortete Bosl: ‚Ja, das sah so aus, daß man jahrelang – wie soll ich sagen – Propaganda gegen das Dritte Reich gemacht hat, und zwar durch Flugblätter.‘ Bosl wollte diese Flugblätter handschriftlich angefertigt haben; Beweisstücke existierten aber nicht mehr“ (ebd.: 137, Anm. 139.).

[vii] Karl Bosl (1964): Nürnberg – Böhmen – Prag. Vortrag vor dem Witikobund, gehalten am 12. Mai 1964 in Nürnberg im Rahmen des Sudetendeutschen Tages, in: ders., Nünberg Böhmen Prag, München: Eigenverlag des Witikobundes e.V., S. 5-18, hier S.  6. Der zweite Text dieser kleinen Broschüre ist von einem anderen alten Nazi, Dr. Viktor Aschenbrenner (1964): Blütezeiten der Kultur in Böhmen, Mähren und Schlesien, ebd., S. 19-34, zu Aschenbrenner: Kurt Nelhiebel (1962): Die Henleins gestern und heute, Frankfurt am Main: Röderberg Verlag. „Dr. Viktor Aschenbrenner, früher: Leiter der Sudetendeutschen Kulturgesellschaft in Berlin und Leiter des sudetendeutschen Referates im VDA in Berlin bis zum Jahr 1938, Gauvolksbildungswart der NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘, Gauhauptstellenleiter der NSDAP; heute: Mitglied des SL-Bundesvorstandes, Kultur- und Volkstumsbeauftragter im Bundesvorstand des SL, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des ostmitteleuropäischen Schrifttums. Mitglied des kulturpolitischen Ausschusses des BHE, Herausgeber der Zeitschrift ‚Sudetenland‘, Regierungsrat im hessischen Kultusministerium (wird von der Schulabteilung für ostkundliche Arbeiten herangezogen)“, Nelhiebel 1962, S. 72.

[viii] Frankfurter Rundschau, 8. Januar 1966, zitiert nach Kurt Hirsch (1967): Kommen die Nazis wieder? Gefahren für die Bundesrepublik, München: Verlag Kurt Desch, S. 135f.

[ix] Vgl. Volkert/Ziegler (Hg.) (1998), S. 393.

[x] Volkert/Ziegler (Hg.) (1998), S. 392.

Erlangen 1944/2010 – die „Aktion Ritterbusch“, Bosl und Benz

Von Dr. Clemens Heni

Für manch historisch Unbedarfte sind Brandanschläge auf Autos oder Gewalt bei Demonstrationen von linken, völlig in die Irre geleiteten, kriminellen Spinnern und Chaoten das gleiche wie die Mordaktionen der Sturmabteilung (SA) der NSDAP. Jüngst stellen die Welt bzw. achgut diesen die Blutspur der SA derealisierenden Vergleich an. Wer allein von den Aktionen der Köpenicker Blutwoche von Juni 1933 weiß, kann solche Vergleiche nicht anstellen. Doch um historische Wahrheit geht es fanatisierten anti-„Extremisten“ auch keineswegs, doch sollten sich zumal totalitarismus- und extremismustheoretische Vasallen merken, was der Spiegel in einem Verriss des neuen Buches von Sven Felix Kellerhoff (Die Welt) schreibt: „Man darf sich auf seine Ideologie nicht versteifen.[i]

Der Doktorvater von Wolfgang Benz, Karl Bosl, hat sich als frisch gebackener SA-Mann von der Köpenicker Blutwoche nicht irritieren lassen auf seinem (Karriere-) Weg im Nationalsozialismus. Doch war Bosl überhaupt ein Nazi?

Diese Frage stellt sich, nachdem der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Prof. Wolfgang Benz (ZfA) vor wenigen Tagen in Erlangen, am 21.03.2010 historische Fakten über seinen Doktorvater, den beliebten, anerkannten Historiker und ehemaligen SA-Mann seit 1933, Prof. Karl Bosl nicht hören wollte und darauf beharrte, dass sein „Doktorvater“ „kein Nazi“ gewesen sei, wie die juedische.at in einem aufschlussreichen Bericht von Doris Kalveram von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Franken mitteilt.

In Wahrheit war Karl Bosl ein Nazi. Er war bis 1945 sehr involviert in den Nationalsozialismus und hat nach 1945 alte „Kameraden“ gelobt und geehrt sowie selbst antisemitische Vorträge gehalten und bei antisemitischen, rechtsextremen Vereinigungen publiziert, wie dieser Text zeigt. Zudem hat er in Büchern der 1980er Jahre den Nationalsozialismus gelobt…

Karl Bosl war Mitglied in einem der größten akademischen Netzwerke des Nationalsozialismus, der „Aktion Ritterbusch“, welche dem Nationalsozialismus im Krieg ideologische Rechtfertigung und Zukunftsplanung für ein von den Deutschen beherrschtes Europa liefern sollte. Daraus resultierten auch Seilschaften zu vielen anderen Wissenschaftlern, welche meist ungebrochen ihre Karrieren in der Bundesrepublik fortsetzen konnten. Die kritischen Forschungen von Professor Frank-Rutger Hausmann zur „Aktion Ritterbusch“ seit den 1990er Jahren sind dabei von großer Bedeutung.

Am 12. Mai 1964 sprach Karl Bosl in Nürnberg im Rahmen des „Sudetendeutschen Tages“ über „Nürnberg – Böhmen – Prag“ und beschuldigte die Tschechoslowakei einer „radikalen Endlösung des deutschen ‚Problems‘ nach hitlerschem Modell“. Bosl war ein Antisemit, was sich in der Gleichsetzung der präzedenzlosen Verbrechen der Deutschen (und Hitler) im Holocaust und der Vertreibung aus dem Osten zeigt.

Dieser Vortrag erschien als Teil einer kleinen Broschüre im Eigenverlag des Witikobundes e.V. Der Witikobund wurde 1950 in Stuttgart ausschließlich (!) von ehemaligen NSDAP- bzw. SS-Mitgliedern gegründet. Für die interessierte Öffentlichkeit war das alles durchaus bekannt, 1962 wurde in Frankfurt am Main von Kurt Nelhiebel ein 87-seitiges Büchlein mit dem Titel „Die Henleins gestern und heute. Hintergründe und Ziele des Witikobundes“ publiziert. Benz hat sich offenbar bis heute nicht für Nelhiebels damalige Forschungen interessiert. Sonst hätte er Wesentliches über die Ideologie des Witikobundes und auch den Co-Autor von Bosl in der Witikobund-Broschüre von 1964, Dr. Viktor Aschenbrenner[ii] erfahren.

Die Bezeichnung der Vertreibung der Deutschen als „Endlösung“ verharmlost aufs Ungeheuerlichste den Holocaust. Diese Art der Verharmlosung wird sekundärer Antisemitismus bezeichnet, Antisemitismus nach und wegen Auschwitz.

Im selben Jahr 1964 gab Bosl auch einen Geburtstagsband für Prof. Karl Alexander von Müller heraus, einem Nazi seit den 1920er Jahren und Freund von Hitler. Von Müller war der Doktorvater von Bosl, dem es auch nichts ausmachte 1964 von Müller zu ehren, wo doch von Müller am 19. November 1936 eine Ansprache hielt zur Eröffnung der „Forschungsabteilung Judenfrage des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands“ an der Universität in München. Die mündliche Doktor-Prüfung von Bosl bei von Müller fand am 23. Juni 1938 statt. 1965 wurde Wolfgang Benz Doktorand bei Bosl ohne sich bis heute auch nur mit dem sekundären Antisemitismus seines Doktorvaters nach 1945, wie er u.a. in der Ehrung für Nazis wie von Müller noch in den 1960er Jahren allzu deutlich wird, kritisch zu befassen.

Karl Bosl selbst war seit 1933 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer 1884319, sowie der SA, sowie wenig später des NS-Lehrerbundes, 1938 bewarb er sich beim SS-Ahnenerbe und dessen Projekt „Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte“, wurde angenommen und von der SS bezahlt. Am 16. und 17. Januar 1945 schließlich nahm Bosl auf einer weiteren  Tagung der „Aktion Ritterbusch“, der wohl letzten Historikertagung im SS-Staat teil – aus tiefer Treue zum „Führer“ fand diese Tagung im Geburtshaus Hitlers in Braunau am Inn statt. Die örtliche NSDAP lieferte Wild und Fisch ins Gasthaus „Gann“…[iii] Geleitet wurde auch dieses Treffen von Prof. Theodor Mayer, über den es nach dem Ende des SS-Staates in einem in Bielefeld abgeschickten, anonymen Brief an die Spruchkammer Höchstadt a.d. Aisch heißt:

Sicher hat Mayer

„Ihnen nichts davon erzählt, daß er langjähriger Vertrauensmann des SD war und beim Reichssicherheitshauptamt ein- und aus ging und manchen braven antifaschistischen Wissenschaftler ans Messer geliefert hat. Wenn [S]ie wissen wollen, wer Theodor Mayer wirklich war, so glauben Sie nicht den Gutachten, die er sich erbettelt, erschlichen oder erpreßt hat, auch nicht seinen Kreaturen und Komplizen, die ihn noch immer fürchten. Fragen Sie doch mal an der Universität Berlin, seiner letzten Wirkungsstätte, nach vielleicht bei Prof. Baethgen, Dahlem, Buggestr. 5 oder bei Prof. Holtzmann, Bonn, Hindenburgstr. 123 oder bei Stadtarchivar Feger, Konstanz, Stadtarchiv“.[iv]

Dagegen pflegte Bosl nach 1945 weiterhin seine Seilschaften zu alten Kameraden und gab auch die Festschrift zum 80. Geburtstag von Theodor Mayer heraus, mit enthusiastischen Dankesworten gespickt.

In einem Buch über Bayerische Geschichte, erste Auflage 1971, hier die Ausgabe aus dem Jahr 1990 zitierend, hört Bosl 1933 auf und fängt 1945 wieder an – da Bayern als eigenständiges Land aufgehört hätte zu existieren. Für Leserinnen und Leser, welche rein gar nichts von der Geschichte dieser Zeit wissen, wird der Holocaust als Teil auch der bayerischen Geschichte einfach geleugnet, weil Bayern 1933 aufgehört habe, „eine eigene Staatspersönlichkeit zu sein“. Stattdessen sucht Bosl eifrig danach, ob es noch ein „besonderes bayerisches Menschsein geben kann“. [v]

Umso beachtlicher ist diese Derealisierung des Antisemitismus, des Holocaust und des verbrecherischen Nationalsozialismus insgesamt, wenn man sich anschaut, wie Bosl den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel im Jahr 1975 lauthals zum Geburtstag gratulierte – in einem biographischen Abriss des Lebens von Goppel sagt Bosl:

„Altbayerisch, staatsbayerisch, deutsch war der Lebensweg des Jubliars bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt.“[vi]

Wow! Doch wie hat das der Alfons Goppel gemacht, so ganz „altbayerisch“ oder gar „staatsbayerisch“, wo doch Bayern gar keine „eigene Staatspersönlichkeit“ gehabt habe in der Zeit 1933-1945? Nun, Goppel war Parteigenosse von Bosl, sowie Mitglied in der SA seit 1933. Das Leben von Juden oder auch Sozialdemokraten und Kommunisten nach 1933 ist Bosl keine Silbe wert, doch ein Nazi wie Goppel, der deshalb zumindest kurzfristig nach 1945 auch politische Probleme bekam, konnte sich „altbayerisch“ oder „deutsch“ verhalten während dem Nationalsozialismus. All das fällt Prof. Benz nicht auf, es ist ihm egal oder er sieht es auch so.

In einem weiteren Buch über Bayern aus dem Jahr 1981 spricht Bosl von „aufrüttelnden Festen (Wartburgfest 1817)“, ohne die antisemitische und antifranzösische Bücherverbrennung (!) bei diesem Fest auch nur zu erwähnen.[vii] Im gleichen Kontext singt er ein Loblied auf Ernst-Moritz Arndt, den völkisch-nationalistischen Dichter. Arndt habe doch „die Deutschen zu Vaterlandsliebe, Sicherung ihres Volkstums“[viii] aufgerufen.

Über die Bücherverbrennung und die völkischen Protagonisten Arndt oder Friedrich Ludwig Jahn („Turnvater Jahn“) schrieb schon Heinrich Heine 1840:

»Auf der Wartburg krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! (…) Auf der Wartburg herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte als Bücher zu verbrennen! Ich sage Unwissenheit, denn in dieser Beziehung war jene frühere Opposition, die wir unter dem Namen »die Altdeutschen« kennen, noch großartiger als die neuere Opposition, obgleich diese nicht gar besonders durch Gelehrsamkeit glänzt. Eben derjenige, welcher das Bücherverbrennen auf der Wartburg in Vorschlag brachte, war auch zugleich das unwissendste Geschöpf, das je auf Erden turnte und altdeutsche Lesarten herausgab (…)“.

Bosl jedoch lobt das Wartburgfest und auch Arndt noch im Jahr 1981, wenig zuvor hatte Prof. Dr. Manfred Wichelhaus sich in einem Festvortrag am 16. Juni 1979 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid kritisch über Arndt als Namenspatron für geäußert:

Mit Haßerziehung hat Arndt in Deutschland Schule gemacht.”

Im gleichen Band über Bayern von 1981 lobt Bosl den Nationalsozialismus:

„Die Revolution von 1918 hat die Gesellschaft nicht verändert, aber einen grundlegenden egalitären, demokratischen Gesellschaftsprozeß auf der Grundlage der Volkssouveränität eingeleitet, sie hat politisch-verfassungsrechtlich in Bayern und Deutschland überhaupt erst die parlamentarische Demokratie mit Repräsentation des ganzen Volkes begründet. Freilich muß man auch feststellen, daß das ‚Dritte Reich‘ diese egalitäre Gesellschaftspolitik fortgesetzt und vor allem endgültig die alten Elitenschichten und ihre Traditionen beseitigt hat.“ [ix]

Wir kennen diese Art geschichtsrevisionistische Propaganda: auch neu-rechte Autoren wie Rainer Zitelmann oder Michael Prinz vertreten seit Jahrzehnten die These des ‚modernen‘ Charakters des Nationalsozialismus. Der Antisemitismus und Auschwitz spielen keine Rolle, ja werden gezielt klein geredet und die Totalität des SS-Staates negiert. Mit seriöser Forschung hat das nichts zu tun.

Eine solche Ausblendung des Antisemitismus ist auch bei Karl Bosl typisches Merkmal der Erinnerungsverweigerung – eine sekundär antisemitische Reaktionsweise. Solche Facetten des neuen Antisemitismus gehören eigentlich zum Aufgabenbereich eines Zentrums für Antisemitismusforschung. Doch Benz huldigt seinem Bosl bis heute. Benz hat in Erlangen, wo Bosl im April 1944 auf einer Tagung von Nazi-Historikern der „Aktion Ritterbusch“ aufgetreten ist, am 21.03.2010 verneint, dass Bosl ein Nazi gewesen sei. Als Leiter des ZfA ist ein solcher Wissenschaftler nicht länger tragbar.

Im Januar 1945 haben Nazis, Mitglieder der NSDAP mit Hakenkreuzarmbinden Karl Bosl und seinen Kollegen Fisch und Wild aufgetragen, damit die historischen Debatten über ‚germanische Wurzeln‘ des nationalsozialistischen Rassestaates noch besser mundeten. Gleichzeitig vernichteten die Kollegen der SS die letzten Juden oder schickten sie auf die Todesmärsche. Bosl selbst hatte mit der Shoah kein Problem. In seinen Büchern hat er sie verschwiegen und während er sich von der NSDAP in Hitlers Geburtshaus bewirten ließ wurden die letzten Juden ermordet.[x] Karl Bosl hat kurz vor seinem Tod gelogen und gesagt, er sei im Nationalsozialismus „nirgends“ dabei gewesen. Bosl wollte als netter Professor geehrt und erinnert werden und seine Schüler und Freunde wie Wolfgang Benz huldigen ihm bis heute.

Wer einem Mann wie Karl Bosl noch 1988 zum 80. Geburtstag gratuliert und bis heute keinen Abscheu für diesen Menschen empfindet, hat aus der Geschichte nichts gelernt und kennt keine Scham.


[i] Michael Sontheimer (2010): Alle Stasi außer Mutti, in: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,685483,00.html (27.03.2010): „Jenseits der nicht endenden Debatte, was 68 in der deutschen Westrepublik war, was es bewirkt hat und wie das wiederum zu bewerten ist, erteilt uns Sven Felix Kellerhoff eine wichtige Lektion: Geschichtsschreibung sollte nicht als Ideologie-produktion betrieben werden. Was auch Arnold Schwarzenegger erkannt hat, der einmal sagte: “Man darf sich auf seine Ideologie nicht versteifen.”

[ii] Kurt Nelhiebel (1962): Die Henleins gestern und heute, Frankfurt am Main: Röderberg Verlag. „Dr. Viktor Aschenbrenner, früher: Leiter der Sudetendeutschen Kulturgesellschaft in Berlin und Leiter des sudetendeutschen Referates im VDA in Berlin bis zum Jahr 1938, Gauvolksbildungswart der NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘, Gauhauptstellenleiter der NSDAP; heute: Mitglied des SL-Bundesvorstandes, Kultur- und Volkstumsbeauftragter im Bundesvorstand des SL, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des ostmitteleuropäischen Schrifttums. Mitglied des kulturpolitischen Ausschusses des BHE, Herausgeber der Zeitschrift ‚Sudetenland‘, Regierungsrat im hessischen Kultusministerium (wird von der Schulabteilung für ostkundliche Arbeiten herangezogen)“, Nelhiebel 1962, S. 72. Zu „VDA“: „Der ‚Volksbund für das Deutschtum im Ausland/VDA‘, später ganz von der SS-Führung aufgesogen, war die Organisation, die von Berlin aus auf die Volksgruppen in den Nachbarstaaten Deutschlands Einfluß nahm. Zuletzt organisierte der VDA die ‚fünften Kolonnen‘ Hitlers“ (ebd.: 70, Anm. 23). „SL“ heißt Sudetendeutsche Landsmannschaft, „BHE“= „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“, eine revanchistische Partei,  1950 gegründet, mit anfangs ca. 200.000 Mitgliedern, mit dem Nazi Theodor Oberländer als Minister in einer Adenauer-Regierung.

[iii] „Die vermutlich letzte Tagung im Rahmen des Gemeinschaftswerks [d.h. der „Aktion Ritterbusch“, C.H.] überhaupt war die der Historiker in Braunau am Inn am 16.-17. Januar 1945 über das Thema „Probleme der Siedlungs – und Verfassungsgeschichte der baierischen Stammesgebiete“. Sie fand, bezeichnenderweise, im Geburtshaus des ‚Führers‘ statt und wurde von [Theodor, C.H.] Mayers ‚Klubbruder‘ Dr. med. Eduard Kriechbaum, einem Braunauer Heimatforscher und ehemaligen Sozialdemokraten, in Zusammenarbeit mit der Behörde des Reichsstatthalters in Oberdonau vorbereitet. Man tagte im Gasthof Gann, Altdeutsche Stube, Adolf-Hitler-Platz. Die Kreisleitung der NSDAP besorgte Wild und Fische für die Verköstigung. Ende des Jahres 1944 hatten von Guttenberg, von Dungern, Dachs, Bosl, Spindler, Brunner, Egger, Klebel, Heuberger und Fischer mit Sicherheit (…) zugesagt“ (Frank-Rutger Hausmann (1998/2002): „Deutsche Geisteswissenschaft“ im Zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940-1945). Zweite, erweiterte Auflage, Dresden: Dresden University Press, S. 253). Auch diese wissenschaftliche Arbeit zeigt, dass jedenfalls für Fachkenner seit längerem Bosls Mitgliedschaft in NS-Organisationen offenkundig ist. Ob Benz solche fachwissenschaftliche Literatur zur Kenntnis nimmt, weiß ich nicht.

[iv] Zitiert nach Hausmann 2002, S. 109, Anm. 190

[v] Karl Bosl (1971)/1990: Bayerische Geschichte, 7., durchgesehene Auflage, München: W. Ludwig Buchverlag, S. 237 bzw. 240.

[vi] Karl Bosl (1975): Ministerpräsident Alfons Goppel zum 70. Geburtstag, in: Politische Studien 1975, S. 641-644, hier S. 642. Eine Seilschaft ist auch hier unschwer zu erkennen: Prof. Dr. Hans Maier saß bereits 1975 im wissenschaftlichen Beirat dieser Zeitschrift (Herausgeber ist die Hans-Seidel-Stiftung), im Juli 2009 hat Maier die erstmals verliehene Karl-Bosl-Medaille erhalten http://www.bpv.de/mobile/pda/aktuelles-presse/presse-2009/presse-2009-ii/karl-bosl-medaille-an-prof-dr-hans-maier.html (27.03.2010).

[vii] Karl Bosl (1981): Bayern. Modelle und Strukturen seiner Geschichte, München: tuduv-Verlagsgesellschaft, S.  361.

[viii] Bosl 1981: 357. „In der Sturmwelle nationaler Bewegung, die Napoleons Herrschaft über Deutschland und der Zorn über die Rheinbundfürsten auslösten, wirkten noch stärker als die Intellektuellen des Idealismus und der Romantik die Kräfte aus dem breiten Volk. Ihr führender Vertreter war Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860), ein Rügener Bauerssohn, später Professor in Bonn, ein Mann von einem harten politischen Schicksal. Seit seiner Schrift von 1805/06 ‚Geist der Zeit‘ rief er die Deutschen zu Vaterlandsliebe, Sicherung ihres Volkstums und zur erwählungs- und sendungsbewußten Gemeinschaft auf und bereitete sie für die Stunde der Erhebung vor. Im Augenblick der Entscheidung schrieb er 1813 das Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?‘, das dem Vortrag über geschichtliche Entwicklung und politische Identität der Deutschen und ihres Nationalstaates die Themafrage liefert. Arndts Antwort und damit auch sein Wunschziel war der großdeutsche, Länder, souveräne Einzelstaaten und Stämme zusammenfassende (National-)Staat, der Sprach- und Kulturnation zugleich sein konnte. Dieses sein ‚Vaterland‘ sollte reichen, ‚soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt‘, und es sollte das ‚ganze‘ Deutschland sein. Der Sinn dieser Frage war optimistisch, dynamisch, fordernd, sie stellte die ‚deutsche Frage‘, das Problem des ‚Nationalstaates‘ nicht nur zur Diskussion, sondern heischte Entscheidung, die allerdings um mehr als fünfzig Jahre verschoben wurde. Wenn heute die gleiche Frage gestellt würde, wären ihr Ton und Sinn skeptisch, resigniert, realpolitisch im besten Falle, keineswegs erwartungsvoll.“ Zur heutigen Diskussion um Arndt und die Uni in Greifswald siehe http://www.uni-ohne-arndt.de/ (27.03.2010).

[ix] Bosl 1981: 298.

[x] January 18–27, 1945: As Soviet units approach the camp, the SS evacuates prisoners to the west. Tens of thousands, mostly Jews, are forced to march to the cities of Wodzisław and Gliwice in Upper Silesia. During the march, SS guards shoot anyone who cannot continue. In Wodzisław and Gliwice, the prisoners are placed on unheated freight trains and deported to concentration camps in Germany, particularly to Flossenburg, Sachsenhausen, Gross-Rosen, Buchenwald, and Dachau, and to Mauthausen in Austria. Nearly 60,000 prisoners are forced on death marches from the Auschwitz camp system. As many as 15,000 die. Thousands more are killed in the days before the evacuation“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Auschwitz
_concentration_camp
27.03.2010).

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