Wissenschaft und Publizistik als Kritik

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Internationaler Appell an Muslime im Ramadan: Tagsüber mehr trinken und essen, dafür weniger Gewalt in Jerusalem

 

Appell der internationalen Gruppe von säkularen Ernährungsberatern und Gewaltpräventionsforscherinnen

Ein internationaler Appell von säkularen Ernähungsberatern und Gewaltpräventionsforscherinnen fordert Muslime auf, während des sogenannten Fastenmonats tagsüber mehr zu trinken und zu essen und dafür von Gewalt in Jerusalem auf dem Tempelberg sowie in Duisburg, Berlin oder Mannheim und Chicago sowie anderen Orten Abstand zu nehmen.

Der Appell kommt angesichts der Gewaltaufrufe der palästinensischen Terrororganisation Hamas.

Hessische Spaßvögel haben in Frankfurt am Main die „Freßgass“ zur Ramadan-Zone erklärt, allerdings mit der Betonung, dass es um das Trinken und Fressen gerade auch tagsüber geht, damit die Wirte und Geschäfte auch Umsätze machen.

Ramadan-Fanatikern (m/w/d) wird empfohlen, sich 2024 unweit des Südpols aufzuhalten, da dort im März die Sonne quasi gar nicht auf- oder untergeht:

Der Ernährungsphysiologe Karl-August Polemicus sagte, dass „einzelne Essenspausen von zwei bis drei Stunden für viele Menschen hilfreich sind, um sich dann auf die nächste kleinere Mahlzeit zu freuen.“ Längere Pausen seien wissenschaftlich betrachtet problematisch: „Wer zu stark unterzuckert, bekommt häufig emotionale Probleme und angesichts von Tieren, wie zum Beispiel Wiederkäuern oder Algen fressenden Meerestieren, werden auch Neid und Mißgunst beobachtet“.

Die Gewaltpräventionsexpertin Eva-Maria Weltlich ergänzte ihren Kollegen und sagte, die tägliche Betonung der eigenen Religiosität, die mann oder frau körperlich spürt in der Pein des Nicht-Trinkens und Nicht-Essens, binde die Gläubigen noch stärker an ihre Religion und grenze weltliche Muslime, die eine andere Form des Islam praktizieren, aus.

Weltlich bezieht sich auf Analysen der Neuen Zürcher Zeitung, die belegen, dass das Entgegenkommen oder Hofieren des Islam von Islamisten und Jihadisten als Zeichen der Schwäche ausgelegt wird, was man insbesondere in Großbritannien sehen würde:

Vorbild für die Aktion [in Frankfurt] ist London, wo im vergangenen Jahr am Piccadilly Circus Ramadan-Beleuchtung aufgehängt wurde. Diese Beleuchtung hat nichts an den muslimischen Parallelgesellschaften geändert, die sich in und um London gebildet haben und in denen die Scharia anstelle des britischen Rechts gilt. Radikale Muslime begnügen sich nicht damit, ein Zeichen zu setzen. Sie schaffen Fakten vor Ort.

Als die Ramadan-Lichter am Piccadilly Circus hingen, beteten Muslime öffentlich auf mehreren Plätzen in England und blockierten den Verkehr.

Vor diesem Hintergrund wäre es für die große Zahl der Unterstützer*innen des Appells der internationalen Gruppe von säkularen Ernähungsberatern und Gewaltpräventionsforscherinnen viel sinnvoller, die Gleichheit der Menschen zu betonen und nicht religiöse Extrawürste zu braten. Es sei schrecklich genug, dass in Dutzenden muslimischen Ländern über 90 Prozent so fanatisch sind, dass sie den Ramadan einhalten, während weltliche Muslime nicht als Muslime, sondern als Menschen mit gleichen Rechten wahrgenommen werden wollen.

Warum rufen muslimische Extremisten gerade zu Ramadan-Zeiten – wie in Jerusalem – zu Gewalt auf?

Weil sie vielleicht eine so autoritäre und aggressive, selbstkasteiende Auslegung einer Religion gar nicht wirklich mögen und sich nur und ausschließlich in der Masse von Tausenden oder Zehntausenden Betenden wie an der Al-Aksa Moschee aufgehoben fühlen und das zugleich als massive Gewaltandrohung gegenüber dem jüdischen Staat einsetzen?

Es waren Muslime und Palästinenser, die das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust verbrochen haben. Es sind Muslime und Islamisten, die auf deutschen Straßen diese Massaker gefeiert, trivialisiert oder geleugnet haben.

Und als „Dank“ sozusagen gibt es jetzt Ramadan-Meilen oder Ramadan-Kalender bei Drogeriemärkten?

Karl-August Polemicus und Eva-Maria Weltlich sehen die Zukunft der Gewaltprävention in dem Motto: Mehr essen und trinken und die Betonung der gleichen Rechte aller Menschen, was wiederum heißt: keine Extrawürste für islamistische Rituale. Säkulare Muslime leben in Deutschland sehr gerne auch ohne öffentliche Ramadan-Huldigungen, weil sie wissen, dass Extremisten aller Geschlechter es genau darum geht: den öffentlichen Raum muslimisch zu besetzen.

Polemicus und Weltlich sehen dennoch eine rosige Zukunft und beziehen sich auf die kleine, aber eben existierende Gruppe selbstkritischer und weltlicher Muslime wie im Nahen Osten:

In Algerien wurden in den vergangenen Jahren mehrfach Menschen verhaftet und wegen «Störung der öffentlichen Ordnung» zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich nicht an das Fastengebot gehalten hatten.

Deshalb unterstützen Polemicus und Weltlich Initiativen wie die Mouvement alternatif pour les libertés individuelles aus Marokko, die es schon vor 14 Jahren gab. Geändert hat sich die Welt in die gegenteilige Richtung: die Stadt Frankfurt am Main sieht Muslime offenbar primär nicht als Menschen und Individuen, sondern als islamistische Muslime, die den Ramadan einhalten.

20 gegen 60.000 – Rammstein, Lindemann: ganz normale deutsche sexistische Männer, Väter, Opas

Gastbeitrag von Dr. Verena Brunschweiger, 14. Juni 2023

 

Vor dem Rammstein-Konzert in München demonstrierte am 8.6.2023 eine kleine Gruppe (ca. 60 Leute, vor allem Frauen), die anderen ca. 60.000 Fans (allein an diesem Abend!) der Band hatten kein Problem damit, dass der Sänger Till Lindemann, selbstverständlich Vater und Opa, an sexuellen Übergriffen auf natürlich ganz junge weibliche Fans nichts Verwerfliches zu finden scheint. Die Groupies rennen doch ihm nach, oder nicht? Bisschen mehr oder weniger freiwillige Happy Sex Work muss schon drin sein, oder? Eh verdient, nicht wahr, denken wir nur an Margarete Mitscherlichs weiblichen Masochismus…

Screenshot, https://www.berliner-zeitung.de/news/rammstein-konzert-in-muenchen-wohl-sexistische-sprueche-von-fans-gegen-demonstrantinnen-li.356865

Zumindest wurde auf den Song „Pussy“ verzichtet; ebenso auf die ach so originelle Penis-Kanone. Und da einem bei einer solchen Flut an Vorwürfen schon mal der Arsch auf Grundeis gehen kann, opfert man Alena Makeeva, welche die Frauen für die Row Zero gecastet hat.

Der Boykott müsste aber tausend Mal größer und lauter sein; zahlreiche Fans hätten ihre Tickets zurückgeben müssen; Frauen sollten es sich zwei Mal überlegen, ob sie wirklich einen Sänger erleben wollen, der sie auffordert, zumindest mal die Titten rauszuholen… Solche „Männer“ müssen gesamtgesellschaftlich geächtet werden! Leider gibt es aber immer noch Frauen, die sich von sowas sogar schwängern lassen, was schon deutlich hinausgeht über die ganz normale Alltagskomplizenschaft mit den Tätern… Stattdessen pöbelten Fans die Demonstrantinnen gegen Lindemann und dessen Sexismus/Sexismus allgemein an, wobei sie typische misogyne Klischees auspackten. Aber was erwartet man von Männern, die sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Form von (Song-)Texten goutieren?

Auch Kinder waren „sogar“, wie die Zeit am 8.6.2023 schreibt, bei diesem Konzert anwesend; ja warum dieses dümmliche „sogar“? Das ist doch sonnenklar, dass künftige Maskulinisten und devote Mittäterinnen im Patriarchat von ihren Eltern entsprechend geformt und zu passenden Events mitgenommen werden!

Screenshot, https://www.buzzfeed.de/news/rammstein-till-lindemann-sexismus-konzerte-vorwuerfe-frauen-fragen-liste-92332163.html

Natürlich hat nicht nur Rammstein Texte zu bieten, die Frauen auf ihre Fuckability reduzieren; 2013 schrieb ich dazu bereits ausführlich in Fuck Porn zu den doch auffallenderweise stets vorhandenen engen Verbindungen zwischen Pornographie, Prostitution und der „Musik“ bestimmter Rapper/Bands. Jaaa, nicht alle „Künstler“ dieser Art und schon gar nicht alle Fans leben diese Texte dann auch dementsprechend aus, aber warum delektieren sich Leute an Botschaften wie „Jogginghose runter und dann fick ich deinen Arsch blutig?“ Und warum geben sich Frauen als Freundinnen/Fickobjekte solcher Typen her oder eben gar als Inkubatoren, damit es noch mehr solche Typen geben möge? Allein die Existenz und erschreckenderweise enorme Masse solcher Typen ist für mich mittlerweile einer der Hauptgründe gegen Reproduktion… Es ist wahrlich schon höllisch genug, selbst die Welt mit sowas teilen zu müssen, das muss man wirklich nicht noch jemand Neuem zumuten.

Vater/Opa Lindemann juckt offenbar auch null, wie seine Tochter das Benehmen des Vaters verkraftet. Soviel zur Vorbildhaftigkeit von Eltern. Dass die 20-Jährigen, die er behandelt wie Freiwild, eventuell auch jemandes Töchter sind, juckt ihn offenbar ebenso wenig. Schon bei bekannten Zuhältern oder Leuten wie Berlusconi fiel auf, dass sie klar trennen zwischen eigener, ergo schützenswerter Brut, und dem Ramsch, den andere so beim ungeschützten Sex produzieren… Sex-Workerin als toller Job? Na sicher – außer für die eigene Tochter, da natürlich auf keinen Fall! Die Heuchelei, die besonders misogyne Väter an den Tag legen, sucht ihresgleichen.

Das sieht man auch daran, dass das Klischee des alten, ekligen Single-Puffbesuchers bekanntlich nicht stimmt; die überwältigende Mehrheit sind Väter, deren Partnerinnen qua Mutterschaft nicht mehr so in Stimmung sind. Traurig nur, dass sich auch diese falsche Meinung so hartnäckig hält; im Kontext der Lindemann-Kritik wurden andere Bandmitglieder verteidigt, sie wären halt „normale Familienväter“, die sich dementsprechend benähmen… Äh, Lindemann ist auch mehrfacher Vater? Das ist nicht mal so selten, sich gerade als Vater so zu benehmen… Mit dem Klischee des Mannes, der magischerweise über Nacht per se zum rücksichtsvollen Vater mutierte, muss endlich aufgeräumt werden!

Männer, die einer angeblich geliebten Frau Schwangerschaft und Entbindung zumuten, damit sie einen Erben haben, zeichnen sich meist durch besondere Rücksichtslosigkeit aus, denen die eigene Partnerin, das unschuldige Kind sowie die Umwelt komplett schnurz sind. Natürlich sind so einem Mann auch Frauen egal, die man mal einfach so zur Triebabfuhr am Objekt benutzen kann, ob man dann noch zehn Euro dafür ausgibt oder nicht ist im Prinzip wumpe… Bloß weil man selber eine Tochter hat, heißt das in keinstem Fall, dass man nicht andere junge Frauen (z.B. aus der Prostitution) wie Mülleimer behandelt – im Gegenteil.

Genügend andere mächtige alte Männer, die fast immer Väter sind, belästigen Frauen jeder Generation wo auch immer sie sie treffen, dazu muss man nicht erst Till Lindemann heißen. Töchter erzählten mir persönlich, dass sie wüssten, wie ihr eigener Vater sich an ihrer Cousine vergriff – und dass das keine Einzelfälle sind, wissen wir alle. Also macht endlich Schluss mit dieser Beweihräucherung von Vätern, das sind wahrlich keine besseren Menschen! Ganz ähnlich den meisten Müttern legen sich Väter gern den Mantel der Heiligkeit um die Schultern, wohl auch, um davon abzulenken, dass sie mit dem Verlust ihrer Freiheit nicht so gut zurechtkommen wie sie uns das vorzugaukeln versuchen.

Insofern keine Überraschung, dass die Vertreterin der Pro-Rammstein-Seite des Münchner Merkurs, Katja Basaran, am 6.6.2023 dort fragt: „Was können wir für unsere Töchter, Schwestern, Freundinnen tun?“ Aufklären lautet dann ihre Antwort. Immerhin. Natürlich geht es vor allem um die Töchter; nicht blutsverwandte Frauen interessieren erst an dritter Stelle. Wäre ich Mutter, würde ich mich entschuldigen bei meiner Tochter, dass ich sie unreflektiert in eine Welt brachte, in der sie sich mit Existenzen wie Till Lindemann auseinandersetzen muss.

 

In der Sexismus und Holocaust-Verharmlosung so häufig sind, dass man den Kindern das als Gegebenheiten erklären muss, die man irgendwie zu handlen hat, die man aber als notwendiges Übel unserer Welt akzeptieren muss. Es gibt ein paar unverbesserliche Idealist:innen, die beides zu bekämpfen versuchen, seit Jahrzehnten, aber mit mäßigem Erfolg, weil die dumpfe Masse kein Problem damit hat oder teilweise sogar aktiv partizipiert.

Das sieht man auch daran, dass sich die Fans ihrer Verantwortung überwiegend nicht stellen, sondern sogar noch eins draufsetzen, indem sie die Kritiker:innen des Sängers angehen: sei es Ausfälligkeiten gegen die Demonstrantinnen, die üblichen Hate-Kommentare in den a-sozialen Medien oder das klare Kante gegen Cancel Culture zeigen, immerhin haben wir Kunstfreiheit, ne… Ein Till Lindemann ist nicht umsonst gerade in Deutschland möglich, das zu seiner Formation beitrug, indem es durch das Deutsche Modell Prostitution verharmlost.

Deutsche Jungs und Männer lernen, dass es schon okay ist, Frauen auf ihren Körper zu reduzieren; bei uns hier gibt es genau zwei Hauptrollen für Frauen: Hure und Heilige, das war im 19. Jahrhundert schon so, das ist auch 2023 wieder ganz extrem so. Solange das so bleibt, wird es immer wieder Till Lindemanns geben und auch genügend Leute (m/w/d), die sein System aktiv oder passiv unterstützen. Insofern kann eine fundierte, ernstgemeinte und auch ernstzunehmende Kritik am Sexismus des Rammstein-Sängers, am Machtmissbrauch eines Stars, keinesfalls auskommen ohne Kritik an Deutschlands Rolle als Bordell Europas und am Pronatalismus.

Warum veröffentlicht ein Verlag Vergewaltigungs-Fantasien? Weil es Kohle bringt, weil die Masse das geil findet. Die Masse muss erzogen werden! Ich kämpfe seit Jahrzehnten gegen die deutsche Puffmentalität, die entscheidend dazu beiträgt, jedes Jahr Tausende Till Lindemanns auszubilden. Den Rest des Lebens klingen mir die Worte des Sexkäufers im Ohr:

Alle Frauen sind wie ein Klo. Benutzen, Hände waschen, wieder gehen.

Und noch krasser:

Alle Frauen sind Klopapier. Einmal benutzen, wegwerfen. (Hervorheb. VB)

Das ist der Spirit durchschnittlicher deutscher Männer, die sich genau wie Lindemann verhalten würden, wenn sie eine erfolgreiche Band hätten. Das müssen wir bekämpfen; mehr Schutzräume und Aufklärung für Mädchen/Frauen sind auch Bestandteile, aber natürlich reicht das überhaupt nicht, das Übel muss an der Wurzel gepackt werden, die Täter sind Männer und zwar erschreckend viele harmlos wirkende solche mitten unter uns.

Wenn 15-Jährige wie damals Shelby Lynn das Lied „Pussy“ hören und daraufhin Fan der Band werden, muss auch dagegen was unternommen werden. Weiblichen Selbsthass stoppen, das geht über echtes Empowerment. Aber es geht vielleicht doch zusätzlich darum, dass solche Männer auch im Rahmen ihrer „Kunst“ nicht unwidersprochen alles in die Welt blasen dürfen.

Man erinnere sich an die legendären „Porno-Prozesse“ in den 1970ern in den USA. Die grandiosen Feministinnen der zweiten Welle waren stolze Verbotsfeministinnen und setzten sich dafür ein, dass bestimmte „Kunstwerke“ nicht mehr als solche eingestuft werden, sondern als das, was sie sind: frauenverachtende Machwerke, die man niemandem zumuten kann.

Es geht ohnehin so unendlich viel, aber zum Schutz der Frauen muss eine Grenze gesetzt werden oder wir verlieren noch viel mehr junge Frauen an alte Männer, die ihre Macht missbrauchen. Mehr Leute müssen sich gegen Sexismus in jeder Form positionieren! Und auch das ist wieder mal typisch – ginge es um andere Minderheiten, wäre längst eine breite Welle der Ablehnung da, es wäre Konsens, solche „Künstler“ nicht (mehr) zu unterstützen, aber da es ja „nur“ Frauen sind und deren Verdinglichung irgendwie dazugehört in unserer „Kultur“, tut man sich mal wieder ungemein schwer.

Dass man als reaktionäre Verbotsfeministin abgestempelt wird, ist klar. Das hindert einen aber nicht am Einsatz für eine Welt, in der Frauen nicht „irgendwie klarkommen müssen“ mit Gegebenheiten, die ihre Lebensqualität einschränken und aufhören sollen, „gegen Windmühlen zu kämpfen.“ Hätten alle diese Haltung, gäbe es das Frauenwahlrecht vermutlich immer noch nicht…

Man muss sich als Feministin nicht abfinden mit misogynen Texten, Bands, Konzerten und dem dazu passenden sexistischen Verhalten vieler Männer um uns herum. Natürlich ist es unglaublich schade, dass der erforderliche Boykott nicht freiwillig zustande kommt, aber man kann – wenn man schon kein Verbot unterstützt – wenigstens Männer in die richtige Richtung schubsen. Man muss den Fokus auf die Täter richten, nicht nur grübeln, ob Mädchen genügend geliebt wurden als Kleinkinder oder warum sonst sie wohl nur auf solche Stars reinfallen (oder andere toxische Männer).

Man muss auch Männern, mit denen man selbst engen Kontakt hat oder zu haben plant, auf den Zahn fühlen. Vielleicht waren oder sind sie ja Teil der über 2000 Typen jeden Alters, die sich in Chatrooms an 12-jährige Mädchen heranmachten[1], in eindeutiger Absicht?!

20 – zwanzig – Gegen-Demonstrierende beim 2. Rammstein-Konzert in München – gegen 60.000 Fans… Natürlich könnte man da verzweifeln. Oder aber die anderen 19 suchen und feiern und mit ihnen zusammen weiterkämpfen, im Bewusstsein, auf der richtigen Seite gestanden zu haben, trotz des Gegenwinds, den die Masse qua Masse produziert.

Wir 20 müssen auch einander unterstützen, damit es uns nicht ergeht wie Chiara Fumai, die italienische Performance-Künstlerin, die unter anderem Valerie Solanas für uns lebendig machte – und sich 2017 mit nur 39 Jahren aufknüpfte. Und ja, es wurden zwar auch ein paar Tausend Unterschriften gegen Rammstein gesammelt, das schon, aber wer war in München vor Ort? Nicht mal 100 Leute! Dazu passt exzellent, dass der feministische Buchladen dort, Lillemors, im Sommer 2023 seine Pforten schließen muss, da keine Nachfolgerin gefunden werden konnte…

Dabei lernen wir eins, wenn wir beobachten, wie mit Frauen umgegangen wird, die unangenehme Wahrheiten an die Öffentlichkeit bringen – es gibt ihn, den Mob, der sie um jeden Preis vernichten will, und er ist größer und grausamer als man sich das vorstellen kann. Selbst wenn man wie die US-Jury von Macht, Geld und Beliebtheit geblendet ist und einem Johnny Depp einfach per se lieber glaubt als seiner Ex-Frau Amber Heard ist es davon noch ein weiterer Schritt bis zum Ausdrücken eines erschreckenden Hasses auf diese Frau in den a-sozialen Medien.

Der Voyeurismus und die Lust am Sadismus suchen ihresgleichen, wenn es um Frauen geht, die ihre Stimme gegen einen Täter erheben – vor allem, wenn dieser die Massen hinter sich hat. Es ist ungemein traurig, wenn 14-Jährige ein Johnny-Depp-Referat halten, in dem sie sich unkritisch und ohne jegliche Empathie für Amber Heard auf die Seite des Schauspielers schlagen – womit sie im Mainstream schwimmen, der 2023 in Cannes Standing Ovations für den mittlerweile 60-Jährigen aufbot…

 

[1] Vgl. Vit Klusák, Barbara Chalupova: Gefangen im Netz. Dokumentation (2020).

Mehr Liebe wagen: „Make love, not babies“ – Moratorium gefordert: 5 Jahre keine neuen Kinder

Komitee für gesellschaftskritisches Schwangerenshaming

Angesichts der unaufhaltsamen Bullengewalt wie in Lützerath, der Teenagergewalt gegen Lehrerinnen – gestern ermordete ein 17-jähriger in NRW seine Klassenlehrerin -, angesichts deutscher Waffen für die antisemitische Ukraine und der Weigerung, mit Russland endlich zu verhandeln und diesen Krieg zu beenden, angesichts der OBI-Ultras, die mit Bohrmaschinen, Laubbläsern und Rasenmähern jegliches Leben in Städten und Dörfern zerstört haben, angesichts des weltweiten Backlashs und rechtsextremer, antifeministischer Politik von den USA über die AfD, Wannabee-Putschisten in Brasilien, Ungarn bis hin nach Israel, wo völlig durchgeknallte religiöse Rechtsextreme den Zionismus und die IDF zerstören wollen, über maskulinistische Schüler, die Lehrerinnen bedrohen, wenn diese als Feministin oder Coronapolitik-Kritikerinnen bekannt sind, angesichts der Klimakatastrophe, dem erzwungenen Energiesparen nicht aus ökologischen, sondern revanchistischen Gründen (Habeck und Scholz kämpfen gegen ‚den‘ Russen und wollen sich für Stalingrad rächen, darum geht es), angesichts all dieser Gewalt schrieb der Philosoph Ulrich Horstmann schon in den 1980er Jahren:

Die Apokalypse steht ins Haus. Wir Untiere wissen es längst, und wir wissen es alle. Hinter dem Parteiengezänk, den Auf- und Abrüstungsdebatten, den Militärparaden und anti-Kriegsmärschen, hinter der Fassade des Friedenswillens und der endlosen Waffenstillstände gibt es eine heimliche Übereinkunft, ein unausgesprochenes großes Einverständnis: daß wir ein Ende machen  müssen mit uns und unseresgleichen, so bald und so gründlich wie möglich – ohne Pardon, ohne Skrupel und ohne Überlebende.

Was sonst trüge das, was das Untier ‚Weltgeschichte‘ nennt, wenn nicht die Hoffnung auf die Katastrophe, den Untergang, das Auslöschen der Spuren. Wer könnte eine sich Jahrtausend und Jahrtausend fortsetzende Litanei des Hauens, Stechens, Spießens, Hackens, die Monotonie des Schlachtens und Schädelspaltens, das Om mani padmehum der Greuel ertragen, ja seinerseits nach Kräften befördern, der nicht zugleich in der Heimlichkeit seiner Vernunft gewiß wäre, daß diese rastlosen Übungen ihm und seine Gattung Gemetzel um Gemetzel, Schlacht um Schlacht, Feldzug um Feldzug, Weltkrieg um Weltkrieg unaufhaltsam jenem letzten Massaker, jenem globalen Harmageddon näherbringen, mit dem das Untier seinen Schlußstrich setzt unter die atemlose Aufrechnung sich fort- und fortzeugenden Leids.

Vor diesem Hintergrund hat jetzt das Komitee für gesellschaftskritisches Schwangerenshaming ein Moratorium von fünf Jahren für die Produktion neuer Menschen gefordert. Es orientiert sich daran an der alten Sponti-Parole:

Make Love, not babies!

Mehr Liebe, weniger Kinder, das ist die Lösung für weniger Zeugen Coronas, weniger Waffen und Soldaten für die Ukraine und Russland, den Jemen oder Äthiopien, weniger patriarchale Gewalt, weniger Kopftuchnachwuchs, weniger Jihad- und Nazi-Nachwuchs, weniger Antisemitismus, weniger Klimakatastrophe, weniger Lärm überall, weniger Windeln, weniger Scheiße und so weiter.

Dazu auch sehenswert das Browser Ballett („Schwangeren-Shaming: Wie kann man nur Kinder in diese Welt setzen??? ┃Browser Ballett„):

 

Sterben täglich Hunderte wegen dem Twitter-Account von Karl Lauterbach?

Studierende für mehr Dissens, mittleres Neckartal/Osterdeich (Bremen)/Petersburger Platz (Berlin-Friedrichshain)

Eine wissenschaftliche Studie der Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals hat sich jetzt den Twitter-Account des Bundesgesundheitsministers näher angeschaut.

Irrationale Warnungen, die Verbreitung von Panik und die Diffamierung von Kritik an den medizinisch gefährlichen Maßnahmen wie der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, der FDP-2 Maskenpflicht in Zügen, Arztpraxen, Altenheimen und die Denunziation jedweder Kritik an der Drohung einer allgemeinen, willkürlichen, nicht an irgendwelche ohnehin irrationalen Zahlen gebundenen allgemeinen Maskenpflicht, die ab Oktober 2022 wieder durch die hörigen und aufgepeitschten Bundesländer erlassen werden kann, hätten zu einem massiven Anstieg von Herzerkrankungen wie Herzinfarkten, Herzkranzgefäßerweiterungen und -schließungen geführt, so Professorin Doktorin Katrin Dissens zur Nachrichtenagentur KST (Kritik statt Twitter).

Die „Impfungen“ spielten dabei auch eine gewisse Rolle und das vor allem bei Menschen unter 60. Aufrufe, sich „impfen“ zu lassen, seien medizinisch nicht nachvollziehbar, da die Sterblichkeit im Jahr 2020 niedriger war als im „Impf“-Jahr 2021, so heißt es in einer Stellungnahme der „Fakultät für evidenzbasierte Medizin, Gesellschaftskritik und der Förderung des Warmduschens“ der Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals.

Dissens sagte, dass seit März 2020 der Konsum des Mediums Twitter noch gefährlicher geworden sei. Gerade ältere Menschen über 80 bekämen häufig beim ersten Besuch des Mediums, das ihnen oft von hämisch grinsenden Azubis im Altenheim, die den ZeroCovid-Brigaden angehören, zusammen mit einem Smartphone ‚geschenkt‘ beziehungsweise als APP installiert wurde, Panik- oder Herzattacken. Nach unwissenschaftlichen, aber korrekten Schätzungen der Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals könnten die Tweets von Karl Lauterbach für mehrere Hundert Tote täglich mit verantwortlich sein – und das seit März 2020. Daher schlägt die Direktorin der Universität vor, Regierungsmitgliedern, Bundestags- und Landtagsabgeordneten (w/m/d) die Benutzung von Twitter in der Zeit von 0-24 Uhr zu untersagen. Das gilt für alle Wochentage außer wenn der Sonntag auf einen Samstag fällt und gleichzeitig d’Wiesn stattfindet.

Befürchtungen, Klabauterbach sei womöglich mit seiner Coronapolitik „irre“, widerspricht die Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals:

Es liegt in der Logik eines Twitter-Accounts, dass Menschen verkürzt, aggressiv, irrational und irre agieren,

so die Präsidentin der Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals Professorin Ulrike Maria Mein-Dorf. Dennoch sei der Twitter-Account von Karl Lauterbach eine besondere Gefahr, so Dissens, und fordert die Gesellschaft zum Handeln auf. Das betreffe allerdings nicht nur die Twitter Accounts der Zeugen Coronas, sondern auch Auftritte anderer irrationaler und nicht evidenzbasierter Agitatoren und ZeroCovid Faschos (m/w/d) im Fernsehen, Radio, in Podcasts, auf Veranstaltungen sowie bei den wenigen verbliebenen Bäckern. Eine antifaschistische, demokratische Corona-Politik orientiert sich an Frankreich, England, Schweden, Holland, der Schweiz und allen anderen Ländern Europas, die keine Masken in Innenräumen anordnen und von einer FDP-2-Maskenpflicht noch nie gehört haben, so Mein-Dorf.

Täglich sterben im Schnitt 2500 Menschen in der BRD. Allerdings melden Mein-Dorf und Dissens auch Skepsis an: wenn alle problematischen Twitter-Accounts gelöscht wären, dann könnte sich die Zahl der täglich Sterbenden auf bis zu 1300 verringern, so die aktuellen Hochrechnungen der Universität für evidenzbasierte Medizin des mittleren Neckartals. Das wiederum könnte zu einem Anstieg der Bevölkerung führen, was wiederum aus vielen philosophischen Gründen nicht sinnvoll wäre. Ein Dilemma. Für sachdienliche Hinweise bedanken sich die Studierende für mehr Dissens, mittleres Neckartal/Osterdeich (Bremen)/Petersburger Platz (Berlin-Friedrichshain) bei Ihnen vorab!

 

P.S. (wenig später): Eine hohe siebenstellige Zahl an Rückmeldungen, die uns soeben erreichten, weisen völlig zurecht auf folgenden medizinischen Sachverhalt hin: bei vielen der Hunderten Toten täglich ist in der Tat nicht eindeutig zu beweisen – jedenfalls nicht ohne Obduktion – ob sie nur „mit“ oder „an“ dem Twitter Account von Karl Lauterbach starben. Sprich: bei allen in Frage kommenden Toten fanden die Ärzte (w/m/d) neben den Toten ein Smartphone, das den Twitter Account von Karl Lauterbach auf dem Display hatte, es war jeweils die letzte Seite, die die Verstorbenen besucht hatten. Ob sie jedoch am Anblick dieses Panik-Accounts verstarben, oder nur „mit“ dem Anblick, ob also der Blick aufs Smartphone zum Tod führte oder der Tod andere Gründe hatte und nur nebenbei der Twitter Account von KL offen auf dem Smartphone zu sehen war, das sind Fragen, mit denen sich die Pathologie noch längere Zeit beschäftigen wird. Vielen Dank für diese Hinweise an unsere Leser*innen!!

Presseerklärung: Gegen Antisemitismus und Holocaustverharmlosung auf den 25. Baden-Württembergischen Theater Tagen in Heilbronn

„Putin“ als „Nachfolger Hitlers“: Holocaustverharmlosung und Antisemitismus auf den 25. Baden-Württembergischen Theater Tagen in Heilbronn

Wer wissen möchte, wie im deutschen Mainstream Antisemitismus goutiert wird, kann am 3. Juli 2022 in die baden-württembergische Provinz nach Heilbronn zu den 25. Baden-Württembergischen Theater Tagen gehen. Der Südwestrundfunk (SWR) hat die Theater Tage angekündigt. Es geht um eine Podiumsdiskussion zum Thema „Geopolitik heute“ am kommenden Sonntag. Es soll um den Konflikt USA-Russland, die Ukraine, China und Syrien gehen, was sich an den drei Gästen zeigt, darunter die ehemalige ARD-Russland Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz. Der Skandal ist die Moderation! Moderiert werden soll die Veranstaltung nämlich bislang von Wolfgang Niess. Auf seiner privaten Homepage schreibt der Stuttgarter „Historiker, Autor, Moderator“ Wolfgang Niess (Jg. 1952), von 1979 bis 2018 Mitarbeiter und teils leitender Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR), zur aktuellen Situation:

„Kein Gas aus Russland!

Das Drehbuch des Stücks, das zurzeit auf der Weltbühne aufgeführt wird, stammt von Adolf Hitler. Die Uraufführung fand 1938/1939 unter der Regie des Autors statt.

Nun führt Wladimir Putin Regie.

Dem Münchner Abkommen von 1938 entspricht die weitgehend sanktionslos gebliebene Aneignung der Krim. Der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei im März 1939 entspricht der Überfall auf die Ukraine, den wir in diesen Tagen erleben. Wer die Rolle übernimmt, die Polen im September 1939 spielen musste, ist noch nicht endgültig geklärt. Möglicherweise die drei baltischen Staaten gemeinsam. Was damals folgte, ist bekannt…

Es gibt zwei Möglichkeiten, den dritten Akt zu vermeiden.

Eine Option liegt in den Händen der russischen Generalität. Wenn sie ihr Land liebt, weiß sie, was sie zu tun hat.

Die zweite Option haben wir Europäer. Wie müssen jetzt und sofort zeigen, dass wir alle gemeinsam zu Opfern bereit sind, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Brechen wir JETZT sämtliche Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ab, bis Hitlers Nachfolger Putin gestürzt ist.

Kein Gas mehr aus Russland.

Was bedeutet es schon, einen Pullover überzuziehen! Wir sind bereit, unsere Gasheizungen drei oder vier Grad kälter einzustellen! Wir machen das!

Kein Gas aus Russland. JETZT“

 

Diese eigentlich ansprechende Theatermetaphorik wird durch den wirklich widerwärtigen Inhalt konterkariert. Das ist offenkundig nicht als Satire gemeint, sondern als politische Stellungnahme eines alten Journalisten, der sogar in Geschichte promoviert hat. Es ist auch ein Mordaufruf darin – die Generalität Russlands soll Putin töten, das ist gemeint. Auf seiner Homepage führt Niess sogar auf, dass er sich in seiner Karriere als Journalist unter anderem mit dem Nationalsozialismus beschäftigt habe. Die Frage ist, wie er sich damit beschäftigt hat – kritisch, deskriptiv oder beschönigend? Jedenfalls hat er aus diesen Sendungen über die Jahrzehnte hinweg überhaupt nichts kapiert: Denn wer schreibt „bis Hitlers Nachfolger Putin gestürzt ist“, ist ein Holocaustverharmloser.

Wer schreibt „bis Hitlers Nachfolger Putin gestürzt ist“, intoniert eine antisemitische Reaktionsweise: Damit setzt Niess den Vernichtungsantisemitismus von Hitler mit der Politik Putins gleich. Damit sekundiert der Agitator den Antisemitismus des ukrainischen Präsidenten Selenskyi, der in einer Zuschaltung zum israelischen Parlament, der Knesset, davon fabulierte, dass Putin und Russland den Krieg am 24. Februar 2022 begonnen hätten, weil an diesem Tag im Jahr 1920 die NSDAP gegründet wurde. Dieser Antisemitismus kam in Israel nicht gut an.

Wenn auf einer massiv von der Stadt Heilbronn finanzierten Bühne ein Mann wie Wolfgang Niess auftreten darf, der Hitler und den Holocaust verharmlost, also nach der Analyse von Adorno sekundären, erinnerungsabwehrenden Antisemitismus vertritt und einen Präsidenten eines anderen Landes dämonisiert und töten lassen möchte – und ihn nicht etwa kritisiert, einen Waffenstillstand und eine diplomatische Lösung der Krise einfordert, wie es Demokraten tun würden –, dann hat die Stadt Heilbronn ein Antisemitismus-Problem. Dann haben auch das Theater Heilbronn und die „Festivalleiterin Deborah Raulin“ ein Antisemitismus-Problem.

Wenn Putin gleich Hitler ist, dann gab es die nie dagewesenen Verbrechen in Auschwitz gar nicht – so wie es heute tatsächlich keine Gaskammern in der Ukraine gibt.

Wer Hitler und Putin gleichsetzt, leugnet den eliminatorischen Antisemitismus von Hitler in „Mein Kampf“ und in den Reden Hitlers.

Wer Hitler und Putin gleichsetzt trivialisiert die NSDAP zu einer autoritären Kriegspartei unter anderen.

Wir fordern:

Keine Bühne für Antisemitismus und Holocaustverharmlosung in Heilbronn und nirgendwo!

Ausladung von Wolfgang Niess als Moderator auf den 25. Baden-Württembergischen Theater Tagen!

 

Verlag Edition Critic, Berlin/Heilbronn

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Zugleich weisen wir auf folgende Neuerscheinung im Juli 2022 hin:

Gerald Grüneklee | Clemens Heni | Peter Nowak

Nie wieder Krieg ohne uns

Deutschland und die Ukraine

The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)/
Studien zum Rechtsextremismus und zur Neuen Rechten, Band 3

Softcover | 174 S. | 17 x 24 cm | ISBN 978-3-946193-38-8 | 20€ | Buchklappen

Covid-19 für Dummies: Warum kann man sich im Sitzen nicht infizieren? Hier ist die Antwort

Komitee für internationale Spitzenforschung in ausgewählten Bereichen (in leicht verständlicher Sprache)

 

Es gibt ja enorm viele wissenschaftliche Studien über ein neues Virus, das seit Ende 2019 einigen Wirbel verursacht, SARS-CoV-2, manche von Ihnen haben vielleicht schon davon gehört. Es gibt einige, die immer noch nicht wissen, wie man sich anstecken kann. Manche versuchen, eine Infektion zu verhindern, andere hätten gerne eine. Sex mit einem infizierten Partner (m/w/d) hilft keineswegs immer, ein paar Spritzer oder Tropfen Capri-Sonne in die Testflüssigkeit machen jeden Schnelltest positiv und das Ablutschen der Haltegriffe eines Einkaufswagens ist eher Geschmackssache, aber bezüglich einer Infektion kaum hilfreich.

Weil das alles so kompliziert ist, gibt es diese unüberschaubare Flut von Regelungen, Maßnahmen und Vorschriften. Manche waschen sich die Hände bevor und nachdem Sie ihrem Gast nicht die Hand geschüttelt haben. Der Gast kommt natürlich nur gestetet und zweimal geboostert ins Haus, wem sage ich es. Wieder andere ziehen sich zwei Masken übereinander an, bevor sie ins Bett gehen, und noch ganz andere isolieren sich unvollständig.

Doch jetzt hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, wie man sich zu 100 Prozent schützen kann. Menschen, die zuletzt in Restaurants gehen durften (2G oder 2G+) in Deutschland, kennen den Trick vielleicht schon. Man muss sich einfach nur hinsetzen. Es geht um die Position bzw. die Sitzhöhe. Ein Hochsitz oder Stelzenlaufen kann schon wieder gefährlich werden. Es geht um ganz normale Sitzgelegenheiten, so wie sie manche vielleicht noch aus den 1970er Jahren kennen, eine Eckbank in der Eckkneipe, ein Holzstuhl oder auch in vegan-ökologisch-sensbilen Cafés Sitz- oder Gymnastikbälle, die viele aus dem Home Office lieben gelernt haben.

Warum hilft Sitzen? Weil Covid-19 sich in einer waagerechten Flugbahn bewegt, die sich auf einer Höhe von ca. 150 cm bis 170 cm befindet.

Das entspricht auch der Größe des Virus, also ca. 20 cm, es ist aber unsichtbar, Sie können es nicht sehen, auch nicht riechen oder hören, jedenfalls bislang, aber Geschmacksexperten (m/w/d) arbeiten bereits an Duftstoffen. Diese Flughöhe macht es auch erklärlich, warum Kinder nicht gefährdet sind – solange sie keinen Schabernack treiben und sich z.B. auf Stühle stellen oder sich auf den Kühlschrank setzen etc.

Wenn also jetzt im März möglicherweise auch in der Bundesrepublik Deutschland wieder zumindest etwas mehr Menschen in die wenigen verbliebenen Restaurants gehen sollten, einfach nur hinsitzen und zwar so schnell es geht. Dann brauchen Sie keine Maske und alles wird gut. Es ist wichtig, sich immer auf dem aktuellen Stand der Forschung zu bewegen und von daher ist es uns auch ein Bedürfnis, Ihnen diese neuesten Erkenntnisse der internationalen Forschung umgehend zu präsentieren, und das ohne Paywall:

 

P.S.: Eine Lupe hilft Ihnen leider gar nicht beim Erkennen von SARs-CoV-2, auch wenn das die Landesregierung in Niedersachen zu insinuieren vermag. Warten Sie am besten auf die kommenden Duftstoffe, dann werden auch Sie das ca. 20 cm große Virus riechen können, vermutlich im Mai (egal in welchem Jahr) ist es so weit.

Betreff: „2G+“-Regelung“ und Absage des geplanten Vortrages „‚Besonders stark brennt das Judenviertel‘ – Die deutsche Luftwaffe und der Holocaust“ am 13.3. in der Gedenkstätte Ahlem

 

Prolog von Clemens Heni: Folgender Brief erreichte mich heute, ich bringe ihn als Gastbeitrag. Die Schamlosigkeit, mit der KZ Gedenkstätten oder Einrichtungen, die vorgeben, sich kritisch mit der Geschichte der NS-Zeit zu befassen, die Impf-Apartheid und 2G-Regel umsetzen, ist absolut schockierend. Ich hatte das u.a. am Beispiel des „Haus der Wannsee Konferenz“ analysiert.

Es gibt neben Trucker-Fahrer*innen in Kanada und weltweit, neben wöchentlich Hunderttausenden Montagsdemonstrant*innen gegen den Irrationalismus der deutschen Coronapolitik auch kritische Historiker und Historikerinnen, die sich gegen den Wahn und Irrationalismus des Corona-Regimes und von 2G wehren. Daher unten stehender Brief von Hubert Brieden vom AK Regionalgeschichte aus Niedersachsen.

Aufgrund meiner Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Hannover, Fakultät für Architektur und Landschaft, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur, Projekt: Hachschara, Landwirtschaft, Architektur, Juli-Oktober 2015, habe ich mich auch mit Ahlem beschäftigt:

Fotos: privat

Ebd., S. 234

 

An

Region Hannover | Gedenkstätte Ahlem

| 30453 Hannover

 

Guten Morgen,

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitskreis Regionalgeschichte legen bei ihren Veranstaltungen Wert darauf, dass diese für alle Interessierten zugänglich sind und niemand durch ökonomische, technische oder sonstige Gründe von der Teilnahme ausgeschlossen wird. Dies haben wir auch in den letzten beiden Jahren bei unseren zahlreichen Innen- und Außenveranstaltungen so gehalten. Bei den Innenveranstaltungen wendeten wir problemlos die so genannte 3-G-Regelung an. Wer vergessen hatte, sich testen zu lassen, konnte dies auch vor Ort noch tun. Allen pandemiebedingten Erfordernissen war Genüge getan, niemand hat sich angesteckt, niemand wurde ausgegrenzt. Und alle Veranstaltungen waren gut besucht.

Mit der so genannten „2-G+-Regelung“, wie sie für meinen Vortrag „‚Besonders stark brennt das Judenviertel‘ – Die deutsche Luftwaffe und der Holocaust“ von der Gedenkstätte Ahlem geplant ist, werden gesunde, getestete Ungeimpfte, die – wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte – nicht mehr oder weniger ansteckend sind als getestete Geimpfte, von der Teilnahme ausgeschlossen. Ungeimpfte sind inzwischen aus großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens verbannt und damit einem inakzeptables Sonderrecht unterworfen. Diese Diskriminierung kann auch der von Ihnen geplante Live-Stream nicht wettmachen, weil viele, besonders alte Menschen, nach wie vor über kein Internet verfügen und gerade auf dem Lande, die Internetverbindungen oft unzureichend sind. Außerdem kann eine Übertragung per Bildschirm keine realen Vorträge und Diskussionen ersetzen. Gerade alte Menschen werden so weiter in die Isolation getrieben.

Die 2-G-Regelung hat mit Pandemiebekämpfung nichts zu tun, soll vielmehr Ungeimpfte zu einer Impfung nötigen, die allenfalls kurzfristig immunisiert und deren mittel- und langfristige Nebenwirkungen unbekannt sind.

Weltweit werden diese offensichtlich unwirksamen und daher unsinnigen Regelungen inzwischen aufgehoben, in einigen Ländern, die sich demokratisch-freiheitlichen Traditionen verpflichtet fühlen, waren sie nie eingeführt worden.

Und die Gedenkstätte Ahlem plant noch für den kommenden März die 2-G+-Regelung für ihre Veranstaltungen?

Für mich ist es völlig unverständlich, dass ausgerechnet eine Gedenkstätte, die an die Verbrechen der NS-Diktatur erinnern will, Zugangsregelungen praktiziert, die viele Menschen ausgrenzt, nur weil sie ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit einfordern.

Nachdem die NS-Geschichte des Robert Koch-Instituts nach mehr als 60 Jahren endlich aufgearbeitet worden war, hob sein damaliger Präsident 2013 die zentrale Bedeutung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und der Unantastbarkeit der Menschenwürde hervor: „Für das Übertreten humanistischer Grundsätze, für die Verletzung der Würde und der körperlichen Unversehrtheit des Menschen gab es und gibt es zu keiner Zeit der Welt eine Rechtfertigung. Dies gilt auch, wenn die Mehrheit oder politische Führung ein solches Verfahren toleriert oder gar fordert.“ (zit. in: Brieden: Impfgeschichte(n) und die Verharmlosung der NS-Medizin in der Corona-Impfkampagne, unter: https://ak-regionalgeschichte.de/wp-content/uploads/Pocken_Impfflicht_NSMedizin.pdf )

Ich hatte mich sehr darüber gefreut, einige unserer Forschungsergebnisse zur NS-Militärgeschichte der Region Hannover und zur Geschichte des Antisemitismus und des Holocaust in der Gedenkstätte Ahlem vorstellen zu können. Unter den gegebenen 2-G+-Bedingungen kann ich das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Falls Sie eines Tages wieder einen freien Zugang zu den Veranstaltungen gewährleisten können, bin ich gerne bereit den Vortrag zu halten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Hubert Brieden

 

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Arbeitskreis Regionalgeschichte e.V.

Neustadt am Rübenberge

 

Lebendiges Bremen: 1. Kampfblatt der Gruppe gegen Omas gegen Rechts (GgOgR)

Folgendes Flugblatt einer Gruppe aus Bremen wurde mir zugeschickt. Bei Interesse kann das gerne verbreitet werden.

 

1. Kampfblatt der Gruppe gegen Omas gegen Rechts (GgOgR)

 Am 19.02.22 möchten so genannte „Omas gegen Rechts“ ab 13.00 eine Menschenkette rund um das Bremer Rathaus veranstalten. Wir meinen: Das haben die Bremer Stadtmusikanten nicht verdient!

 

Die sowohl inhalts- wie auch phantasielose Begründung besteht darin, dass sich bei „so genannten ´Spaziergängern´ rechtslastiges, verschwörungstheoretisches und antisemitisches Gedankengut“ und „eine unreflektierte Impf- und Maskengegnerschaft unter einem Dach“ befinden. Die übliche unterstellte Gemengelage an Verdächtigen halt – wer gegen Impfen und Masken ist, ist eben auch wenigstens strukturell antisemitisch. Das suggeriert jedenfalls diese Aneinanderreihung, womit zugleich der Antisemitismusbegriff vollkommen ausgehöhlt wird. Das wird die echten Rechten aber freuen. Die Ablehnung von Masken trifft übrigens z.B. für den größten Teil der schwedischen Bevölkerung zu – das sind also alles verschwörungsgläubige Faschist*innen? Und mehr Corona-Opfer haben sie dort auch nicht. Egal, wer sich endlich mal der Volksgemeinschaft zugehörig fühlen will und darf, hält sich nicht mit Differenzierungen auf. Dass Rechte die Proteste nutzen, um auf Stimmenfang zu gehen – ätzend. Was tun die „Omas gegen Rechts“ aber gegen diese Vereinnahmungsversuche? Sie machen die echten Rechten unkenntlich mit ihrer verbalen Gleichmacherei, und sie stärken sie mit ihrer Fokussierung, ihrer Rhetorik, der Zuweisung jeglicher Maßnahmen-kritischen Menschen in die Schmuddelecke – besseres Futter für Rechte gibt es nicht.

Nun sind ältere Menschen offenbar besonders gefährdet für eingeschränkte Sauerstoffzufuhr und erhöhte CO2-Zufuhr, was die Hirn-Funktionen beeinträchtigt. Anders kann man auch nicht erklären, dass sie imaginieren, dass die Spaziergehenden meinten: „Das System muss weg“. Omas Schlussfolgerung: „Sie bedrohen damit unsere Demokratie“. Das mit der Destabilisierung ist ihnen besonders ernst, weshalb sie das in ihrem Aufruf dann gleich nochmals betonen. Wenn jemand „das System“ bedroht, dann ist es allerdings das Kapital mit seinem globalen Raubbau an Mensch und Natur. Das schaffen die Rechten jedenfalls weit weniger gut. Was destabilisiert „das System“ mehr als brechende Deiche, überschwemmte Äcker und Millionen flüchtender, ums Überleben kämpfender Menschen, soziale Spaltung, mithin die Früchte kapitalistischen Wirtschaftens? Das haben auch Teile der „Fridays For Future“-Bewegung begriffen, die sich damit trotz ihres Durchschnittsalters allemal als politisch weiser zeigt als der Rat der Alten. Da die „Omas gegen Rechts“ kein Wort verlieren zu den verheerenden globalen sozialen Folgen von Maßnahmen wie Lockdowns müssen wir davon ausgehen, dass den Mittelschichts-Omas die Prekarisierten der Erde schlicht egal sind – oder haben sie in ihrem Dämmerzustand noch nicht mitbekommen, dass die autoritäre Corona-Politik die soziale Schere massiv verschärft, global, national und lokal?

Stattdessen erledigt dieser Greisenaufstand das Geschäft sowohl der Herrschenden wie der echten Rechten. Bloß das letztere praktisch nicht mehr kenntlich sind in der Mainstream „alle Maßnahmen-Kritiker sind rechtsextreme Corona-Leugner“-Rhetorik – auch das kommt diesen echten Rechten zugute. Denn das Verbreiten von Angst (in diesem Fall vor dem Virus, aber auch vor Rechten, die „Hass und Hetze verbreiten“), Autoritätshörigkeit, Staatsfrömmigkeit und das pauschale Diffamieren und Ausgrenzen von Menschengruppen, in die Welt gesetzt um eines vermeintlich Höheren willen (der Volksgesundheit und der nationalen Solidarität etwa), das sind in der Tat Praktiken und Mechanismen, die dem Genozid an den Juden vorausgingen (was den gelben Stern im Jahr 2022 nicht legitimiert). Die Omas gegen Rechts sind den Rechten damit weit näher, als sie meinen. Von der Menschenkette zum Fackelzug ist es nur ein kurzer Weg. „Aufstehen für Demokratie“, wie die Generation Grau angeblich will – das ist unter diesen Vorzeichen entweder ein vollkommen unmögliches, also irrationales Vorhaben – oder einfach nur dumm, oder beides zugleich.

Daher: Gegen die Destabilisierung des Systems durch das Kapital!

Selberdenken statt Herrschaftsdenken und affirmatives Querdenken

Gegen die rechten Omas gegen Rechts!

 

 

Was geht ab in Kanada? – Der Truck-„Konvoi für die Freiheit“

Von Gerald Grüneklee

 

„Asphaltcowboys“, Frauen, die ihren „Truckerinnen-Traum“ leben – die Branche der LKW-Fahrenden ist in Nordamerika geradezu mythologisiert. Filme besonders aus den 1970er Jahren wie „Trucker“, „Convoy“ und „Straße der Gewalt“ und in neueren Jahren die Doku-Soap „Ice Road Truckers“ bedienen die Sehnsüchte, die beim Publikum durch die Vorstellung vermeintlicher Ungebundenheit geweckt werden. Im Hintergrund steckt die nordamerikanische Gründungslegende der Märsche und Kutschentrecks „go West“ (bei der Besiedelung der USA) oder „go North“ (während des Goldrausches in den kanadischen Yukon und nach Alaska). Die Ikonographie wirkt bis heute, verbunden mit der Imagination individueller Freiheit in den menschenleeren Weiten. In der Gegenwart ist die Bedeutung der Branche immens. In den Flächenstaaten Kanada und USA wird ein Großteil der Waren per LKW transportiert, oft durch hunderte Kilometer schnurgerader Highways durch einsame Gegenden. Die Truck-Branche hat damit einen sensiblen Hebel im System der Warengesellschaft.

Nun mobilisiert die Branche in Kanada für einen „Freedom Convoy 2022“ gegen die Corona-Maßnahmen. Die Niederlande hatten ihren (inzwischen zurückgenommenen) „Freedom-Day“, ebenso Portugal und Norwegen, Dänemark und Großbritannien feiern ihn dieser Tage, in der Schweiz fordern ihn viele. In Deutschland wird dieser Moment noch gefühlte Ewigkeiten auf sich warten lassen, und nicht zuletzt wird dieser Tag von Politik und Zeitungs-Kommentator*innen erpresserisch an die Frage der Impfpflicht – „Freiheit durch Zwang“ – geknüpft werden. In Kanada scheint die Duldsamkeit weniger unendlich. So haben sich Ende Januar Zehntausende mit ihren Trucks auf den Weg gemacht zum Regierungssitz in Ottawa. Auslöser ist die am 15. Januar in Kraft getretene Regelung, dass alle kanadischen Fahrer*innen beim Grenzübertritt in die USA geimpft sein müssen – allerdings haben die USA ihrerseits eine identische Regelung verkündet, so dass ein rein kanadischer Protest diesbezüglich wenig bringt. Die nun entstandene Protestkampagne fokussiert sich folgerichtig nicht mehr allein auf die Impffrage, sondern hat das Ende aller unter Präsident Trudeau (Liberale Partei) erlassenen restriktiven Corona-Maßnahmen zum Ziel.

Präsident Trudeau zufolge sind Impfungen „das wichtigste Instrument, um Kanadas Wirtschaft in Schwung zu halten“ (F.A.Z.), auch in Kanada geht es also, wenig überraschend, keineswegs als Erstes um die Gesundheit der Menschen, diese ist lediglich Mittel zum Zweck. Trudeau hat den Protest auf seine Weise befeuert, indem er von einer „kleinen, randständigen Minderheit“ mit „inakzeptablen Ansichten“ sprach. Man fühlt sich an deutsche Statements erinnert wie jenes vom Ärztefunktionär Montgomery, der von der „Tyrannei der Ungeimpften“ sprach. Der ehemalige kanadische Eishockey-Nationalspieler Theoren Fleury twitterte zu Trudeaus Aussagen ironisch: „Trudeau hat soeben erklärt, dass Freiheit eine Randerscheinung ist. Hahahahaha“. Letztlich soll Trudeau jedoch mit seiner Familie zeitweilig vor der „kleinen Minderheit“ aus der kanadischen Hauptstadt geflohen sein. Keinen Spaß verstand Ottawas Bürgermeister Jim Watson, der den Umstand, dass Trucks beim Kriegerdenkmal parkten, als „Missachtung der Kriegstoten“ interpretierte. Der Militarismus, auch er erlebt in der Corona-Politik global ungeahnte neue Höhenflüge – und sei es aufgrund „humanitärer Hilfseinsätze im Innern“.

Ähnlich wie in Deutschland sind linke Organisationen in Kanada vehement auf der Seite autoritärer Maßnahmen, und sie stärken so letztlich die Rechte. Die mitgliederstärkste kanadische LKW-Gewerkschaft „Canadian Trucking Alliance“ unterstützt dementsprechend die Proteste nicht, „missbilligt“ sie vielmehr „aufs Schärfste“. Insgesamt wurde in den kanadischen Medien zunächst wenig von den Protesten berichtet, um sie dann zu verunglimpfen und tägliche Kanonaden auf rechtsextremistische Beteiligung an den Protesten abzuschießen. Damit wurde – Parallelen zu Deutschland sind unverkennbar – die gesellschaftliche Spaltung angeheizt, mit dem Tenor: wer nicht für uns ist, ist rechts.

Tatsächlich sind auf Videos vom Konvoi nicht nur reichlichst kanadische Fahnen zu sehen – an den Trucks wie bei jubelnden Menschen am Straßenrand -, sondern auch rechtsextreme Parolen und Symbole. Andererseits werden die harten, vor allem für weniger privilegierte Menschen einschränkenden und bedrohlichen Corona-Maßnahmen auch von den kanadischen Protestierenden immer wieder mit dem Faschismus verglichen. Die Wohlstands- und Kulturlinke nimmt Lebenslagen außerhalb ihrer eigenen Blase offenkundig nicht mehr wahr. Die erwachte linke Liebe zu Staat und Autorität hat den Rechten damit einen Raum gegeben, den sie gut zu instrumentalisieren verstehen. So jubelt auch die deutsche rechte Zeitung „Junge Freiheit“ über die Proteste. Letztlich dürfte, wie auch in Deutschland, die politische Präferenz der Protestierenden recht heterogen sein, es ist eine Graswurzelbewegung, die in ihrer Dynamik etwa auch an die französischen Gelbwesten erinnert. Oberste Spendensammlerin der Kampagne war Tamara Lich, die in der populistisch-separatistischen „Maverick Party“ aktiv ist. Die kanadischen Medien spekulieren, inwieweit man sie als rassistisch betrachten könne, klare Belege dafür gibt es dafür nicht. Unterstützt werden die Proteste in den sozialen Medien u.a. von Impfskeptiker und Tesla-Chef Elon Musk und dem links verorteten, als Unterstützer von Bernie Sanders bekannten und insbesondere bei Arbeiter*innen beliebten Comedian Joe Rogan. Trotz der medialen Hilfe und der Funktionalisierung auch durch rechte Politiker waren die Truck-Mengen in Ottawa zwar nicht so eindrücklich wie erwartet, nachdem im Vorfeld von bis zu 100 Kilometer langen LKW-Kolonnen die Rede war. Schon aufgrund der Symbolik und der inzwischen erreichten Medienpräsenz aber sind die Proteste nicht zu unterschätzen.

Sympathien haben die Trucker*innen in vielen Teilen der Gesellschaft, bis in die Polizei. Police-Constable Erin Howard wird bei „CTV News“ (Toronto) wie folgt zitiert: „Im Moment fühlt es sich an, als befänden wir uns im Krieg und diese Rechte und Freiheiten stünden auf dem Spiel. Ihr seid wirklich wahre Helden, was ihr tut, ist unglaublich“. Damit wird einerseits die Kriegsrhetorik aufgegriffen, den viele Politiker*innen im „Krieg gegen das Virus“ bedienen, andererseits auf die vielfach beinahe kultische Verehrung der Fahrenden durch die Bevölkerung verwiesen. Welche Freiheiten da nun genau auf dem Spiel stehen sollen – neben durchaus realen existentiellen Bedrohungen -, das ist allerdings auch bei diesen Protesten unklar. Theoren Fleury twitterte an die Protestierenden: „Die Freiheit ist eigentlich der höchste Wert der Menschheit. Geben Sie sie niemals auf“. Dem Online-Medium „Daily Hive“ teilte er mit: „In Kanada erleben wir eine der größten Revolutionen. In diesem Moment sind 50.000 Trucker und 1,4 Millionen Menschen auf dem Weg zum Parlament in Ottawa. Und sie werden dort bleiben, bis Trudeau zurücktritt oder sie uns alle unsere Freiheiten und Rechte zurückgeben“. Bei minus 20 Grad ist da wahre Entschlossenheit angesagt.

Doch noch einmal: welche Freiheit? Freiheit ist offenbar, wie in Deutschland, vor allem eine der Mobilisierung dienliche Worthülse. Wie frei etwa die Wahl des Aufenthaltsortes (siehe Migration), des Arbeitsplatzes oder eines – bezahlbaren! – Wohnortes ist, davon ist ebenso wenig die Rede wie von der Abhängigkeit vom zugeteilten Einkommen. Vom Primat der Arbeitsfähigkeit, der Kritik am neoliberalen Gesundheitssystem, der Kritik an einem vorrangig den Besitzenden dienlichen Rechtssystem, der Kritik an den Profitinteressen der (nicht nur: Pharma-)Konzerne sowie der Rolle der miteinander konkurrierenden Staaten in der globalen Staatswelt ist bei den Protesten wenig bis nichts zu hören. Zu befürchten ist, dass auch in Kanada die meisten protestierenden keine über populistische Fragmente hinausgehende Staats- und Kapitalismuskritik haben. Sie lehnen nicht den Staat und seine Zumutungen grundsätzlich ab, sondern diesen Staat und diese Zumutungen. Deshalb sind nicht alle gleich rechts. Die Abwesenheit der Linken, die hier den Finger in die Wunden legen und zu inhaltlichen Fundierungen und Radikalisierungen beitragen könnten, sie ist hier umso schmerzlicher.

 

„Mit unserem Sohn beim Augenarzt bei minus 5 Grad“

Als ich heute auf dem Weg zum Wochenmarkt eine Passantin sah, die in einem Tragegestell auf dem Rücken ein kleines Kind, ca. 2 Jahre alt, trug, musste ich zweimal hinschauen, weil ich was Absurderes selbst in dieser ethischen Krise präzedenzlosen Ausmaßes seit 1945 noch nie gesehen hatte. Diese offenbar kranke Frau (oder Mutter oder Oma, sie war geschätzt 45+) hat dem hilflosen Kind ein Schutzschild vors Gesicht umgespannt, so ein Plastikschild, das man vom Schlachthof kennt. Das Kind war wie gesagt ca. 2 Jahre alt und völlig hilflos. Warum quälen Menschen Kinder? Diese Frage stelle ich mir und damit bin ich nicht alleine.

Ein Leser meiner Seite und ehemaliger Abonnent der linken Monatszeitschrift Konkret, der mir regelmäßig kritische Lageberichte schreibt, hat Folgendes erlebt – der Text ist als private Mail an mich geschrieben worden, aber da es wirklich Millionen von Menschen so ergehen dürfte – wir haben ca. 12 Millionen völlig Ungeimpfte in diesem Land, eine Gruppe so groß wie jene, die den aktuellen „Kanzler“ bzw. SPD wählte -, gebe ich den Text anonymisiert, aber wörtlich und natürlich mit Zustimmung des Verfassers wieder:

 

Mit unserem Sohn beim Augenarzt bei minus 5 Grad

 

Gestern war wieder so ein trauriger Tag. Wobei es schon vorgestern begann mit der Feststellung, dass die Liebste mit unserem Sohn zum Augenarzttermin muss. Da bin ich schon innerlich zusammengebrochen und habe vorgeschlagen, das einfach sausen zu lassen.

Wie auch immer, die zwei sind hingefahren und im Rückblick sagte meine Frau gestern, dass es gut war, weil sie es dann von Angesicht zu Angesicht beenden konnte. Sie hat ihrer Kollegin „gekündigt“.

Die besagte Augenärztin ist eine Studienkollegin meiner Frau. Bei Leuten wie dieser vollkommen verblödeten Nazitante treibt es einem die Tränen in die Augen angesichts so viel Herzlosigkeit und völligem Fehlen von Verstand.

Die lassen kleine Kinder bei -5°C ne halbe Stunde draußen warten, um sie dann drinnen anzuherrschen: da drüben hinsetzen!, dort die Jacken aufhängen! usw. Aus purer Lust am Quälen.

Das schlimme daran ist aber, dass es die Leute mit sich machen lassen, anstatt diesen Idioten auf den Anmeldetresen zu kacken und auf der Hacke umzudrehen. Aber die Leute sind eben auch irgendwie drauf angewiesen.

Ich schätze wir werden uns also noch eine Weile mit den immer irrer werdenden „Maßnahmen“ auseinandersetzen müssen. Diese kriminellen Irren in den sog. Regierungen bekommen noch genügend Zustimung.

Und dann, weil ich wahrscheinlich auf Schmerzen stehe, habe ich mir das Interview mit Streeck angesehen: CORONA: „Wir haben im internationalen Vergleich schon die härtesten Maßnahmen ergriffen!“ – Streeck – YouTube

10 Minuten grober Unfug und komplett am eigentlichen Problem vorbei (und eine geistige Bankrotterklärung von beiden). Und Streeck hat sich eben kaufen lassen, sonst müsste er ganz klar Stellung beziehen gegen eine Impfpflicht und Lockdown und 2G, 3G und nicht vom Charme einer Impfung schwafeln. Aber ich schätze das ist der Müll mit dem sich täglich Millionen Insassen dieses Landes selbst verblöden.

Auf der anderen Seite sehe ich aber auch bei den Spaziergängen (ich war in Stadtilm, Rudolstadt, Arnstadt), dass die Menschen keine Lust haben auf den Irrsinn. Es reicht schon lange. Also lasse ich auch die Hoffnung nicht fahren, auch wenn es an manchen Tagen schwer fällt den Glauben an die Menschheit nicht zu verlieren.

Aber was sehr auffällig war, besonders in Arnstadt, war die Provokation durch die Bullen. Aggressiv in Zweierreihen durchmarschieren. Angst schüren, einschüchtern. Ekelhafte Büttel des Schweinesystems.

 

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