Clemens Heni

Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Flanierend die Verbrechen des Nationalsozialismus goutieren

Die WELT huldigt der „Topographie des Terrors“
und propagiert Antikommunismus

 

Ein Text zur Erinnerung an Käthe („Katja“) Niederkirchner (07.10.1909 – 28.09.1944)

 

„Also wird es wohl heute abend passieren. Ich hätte doch so gern die neue Zeit erlebt. Es ist so schwer, kurz vorher gehen zu müssen. Lebt alle wohl. …“

 

(„Diese Worte schrieb Käthe Niederkirchner …  in ihren letzten Kassibern aus dem Bunker im KZ Ravensbrück.“)

Quelle: https://www.gdw-berlin.de/typo3temp/_processed_/csm_4462x_cbdd8186ac.jpg

 

In einem Text, der sich vorgeblich mit der „Topographie des Terrors“ in Berlin beschäftigt, einem Gedenkort an die Täter des Nationalsozialismus (am Beispiel der Gestapo-Zentrale, des Reichsführers SS und des Reichssicherheitshauptamt, RSHA), heißt es:

 „Mit der Eröffnung des Dokumentationszentrums der Berliner Stiftung Topographie des Terrors bin ich zu einem Flaneur in der Welt des Totalitären geworden. Fast jede Woche zieht es mich zu einer der regelmäßigen Abendveranstaltungen in den nahe gelegenen Neubau der Architektin Ursula Wilms, der wie eine große Ritter Sport auf dem Gelände liegt: quadratisch, praktisch, grau. In den zwei Jahren seines Bestehens habe ich hier mehr über den Nationalsozialismus gelernt als in den vierzig Jahren, seit denen er kein Schulstoff mehr für mich ist. Im Wochenrhythmus flaniere ich mit offenen Ohren und manchmal, wenn es Lichtbilder oder Filme gibt, auch mit offenen Augen durch eine Welt der Verbrechen gegen die Menschheit, die ich aus immer neuem Blickwinkeln kennenlerne.“

Dieser Text aus der Tageszeitung DIE WELT vom 4. Juli 2012 von Rainer Bieling ist in vielfacher Hinsicht bemerkenswert. Das eventzentrierte Geschwätz sowie das lifestylemäßige Kokettieren des promovierten Philosophen, ja die Internalisierung von Werbeimperativen bei der Darstellung eines Gedenkortes des Nationalsozialismus und des Holocaust wird durch den Ausdruck „Flaneur in der Welt des Totalitären“ noch verschärft.

Vom Jargon des Totalitarismus, der Leugnung der Einzigartigkeit des Holocaust, hin zum Zeitgeist der Werbeindustrie ist es nicht weit. Ein Flaneur schlendert und genießt und der Autor schreibt tatsächlich, als ob er Spaß dabei hätte, im „Wochenrhythmus“ das „Verbrechen gegen die Menschheit“ „aus immer neue[n] Blickwinkeln“ kennenzulernen. Bieling weiter:

„Das Team der Topographie ist ausgesprochen rührig und vermag dem Schrecken ständig neue Facetten abzugewinnen.“

Als ob es was Tolles oder Spannendes sei, dem „Schrecken ständig neue Facetten abzugewinnen.“

Doch der Kern des Artikels liegt wo anders. Holocausterinnerung als Event ist nur der Rahmen für eine andere Attacke. Die letzten Jahre sind durch ein Revival der Thesen Ernst Noltes von 1974 bzw. 1986 gekennzeichnet, nachdem die Shoah nicht einzigartig und nicht präzedenzlos war. Was für Nolte die „asiatische Tat“ war und dann ab 1986 zum Historikerstreit führte, den damals noch Jürgen Habermas, Hans-Ulrich Wehler und Richard Evans gewinnen konnten, ist heute für preisgekrönte Bestsellerautoren wie Timothy Snyder aus Yale („Bloodlands“ heißt sein Buch) die Hungersnot in der Ukraine 1932/33 und andere Ereignisse oder für den Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin Jörg Baberowski die „Verbrannte Erde“, womit er gerade nicht die Verbrechen der Wehrmacht und der Deutschen sondern jene Stalins meint.

Es gibt zudem viele Millionen Deutsche, die die ach so „schönen Seiten des Nationalsozialismus“ suchen (Familienpolitik, Autobahnen etc.) wie die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman oder die Historikerin Christiane Eisenberg, die von der Olympiade 1936 schwärmt.

Seit einigen Jahren ist darüber hinaus ein erneuter, aggressiver Diskurs zu beobachten, der die Deutschen als Opfer sieht, wahlweise von Vertreibung, Bombenkrieg oder den Nazis, die keine ganz normalen Deutschen gewesen sein sollen.

Der Text von Bieling hat Anflüge von unfreiwilliger Komik, wenn er schreibt – völlig ernsthaft:

„Mit Stolz nehmen wir zur Kenntnis, dass unsere Erinnerungsarbeit im Ausland genauso geschätzt wird wie deutsche Wertarbeit.“

Diese vor Überheblichkeit und einem Erinnerungsnationalismus nur so triefenden Sätze und Auslassungen sind jedoch wiederum nur die Ouvertüre für den Kern des Textes.

Welcher historische Hintergrund wird in der WELT nicht thematisiert?

Ein Aspekt des Zweiten Weltkriegs war der Einsatz von besonders mutigen und entschlossenen Anti-Nazis, Antifaschisten oder Kommunisten, die mit Fallschirmen hinter der Front absprangen um in Deutschland, dem nationalsozialistischen Kernland inklusive Österreich, Aufklärungs- oder Sabotageoperationen durchzuführen. Dazu gab es ein Abkommen zwischen dem Special Operations Executive (SOE), einer britischen Einrichtung, die dem Ministry of Economic Warfare unterstand, und dem sowjetischen Geheimdienst NKWD. Der Historiker Hans Schafranek berichtete 1996 darüber:

 „Am 30. September 1941 unterzeichneten nach mehrwöchigen Beratungen der NKWD-General B. Nikolajew und – als Vertreter der SOE – Oberstleutnant D.R. Guinness in Moskau ein Geheimabkommen, das als Basis für eine Zusammenarbeit der beiden Organisationen bei der Unterstützung von Sabotage- und Subversionstätigkeit in Deutschland und den von den Nazis besetzten europäischen Ländern dienen sollte.“[i]

Diese Aktionen liefen unter dem Tarnnamen „Pickaxe“. Das Duo Käthe (genannt Katja) Niederkirchner und Theo Winter wurde am 6. Oktober 1943 auf die Reise geschickt, über Polen sprangen die beiden ab. Am nächsten Tag wurde Niederkirchner im Zug nach Berlin von den Deutschen gefasst. Das Tragische ist: Wie Schafranek berichtet, war die Vorbereitung nicht nur dieses Einsatzes mehr als fragwürdig. Die sowjetischen Behörden arbeiteten sehr unprofessionell. Winter war der Schwiegersohn des KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck, letzterer hatte sich schon vor der Abreise der beiden bei den sowjetischen Behörden massiv beschwert:

„[Pieck] sah sich veranlaßt, den Direktor des NII Nr. 100 bzw. dessen Beauftragten mit der Binsenweisheit zu konfrontieren, die ‚auf qualif. Handelsangestellte einer Handelsfirma im Osten‘ laufenden Papiere müßten mit der Ausrüstung korrespondieren, ‚sonst fällt es auf‘. Theo Winter mußte zunächst mit einem russischen Anzug von schlechter Qualität vorliebnehmen, ‚erst auf Protest‘ wurde ein Maßanzug in Aussicht gestellt. Katja Niederkirchners Handtasche war nicht zu gebrauchen (‚schlechte Ausschußtasche, entzwei‘). Eine andere sei nicht vorhanden, hatte man ihr kühl erklärt. Dasselbe Problem beim Rucksack bzw. Koffer, was Morosow zu der schnoddrigen Bemerkung veranlaßte: ‚fahren doch nicht an einen Kurort‘. Es haperte buchstäblich an allem (…). Pieck forderte die Absetzung Zulikows, für dessen Verhalten er harte Worte fand: ‚bürokratisch‘, ‚verletzend‘, ‚unkameradschaftlich‘, ‚bösartig‘. Mit welchen Gefühlen mochten wohl die beiden Fallschirmagenten Moskau verlassen haben?“[ii]

Seien es Schludrigkeit, Überforderung oder doch eher stalinistische Tendenzen in Moskau, die deutsche Kommunisten womöglich besonders mies und hinterhältig trafen: offenbar war schon die Vorbereitung dieser Fallschirmaktion alles andere als erfolgversprechend. Katja Niederkirchner wurde kurz nach ihrem Absprung über Polen in einem Zug nach Berlin verhaftet, von der Gestapo verhört und gefoltert und am 28. September 1944 im KZ Ravensbrück von der SS erschossen.

Was macht nun die Tageszeitung Die WELT daraus? Rainer Bieling schreibt:

 „Das erste, das die Topographie des Terrors erkennen könnte, ist, dass sie eine falsche Adresse hat. Die Gestapo, auf deren Hausnummer 8 sie sich bezieht, lag in der Prinz-Albrecht-Straße. Nach dem Sieg über Sozial- und alle anderen Demokraten benannte die DDR-Führung die Straße nach einer Märtyrerin um, die ihr Leben der Diktatur geopfert hatte. Sie hieß Käthe Niederkirchner und war eine so fanatische Kommunistin, dass sie aus dem sicheren Exil in Moskau heraus hinter den feindlichen Linien über Polen mit dem Fallschirm absprang, um durch Untergrundarbeit der Roten Armee den Weg nach Berlin zu bahnen. Dafür bezahlte sie mit dem Leben; die Gruppe Ulbricht revanchierte sich, als sie schon Staat geworden war, 1951 mit der Umbenennung der Prinz-Albrecht-Straße in Niederkirchnerstraße.“

Wer sich die Niederkirchnerstraße in Berlin-Mitte anschaut sieht drei Straßenschilder, doch keines erwähnt die Geschichte der Käthe Niederkirchner. Ihr Mut und ihr kommunistisches und antifaschistisches Kämpfen werden also ohnehin verleugnet.

 

Doch das reicht der Springerpresse wohl nicht, denn Katja Niederkirchner war KPD-Mitglied, wurde in der DDR geehrt und das geht zu weit. Die Straßenschilder die an dieser Stelle dominieren sind der „Mauerweg“ (der die ganze Stadt durchzieht mit einer ungeheuren Penetranz), der unweit entfernt liegende „Checkpoint Charlie“ (ein relativ harmloser Grenzübergang zu DDR-Zeiten, kein Ort von Massakern oder präzedenzlosen Menschheitsverbrechen) und die Topographie des Terrors.

Für Bieling war Käthe Niederkirchner eine „fanatische Kommunistin“. Fanatisch, weil sie gegen den Nationalsozialismus kämpfte? Fanatisch weil sie eine Antifaschistin war, die ihr zumindest vor den Deutschen recht sicheres Exil in Moskau freiwillig aufgab um eine äußerst gefährliche militärische Aktion gegen die elenden Nazis zu unternehmen? Was der Autor unter „fanatisch“ versteht, erläutert er nicht.

Wer das Gelände der Topographie des Terrors in Berlin im Jahr 2012 kennt,

 

 

weiß dass das alles bestimmende Stück Architektur an diesem Platz ein längerer Mauerrest ist. Schon hier findet in der Draufsicht des schnelllebigen Touristenhypes eine groteske Gleichsetzung von Holocaust und Nationalsozialismus mit der DDR statt, so als ob es auch nur im aller entferntesten eine Verbindung vom Zweitem Weltkrieg, Holocaust und der DDR und dieser Mauer geben würde. Es gibt eine exzessive Mauer-Erinnerung an unzähligen anderen Stellen der Hauptstadt, monumental wie an der East Side Gallery in Friedrichshain, an der Bernauer Straße, am Potsdamer Platz etc. Doch das ist nicht verwunderlich, der Antitotalitarismus ist Staatsideologie, bereits seit den 1950er Jahren in der BRD. Wie die Forschung der letzten Jahre zeigte, führte der obsessive Antikommunismus dazu, dass der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower die Muslimbrüder, repräsentiert von Said Ramadan 1953 im Weißen Haus begrüßte und Ramadan in Princeton auf einer großen Konferenz den Islamismus der Muslimbrüder willkommen hieß; im Kampf gegen den Feind Kommunismus kuschelte man seit den 1950er Jahren mit den übelsten Kräften, wie der Publiziert Ian Johnson und der Historiker Stefan Meining in den letzten Jahren analysierten. In den 1950er Jahren begann dann auch der organisierte Islamismus in der BRD seinen Lauf, mit staatlicher Hilfe. Alte Nazis waren begeistert und halfen mit, waren doch einige Muslime früher SS-Imame und kämpften für Hitler und die Deutschen.

Ein Bundespräsident wie jener ostdeutsche Pfarrer vom 18. März 2012, der die Einzigartigkeit der Shoah leugnet und behauptet in Kambodscha würde man die Geschichte sicher anders sehen, steht für die Tendenz der Banalisierung des Holocaust und einer Erinnerungsabwehr qua obsessivem Vergleich. Das „Schwarzbuch des Kommunismus“ wurde 1998 in Deutschland begeistert rezipiert, von taz bis zum äußersten rechten Rand – natürlich Joachim Gauck als Co-Autor mittendrin – waren alle euphorisch ob soviel Holocaustverharmlosung und Antikommunismus.

Bieling würde vermutlich nicht die Umbenennung der Straße fordern, wäre sie nach einem nicht-kommunistischen britischen Agenten benannt. Denn weniger ein antibritischer Affekt als vielmehr der Antikommunismus wurde seit dem Ende des Nationalsozialismus zum zentralen Element der politischen Kultur in der Bundesrepublik und im Westen. Bei der Springerpresse wird allerdings auch das Ressentiment gegen England und die Royal Air Force (RAF) nicht erst seit der Agitation von BILD und Jörg Friedrich („Der Brand“) gepflegt. Es erfuhr einen neuen Höhepunkt durch einen Text in der WELT vom 28. Juni 2012. Der Autor, Thomas Kielinger, ärgerte sich mit Schaum vor dem Mund über das neue Denkmal in London zu Ehren der mutigen britischen Kampfpiloten im Zweiten Weltkrieg und den Leiter des Planungsstabes Sir Arthur Harris. Die Deutschen werden von der WELT als arme Opfer dargestellt, die von bösen Piloten (jeder dritte englische Pilot wurde von den Deutschen abgeschossen) angegriffen worden seien.

Manche Deutschen wie Bieling geben sich auch als pro-israelisch und islamkritisch, doch im Kern sind sie vor allem eines: stolze Deutsche mit einem Faible für Antikommunismus, intellektuelle Kritik auch am Westen und nicht nur am fürchterlichen Realsozialismus wird attackiert und diffamiert. Noch die kleinste Erinnerung an Antifaschisten soll aus den Städtebildern ausgelöscht, dafür die Mauer in Berlin mit Treblinka – „in effect, if not intent,“ wie man in USA sagen würde – in eine Reihe gestellt werden. Wer sich je wissenschaftlich mit der Debatte um die „uniqueness of the Holocaust“ befasst hat, weiß ob der Absurdität dieser Vergleicherei und Gleichsetzung von rot und braun.

Die Alt-Yuppie-Sprache eines Bieling, der die Cleverness der Waldenbuchener Schokoladenfirma mit der ‚siegreichen‘ deutschen Erinnerung in eins bringt, sich an jenem Ort in Berlin ‚gern‘ die Geschichte der Judenmordes oder der antikommunistischen Agitation erzählen lässt und offenbar noch genussvoller die Trivialisierung der Geschichte der Shoah goutiert und von einer „Welt des Totalitären“ fabuliert um nicht von der Präzedenzlosigkeit von Auschwitz reden zu müssen, steht nicht nur für die intellektuelle Anspruchslosigkeit des Springer-Konzerns. Nein, hier kommt Deutschland im Jahr 2012 ganz zu sich selbst; „Von Deutschland lernen heißt, erinnern lernen“ ist dieser Artikel tatsächlich überschrieben (inklusive falschem Komma). Und diese deutsche Herrenmentalität spricht aus jeder Pore des Elaborats.

Empathielosigkeit gekoppelt mit Überheblichkeit und einem gewaltigen Schuss Hass auf eine von Deutschen 1944 ermordete Antifaschistin sind die Indikatoren des neuen nationalen Apriori, knapp 14 Jahre nach Walsers Paulskirchenrede und sechs Jahre nach 2006.

 


[i] Hans Schafranek (1996): Im Hinterland des Feindes: Sowjetische Fallschirmagenten im Deutschen Reich 1942–1944, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Jahrbuch 1996, Wien: DÖW, 10–40, 24.

[ii] Schafranek 1996, 23f.

The German city of Frankfurt awards the „Professor of Parody“ and hatred of Israel: Judith Butler

By Clemens Heni

(updated August 28, 2012)

On June 1, 2012, it was announced that Judith Butler will be awarded the Theodor-W.-Adorno-Prize of the city of Frankfurt, Germany, on September 11, 2012. September 11 is the birthday of Adorno, though, today we associate 9/11 with that date, particularly when it comes to scholars like Butler. She is “Maxine Elliot Professor in the Departments of Rhetoric and Comparative Literature and the Co-director of the Program of Critical Theory at the University of California, Berkeley.”[1] The prize (50,000 Euro) is named after philosopher Theodor W. Adorno (1903–1969), a co-founder of Critical Theory in the 1930s, who fled National Socialism in 1934 and was in exile in the United States since 1938 until he returned to Frankfurt. His father was Jewish. The Adorno-Prize is awarded every three years only.[2] While Adorno fled the German boycott of Jews, Butler is known for endorsing the boycott of the Jewish state of Israel.

 

The core problem is that Israel is not accepted as a Jewish state by many leftist, Islamist, neo-Nazi and other antisemites. It is particularly important to focus on Jewish anti-Zionists because neo-Nazi, leftist and Islamist activists and authors often refer to them and Jewish anti-Zionists give hatred of Israel a kind of kosher stamp.

Many scholars are obsessed with the only diverse society in the Middle East, the only democracy and the only safe haven for Arab and Muslim homosexuals, for example: Israel.

It is important to focus on the Jewish character of Israel. Some anti-Zionists claim that they are not anti-Israel, because they like Israel but reject the Jewish character of the state. A bi-national state as envisioned by Martin Buber or Hannah Arendt is still seen as an option by those anti-Zionist activists. The exodus of almost one million Jews from Arab and Muslim countries since 1948 indicates what would happen if Jews no longer comprised the majority in their own country. Everyone can see that scholars like Judith Butler single out Israel and equate Israel with South African apartheid, while they are silent about the really violent and oppressive, antidemocratic countries in the Middle East, like Saudi Arabia, Iran (the Iranian threat!), Syria, Turkey, Egypt, among many others.

 

In 2009 in her book Frames of War Judith Butler equates the criticism of Adorno and Horkheimer in their Dialectics of Enlightenment with US policies in the War on Terror.

“The legal move by which the US claimed that prisoners at Camp Delta were not entitled to protection under the Geneva Conventions is one that institutes the expectation that those prisoners are less than human. They are considered enemies of the state, but they are also not conceptualizable in terms of the civilizational and racial norms by which the human is constituted. In this sense, their status as less than human is not only presupposed by the torture, but reinstated by it. And here we have to see – as Adorno cautioned us – that violence in the name of civilization reveals its own barbarism, even as it ‘justifies’ its own violence by presuming the barbaric subhumanity of the other against whom that violence is waged.”[3]

Adorno and Horkheimer wrote their book in defense of the West and as an attack on Nazi Germany. They applied a Dialectic of Enlightenment, while Butler equates the West and America with National Socialism and the Holocaust when she refers to that study. Despite all their shortcomings, Adorno and Horkheimer already focused on antisemitism. They were completely shocked and paralyzed by the Holocaust; they had a specific chapter on antisemitism, along with other chapters on modern rationality, Greek mythos, and modern capitalist and technical society. A close colleague and friend of Adorno and Horkheimer, Herbert Marcuse, worked for the Office of Strategic Services (OSS) after 1943 – supporting the US in its war against Nazi Germany.

For Butler, the “Professor of Parody” as philosopher and feminist Martha Nussbaum from the University of Chicago has criticized her,[4] post-9/11-warfare of the US is the same as the war of Nazi Germany against the Jews. In this completely distorted and absurd world of fantasy, jihadists are implicitly portrayed as the Jews of today. In 2011 Butler was published in a volume alongside with Jürgen Habermas, Charles Taylor, and Cornel West. Editors Eduardo Mendieta and Jonathan Vanantwerpen aggressively support Butler’s stand against Harvard President Lawrence Summers and his criticism of the anti-Israel boycott and academic antisemitism.[5] Butler herself[6] attacks Israel[7] and the entire Zionist project, based on Hannah Arendt,[8] Martin Buber and Edward Said and his claim that Palestinians and Jews share a history of displacement.[9] Butler portrays herself as a girl walking in the footsteps of Arendt and Buber:

“I’d like to turn now, briefly, to thinking about Hannah Arendt, Jewish to be sure, but someone whose political views made many people doubt the authenticity of her Jewishness. Indeed, as a result of her salient criticisms of political Zionism and the state of Israel in 1944, ’48, and ’62, her claim to belong to the Jewish people was severely challenged, most famously by Gershom Scholem. Scholem quickly embraced a conception of political Zionism, whereas Martin Buber in the teens and twenties actively and publicly defended a spiritual and cultural Zionism that, in his early view, would become ‘perverted’ if it assumed the form of a political state. By the 1940s, Arendt, Buber, and Nudah Magnes argued in favor of a binational state, proposing a federation in which Jews and Arabs would maintain their respective cultural autonomy; of course, there are other versions of binationalism that do not presume the monolithic cultural integrity of ‘two peoples’ as Buber did, and I hope to gesture toward that at the end of my remarks. It is worth noting as well that Franz Rosenzweig also elaborated a diasporic opposition to Zionism in his The Star of Redemption, in which he argues that Judaism is fundamentally bound up with waiting and wandering but not with the claim of territory.”[10]

Butler prefers a “cultural Zionism” even after the Holocaust, while Buber developed that concept, how bad or mistaken it might have been, between 1910 and 1930, before the Shoah. Buber could also not anticipate genocidal threats from Iran or Arab countries; Butler knows them, but ignores or affirms Iranian, Arab and Muslim Jew-hatred.

 

It is remarkable (though not astonishing in the case of the German) that Habermas and Taylor join such an outstanding voice like that of Butler, who literally aims at organizations like “AIPAC,”[11] and Jewish support for Israel in the US and abroad.

 

In a very important statement on September 17, 2002, President of Harvard University, Lawrence Summers, criticized antisemitism among academics and said:

“I speak with you today not as President of the University but as a concerned member of our community about something that I never thought I would become seriously worried about — the issue of anti-Semitism. I am Jewish, identified but hardly devout. In my lifetime, anti-Semitism has been remote from my experience. My family all left Europe at the beginning of the 20th century. The Holocaust is for me a matter of history, not personal memory. To be sure, there were country clubs where I grew up that had few if any Jewish members, but not ones that included people I knew. My experience in college and graduate school, as a faculty member, as a government official – all involved little notice of my religion.”[12]

He was shocked about the growing antisemitism since 2001 in particular:

“Consider some of the global events of the last year: There have been synagogue burnings, physical assaults on Jews, or the painting of swastikas on Jewish memorials in every country in Europe. Observers in many countries have pointed to the worst outbreak of attacks against the Jews since the Second World War. Candidates who denied the significance of the Holocaust reached the runoff stage of elections for the nation’s highest office in France and Denmark. State-sponsored television stations in many nations of the world spew anti-Zionist propaganda. The United Nations-sponsored World Conference on Racism – while failing to mention human rights abuses in China, Rwanda, or any place in the Arab world – spoke of Israel’s policies prior to recent struggles under the Barak government as constituting ethnic cleansing and crimes against humanity. The NGO declaration at the same conference was even more virulent.”

Summers also noted that “it would have been inconceivable a generation or two ago that Harvard could have a Jewish President.” There is a long history of antisemitism on American campuses and at the Ivy League in particular, as historian Stephen Norwood has shown.[13]

In a response to Lawrence, who did not mention specific scholars by name, Judith Butler ran riot and wrote a piece in 2003:

“When the president of Harvard University declared that to criticise Israel at this time and to call on universities to divest from Israel are ‘actions that are anti-semitic in their effect, if not their intent’, he introduced a distinction between effective and intentional anti-semitism that is controversial at best. The counter-charge has been that in making his statement, Summers has struck a blow against academic freedom, in effect, if not in intent.“[14]

Criticism of antisemitism is called “a blow against academic freedom” while in fact Judith Butler is against academic freedom, when it comes to criticism of antisemitism. One could argue with Freud that Butler projects her own lust of restricting academic freedom onto others. Butler signed an “Open Letter from American Jews” although it was not anti-Israel enough for her, because it did not call for “the end of Zionism.” Did she ever call for “the end of Saudi-Arabian Wahhabi rule”? Did she ever call for “end the misogynistic policies of the Taliban in Afghanistan”? Did she ever call for the end of airing pro-Holocaust statements on Egypt or Al-Jazeera TV from Qatar? Did she ever call to stop publishing antisemitic cartoons in Arab, state sponsored newspapers, like in Syria, Egypt, or Iraq? Did she ever call to stop the hanging of homosexuals in the Islamic Republic of Iran? Did she ever call on German firms to stop their trade with Islamofascist regimes like in Iran, or did she ever call to stop German trade with Arab dictators like Saddam Hussein, who in March 1988 killed some 5000 Kurdish Iraqis with German lethal gas in the city of Halabja? Did she ever call to halt the persecution of non-believers and critics of Islam in Muslim countries from Morocco to Indonesia?

 

In 2006 philosopher Elhanan Yakira initiated a vibrant debate in Israel about post-Zionism, anti-Zionism and antisemitic academics. His study was published in English in 2010 and is a seminal work for scholars, students and the public who want to understand how anti-Israeli propaganda works. For example, he criticizes Judith Butler and her above-quoted article from 2003, where the Californian activist wrote that some “95,000 Palestinians” will be “homeless” thanks to the anti-terror fence. Yakira gives the context:

“In fact, very few, if any, Palestinians have been made ‘homeless’ by the construction of the security barrier, and only a small part of it is actually a wall. It is true that some Arabs have lost part of their land (not their homes). However, Israelis also have lost something: an unknowable number of them have lost the privilege of being killed by infiltrating Palestinian resistance fighters. In areas where the barrier is complete, suicide bombing and other attacks on Israeli civilians – in buses, restaurants, discothèques, and shops – have virtually stopped. Given the fact that Butler’s article was written at the height of the suicide-bombing campaign, it is hard to avoid the suspicion that she is not, after all, immune to the kind of affectivity [Serge] Thion [a close ally of French Holocaust denier Robert Faurisson] exhibits toward Israel and Israelis.”[15]

Judith Butler is a long-time supporter of boycotts of Israel. Before the BDS (Boycott Divestment Sanctions) movement was launched by Palestinians in 2005 she was already singling out the Jewish state. In March 2011 she spoke at the “Israel Apartheid Week” in Toronto.[16] While Blacks in South Africa Apartheid could not vote, for example, Arabs and Muslims can vote in Israel. The defamation of Israel as apartheid is not just antisemitic because it spreads lies about Jews and throws oil on the Arab, Muslim and Iranian hatred of Jews and Israel. It is also a distortion of South African racism and real apartheid. Germany, though, is a hotbed for anti-Zionist Jews.

There is a committee, consisting of ten members, who decided to award Butler this prize, headed by the major of Frankfurt, Petra Roth (from the conservative Christian Democratic Union, CDU). Among those who should best know about antisemitism, one might think, is Axel Honneth, himself professor at Frankfurt University and head of the Institute for Social Research in Frankfurt, the very same institution founded by Horkheimer and others and joined by Adorno. Adorno and Horkheimer were lucky and could flee Nazi antisemitism and the Holocaust. They witnessed boycotts of Jews and Jewish firms while being in exile, out of reach of the Nazis and Germans. To award a prize to a scholar who is in favor of boycotting Jews and Israelis is a slap in the face of Adorno. Contrary to Butler, Adorno was an intellectual and a scholar who preferred theory and criticism to anti-Jewish activities like Israel Apartheid weeks.

 

German professor Micha Brumlik gives Butler his Jewish kosher stamp.[19] He is known for doing so for anti-Zionist antisemitism. He is against obvious antisemitism like that of Hamas, but he is in favor of Jewish anti-Zionism. He even equated Butler’s pro-Hezballah and pro-Hamas stand with supposedly or indeed problematic paragraphs from philosopher Adorno about jazz. Therefore criticism of music is the same as hatred of Jews and incitement to genocide from Hamas. I learned that this is mainstream in Germany; after I alerted professor Honneth to Butler’s antisemitism he replied that this is rather respectable “criticism of Israel” and he referred to Brumlik’s article.

 

It may not be true and it may not be possible that one of the leading anti-Israel voices of the world, Judith Butler, who wants to destroy the Jewish character of Israel by allowing the return of Palestinian “refugees” from 1948, and who opposes philosophically the Jewish character of Israel with reference to Hannah Arendt and Martin Buber, will be awarded the Adorno Prize of the city of Frankfurt. Butler is among the most aggressive critics of “Campus-Watch,”[20] an institution of the Middle East Forum (MEF), established in 2002.[21] As quoted, in a book of hers in 2009, Butler even equates, like another highly fashionable philosopher of our time, Italian Giorgio Agamben, US policies during the War on Terror with Nazi policies and concentration camps. “The other” is the jihadist, seen as victim of America and not as mass murderer. “The other” is the Islamist and he is seen as the Jew of today. More delusion is hardly possible.

Brumlik, though, the German professor of pedagogy, refers to above quoted article of Butler from 2011 (“Is Judaism Zionism”) and likes it very much. American scholar Russell Berman, an expert on Germany, the left, Critical Theory, antisemitism and anti-Western ideology, puts Butler’s ideology in a nutshell – this analysis fits for most liberal and left-wing anti-Zionists, worldwide:

“It is as if for Butler a concern with anti-Semitism anywhere, and, in particular, in the academy were, in her view, incompatible with any criticism of Israel. Yet that absurd presumption is undermined by Butler’s own prose: for she too, despite herself, has to come to grips with anti-Semitism in the academy and not – this would be the easy case – with Nazi flag-wavers or right-wing populists – but in the very core of her chosen political community, the academic anti-Zionist movement.”[22]

The city of Frankfurt has to rethink its decision to award Judith Butler. Antisemitism should not be rewarded in Germany again. Too many anti-Israel scholars and activists already have been honored, tenured, or given prizes. This has to stop and serious research on antisemitism, particularly on anti-Zionist antisemitism and Islamism, has to be supported.

 

In 2007 Lawrence Summers repeated his criticism of academic and mostly left-wing and liberal antisemitism in an interview he gave to the prestigious Podcast Series “Voices on Antisemitism” of the United States Holocaust Memorial:[23]

“I found it shocking and deeply troubling that a substantial group of faculty members at major universities would propose seriously, and indeed seek to pressure, for universities like Harvard to sell, to divest, any stock, any company that did any business with Israel. It seemed to me that such a boycott that singled out Israel was profoundly misguided. And so I raised the question of whether this action, because of its singling out of Israel, was antisemitic in its effect if not necessarily in its intent.“

He has probably Judith Butler’s attack on him in mind, when he concludes:

“I think the magnitude of the reaction I got was not something I fully anticipated. I had the reaction that, if people had felt so inhibited from speaking on these issues that they praised my courage, that there must be a larger problem around these issues on university campuses than I had previously supposed. I think it might have been a more difficult decision if I had known just how much attention those remarks would generate, but while it would have been a more difficult decision, I think I would have been even more convinced of the importance of speaking out in the way that I did.”

The President of the leading University of the world spoke out against academic antisemitism as early as 2002. In 2012 German academics and politicians still do not understand what anti-Zionism means or they affirm hatred of the Jewish state of Israel. It is not acceptable to call Israel an apartheid state, as Butler does, and it is not acceptable to boycott Israel, as Butler propagates. Adorno told us that antisemitism has to be fought and not to be awarded!

 

Dr. Clemens Heni is a political scientist and the founding Director of the Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) http://bicsa.org/ . 2008/2009 he was a Post-Doctoral researcher at Yale University. He published three books on antisemitism so far, including his study Schadenfreude. Islamic Studies and Antisemitism in Germany after 9/11 (410 pages, in German, 2011). He can be reached at c.heni@gmx.de

 



[1] http://rhetoric.berkeley.edu/people.php?page_id=1056&p=54 (visited June 6, 2012).

[2] http://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=495 (visited June 6, 2012); “Judith Butler erhält den Theodor-W.-Adorno-Preis,“ http://www.focus.de/kultur/buecher/
literatur-judith-butler-erhaelt-den-theodor-w-adorno-preis_aid_760909.html (visited June 6, 2012); “Theodor-W.-Adorno-Preis an Judith Butler,“ http://www.hr-online.de/website/
rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=72824&key=standard_document_44944250 (visited June 6, 2012).

[3] Judith Butler (2009): Frames of War. When is Life Grievable, London/New York: Verso, 93.

[4] Martha Nussbaum (1999): Professor of Parody, February 22, 1999, The New Republic, http://www.akad.se/Nussbaum.pdf (visited June 6, 2012). Butler was awarded the “first prize in the annual Bad Writing Contest sponsored by the journal Philosophy and Literature”, for example, ibid. Nussbaum criticizes that Butler rejects feminist activism towards better laws to protect women, and that Butler stays away from the struggle for more social equality for women, too.

[5] Eduardo Mendieta/Jonathan Vanantwerpen (2011): The Power of Religion in the Public Sphere, in: Eduardo Mendieta/Jonathan Vanantwerpen (eds.), The Power of Religion in the Public Sphere. With an Afterword by Craig Calhoun, New York: Columbia University Press. The book is result of an event in New York City on October 22, 2009, ibid., vii.

[6] Judith Butler (2011): Is Judaism Zionism, in: Mendieta/Vanantwerpen (eds.), 70–91.

[7] „And, of course, it makes a difference whether one is criticizing the principles of Jewish sovereignty that characterize political Zionism since 1948, or whether one’s criticism is restricted to the occupation as illegal and destructive (and so situates itself in a history that starts with 1967), or whether one is more restrictively criticizing certain military actions in isolation from both Zionism and the occupation, i.e., last year’s assault on Gaza and the war crimes committed there, the growth of settlements, or the policies of the current right-wing regime in Israel,“ Butler 2011, 75.

[8] Butler 2011, 77ff.

[9] Butler 2011, 77.

[10] Butler 2011, 77.

[11] Butler 2011, 74.

[12] Lawrence Summers (2002): Address at morning prayers, Memorial Church, Cambridge, Massachusetts, September 17, 2002, http://www.harvard.edu/president/speeches
/summers_2002/morningprayers.php (visited June 5, 2012).

[13] Stephen H. Norwood (2009): The Third Reich in the ivory tower: complicity and conflict on American campuses, Cambridge/New York: Cambridge University Press.

[14] Judith Butler (2003): No, it’s not anti-semitic, London Review of Books, August 21, 2003, http://www.lrb.co.uk/v25/n16/judith-butler/no-its-not-anti-semitic (visited June 5, 2012).

[15] Elhanan Yakira (2010): Post-Zionism, Post-Holocaust. Three Essays on Denial, Forgetting, and the Delegitimation of Israel, Cambridge etc.: Cambridge University Press, 315.

[16] http://toronto.nooneisillegal.org/node/572 (visited June 5, 2012).

[17] Micha Brumlik (2012): Die Philosophin im Brunnen, June 4, 2012, http://www.taz.de/
Kolumne-Gott-und-die-Welt/!94612/ (visited June 6, 2012). Resentment against Adorno is very widespread in Germany, because he was a son of a Jew and he survived National Socialism. Adorno even came back to Germany, taught Germans about antisemitism and there is resentment against him because Adorno was a critic of right-wing newspapers and their hatred of liberals around 1968, like Axel Springer’s BILD daily. Therefore, it is remarkable that a German author equates anti-Zionist Butler with pro-Israel philosopher Adorno, Michael Kreutz (2012): Versöhnung der Differenzen, June 3, 2012, http://www.transatlantic-forum.org/index.php/archives/2012/13541/versoehnung-der-differenzen/ (visited June 8, 2012). Kreutz accuses Adorno of having been a typical German “antiliberal,” which isn’t but resentment. Adorno was a victim of German antiliberal German nationalism as early as during the First World War, he wrote about this. Kreutz is a newcomer when it comes to philosophy, history, and research on antisemitism (he studied Oriental Philology). Adorno knew about antisemitism in the US in the 1940s, too. About antisemitism in America and the Ivy League and their pro-Nazi stand see Norwood 2009. Extremely naïve and badly educated authors ignore Western antisemitism completely, they are blinded by their hatred of the left (everyone who is analyzing Western antisemitism, in addition to Islamic or left-wing antisemitism, is considered an evil left-winger or liberal from their point of view).

[18] William Brand (2002): Professors accuse Web site of witch hunt
Campus Watch.org lists critics of U.S. Mideast policy, September 30, 2002, http://www.campus-watch.org/article/id/255 (visited June 6, 2012).

[19] Steven Plaut (2010): Collaborators in the War against the Jews: Judith Butler, March 9, 2010, http://frontpagemag.com/2010/03/09/collaborators-in-the-war-against-the-jews-judith-butler/ (visited June 6, 2012).

[20] Russell Berman (2008): From ‘Left-Fascism’ to Campus Anti-Semitism: Radicalism as Reaction, Democratiya, 13, 14–30, 26, http://dissentmagazine.org/democratiya/
article_pdfs/d13Berman.pdf (visited June 6, 2012).

[21] Lawrence Summers (2007): Voices on Antisemitism – A Podcast Series, United States Holocaust Memorial, http://www.ushmm.org/museum/exhibit/focus/antisemitism/voices/
transcript/?content=20070215 (visited June 6, 2012).

Zum Gedenken an Vidal Sassoon

Am 9. Mai 2012 starb Vidal Sassoon in Los Angeles.

 

 

 

 

 

 

 

 

In einem Gespräch für die Serie „Voices on Antisemitism“ des Holocaust Memorial in Washington D.C. sagte er am 5. Januar 2012:

I was born in Shepherd’s Bush, West London, in 1928. And the period of my childhood was very interesting, because Britain never went Fascist or Communist. But antisemitism was absolutely rife. I mean, it was nothing for another kid to say to you, “Dirty Jew.” And although England was a good place to be, especially with Churchill and the fight against the Nazis, there was always that sense of the Jews being second-class citizens.

Vidal Sassoon[i] wurde als Teenager Mitglied der 1946 gegründeten legendären Group 43 in London, einer antifaschistischen jüdischen Straßenkampfgruppe, die englische Faschisten und Nazis um Oswald Mosleys Schwarzhemden bekämpfte.[ii]

 

1948 kämpfte Sassoon als Soldat des Palmach im israelischen Unabhängigkeitskrieg im Negev

, in den 1960er Jahre avancierte er zu einem der weltberühmtesten Frisöre – unter anderem wegen des (geometrischen) Kurzhaarschnitts bei Frauen –,

und 1982 gründete er an der Hebräischen Universität Jerusalem, in der Hauptstadt Israels, das bis heute berühmteste und beste Forschungszentrum zu Antisemitismus, das legendäre

Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA).

 

 


[i] „Vidal Sassoon – hero of the Jewish people“, Dennis Wilen, JewishJournal.com, 14.04.2008, http://www.jewishjournal.com/bloggish/item/vidal_
sassoon_hero_of_the_jewish_people/ (14.05.2011).

[ii] „How King of Crimpers Vidal Sassoon cut Britain’s fascist thugs down to size“, Andrew Roberts, Dailymail, 14.04.2008, http://www.dailymail.co.uk/news/article-559709/How-King-Crimpers-Vidal-Sassoon-cut-Britains-fascist-thugs-size.
html#ixzz1MH5SJFIi (14.05.2011).

 

Grass and the Sueddeutsche

Algemeiner.com, April 11, 2012

Anti-Zionist, anti-Israel, anti-Semitism is the new form of well-respected, mainstream hatred of Jews. On April 4, 2012, the leading German daily Sueddeutsche Zeitung published a poem by 1999 Nobel Prize Laureate, Günter Grass, entitled “What Must Be Said.”

At the very beginning of his text Grass portrays himself and all of “us” as possible “survivors” of a hypothetical future war. Intentionally or not, Grass uses a term reserved for Jewish survivors of the Shoah. He is portraying himself as a possible victim of Jews, projecting his own guilt onto the victims. In 1944, at the age of 17, Grass became a member of the Waffen SS, and he lied to the public until 2006 when he revealed his Nazi past. Grass writes in his poem that Iranian President Ahmadinejad is nothing but a “loudmouth,” Israel seeks to “annihilate the Iranian people,” and that he is sick of hypocrisy and wants to speak out. The crucial sentence in the poem reads: “Israel’s atomic power endangers an already fragile world peace?” This is quite possibly the most anti-Semitic sentence written by an internationally acclaimed and respected German author since the unconditional surrender of National Socialism on May 8, 1945. It may be even worse than the phrase “The Jews are our misfortune” from German historian Heinrich von Treitschke in 1879, who became infamous for the Berlin Antisemitism Dispute (Berliner Antisemitismusstreit), because Grass writes in the post-Auschwitz time. He knows the consequences of Treitschke – and repeats his singling out of Jews, though framed as anti-Netanyahu and anti-Israel resentment.

Some might argue that Jews and the state of Israel are living in a pre-Holocaust time due to the fact that Iranian President Ahmadinejad said on October 26, 2005, at a conference in Teheran about “A World without Zionism,” that Israel must be “wiped off the map.” We know of many other genocidal anti-Semitic statements from Islamist leaders, including former Iranian president Rafsanjani, leading Sunni Islamist Yusuf al-Qaradawi and al-Jazeera TV from Qatar, or Egypt TV, where preachers have praised the Holocaust.

Grass dismisses those genocidal threats and portrays Israel as the bad boy which threatens Iran with a so-called “first strike” with atomic weapons dedicated to erase the population. This is a lie and Grass well knows that it is a lie. However, he knows from his own experience during Nazi Germany that people get to love, embrace and believe lies if they are repeated, repeated, and repeated. This was the tactic of Joseph Goebbels – the big lie method.

What is not much discussed, though, is the Sueddeutsche Zeitung. This is the leading German daily with some 410,000 copies a day, only the boulevard daily Bild-Zeitung sells more copies. The Sueddeutsche has a record of anti-Israel agitation. In December 2009 it published an article by British historian Tony Judt, declaring that Jews are not a people, and have no real connection to the land of Israel. In his article Judt used many antisemitic tropes. Finally he predicted that there might be “ethnic cleansing,” perpetrated by Israel, in the future on an unprecedented level since 1945.

In January 2010 historian Wolfgang Benz published a widely discussed article, entitled “Preachers of hate with parallels” (“Hetzer mit Parallelen”). He equated Islamists and preachers of hate in the Muslim world with critics of antisemitism and Islamism. Even if we take into account that Germans share the racist views of Muslims, which is horrible and has to be fought on a daily basis, there is nothing which can be compared with state-funded terrorism from Iran, with genocidal threats from the Iranian regime since 1979, and there is nothing which can be compared with Holocaust praise on Egypt TV.

Journalists spoke out against Grass, but those supposed experts on antisemitism, like the Center for Research on Antisemitism (ZfA) at the Technical University of Berlin, are ignoring the new “Anti-Semitism Dispute” in 2012.

Dr. Clemens Heni is head of the Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA). 2008/2009 he was a Post-Doc at the Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA), Yale University, in 2011 he published his book “Schadenfreude. Islamic Studies and antisemitism in Germany after 9/11” (in German). In 2009 he spoke at Hadassah Book Club and the Congregation Beth Israel in Hartford, in 2010 he spoke at the Congregation Beth-El in Edison, New Jersey. In summer 2012 he will publish his first book in English: “Antisemitism – A specific Phenomenon. An introduction in research on antisemitism – from Ahasver, Mammon, and Moloch to Holocaust distortion, anti-Zionism and Islamic Jihad”.

 

Antisemitismus im neuen Europa. Das Fanal von Toulouse im Kontext

 

Am 19. März 2012 ermordete in Toulouse ein islamistischer Franzose algerischer Herkunft vier Juden. Am selben 19. März hielt die Außenbeauftragte der Europäischen Union, die Britin Catherine Ashton, eine Rede vor der UNRWA. Darin setzte Ashton die antisemitischen Morde in Toulouse, die aufgrund des sehr gezielten Aufsuchens einer jüdischen Schule offensichtlich waren, mit der Situation im Gazastreifen gleich. Das ist eine antisemitische Reaktionsweise: es werden vier Juden ermordet und eine typische europäische Politikerin spricht sofort von Israelis (also Juden) als Täter bezüglich der Situation im Gazastreifen, wo Israel zudem gar nicht herrscht, aber der Ableger der Muslimbrüder, die antisemitische Bande Hamas, der Islamische Jihad und weitere Gruppen Raketenterror gegenüber Israel betreiben. Der aus der CDU ausgeschlossene Martin Hohmann (ein Bewunderer Joachim Gaucks schon im Jahr 2003), der im Konjunktiv von den Juden als von einem „Tätervolk“ fabulierte, lässt schön grüßen. Ashton projiziert Schuld und täuscht Trauer ob der ermordeten Juden noch nicht einmal vor. Schamloser Antizionismus ist längst zur Lingua Franca Europas geworden. Das brüllende Schweigen der deutschen Elite, von Merkel über Habermas, Westerwelle und weitesten Teilen der Menschrechtes- und politischen NGO-Szene, tut ein Übriges.

Alle schweigen? Keineswegs: Der Mord an den vier Juden in Toulouse lässt den ehemaligen Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin, Wolfgang Benz, völlig kalt. In einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt sagte er:

 „Ich fürchte, dass kaltblütige Taten wie die von Oslo und Toulouse normale Gewalt in einer Massengesellschaft ist. (…) Ich sehe keine Zunahme des Antisemitismus. Es ist traurig genug, dass es Menschen gibt, die Juden feindlich gegenüber stehen. Doch ich warne auch vor dramatisierenden Schlagzeilen bei Veröffentlichungen dieser Studien.“

Der Tod an Juden gereicht dem Vorzeigdeutschen zur Warnung (!) vor Antisemitismus zu warnen. Im gleichen Gespräch unterstützt Benz den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, einer, der auch nicht schweigt und ebenso gezielt, die Tastatur als Waffe benutzend, am 14. März morgens auf seiner Facebook-Seite im Internet den Eintrag postete:

 „Ich war gerade in Hebron. Das ist für Palästinenser ein rechtsfreier Raum. Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt.“

Das war kein Ausrutscher und nicht zufällig. Gabriel möchte den Hass auf Israeli anstacheln und Benz kommentiert im Hamburger Abendblatt:

„Ich kann bei Gabriels Äußerungen keinen Antisemitismus feststellen. Es ist doch nicht frei erfunden, dass Israel sich als ein Staat definiert mit einem bestimmten Staatsvolk. Und es ist auch nicht frei erfunden, dass Nichtjuden einige zusätzliche Kontrollen durch israelische Behörden über sich ergehen lassen müssen. Wenn das Gabriel an einen Staat erinnert, in dem Bürger mit zweierlei Recht behandelt werden, dann kann ich das nachvollziehen.“

In einem Aufruf der DIG in Stuttgart zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus und für Israel heißt es:

„Moslems haben in Israel mehr Rechte als in Deutschland. Arabisch ist eine offizielle Sprache in Israel. Warum leben die mehr als eine Million arabischer Israelis lieber in Israel als in arabischen Staaten oder unter der Herrschaft der Hamas in Gaza? Warum drängen sie Israel zu Gesprächen mit der antisemitischen Terrororganisation Hamas? Wäre es nicht angebrachter, die Anerkennung des jüdischen Staates durch die Palästinenser zu verlangen?“

Der Historiker Wolfgang Benz hingegen kann es also „nachvollziehen“ wenn Israel als Apartheidstaat bezeichnet wird. Damit fördert Benz Antisemitismus. Schon längst ist er keine seriöse Quelle mehr, so er es je war – doch was kümmert das ebenso kümmerliche deutsche Medien oder Forscherkolleginnen und -kollegen? Am 1. November 2010 gab Benz der islamistischen und antisemitischen Internetseite Muslim-Markt, die seit Jahren für ihre pro-iranische und zum Boykott Israels aufrufende Propaganda berüchtigt ist, ein herzliches Interview. Das macht weder dem Hamburger Abendblatt noch seinen Kollegen der TU Berlin oder sonstwo etwas aus, generations- und geschlechterübergreifend.

Dem Abendblatt sagte Benz:

 „Ich sehe nur bei fünf Prozent der Deutschen klare judenfeindliche Einstellungen, das sind die Ewiggestrigen mit ihren Stammtischparolen.“

Das ist an Absurdität und Unwissenschaftlichkeit nicht zu übertreffen. Nur ein paar Hinweise statistischer Natur seien hier gegeben: Nach einer repräsentativen Umfrage der AntiDefamationLeague (ADL) in zehn europäischen Ländern im Januar 2012, die im März 2012 veröffentlicht wurde, sagen z.B. 43% der Deutschen, Juden würden zu viel an den Holocaust erinnern. Für 14% sind Juden für den Tod Jesu verantwortlich, die Zustimmung zu wenigstens drei (von der ADL ausgewählten) antisemitischen Stereotypen ist in Deutschland von 2009 bis 2012 von 20% auf 21% gestiegen. 52% der Deutschen glauben im Jahr 2012, Juden seien dem Staat Israel gegenüber loyaler als gegenüber Deutschland. 34% der Deutschen sagen, dass sie Juden in Deutschland durchaus danach beurteilen, wie sich Israel politisch verhält, 2009 hatten 25% diese antisemitische Sichtweise. Wer sich an die antisemitischen Massendemonstrationen in Deutschland die letzen Jahre erinnert, insbesondere im Januar 2009, aber auch an die einstimmige antiisraelische Bundestagsresolution von Juli 2010, und wer regelmässig und kritisch die deutschen Medien verfolgt, erkennt die Massivität antisemitischer Ressentiments bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Dazu kommen noch viele antisemitische Straftaten, häufig von Neonazis begangen, wobei z.B. das massenhafte Brüllen antisemitischer Parolen auf Demonstrationen (vor allem auf Deutsch, Arabisch und Türkisch) nicht in solche Statistiken Eingang findet!

Es sind noch zwei weitere antisemitische Ereignisse in den letzten Tagen, die von großer Bedeutung sind und einen Trend anzeigen: am 16. März marschierten in der lettischen Hauptstadt Riga zum wiederholten Male ehemalige SS-Männer und ihre jungen Neonazi-Fans auf, führende Politiker unterstützten den Marsch. Der Protest war gering, gleichwohl unüberhörbar, unter anderem Dovid Katz, Sprachwissenschaftler und Jiddisch-Forscher, und der Historiker Efraim Zuroff, Leiter des Jerusalemer Büros des Simon Wiesenthal Centers, waren vor Ort und berichteten. Die am 3. Juni 2008 in der tschechischen Hauptstadt von einigen bekannten Politikern und Aktivisten unterzeichnete Prager Deklaration ist ganz im Sinne der SS-Männer, da sie den ‚Kommunismus‘ als genauso schlimm verurteilt wie den Nationalsozialismus (vgl. dazu ausführlicher das Buch Ein Super-GAUck). Da rennen die Aktivisten in einem Land wie Lettland offene Türen ein, ist doch regelrechter Hass auf die Sowjetunion und eine tiefe Bewunderung für den Nationalsozialismus und die Deutschen seit der neuerlichen Unabhängigkeit des Landes Anfang der 1990er Jahre alltäglich, wie nicht nur diese SS-Aufmärsche auf brutale Weise zeigen. Auch in Litauen wird Nazi-Deutschland verehrt. In keinem Land wurden in der Shoah prozentual mehr Juden ermordet als in Litauen, über 95%. Im Jahr 2008 wurden Ermittlungen gegen jüdische Partisaninnen und Partisanen eingeleitet, weil sie sich mit Hilfe der Roten Armee gegen die deutschen Mörder und ihre litauischen Gehilfen bewaffnet wehrten.

Die Prager Deklaration war auch im Vorfeld von den baltischen Ländern mit vorbereitet worden, ein ehemaliger litauischer Präsident, Landsbergis, ist unter den (wenigen, also: ausgewählten) Erstunterzeichnern. Ein weiterer Erstunterzeichner wurde am 18. März 2012 zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt: Joachim Gauck. Gauck sieht im Holocaust keinen Zivilisationsbruch und keine Einzigartigkeit mit weltweiter Bedeutung. Getrieben vom Furor des Pfarrers und Antikommunisten, setzt Gauck die Shoah und den ‚Kommunismus‘ gleich. Bereits 1998 war er Autor im unwissenschaftlichen und rein agitatorischen Band „Das Schwarzbuch des Kommunismus“.

Gauck sagte in einer Rede vor der Robert Bosch Stiftung 2006, dass jene, die im Holocaust das Einzigartige erkennen und betonen, das nur tun würden, um als Gottlose in einer säkularen Welt an etwas glauben zu können. Der Holocaust als Religionsersatz, das möchte der neue Bundespräsident sagen. Damit sekundiert er nicht nur der Neuen Rechten und dem Neonazismus, die das Betonen des Spezifischen und Unvergleichlichen der deutschen Verbrechen im Holocaust schon immer als einen Fetisch betrachteten, den auszutreiben deutsch-nationale Propaganda sich unmittelbar nach 1945 anschickte. Er sekundiert auch der linken Antizionistin Iris Hefets oder dem Bestsellerautor Martin Walser. Die Times of Israel kritisiert die Wahl Gaucks zum Bundespräsidenten. In Deutschland jedoch feixen Neue Rechte und der Mainstream von Richard Herzinger (Die Welt), Josef Joffe (Die Zeit), dem Tagesspiegel (Malte Lehming), Achgut (Lengsfeld, Broder), dem Focus bis hin zur Jungen Freiheit über den Pfarrer, Antikommunisten und Holocaustverharmloser im Schloss Bellevue. Selbst die Kritiker des antizionistischen Antisemitismus, zu dem einige der soeben Zitierten zählen, sind völlig unfähig alle Formen des Antisemitismus zu analysieren und zu attackieren. Vielmehr stellen sie der (in ihrer Sicht unnötigen und blöden) Erinnerung an den Holocaust die Israelsolidarität gegenüber. Viel dümmer und auch perfider kann man kaum agieren, und gerade Benjamin Netanyahu hat die Absurdität dieses Vorgehens (bei Broder heißt es „Vergesst Auschwitz!“, sein neues Buch) auf einer Rede in USA vor wenigen Wochen bloßgelegt, als er an das Versagen des Westens und Amerikas bezüglich der Bombardierung von Auschwitz hinwies und betonte, dass die Juden heutzutage einen eigenen starken Staat haben, der sich zu wehren weiß. Gerade die Erinnerung an den Antisemitismus auch im Westen ist wichtig um dem heutigen Judenhass entsprechend und angemessen zu begegnen. Noch merkwürdiger wird der Aufruf Broders, Auschwitz zu vergessen, wenn man bedenkt, dass nach einer repräsentativen Umfrage 21% der 18–30jährigen das Wort Auschwitz gar nicht kennen, von den obsessiven Abwehrern eines Erinnern an Auschwitz, von Ernst Nolte über Martin Walser hin zu Matthias Matussek oder auch Oliver Bierhoff ganz zu schweigen.

Das Simon Wiesenthal Center und sein Autor Harold Brackman hingegen berichten in einem aktuellen Bericht über wachsenden Antisemitismus in Europa nicht nur von der oben zitierten ADL-Studie, auch viele antisemitische Beispiele (und zwar aus beiden großen Bereichen: ‚alter‘ und ‚neuer‘ Antisemitismus, Abwehr der Erinnerung an den Holocaust und antizionistischer Antisemitismus rot-grüner, islamistischer und rechter Provenienz, die alle seit langem in den Mainstream ausstrahlen) aus ganz Europa, von Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Holland, Österreich, Ungarn, Dänemark, Griechenland, Kosovo, Schweiz, Polen, Litauen, Russland bis hin zum antisemitischen Spitzenreiter in Schweden und bis nach Finnland und Norwegen und Großbritannien werden dargestellt.

 

Auf unterschiedlichen Ebenen zeigt sich in diesen wenigen Tagen im März in Europa und der Tendenz der letzten Jahre, wie Antisemitismus funktioniert und wie alltäglich er ist. Die jihadistischen Morde in Frankreich an vier Juden (und drei französischen Soldaten), die Terrororganisation al-Qaida bekannte sich dazu, ist jedoch ein Fanal. Juden werden eingeschüchtert, bedroht und nun auch ermordet, mitten in Europa, mitten am Tag, knapp 67 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust.

Insbesondere die Forschung und die Medien versagen am laufenden Band. Warum interviewt das Hamburger Abendblatt so pensionierte wie passionierte Israelfeinde wie Wolfgang Benz? Warum interviewt die Tagesschau einen israelfeindlichen und der Wahrheit abgeneigten Mann wie Michael Lüders, der offenbar noch nicht mal Persisch spricht, aber wissen möchte, dass eine Rede von Ahmadinejad am 26. Oktober 2005 angeblich falsch übersetzt worden sei, obwohl die seriöse Forschung in Deutschland (Wahied Wahdat-Hagh[i]) und weltweit (New York Times[ii], Jerusalem Center for Public Affairs) längst bewiesen hat, dass Ahmadinejad zur Vernichtung Israels aufgerufen hat?

Warum schließlich interviewt das ZDF mit seinem Anchorman Claus Kleber den Islamfaschisten und Holocaustleugner Mahmoud Ahmadinejad, von dem nichts Neues zu erfahren ist, außer Propaganda? An den Händen Ahmadinejads klebt das Blut des Niederschlagens der Proteste im Sommer 2009 – z.B. der Mord an der Studentin Neda –, und vieler politischer Morde, an Homosexuellen und anderen seither; dies und sein fanatischer und auf Vernichtung der Juden zielender Antisemitismus und das iranische Atomprogramm machen es für seriöse Menschen undenkbar diesem Mann eine Plattform zu bieten und ihm die Hand zu schütteln.

Es ist Frühjahr in Europa, der antisemitische Hass beginnt wieder zu blühen, vielfarbig und übel riechend und wird noch mehr Früchte tragen.



[i] Im Antisemitismusbericht der Bundesregierung heißt es: „Für diese den Islam politisierenden Gruppen und Staaten ist Antisemitismus ein untrennbarer Bestandteil ihrer Ideologie. Mit teils professioneller Propaganda prägen sie entsprechende antisemitische Stereotype und versuchen, diese Auffassungen auch unter nichtextremistisch gesinnten Muslimen zu verankern. Nicht zuletzt reklamieren sie eine Meinungsführerschaft für „die Muslime“ und behaupten, dass ihre Auffassungen „dem Islam“ und der Mehrheit „der Muslime“ entsprächen. Dies gilt nicht erst seit der Forderung des – zweifellos einem islamistischen Staatswesen vorstehenden – iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, dass Israel aus den „Annalen der Geschichte getilgt werden“ müsse. [FN: Für diese den Islam politisierenden Gruppen und Staaten ist Antisemitismus ein untrennbarer Bestandteil ihrer Ideologie. Mit teils professioneller Propaganda prägen sie entsprechende antisemitische Stereotype und versuchen, diese Auffassungen auch unter nichtextremistisch gesinnten Muslimen zu verankern. Nicht zuletzt reklamieren sie eine Meinungsführerschaft für „die Muslime“ und behaupten, dass ihre Auffassungen „dem Islam“ und der Mehrheit „der Muslime“ entsprächen. Dies gilt nicht erst seit der Forderung des – zweifellos einem islamistischen Staatswesen vorstehenden – iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, dass Israel aus den „Annalen der Geschichte getilgt werden“ müsse.; (FN: Ahmadinedschad zitierte hier Ayatollah Khomeini, Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.), Die umstrittene Rede Ahmadinedschads vom 26. Oktober 2005 in Teheran, Übersetzung des Sprachendiensts des Deutschen Bundestags, http://www.bpb.de/themen/MK6BD2,0,0,Die_umstrittene_Rede_Ahmadinedschads.html [eingesehen am 14. Juli 2010].)“

[ii] Mahmud Ahmadinejad (2005): Rede auf der Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“ am 26. Oktober 2005 in Teheran im Innenministerium, zitiert nach der Übersetzung von Nazila Fathi, New York Times, 30.10.2005, http://www.nytimes.com/2005/10/30/weekinreview/30iran.html?pagewanted=1&_r=1 (16.09.2010), Übersetzung d.V. In der englischen Übersetzung: „Our dear Imam said that the occupying regime must be wiped off the map and this was a very wise statement. We cannot compromise over the issue of Palestine.“

Ein Super-GAUck. Politische Kultur im neuen Deutschland – das Buch zur Wahl des Bundespräsidenten am 18. März 2012

Am 9. März 2012 sendete das Freie Radio für Stuttgart ein kurzes Interview mit Clemens Heni über Joachim Gauck und die anstehene Wahl zum Bundespräsidenten.

 

Zur Wahl erscheint auch folgendes Buch:

 

 

Clemens Heni/Thomas Weidauer (Hg.): Ein Super-GAUck. Politische Kultur im neuen Deutschland, Berlin: Edition Critic, 2012, ISBN 978-3-9814548-2-6, 111 Seiten,  Softcover, 21cm x 14,8cm, 13€ (D)

Das Buch erscheint am 16. März 2012! Bei Interesse: Bestellen Sie schon jetzt (Lieferung über den Verlag ist versandkostenfrei): editioncritic@email.de

Das Buch ist dann auch bei Amazon.de und im gesamten Buchhandel erhältlich.

Eine nahezu Allparteienkoalition nominierte am 19. Februar den neuen Bundespräsidenten 2012, den Super-GAUck. Was steckt hinter diesem Phänomen? Ist es ein Vorgeschmack auf die Zukunft, wenn ein Ausscheren aus dem Konsens als „Schweinejournalismus“ (O-Ton Jürgen Trittin) diffamiert wird?

Annähernd unisono feiern die großen Medien Pastor Joachim Gauck als Glücksgriff und Freiheitsapostel und niemand wird skeptisch, wenn die Neue Rechte und deren publizistisches Flaggschiff, die Wochenzeitung Junge Freiheit, euphorisch titelt: „Wir sind Präsident!“

13 Texte von 12 Autoren aus Deutschland, England, Litauen und Israel bieten Analysen zur politischen Kultur, der „Prager Deklaration“ und vielem mehr.

„Wer hätte gedacht, dass jetzt, in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts, das wiedervereinigte Deutschland, das wirtschaftliche Zugpferd der Europäischen Union, als erneut eine der bedeutendsten Nationen des Planeten einen gleichsam staatlichen Speer in die Herzen von Holocaust-Überlebenden mit ihren Familien und Nachkommen sowie der Geschichtsschreibung über den Holocaust stoßen würde? Wie konnte es soweit kommen? Indem es einem Mann die Möglichkeit gibt zum Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt zu werden, der 2008 zu den Erstunterzeichnern der Prager Deklaration zählte.“
(Dovid Katz, Vilnius, Litauen)

 

Ein politisch-kultureller Super Gau(ck) – Antisemitismus erhält Einzug ins Schloss Bellevue

 

In einer recht bemerkenswerten, gleichsam volksgemeinschaftlichen Aktion haben Angela Merkel (CDU), die FDP und die SPD am 19. Februar 2012 Joachim Gauck als neuen Bundespräsidenten vorgeschlagen. Er wird im März gewählt werden. Demokratischen Streit über die Kandidatur oder mögliche Gegenkandidaten wird es für die Nachfolge von Ich-spreche-eben-gerne-und-engagiert-auf-Anrufbeantworter-Wulff so gut wie nicht geben.

 

Dass die Bundesrepublik gleich von zwei Ostdeutschen repräsentiert werden soll, ist jedenfalls beachtlich, da doch die Ex-DDR nur einen kleinen Teil der Bevölkerung des Landes repräsentiert und auch Evangelische somit gleich doppelt an der Spitze des Staates vertreten sind. Doch das sind alles Peanuts und Nebensächlichkeiten verglichen mit der Ideologie die Joachim Gauck vertritt und die in Deutschland partei- und generationenübergreifend nationale Euphorie auslöst.

Deshalb sei hier ein kurzer Blick auf Joachim Gauck geworfen. Gauck sagte 2006:

„Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust. Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist. Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolute Böse, das den Betrachter erschauern lässt. Das ist paradoxerweise ein psychischer Gewinn, der zudem noch einen weiteren Vorteil hat: Wer das Koordinatensystem religiöser Sinngebung verloren hat und unter einer gewissen Orientierungslosigkeit der Moderne litt, der gewann mit der Orientierung auf den Holocaust so etwas wie einen negativen Tiefpunkt, auf dem – so die unbewusste Hoffnung – so etwas wie ein Koordinatensystem errichtet werden konnte. Das aber wirkt »tröstlich« angesichts einer verstörend ungeordneten Moderne. Würde der Holocaust aber in einer unheiligen Sakralität auf eine quasi-religiöse Ebene entschwinden, wäre er vom Betrachter nur noch zu verdammen und zu verfluchen, nicht aber zu analysieren, zu erkennen und zu beschreiben.“

Wer je wissen wollte, wie sekundärer Antisemitismus funktioniert, weiß es jetzt. Diese Passage aus einer Rede von Gauck vor der Bosch-Stiftung von 2006 ist antisemitisch, weil sie die Erinnerung an Auschwitz verhöhnt und abwehrt. Die Shoah wird als Mittel zum Zweck von ‚Gottlosen‘, die im Holocaust eine neue ‚Religion‘ gefunden hätten, vorgestellt. Das ist die Ideologie der Neuen Rechten, aber auch des Neonazismus, linker Antisemiten und weiter Teile des Mainstream in Deutschland, Gauck formuliert seine Erinnerungsabwehr nur etwas verdruckster (man könnte auch sagen: evangelischer) als andere Stolz-Deutsche.

Gauck hört sich auch an wie die Antizionistin Iris Hefets, die in der linken taz schrieb:

„Mit dem Wort ‚Schoah‘ wird der Völkermord an den Juden mit der Aura des Unfassbaren, des Heiligen ummantelt. Dabei handelt es sich bei diesem Völkermord, so erschreckend er war, nicht um ein esoterisches Ereignis, sondern um ein modernes, gut dokumentiertes und recherchiertes Verbrechen, das Menschen an anderen Menschen verübt haben.“

Weiter schreibt sie:

„Nicht wenige Deutsche haben damit ein prima Arrangement mit der Vergangenheit getroffen. Sie erklären das Verbrechen ihrer Vorfahren als so schlimm, dass es zu etwas quasi Mystischem geworden ist.“

Gauck ist wie ein großer Bruder von Hefets, beide reden wie extreme Rechte der Jungen Freiheit von Auschwitz als Religion oder von dessen „Sakralität“. Gauck sagt, dass der „Judenmord in eine Einzigartigkeit überhöht“ werde – was jedoch als ein „psychischer Gewinn“ zu verbuchen sei für diese quasi ‚Gläubigen‘ ohne Gott, aber mit Auschwitz. „Überhöht“, was soll dieses Wort hier bedeuten? Möchte Gauck sagen, Auschwitz habe es zwar gegeben, aber aus dem millionenfachen, industriellen Mord, dem Vergasen von Juden aller Generationen eine „Einzigartigkeit“ zu machen, das sei nun doch übertrieben?

Hier zeigt sich das bekannte deutsche Ressentiment auf die Erinnerung an die Shoah, welche unter keinen Umständen als präzedenzloses Menschheitsverbrechen ohne Vergleich bis heute erkannt werden darf. Um die Deutschen wieder gut zu machen, eine Hauptintention deutsch-nationaler Literatur, Publizistik und Politik, ja Grundmovens politischer Kultur seit vielen Jahren, ist es von entscheidender Bedeutung Auschwitz in ein herbei fabuliertes Kontinuum von Gewalt und Verbrechen im 20. Jahrhundert einzuordnen. Längst hat sich der Holocaustleugnung, wie sie der Iran oder Neonazis vertreten, die Verharmlosung des Holocaust zur Seite gestellt, hard-core und soft-core Holocaustleugnung gehen Hand in Hand, letztere ist jedoch viel beliebter und mainstreammäßiger.

Gauck ist Co-Autor des „Schwarzbuches des Kommunismus“, einem pseudowissenschaftlichen Machwerk, desen Unwissenschaftlichkeit man erkennen kann, ohne auch nur ein Opfer real-sozialistischer (oder ‚kommunistischer‘) Herrschaft (in China, der Sowjetunion, Kamboscha, etc. etc.) zu verleugnen. Gauck ist auch und vor allem einer der Erstunterzeichner der Prager Deklaration von Juni 2008, welche den Nationalsozialismus mit dem „Kommunismus“ in Europa gleichsetzt und für einen gemeinsamen europäischen Gedenktag 23. August plädiert – der Tag, an dem 1939 der „Hitler-Stalin“-Pakt geschlossen wurde. Die Prager Deklaration hat in Deutschland ein Pendant, die Initiative 23. August. Joachim Gauck steht in Deutschland insofern federführend für diese Art der Verharmlosung des Holocaust, auch bei der 23. August-Aktion ist er mit von der Partie.

Doch Gauck lässt die deutschen Verbrechen nicht nur im Orkus einer Geschichte der Gewalt des 20. Jahrhunderts untergehen, vielmehr agitiert er, dass gerade ein Betonen der Einzigartigkeit der Shoah Ausdruck einer modernen, gottverlassenen, nach ‚Sinn‘ suchenden Welt sei. Eine besonders widerwärtige Abwehr einer spezifischen Erinnerung an den Holocaust wird hier proklamiert, da Gauck es einem gleichsam zum Vorwurf macht, die Shoah als präzedenzloses Verbrechen zu erinnern. Diese Art antisemitisch motivierter Holocaustverharmlosung ist modisch geworden im 21. Jahrhundert. Wer sich z. B. in Litauens Vilnius ein „The Museum of Genocide Victims“ anschaut, bekommt einen Eindruck, wie Antisemitismus in Europa heute funktioniert: im Schweigen über die litauischen Mörder während des Holocaust, einer kompletten Ausblendung des Holocaust in einem Museum mit genanntem Titel (!) sowie mit einer Tafel welche die Aussage enthält, dass „Hunger“ (in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre) „schlimmer“ gewesen sei als „Auschwitz“, wo es „Spinat und ein Stück Brot“ gegeben hätte.

Litauen ist ein Hauptprotagonist der Prager Deklaration, welche wiederum von Gauck propagiert wird.

Pfarrer Gauck hat ein Ressentiment gegen Aufklärung und die Gottlosigkeit der Moderne. Darum projiziert er seine Religiosität auf diejenigen, welche den Holocaust überhaupt als spezifisches, präzedenzloses Menschheitsverbrechen erinnern. Das Ungeheuerliche, Unverschämte von Gauck liegt genau hierin: er suggeriert, dass die Erinnerung an die Shoah als „psychischer Gewinn“ Leuten helfe, ein inneres Loch zu stopfen. Ein altes Lied zumal von Christen: sie können sich nicht vorstellen, dass Menschen befreiter sind, seit „Gott tot ist“ (Nietzsche). Infam wird von Lengsfelds (Achse des Guten) Superhero Gauck suggeriert, Auschwitz wäre den Gottlosen gerade recht gekommen, um wieder ‚Sinn‘ zu finden im Leben. Die obsessive Abwehr der unvergleichlichen deutschen Menschheitsverbrechen ist nicht nur antisemitisch, auch stolzdeutsche, nationalistische Töne gehen damit selbstredend einher.

Gauck, wörtlich:

„In den letzten Jahren ist in Deutschland ein lange vernachlässigtes Erinnerungsgut wieder aufgetaucht: Deutsche als Opfer. Nach jahrzehntelanger Bearbeitung der deutschen Schuld in vielen Facetten tauchten Bombenkriegsopfer, Flüchtlinge und Vertriebene wieder auf. Reflexartig wurde auch bei dieser Entwicklung die Warnung vor einer Relativierung der deutschen Schuld vorgebracht, für mich eine überflüssige Sorge.“

Für ihn sind nun „Deutsche als Opfer“ zu sehen, unisono redet er so wie alle der „Generation Untergang“ und der verschiedenen nationalen Wellen seit dem 9. November 1989.

Er war Autor beim „Schwarzbuch des Kommunismus“, welches zum Ziel hat, ‚den‘ Kommunismus als weit schlimmer als den Nationalsozialismus darzustellen. Der Antisemitismus des Schwarzbuches liegt darin, zu leugnen, dass Treblinka, Bergen-Belsen, Auschwitz, Babi Yar, der industrielle Mord an Juden wie die Mordaktionen der Polizeibataillone, der SS, des SD, der Wehrmacht wie auch ihrer Helfer in den baltischen Ländern und anderswo präzedenzlose Verbrechen waren. Das Schwarzbuch und Gauck leugnen, dass Antisemitismus der „longest hatred“ (Robert Wistrich) in der Geschichte der Menschheit mit einer unvergleichlichen Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichte ist.

Gauck ist ein antikommunistischer Normalisierer der deutschen Geschichte, er ist für ein „Zentrum gegen Vertreibung“, für die revisionistische Erzählung von den Deutschen als „Opfer“, also einer „Hinwendung zum Patriotischen“, wie Gauck dem Deutschlandfunk zustimmt; Gauck ist für den 23. August als gesamteuropäischer Gedenktag analog bzw. perspektivisch als Ersatz für den 27. Januar, wie es in der Prager Deklaration steht. Gauck sagt in seinem oben zitierten Text 2006:

„Es ist vielmehr ein großes nationales Thema. Wie für uns in Deutschland der Judenmord das Schwarze Loch der Geschichte ist, so ist es für die Ex-Sowjetunion deren einst real existierendes Unrechtssystem.“

Damit wird das Spezifische des Antisemitismus und der Shoah nochmals geleugnet, was auch Grundkonsens der Totalitarismustheorie ist.

Es klingt so unglaublich für intellektuelle Ohren: Gauck sagt in seinem Text, dass es ein „psychischer Gewinn“ sei, zu betonen, dass Auschwitz ein präzedenzloses Verbrechen war. Das ist ein Antisemitismus, der einer Iris Hefets wohl gefallen mag.

Gauck ist ein Super-Gau für die politische Kultur der Bundesrepublik. Andererseits verdiente dieses Land einen Gauck, spricht er ihm doch offenbar nach dem Munde. Die Verharmlosung des Holocaust ist eines der großen Projekte der Deutschen und Europas im 21. Jahrhundert. Und Joachim Gauck ist einer der WortFührer.

Auch die Sprache erinnert an früher: für Gauck ist die Rede von den Deutschen als Opfer Ausdruck und „Zeichen geistiger Gesundung“. Wer die deutsche Geschichte in ihrer spezifischen, präzedenzlosen und verbrecherischen Dimension erinnert, wer den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen kritisiert und die Rede von den ach so armen Deutschen als Opfer von Krieg, Nazis, Vertreibung, „Bombenterror“, deutscher Teilung etc. als nationalistische Narrative decodiert und bekämpft, ist demnach nicht auf der Suche nach „Zeichen geistiger Gesundung“, ergo: krank.

Joachim Gauck ist der beliebte Autor solch neu-deutscher Ideologie. Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Center in Jerusalem hat sich schon vor Monaten erleichtert gezeigt, dass Gauck 2010 nicht Präsident wurde. Zu früh gefreut. Zurecht sieht Zuroff in ihm eine Gefahr, da durch Gaucks Ideologeme, präsidial verbreitet, der Antisemitismus, subtil und mehrheitsfähig, ansteigen wird.

 

Das Ende des Denkens – Wolfgang Pohrt, der Kulturrelativismus und der islamistische Antisemitismus

In einem Vorabdruck aus einem neuen Buch des Stuttgarter Publizisten und Sozialwissenschaftlers Wolfgang Pohrt setzt der Berliner Tagesspiegel die Kritik am Islamismus mit der Agitation von Faschisten gleich. In kulturrelativistischer Manier wird vom Islamismus geschwiegen und gegen den Westen aufgewiegelt. Der Antisemitismus wird derealisiert.

Gleich zu Beginn schreibt der Publizist:

„Mit der Scharia kenne ich mich nicht so gut aus. Ich weiß nur so viel: Wenn ein Idiot heute weder von Religion noch von Politik und auch sonst gar keine Ahnung hat – von der „Scharia“ quasselt er immer. Wenn es um den Islam geht, ist jeder Dorftrottel plötzlich Spezialist für Glaubensfragen, Orientalistik und Islamwissenschaft, ja sogar für Arabisch. In jedem Diskussionsforum im Internet gibt es faschistische Hetzer, die Koransuren angeblich aus dem Original zitieren, um zu beweisen, wie schrecklich und gefährlich der Islam sei. Diese Akribie erinnert an Eichmanns Judenreferat im Reichssicherheitshauptamt der SS, wo mit der Zeit die umfassendste Sammlung von Judaika zusammengetragen wurde und die Beflissensten unter den Mördern sogar Hebräisch gelernt hatten. Die kannten den Talmud besser als jeder Jude. Und so ist das heute auch. Die Moslemfresser können Koransuren zitieren, die einem Moslem mit Sicherheit unbekannt sind.“

Zwar ist die Verharmlosung des Holocaust ein Lieblingssport Vieler, doch es war nicht unbedingt zu erwarten, dass ein alternder Linker, der zumindest Anfang der 1980er Jahre so tat, als habe er die Kritische Theorie von Horkheimer und Adorno zur Kenntnis genommen, diese so obsessiv bedient. Ohne darauf einzugehen, was den Islamismus, den islamischen Terrorismus oder den islamischen Antisemitismus ausmacht, werden Kritiker des Jihad als Faschisten, ja als Nazis diffamiert, die sich besser mit Koransuren auskennen würden als die Muslime selbst. Das zeugt nicht nur von einer grotesken, völlig von der Wirklichkeit entfremdeten Wahnvorstellung – denn viele Muslime lernen den Koran (oft schon als Kinder oder in der Jugend) auswendig, Beispiele: Bassam Tibi oder Hamed Abdel-Samad –, nein: es ist eine Verharmlosung von Auschwitz und dem eliminatorischen Antisemitismus von Adolf Eichmann. Die Kritik am Islamismus in die Nähe von Auschwitz zu rücken, ist schon antisemitisch. Sich gegen Rechtsextreme, die nur vorgeben, gegen Antisemitismus zu sein, aber doch nur ein Mittel suchen, um gegen Einwanderer oder Muslime etc. zu agitieren (manche auch gegen Arbeitslose, die lieber einen Pullover mehr anziehen sollen, anstatt mehr Heizkostenübernahme durch den Staat einzufordern), ist das eine. Etwas völlig davon Verschiedenes ist es, den Holocaust zu erwähnen und Eichmann heute wieder kehren zu sehen. Das ist eine Banalisierung von Auschwitz, die so unerträglich wie modisch ist.

Pohrt, der Tagesspiegel und der Verlag Edition Tiamat bedienen zudem das von Wolfgang Benz beliebt gemachte Ressentiment gegen antifaschistische Kritiker des Islamismus. Dass Islamisten wie arabische Nationalisten enge Freunde der Nazis bzw. der Deutschen im Nationalsozialismus waren, wird einfach ausgeblendet bzw. verleugnet, wenn Pohrt schreibt:

 „Also zurück zum Islam. Ist das eine besonders schlimme Religion?

Nein, im Gegenteil. Als Mordmaschine war das Christentum effizienter. Die Indianer in Südamerika und später in Nordamerika plattgemacht, im 30-jährigen Krieg einander verhackstückt, die Scheiterhaufen, die Folterkammern und die beiden Weltkriege mit an die 70 Millionen Toten – waren das etwa keine Christen? Und Auschwitz? Waren das die Moslems?“

Die Gleichsetzung von ‚Indianerausrottung‘ und Holocaust ist ein sekundärer Antisemitismus, der seit Januar/Februar 1979, als im Fernsehen der Bundesrepublik die Serie Holocaust lief, unter Neo-Nazis und vielen anderen Stolzdeutschen eine Selbstverständlichkeit ist. Dass auch Pohrt dieses Muster heute bedient, ist beachtlich. Die dümmliche Gleichsetzung von Erstem und Zweitem Weltkrieg passt dazu, wobei übrigens beide Kriege als christlich dargestellt werden und nicht etwa als von Deutschen verursacht.

Schlimmer noch: Niemand bzw. kein seriöser Mensch leugnet, dass der Zweite Weltkrieg und der Holocaust vom nationalsozialistischen Deutschland und von den Deutschen verbrochen wurden (die Mainstreammedien und das Bundespräsidialamt, die Politik etc. reden natürlich nur von ‚den Nazis‘, die wie eine böse Clique über die Deutschen hergefallen seien). Doch sie hatten Helfer: Letten, Litauer, Ukrainer, oder auch Muslime wie in dem  Großmufti von Jerusalem, Muhammad Amin al-Husaini. Wie der Holocaustüberlebende Simon Wiesenthal 1947 schrieb, war zu NS-Zeiten wohlbekannt, wie eng diese offiziellen Führer der Araber und Muslime mit Nazi-Deutschland kooperierten. Er dokumentierte Fotografien, die das innige Verhältnis al-Husainis zu den Nazis bzw. den Deutschen und Österreichern des Nationalsozialismus veranschaulichen: Ein Bild aus der Wiener Illustrierten vom 12. Januar 1944 zeigt, wie der Großmufti beim Abschreiten eines „mohammedanischen Totenkopfverbandes“ in Sarajevo den „Nazigruß“ entbietet oder Bilder über “die Eröffnung des Islamischen Zentralinstituts in Berlin am 18. Dezember 1942 mit dem Großmufti als Redner; die 13. Freiwillige bosnisch-herzegowinische SS-Gebirgsdivision Kroatien; Adolf Eichmann, der dem Großmufti einen „tapferen“ SS-Mann vorstellt. Hinzu kommt ein Zeitungsausschnitt mit dem Schriftzug „Der Großmufti von Jerusalem bei den bosnischen Freiwilligen der Waffen-SS“.[i]

 

Von alledem scheint Wolfgang Pohrt noch nie etwas gehört zu haben. Wenn er schon Wiesenthals Broschüre aus dem Jahr 1947 ignoriert, hätte er wenigstens aktuelle Forschungsliteratur zur Kenntnis nehmen können, z.B. die Studie von Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers, Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina[ii] von 2006, die einen wichtigen Schritt in Richtung einer Analyse der Rolle der Araber während des Holocaust darstellt. Die beiden Historiker analysieren die Beziehung des Großmufti zu den Deutschen im Nationalsozialismus und belegen, dass es konkrete Pläne für einen Holocaust an den Juden im Nahen Osten gab.[iii] Sie betonen die ideologischen Affinitäten vieler Araber im Nahen Osten zum Antisemitismus der Deutschen und gehen auch auf die Einrichtung muslimischer Verbände in der Waffen-SS, der Wehrmacht und der Sicherheitspolizei ein. Darunter waren die Turkestanische und die Kaukasisch-Mohammedanische Legion sowie Nordkaukasische und Wolgatatarische Legionen[iv]. Ferner gab es muslimische Einheiten als Teil der 11. Armee der Wehrmacht, 54 Infanteriebataillone der Ostlegionen waren muslimisch.[v] Sodann wurden die 13. SS-Division Handschar[vi] wie auch die 21. Waffen-Gebirgsdivision der SS Skanderberg[vii] als muslimische Formationen eingerichtet.

Mallmann und Cüppers zitieren aus einer Rede des Großmufti al-Husaini vom 21. April 1943, in der er sowohl „die islamistische als auch die rassenideologische Seite seines Antisemitismus“ offenlegte und sagte, man könne die „Juden“ „mit krankheitstragenden Insekten vergleichen“, und schon der Koran habe sie mit „dem ewigen Fluch“ belastet.[viii] Nichts auf dem „Kerbholz“ des Islam? Warum vom Christentum reden, aber vom Islam schweigen, wenn es um den Holocaust geht?

Doch Fakten interessieren einen Ideologen wie Pohrt (‚der Kapitalismus ist an allem Schuld‘) überhaupt nicht, für ihn sind auch amerikanische Filme die eigentlichen Ideengeber für den Massenmord vom 11. September 2001:

„Man will über den Islam sprechen und landet beim Christentum. Neuer Versuch: Fangen wir an mit dem 11. 9. 2001, den Anschlägen auf die Twin Towers und auf das Pentagon. Wer war’s? Natürlich Osama bin Laden und seine Crew. Aber das Drehbuch für den Horrorfilm kam aus Amerika. Mit dieser Szene endet Tom Clancys Bestseller „Ehrenschuld“, und sein Bestseller „Befehl von oben“ beginnt damit. Nur ist der Typ, der seine Maschine aufs Kapitol krachen lässt und damit die gesamte politische Spitze einschließlich des Präsidenten ausradiert, bei Clancy ein rachsüchtiger Japaner. Die Thriller erschienen 1994 und 1996, damals hatte man noch andere Feindbilder.

Was zeigt uns das? Osama bin Laden hat nicht nur amerikanische Serien im TV geguckt – „Fury“ mochte er am liebsten –, er war auch ein Fan von Tom Clancy. Und vermutlich kannte er Katastrophenfilme wie „Erdbeben“ oder „Flammendes Inferno“. Also: Wo uns der Islamismus am finstersten und archaischsten erscheint, ist die Verwestlichung am weitesten fortgeschritten.“

Der Westen sei also selber Schuld am Massenmord von 9/11. Die Kriegserklärung der Islamisten gegenüber dem Westen, wie sie z.B. schon 1998 in einem Dokument Bin Ladens deutlich wurde, wird komplett geleugnet. Pohrt verwechselt Fiktion und Wirklichkeit, ja für ihn ist die amerikanische Fiktion im Filmwesen schlimmer als die islamistisch-massenmörderische Wirklichkeit. Er war nicht geschockt ob des Massenmordes von 9/11, da doch Filme aus USA viel brutaler seien.

Pohrt, der Tagesspiegel und die Edition Tiamat scheinen unter einem Realitätsverlust zu leiden. Sie fantasieren über „Kapitalismus Forever – Über Krise, Krieg, Revolution, Evolution, Christentum und Islam“, so der Titel des Buches, aus dem der Vorabdruck stammt, und leugnen die Wirkmächtigkeit islamistischer (und sonstiger) Ideologie.

Dem Iran gehe es um Atomwaffen, nicht um den Islam, und die Rede von „Allah“ sei „groß“ sei gar nicht so gemeint, da auch Islamisten wüssten, ein „Cadillac“ sei „größer“, sprich: amerikanischer Kapitalismus sei doch viel brutaler (und begehrenswerter) als der Islam. Pohrt leugnet also z.B. die Mahdi-Ideologie von Ahmadinejad und vielen anderen, die ernsthaft daran glauben, dieser 12. Imam werde kommen. Für letzteren wurden schon breite Straßen gebaut, doch da Pohrt weder TV sieht, noch Radio hört oder Zeitung liest (und sicher auch kein Internet kennt) (so ungefähr äußerte er sich auf einer Veranstaltung in Berlin im September 2003, als bereits deutlich wurde, wie antiamerikanisch, den Antisemitismus verharmlosend bzw. derealisierend und pro-islamistisch (via Kulturrelativismus) er ist) kann er das nicht wissen.

Dieses Nicht-Ernst-Nehmen von (Islam)-Faschisten kennen wir aus der Geschichte. Auch Hitlers und der Nationalsozialisten Morddrohungen verhallten. Wie auch jene Ahmadinejads oder Khameneis oder anderer wie Yusuf al-Qaradawis oder des Muftis der Palästinensischen Autonomiebehörde Morddrohungen gegenüber Juden und Israelis geleugnet oder verniedlicht werden. Der positive Rassismus von den Pohrts dieser Welt liegt darin, Muslime und Islamisten nicht als Subjekte ernst zu nehmen.

Wenn Pohrt ernsthaft schreibt, der Islam hätte noch fast nichts auf dem „Kerbholz“ leugnet er nicht nur die Vernichtungsdrohungen der Islamisten gegenüber Israel sowie die Tausenden Toten, welche die Kriege und die Selbstmordanschläge oder die Raketen gegen Israel seit 1948 kosteten; er leugnet u.a. auch die über 10 Millionen Toten, jene afrikanischen Sklaven, die Opfer des islamisch-arabischen Sklavenhandels wurden. Der senegalesische Anthropologe und Wirtschaftswissenschaftler Tidiane N’Diaye hat sich mit der Sklaverei durch die Araber befasst. Seine Studie Der verschleierte Völkermord ist 2010 auf Deutsch erschienen, 2008 bereits auf Französisch.[ix] N’Diaye greift das Schweigen der Welt gegenüber dem arabisch-muslimischen, über 1400 Jahre dauernden Sklavenhandel scharf an. Es ist in der Tat für die Forschung von großer Bedeutung, Sklaverei keineswegs nur als Phänomen der Europäer und Amerikaner vom 15. bis 19. Jahrhundert auszumachen. Wie N’Diaye zeigt, wurde lange Zeit, bevor Europäer den Sklavenhandel mit Afrika begannen, dieses brutale und mörderische Geschäft von Arabern und Muslimen betrieben:

„Im Darfur begann die Sklaverei und nahm eigentlich nie ein Ende. Noch heute äußert sich die Mißachtung der Araber für den Schwarzen in den nahezu unverhohlenen Unterjochungsmethoden und regelrechten ethnischen Säuberungen. Mit dem bakht von 652 begann gewissermaßen ein gewaltiger Menschenraub, der sich über den gesamten sudanesischen Streifen vom Atlantischen Ozean über Ostafrika bis hin zum Roten Meer erstreckte und weit über die Grenzen der muslimischen Welt bis ins 21. Jahrhundert andauert und vor unseren Augen in Darfur mit entsetzlichen Massakern, um nicht zu sagen einem Völkermord einhergeht. Lange bevor die Europäer in das Sklavengeschäft einstiegen, führten die Araber einen endlosen Heiligen Krieg mit blutigen Razzien, die, um die Pracht orientalischer Harems willen, ganze Bevölkerungsgruppen, Kinder, Frauen und Männer aus dem Herzen des Schwarzen Kontinents ins Unglück stürzten.“[x]

Der Verfasser kommt auf eine geschätzte Zahl von über 17 Millionen Sklaven des arabisch-muslimischen Sklavenhandels vom 7. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der transatlantische Sklavenhandel umfasste laut N’Diaye ca. 15 Millionen Sklaven.[xi]

Mehr noch: für den Tagesspiegel, die Edition Tiamat und den Autoren Wolfang Pohrt besteht zwischen Islamisten, Antisemiten und Fanatikern wie den Muslimbrüdern in Ägypten oder islamistischen Parteien in Tunesien, Libyen, Ägypten, Yemen und anderswo überhaupt kein Unterschied zur CDU/CSU und der Bundesrepublik Deutschland:

„Überhaupt zeichnet sich das Entsetzen über die Frömmigkeit der Moslems durch einen Totalausfall jeglicher Selbstwahrnehmung aus. Wenn die Nachrichten melden, in einem islamischen Land habe eine islamische Partei die Wahl gewonnen, dann nicht ohne besorgten Unterton. Ist es hier denn anders? Wir leben in einem Land, wo eine Christlich-Demokratische Partei und eine Christlich-Soziale Union zusammen mit der FDP an der Regierung sind, und wo dauernd mit dem „christlichen Menschenbild“ herumgewedelt wird, welches unsere Verfassung präge.“

Ein solcher Kulturrelativismus, der zwischen Aufruf zum Judenmord, wie ihn z.B. der geistige Führer der Muslimbrüder und der ihr nahestehenden Parteien in Ägypten (oder auch der Hamas), Yusuf al-Qaradawi regelmäßig verbreitet, und demokratischen, auch christlichen Parteien, keinen Unterschied zu erkennen vermag, ist unter Freunden des blutigen Jihad en vogue. Dass jedoch eine vorgeblich seriöse Tageszeitung wie der Tagesspiegel einer solchen Hetze Raum bietet, ist bemerkenswert. Wo rufen CDU oder CSU Politiker- oder Politikerinnen zum Mord an Juden auf, so wie es al-Qaradawi am 28. Januar 2009 im Fernsehsender al-Jazeera aus Katar getan hat?

Ein Verlag, eine Tageszeitung und ein Autor, die kulturrelativistisch daher reden und Texte verbreiten, welche zwischen Aufruf zum Mord und ganz normalen demokratischen Parteien einer Demokratie und eines Rechtsstaates, wie es die Bundesrepublik ist, nicht zu unterscheiden vermögen, spielen auf der Klaviatur des Antisemitismus, Jihadismus und der reaktionären Ideologie. Pohrt weigert sich wie ein kleines Kind, sich mit der Realität, hier: der Wirkmächtigkeit von Religion, auch nur zu befassen. Für ihn ist immer alles so böse, wie es der Kapitalismus zulässt oder evoziert. Doch wer bei Wahnsinnigen wie der iranischen Führung vom cui bono fabuliert, spricht mit Geistern und Nebelschwaden, ergo: mit sich selbst.

Wer sich einigermaßen realitätsnah mit der Welt befasst, erkennt: die größte Gefahr für den Weltfrieden und für Israel und die Juden geht von einem möglicherweise atomar bewaffneten Iran aus. Nicht viel weniger gefährlich ist der ebenso islamische Antisemitismus des Iran schon jetzt, sowie jener in weiten Teilen der arabischen Welt, der Türkei, in Pakistan, und auch, teils reduziert und in Abstufungen, in Ländern wie Malaysia, Indonesien, und natürlich unter Muslimen im Westen.

Kein seriöser Mensch leugnet, dass es auch Rechtsextreme und Nazis gibt, die gegen ‚den‘ Islam und ‚die‘ Muslime hetzen. Auch im Graubereich von Rechtsextremismus und Konservativismus (auch bei Evangelikalen, katholischen Antisemiten etc.) gibt es mitunter solche Gestalten, die von den Verbrechen des christlichen Deutschland lieber schweigen wollen. Doch eine unendlich größere Zahl von Menschen hegt ebenso antizionistische Gefühle wie Nazis und Islamisten oder Linke (oder katholische, evangelische und andere Judenfeinde), doch diese große Zahl fühlt sich pudelwohl, sie publiziert nicht in der Jungen Freiheit, nicht unbedingt in der jungen Welt oder dem Neuen Deutschland, dafür im Freitag, bei Spiegel Online, beim Tagesspiegel, der Süddeutschen, der Frankfurter Allgemeinen oder schreibt Redemanuskripte für die Tagesthemen, die Tagesschau, Heute, das Heute Journal, die Kulturzeit auf 3sat, dem Deutschlandfunk, dem Deutschlandradio und wie die Magazine, Zeitungen, Journale oder Sendungen sonst hoch so heißen.

Keine dieser Sendungen hat das Problem Islamismus je ernst genommen. Seit 9/11 sind vielmehr ein Abwiegeln und eine ungeheuer große und aggressive Agitation gegen Kritiker des islamischen Antisemitismus und der islamistischen, antiwestlichen Ideologie zu erkennen.

Wolfgang Pohrts Kulturrelativismus, sein Geifern gegen amerikanische Filme und sein Schweigen vom islamischen Sklavenhandel oder von islamistischen Hasspredigern, die zum Mord an Juden aufrufen, sind Teil des Zeitgeistes. Die Edition Tiamat ist Mainstream in einem Land, das immer gern Phrasen gegen den Kapitalismus, gegen die CDU/CSU heraus brüllt, statt sich mit der heutigen Realität zu befassen.

Ein Glück für Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, dass sie diesen Gedankenmüll von Leuten, die früher sogar dachten, in deren Nachfolge zu stehen, nicht mehr erleben müssen. Während die beiden Theoretiker eine Dialektik der Aufklärung im Namen des Westens durchführten, denunzieren Pohrt und seine Gehilfen Aufklärung und den Westen, indem sie den Islamismus nicht nur als Phänomen sui generis leugnen und Muslime als Subjekte gar nicht wahr-, geschweige denn ernst nehmen, vielmehr indem sie den Westen (hier vertreten durch CDU/CSU) mit dem reaktionär-modernistisch-faschistischen Islamismus gleichsetzen.

 

[i] Simon Wiesenthal (1947): Großmufti – Großagent der Achse, Salzburg/Wien: Ried-Verlag, die Fotografien sind ohne Paginierung.

[ii] Klaus-Michael Mallmann/Martin Cüppers (2006): Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

[iii] Vgl. zum Beispiel Mallmann/Cüppers 2006, 102.

[iv] Mallmann/Cüppers 2006, 221.

[v] Mallmann/Cüppers 2006, 222.

[vi] Mallmann/Cüppers 2006, 228.

[vii] Mallmann/Cüppers 2006, 229.

[viii] Mallmann/Cüppers 2006, 114f.

[ix] Tidiane N’Diaye (2008)/2010: Der verschleierte Völkermord. Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

[x] N’Diaye 2010, 25.

[xi] N’Diaye 2010, 214

„Ausgerechnet“ – Christian Wulff, die „deutsche Kultur“ und der Holocaust

Bundespräsident Christian W. ist nicht nur einer der aggressivsten Telefon-Anrufbeantworter-Vollquatscher, er hat nicht nur ein gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit und ist nicht nur mit einigen der peinlichsten High-Society-Leuten und dubiosen Ex-Sprechern seiner selbst befreundet, er hat auch mit die angesagtesten, sprich: schlechtesten Redenschreiber der Nation.

Am 20. Januar 2012 sprach Wulff im „Haus der Wannsee-Konferenz – Gedenk- und Bildungsstätte“ in Berlin und sagte Folgendes:

„Dieser Mord an den europäischen Juden und der Versuch der Vernichtung ihrer Kultur bedeutet die niedrigste Stufe, auf die deutsche Kultur je sinken konnte. Vernichtet werden sollten ausgerechnet die Juden, denen unsere Kultur so viel verdankte, und für die der Name des vertriebenen Billy Wilder nur als ein Beispiel Zehntausender Kulturschaffender steht.“

Ausgerechnet! Wie konnten die Deutschen sich selbst so schaden, will der Präsident sagen. Implizit sagt Wulff damit, dass die deutsche Kultur zuvor super gewesen sei (auch ‚Dank‘ der Juden in Deutschland oder deutschen Landen). Man denke an das christliche Mittelalter, an die Luthersche Reformation, an das Bild des „Ewigen Juden“ „Ahasverus“, wie es seit 1602 in deutschen Landen auch schriftlich fixiert wurde, später denke man an Achim von Arnim, Friedrich Ludwig Jahn oder die Christlich-Deutsche Tischgesellschaft von Anfang des 19. Jahrhunderts, an das Wartburgfest 1817 mit seiner antisemitischen und antifranzösischen Bücherverbrennung, an Richard Wagners „Das Judentum in der Musik“ von 1850 und an die alljährlichen Wagnerfestspiele in Bayreuth, zu denen nicht nur Angela Merkel, sondern auch Thomas Gottschalk und das deutsche Establishment hin pilgern. Deutsche Kultur eben.

Wulff hat sich zwei Tage zuvor, am 18. Januar 2012, mit dem Holocaustleugner und Antisemiten Mahmoud Abbas (Abu Mazen), dem Präsidenten der „Palästinensischen Autonomiebehörde“ in Berlin getroffen, obwohl doch Abbas die letzten Monate keinen Hehl daraus gemacht hat, dass er weder Israel als jüdischen Staat, noch Juden in einem möglichen ‚palästinensischen‘ (sprich: zweiten arabisch-jordanischen) Staat dulden bzw. anerkennen wird.

„Ausgerechnet“ die deutschen Juden sollten ermordet werden, sagt Wulff. Die Abgründigkeit seiner Rede ist ihm sicher gar nicht bewusst, wo soll er auch die Fähigkeit zu Reflexion her haben? Sich von einer reichen Freundin Geld leihen ist das eine, sich hässliche Einfamilienhäuser leisten das gleiche, doch sich die Fähigkeit zur Reflexion und zum kritischen Denken aneignen braucht es doch etwas ganz Anderes.

Und was ist mit den geladenen Historikern und den Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und all den anderen Ehrengästen, die Wulff andächtig lauschten, war er doch der erste Präsident, der seit 20 Jahren wieder in jenem Haus am Wannsee sprach?

Ausgerechnet. Die meisten europäischen Juden lebten vor dem Holocaust in Osteuropa, in Polen, Ungarn und der Sowjetunion. Die meisten der sechs Millionen vergasten, erschossenen, zu Tode geprügelten, verhungerten, massakrierten und zerfetzten Juden kamen aus Osteuropa. Auch viele Juden Frankreichs, Hollands, Belgiens, Griechenlands, Jugoslawiens und anderer Ländern wurden penibel erfasst, gesucht, gejagt, deportiert und ermordet, wie auch die deutschen Juden.

Implizit sagt Christian W., dass es besonders schade sei, dass Deutschland sich Filmemacher wie den jüdischen Billy Wilder als Opfer aussuchte. Das Perfide, nicht in Worte zu fassende dieser Art von Selektion in der Rede von Wulff fällt kaum jemandem auf. Die jüdische Arbeiterin, der jüdische Bäcker oder jüdische Kinder – trugen die für Wulff auch etwas zur ‚deutschen Kultur‘ bei oder ist es nicht so schlimm, dass auch sie ermordet wurden, fügte doch deren Tod Deutschland keinen ‚Verlust‘ an ‚kulturellen Werten‘ zu?
Der Präsident differenziert implizit, mit dem brutalen Wörtchen ‚ausgerechnet‘, dass nicht die Gaskammern von Auschwitz, die Vernichtungslager Sobibor und Chelmno oder die Massaker in Babi Yar und in den litauischen Wäldern wie die Shoah insgesamt das Unaussprechliche sind.
Nein, betont werden müsse, dass es so hoch gebildete und für die „deutsche Kultur“ eigentlich wertvolle Menschen wie die deutschen Juden (zumindest manche von ihnen, nach dieser ‚Logik‘) getroffen habe.

Die Menschenverachtung und die sich judenfreundlich gebende Ideologie, die aus diesem Wörtchen „ausgerechnet“ sprechen, sind un-fassbar.

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ISBN 978-3-9814548-1-9, 161 Seiten, Softcover, 21 cm x 12,8 cm,

28 Abbildungen, 14, 90 € (D)

„Die Political Correctness spielt ihre ganz eigene, den Westen lähmende Rolle, sobald ein Wissenschaftler oder Journalist versucht sich mit einem beliebigen Aspekt des Islam zu befassen. Selbst die fürchterlichsten Taten derer, die ohne zu zögern unschuldige Zivilisten im Namen des Jihad gegen die „Feinde des Islam“ opferten, führten zu zweideutigen und zögerlichen westlichen Reaktionen, wenn es darum ging, die involvierten Doktrinen des Islam zu kritisieren. Der Krieg gegen Al-Qaida wurde von den Präsidenten Bush und Obama sinnentleert als ein „Krieg gegen den Terror“ bezeichnet, um eine Beleidigung des Islam als Religion zu vermeiden – dabei wurde doch der Islam aus politischen Gründen bereits von den Jihadisten gekapert.“

Prof. Dr. Robert S. Wistrich (Jg. 1945) ist Professor für moderne europäische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er ist Autor von 17 Büchern und einer der weltweit bekanntesten Antisemitismusforscher. Seine preisgekrönten Bücher sind in 18 Sprachen übersetzt, 2010 veröffentlichte er die derzeit umfangreichste und umfassendste Geschichte des Antisemitismus, “A Lethal Obsession“.

Das Buch enthält eine Einführung in das Werk des Historikers Robert S. Wistrich sowie erstmals eine Bibliografie seiner Schriften seit 1973.

Bestellbar (versandkostenfrei!) direkt beim Verlag – editioncritic@email.de -, bei Amazon oder in jedem Buchladen.

Mit freundlichen Grüßen,
Edition Critic

 

Robert S. Wistrich: Muslimischer Antisemitismus

Robert S. Wistrich.  Muslimischer Antisemitismus. Eine aktuelle Gefahr

ISBN 978-3-9814548-1-9, 161 Seiten, Softcover, 21 cm x 12,8 cm,

28 Abbildungen, 14, 90 € (D)

Seite 71 von 82

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