Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Böhmermann

Der Liedermacher Danger Dan, „Kunstfreiheit“, Irrationalismus und Corona

Von Dr. phil. Clemens Heni, 28. Juni 2023

[mit einem Update zu Christine Prayons Abschied von den Hetzportalen Heute-Show, Böhmermann etc.]

Ein 635 Wörter OP-Ed Text kann kurz und knapp auf den Punkt bringen, um was es geht. Aber eine tiefergehende Analyse zumal bei komplexen Fragen ist da kaum möglich. Also ist die Form des Essays die bessere, gerade in Zeiten, wo kaum jemand noch kritische Bücher liest und Podcasts, Songs oder Videos die einzigen Medien zu sein scheinen, die noch breit rezipiert werden.

Für selbst denkende Linke waren die Konsequenzen der unwissenschaftlichen, antidemokratischen und irrationalen Coronapolitik die größte Katastrophe ihres Lebens – denn plötzlich stoppten fast alle Bekannten oder Freund*innen wie der Mainstream das kritische Nachhaken. Plötzlich herrschte eine Volksgemeinschaft der Jasager, der Mitmacher und Mitläufer (m/w/d). Exemplarisch kann man das am neuen Liebling der kapitalistischen Kulturindustrie Danger Dan zeigen.

Klar hab ich früher auch die Antilopen Gang gehört („Aversion“, 2014, „Anarchie und Alltag“, 2017), wer hat das nicht als Linker?

Screenshot, https://www.laut.de/Antilopen-Gang/Alben/Aversion-94578/antilopen-gang-aversion-158331.jpg?42d7bd

Oder war ich damals schon Teil des links-spießigen Mainstream, der meinte dissident zu sein, wenn er im Auto-CD-Player auf dem Weg von Berlin an die Ostsee, also im Ossi-Feindesland, Feine Sahne Fischfilet oder die Antilopen Gang hörte?

Aber heute geht das ohnehin nicht mehr einfach so. Warum?  Darum: Der Lieblings-‚Antideutsche‘ der kapitalistischen Kulturindustrie ist seit 2021 der Rapper, Liedermacher und Klavierspieler Danger Dan, der jetzt sowohl als Bandmitglied der Antilopen Gang auftritt wie auch eine Solokarriere verfolgt. Er ist gegen Nazis (bravo), meistens auch gegen Polizeigewalt (bravo) und er ist ganz kategorial ein richtig Guter (bravo), weil er sowohl in der Hamburger Elbphilharmonie, der Berliner Wuhlheide als auch bei Jan Böhmermann (ZDF) auftritt.

Das sind die post-pubertären Zeilen eines Bubis mit Bomberjacke, Springerstiefeln und zwei gezeigten Stinkefingern auf der Bühne, am Piano sitzend, die ihn schlagartig für ein Massenpublikum berühmt machten, seit März 2021:

Angenommen, ich schriebe mal ein LiedIn dessen Inhalt ich besänge, dass ich höchstpersönlich fändeJürgen Elsässer sei AntisemitUnd im zweiten Teil der ersten Strophe dannWürde ich zu Kubitschek den Bogen spannenUnd damit meinte ich nicht nur die rhetorische FigurSondern das Sportgerät, das Pfeile schießen kann

(Danger Dan, Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt, 26. März 2021)

Das alles hat der super coole Daniel Danger Dan mit Hilfe von Anwälten juristisch klären lassen, es ist also alles von der „Kunstfreiheit“ gedeckt. Wahnwitzig mutig der Junge. Der traut sich was.

Daniel Danger Dan hat sein Nachplappern der Ideologie der deutschen Bundesregierung zu Zeiten der Corona-Pandemie wenig später, am 3. Mai 2021 in einem Gespräch mit dem Mannheimer Morgen klar auf den Punkt gebracht:

Danger Dan: Es wird irgendwelche Antilopen Gang-Konzerte unter Corona-Bedingungen geben, falls es nicht wieder zum Lockdown kommt. Aber ich finde das Problem um einiges größer, dass es Leute gibt, die auf Intensivstationen liegen und ersticken, als dass es keine Konzerte gibt. Und wenn man das gegeneinander aufwiegt, muss ich sagen, halte ich mich erst einmal zurück, bis wir alle durchgeimpft sind.

Screenshot, https://www.mannheimer-morgen.de/leben/treffen_artikel,-treffen-neu-liedermacher-danger-dan-spricht-ueber-erfolg-und-militanz-_arid,1792260.html

Dass es epidemiologisch und medizinisch keinerlei Zusammenhang gibt zwischen einem abgesagten Konzert junger Leute und der gesundheitlichen Situation von 86-jährigen im Altersheim, das reflektiert er so wenig wie Karl Lauterbach oder damals Jens Spahn. Es geht um einen hypermodernen Hygienismus, um ein Wort der schweizer marxistischen Feministin Tove Soiland zu verwenden.

Danger Dan spielt sich als super sensiblen Typen auf, dem es so richtig was ausmacht, „dass es Leute gibt, die auf Intensivstationen liegen und ersticken“ – was wiederum im Umkehrschluss heißt, dass Leute, die gegen Lockdowns waren, offenbar in seiner Wahrnehmung und jener der Bundesregierung kein Problem damit hatten, „dass es Leute gibt, die auf Intensivstationen liegen und ersticken“. Und das ist medizinischer und epidemiologischer Bullshit. Es gibt überhaupt keinen Zusammenhang von Lockdown und der Situation auf Intensivstationen. Die Beziehung gibt es zwischen Vorerkrankungen, dem viel zu geringen Pflegepersonal in deutschen, nach kapitalistischen, betriebswirtschaftlichen Kriterien geführten Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und den häufig völlig falschen Behandlungsmethoden bei Covid-19 wie der invasiven Beatmung – siehe dazu die Debatte um das Moerser Modell.

Am 17. und 18. September 2021 fand im „Nazidorf“ Jamel im Mecklenburg-Vorpommern das bekannte antifaschistische Festival statt. Dort leben in der Tat auch völkische Siedler oder Nazis, gegen die man sich wehren muss. Doch auch hier zeigte sich der Irrationalismus, die Unwissenschaftlichkeit und der Fanatismus von Danger Dan und allen anderen Beteiligten. In einem Bericht heißt es:

Alle Teilnehmenden (Besucher*innen, Ehrengäste, Festivalhelfer*innen, Cateringanbieter*innen sowie Künstler*innen und deren Begleitpersonen sowie Medienvertreter*innen) mussten ihren 2G-Status nachweisen und waren angehalten, auf dem Festivalgelände zu allen Menschen, die nicht der eigenen Kohorte angehörten, einen 1,5-Meterabstand einzuhalten und die Maskentragepflicht einzuhalten.

Screenshot, https://www.betterplace.org/de/projects/65297-jamel-rockt-den-foerster-rockfestival-fuer-demokratie-und-toleranz/news/256080

 

Also mit der Impf-Apartheid und 2G gegen Nazis. Super Idee.

Menschen, die nicht so irrational waren und sich nicht haben spritzen lassen, einfach eine in die Fresse geben und nicht reinlassen. Super Idee.

Ja, das ist ein „Demokratie-Festival“.

Mit Ausgrenzung gegen jene, die auch andere, ja den Anderen ausgrenzen. Super Idee!

Und der Andere war von der ARD über Danger Dan hin zur Amadeu Antonio Stiftung – mit der ich früher auch bei antifaschistischen Buchprojekten kooperierte oder in deren Räumlichkeiten über Kritische Theorie und Israel referierte – der Ungeimpfte, ja das waren alle Kritiker*innen der nicht evidenzbasierten Coronapolitik.

Mit dem Irrationalismus der Zeugen Coronas gegen den Irrationalismus der völkischen Siedler, Esoteriker und Nazis. Super Idee.

Erinnern wir uns: jeder Geimpfte kann exakt so lange und intensiv ansteckend sein wie jede Nichtgeimpfte, wie wissenschaftlichen Studien wie aus den USA 2021 zeigten. Das war von Anfang an zu erwarten, da Pfizer aus den USA bei den Zulassungsstudien nicht sagte, dass die ‚Impfung‘ vor Übertragung schützen würde. Von Anfang an konnte man das wissen – wenn man denn an Wissenschaft und Forschung interessiert ist, doch die Medien und die Politik liebten die Panik und den Irrationalismus und vor allem das Fertigmachen der Kritiker*innen.

Dass die Maskenpflicht, die Lockdown- und Panikpolitik der Bundesrepublik Deutschland eine mehr als doppelt so hohe Übersterblichkeit als Schweden allein in den Jahren 2020 und 2021 einbrachte – so die sicher krass nationalsozialistische, mindestens rechtsextreme und Querfront- bis Querdenker-Weltgesundheitsorganisation (WHO) -, das hat der oberschlaue Bomberjacken-Daniel offenbar nicht mitbekommen.

Sich etwa selbst wissenschaftlich bilden oder wenigstens so ein paar Grundrechte wie Meinungs- und Versammlungs- oder Gewerbefreiheit betonen und einfordern? Angesichts eines unsagbaren ‚Killervirus‘? Ehrlich? Nein, die Leute hörten lieber Lieder gegen die klar als Nazis zu erkennenden Rechten, als sich mit ihrer eigenen Ideologie des Fertig-Machens von über 10 Millionen Nichtgeimpften zu befassen, die als „Blinddarm“ geframt worden waren, also unnötig für den linken ‚Volkskörper‘. Kann man töten, diese über 10 Millionen Ungeimpften, warum auch nicht? Das ist der Fall Sarah Bosetti.

DA hätte Danger Dan, wäre er ein Linker, aufschreien müssen und ein Lied dichten, dann so etwas gab es in der Geschichte der BRD noch nicht. Aber was tat er? Einen billigen Song gegen Nazis machte er, den logisch alle im Mainstream super finden, das tut nicht weh, da zu johlen und sich als mega dissident zu fühlen, als echter Antifa.

Der extrem polarisierende Diskurs in der Gesellschaft speziell seit Corona im Jahr 2020, der Nationalismus und die Familienideologie nicht nur der AfD, die Steuerentlastung für Reiche, welche die AfD fordert, der Rassismus, die Anti-Gender-Hetze und Agitation gegen Kinderfreie und Windräder, aber auch die Politik der Bundesregierung (Corona, Ukraine, Energiepolitik) seit 2021 haben die AfD aktuell laut Umfragen auf ca. 19 Prozent bundesweit gebracht (Wahlergebnis bei der Bundestagswahl im September 2021 ergab 10,3 Prozent für die AfD). In Thüringen hat jetzt erstmals ein Kandidat der rechtsextremen AfD die Wahl zum Landrat gewonnen, auch wenn Sonneberg bundesweit der zweitkleinste Landkreis ist mit 56.000 Einwohner*innen. Der Rechtsextremismus und die AfD sind eine große Gefahr. Viele Wähler*innen sagen tatsächlich, dass sie aus „Protest“ gewählt hätten und eigentlich nicht AfD-Anhänger*innen seien. 2024 und die folgenden Jahre werden zeigen, wie sich das entwickelt. Widerstand gegen Nazis und die AfD ist also auf der Tagesordnung.

Aber im März 2021 als Danger Dan sein so dermaßen dissidentes und mutiges Lied dichtete, da ging die mit Abstand größte Gefahr für die Demokratie in diesem Land von der deutschen Bundesregierung, den 16 Landesregierungen und den zur irrationalen und brutalen Coronapolitik klatschenden Medien sowie der Antifa aus. Und heute, im Sommer 2023, geht von der deutschen Bundesregierung und ihren Waffenlieferungen an das Regime in Kiew auch eine extreme Gefahr aus. Das antidemokratische, autokratische Regime von Putin ist gefährlich und der Krieg muss sofort enden – aber die deutsche Bundesregierung will ja wie die NATO und die USA, England/UK oder die Polen und baltischen Staaten, dass er so lange weitergeht, bis Russland besiegt ist. Über die Mitschuld der NATO an der Eskalation seit den 1990er Jahren und über die Straßen und Denkmäler in der Ukraine, die nach Antisemiten und Nazi-Kollaborateuren benannt werden, bis heute, spricht kaum jemand.

Andere spielten im Jahr 2021 mit der Idee, diese über 10 Millionen Menschen, die Ungeimpften, der Andere unserer Zeit schlechthin, doch nach – Achtung – „Madagaskar“ zu deportieren, was allerdings rein logistisch und überhaupt leider nicht gehen würde.

Wenn dazu Methoden nötig sein sollten, wie sie die Vorgänger der völkischen Siedler auch im Portfolio hatten, kein Problem. Es geht schließlich um das „Leben“ und die „Gesundheit“, was zählen da schon die Menschen- und Grundrechte dieser über 10 Millionen nicht gegen SARS-CoV-2 ‚Geimpften‘?

Die natürlich nicht falschen, aber gleichwohl spätpubertär-machistischen, mit Gewalt liebäubelnden Liedtexte gegen Nazis von Danger Dan wenden sich sodann gegen die Coronapolitik kritische Bewegung und reduzieren diese komplett auf ein Konglomerat aus Nazis, Antisemiten und Verschwörungsideologen. In seinem Lied „das schreckliche Buch“ geht es um antisemitische Verschwörungsmythen und Trump-Anhänger in der Anti-Coronapolitik-Szene. Dass es tatsächlich Nazis, Antisemiten und linke oder Querfront Verschwörungsideologen in dieser Szene gibt, haben wenige so detailliert analysiert und kritisiert wie ich selbst und das seit März 2020 kontinuierlich.

Aber Danger Dan argumentiert oder singt völlig reduktionistisch und macht es sich ganz einfach, weil ich keinen einzigen Liedtext seit 2020 finden konnte, wo er sich mit der von der Big Pharma Firma Bayer so bezeichneten „Gentherapie“, die die Corona-‚Impfung‘ tatsächlich darstellt, kritisch auseinandersetzt oder auch nur minimal Kritik an den vielen Facetten der antidemokratischen bis totalitären Coronapolitik übt.

Er scheint wirklich überhaupt keine Ahnung davon zu haben, was diese Coronapolik für Hunderte Millionen Menschen in Afrika oder Asien, im globalen Süden bedeutete. Und von den psychischen Verwerfungen, den Suiziden und der häuslichen Gewalt im friedlichen Deutschland hat er auch keine Ahnung oder er hat sie, aber ignoriert sie ganz bewusst, weil er sonst kein Verharmloser oder gar Anhänger von Lockdowns sein könnte.

Jeder halbwegs vernünftige Mensch konnte nicht glauben, mit welcher Obsession deutsche Polizisten in Hamburg einen Jugendlichen mit dem Polizeiwagen durch einen Park jagten, weil der Jugendliche Kumpels mit Körperberührung begrüßt hatte.

Jeder halbwegs vernünftige Mensch konnte ebenso wenig glauben, dass Restaurants und Veranstaltungsorte lachend und brüllend Menschen nicht hineinließen, die keine läppische und epidemiologisch sinnlose Maske trugen und nicht geimpft waren (oder „genesen“).

Ich habe keine einzige Äußerung von Danger Dan oder kaum einem anderen Mainstream-Liedermacher oder Musiker (m/w/d) zu all diesen antidemokratischen und medizinisch vollkommen sinnlosen Verhaltensweisen gehört. Eine der ganz wenigen Ausnahmen ist der Liedermacher Hans Söllner – das ist eine ganz andere Liga als der angebliche Linke Danger Dan, auch wenn ich entgegen Söllner für ein Verbot (wie an Schulen) von Burkini, Kopftuch, Burka und Maske wäre:

Denn Danger Dan übernimmt wie zitiert das Mainstream-Gerede von „durchgeimpft“. Klar, so kriegt man Liebesbriefe von Karl Lauterbach oder Jan Böhmermann, der seine Ressentiments gegen manche Juden und seine Vorliebe für Desinfektionsmittel

Screenshot, https://www.welt.de/vermischtes/article183145496/Neo-Magazin-Royale-Jan-Boehmermanns-lautes-Schweigen-zu-Oliver-Polak.html

schon lange vor Corona zum Ausdruck brachte, wie der Kabarettist Oliver Polak festgehalten und kritisiert hat.

Screenshot, https://www.suhrkamp.de/buch/oliver-polak-gegen-judenhass-t-9783518469842

 

Screenshot, https://www.zeit.de/2021/19/danger-dan-rapper-kunstfreiheit-politische-musik/seite-2

Es gibt epidemiologisch überhaupt keine Beziehung von abgesagten Konzerten und Menschen, die auf der Intensivstation landen mit einem positiven Test auf SARS-CoV-2 oder der Krankheit Covid-19. Keinerlei Zusammenhang. Vielmehr führten gerade der erste Lockdown, aber auch die späteren, zu vielen Tausenden Toten – alte oder kranke Menschen, die an Einsamkeit starben. Und das wäre vermeidbar gewesen, wenn die Politik und die Gesellschaft auf die kritischen Stimmen von Mediziner*innen gehört hätten. Aber sie hörten sich lieber selbst und spielten Lieder von Danger Dan.

Danger Dan hat einfach kein Interesse an evidenzbasierter Medizin und an einer rationalen Coronapolitik. Er badete wie seine Hunderttausenden Fans lieber im Irrationalismus, den sie nur bei den Nazis zu sehen vermochten – weil sie zu Hause keine Spiegel hängen haben.

Danger Dan macht keine radikale Gesellschaftskritik mehr, sondern, so der Freitag, Musik für das gute Gewissen. Wie größenwahnsinnig, irrational und lächerlich wirkte schon früher die Liedzeile der Antilopen Gang „Atombombe auf Deutschland“ – also alle töten – und jetzt im Ernstfall heult Danger Dan rum, dass zu viele Menschen auf den Intensivstationen liegen würden. Man kann diese Art von Musik also nicht ernstnehmen. Entweder sie wollen, dass möglichst viele Deutsche sterben – oder sie wollen es nicht.

Dafür wird diese Art von Verbalradikalität gefeiert und prämiert, ich selbst hörte es ja früher auch.

Dabei ist Danger Dan immerhin und das ist wirklich sehr wichtig, gegen die antisemitische BDS-Bewegung und für Israel, das ist hervorzuheben. Aber die Anti-Coronapolitik-Demonstration wie in Kassel im März 2021 hatte auch wenigstens zwei Israelfahnen bei sich. Alles Antisemiten und Nazis? Auch diese Demo war ja im März 2021, exakt zu der Zeit als Danger Dan so super toll komponierte in seiner Quarantäne.

Was für ein autoritäres Verhalten schlummerte da in Danger Dan und all den anderen affirmativen Staats- und Merkel-Lauterbach-RKI-Drosten-Fans? Das sollte mich als Linken und Antifa doch skeptisch machen, oder nicht, da ich Danger Dans Musik früher auch hörte?

Das ist der pandemic turn: aus zuvor wirklich gesellschaftskritischen Menschen wie Danger Dan wurden Menschen, die die irrationaliste, dümmste, aggressivste und perfideste massenwirksame Ideologie in der gesamten Geschichte der BRD internalisierten und als alternativlos darstellten und mitmachten. Sie wurden zu Mitläufern. Dass diese Politik gerade den alten Menschen, den Behinderten und Hunderttausenden weiteren, die regelrecht eingesperrt wurden in Alten- und Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen und anderen zivilen Gefängnissen sozusagen, dass diese Politik diesen Menschen massiv geschadet hat und viele zu Tode kamen, darüber singt Danger Dan nicht. Denn dann müsste er über sein eigenes Versagen singen, keine Kritik am totalitären Coronakurs von Angela Merkel oder Olaf Scholz und den 16 Landesregierungen geübt zu haben.

Ich habe im März 2021 viele Texte zur Coronapolitik publiziert. Es ging zum Beispiel um ein Urteil des Amtsgerichts Ludwigsburg in Baden-Württemberg, das eine Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg als verfassungswidrig verurteilte. Ich berichtete von einer wissenschaftlichen Studie der UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, dass in den Ländern Afghanistan, Nepal, Bangladesh, Indien, Pakistan und Sri Lanka demnach 228.000 Kinder unter 5 Jahren wegen der Lockdownpolitik an Hunger, massiv verschlechterter Gesundheitsfürsorge und weiteren Faktoren gestorben waren.

Das sind die von der Politik, den Medien und der Antifa goutierten „Kollateralschäden“ der Coronapolitik. Im gleichen Monat März 2021 berichtete ich von der stalinistisch-totalitären Kampagne der Antifa „Wir impfen euch alle!“. DAS war die Gefahr zumal für Linke im März 2021 – und nicht die Nazis oder Neuen Rechten, die im März 2021 keine besondere oder neue Gefahr darstellten.

Angesichts von nie dagewesener Gefahr für das Leben der Menschen in der BRD durch Lockdowns und Maskenpflicht und den vom World Food Programme befürchteten 270 Millionen extra Hungernden im globalen Süden, die nur deshalb in diese lebensbedrohliche Gefahr kommen konnten, weil es die unsagbar irrationale und brutale Coronapolitik Deutschlands und fast aller Länder gab, also das Wegbrechen von prekären Tagelöhnerjobs, von internationalen Lieferketten, das Schließen von Grenzen und das Ausbleiben von Tourist*innen, agitiert Danger Dan mega mutig gegen Nazis.

Dabei waren nicht Nazis für Grenzschließungen, Lockdowns und das Hineinmanövrieren von Hunderten Millionen Menschen in den Hunger verantwortlich, sondern die ach-so-demokratischen Regierungen in Europa, den USA, den hardcore ZeroCovid-Ländern Australien und Neuseeland und natürlich das totalitäre China und viele autokratische Regime in Afrika, Asien oder Lateinamerika.

Die Rechten in Deutschland waren überhaupt nicht an der Regierung und hatten keine einzige Corona-Maßnahme zu verantworten, auch wenn manche es vielleicht gerne getan hätten – denn anfangs war die AfD sehr stark für Corona-Maßnahmen und Grenzschließungen, erst als sie merkten, dass ihre Anhängerschaft gegen die Maßnahmen ist, schwenkte die Parteiführung um.

Wobei Alexander Gauland exakt so geimpft ist wie Danger Dan, der seine Impfung ja wie zitiert herbeisehnte. Gauland und Danger Dan im gleichen Boot der Geimpften, das ist mal lustig:

Screenshot, https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-alexander-gauland-gegen-covid-19-geimpft-17299099.html

In meinen Texten zur Kritik der Coronapolitik zeigte ich immer wieder positive Gegenbeispiele, wie man es hätte anders machen können, vorneweg natürlich Schweden, aber auch Beispiele von Public Health-Forscher*innen und Mediziner*innen aus Israel, den USA oder England oder verwies auf eine aktualisierte Lektüre von anti-autoritären Texten von Adorno, Horkheimer, Peter Brückner oder Ulrich Sonnemann und natürlich Ivan Illich.

Es ist kein Zufall, dass dann im April 2021, als der Hype um Danger Dan so richtig begann, die bedeutendste Aktion überhaupt, die es zur Kritik der Coronapolitik gab, die Video-Kampagne #allesdichtmachen, publik wurde. Das war Kritik, das war Kunst, das war mutig.

Exakt zu der Zeit, als Danger Dan im selbst gewollten Wachkoma lag und fantasierte, dass die größte Gefahr im Frühjahr 2021 von Nazis und der AfD ausgehen würde.

In meinem Buch „Die unheilbar Gesunden“ sind die Texte des Monats März 2021 inkludiert, im Personenverzeichnis des Bandes finden sich logisch auch Einträge zu den Neuen Rechten wie Elsässer, Kubitschek oder Gauland, auch Ken Jebsen kommt natürlich vor. Doch im Gegensatz zu Pseudo-Linken wie Danger Dan, die nur auf die Rechten schauen und zur mörderischen Lockdown- und Coronapolitik schweigen, habe ich genauso kritisch die totalitäre Coronapolitik von Angela Merkel, Olaf Scholz und allen anderen im Blick.

Diese unerträgliche Selbstverliebtheit der Linken und der Kulturszene, namentlich von Danger Dan im März 2021 und in der gesamten Zeit der Corona-Pandemie zeigt auf erschütternde Weise, wie eigentlich kritische Menschen zu völlig fakten- und kritikfreien Mundstücken des Staates mutieren konnten. Aber es ist weit mehr. Es ist eine gewollte Verweigerung, der nicht evidenzbasierten, demokratiefeindlichen und verfassungsfeindlichen Coronapolitik ins Auge zu sehen. So werden Mitläufer (m/w/d) produziert und sie produzieren sich selbst.

Es ist eine Verweigerung zu erkennen – noch 2023 und die kommenden Jahre, wie zu befürchten ist – dass sie alles falsch gemacht haben, die Zeugen Coronas. Lockdown, Quarantäne, Maske, Impfung, Impf-Apartheid, Oma zwangsisolieren im Altersheim und sich wundern, dass sie nicht an Covid-19, sondern an Erschöpfung und Einsamkeit starb. In England und Wales starben allein im Frühjar 2020 10.000 an Demenz erkrankte Menschen aus Erschöpfung und Einsamkeit, sie drehten schlichtweg durch, weil kein Mensch sie mehr besuchte.

Und diese Verbrechen hat ein Danger Dan so wenig im Blick wie nahezu 100 Prozent der deutschen linken Szene und kulturellen Elite, mit ganz ganz wenigen Ausnahmen, vorneweg NENA, die ebenfalls im März 2021 angesichts der Anti-Coronapolitik-Demo in Kassel (mit den Israelfahnen) schrieb: „Danke, Kassel“.

Screenshot, https://www.welt.de/vermischtes/article229028483/Nena-auf-Instagram-nach-Anti-Corona-Demo-Danke-Kassel.html

 

Für Linke und Intellektuelle wie mich und einige vereinzelte andere ist das Verhalten von Danger Dan, der nur besonders exponiert dasteht als Exemplar der linken Szene, eine Katastrophe, weil es kaum noch Menschen gibt, die man ernstnehmen oder mit denen man rational diskutieren kann. Beim Thema „Nie wieder Krieg ohne uns…“ und die Ukraine geht es gerade so einseitig, nun antidiplomatisch und militaristisch weiter.

Solange es keine kritische Aufarbeitung der gesamten Coronapolitik gibt, die in Deutschland von A bis Z komplett irrational, medizinisch nicht evidenzbasiert, juristisch verfassungsfeindlich und insgesamt antidemokratisch bis totalitär war, wird es keine Hoffnung auf eine Demokratie, geschweige denn eine linke Revolution in diesem Land mehr geben. Das ach-so-sozialistische Kuba ist eine Diktatur und war während Corona ein besonders brutales Regime, wie Menschenrechtsorganisationen festhalten.

Ja schlimmer noch: Solange eine solche Aufarbeitung ausbleibt, droht uns allen beim nächsten Virus oder Katastrophenfall (Hitze, Hochwasser, Krieg etc.) wieder die exakt gleiche irrationale, nicht evidenzbasierte und totalitäre Coronapolitik, von Lockdowns, Ausgangssperren, Wasser- oder Strom- und Heizspar-Aktionen, Grenz- oder Hallenbadschließungen, Reisen nur mit Impfpass (2G oder 1G) bis hin zu Masken- und Impfwahn, respektive dem Durchsetzen der Gentherapie oder Energiepässen etc. pp. Den biopolitischen Zumutungen und transhumanistischen technokratischen Fantasien sind keinerlei Grenzen mehr gesetzt.

Von daher gilt gleichwohl: auch ein total mainstreamiger Sänger wie Danger Dan kann wieder ein Linker oder Gesellschaftskritiker werden, wenn er denn endlich anfinge, sich selbstkritisch mit seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart als Unterstützer der brutalsten, irrationalsten und antidemokratischsten, medizinisch nicht evidenzbasierten Politik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und den Zeugen Coronas zu beschäftigen.

Noch ist es nicht zu spät. Oder eben doch.

Update, 21:50 Uhr:

Das wäre mal was zum Nachdenken für den Böhmermann-Kumpel Danger Dan:

Es gibt sie doch weiterhin, die linke Kritik von Mainstream Kabarettistinnen, hier die Klimaflüchtlingsfrau aus Stuttgart Christine Prayon, die jetzt im Nord-Osten der Republik lebt und viele Jahre bei der Heute-Show mit dabei war und endlich Tacheles redet über die regelrechte Hetze und das staatsaffirmative Gelalle, das man spätestens seit Corona und dem Ukraine-Konflikt bei Oliver Welke, Jan Böhmermann oder der Anstalt sehen kann. In einem aktuellen Interview mit der Kontext Wochenzeitung aus Stuttgart sagt sie:

Ich habe mit der Art, wie die großen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden, zunehmend Bauchschmerzen bekommen. Ich habe auch mit den Verantwortlichen dort geredet und betont, dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben. Satire darf sich nicht daran beteiligen, den Diskurs zu verengen. Und jetzt findet genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine. Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht. Das hat nach meinem Dafürhalten nichts mehr mit Satire zu tun.

Screenshot, https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/639/birte-spielt-nicht-mehr-mit-8943.html

Die Fragen des Kontext-Magazins sind nicht sehr durchdacht, man merkt, dass da wenig Wissen über den Irrationalismus der Zeugen Coronas vorhanden ist. Aber Christine Prayon hat dieses Wissen und sie merkt, wie Ausgrenzung, die Diffamierung des Anderen hier und heute funktioniert:

Warum? Böhmermann ist doch mit seinem Rechercheteam gut dabei, Missstände aufzudecken.

Auch er hat die gängigen Narrative verstärkt. An eine Sendung kann ich mich noch gut erinnern. Da ging es um Nichtgeimpfte, und dann lehnte er sich zurück und zeigte zwei Stinkefinger. Ich dachte, wie kann man das machen?

Screenshot, https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/639/birte-spielt-nicht-mehr-mit-8943.html

Und für dieses Interview und das Betonen, dass man „raus ist“, wenn man luzide Kapitalismuskritik übt, ein herzliches Dankeschön an Christine Prayon!

Long Lockdown ist viel tödlicher: Unsere politische und mediale Elite goutiert 33 Millionen Hungertote im Trikont

Von Dr. phil. Clemens Heni, 16. Juni 2021

Es gibt Hoffnung, immer mehr Bundesländer setzen die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ aus, vorneweg jetzt NRW. Viele schaffen die Maskenpflicht erstmal im Freien – wo sie so sinnlos war wie in geschlossenen Räumen – ab, auch in Schulen gilt z.B. in Sachsen oder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg schon jetzt oder in wenigen Tagen in Schulen für niemanden mehr Maskenpflicht.

Natürlich war es gestern auch wieder ein Hoffnungsschimmer, ein lauter und wunderschöner, als 67.000 Fans in Budapest feierten und anfeuerten und Fahnen schwenkten und grölten – obwohl Portugal gewann und nicht Ungarn. Aber die Fans, ein Stadion voll mit Fans! Dagegen das peinlich ausgestorbene Stadion in München mit ca. 16.000 Fans, die sich verloren und man primär lesen musste, dass dort „Bayern München“ steht auf den Rängen, als ob wir in der Provinz-Bundesliga wären. Doch das Spiel des Weltmeisters gegen die Germanen, das war Kunst.

Es zauberten die Ballkünstler aus Frankreich, sie drehten fast im Dutzend Pirouetten mit dem Ball (u.a. Pogba, der schlaksige Ästhet), zeigten sensationelle Antritte (Mbappé), der langhaarige Wirbelwind Griezmann war zentral für das Spiel, Organisator Kanté stabil wie gewohnt, eine blaue Abwehrmauer hinter sich wissend, die auch vom Trikot her einfach was hergibt und so peinlichste Nationalflaggen am Ende der Ärmelchen, wie es die Deutschen jetzt haben, nicht nötig hat – ca, c’est la France, der goldene Hahn und die Eleganz des Stoffes und der Bewegung und die Vielfalt der Frisuren und Gesichter stehen für Frankreich. Die Dumpfheit, Ungehobeltheit, Brutalität und Fantasielosigkeit stehen wie gehabt für das Deutsche. Also auch hier Hoffnung auf mehr Tore von Frankreich bei dieser EM, auch regulär selbst geschossene alsbald. Das unerschöpfliche Reservoir an neuen Talenten und Stars der Équipe Tricolore ist beeindruckend und macht die Grande Nation zum heutigen wie mittel- und langfristigen „Brasilien Europas“ – wie die New York Times in einer Lobeshymne festhält.

Und doch überwiegt auch über 15 Monate nach Beginn der größten Demokratiekrise in diesem Land, ja weltweit, der Wahn der Herrschenden. Mit Herrschenden sind nicht nur die irrationalen, nicht evidenzbasierten Politiker*innen gemeint, sondern auch jene, die de facto die Politik vor sich hertreiben: die Medien und vor allem einige wenige Hundert Twitter-User, die hauptverantwortlich sind, dass seit über 15 Monaten 83 Millionen Menschen gequält, in den Abgrund gestoßen, mit Masken und Tests gefoltert werden und die Alten isoliert im Altersheim aller Immunabwehrkräfte beraubt an Covid-19 oder an Verwzeiflung und Demenz starben.

Das Primitive von Twitter zeigt sich an der Kürze der Tweets, die eher einem Grunzen, einem Wildschweinschrei oder Wolfsgeheul ähnelt (ohne diese Tiere dafür zu kritisieren, es sind Tiere) und mit menschlicher Kommunikation nichts gemein hat.

Nehmen wir den ZDF-Pöbler vom Dienst Jan Böhmermann, der wohl immer noch meint, er sei irgendwie links der Mitte, dabei ist seine Desinfektionsspray-Obsession und sein antijüdisches Ressentiment ganz normaler deutscher Mainstream, siehe die Kritik von Mirna Funk:

Solange Böhmermann sich rund um die Uhr und ungefragt als erster und letzter Anti-Antisemit Deutschlands gebärdet und sich zu so etwas wie einer moralischen Instanz Deutschlands stilisiert hat – sein Unique Selling Point, by the way –, dann aber Juden öffentlich diffamiert, anstatt sich für sein unreflektiertes Deutschsein zu entschuldigen, brauchen wir Bücher wie Oliver Polaks „Gegen den Judenhass“, ihr hirnlosen Pappnasen. Normalerweise würde Jan Böhmermann den Desinfektionsspraytypen und Twitter-Antisemiten in einem seiner berüchtigten Parody Raps vernichten. Kann er aber nicht, er ist es ja selbst.

Wenn jetzt Böhmermann dem Star-Schauspieler Til Schweiger auf Twitter andichtet, „Honig im Kopf“ zu haben, weil Schweiger sich mit dem Journalisten Boris Reitschuster traf und die beiden die totalitäre Coronapolitik kritisieren, ja Reitschuster sogar in der Bundespressekonferenz für Aufklärung sorgt, wie das in der Geschichte dieser Einrichgung vermutlich kein Journalist in dieser Sorgfältigkeit und Kontinutität, gegen ungeheuerliche Widerstände, getan hat, dann ist Böhmermann das Problem. Er kann gar nicht argumentieren, was am Lockdown so genial ist, das ist für ihn eine unhinterfragte Alltagsreligion, das ist die Ideologie der Zeugen Coronas. Mit solchen Menschen – wie mit fast allen Twitter-Account-Besitzer*innen – kann man nicht rational diskutieren.

Dann ist die Antifa das Problem, aus der ich selbst komme (Antifaschismuskomitee Tübingen/Reutlingen, frühe 1990er Jahre), denn der Star-Pianist Martin Stadtfeld, der sich verständlicheweise gegen die heutige Antifa wendet, kann im Gegensatz zum ZDF-Pöbler vom Dienst noch klar und kritisch denken:

Ein Freund sagte zu mir: Wäre es denn nicht hilfreich, dass Veranstaltungen wieder durchgeführt werden könnten – mit Maske, Tests, Abstand und so weiter? Dann hätten unsere Kollegen, die von großer Not betroffen sind, doch wenigstens eine Perspektive? Und so geneigt ich war, zuzustimmen, so unwohl wurde es mir doch bei dem Gedanken, dass wir uns an all das gewöhnen werden. Irgendwann wird uns so vorkommen, dass eine Massenveranstaltung ohne gesundheitliche Sicherheitsvorkehrungen undenkbar, der fahrlässigen Tötung nicht unähnlich ist.

Wer möchte in einer solchen Dystopie leben? Manch einer wird sagen: Warum nicht, wenn es Leben rettet? Auch eine solche Haltung muss akzeptiert werden.

Doch das typisch europäisch-russische Element der Spontaneität von Entscheidung und Empfindungshaftem wird dann zerstört sein. Dostojewskis Protagonist in „Weiße Nächte“, der für viele schönsten Liebesgeschichte der Welt, begegnet seiner schicksalhaften Angebeteten mit FFP2-Maske? Ein Kafka wird sodann in sein Tagebuch schreiben: „Im Kino gewesen. Smartphone mit elektronischer Nachverfolgungs-App und digitalem Impfpass vergessen. Nicht eingelassen worden.“ Nein, wird er natürlich nicht, denn einen Kafka wird es in einer solchen Welt gar nicht geben.

Und schließlich, aber wen juckt das schon?, geht es ums Ganze: Um die Toten. Es geht um die geschätzten 33 Millionen Hungertoten – 33 Millionen Hungertote extra wohlgemerkt -, die es im Globalen Süden wegen und ausschließlich wegen der Folgen von Long Lockdown und der Lockdownpolitik im Westen sowie in den ärmeren Ländern Afrikas und Asiens gab und weiterhin gibt. Das berichtet die Zeitschrift OstSchweiz:

Das Fazit der Berechnungen lautet:  Im Schnitt hätte jeder Hungertote noch über 27 Lebensjahre vor sich gehabt. Jedes Opfer von Covid-19 verliere weltweit durchschnittlich 8 Lebensjahre; und das Median-Alter (85J.) der Covid-Opfer in der Schweiz sei gar um ein gutes Jahr höher als die durchschnittliche Lebenserwartung hierzulande. Frühere Quellen sprachen gar von nur 2 verlorenen Lebensjahren bei Covid-Opfern.

Die Massnahmen haben weltweit grob gesagt 50 Mal – bei früheren Quellen bis zu 150 Mal – mehr Lebensjahre gekostet als das Virus hätte fordern können, wenn man auf die Herdenimmunität ohne jeden Schutz gesetzt hätte. Allein in der dritten Welt starben laut Stalders Einschätzungen zusätzlich 33 Millionen Menschen an Hunger aufgrund der Coronamassnahmen, fast doppelt so viele wie in «normalen» Jahren.

Doch worin besteht der Zusammenhang zwischen Coronamassnahmen und verhungernden Menschen? Der Berner nennt eine Reihe von Faktoren. Es fliesst weniger Entwicklungshilfe, die Überweisungen in die 3. Welt halbierten sich, der Tourismus dort brach ein. Geschieht das nach und nach, könne sich ein Land auf die neue Situation einstellen, hier aber geschah es 2020 praktisch über Nacht. «Die 3. Welt war auf diesen rasanten Umbruch nicht vorbereitet und kennt keine Sozialsysteme, die das auffangen konnten.» Familien sei das Einkommen über Nacht weggebrochen.

Und wenn die Post-Stalinisten der Antifa nicht nur in Berlin kreischen „Wir impfen euch alle!“, dann wissen wir, wo der Feind steht, wo die Menschenverachtung heute ihre Zuhause hat, nicht nur bei den Neonazis und Islamisten, dem Jihad und der extremen Rechten, sondern bei den Linken, die jedes Links-Sein so beschmutzen, wie es niemand seit Stalin, Mao oder Pol Pot getan hat, auch ohne blutige Tote und Hinmassakrierte.

Ich habe Reitschuster in einigen Aspekten auch schon widersprochen, das ist klar, er ist kein Linker und wer meint, im ideologiefreien Raum sich zu bewegen, ist bestenfalls naiv und wer von Pro-Familien- und tendenziell sex- und lustfeindlichen und homophoben Events schon vor Jahren unkritisch berichtete, bezieht eben schon Stellung (ich habe auf dieser Seite darüber berichtet, in der Suchfunktion finden Sie das).

Aber jene Gutmenschen, denen die 33 Millionen extra Hungertoten im Globalen Süden so was von scheißegsl sind, das sind Menschen, für die ich noch nicht mal Verachtung habe, so tief stehen diese Existenzen. Und diese Existenzen, das sind fast alle Regierungspolitiker*innen in diesem Land, in Europa, ja der ganzen Welt, aber primär im Westen, das sind die großen Medien, die jetzt Til Schweiger bashen, wie sie zuvor Ulrich Tukur, Jan Josef Liefers und #allesdichtmachen gegrillt hatten, das sind zumal Twitter-Account-Besitzer*innen, und die kulturelle Elite insgesamt.

Wir leben in einer postkolonialen Welt, hätte Gambia einen Notstand ausgerufen, wäre das ein Schrei ins Nirwana. Rufen die ehemaligen Kolonialmächte Italien, England, Frankreich, Deutschland in ihren viel zu reichen kapitalistischen Ländern eine epidemische Lage von nationaler Tragweite aus – ohne den minimalsten Hauch von medizinischer Evidenz -, dann macht das die ganze Welt nach – das ist ein typischer postkolonialer Reflex – und die Eliten in Afrika oder Asien reiben sich gegenseitig beim dümmlichen Begrüßungszeremoniell der Zeugen Corona die Ellenbogen wund vor lauter Glücksgefühl der a-sozialen und aseptischen Solidarität. Dass so gut wie kein Mensch in Afrika von einer Epidemie der Alten bedroht ist – das kümmert nicht. Es geht nicht um Gesundheit, es geht um Macht, ums Quälen, Herrschen, darum, die Menschen gefügig zu machen, gefügig gerade für sinnlose Sachen wie Maske-Tragen, Abstand halten oder sich-testen-lassen als gesunder Mensch. So bricht man Menschen, das ist die Perfidie der Massenpsychologie des Corona-Totalitarismus.

Es ist hingegen ein weiteres kleines Zeichen der Hoffnung, dass ein Künstler wie Martin Stadtfeld im sicher nicht linken und von mir oft kritisierten Cicero Kritik übt am Lockdown-, Test-, Masken- und Abstandsirrsinn. Entgegen der häufig sehr schwülstigen, die eigenen Kinder als Grund der Kritik anführenden Rede sehr vieler Aktivist*innen im sog. Querdenker-Lager, schreibt er:

Es soll sogar Menschen geben, die keine Kinder haben und die es dennoch quält, dass die Kleinen Masken tragen müssen, dass sie keinen Kontakt mit anderen haben sollen, dass sie ein Schuljahr, ein Sportjahr, ein Musikjahr verloren haben. Dass viele ihre Lebensfreude einbüßen.

Natürlich möchte Ursula von der Leyen jetzt diese Mega-Ultra-Hardcore-Krise, die eine politische Krise ist, ausnutzen und durchsetzen, dass es alsbald keine schwedischen Sonderwege der Vernunft mehr geben soll – alles wird von Brüssel gesteuert. Dann wäre das von vielen Nationalisten gefürchtete totalitäre EU-Modell tatsächlich vollendet. Dann gäbe es nur noch die Schweiz oder vor allem Florida, Georgia, Texas als Oasen der Vernunft und evidenzbasierter Medizin, mit Freiheit, Vielfalt und Rationalität, der Verhältnismäßigkeit und der wissenschaftlichen Debatte.

Die aktuelle „Krise“ ist in keinster Weise eine medizinische, da es immer Viruserkrankungen gab und geben wird, ZeroCovid wird es nie geben und das ist auch gut so, denn gäbe es ZeroCovid, dann würden Sie diesen Text hier nicht lesen können und wir wären alle „mausetot„, wie es der Star-Schauspieler Ulrich Tukur in Worte kleidete.

Die alten Antifas wie ich selbst müssen jetzt gegen die neuen Anti-Antifas kämpfen, die alle impfen wollen, die post-stalinistisch wüten und hetzen, gegen die Twitter-Hetzer müssen wir Coronapolitik-Kritiker*innen vorgehen, die vom ZDF oder anderen Quellen bezahlt werden oder gegen (oder für, Erich Fromm im Gepäck) die innerlich offenkundig gebrochenen Klabauterbachs Aufklärung betreiben, die weder bei Schnee, noch bei Regen oder Sonnenschein das Schöne, Hoffnungsfrohe und Beglückende sehen können, weil sie nicht lieben können, weder sich selbst, noch die Natur, Tiere, andere Menschen, DEN Anderen, oder wenigstens Musik, Essen, Sport, Theater, Literatur, whatever.

Wir hier im Westen können diese Kämpfe führen oder auch nicht, hier sterben die Leute an Arbeitslosigkeit, Verzweiflung oder Alkoholismus nicht sofort, sondern häufig erst in vielen Jahren – das werden Millionen Long Lockdown-Tote werden im Westen.

Die Pointe ist: Ohne jede Corona-Maßnahme wären weniger Menschen gestorben. Es ist noch nicht mal klar, ob im Western mehr Menschen, oder nicht weniger gestorben wären, da eine natürliche Herdenimmunität besser schützt als eine Impfung, die aufgefrischt werden muss und nicht so gut ist wie eine durchgemachte Erkrankung mit einem für fast alle Menschen völlig oder relativ harmlosen Virus. Nur sehr alte und sehr kranke Menschen starben an oder mit Covid-19 – aber in keinem großen Umfang, kaum ein Land in Europa hat eine bemerkenswerte Übersterblichkeit, in vielen Ländern gab es früher deutlich (!) mehr Tote pro Jahr als in 2020 oder 2021, nehmen wir UK als Beispiel.

Keine Maske hat auch nur einen Menschen geschützt, aber eine nie dagewesene Panik erzeugt.

Kein Lockdown hat Menschen geschützt, sondern die ohnehin Schwachen und Alten noch mehr geschwächt, das Immunsystem geschwächt durch ultra-mega-harcore Stress und Panik, die gezielt geschürt wurden von Horst Seehofer und der Bundesregierung in Berlin seit März 2020 (in anderen Ländern lief es exakt gleich).

Boris Reitschuster, Til Schweiger oder Martin Stadtfeld sind die kleinen Helden, die jetzt vom ultra-primitiven Mainstreamjournalismus gebraten werden. Diese drei und viele andere, kluge, mutige, selbst denkende Menschen werden rückblickend jene sein, die die Demokratie womöglich vor dem endgültigen Ende bewahrt haben. Wenn denn die Demokratie vor dem endgültigen Ende bewahrt werden sollte, was nicht sicher ist.

Aber das ist auch egal. Jene 33 Millionen Toten im Globalen Süden werden es nicht mehr erleben und die starben nur und ausschließlich wegen der Panik von einigen durchgeknallten Twitter-Usern, die Angst hatten, sich womöglich ein paar Tage schlapp zu fühlen. In einer aktuellen Sendung von TalkRadio aus England sprachen Toby Young von lockdownsceptics.org und Mike Graham (TalkRadio) über das Verschieben des Endes des Lockdowns – das für den 21. Juni 2021 lange angekündigt war – in England / UK durch Johnson und sind außer sich – der Wahnsinn nimmt einfach kein Ende, nur durch die Bevölkerung, die aufhört mitzumachen. Durch Bedienungen im Restaurant, denen es egal ist, ob jemand auf dem Weg zur Toilette die sinnlose Maske aufsetzt oder nicht, oder hier in der trostlosen Einkaufsstraße einer schwäbischen Großstadt (das, was man hier „Großstadt“ nennt), wo Maskenpflicht herrscht, aber jedenfalls am Sonntag sich 95 Prozent daran nicht hielten.

Verglichen mit Long Lockdown ist Long Covid eine Lappalie. Long Lockdown verursacht präzedenzlose psychische Schäden bei Milliarden von Menschen – gleichzeitig ! -, während Long Covid eine blöde, aber nicht tödliche, sondern harmlose Nachwirkung ist wie nach einer schweren Grippe. Und vor allem starben schon bis jetzt – so die OstSchweiz – 33 Millionen Menschen im Globalen Süden an Long Lockdown. Und die sind den abgrundtief bösen Menschen, die meinen, sie seien die „Gutmenschen“, die uns alle umgeben, so was von scheißegal. Und das ist die moralische Katastrophe unserer Zeit.

 

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