Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Iran

Von Weimar nach Berlin – Antisemitismus vor Auschwitz und im Jahr 2012

Von Susanne Wein und Clemens Heni

 

Das Jahr 2012 ist so dicht an antisemitischen Ereignissen, dass ein vorgezogener Jahresrückblick lohnt. Das Jahr zeigt wie flexibel, vielfältig, codiert und offen sich Antisemitismus äußern kann. Drei Forschungsfelder seien hier knapp vorgestellt, um schließlich ein besonders markantes und schockierendes Beispiel von 2012 mit einem Fall aus dem Jahr 1925 zu vergleichen.

1)     Holocaustverharmlosung.

Im Januar wurde in Leipzig bekannt gegeben, dass der amerikanische Historiker Timothy Snyder den Leipziger Buchpreis 2012 erhalten wird.

Snyder hat 2010 das Buch Bloodlands publiziert, worin er leugnet, dass der Holocaust ein spezifisches Verbrechen war, ohne Vergleich in der Geschichte. Vielmehr konstruiert der „Genozid“-Forscher, der dem sog. spatial-turn folgt (eine Modeerscheinung der Kulturwissenschaft, die den Raum als zentrale Größe postuliert), einen Raum in Osteuropa zwischen dem Baltikum und der Ukraine, den er Bloodlands nennt und in dem zwischen 1932 (!) und 1945 ca. 14 Millionen Menschen starben bzw. ermordet wurden. Hitler und Stalin sind für ihn gleich schlimme historische Figuren. Snyder bemüht die veraltete Great Man Theory und hat keinen Blick für die sehr ausdifferenzierte Forschung zum Nationalsozialismus und zum Holocaust.

Vielmehr kooperiert er mit dem litauischen Staat und unterstützt eine dortige, weltweit in Misskredit geratene historische Kommission, die die Verbrechen von Hitler und Stalin wiederum gleichsetzt. Dramatisch ist, dass selbst die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und ihr wissenschaftliches Personal in Person der neuen Chefhistorikerin Dina Porat  mit dieser Kommission in Litauen kooperiert, was zu scharfen Protesten von Holocaustüberlebenden führte.

Kurz gesagt: Timothy Snyder ist ein geistiger Enkel Ernst Noltes, er möchte die Deutschen entschulden und die Präzedenzlosigkeit von Auschwitz verwischen oder leugnen. Historiker wie Omer Bartov (Brown University), Dan Michman (Yad Vashem) oder Jürgen Zarusky (Institut für Zeitgeschichte, München) haben Snyder dezidiert kritisiert. Der Jiddisch-Forscher Dovid Katz dokumentiert und analysiert seit Jahren den Antisemitismus in Osteuropa, insbesondere in Litauen, auch er hat sich intensiv mit Snyders Bloodlands befasst und zeigt, warum extrem rechte Kreise in Osteuropa Snyder feiern.

Die Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten im März 2012 verstärkt die Holocaustverharmlosung, da Gauck die „Prager Deklaration“ vom Juni 2008 unterzeichnet hat, die – ganz im Sinne von Snyder – rot und braun gleichsetzt und die Verbrechen des Holocaust trivialisiert. Die Unterzeichner wollen als gesamteuropäischen Gedenktag den 23. August (der Tag des Ribbentrop-Molotow Paktes von 1939) etablieren und schmälern damit implizit die Bedeutung des Holocaustgedenktages am 27. Januar, wenn sie diesen Gedenktag nicht sogar ganz abschaffen wollen. Gauck sprach zudem 2006 davon, dass jene, die die Einzigartigkeit des Holocaust betonen, nur einen Religionsersatz suchen würden. Auch Neonazis, Holocaustleugner, manche christliche Aktivisten, Forscher oder auch Autoren der tageszeitung (taz) frönen einer solchen Sprache und reden von der „Holocaust-Religion“ oder einer „Pilgerfahrt“, wenn es um Auschwitz geht. Ohne den Dammbruch durch Martin Walsers Paulskirchenrede von Oktober 1998 wäre das alles nicht so ohne Weiteres im Mainstream der deutschen Gesellschaft denk- und sagbar.

2)     Antizionismus.

Der zweite Aspekt des Antisemitismus ist der seit der zweiten Intifada im September 2000 und nach dem islamistisch motivierten Massenmord vom 9/11 weltweit bei den wenigen Kritikern im Zentrum der Aufmerksamkeit stehende antizionistische Antisemitismus bzw. die Israelfeindschaft.

Am 4. April 2012 publizierte der Literaturnobelpreisträger Günter Grass in der größten deutschen Tageszeitung (nach der Boulevardzeitung BILD), der Süddeutschen Zeitung aus München, ein Gedicht mit dem Titel „Was gesagt werden muss“. Darin schreibt der deutsche Denker:

„Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte: Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden?“

Nicht der Iran droht Israel mit Vernichtung, die Juden („Atommacht Israel“) seien die Gefahr. Diese Leugnung der Wirklichkeit, die Derealisierung, Schuldprojektion und die Schuldumkehr sind ein typisches Muster des neuen oder Post-Holocaust Antisemitismus. Israel gefährde den Weltfrieden und nicht der „Maulheld“ Ahmadinejad, wie er vom deutschen Dichter verniedlichend genannt wird; dabei haben die Verharmlosung der iranischen Gefahr bzw. das klammheimliche Liebäugeln mit dem vulgären, iranischen, islamistischen aber natürlich auch dem arabischen Antisemitismus Konjunktur. Die Diffamierung Israels ist auch unter deutschen Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern, NGO-Aktivisten und der Bevölkerung gern gesehen. Die ARD jedenfalls war von Grass so begeistert, dass der Tagesthemen-Anchorman Tom Buhrow ein Exklusivinterview mit dem Schriftsteller führte und tags darauf Grass das Gedicht in der ARD vortragen durfte.

Das wird ergänzt durch die Verleihung des Adorno-Preises der Stadt Frankfurt am Main am 11. September 2012 an die amerikanische Literaturwissenschaftlerin und Philosophin Judith Butler von der University of California in Berkeley. Butler ist als antiisraelische Agitatorin weltweit berüchtigt, wenn sogar der Präsident der Harvard University im Jahr 2002, Lawrence Summers, unter anderem sie meinte als er den Hass auf Israel und die Boykottaufrufe gegen den jüdischen Staat thematisierte. Butler steht für einen Antizionismus, der sich in der Tradition von Martin Buber und Hannah Arendt verortet und die Gründung eines explizit jüdischen Staates (der zudem so tolerant ist und 20% Araber und Muslime und andere zu seiner Bevölkerung zählt) ablehnt. Mit fast vollständig homogenen islamischen Staaten wie Saudi-Arabien, Iran oder Jordanien und ihren antidemokratischen, homophoben und misogynen politischen Kulturen hat Butler selbstredend kein Problem. Die Wochenzeitung Die Zeit publizierte gar einen Text der BDS-Unterstützerin Butler und unterstützt somit den Aufruf zum Boykott Israels. Früher wäre das fast nur in der jungen Welt oder der Jungen Freiheit propagiert worden, doch längst sind solche antisemitischen Positionen Mainstream.

Eine Vertraute und Freundin von Butler, die Politikwissenschaftlerin Seyla Benhabib (Yale University) wurde 2012 in Deutschland ebenfalls geehrt. Sie erhielt am 8. Mai den Dr. Leopold Lucas-Preis der Universität Tübingen für ihren Einsatz für Hospitalität und „universelle Menschenrechte“ – auch dieser Preis ist mit 50.000€ dotiert, was ja von der schwäbischen Alma Mater freundlich ist, wenn man bedenkt, wie schlecht bekanntlich die Yale University ihre Professoren bezahlt. Benhabibs Vorbilder sind Immanuel Kant („Der Ewige Frieden“ von 1795) und Hannah Arendt. Die problematischen Aspekte dieser Art von Kosmopolitanismus oder vielmehr die anti-israelische Dimension bei Arendt,  kehren bei Benhabib verstärkt wieder. 2010 diffamierte sie Israel  indem sie es mit der südafrikanischen Apartheid und mit den „1930er Jahren in Europa“ (sie erwähnt den Slogan „Eine Nation, Ein Land, Ein Staat“ und spielt offensichtlich auf Nazi-Deutschland an) verglich – während selbstverständlich auch sie den Jihadismus z.B. der Gaza Flottille ignorierte und ihn bis heute ausblendet. Dies sind die eigentlichen Gründe für die Ehrungen und den Beifall aus Deutschland für Personen wie Butler und Benhabib. Kritik an Arendt, Kant und der europäischen Ideologie (wie sie auch Jürgen Habermas vertritt) eines Post-Nationalstaats-Zeitalter, wie sie von dem israelischen Philosophen Yoram Hazony bekannt ist, wird in Deutschland entweder gar nicht zur Kenntnis genommen oder abgewehrt.  Aufgegriffen und promotet wird sie höchstens von problematischen, nicht pro-israelischen, vielmehr deutsch-nationalen, rechten und konservativen Kreisen wie der Zeitschrift Merkur (dessen Autor Siegfried Kohlhammer den Islam mit seinen Dhimmi-Regelwerken für Nicht-Muslime schlimmer findet als den Nationalsozialismus und die Nürnberger Gesetze, und der zudem gegen Israel argumentiert).

3)     Antijudaismus.

Diese älteste Form des Antisemitismus spielt auch im nachchristlichen Zeitalter eine zunehmende Rolle. 2012 tritt ein in seiner Vehemenz seit 1945 ungeahnter und ohne Vergleich dastehender Angriff auf Juden und das Judentum auf: Hetze gegen die Beschneidung und religiöse Rituale. Alles, was Juden im Post-Holocaust Deutschland dachten, als selbstverständlich annehmen zu können, steht jetzt in Frage: Juden als Juden werden hinterfragt. Wie im Holocaust sollen männliche Juden die Hosen runter lassen, damit die arischen Deutschen nachschauen, ob er ein Jude ist oder nicht; sie durchleuchten Juden auf ihre Gesundheit, sexuellen Praktiken und Fähigkeiten und finden diese Art von Zurschau-Stellung von Juden notwendig und emanzipatorisch. Heute wird diese antijüdische Propaganda nicht unter dem Schild der SS oder der Wehrmacht durchgeführt, nein: heute geht es um „Kinderrechte“ und die angebliche Freiheit, nur als nicht-beschnittener Mann im Erwachsenenalter über die Religionszugehörigkeit entscheiden zu können.

Am 7. Mai 2012 befand das Kölner Landgericht in einem die politische Kultur in Deutschland für immer verändernden Urteil die Beschneidung von Jungen als gegen „dem Interesse des Kindes“ stehend und somit als nicht vertretbar. Die Beschneidung von jüdischen Jungen am achten Tag bzw. die Beschneidung von muslimischen Jungen im Alter zwischen 0 und 10 Jahren, sei somit nicht legal. Ein deutsches Gericht urteilt über das Judentum, das die Beschneidung vor über 4000 Jahren einführte. Der Volksgerichtshof des Nationalsozialismus hätte seine Freude gehabt an diesem 7. Mai 2012. 600 Ärzte und Juristen, angesehene normale Deutsche, agitierten sodann unter Federführung des Mediziners Matthias Franz von der Universität Düsseldorf am 21. Juli 2012 in einem Offenen Brief in der Zeitung für Deutschland (Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ) gegen die Beschneidung und forderten politische und rechtliche Konsequenzen aus dem Kölner Urteil. Selbst pro-israelische Aktivisten zeigen nun ein ganz anderes Gesicht und machen sich über das Judentum lustig. Offenbar hatten diese Leute schon immer ein Israel ohne Judentum im Sinn. Die Zeitschrift Bahamas

aus Berlin folgte dem Ruf aus Köln, der FAZ und dem Zeitgeist und sprach sich gegen eine Kundgebung für Religionsfreiheit/für die Beschneidung aus und forderte ihre 23 oder 34 Anhänger auf, dieser ohnehin kleinen Manifestation vorwiegend deutscher Jüdinnen und Juden am 9. September 2012 in Berlin fern zu bleiben, da sie „den kulturellen und religiösen Traditionen von Kollektiven grundsätzlich misstraut“. Autoren dieses Sektenblattes wie Thomas Maul und Justus Wertmüller bezeichnen die Beschneidung als „archaisch“ und diffamieren dadurch mit Verve das Judentum. Derweil kringeln sich die Neonazis, die NPD und autonome Nationalisten, da doch der deutsche Mainstream das Geschäft des Antisemitismus (bis auf die Verwüstungen jüdischer Friedhöfe und von Gedenktafeln, bis heute eine typisch neonazistische Form des Antisemitismus) übernommen hat. Die Wochenzeitung jungle world 

mit ihrem Autor Thomas von der Osten-Sacken machte gegen die Beschneidung mobil und stellte Bezüge zur kriminellen Klitorisverstümmelung bei Mädchen, der Female genital mutilation (FGM), her. Sein Kollege Tilman Tarach war auf Facebook nicht weniger obsessiv dabei,

die Beschneidung und somit das Judentum zu schmähen. Eine Internetseite, Politically Incorrect (PI), die aus dem Umfeld von Parteien wie Die Freiheit, der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE), der Pro-Bewegung und anderen Gruppierungen der extremen Rechten oder des Rechtspopulismus kommt, droht Juden:

„Wenn sich aber jüdische Verbände und Organisationen beispielsweise so an die uralte Vorschrift der Beschneidung klammern, zeigen sie damit, dass sie sich in diesem Punkt nicht vom Islam unterscheiden. So etwas können wir nach meiner festen Überzeugung in unserem Land nicht zulassen.“

Die Giordano Bruno Stiftung (GBS) mit ihrem Vorbeter Michael Schmidt-Salomon (übrigens sitzt Hamed Abdel-Samad im wissenschaftlichen Beirat der GBS),

die Deutsche Kinderhilfe, Evolutionäre Humanisten Berlin Brandenburg e.V., der Zentralrat der Ex-Muslime, die Freidenkervereinigung der Schweiz, der pflegeelternverband.de und einige andere Organisationen und Gruppen agitieren besonders aggressiv gegen Juden (und Muslime) und starten im Herbst 2012 die perfide Anzeigenkampagne

„Mein Körper gehört mir“. Zu sehen ist das Bild eines Jungen, der sich völlig verängstigt in den Schritt fasst und darunter steht: „Zwangsbeschneidung ist Unrecht – auch bei Jungen.“ Damit wird nicht nur die kriminelle und zumal islamistische Praxis der Klitorisverstümmelung mit der harmlosen Beschneidung von Jungen gleichgesetzt, vielmehr wird in Stürmer-Manier gesagt: vor allem das Judentum basiert auf Unrecht! Hieß es 1879 bei Heinrich von Treitschke „Die Juden sind unser Unglück“, was zu einem der Propagandasprüche des Nationalsozialismus avancierte, so wird im Jahr 2012 von Atheisten, Positivisten und anderen Aktivisten (die sich teils anmaßend Humanisten nennen) die Beschneidung als das Unglück für Kinder dargestellt oder Juden (und Muslime) gar als Kinderschänder diffamiert. Das liest sich wie eine post-christliche Version der Blutbeschuldigung, der antisemitischen Blood Libel.

Der Professor für Religionsgeschichte und Literatur des Judentums an der Universität Basel, Alfred Bodenheimer, ist zutiefst schockiert über den Anti-Beschneidungsdiskurs und hat im Sommer 2012 ein kleines Büchlein dazu verfasst: „Haut-Ab! Die Juden in der Besschneidungsdebatte“ (Göttingen: Wallstein). Darin analysiert er:

„Aus christlich-theologischer Sicht war die Kreuzigung ein sehr ähnliches Vergehen wie das Beschneiden der Kinder aus der heutigen säkularen: Denn die Taufe als unmittelbare Partizipation des einzelnen Gläubigen an der Kreuzigung Christi (und der damit verbundenen Sündenvergebung) machte letztlich jeden Getauften zum partiell von den Juden Gekreuzigten ­– und damit jenes Ereignisses, in dem gerade Paulus die Beschneidung aufgehoben hatte. Der säkulare Ausgrenzungsdiskurs folgt dem christlichen auf dem Fuße, er ist kultur- und mentalitätsgeschichtlich so leicht abrufbar, dass insbesondere den dezidierten Säkularisten die Ohren sausen dürften, wären sie sich der Sensoren gewahr, die ihren Furor geweckt haben. Der säkularistische Anspruch, Gleichheit in allen Belangen zur Ausgangslage eines frei auslebbaren Individualismus zu machen, trägt mehr vom Paulinischen Universalismus in sich (dessen Gegenbild die auf defensiver Differenz bestehenden Juden waren), als dem Gros seiner Vertreter klar ist.“ (ebd., 58f.)

Die Internetseite HaOlam mit ihrem Vertreter Jörg Fischer-Aharon, die sich jahrelang als pro-israelisch gab, hat den Anti-Beschneidungsvorkämpfer Schmidt-Salomon exklusiv interviewt und macht damit Werbung für obige Anzeigenkampagne.

Manche Organisationen, die häufig mit HaOlam bzw. deren Umfeld und vielen anderen aus der nie näher definierten „pro-Israel-Szene“ kooperierten, werden ins Grübeln kommen.

Sei es Ressentiment auf Religion oder kosmopolitisch inspirierte Universalität, jedenfalls wird mit bestem Gewissen jedwede Partikularität – wie die des jüdischen Staates Israel und des Judentums, inklusive seiner religiösen Traditionen, die auch von nicht-gläubigen Juden mit überwältigender Mehrheit praktiziert werden – abgelehnt.

Es ist unerträglich, mit welcher Arroganz, Obszönität und Dreistigkeit ausgerechnet deutsche Areligiöse,  Christen, selbsternannte Israelfreunde und „Antifas“ sich de facto zu den islamistischen und neonazistischen Judenfeinden gesellen und völlig geschichtsvergessen das Nachdenken einstellen.

Kaum jemand hat heute in Deutschland noch Beißhemmungen wenn es um Juden geht.

Dieser hier skizzenhaft aufgezeigte neu-alte Antisemitismus zeigt sich in dramatischer Form in vier antisemitischen Vorfällen in wenigen Wochen bzw. Tagen allein in Berlin:

  • Am 28. August 2012 wurde in Berlin-Friedenau am helllichten Tag der Rabbiner Daniel Alter von mehreren vermutlich arabischen Jugendlichen und Antisemiten krankenhausreif geschlagen. Er trug eine Kippa und wurde gefragt, ob er Jude sei. Das „Ja“ führte zu einem Jochbeinbruch und Todesdrohungen gegen seine 6-jährige Tochter. Die Täter sind bis heute nicht ermittelt.
  • Am 3. September wurde gegen 10 Uhr vormittags eine Gruppe von jüdischen Schülerinnen vor der Carl-Schuhmann-Sporthalle in der Schlossstraße in Berlin-Charlottenburg von vier ca. 15-16-jährigen Mädchen muslimischer Herkunft (eine der Antisemitinnen trug ein Kopftuch) diffamiert und u.a. als „Judentussen“ beleidigt.
  • Am höchsten jüdischen Feiertag, Yom Kippur, am Mittwoch, den 26. September 2012, rief Esther Dobrin aus Berlin gegen 11 Uhr ein Taxi, um mit ihrer 11-jährigen Tochter und zwei weiteren Personen zur Synagoge in die Pestalozzistraße zu fahren. Der Taxifahrer verhielt sich reflexhaft feindselig, als der genaue Bestimmungsort als „Synagoge“ benannt wurde; er warf die vier Fahrgäste sozusagen aus dem Wagen.
  • Wenig später, gegen 18 Uhr an diesem 26. September, wurden drei andere Juden in Berlin verbal attackiert. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, kam gerade mit seinen beiden Töchtern im Alter von 6 und 10 Jahren von der Synagoge, ebenfalls in Charlottenburg, unweit des Kurfürstendamms, als er offenbar wegen eines klar ersichtlichen jüdischen Gebetsbuches beleidigt wurde. Im Laufe eines aggressiven Wortgefechts hat Kramer nicht nur die Polizei zu Hilfe gerufen, vielmehr auch auf seine Waffe gezeigt, die er seit acht Jahren zum Selbstschutz und als ausgebildeter Sicherheitsbeauftragter bei sich trägt. Die Polizei hat nun zwei Anzeigen zu bearbeiten, Kramer zeigte die Beleidigungen des Antisemiten an, während derselbe Kamer wegen Bedrohung anzeigte, wozu er, nach unbestätigten Informationen,  von der Berliner Polizei durchaus ermutigt worden war.

Kramer kennt die Zusammenhänge des GraSSierenden Antisemitismus in Deutschland und weiß, dass sich die geistigen Zustände und Debatten in gewalttätigen Straßenantisemitismus entladen können – darum ist er bewaffnet. Welche zwei komplett disparaten Lebensrealitäten – eine jüdische und eine nicht-jüdische – werden von nichtjüdischen Deutschen tagtäglich stillschweigend hingenommen? Wie fühlt es sich an, ständig in den Einrichtungen der eigenen Religion/Gruppe, Kindergarten, Schule, Synagoge etc. unter Polizeischutz stehen zu müssen?

1925, einige Jahre vor NS-Deutschland, im demokratischen Rechtsstaat der Weimarer Republik passierte in Stuttgart Folgendes:

„An einem Sonntag im November 1925 las der Kaufmann Ludwig Uhlmann in der Gastwirtschaft Mögle Zeitung und trank ein Bier. In provozierender Absicht beleidigte ihn der am Nachbartisch sitzende Franz Fröhle mit spöttischen Bemerkungen und ließ mehrfach die Bezeichnung ‚Jude Uhlmann‘ fallen. Dieser reagierte nicht. Daraufhin sagte Fröhle: ‚Was will der Judenstinker hier, der Jude soll heimgehen‘, was Uhlmann sich verbat. Als die Pöbeleien anhielten, zog Uhlmann eine Pistole, mit der Bemerkung, dass Fröhle damit Bekanntschaft machen könne, falls er nicht aufhöre. Schließlich setzten der Wirt und die Polizei den Beleidiger vor die Tür. Die Staatsanwaltschaft beantragte nicht nur einen Strafbefehl gegen Fröhle wegen Beleidigung in Höhe von 50 RM Geldstrafe, sondern auch einen gegen Uhlmann wegen Bedrohung und abgelaufenen Waffenscheins. Bei der Hauptverhandlung des Amtsgerichts wurde er zwar von der Anklage der Bedrohung freigesprochen, aber wegen der Bagatelle des abgelaufenen Waffenscheins von wenigen Monaten zu einer Geldstrafe von 30 RM verurteilt.“ (Martin Ulmer (2011): Antisemitismus in Stuttgart 1871–1933. Studien zum öffentlichen Diskurs und Alltag, Berlin: Metropol, S. 350)

 

Dieses Schlaglicht zeigt die Normalität antisemitischer Beleidigungen, die in der deutschen politischen Kultur bereits damals, wie sich an unzähligen Beispielen aufzeigen lässt, tief verankert und sedimentiert war.

Heute nun, im Jahr 2012, über 67 Jahre nach dem Holocaust und Auschwitz – welch ein Unterschied ums Ganze! –, müssen sich Juden wieder bewaffnen. Sie sind fast täglich Angriffen, Beleidigungen und Hetzkampagnen ausgesetzt und es kann sich eine Szene abspielen, die der in einer Stuttgarter Kneipe von 1925 gruselig ähnelt.

 

Auf der einen Seite haben wir diese Vorfälle aus dem Jahr 2012 und insbesondere die „Beschneidungsdebatte“ mit all ihren antisemitischen Internet-Kommentaren -und Forenbeiträgen, die einen an Max Liebermanns Ausspruch zum 30. Januar 1933 denken lassen. Auf der anderen sucht man vergebens die arrivierten Antisemitismusforscherinnen und -forscher, die sich der skizzierten Forschungsfelder annehmen. Werner Bergmann schrieb 2011 in einer Festschrift für einen Kollegen:

„Im historischen Vergleich mit der Zeit vor 1945, aber auch in den letzten 60 Jahren in Deutschland […] war Antisemitismus gesamtgesellschaftlich wohl selten so sehr an den Rand gedrängt wie heute.“

Antisemitismus ist in Deutschland nicht erst, aber insbesondere im Jahr 2012 gesamtgesellschaftlich so weit verbreitet wie vielleicht noch nie seit 1945.

 

 

Susanne Wein ist Historikerin und promovierte im September 2012 an der Freien Universität Berlin  mit einer Arbeit über „Antisemitismus in der politischen Kultur der Weimarer Republik. Eine Untersuchung anhand der Debatten im Reichstag“.

Clemens Heni ist Politikwissenschaftler und promovierte im August 2006 an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck mit einer Arbeit über die „Salonfähigkeit der Neuen Rechten. ‚Nationale Identität‘, Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970 – 2005: Henning Eichberg als Exempel“.

Grass and the Sueddeutsche

Algemeiner.com, April 11, 2012

Anti-Zionist, anti-Israel, anti-Semitism is the new form of well-respected, mainstream hatred of Jews. On April 4, 2012, the leading German daily Sueddeutsche Zeitung published a poem by 1999 Nobel Prize Laureate, Günter Grass, entitled “What Must Be Said.”

At the very beginning of his text Grass portrays himself and all of “us” as possible “survivors” of a hypothetical future war. Intentionally or not, Grass uses a term reserved for Jewish survivors of the Shoah. He is portraying himself as a possible victim of Jews, projecting his own guilt onto the victims. In 1944, at the age of 17, Grass became a member of the Waffen SS, and he lied to the public until 2006 when he revealed his Nazi past. Grass writes in his poem that Iranian President Ahmadinejad is nothing but a “loudmouth,” Israel seeks to “annihilate the Iranian people,” and that he is sick of hypocrisy and wants to speak out. The crucial sentence in the poem reads: “Israel’s atomic power endangers an already fragile world peace?” This is quite possibly the most anti-Semitic sentence written by an internationally acclaimed and respected German author since the unconditional surrender of National Socialism on May 8, 1945. It may be even worse than the phrase “The Jews are our misfortune” from German historian Heinrich von Treitschke in 1879, who became infamous for the Berlin Antisemitism Dispute (Berliner Antisemitismusstreit), because Grass writes in the post-Auschwitz time. He knows the consequences of Treitschke – and repeats his singling out of Jews, though framed as anti-Netanyahu and anti-Israel resentment.

Some might argue that Jews and the state of Israel are living in a pre-Holocaust time due to the fact that Iranian President Ahmadinejad said on October 26, 2005, at a conference in Teheran about “A World without Zionism,” that Israel must be “wiped off the map.” We know of many other genocidal anti-Semitic statements from Islamist leaders, including former Iranian president Rafsanjani, leading Sunni Islamist Yusuf al-Qaradawi and al-Jazeera TV from Qatar, or Egypt TV, where preachers have praised the Holocaust.

Grass dismisses those genocidal threats and portrays Israel as the bad boy which threatens Iran with a so-called “first strike” with atomic weapons dedicated to erase the population. This is a lie and Grass well knows that it is a lie. However, he knows from his own experience during Nazi Germany that people get to love, embrace and believe lies if they are repeated, repeated, and repeated. This was the tactic of Joseph Goebbels – the big lie method.

What is not much discussed, though, is the Sueddeutsche Zeitung. This is the leading German daily with some 410,000 copies a day, only the boulevard daily Bild-Zeitung sells more copies. The Sueddeutsche has a record of anti-Israel agitation. In December 2009 it published an article by British historian Tony Judt, declaring that Jews are not a people, and have no real connection to the land of Israel. In his article Judt used many antisemitic tropes. Finally he predicted that there might be “ethnic cleansing,” perpetrated by Israel, in the future on an unprecedented level since 1945.

In January 2010 historian Wolfgang Benz published a widely discussed article, entitled “Preachers of hate with parallels” (“Hetzer mit Parallelen”). He equated Islamists and preachers of hate in the Muslim world with critics of antisemitism and Islamism. Even if we take into account that Germans share the racist views of Muslims, which is horrible and has to be fought on a daily basis, there is nothing which can be compared with state-funded terrorism from Iran, with genocidal threats from the Iranian regime since 1979, and there is nothing which can be compared with Holocaust praise on Egypt TV.

Journalists spoke out against Grass, but those supposed experts on antisemitism, like the Center for Research on Antisemitism (ZfA) at the Technical University of Berlin, are ignoring the new “Anti-Semitism Dispute” in 2012.

Dr. Clemens Heni is head of the Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA). 2008/2009 he was a Post-Doc at the Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA), Yale University, in 2011 he published his book “Schadenfreude. Islamic Studies and antisemitism in Germany after 9/11” (in German). In 2009 he spoke at Hadassah Book Club and the Congregation Beth Israel in Hartford, in 2010 he spoke at the Congregation Beth-El in Edison, New Jersey. In summer 2012 he will publish his first book in English: “Antisemitism – A specific Phenomenon. An introduction in research on antisemitism – from Ahasver, Mammon, and Moloch to Holocaust distortion, anti-Zionism and Islamic Jihad”.

 

Robert S. Wistrich – Muslimischer Antisemitismus. Eine aktuelle Gefahr

Sehr geehrte Damen und Herren,

das neue Buch von Robert S. Wistrich ist jetzt lieferbar:

Robert S. Wistrich.  Muslimischer Antisemitismus. Eine aktuelle Gefahr

ISBN 978-3-9814548-1-9, 161 Seiten, Softcover, 21 cm x 12,8 cm,

28 Abbildungen, 14, 90 € (D)

„Die Political Correctness spielt ihre ganz eigene, den Westen lähmende Rolle, sobald ein Wissenschaftler oder Journalist versucht sich mit einem beliebigen Aspekt des Islam zu befassen. Selbst die fürchterlichsten Taten derer, die ohne zu zögern unschuldige Zivilisten im Namen des Jihad gegen die „Feinde des Islam“ opferten, führten zu zweideutigen und zögerlichen westlichen Reaktionen, wenn es darum ging, die involvierten Doktrinen des Islam zu kritisieren. Der Krieg gegen Al-Qaida wurde von den Präsidenten Bush und Obama sinnentleert als ein „Krieg gegen den Terror“ bezeichnet, um eine Beleidigung des Islam als Religion zu vermeiden – dabei wurde doch der Islam aus politischen Gründen bereits von den Jihadisten gekapert.“

Prof. Dr. Robert S. Wistrich (Jg. 1945) ist Professor für moderne europäische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er ist Autor von 17 Büchern und einer der weltweit bekanntesten Antisemitismusforscher. Seine preisgekrönten Bücher sind in 18 Sprachen übersetzt, 2010 veröffentlichte er die derzeit umfangreichste und umfassendste Geschichte des Antisemitismus, “A Lethal Obsession“.

Das Buch enthält eine Einführung in das Werk des Historikers Robert S. Wistrich sowie erstmals eine Bibliografie seiner Schriften seit 1973.

Bestellbar (versandkostenfrei!) direkt beim Verlag – editioncritic@email.de -, bei Amazon oder in jedem Buchladen.

Mit freundlichen Grüßen,
Edition Critic

 

Robert S. Wistrich: Muslimischer Antisemitismus

Robert S. Wistrich.  Muslimischer Antisemitismus. Eine aktuelle Gefahr

ISBN 978-3-9814548-1-9, 161 Seiten, Softcover, 21 cm x 12,8 cm,

28 Abbildungen, 14, 90 € (D)

Ongoing research on German and global anti-Semitism important

Ongoing research on German and global anti-Semitism important, November 29, 2010, SanDiegoJewishWorld.

BERLIN –Antisemitism is the “longest hatred“ (Robert Wistrich) and still a lethal threat to Jews and the Jewish state of Israel. After the Holocaust anti-Semitism changed its face, now portraying itself under the guise of anti-Zionism. When I started to analyze Nazi Germany as a young student at the University of Tübingen in south-west Germany in the early 1990s not many scholars in Germany focused on anti-Semitism as the power behind the Shoah.

Rather the industrial aspect of producing dead corpses in the gas chambers was analyzed, mostly ignoring both the victims (Jews) and the perpetrators and organizers (Germans). This changed, though, in the German debate in 1996 when American political scientist Daniel Goldhagen published his dissertation about “Hitler’s willing executioners.” Goldhagen stresses the fact that it was not by accident that Jews had become the victims of German “eliminationist anti-Semitism.”

For me this was a starting point in studying anti-Semitism myself. Since then I worked on several examples of anti-Semitism in history and the contemporary world.

One example are German Catholics and their anti-Semitism, anti-Liberalism, and anti-Humanism as shown in the Catholic “Bund Neudeutschland” (“Association New Germany”), which was very active in the 1920s, the early 1930s and then during National Socialism. I also studied nature conservation and its history in Germany, particularly its anti-Semitic ideology. German nature conservationists intended during Nazi Germany to “purify” both “landscape” and the “population,” read: isolate the Jews, denying them German citizenship. This was already in 1933/34.

I studied the ideology of Joseph Goebbels, the leading propagandist of Nazi Germany. He wrote one of the nastiest anti-Semitic booklets as early as 1926 during the Weimar Republic, his infamous “Nazi-Sozi,” comparing Jews with “fleas.”

In my PhD dissertation about right-wing extremism and the “New Right” in Germany from 1970-2005 I also included chapters about left-wing anti-Semitism. For example, several founding members of the party of the Greens (“Die Grünen”) in 1979 were former Nazis.

Another example is an interview by a leading nationalist and right-wing extremist, Andreas Molau, who spoke with pro-Hezbollah, Islamist and anti-Israel Muslim-Markt. Muslim-Markt, though, is a pro-Iranian and leading Islamist page in the internet, made by German-Turkish Shi’ites. They are propagating an Israel boycott, they say “Zionists out of Jerusalem,” “Zionists are racists,” “Israel children killer,” and the like. Molau also contributed to the Iranian Holocaust denial cartoon contest in 2006, according to the site www.irancartoon.com

Worse: on November 1, 2010, the leading German scholar on anti-Semitism, Prof. Dr. Wolfgang Benz, head of the Berlin Center for Research on Antisemitism (ZfA) spoke with the very same Islamist Muslim-Markt. He gave an exclusive interview to those anti-Semites, not even mentioning the anti-Semitic propaganda everyone can find on the homepage of Muslim-Markt.

One other troubling example of today’s scholarship in Germany: Tamar Amar-Dahl wrote her PhD about Israeli president Shimon Peres at the University of Munich. She is portraying Peres as an enemy of peace with the Palestinians. Her aim is to portray any kind of Zionism as racist. Amar-Dahl is known as an anti-Semitic Jew, supporting anti-Israeli events like the “Palestinian weeks” in Munich this year. Amar-Dahl returned her Israeli passport (!) in summer 2006. Interestingly, the successor to Prof. Benz as head of the Berlin Center for Research on Antisemitism in April 2011, Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, head of the Hamburg “Institute for the history of German Jews”, has invited anti-Zionist Amar-Dahl to present her study in Hamburg on December 8, 2010.

German scholar Prof. Wilhelm Kempf is another example. He is a “peace” researcher at the University of Constance. At a conference in Dublin, Ireland, of the Association of Political Psychologists in 2009 he said that support for suicide bombing in Israel is “not necessarily anti-Semitic.”

Particularly in Germany we have a trend to commemorate the dead Jews of the Holocaust while being against the living Jews and Israel.

I tried in my research on German history, European history, and anti-Semitism to face all kinds of anti-Semitism. Research on anti-Semitism in the 1840/1850s (e.g. Karl Marx, Richard Wagner, among others) is an important field, alongside with the study of Islamic anti-Semitism for example.

Anti-Semitism is a lethal ideology, consisting of conspiracy theories like the Protocols of the Elders of Zion, a Russian forgery of the early 20th century and now a bestseller in the Muslim world, blood libels, or the resentment against modernity itself.

An anti-Semitic trope was the claim that Jews invented underground trains like in New York City or London at the end of the 19th century to “undermine” those societies. This sounds ridiculous, though anti-Semitism has an enormous impact on societies.

Today anti-Semitism is framed as anti-Zionism. Many scholars, like Californian feminist Judith Butler, whom I had to study as a student of cultural studies decades ago because she is mainstream, say that Israel is bad for the Jews, backing her colleague, historian Tony Judt.

Finally, a personal story may shed some light on this: the last time I saw my grand-aunt (who died a few years ago) was on September 11, 2001. She was visiting my family, coming from the US where she resided since the mid 1950s. We watched the horrible news live on TV that afternoon (European time). After the collapse of both World Trade Center’s my grand-aunt said immediately: “The Jews are behind this”! Wow. What does this indicate?

First of all, she grew up as a young adult during Nazi Germany and obviously internalized anti-Semitism. On the other hand, also shockingly, maybe she never discussed anti-Semitism with friends, colleagues and neighbors during decades when she lived in the US. I wrote about anti-Semitism in the US, too, and know about the persistence of that ideology even in America.

This story shows the following: we need to discuss the dangerous ideology of anti-Semitism publicly, with colleagues, neighbors, friends, strangers etc. When I met a friend of my landlord in New Haven last year, the landlord – a US citizen from Columbia as was her friend who visited her – and I found out that he did not know what anti-Semitism means. He never heard about it.

We have to teach German and European history, the Shoah and anti-Semitism.

In order to fight anti-Zionism and Israel hatred we have to be aware of history, too. Scholars have the responsibility to teach history accurately.

These are the reasons I would be happy to teach in the United States of America.

 

 

What is considered extremist in today’s Germany?

This article was originally published with the Jerusalem Post on February 9, 2009

Recent events demonstrate the relationship of German political culture today to anti-Semitism. On the one hand, one is not allowed to deny the Holocaust, as Catholic Bishop Richard Williamson found out. Chancellor Angela Merkel herself told the German pope in the Vatican that such an anti-Semite, member of the reactionary Pius X Brotherhood, could not be tolerated. Just a few days later, Iranian government spokesman Gholam Hossein Elham called the Holocaust „a big lie to settle a rootless regime in the heart of the Islamic world.“

That weekend, moreover, Iranian Parliament Speaker Ali Larijani was invited to join the International Security Conference in Munich, where he said on Friday there were „different views of the Holocaust. I will say: It did not happen.“ Was there any outrage in the case of the Iranians as there was in that of Bishop Williamson? German journalist Malte Lehming of the daily Tagesspiegel explained that Holocaust denial and genocidal hatred is not allowed if it derives from the Western world, like British Williamson. If Muslims do the same thing, nothing happens. This hypocrisy paradigm applies particularly – but not only – to today’s Germany. If Arabs, other Muslims and their German friends scream „Death to the Jews,“ or „Israel – children killer“, that’s fine. If two lonely guys stick an Israeli flag in a bedroom window on a street where such anti-Semites pass, the police react immediately and confiscate the flag. That’s what happened in the city of Duisburg on January 10.

In an interview with the Ruhr-Nachrichten newspaper, the head of the Verfassungsschutz (protection of the constitution) in the German Federal Land North Rhine-Westphalia, Hartmut Müller, accused a group of so-called „anti-Germans“ of being a dangerous element, „extremists“. Those particular anti-Germans are otherwise known as friends of Israel and the US. Is it extremist to wave an Israeli flag in Germany today when more than 10,000 Palestinians and their friends shout „Death to the Jews“ or similar slogans and burn an Israeli flag?

According to a recent BBC poll, Germany holds the most negative views of Israel among Western countries surveyed, with 9 percent seeing the Jewish state as „mainly positive“ and 65% as „mainly negative“ (compared with 47% positive and 34% negative in the US.) TO DISCUSS these frightening numbers, the B’nai B’rith of Berlin in cooperation with the American Jewish Committee Germany planned a panel discussion last Sunday on anti-Semitism and possible ways to fight it.

The event did not materialize, firstly because Prof. Wolfgang Benz, director of the Berlin Center for Research on Anti-Semitism, refused to be on the same panel as well known German-Jewish journalist Henryk M. Broder. Broder had criticized a conference hold by the center last December in which „Islamophobia“ was compared to historical anti-Semitism. A newsletter of the center in January called the criticism of its Islamophobia conference in Haaretz and The Jerusalem Post „a torrent of hatred.“

In the end AJC chairwoman Deidre Berger also cancelled her participation in the panel. Germany witnessed probably the biggest anti-Jewish rallies since 1945 during the Gaza war. Meanwhile research centers keep silent, refusing even to discuss such events with Jewish journalists, focusing instead on „Islamophobia.“ Why? Are Muslims threatened on German streets by Jewish gangsters screaming, „Death to all Muslims?“ The reality is the opposite, yet no one is listening. Scholars are to take a wait and see attitude as to whether Iran is really dangerous. Germans (and Austrians) prefer to deal with dead Jews. In that, they are really experienced.

The writer is a post-doctoral researcher at the Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Anti-Semitism at Yale University, and has just published his second book Anti-Semitism and Germany: Preliminary Studies of a ‚Heartfelt Relationship‘ (in German).

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