Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Karl Rohe

Das nationale Apriori: Wie aus der BRD endgültig ‚Deutschland‘ wurde

Original auf www.hagalil.com, 07.07.2006

Das Nationale ist zum deutschen Apriori geronnen. Während die NPD und andere Nazis jahrzehntelang für das massenhafte Tragen von Deutschlandfahnen, Wimpeln, schwarzrotgold umrandete Untertassen und andere Embleme ‚der Deutschen‘ geworben haben, schweigt diese Partei heute, fast.

Zu sehen sind nun die propagierten Accessoires in Millionenausfertigung, ganz Deutschland schwelgt, klatscht, schreit, jubelt und singt „blühe deutsches Vaterland“ wie früher nur die NPD im Hinterstübchen der Deutschen Klause in Delmenhorst (bzw. zeitgleich die SED, die vom „sozialistischen Vaterland“ sprach).

Ein deutscher Stürmer, Podolski, hat die Strophen der Nationalhymne in seinen Fußballschuh, in das Leder einschreiben lassen. Jetzt ist die Fanmeile in Berlin am Brandenburger Tor (das ja jetzt geöffnet ist) zur einhellig getätschelten „patriotischen“ Liebeserklärung geworden, ohne Wenn und Aber, eine Art Bildzeitung in Riesenformat. Wenige Hundert Meter weiter liegen die neu-deutschen Frauen im schwarzrotgoldenen Bikini im Liegestuhl am Holocaust-Mahnmal – tote Juden als Aussichtspunkt des Neuen Deutschland; diese ach so friedlichen ‚Jungdeutschlandregimenter‘ setzen des Altkanzlers Schröders Wort vom Holocaust-Mahnmal als „Ort, an den man gerne geht“, lediglich in die Praxis um.

Schon seit Anfang der 1950er Jahre Adorno seine empirische Reise zu den post-nazistischen Deutschen unternommen hat – Schuld und Abwehr – ist bekannt, dass es keineswegs bei den (West)Deutschen nur um Holocaustleugnung geht. Gerade auch die Annahme der Schuld („Wir Deutschen…“ oder „Das macht uns so schnell keiner nach…“) an der Vernichtung der europäischen Juden war möglich, indem Beethoven, Kleist, Luther und Fontane, Sekundärtugenden, C.D. Friedrich und Verwandtes beschworen wurden. Später, in den 1980er Jahren, sagte der erste Vorsitzende der Republikaner, Franz Schönhuber, dass „Deutschland der Welt viel mehr geschenkt“ habe, „als Auschwitz je kaputtmachen könnte“.

Vom holocaustleugnenden Konjunktiv ganz zu schweigen spricht Schönhuber hier eine deutsche Befindlichkeit aus, welche die letzten 20 Jahre, nach der ‚Wiedervereinigung‘ und verschärft seit Rot-Grün 1998ff., immer mehr Einfluss gewinnt, ja von einem Bestandteil rechtsextremer ‚Deutungskultur‘ (Karl Rohe) zu einer gesamtgesellschaftlichen ‚Soziokultur‘ geronnen ist. Wissenschaftstheoretisch ist dabei das Paradoxon zu analysieren wie gerade eine Abkehr von Nationalgeschichte einer Verharmlosung und Universalisierung der spezifisch deutschen, präzedenzlosen Menschheitsverbrechen Vorschub leistet.

An sieben Punkten werde ich darstellen, wie sich diese Bewusstseinslage oder Befindlichkeit, die neue deutsche Ideologie äussert und was daran bemerkenswert ist.

1) Ein deutsches Graduiertenförderungswerk, 2002: ein Küchlein mit Folgen

Als Ausgangspunkt mag ein Treffen von Nachwuchswissenschaftlern, alles StipendiatInnen eines großen Graduiertenförderungswerkes, von Juli 2002 dienen. Dort hat ein kleines Küchlein, ein am Bahnhof gekaufter Muffin mit Mini-US-Fahne dazu geführt, die Fronten zu klären. Eigentlich als Zuckerl gedacht, entpuppte sich das Gebäck zu einem Objekt der Abwehr seitens typisch deutscher, linker JungakademikerInnen, die dieses US-Fahne – nach 9/11 zumal – unerträglich fanden. Zufällig wurde zu dieser Zeit im TV ein Interview Michel Friedmans mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon gesendet. Lediglich zwei der 17 Teilnehmenden hatten daran Interesse, die anderen pflegten ihre Ressentiments gegenüber Juden im Allgemeinen, Israelis im Besondern.

Wohlgemerkt: die Stimmung war schon so deutlich gegen Friedman, dass Möllemanns Flugblatt von September 2002 zur Bundestagswahl, auch gewisse Töne dieses Treffens vornehmlich linker, durchaus gewerkschaftsnaher Akademiker aufgreifen konnte. Dass es genau diese Stiftung bzw. ihre Doktoranden war, die wenige Monate später einen handfesten Antisemitismus-Skandal erlebte (als dessen Konsequenz immerhin eine Tagung zur Kritik des linken Antisemitismus stand), als ein migrantischer Doktorand nassforsch antiisraelische Töne durchs weltweite Netz jagte, überrascht nicht mehr. Fazit: Ressentiments gegen kleine amerikanische Fahnen, Juden und Israelis gehörten zum guten Ton dieses akademischen Nachwuchses. Das führt mich zum zweiten Beispiel.

2) Ein weiteres deutsches Graduiertenförderungswerk, Juni 2006: ich bin deutsch und was bist du?

Mitten in der nationalen Paranoia im Juni 2006, als Siege der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen schwache, schwächste oder unmotivierteste Teams die Stimmen der Moderatoren sich überschlagen und Millionen von Individuen zu einer homogenen Masse zusammenfinden lässt, eine weitere Tagung eines anderen, kleineren Graduiertenförderungswerks. Zu einem Spiel der deutschen Mannschaft wurde extra Party-Material gekauft, um einen Raum zu schmücken. Nicht etwa, um allgemein Fußball-Fan-Artikel der WM ganz allgemein zu drapieren, nein: ausschließlich schwarzrotgold war angesagt, noch nicht einmal die Farben der gegnerischen Mannschaft waren im Horizont der Vorbereitungsgruppe dieses Abends.

Erwachsene Akademiker malten sich mit Schminke die Farben des ‚deutschen Vaterlandes‘ ins Gesicht – wie sollen diese Persönchen in Zukunft noch ernst genommen werden als Wissenschaftler, Intellektuelle gar oder einfach nur interessante Individuen? So etwas war noch vor 12, 8 oder auch 4 Jahren undenkbar.

Dass keineswegs nur typische, ich-schwache und autoritär sozialisierte Personen dazu neigen sich mit einer Nation zu identifizieren, zeigen solche Beispiele wie auch die folgenden. Gleichwohl ist jede nationale Identifikation in Deutschland Zeichen eines persönlichen Defizits, das zu kompensieren aufgebrochen wird.

3) Walk of Ideas, Berlin 2006

Mitten in Berlin stehen sechs mega große Skulpturen, die zeigen sollen, dass Deutschlands „größtes Kapital“ „die Ideen der Menschen“ seien. Erfindungen werden hier nicht als Erbe der Menschheit, vielmehr als nationales Gut, als ‚volksmässig‘ akkumuliertes Kapital betrachtet. Vom Automobilismus, der Medizin, der unvermeidlichen Bemächtigung Einsteins Relativitätstheorie über den Fußballschuh, der Musik hin zum Buchdruck.

Letzterer ist ein gutes Beispiel, wie Deutschland heute funktioniert:

„Die Verbreitung des gedruckten Wortes beschleunigte Reformation und Aufklärung und unterstützte die Alphabetisierung. Dichter und Denker nutzten die neue Technik und ließen die deutsche Buchlandschaft erblühen – Zensur und Barbarei hätten sie fast zerstört: Am 10. Mai 1933 verbrannten Nationalsozialisten überall in Deutschland Werke moderner und regimekritischer Autoren. Die Bücherverbrennung setzte 500 Jahren deutscher Buchkultur ein vorläufiges Ende.“

So steht es auf einer Tafel zu dieser Skulptur am Bebelplatz in Berlin, Unter den Linden. Da stutzt man gewaltig: die Bücherverbrennung als „Ende“ „deutscher Buchkultur“? Waren die Werke Carl Schmitts, Richard Euringers, Eberhard Wolfgang Möllers, Martin Heideggers oder Erwin Guido Kolbenheyers nicht gedruckt worden in den Jahren 1933–1945? Was verbirgt sich hinter der Chiffre „moderner und regimekritischer Autoren“?

Wenn die Werke Heines aus dem 19. Jh. verbrannt wurden, wurde dann ein „NS-regimekritischer“ Autor verbrannt? Typisch ist die Auslassung des Antisemitismus, der jedoch de facto in Goebbels hetzerischer Ansprache an jenem 10. Mai 1933 auf diesem Platz deutlich zu hören war, als er vom „jüdischen Intellektualismus“ sprach, der ein Ende nehmen müsse. Dass sich gerade die Deutschen über die Jahrhunderte hinweg gerade nicht als Gesellschaft, die Büchern aufgeschlossen gegenüber steht, entwickelt hat, vielmehr Juden als Vertreter einer „Buchkultur“ oder „Gesetzesreligion“ angeprangert wurden, wird einfach derealisiert.

Wer sich die Geschichte des Antiintellektualismus anschaut, d.h. insbesondere die bis heute prägende Studie von Dietz Bering von 1978, weiß, dass der Affekt gegen das Buch in Deutschland von links bis rechts Tradition hat. Die Skulptur des Jahres 2006 suggeriert den Millionen Besuchern Berlin bzw. der Bundesrepublik: fast wäre das Buch an sich zugrunde gegangen, aber es ging noch mal gut. Dazu gesellt sich natürlich das Automobil, unter Hitler wären es die Autobahnen gewesen, welches der Welt vor dem Brandenburger Tor präsentiert wird.

Dass Audi, deren Modell nun überdimensional vor dem Brandenburger Tor steht, heute eine Tochter des Volkswagenkonzerns ist, der 1938 in der „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ gegründet wurde, wird klammheimlich bejaht, ja verbreitet Stolz im Neuen Deutschland wie annodazumal.

4) „Die Nazis wurden doch sportlich, 1936!“ Neu-deutsche Wissenschaft als Rehabilitierungsübung für den Nationalsozialismus

Auch in der Wissenschaft ist seit Jahren ein Trend bemerkbar, den Nationalsozialismus als ganz normale Gesellschaft – hier am Beispiel des Sport – darzustellen, Antisemitismus und Volkstumsideologie werden entweder offen oder subkutan affirmiert. Dazu dient als brillantes Beispiel die häufig zitierte und auch von linken Zeitschriften wie Konkret positiv angeführte Historikerin Christiane Eisenberg, die insbesondere deshalb in gewissen Kreisen einen Namen hat, weil sie Fußball-Analyse als wissenschaftliche Disziplin anerkannt habe.

Wichtig für ein Verstehen Ihres Ansatzes ist der Kulminationspunkt ihrer Habilitationsschrift aus dem Jahr 1997, eine Analyse der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. In dieser Schrift versucht sie zu zeigen, wie Deutschland durch den Sport eine bürgerlich(er)e Gesellschaft nach dem Vorbild Englands wurde, die Studie heißt auch entsprechend „“English Sports“ und deutsche Bürger. Eine Gesellschaftsgeschichte 1800–1939″.

Eisenberg versucht dem Sport ein Eigenleben auch und gerade unter den Bedingungen eines Herrschaftssystems wie dem Nationalsozialismus, welchem damit gleichsam ein ganz normaler Platz im Pantheon der (Sport-)Geschichte gesichert werden soll, zuzugestehen.

„Für die Atmosphäre der Spiele war es darüber hinaus von kaum zu überschätzender Bedeutung, daß es reichlich Gelegenheit zur internationalen Begegnung und freien Geselligkeit außerhalb der Arenen gab. Gemeint sind hier weniger die Restaurants auf dem Reichssportfeld und auch nicht die zahllosen Empfänge und Partys der Nazigrößen. Das Urteil gründet sich vielmehr darauf, daß der Großteil der männlichen Athleten in einem Olympischen Dorf untergebracht wurde, so wie es erstmals bei den vorangegangenen Spielen in Los Angeles 1932 versucht worden war. Hatte das OK [Olympische Komitee C. H.] zunächst geplant, dafür eine bereits bestehende Kaserne zu renovieren, so ergab sich 1933 auf Vermittlung Walter v. Reichenaus die Chance, Neubauten zu bekommen. In der Nähe eines Truppenübungsplatzes in Döberitz/Brandenburg wurden in einem landschaftlich reizvollen Gelände 140 ‚kleine Wohnhäuser‘ für das Infanterie-Lehrregiment gebaut, deren Erstbezieher 3.500 Sportler wurden. Es gab Sporthallen, ein offenes und ein überdachtes Schwimmbad, Spazierwege, Blumenbeete und Terrassen mit Liegestühlen. Zu den Gemeinschaftsräumen gehörten eine vom Norddeutschen Lloyd bewirtschaftete Speiseanstalt mit internationaler Küche und ein Kino.“

Eisenberg will einer neuen Sicht auf den Nationalsozialismus den Weg ebnen. In gezielter Negierung gesellschaftlicher Totalität isoliert sie Momentaufnahmen aus ihrem Kontext, um deren Allgemeingültigkeit, ja Universalität, kurz, das moderne Moment zu würdigen. Denn „Blumenbeete und Terrassen mit Liegestühlen“ sind ja eine feine Errungenschaft, in Berlin 1936 wenigstens so lobenswert wie in Los Angeles 1932, will sie suggerieren.

Sie kritisiert die kritischen Reflexionen und Analysen bekannter und renommierter Sportwissenschaftler wie Hajo Bernett, Thomas Alkemeyer oder Horst Ueberhorst. Auch die Untersuchungen des Politikwissenschaftlers Peter Reichel über den Schönen Schein des Dritten Reichs qualifiziert Eisenberg ab:

„Diese Interpretation der Spiele vermag aus drei Gründen nicht zu überzeugen. Erstens ist das zugrundeliegende Argument methodisch fragwürdig, weil es nicht falsifizierbar ist. Wer immer das Gegenteil behauptet, daß Berlin 1936 ein Ereignis sui generis und der schöne Schein auch eine schöne Realität gewesen ist, riskiert es, als Propagandaopfer abqualifiziert zu werden.“

Die Olympiade in Berlin 1936 sei ein ‚Ereignis‘ ’sui generis‘ gewesen, gleichsam eine ’schöne Realität‘. Diese positivistische Abstraktion von jeglicher Gesellschaftsanalyse ist für nicht geringe Teile der Mainstream-Wissenschaft typisch. Ihre Argumentation steigert Eisenberg noch, indem sie Reichels Analyse im Reden von den vermeintlichen ontologischen Zwittern Sport und Propaganda untergehen lässt:

„Zweitens ist das Argument unergiebig, weil Sport und Propaganda wesensverwandt sind. Beide sind nach dem Prinzip der freundlichen Konkurrenz strukturiert, beide verlangen von den Akteuren eine Be-Werbung um die Gunst von Dritten (‚doux commerce‘). Daß dabei geschmeichelt, poliert, dick aufgetragen, ja gelogen und betrogen wird, überrascht niemanden, weder in der Propaganda noch im Sport. Olympische Spiele sind, so gesehen, immer Illusion und schöner Schein; eben das macht ihre Faszination aus. Daraus zu folgern, daß Berlin 1936 eine umso wirksamere Werbemaßnahme für den Nationalsozialismus gewesen sein müsse, wäre jedoch kurzschlüssig. Denkbar wäre auch, daß Nutznießer der Propaganda der Sport war. Diese Möglichkeit hat jedoch noch keiner der erwähnten Autoren geprüft.“

Eisenberg will sagen: So schlimm kann der Nationalsozialismus doch nicht gewesen sein, wenn ein so zentrales Moment für moderne, freizeit- und spaßorientierte Gesellschaften wie der Sport, gar ein ‚Nutznießer‘ dieses politischen Systems war. Diese eben zitierte Passage ist Ausdruck eines Wandels politischer Kultur in der BRD. Ungeniert lässt sie den Nationalsozialismus, am Beispiel der Olympischen Spiele von 1936, im Kontinuum bürgerlicher Gesellschaft, die eben im Sport ‚wesenhaft‘ lüge, dick auftrage und schmeichele, aufgehen.

Wie soll es nach der auf internationale Verständigungspolitik“ ausgerichteten Weimarer Republik möglich gewesen sein,

„daß die Olympiapropaganda nach 1933 plötzlich eine Nazifizierung der Athleten und des sportinteressierten Publikums bewirkte? Mußte nicht zuvor eine Versportlichung der Nazis erfolgt sein?“

Bei dieser Olympiade wurde ein ‚Weihespiel‘, die „Olympische Jugend“ von Carl Diem uraufgeführt. Es geht in diesem olympischen Weihespiel um „‚Kampf um Ehre, Vaterland'“. Die Jugend sieht ihrem Selbst-Opfer ins Gesicht: „Allen Spiels heil’ger Sinn: Vaterlands Hochgewinn. Vaterlandes höchst Gebot in der Not: Opfertod!“ Eisenberg ordnet diesen Opfertod folgendermaßen ein: das Diemsche „Festspiel“ werde

„in der sport- und tanzhistorischen Literatur als Verherrlichung des ‚Opfertodes‘ für die nationalsozialistische ‚Volksgemeinschaft‘ interpretiert – was nicht zu überzeugen vermag. Erstens gehörte die Opferrhetorik schon in der Weimarer Republik zum spezifisch deutschen Sportverständnis (…) Zweitens haben die Zeitgenossen des Jahres 1936 die Szene ohne Zweifel mit dem Ersten Weltkrieg und nicht mit dem bevorstehenden Zweiten in Verbindung gebracht.“

Auch wenn sich die Historikerin ganz sicher ist („ohne Zweifel“), bleibt zu betonen: die Erinnerung an die deutschen Toten des I. Weltkriegs war sehr wohl die Vorbereitung auf den II. Der ‚Langemarck-Topos‘ der Jugend, des Opfers und des Nationalen kommt hierbei zu olympischen Ehren. Die internationale Anerkennung der Spiele ist Zeichen des Appeasements dem nationalsozialistischen ‚Aufbruch‘ gegenüber. Wenn in einem Buch von 1933 ausgeführt wird:

„‚Daraus erhellt, daß bei Ausbruch des Krieges der Zukunft die Ausbildung künftiger Langemarckkämpfer um ein mehrfaches verlängert und die Material- und Munitionsmenge für heutige Schlachten um ein Vielfaches vermehrt werden muß'“,

so muss gerade eine solche Interpretation des Langemarck-Topos ernst genommen und nicht, wie bei Eisenberg, als quasi Weimarer Tradition, die zufällig 1936 wieder hervortritt, verharmlost werden. Dagegen ist die Kontinuität von ’33 bis ’36 zu sehen, die soeben zitierte Passage von ’33 bekommt im Festspiel von Diem eine internationale Beachtung findende Weihe, wie Eisenberg unschwer in der Forschungsliteratur hätte nachlesen können:

„So wurde im Glockenturm des Berliner Olympia-Stadions eine Gedächtnishalle für die Toten von Langemarck eingerichtet, und Carl Diems Eröffnungsspiel der Olympiade von 1936 endete mit ‚Heldenkampf und Totenklage‘; eine Division des Hitlerschen Ost-Heeres bekam den Namen ‚Langemarck'“.

Ein weiterer Kritikpunkt, ganz eng am Diemschen Spiel und seinen Protagonisten wie der Ausdruckstänzerin Mary Wigman orientiert, ist folgender: es lässt sich gut zeigen, wie Wigmans Auffassung von Opfertod Diems Weihespiel in diesem Punkt inhaltlich bzw. choreographisch bereits vor ’33 antizipiert hat, so am „Stück ‚Totenmal‘, einem Drama von Albert Talhoff, welches von Talhoff und Wigman 1930 gemeinsam inszeniert wurde, wobei Wigman die tänzerische Choreographie übernahm.

Das Werk wurde zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkriegs geschrieben. (…) [Zudem] ist dieses Werk ein Prototyp nationalsozialistischer Inszenierungen, zum einen wegen des Themas (Verehrung der gefallenen Soldaten) zum anderen wegen der Form (die Inszenierung stellt eine Kombination aus Sprechchor und Bewegungschor dar).“ Waren schon die „Tanzfestspiele 1935“ eine „Propagandaveranstaltung für den deutschen Tanz nationalistischer Prägung“, so kulminierte das im olympischen Jahr im Weihespiel von Diem, an dem Wigman aktiv beteiligt war. Ein Sportwissenschaftler, Micha Berg, weist auf die zentrale Bedeutung von Symbolik für das nationalsozialistische Deutschland hin und zitiert den völkischen Vordenker Alfred Baeumler:

„Das Symbol gehört niemals einem Einzelnen, es gehört einer Gemeinschaft, einem Wir. Dieses Wir ist nicht ein Wir des gesinnungsmäßigen Zusammenschlusses von Persönlichkeiten, ist nicht ein nachträgliches Wir, sondern ein ursprüngliches. Im Symbol sind Einzelner und Gemeinschaft eins. (…) Das Symbol ist unerschöpflich, in ihm erkennt sich sowohl der Einzelne wie die Gemeinschaft.“

Dieses ‚ursprüngliche Wir‘ kehrt heute im deutschen Feuilleton wieder, gerade am Beispiel der deutschen Hymne, wie weiter unter an einem weiteren Beispiel gezeigt werden wird. Es bleibt zu konstatieren, dass Eisenberg darauf beharrt: Diems Festspiel ende doch mit Beethovens „Schlußchor der IX. Sinfonie mit der ‚Ode an die Freude‘ von Friedrich Schiller“, was Ausdruck von ‚Kunst‘ sei. Sie schließt ihre Arbeit, indem sie nicht nur dem Sport unterm NS mehr Möglichkeiten als noch in der Weimarer Republik attestiert, sondern auch, den II. Weltkrieg als „Beeinträchtigung des Wettkampfbetriebs“ euphemisierend, dem Nationalsozialismus bescheinigt, er habe den „Sport“ zuungunsten des Turnens gewinnen lassen, was sie als „Rahmen für den Sport in der Bundesrepublik“ für gut erachtet.

Besser hätte es die Neue Rechte oder jeder Konservativismus auch nicht hinbekommen: Die Nazis wurden im NS sportlich und nicht umgekehrt. Damit werden der NS verharmlost, Juden gedemütigt und Deutschland gerettet, die Habilitations-Mission ist erfüllt.

Dieser etwas ausführlichere Ausschnitt mag verdeutlichen, wie gegenwärtige Geistes- und Sozialwissenschaft in der Bundesrepublik funktioniert (wenn sie erfolgreich sein will im affirmativen Sinne, Eisenberg bekam alsbald eine Professur an der Humboldt-Universität). Es ist gerade bei politisch angeblich unverdächtigen Personen Mode geworden, den Nationalsozialismus einzubetten in ein Kontinuum, um auf jeden Fall den Zivilisationsbruch, den Auschwitz bedeutet, zu verdecken oder zu leugnen.

Die bürgerliche Gesellschaft wird gerade in Deutschland so dargestellt, als sei die Gesellschaft im NS 1936 ganz ähnlich strukturiert gewesen wie die der USA bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles. Das, was das nationalsozialistische Deutschland sehr spezifisch kennzeichnete, wird gezielt weggewischt, als irreal abgetan oder schlicht und ergreifend gar nicht analysiert. Vielmehr soll gelten: Die Existenz von Liegestühlen und Blumenbeeten für Sportler wiegt den Antisemitismus und Ausschluss jüdischer SportlerInnen auf. Dieser Antisemitismus ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, ein Blick, der allzu selten vorgenommen wird.

5) Drei weitere Beispiele ‚linker‘ Wissenschaftler und deren Verharmlosung der deutschen Verbrechen

In der Dissertation des heutigen Konstanzer Juniorprofessors Sven Reichardt wird diese Position am Beispiel eines Vergleichs deutscher und italienischer ‚faschistischer‘ Geschichte deutlich:

„Der in dieser Arbeit zugrundegelegte Faschismusbegriff stellt eine eigene praxeologische Analyse der faschistischen Bewegung vor, die nicht an die marxistische Deutung und nur selektiv an die neuesten angloamerikanischen Arbeiten und Noltes Definition anknüpft“.

Antisemitismus wird zwar als Differenz von italienischen Squadristen und deutscher SA erwähnt, aber als wenig bedeutsam klein geredet, zudem als bloßer ‚Rassismus‘ verkannt. Das ist Folge des bei Reichardt paradigmatisch für weite Teile heutiger Historiografie hervortretenden komparatistischen Zugangs, der die Präzedenzlosigkeit der deutschen Verbrechen und ihrer Vorgeschichte gezielt negiert.

Konsequent ist es, wenn u. a. Reichardt dem Altlinken Karl Heinz Roth Rat gab bei der Verabschiedung einer Analyse des Nationalsozialismus zugunsten eines ubiquitären Faschismusbegriffs, vgl. Roths Aufsatz aus dem Jahr 2004 „Faschismus oder Nationalsozialismus? Kontroversen im Spannungsfeld zwischen Geschichtspolitik, Gefühl und Wissenschaft“.

Roth exkulpiert die Deutschen in althergebrachter Diktion von ihrem Antisemitismus, wenn er schreibt:

„Weitaus gebräuchlicher ist indessen der Begriff ‚Nationalsozialismus‘: Es handelte sich zunächst ebenfalls um eine affirmative Selbstdefinition, die aber elementare Prämissen, nämlich den militanten Antisozialismus, verschleiert. Darüber hinaus ist der Begriff nicht vergleichsfähig, weil er seine faschistischen Kontexte und Varianten per definitionem ausschließt. Er schließt aber auch alle anderen Bezüge zur europäischen und Weltgeschichte aus oder unterwirft den Blick auf Europa und die Welt der affirmativen Selbstkonnotation. Auch die kritisch distanziert gemeinte Analyse des ‚Nationalsozialismus‘ vermag nicht über einen germanozentrischen Blickwinkel hinaus zu gelangen“.

Bezeichnend ist, dass Roth nicht von einer deutschen Spezifik bei der Analyse des NS spricht, vielmehr einer „transnationale[n] und komparative[n] Sichtweise auf die faschistische Epoche“ das Wort redet. Das wird von einem weiteren Juniorprofessor sekundiert, wenn Kiran Klaus Patel ohne mit einem Wort den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen und die Präzedenzlosigkeit der Shoah analysierend, „transnational“ Phänomene wie den NS betrachten möchte und zum Schluss kommt:

„Gerade für das NS-Regime verspricht eine transnationale Perspektive neue Erkenntnisse. (…) Denn die Distanz zwischen NS-Regime und New Deal war weniger tief als häufig angenommen“.

Solche Perspektive hat durch Arbeiten der Neuen Rechten – exemplarisch sei der wichtigste Neue Rechte in der Bundesrepublik seit Anfang der 1970er Jahre bis heute, Henning Eichberg, erwähnt – über die Jahrzehnte hinweg den Boden bereitet bekommen.

6) Das Opfer bringen und singen: „Blüh im Glanze deutsches Vaterland“ – von Diem zu Klinsmann

Jürgen Klinsmann wird zu Unrecht als wenig typisch deutscher Sportler betrachtet. Zwar war er in England bei den Spurs eine Kultfigur geworden, weil er als Deutscher so nett erschien und die Fans zu sangen begannen „Juergen was a German now he is a Jew“, was auf die umgepolte Selbststilisierung zum „Judenklub“ Tottenham Hotspurs anspielt, aber analytisch ist das nicht tief gehend.

Vielmehr war es Klinsmann, der das Deutsche evozierte, aggressiv zu werden, trotz kalifornischem Wohnort und internationalem Habitus. Er war es, der die deutsche Nationalmannschaft fast einhellig dazu brachte, lauthals die Nationalhymne zu trällern, den jungen Deutschen ein positives Gefühl für ihr Deutschland zu geben. Dass es so ein Gefühl nach Auschwitz in Deutschland nie wieder geben sollte, fällt da natürlich unter den volksgemeinschaftlichen Tisch. Dass keinem es auffällt oder zu peinlich oder widerlich ist, eine Hymne zu singen, die wortwörtlich auch im Nationalsozialismus gesungen wurde, ist doch schockierend, nicht?

Weit mehr: in einem Artikel der wiederum eher links-liberal daherkommenden Frankfurter Rundschau steht am 27. Juni 2006 folgender Text, der sich anhört als wäre er 1936 geschrieben worden, lange bevor der Autor geboren wurde:

„Wir wissen, schon in zwölf Jahren wird fast keiner mehr erzählen können, wie er sich als Kriegsteilnehmer in einem Kreis von Kriegsteilnehmern gefühlt hat, als der Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Bern durch den europäischen Äther ging. Wir wissen zugleich: Schon in ein paar Wochen wird unsere Erinnerung an die schönsten Spiele dieser Weltmeisterschaft merkwürdig transparent und ausgeblichen sein, als vertrüge unsere tägliche Gedächtnispraxis das heftige Licht des Geschehenen auf Dauer nicht. Die Gegenwart muss sich einhaken. Anders gesagt: Unsere stärksten Gefühle lassen uns für eine kurze Spanne spüren, dass wir die kommenden Toten sind. Deshalb ist es schön, sie zu zweit, und besonders rührend, sie in einer Gemeinschaft von ähnlich Gestimmten durchleben zu dürfen. Gemeinsam singend, genießen wir uns als die baldigen Toten.“

Diese Propaganda ist nichts anders als die Beschwörung einer Gemeinschaft von Deutschen, die sich in völkischer Tradition sehen wollen. Es hört sich wirklich genuin nationalsozialistisch an, ist aber ein Text eines jüngeren Autors, Georg Klein, Jahrgang 1953 und Ingeborg-Bachmann-Preisträger.

Dieser Feuilleton-Text zeigt die Ungeniertheit, die das nationale Apriori ermöglich, hervorkitzelt und zum Ausdruck bringt. Eigentlich wäre bisher bei so einer Zeile, dass die stärksten Gefühle jene seine, die mir sagen, dass ich, nein: wir die „kommenden Toten“ sein werden, ein Aufschrei durch das Land gegangen. Heute nicht. Es geht nicht um die Sterblichkeit der Menschen.

Es geht um die Konstruktion eines homogenen Ganzen, eines Volkskörpers, das jeden einzelnen nur unter dem Aspekt dieses Körpers, des Volkes sieht und nicht – gleichsam katholisch gedacht – als Kind unter „Gottes Hand“. Muss man wirklich Katholik werden um solch völkische Rede der Frankfurter Rundschau zu kontern? Gut, Klein möchte als Deutscher sterben, soll er das.

Es wird auch weiterhin Leute geben, die lieber als Menschen, als ganz spezifische Individuen mit Macken, Vorlieben, Träumen, Sehnsüchten, Hoffnungen, Enttäuschungen, Freuden und Ekel, denn als Deutsche sterben.

Dazu passt, dass der ehemalige Bundestagspräsident, Wolfgang Thierse, fordert, doch noch mehr Strophen dieser deutschen Hymne zu verfassen. Nicht etwa dass der ehemalige DDR-Bürger Thierse die Abschaffung eines nationalen Symbols forderte, wo kämen ‚wir‘ hin? Wer in Berlin in den Stadtteil Lichtenberg im Osten fährt weiß wie aktuell die Gefahr des Umkippens vorgeblich harmlosen Singens der deutschen Hymne in Hetze und Gewalt durch Nazis ist. Dort gibt es Straßen, wo die Reichskriegsflagge in Eintracht mit der schwarzrotgoldenen am Haus hängt.

Vor wenigen Wochen, vor der WM, wurde in dieser Gegend ein bekannter deutsch-türkisch-kurdischer Kommunalpolitiker schwer verletzt. Nazis haben hier die Hoheit, schwarzrotgoldene Hosenträger, Markenzeichen schon seit eh und je der dickbäuchigen Nazis, schon zu BRD-Zeiten, sind ja heute in Mode, wo alle deutsche Welt schwarzrotgold trägt, als Armkettchen, Rock, T-Shirt oder Gürtel aus biologisch abbaubarer Wolle.

All diejenigen, die jetzt das Deutsche hochleben lassen sind politisch für solche Gewalttaten von Nazis mitverantwortlich zu machen. Das ist ja auch nichts Neues: früher haben auch Liberale und Linke Konservativen bzw. Rechten die Mitschuld am immer stärker werdenden Rassismus gegeben, am deutlichsten und treffendsten vielleicht 1992/1993 bei der de facto Abschaffung des individuellen Asylrechts durch CDU/CSU/SPD und ihren Helfern in anderen Parteien, Medien und Verbänden.

Geschichtspolitisch wurde immer auf die Vordenkerfunktion der geistigen Elite hingewiesen, nicht erst zum Historikerstreit 1986ff. Bereits Ende der 1970er Jahre, Anfang der 1980er Jahre, als in der BRD das Nationale offen aufs Tableau kam – nicht zufällig schon damals übrigens von Jürgen Habermas, der 1979 zwei Bände herausgab, welche die „nationale Frage“ auf die Tagesordnung setzten und Martin Walser davon sprach, lediglich wenn „wir Auschwitz bewältigen könnten, könnten wir uns wieder nationalen Fragen zuwenden“ – wurde z. B. von Wolfgang Pohrt auf diese nationale Vordenkerfunktion zumal der Linken, Alternativen und Grünen verwiesen.

Schon damals also wurde deutlich dass das Einfordern universalistischer Prinzipien von Staatsbürgerschaft und politischem Gemeinwesen, für das Habermas steht, einher gehen kann mit einer Verharmlosung der deutschen Geschichte, ja ein nationales Narrativ gleichsam als Grundlage auch eines nicht blutsmässigen Staatsdenkens zu erkennen ist.

Wer also heute im Schwenken der deutschen Fahne nichts Gefährliches sieht, weil er oder sie nicht die Nazis auf der Straße, die fast komplett ’national befreite Zone‘ Ostdeutschlands sieht, weil doch lediglich Party gemeint sei und ein ‚Patriotismus‘ nie und nimmer mit Nationalismus verwechselt werden dürfe, irrt gewaltig. Das wird im folgenden Punkt noch deutlicher.

In einer Radiosendung des SWR in Stuttgart vor wenigen Tagen ging es um diesen neuen ‚Patriotismus‘, die Fahnenmeere etc. Hermann Bausinger, emeritierter und wohl dekorierter Kulturwissenschaftler aus Tübingen legte die Pace dieser nationalen Debatte vor. Er meinte ganz freudentrunken, dass das neue nationale Pathos völlig harmlos und schön sei, gerade weil alles Militärische daran fehle. Und dieses Fehlen des Militärischen sei Konsequenz der deutschen Verweigerungshaltung im Irak-Krieg, ja die deutsche Friedenssehnsucht sei Prämisse eines neuen, zurecht stolzen Deutschland. Der Hass auf die USA, der Antizionismus, das Appeasement und die klammheimliche Freude ob des Djihad sind dieser friedlichen Hetze inhärent.

7) Keine „Reue“ zeigen: gegen „amerikanischen Messianismus“ – Matusseks nassforsche Invektiven oder Wie funktioniert sekundärer Antisemitismus?

Der Spiegel Kultur-Ressort-Leiter Matthias Matussek hat mit seinem Bestseller „Wir Deutschen – Warum uns die anderen gern haben können“ ein offen nationalistisches Buch geschrieben, das in vielerlei Hinsicht ohne Walsers Tabubruch von 1998 im Mainstream-Journalismus nicht so ohne weiteres zu denken war. Der Bezug zu Bausingers Friedensliebe der Deutschen ist ganz offenbar in einem Interview Matusseks mit Peter Sloterdijk. Matussek gibt dem TV-Philosophen eine neu-deutsche Steilvorlage, wenn er fragt:

„Sichtbar wird vielmehr ein neues deutsche Selbstbewusstsein, zumindest in der Außenpolitik, die sich sogar den Widerstand gegen den amerikanischen Messianismus erlaubt hat.“

Das Ressentiment gegen „jüdischen“ Messianismus, wie er in antisemitischen Texten überall auftaucht, bekommt hier völlig selbstverständlich, aber rhetorisch kaschiert, seine Weihen. Der alte SPD-Mann Egon Bahr nennt das in einem Büchlein dann logisch „den deutschen Weg“ – gegen den „amerikanischen“ – und der Wirtschaftswissenschaftler Werner Abelshauser stimmt als einer unter vielen in diesen nationalen Chor ein.

Matussek ergeht sich nicht nur in Allgemeinplätzen, die er oft selbst erfindet wie folgenden „Die Liebe zum Vaterland ist eine Kraft, schon seit der Antike“ – aber sein Ton ist so ungeheuerlich aggressiv, schwülstig deutsch, durchsetzt von antienglischen Invektiven, dass deutlich wird, wie stark ein stolzer Deutscher auf Feinde und Gegner eingestellt ist.

Da werden Engländer zum „unsympathischsten Volk auf Erden“ erklärt, der deutsche „Bildungsbürger“ beschworen und gegen die „englische Klassengesellschaft“ gesetzt und Klaus von Dohnanyi, ein Altpolitiker der SPD aus Hamburg, phantasiert demokratische Traditionslinien der Deutschen herbei, die angeblich älter seien als die Englands ohne zu betonen, dass es in Deutschland keine erfolgreiche und konsequente demokratische Revolution je gegeben hat. Ein Hinweis auf deutsche Verbrechen trotz „Bildung“ gereicht den beiden Gesprächspartnern Dohnanyi und Matussek dazu, Englands Sklavenhandel und Nordamerikas Sklavenhaltergesellschaft zu geißeln. Diese deutschen Schuld-Projektionsleistungen sind zwar häufig analysiert worden, aber treten heute umso reflexhafter, ungenierter hervor als je zuvor. 9/11 hat da Dämme brechen lassen.

Und so kulminiert das Gespräch der beiden Stolzdeutschen in einem Satz, der an Antisemitismus und Wiederbetätigung im Sinne des Nationalsozialismus nicht deutlicher ausfallen könnte:

„Die Juden hatten es ja sogar in Deutschland in den ersten Nazi-Jahren besser als damals die meisten Schwarzen im Süden.“

So spricht Klaus von Dohnanyi und Matthias Matussek hats gefreut! Solche Tabubrüche, den Nationalsozialismus mit seiner Braunen Revolution von 1933 als Beginn zu loben, sind heute eine Bestsellergarantie und kein Fall mehr für einen Skandal. Der Verlag der solche antijüdische Propaganda druckte heißt auch nicht Grabert-Verlag, vielmehr S. Fischer, einer der ganz großen Verlage in der Bundesrepublik.

An anderer Stelle untermauert Matussek seinen (nun sekundären) Antisemitismus, seine Erinnerungsabwehr ist Walser nach dem Munde geredet:

„Bei uns wurde der Holocaust, nach einer lähmenden, brütenden Phase der Verdrängung, in eine übereilfertige, nicht mehr versiegende, immer glattere und abgeschliffenere Beschuldigungs- und Verachtungs- und Selbstverachtungsphraseologie überführt, in der ständig nach dem politischen Vorteil geschielt wird.“

Vor 30 Jahren hätte jeder Leser sofort an einen Revisionisten gedacht bei solchen Zeilen, aber nein: Matussek ist kein Holocaustleugner, gewiss nicht. Er ist ein typischer sekundärer Antisemit, der immer, wenn es um die deutschen Verbrechen geht, jene zwar nicht leugnet aber als Bagatelle abtut, ja er spricht – wörtlich – bezüglich des Holocaust, der als Thema auf einem Empfang oder einer Party vorkam, von einem „Stimmungskrepierer.“

Diese neu-deutsche Selbstverständlichkeit gerade als Deutsche stolz zu sein, zu betonen, ja zu brüllen: die deutsche Geschichte war im Kern was sehr Schönes, etwas ganz Einzigartiges, „Hitler“ war lediglich ein „Freak-Unfall der Geschichte“ (O-Ton Matussek), ist die neue Befindlichkeit, die neue, deutsche Ideologie im 21. Jahrhundert.

„Ich bin nicht tief traumatisiert, denn ich denke nicht oft an die deutsche Schuld und an den Holocaust“ sagt Matussek, er kämpft wie Walser und Konsorten gegen die „moralische Keule“.

Das sind die Töne des nationalen Apriori.

hagalil.com 07-07-2006

 

German Political Culture: The Relationship to Anti-Zionism and Jihad before and after 11 September 2001

This article was first published with www.hagalil.com on December 17, 2003

 

This lecture I have hold on December 18th, 2002, at the international Symposium „Antisemitism and Anti-Zionism in Western Europe Since 2000“ , organised by the Hebrew University, The Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism, Jerusalem.
The words in italics were unspoken at my lecture because of lack of time.

Clemens Heni, Bremen

Dear Mr. Shafir, dear Mr. Wistrich, dear Ladies and Gentlemen,

I am very grateful for this invitation, for having the opportunity to speak here in Jerusalem about German anti-Zionism and of course to discuss actual trends of Antisemitism and anti-Zionism or Israel-hatred in Western Europe. I also thank Mr. Wiemer and the German Embassy for giving a financial squirt. And of course I thank the Hans-Böckler-Stiftung, who at short term provided financial support for my flight to Israel.

Let me start with a kind of parable by Woody Allen: Two New York Intellectuals small talking at a party: one to the other: „Listen, I’ve written an essay, against antisemitism.“ – Did you ? Nice. I prefere a bat.“

My report handles with three aspects:

1) political culture as a concept – anti-Zionism, projection and refusal of holocaust memory in Germany
2) the change of political culture in Germany since 2000 focussing on Israel: results of media research
3) How do the Children and Grandchildren of Germans Willing Executioners deal with anti-Zionism and Jihad ?

Analyzing political culture is one possible way to approach German society and at the same time single out German specifics of antisemitic impact. Firstly I would like to shortly introduce to you a concept of political science to analyse political culture, in order to operationalize it in a next stept with empirical material on anti-Zionism in Germany.

According to the political scientist Karl Rohe Political Culture should for a better understandig distinguished into „political social culture“ and „political culture of interpretation“. Whereas „political social culture“ consists of common „self-evidence, the „political culture of interpretation“ points out the manifest sphere of political culture.“ (1)

„From a conceptual point of view the difference between political culture of interpretation and political social culture is merely, that the political designs of the latter have already crystallized into mentalities (…), whereas in the case of culture of interpretation they either are still placed in the folder of the political designer or are being handed to-and-fro between cultural and political system.“

By applying this analytical pattern, I would state, that since a certain time anti-Zionism is beeing shoved to-and-fro between cultural and political system. Public opinion, media reports and street demonstrations increasingly affect the federal government and the political system, while statements of prominent representatives of society or even the political class retroacitvely influence the climate in Germany. This interaction is all the stronger, as the government comes from the left and has closer relations to non-parliament movements or union activists than right wingers usually have. This might seem paradox and astonishing just at first sight – a closer view however reveals a specific German phenomenon.

Particularly and maybe even only under the auspices of a red-green government it was it possible to let resentments against the USA and Israel come to surface, which had to be sublimated in a different way under a conservative government. This unselfconsciousness might not accidently be an emanation of a ‚left‘ government. Social-Democrats (SPD) and the Greens consider themselves immune to German National Socialism. From their point of view antisemitism is a problem exclusively for Conservatives – refusal of Holocaust memory and projection of German guilt on to Israel’s existence or politics – are all phenomena which they would never think of arising from left-wingers.

The invitation of the prominent author and antisemite Walser by the Federal Chancellor Schröder at the 8th of May 2002 was a sign. He suggests to forget the Jewish victims of the Shoah. Germany has become nowadays a state like any other, he declares. Exactly this attempt to forget the Jewish victims was defined as „secondary antisemitism“ by the Critical Theory of Adorno and Horkheimer, the term itself was invented by their co-worker Peter Schönbach 40 years ago (2). Built upon this social political foundation the anti-Zionist attack against Israel is not in far distance. Refused German guilt is being projected on to the Jews becoming perpetrators now, symbolized in the State of Israel. The first to introduce and to advocate the most sharply this perception of Jews as perpetrators was the radical German left in 1967. Increasingly the pattern expanded within German society as a whole – not to mention GDR-anti-Zionism.

This psychological reaction is very important in order to understand what happens in Germany. Germans do not want to talk any more about Treblinka and Sobibor. Now they are looking for Auschwitz elsewhere: in Yugoslavia, in Israel or as an aspect of modernity in general, as stated by several philosophers and social scientists – following the so called post-structural theories of Michel Foucault or even the Nazi-Philosopher Martin Heidegger for example. This emanation of Holocaust relativization instead of it’s denial has become an accepted history narration, not only of course, but especially in Germany.

  • Thus my conclusion at this point: „The German way“(Schröder), anti-Americanism and antiimperialistic tradition/positions of the SPD (unionism, the social movement attac) amalgamate with strong anti-zionist groups of the Greens/the New Left in general and are establishing new forms of antisemitism and anti-Zionism with good feelings for the creators, because they are ‚left‘.
  • The political culture in Germany has dramatically changed during the last four years. Antisemitism has arrived in midst of German society expressis verbis, whereas formerly it was uttered hidden behind the hand. As the former Press Councelor of Israels Embassy in Germany, Yossef Levy told me some months ago, he cannot understand the change since the celebration of Israels 40th anniversary, which has been held in Berlin with a large fancy cake, up to today. Nowadays he feels Israel-hatred all over the streets and media in Germany. It just dashes you to the ground.

2) Let me now give you some hard facts about Israel coverage in the German press and especially TV to be followed by examples of a specific german anti-Zionism, which might illustrate the way people in Germany think about Israel and German history.

Reports on the second Intifada since end of September 2000 are clearly drawing a negative picture of Israel. Israel is perceived as a cruel state, with tanks acting against stone throwing children on German TV-Screens. Israel is the perpetrator, the Palestinians are victims. The image of the jewish children murderer, an antisemitic item of the christia middle ages, as you know, was held up several times at demonstrations since 2002 until today.

Those antisemitic stereotypes have never been broadly discussed and rejected in Germany. Some people made a graffity on a synagogue in Berlin: „Israel kills children“. There you can see the direct line from antisemitism to anti-Zionism and vice versa. This visualised anti-israelian view is accompanied by verbal pictures with a clear antisemitic connotation. The characterization of Premier minister Sharon as a „bulldozer“ represents one semantic devaluation by german newspaper. This is just one result of a qualitative study carried out by an institute in Duisburg, examining the essential newspapers and journals in Germany (FAZ, FR, SZ, Tagesspiegel, taz (3), Welt und Spiegel). Besides the already mentioned labeling of Ariel Scharon as a killing machine, which might be a synonyme for „bulldozer“ – the study dealt with four central events: the visit of the temple mount in Jerusalem by Sharon, the death of the palestinian child Mohammed al-Dura (see the screening of Esther Schapiras film this evening!), the lynch murder of two israelian soldiers in Ramallah by Palestinians, and a suicide bombing in Tel Aviv first of June 2001. Along with these events the image of Israel was examined (4). A similar picture provides a study of the University of Zurich, Switzerland, especially dealing with the ultimate status of Israel as perpretator (5).

I would like to point out one aspect: suicide bombings are beeing regretted by germans as actions of desperate Palestinians, who actually want the best, but whose methods are a bit rude. In Germany almost nobody mentions the aim of suicide bombings: killing as many jews as possible, destabilizing Israel and, refering to an old PFLP (Palestinian Front to Liberate Palestine) strategy of the 70s, killing Jews in times of israelian-palestinian approaches. Nobody talks about the antisemitic impact of Hamas, Hizbollah, Islamic Jihad or the PLO in general. Not a word about egyptian all-day antisemitism; the only documentation originate from very few left-wingers, the jewish german community and the Israel Embassy.

Medien Tenor, which is associated with israel media watch, has examined TV reports on Israel before and after the World Trade Center massmurdering in New York. This study is first of it’s kind in the world (6). They covered the evening news of the German TV channels ZDF, ARD, RTL, Sat 1 and Pro 7. (other countries, Britain, USA, South Africa and the Czech Republikc were also examined). „A uniform method was used in all countries, providing for the first time a comparable database for objective media review in different countries. supplying TV coverage to a population of almost 500 Million people. The sudy covers quantitative aspects, topics covered and qualitative diagnosis.“ (7)

Result: Israel’s importance in German TV coverage has dramatically decreased after 9 11 2001. Within the Middle East coverage there have been some 80 % of the reports about Israel compared to the Palestinian Authority before WTC. Whereas from Sept. 2001 to March 2002 the percentage is only 37 %. Even more striking is the dominance of the topic ‚Terror‘ within Israel coverage. While terror represented some 49 % of all informations about Israel broadcasted in German TV from September 2000 to August 2001, the other parts being Politics, international affairs, Religion and culture, the percentage of the topic Terror has increased up to 89 % from October 2001 to March 2002.

Even worse is the characteriziation of Israel in German Media. Already before the WTC murdering by islamic jhads, the image was rather negative, in detail: 25% negative reports, 72% neutral reports and only some 3% positive representations. After WTC the reception of Israel has enormiously deteriorated: more than 45% of the news have a clear negative pitch, 49% are neutral and just a few more than before, mere 5,5% report in a positive manner about Israel. In contrast the negative Image of the PA has even decreased after 9 11 2001, from 45 to some 25 %, while Israel is considered more negative im comparision with the PA after WTC (negative Image of Israel is 40 % after WTC). It appears very significant to me, that the antisemitic impact of suicide bombing as well as islamistic antisemitism are being denied by significant parts of German society. Along with this phenomenon comes a partial tolerance or even support of these islamic groups. No prominent representative of the political class, the establishment or the media interpreted the massacre of New York as an antisemitic action. On the contrary the islamic Jihads are more likely soft-pedalled by describing them as avengers on imperialistic USA and israelian aggression against the Palestinians. The remark of the former Federal Minister of Justice, Herta Däubler-Gmelin (SPD), comparing Bush’s policy wiht Hitler’s, seconds the popular TV anchorman of the Tagesthemen, Ulrich Wickert who supposed that Bush and Bin Laden have the same way of thinking. The german refusal of any substantial critique of Irak, along with the increasing economic relations to this antisemitic state (8), is the youngest chapter in this anti-american and also anti-israelian, german-arabic friendship.

3) Empirical examples contextualized with part one and two

Let me characterize two main ropes:
1) indifference and the refusal to fight ani-Zionism
2) the affirmation of anti-Zionism.

Both are numerous and handled in the political culture of interpretation in Germany.

1a) The Professor of Political Science Wolfgang Dressen (Fachhochschule Duesseldorf) initiated an exposition dealing with a middle age topos at first sight, but in fact with the aim of reinstalling german-arabic friendship including the jewish community. It is no accident that he set a link to an extremist islmamic homepage on the internet. The press supported his claim for a „variety of opinion“ and refused to tell the public sphere anything substantial about this anti-Israeli homepage of muslim-markt. To give you an impression about this islamic group: they propose to all moslems in Germany not to buy any product of Israel, to refuse Israel a right of existence and so on.

The following passage I mentioned during the discussion about my lecture, especially focusing the ‘anti-racist‘ thinking of a SPD-left wingers: In the state of Bremen, the Prime Minster of the smallest state in Germany’s north-west, Henning Scherf, gave an interview to a journal of the largest and extremist Islamic group in Germany, the Turkish organisation Milli Görüs, and supports their activities in his territory. While ignoring that at the mosques books like that of the French Holocaust-denier Roger Garaudy are offered for sale, Scherf prefers the dialogue. The protestant church as well maintains contacts with these extremist Islamic groups.

1b) The step from here to the German government is not far. Federal Minister of foreign Affairs Joschka Fischer himself invited the President of Syria, Assad (the son). Despite protests of the Central Council of Jews in Germany (“Zentralrat der Juden in Deutschland”) and small groups against antisemitism and anti-Zionism Fischer talked with Assad in a friendly manner. Neither did Fischer demand the delivery of the Nazi mass murder Anton Brunner, whom several Jewish and non-Jewish organizations assume living in harmony in Syria for several decades now, nor did he or Federal Chancellor Schröder substantially criticize the antisemitism of Syria’s Minister of Defence, who told the Arabic world on TV:

„If I see a Jew, I would kill him. If every Arab kills one Jew, the Problem is solved“.

Except for Fischer’s hint to Assad, to somehow change his rhetoric, you could not hear a real critism of this very aggressive antisemitism. What does it mean: Change your rhetoric, if you speek about a person like Syria’s Minister of Defence, who calls up to kill a Jew ? After this state visit, it cannot be regarded an accident that Fischer or Schröder did not react at all the day Möllemann held Sharon and Friedman responsible for rising anti-Israelian and antisemitic feelings all round the world respectively Germany, because of their behavior as Jews (!!!).

At that point I would like to return to my scientific concept of political culture. Political culture of interpretation is full of anti-zionist activities and the political class refuses to fight them – more often they affirm these anti-Jewish positions in which twisted way ever. Thus it has become a part of the political social culture not to fight Islamic groups and their anti-Jewish impact. Only a few organizations have been forbidden after WTC. And of course it is not just a question to prohibit such groups or organizations. It’s also a question of how to reflect antisemitic and anti-zionist activities.

2) Affirmation of Islamic Jihad in Germany

The most mass-effective manifestation of actual anti-Zionism showed up in spring 2002 with numerous demonstrations all over Germany for a free Palestine. Israel was accused of killing children, there were posters with a Hamburger where the meat inside was a Palestinian inscribed „made in Israel“ . Or posters with „the Israeli massacre of Jenin“ were held up. The truth is not important for people with such strong resentments.

Several ten thousand people from left organizations like the PDS (“Party of Democratic Socialism”) (who called the WTC attacks „something like this comes from this“) and the Greens, autonomous groups and of course Arabic, Islamic groups including Hizbollah, Hamas, PLO with their flags and many other groups or organizations like, for example, the Hizb ut-Tahrir. This group scanned „Jews are monkeys“ in Arabic, anyway some hundred meters behind the Member of Federal Parliament Christian Ströbele walked with his friends. Same time, same place, same anti-Jewish impact.

Here you can see what I wanted to explain at the beginning: the specific German need to project guilt on to Israel and the Jews. The danger for Israel lies in the large variety and discoursive practice of this „new anti-Israelianism“ (9). The conference in Durban in summer 2001 was a sign to the world: listen, Israel is a racist state, Zionism means hate. (Did the Jews learn anything from Auschwitz?) These anti-Zionist Internationals (10) suggest that the jews didn’t learn anything since Auschwitz.

After the WTC attacks the danger for Israel has even increased, because the Jihadists could see that European demonstrations do not call up to fight Jihad but the USA and Israel instead, the same targets of Jihad. In addition the Palestinians could see that suicide bombing gives the PA a better position in the European Community and destabilizes Israel, psychologically, politically, economically, and socially. The already mentioned muslim-markt is a strong anti-Israeli-group and is surely just one example of few. Not to forget that it was no accident that the Al-Qaida members Mohammed Atta and his friends had good circumstances to prepare the massacre in New York while living and studying in Hamburg and visiting several mosques in this city for many years.

To come to an end let me please give you a final example which shows you the convergence of left, right and the center in Germany. Since several months left groups are collecting signatures for a resolution pleading for a stop to deliver military equipment and weapons to Israel. Besides this they call for a stop of import of israel goods. At the same time, last week, President of State Katsav visited Germany and the Nazi party NPD proclaimed to a demonstration with the slogan: „Solidarity with Palestine. No more weapons for Israel“.

You might be astonished here but the reality in Germany lies in this Nazi-slogan. Although left wingers opposed this demonstration most of them didn’t realize that they are fighting for the same aim: „Free Palestine. No more weapons for Israel.“ To complete this dramatic converge of left, right and now the center, some days before the NPD Peter Struck, Federal Minister of Defence told us, that Germany will not send the demanded transport tanks called ‚Fuchs‘ to Israel. The Greens did also refuse such an export at a party convent the same week-end. None of them was willing to talk about Hamas or Hizbollah, about antisemitic speeches of Presidents of State of Syria for example.

This new anti-zionist view of world has arisen since 2000 on a well-grounded fundament by leftist since 1967. They are talking about human rights, they never talk about the human duty to fight anti-Zionism and antisemitism.

Not just at night in a dream, but in everyday politics Federal Chancellor Schröder wants to install German UN-Soldiers at the Golan for example, in order to tell the Jews in Israel how to care about human rights. He and his Vice-Chancellor Fischer are convinced that they can tell Israel the truth about Auschwitz. They also know much better to talk friendly to Hizbollah, Hamas or Arafat himself in order to bring peace on earth, they believe.

I myself, according to the Philosopher Adorno, I am convinced you cannot debate pro- and contra suicide bombing with madmen. Considering the personality structure of such persons „le sort en est jeté- rien ne vas plus“.(11) To prevent such antisemitism Woody Allens bat is not enough.

The children and grandchildren of Germany’s willing executioners have become willing refusers to fight antisemitism and anti-Zionism; they are oscillating between indifference towards and affirmation of Islamic or Arabic antisemitism/anti-Zionism.

In Germany a predilection for dead Jews is maintained. There is a bad tune to support living Jews in fighting antisemitism and anti-Zionism today.

Thank you very much for your patience

Notes:

(1) Karl Rohe (1987): Politische Kultur und der kulturelle Aspekt von politischer Wirklichkeit, in: Berg-Schlosser, Dirk/Schissler, Jakob (Hg.), Politische Kultur in Deutschland. Bilanz und Perspektiven der Forschung, Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft 18, S. 39-48, p. 42.
(2) Vgl. Lars Rensmann (1998): Kritische Theorie über den Antisemitismus. Studien zu Struktur, Erklärungspotential und Aktualität, Berlin-Hamburg, Argument, (Edition Philosophie und Sozialwissenschaften 42), p. 231f.
(3) Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). tageszeitung (taz), Frankfurter Rundschau (FR), Süddeutsche Zeitung (SZ).
(4) Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung: Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in deutschen Printmedien unter besonderer Berücksichtigung des Israel-Bildes. Analyse diskursiver Ereignisse im Zeitraum von September 2000 bis August 2001, Duisburg 2002.
(5) Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft – fög, Universität Zürich: ISRAELI UND PALÄSTINENSER IM SPIEGEL DER MEDIEN ANALYSE DER NAHOST-BERICHTERSTATTUNG IM ZEITRAUM ENDE SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2000 fög, CH-8008 Zürich, 5. Januar 2001
(6) Vgl. Roland Schatz (Medien-Tenor, Bonn), translated and edited by Prof Eli Pollak (israel media-watch) „The Image of Israel and the Palestinian Authority in the International Media“, Bonn 2002 (see a german version: Roland Schatz: Der Blick auf Israel und Palästina, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 41. Jg., Heft 162, 2. Quartal 2002, p. 93-113).
(7) See Schatz 2002.
(8) Klaus Thörner: Die Saddam AG. Trotz des Uno-Embargos vertieft die deutsche Industrie die wirtschaftlichen Beziehungen zum Irak, in: jungle world, Nr. 51, 11.12.2002.
(9) Günther Jacob (2002): Israel ist unser Unglück: Anti-Israelismus nach dem 11.September, in Konkret 8/2002 and www.hagalil.com.
(10) To transfer Hannah Arendt‘s notion of the „faschistische Internationale“ from 1945, see: Hannah Arendt (1945)/1989: Antisemitismus und faschistische Internationale, in: dies. Nach Auschwitz. Essays & Kommentare 1, Berlin (Edition Tiamat, ciritica diabolis 21), pp. 31–48.
(11) See Theodor W. Adorno (1962)/1998: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute, in: ders. Gesammelte Schriften 20–1, pp. 360–383.

hagalil.com 17-12-2003

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