Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Wistrich

Was ist Antisemitismus? Eine Definition und eine Analyse der Beziehung der Israelfeindschaft zum Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) schreiben die Leiterin und der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin (TU), Stefanie Schüler-Springorum und Uffa Jensen, am 26. Mai 2024 über die aktuellen Diskussionen innerhalb der Antisemitismusforschung („Der Dissens in der Antisemitismusforschung„).

Sie meinen, dass jene Antisemitismusforscher*innen, die Israelfeindschaft und Antizionismus – nach dem Stand der internationalen Forschung – als Antisemitismus begreifen, das vermutlich nur deshalb tun würden, um „Nebelkerzen“ zu zünden, also „um davon abzulenken, dass trotz Holocaust und deutscher Vergangenheitsbewältigung der indigene Antisemitismus fröhlich weiterexistiert?“

Der Kern ihres Textes ist Folgendes:

„Alle Formen der Israelfeindschaft oder der Kritik an israelischer Politik für antisemitisch zu erklären weitet das Feld der Antisemitismusforschung ins Politische aus und verunklart den Begriff. Darauf reagieren wir mit begründeter und begründbarer Skepsis.“

Damit gibt es für Schüler-Springorum und Jensen offenkundig Formen der IsraelFEINDSCHAFT, die nicht antisemitisch sei. Und das ist eine zwar typische, aber für einflussreiche Antisemitismus-Forscher*innen skandalöse Aussage, die dem israelbezogenen Antisemitismus Tür und Tor öffnet.

Der heutige Antizionismus wendet sich konkret gegen die Sicherheit von hier und heute lebenden Jüdinnen und Juden im Staat Israel und weltweit. Jede Form der Israelfeindschaft ist antisemitisch. Punkt.

Sie gefährdet das Leben von Millionen Jüdinnen und Juden im Staat Israel und weltweit. Wer das nicht sieht, ist nicht primär dumm, sondern ignorant, unwissenschaftlich, herzenskalt oder teilt diese Israelfeindschaft schlichtweg und ist somit politisch zu bekämpfen, da es sich hierbei um alles, nur nicht um Wissenschaft handelt, schon gleich gar nicht um Antisemitismusforschung.

Ob sich die Hamas wirklich erträumt hatte, dass sie eine dermaßen offene und aggressive Unterstützung weltweit – vom Mob wie von der Elite – erfährt nach dem unfassbarsten Massaker an Juden seit der Shoah? Hätte die Hamas gedacht, dass es weltweit die größte Anti-Israel-Welle gibt – von den Vereinten Nationen über die Kulturszene und den ESC bis hin zu Forscher*innen, die sich hinter antisemitische Pro-Hamas Student*innen stellen, zu Tausenden – seit Gründung des Staates am 14. Mai 1948?

Hätte die Hamas wirklich in ihren kühnsten Träumen gedacht, dass das blutige Abschlachten von über 1200 Jüdinnen und Juden, das Handabhacken von Kindern, das Augenausstechen von Männern, das In-den-Kopf-Schießen von wehrlosen Zivilist*innen, das Quälen von IDF-Soldat*innen, das lebendig Verbrennen ganzer Familien zu einem weltweiten Schrei nach Solidarität für einen Staat Palästina oder für die Zerstörung Israels via Einstaatenlösung oder einem binationalen Staat („From the River to the Sea“) führen würde?

Die beiden Leiter*innen des ZfA wenden sich explizit gegen einen anderen Text in der FAZ von dem Passauer Politikwissenschaftler Lars Rensmann und seiner Kollegin und Soziologin Karin Stögner, die in der Tat den antizionistischen Antisemitismus als großes Problem betrachten, namentlich in der Wissenschaft.

Rensmann und Stögner hatten angesichts der als „Israelkritik“ codierten Form des heutigen Antisemitismus geschrieben („Antisemiten mit bestem Gewissen“, FAZ, 05. April 2024):

„Es regt sich nun Gegenwind seitens der politisch Verantwortlichen. So ruft die Kultusministerkonferenz (KMK) in einem im Dezember 2023 verabschiedeten Aktionsplan gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit die Universitäten zu einer klaren Positionierung gegen jegliche Form des Antisemitismus auf. Sie beruft sich auf die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), nach der sich Antisemitismus ‚in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen‘ richtet. Auch der Staat Israel ist eine jüdische Institution, gegen die sich Antisemitismus richten kann. Die IHRA-Definition behauptet jedoch nicht, dass Kritik an der Politik Israels per se antisemitisch sei (und gerade in Israel selbst wird die Regierung Netanjahu zu Recht äußerst kritisch gesehen). Es werden vielmehr die Grenzen indiziert, an denen erkennbar wird, wenn antijüdisches Ressentiment sich als vorgebliche ‚Israelkritik‘ tarnt.“

Schüler-Springorum und Jensen jedoch lehnen die von über 35 Staaten angenommene Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) vehement ab und plädieren für ihre eigene Definition, eine „Jerusalemer Erklärung“ von 2021, in der es unumwunden heißt:

„Israel und Palästina: Beispiele, die nicht per se antisemitisch sind (unabhängig davon, ob man die Ansicht oder Handlung gutheißt oder nicht): (…) 12. Kritik oder Ablehnung des Zionismus als eine Form von Nationalismus oder das Eintreten für diverse verfassungsrechtliche Lösungen für Juden und Palästinenser in dem Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer. Es ist nicht per se antisemitisch, Regelungen zu unterstützen, die allen Bewohner:innen ‚zwischen dem Fluss und dem Meer‘ volle Gleichberechtigung zugestehen, ob in zwei Staaten, einem binationalen Staat, einem einheitlichen demokratischen Staat, einem föderalen Staat oder in welcher Form auch immer.“

Nun: Wer den Zionismus und somit den Staat Israel ablehnt, handelt antisemitisch. Wer sich nach dem 7. Oktober 2023 für die Einstaatenlösung einsetzt oder diese auch nur toleriert, handelt antisemitisch, da Juden und Jüdinnen exakt wissen, wie diese Einstaatenlösung aussähe: Massenvergewaltigungen, lebendig verbrannte Israelis, abgehackte Körperteile, entführte und täglich brutal gefolterte Jüdinnen und Juden, massakrierte linkzionistische Partygänger*innen des Supernova Festivals, ermordete oder entführte Holocaustüberlebende.

Schüler-Springorum und Jensen stellen sich also als Leiter*innen des Zentrums für Antisemitismusforschung hinter eine Erklärung, die in der internationalen Forschung selbst als dem Antisemitismus Vorschub leistend kritisiert wird.

Wie der World Jewish Congress festhält, ist Antizionismus eine Form des Antisemitismus: er verwehrt Juden das Recht auf Selbstbestimmung und ignoriert die Tausende Jahre alte Verbindung der Juden mit dem Land Israel.

Lars Rensmann hat auf einer Seite der Amadeu Antonio Stiftung (AAS) 2021 die „Jerusalemer Erklärung“ kritisiert:

„Dagegen ist die ‚Jerusalemer Erklärung‘ schon in ihrem Ansatz unpräzise. Dort heißt es: ‚Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische).‘ Was aber soll das heißen? Wenn jemand etwa dazu aufruft, „die Zionistenschweine“ zu ‚vernichten‘—richtet sich das überhaupt gegen Juden ‚als Juden‘ oder dann ‚nur‘ gegen ‚die Zionisten‘ und wäre demnach als ‚legitime Israelkritik‘ zu verstehen? Und wie verhält es sich beim Propagandaslogan der Neonazi-Partei ‚Die Rechte‘, ‚Israel ist unser Unglück‘? Der Definition zufolge wäre nicht mal dies antisemitisch, denn hier werden Juden und der jüdische Staat ja nicht ‚als Juden‘ angegriffen, sondern ‚nur‘ Israel—in Adaption der Parole ‚die Juden sind unser Unglück!‘ des deutschen Historikers Heinrich von Treitschke—für ‚unser Unglück‘ verantwortlich gemacht. Reicht es dann dieser Definition nach, wie heute unter Antisemit:innen üblich, einfach das Wort Jude durch ‚Zionist‘ zu ersetzen, und der Judenhass wird koscher? Ist es demnach auch ‚nicht antisemitisch‘, Juden und allen Israelis ‚als Israelis‘ den Tod zu wünschen oder ihnen Gewalt anzutun?“

Die Jerusalemer Erklärung ist geradezu perfide, weil sie genau weiß, dass fast alle Juden Zionisten sind, aber es eben auch antizionistische (teils religiös durchgeknallte) Jüdinnen und Juden gibt, denen es nichts ausmachen würde, würde der einzige Judenstaat zerstört und Millionen Jüdinnen und Juden wahlweise vergewaltigt, massakriert und abgeschlachtet oder ‚nur‘ vertrieben würden.

Und exakt so handeln ja die Student*innen weltweit wie an der FU oder HU Berlin oder der Columbia University in New York City, sie hetzen gegen Juden und sagen, sie meinen Israelis und somit könnten sie gar nicht antijüdisch sein.

Einfach gesagt: schlag einen jüdischen Israeli tot und behaupte danach, das sei nur ein etwas blutig verlaufener, aber gerechtfertigter Teil des ‚antikolonialen Befreiungskampfes‘ gegen einen Staat, Israel. In dieser wahnwitzigen Vorstellung ist ein toter jüdischer Israeli gar kein toter Jude.

Früher nannte man so etwas Holocaustleugnung und es war strafbar. Heute ist das der letzte Schrei und ein Schenkelklopfer nicht nur für (voll)verschleierte Musliminnen, sondern auch für säkulare Antizionisten aller Geschlechter.

Wer so argumentiert und den Antizionismus nicht hier und heute kategorial als Form des Antisemitismus begreift, ignoriert nicht nur den internationalen Forschungsstand, sondern gefährdet mit solchen sophistischen Spielchen ganz konkret das Leben von Jüdinnen und Juden auch in Deutschland.

Erst vorgestern gab es in Heidelberg eine Solidaritätskundgebung und eine Menschenkette mit ca. 300 Menschen für die jüdische Gemeinde Heidelberg, da ein versuchter Mordanschlag von zwei Deutsch-Türken bzw. Deutschen dank der Arbeit der Sicherheitsbehörden frühzeitig aufflog. Diese zwei Antisemiten wollten Juden und Jüdinnen nach dem Synagogenbesuch mit Messern ermorden und hofften, so steht es in einem Chatverlauf, dann von der Polizei erschossen zu werden. Diese Jihadideologie ist unsagbar gefährlich und zeigt die untrennbare Verknüpfung von Israel- und Judenhass.

Wer das nicht sieht, will es nicht sehen, vorsätzlich.

Die beiden Forscher*innen des ZfA hingegen tun so, als wären sie progressiv, dabei gibt es nichts Reaktionäreres, als die Auslöschung des einzigen Judenstaates zu verhandeln oder mit solchen Debatten über das Ende des Judenstaates zu liebäugeln und sie aggressiv zu forcieren.

Wer wirklich ernsthaft über das Ende Israels verhandelt und somit das Leben von Jüdinnen und Juden vorsätzlich in Gefahr bringt, handelt eindeutig antisemitisch, auch wenn es in der FAZ passiert, die auch mal nicht antisemitische Texte publiziert.

Im Folgenden definiere ich interdisziplinär und recht umfassend Antisemitismus.

Was ist Antisemitismus?

Antisemitismus ist der „längste Hass“[1], eine „tödliche Obsession“[2], wie es der bedeutendste Antisemitismusforscher unserer Zeit sagte (Robert S. Wistrich 1945–2015) und die wandelbarste Ideologie überhaupt. Es gibt heute drei unterschiedliche Kategorien von Antisemitismus:

 

1) ‚Traditionelle‘ Judenfeindschaft von der Antike über das Mittelalter bis hin zum ‚modernen‘ Antisemitismus.

Das umfasst:

a) Antijudaismus und die Ablehnung der jüdischen Religion, des jüdischen Monotheismus, der jüdischen Beschneidung[3]

b) Juden als „Christusmörder“[4]

c) Eine Denkform, die das böse Abstrakte wie die Geldzirkulation dem guten Konkreten wie der Arbeit gegenüberstellt, ein zentraler Topos der völkischen Bewegung und des Nationalsozialismus, ja bis heute (u.a. „Brechung der Zinsknechtschaft“[5], Abwehr von Warenhäusern oder dem „Finanzkapitalismus“)

d) Ressentiments gegen Intellektuelle oder das urbane Leben[6]

e) Der Topos des „ewigen Juden“ Ahasver, der immer umherwandere und nie zur Ruhe komme[7]

f) Verschwörungsmythen wie die Blutbeschuldigung im Mittelalter (Juden würden für ihre Matzen das Blut von Christen und Muslimen benötigen, wie die Damaskus Blood Libelvon 1840 fantasierte), später komplette Verschwörungsnarrative wie die „Protokolle der Weisen von Zion“[8] von 1905 (eine russische Fälschung[9]) oder heutige Verschwörungserzählungen wie unter anderem zu 9/11[10] oder reichen Juden, die Flüchtlinge und linke NGOs benutzen würden, um die ‚nationale Identität‘ in Europa oder dem Westen zu unterminieren oder zu „Bilderberger“[11]. Gleich zu Anfang der Corona-Pandemie fantasierten im Iran Mediziner wie Professor Ali Karami von der Baqiyatallah University, die von den islam-faschistischen Revolutionsgarden betrieben wird, dass Corona als „biologische „Waffe“ von den „Amerikanern und Zionisten“ benutzt würde.[12]

g) Philosemitismus (auch von Christen, die am Ende des Tages Juden taufen wollen) wie rechte Israelfreunde, die das nur sind, weil sie denken, Israel kämpfe primär gegen Muslime.

 

2) Antizionismus und Israelfeindschaft:

a) Darunter fällt die Ablehnung des Zionismus und von Israel als jüdischer und demokratischer Staat

b) Die Boykottbewegung gegen Israel BDS fällt ebenso darunter, da sie Israel nicht als jüdischen Staat anerkennt, sondern zum Beispiel mit der Forderung nach einem „Rückkehrrecht“ der 1948 vertriebenen (oder freiwillig gegangenen) Araber und aller ihrer Nachkommen Israel als jüdischer Staat zerstört würde.

c) Die Einstaatenlösung („From the River to the Sea“), da sie Juden das Recht auf Selbstbestimmung, wie sie nur der Zionismus sichert, abspricht.

d) Viele „Antideutsche“ unterstützen Israel – allerdings nur bis zur kommunistischen Weltrevolution, für sie ist der Zionismus nicht die richtige Antwort auf den Antisemitismus (doch derzeit die einzige mögliche); was solche Pro-Israelis jedoch mit kommunistischen (aber weiterhin zionistischen) wie nicht-kommunistischen Jüdinnen und Juden nach der Weltrevolution, die eine Welt ohne Staaten und Klassen bedeutete, machen würden, ist unklar…

3) Antisemitismus nach Auschwitz, erinnerungsabwehrender oder „sekundärer Antisemitismus“[13]:

 

a) Holocaustleugnung[14]

Holocaustverharmlosung kann sich wie folgt zeigen:

b) postkolonial (Schwarze und indigene Völker seien Opfer der Weißen wie die Juden im Holocaust, „Kaiser’s Holocaust“[15])

c) rechtsextrem wie im Mainstream äußern („Bomben-Holocaust“ gegen Dresden[16])

d) feministisch (das „kleinbürgerliche“ Leben von Frauen im Haushalt sei wie ein „komfortables Konzentrationslager“ (Betty Friedan[17]); Frauen seien Opfer der Männer wie die Juden im Holocaust)

e) „goldener Holocaust“ (Rauchen[18])

f) antifeministisch bei Abtreibungsgegner*innen („Babycaust“[19])

g) antikommunistisch durch die Gleichsetzung von Rot und Braun wie in der Prager Deklaration von 2008[20] und der geplanten EU-Schul­buch­politik zur Gleichsetzung von Hitler und Stalin

h) tierrechtsmäßig („Holocaust auf deinem Teller“, PETA[21])

i) ökologisch und friedensbewegt (im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses von 1979 und der Ausstrahlung der TV-Serie „Holocaust“ 1978 in den USA und im Januar 1979 in der BRD, „atomarer Holocaust“[22], später z.B. „ökologische Kristallnacht“[23])

j) Kriegsvergleiche („Holocaust im Kambodscha“[24], „Vernichtungskrieg“ Russlands in der Ukraine, Serbien würde im Kosovo Verbrechen begehen, die „Auschwitz“ ähneln (NATO-Krieg 1999 gegen Serbien); der ukrainische Präsident Selenskyj vergleicht die Gründung der NSDAP 1920 mit dem völkerrechtswidrigen russischen Ukraine-Krieg 2022)

k) in der Corona-Pandemie (Relativierung des Holocaust durch Darstellen der Coronapolitik als „wohl größtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit“[25])

l) Straßen, Plätze, Stadien, Universitäten, Brücken, Krankenhäuser etc., die nach Nazis, Antisemit*innen oder Tätern im Holocaust benannt sind (zum Beispiel in Deutschland oder der Ukraine)

m) Auschwitzvergleiche

n) Juden oder Israel mit Nazis vergleichen (wie der russische Außenminister Lawrow, der Hitler „jüdisches Blut“ andichtet)

o) In vielen Facetten bis heute eine der häufigsten Formen von antisemitischer Erinnerungsabwehr: Auschwitz als „Moralkeule“ (Martin Walser, 1998[26]).

Diese Liste bildet nur einige der bekanntesten und folgenreichsten Formen von sekundärem, erinnerungsabwehrenden oder universalisierendem Antisemitismus ab.

 

In der heutigen internationalen Diskussion wird häufig nur der israelbezogene Antisemitismus thematisiert, die anderen Formen werden meist vernachlässigt. Die Diskussion über einen „neuen“ Antisemitismus seit knapp 20 Jahren[27] hat von Anfang an verkannt, dass es um mehr geht als um den sogenannten Israel bezogenen Antisemitismus.

Der israelfeindliche Anti­semi­tis­mus ist jedoch sicher die gefährlichste Variante des heutigen Antisemitismus. Doch es ist nicht die einzige Form des Antisemitismus, die Analyse und Kritik bedarf.

Allerdings ist die Ignoranz in Deutschland gegenüber anderen Formen des heutigen Antisemitismus weit verbreitet. So sind zum Beispiel der sekundäre, erinnerungsabwehrende Antisemitismus und die Holocaustverharmlosung durch die Gleichsetzung von Rot und Braun, wie sie sogar höchst offiziell vom späteren Bundespräsidenten Joachim Gauck in der Prager Deklaration 2008 unterstützt wurde, kaum ein Thema der Antisemitismusforschung in Deutschland.

Gauck wiederum zeigte noch weitere Abgründe seiner Person auf, als er auf einer Tagung für Lehrer*innen in Rostock Ungeimpfte als „Bekloppte“ diffamierte und auf diese vulgäre Sprache auch noch stolz war, da er jetzt ja „Rentner“ sei.[28]

Der „Neue Antisemitismus“ seit 1974

Der Begriff „neuer Antisemitismus“ ist nicht neu, das erste Buch zum Thema „neuer Antisemitismus“ erschien in den USA im Jahr 1974 von Arnold Forster und Benjamin R. Epstein zur Analyse und Kritik des „neuen Antisemitismus“.[29]

Foto: Privat

Epstein war seit 1947 nationaler Direktor der Anti-Defamation League (ADL), Forster stellvertretender Direktor. Sie gehen auf Antisemitismus Ende der 1960er Jahre in New York City und an öffentlichen Schulen ein, wobei es wahlweise neo-nazistische oder schwarze antisemitische Propaganda gab. Sowohl die American Nazi Party, als auch der Congress of Racial Equality von schwarzen Aktivist*innen waren damals sehr aktiv.[30]

Es sollten zum Beispiel jüdische Schulleiter oder jüdische Mitarbeiter*innen an Schulen im New Yorker Stadtteil Brooklyn vertrieben werden. In einer drohenden Sprache hieß es:

„The ‘Germans in Germany killed you Jews because you tried to control the economy of Germany and that is what you are trying to do to the black man in the United States.‘“[31]

Von hier bis zu der Attacke einer blonden weißen Frau, die einem orthodoxen Juden im September 2022 seinen Schtreimel vom Kopf schlug,[32] gibt es eine direkte Linie, nicht ohne Brüche, aber der Antisemitismus war auch in den USA nie weg, so wenig wie in Deutschland, nur gibt es in Deutschland seit der Shoah kaum noch Juden.

Die wenigen Juden, die heute in Deutschland leben (ca. 120.000), sind vor allem vom muslimischen Antisemitismus bedroht. Es gibt über 5,5 Millionen Muslime in Deutschland, wovon natürlich nicht alle Antisemiten sind, aber es gibt auch überhaupt gar keine türkischen Demonstrationen für Israel oder syrisch-irakisch-migrantische Pro-Israel oder wenigstens Anti-Hamas Demos.

Rechtsextreme Gewalttäter und Neonazis oder Parteien wie die AfD kommen als Gefahr noch additiv hinzu. Aber zumal auf der Straße, an der Universität, beim Einkaufen oder in der U-Bahn ist die Gefahr durch fanatisierte und extremistische Muslime sowie linke Ideologen angesichts einer Israelfahne, eines Israel T-Shirts, einer Kippa oder einer Davidstern-Halskette angegriffen, geschlagen oder gar (schwer) verletzt zu werden, bei weitem höher als die Gefahr in diesen alltäglichen Situationen von Rechten attackiert zu werden, auch wenn es selbstredend einen Unterschied macht, ob mann oder frau in der Provinz in Thüringen mit einem Schal von Maccabi Tel Aviv herumläuft oder als Tourist*in mit Davidstern T-Shirt nicht wusste, welche unglaubliche Gefahr zum Beispiel in der U8, der U7 oder der Sonnenallee in Berlin-Neukölln auf eine oder einen wartet.

Schon 1969 agitierten in Harlem in New York City schwarze Aktivist*innen und zogen eine Linie von der Lehrergewerkschaft zu „Zionisten“, die „in ihrem eigenen Land Schwarze töten“ würden.[33] Der radikal linke, rechtsextreme, aber auch der arabische und sowjetische Antisemitismus werden thematisiert. Oder sie kritisieren künstlerische Formen des Antisemitismus wie in der Filmversion des Musicals „Jesus Christ Superstar“, wo die Lüge, dass Juden Jesus getötet hätten, aufgewärmt wird und es sich um eine Mischung aus „Oberammergau“, dem Neo-Nazi „Gerald Smith“ und dessen „Großem Passionsspiel“ handelt.[34] Die iranische Gefahr und den iranischen islamistischen Antisemitismus gab es 1974 noch nicht, da die Islamisten erst 1979 und die folgenden Jahre die Macht an sich rissen.

Forster und Epstein gehen in ihrem grundlegenden Buch zur Analyse des Post-Auschwitz Antisemitismus, des „neuen Antisemitismus“ auch auf den schon damals erstarkenden antiisraelischen Antisemitismus ein. Sie nehmen als ein Beispiel das damals neben dem Spiegel führende wöchentliche Nachrichtenmagazin in der BRD, den Stern, der Mitte Juni 1973 eine antizionistische Kampagne im Sinne der palästinensischen Terrororganisation Al Fatah fuhr. Darin schrieb der Stern-Reporter Kai Hermann, dass Israel seit 1948 die „arabischen Bewohner“ aus ihrem Land geworfen hätte.[35] Da ist quasi ein Teil der heutigen BDS-Ideologie, die ein Rück­kehr­recht für die damals Vertriebenen und alle ihre Nachkommen fordert, schon damals im Mainstream erkennbar gewesen.

Auch auf den linksradikalen Antisemitismus wie von Georg von Rauch oder der Kommune I gehen Forster und Epstein ein, von Rauch wollte demnach die Olympiade 1972 in München angreifen und forderte eine „dir­ekte Zusammenarbeit mit Al Fatah und den Black Panthers“.[36]

Am 04. Dezember 1971 kam Georg von Rauch in einem Schusswechsel mit der Westberliner Polizei ums Leben, er hat für die linksradikale Szene in Berlin eine legendäre Bedeutung, auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg wurde nach seinem Tod ein Gebäude besetzt und nach ihm benannt, die Band Ton Steine Scherben machte einen Song zu seinem Andenken („Rauch-Haus-Song“).

Doch der Antisemitismus war in dieser Szene damals kein Thema für Selbstreflektion und Kritik, vielfach bis heute nicht. Antisemitische Verschwörungsmythen wie die Protokolle der Weisen von Zion und heutige Formen dieses Machwerks von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, fanden Forster und Epstein insbesondere bei der extremen Rechten.[37] Das hat sich nicht erst, aber verschärft seit dem 11. September 2001 geändert, da jetzt auch marxistische und sonstige linke Publizist*innen an einen „deep state“ glauben und sowohl den Islamismus und Jihad negieren oder trivialisieren und an böse Drahtzieher im Dunkeln glauben.

 

Viele Kulturschaffende, aber auch Forscher*innen im Bereich Jüdische Studien und Antisemitismusforschung wie am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin weigern sich, die BDS-Bewegung als antisemitisch zu definieren. Den Konflikt hat der Journalist Thierry Chervel vom Perlentaucher im März 2021 zusammengefasst. Es geht um einen „richtigen“ und einen „falschen“ Begriff von Antisemitismus:

„Der ‚richtige‘ Antisemitismusbegriff ist schnell umrissen. Er wendet sich gegen ‚die Verbreitung des Gifts des Antisemitismus in rechten Gruppierungen und im Internet‘, schreibt [Aleida] Assmann in ihrem großen Merkur-Artikel zur Mbembe-Debatte.[38] Dieser rechte Antisemitismus nimmt laut Assmann ‚weiter zu und erfordert ein entschlossenes Handeln der Ordnungskräfte, klare Positionen der Politiker, aber auch die Wachsamkeit der gesamten Zivilgesellschaft‘. Zu den Verbrechen dieses Antisemitismus gehören der Anschlag auf die Synagoge von Halle oder der Anschlag auf die Synagoge von Pittsburgh.

Der neue und für Assmann falsche Antisemitismusbegriff aber hat, wie sie im Merkur klagt, ‚das politische Klima in Deutschland merklich verschärft‘. Geprägt wurde dieser Begriff von einer ganzen Reihe demokratischer Staaten. Es handelt sich um die Antisemitismus-Definition der ‚International Holocaust Remembrance Alliance‘ (IHRA), die auch einer Selbstverpflichtung gleichkommt.

Sie schließt israelbezogenen Antisemitismus ein: ‚Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv ver­stan­den wird, richten. Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden‘, heißt es da. Diese IHRA-Definition ist für Assmann an sich schon Auslöser einer sich ver­schärfenden Diskussion und hat ‚einen Prozess eingeleitet, dessen Ende noch nicht abzusehen ist‘.“[39]

Da wundert es natürlich überhaupt nicht, dass im Merkur auch Omri Boehm mit seinem antizionistischen Fantasma eines binationalen Staates angeführt wird und die Herausgeber auch noch glauben (es ist wie ein Glaubensbekenntnis), damit keinen Beitrag zum Antisemitismus zu leisten.

Die Documenta 15 mit verschiedenen antisemitischen Skandalen im Jahr 2022, der rechtsextreme Anschlag auf die Synagoge in Halle im Herbst 2019, aber auch die weniger problematisierten Tendenzen in der Forschung, wie die Erinnerungsabwehr an die Verbrechen des Nationalsozialismus im Reden über das Jahr 1942 – wie ein Foto-Projekt aus Stuttgart zeigt[40] –, sowie die immer abrufbare Diffamierung der jüdischen Religion wie der männlichen Beschneidung zeigen, dass der Antisemitismus ein bleibendes und sehr akutes Problem darstellt.

Wenn Schüler-Springorum und Jensen in der FAZ schreiben:

„Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sich Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Feindschaft in breiten Teilen der Gesellschaft wieder zu verfestigen scheinen, muss innerhalb der Antisemitismusforschung zu einem wissenschaftsbasierten Umgang zurückgefunden werden, weg von persönlichen Diffamierungen“,

dann sollten sie zuerst mal den internationalen Forschungsstand zur Analyse des Antisemitismus, Antizionismus und der Israelfeindschaft zur Kenntnis nehmen. Wer jedoch das Endes des einzigen Judenstaates als diskussionswürdige Idee begreift und nicht als genozidale Ideologie bekämpft, hat als Antisemitismusforscher*in versagt.

Wer jedoch erlebt hat, wie nach 9/11 das Zentrum für Antisemitismusforschung unter der Leitung des Historikers Wolfgang Benz agiert hat und „Islamophobie“ als zentrales Forschungsfeld aufnahm, sieht die klare Traditionslinie dieses Zentrums hin zu diesem hier untersuchten FAZ-Text der heutigen Leitung des ZfA. Im Sommer 2020 kritisierte Die Welt das ZfA:

„Die Historikerin Juliane Wetzel (seit 1991 beim ZfA) geht noch einen Schritt weiter: In ihrem Buchbeitrag heißt es, dass ‚etwas ziemlich schief laufe‘, wenn ‚selbst Schüler, die auf dem Schulhof ihre Mitschüler mit ‚Du Jude‘ beschimpfen, als Antisemiten tituliert werden‘. Ihre Begründung: ‚Das Schimpfwort ‚Du Jude‘ kann, muss aber keine antisemitische Konnotation haben. Es kann als Provokation eingesetzt werden und/oder es wird synonym zu ‚Du Opfer‘ verwendet.“

Wie gezeigt ist Antisemitismus der „längste Hass“ und die flexibelste Ideologie. Der antizionistische Antisemitismus ist heute die am weitesten verbreitete und gefährlichste Form des Antisemitismus.

Doch gerade Antisemitismusforscherinnen und -forscher machen sich nicht selten gemein mit der Israelfeindschaft und negieren ganz offensiv, dass hier und heute jede Form der Israelfeindschaft antisemitisch ist, egal ob sie von feingeistigen, an Hegel geschulten kalifornischen Feministinnen oder ungebildeten, Hitler verehrenden mörderischen sächsischen Neonazis oder aber schwäbisch-badisch-türkischen Islamisten ausgeht.

Schließlich gilt, was die Kolumnistin JM Sorrell aus den USA schreibt, ihr Text wurde von Verena Brunschweiger für den Band „Am Israel Chai“ von Thomas Weidauer und mir aus dem Englischen übersetzt:

Mit einem Vorwort von Gert Weisskirchen und
einem Nachwort aus Amerika von JM Sorrell

187 S. | 38 Abbildungen | 12,5×19 cm | ISBN 978-3-946193-41-8 | 16€ | The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Nahen Osten, Band 7 | Dezember 2023

 

„Ich lese Elie Wiesels ‚Nacht‘ noch einmal und kann es jedem im High-School-Alter oder älter wärmstens empfehlen. Wenn Sie ein Gewissen haben, werden Sie von der Gleichgültigkeit, die die Welt während des Holocaust an den Tag legte, und von den Übeln des soziopathischen Vergnügens, das darauf abzielt, Geist, Herz und Körper zu zerstören, am Boden zerstört sein. Wiesel als Teenager, der seinen Glauben an die Menschheit und Gott verliert, wird Sie bis ins Mark erschüttern. Es umfasst etwas mehr als 100 Seiten und ist dennoch keine Lektüre, die man einfach so durchblättert.

Was ich der heutigen Welt nie vergessen werde, sind die unmittelbaren weltweiten Feierlichkeiten und Versammlungen für die Rechte der Palästinenser:innen am Tag, nachdem Jüdinnen und Juden in Israel systematisch gefoltert, vergewaltigt, ermordet und entführt wurden. Dies geschah lange vor dem Bodenkrieg in Gaza, und die gezielten Opfer waren größtenteils Friedensaktivist:innen, die an die Menschlichkeit und die Rechte der Palästinenser:innen glaubten.

Antisemitismus ist zu jeder Zeit empörend, dennoch war ich nicht auf diese Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber israelischen Juden im Anschluss an das brutale Massaker vorbereitet. Hamas als Freiheitskämpfer? Dieselbe Hamas, die Frauen die Menschenrechte verweigert und Lesben und Schwule ins Gefängnis steckt oder hinrichtet? Dieselbe Hamas, die nicht Milliarden von Dollar an EU-Hilfe verwendet hat, um das Leben der Palästinenser:innen zu verbessern? Ja, dieselbe Hamas, deren Hauptaufgabe darin besteht, alle Juden zu töten.“

 

 

[1] Robert S. Wistrich (1991): Antisemitism. The Longest Hatred, London: Methuen; New York: Pantheon Books. Der folgende Abschnitt ist – leicht verändert – aus meiner Studie “Pandemic Turn. Antisemitismusforschung und Corona”, Berlin 2023 (The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Antisemitismus, Band 8), S. 19–26.

[2] Robert S. Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Antisemitism from Antiquity to the Global Jihad, New York: Random House.

[3] Alan Dershowitz (2012): Aus amerikanisch-jüdischer Sicht hat die deutsche Beschneidungsdebatte viel mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu tun. Eine Polemik, 04. September 2012, https://www.juedische-allgemeine.de/politik/der-gute-alte-antisemitismus/; Shimon Samuels (2020): Does an international campaign to ban brit mila contribute to antisemitism? What is deemed as an attack on a fundamental ethic of Judaism can be construed as an assault on the Jewish people, 31. Mai 2020, https://www.jpost.com/opinion/does-an-international-campaign-to-ban-brit-mila-contribute-to-antisemitism-629796.

[4] Marvin Perry/Frederick M. Schweitzer (Hg.) (2008): Antisemitic Myths. A Historical and Contemporary Anthology, Bloomington/Indianapolis: Indiana University Press, S. 5–56, wo unterschiedliche alte antisemitische Mythen behandelt werden; Frank Stern (2005): Visuelle Passionen und das virtuelle Imperium des 21. Jahrhunderts. Von Mel Gibsons Jesus-Film zur Pax Christiana, in: Hanno Loewy (Hg.), Gerüchte über die Juden. Antisemitismus, Philosemitismus und aktuelle Verschwörungstheorien, Essen: Klartext, S. 257–269.

[5] „Orban wirft George Soros Pläne für ‚Zinsknechtschaft‘ vor“, 22.05.2020, https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article208149433/Orban-wirft-George-Soros-Plaene-fuer-Zinsknechtschaft-vor.html; Anne Kramer (2009): Antisemitismus aussitzen. Holger Knothe untersucht, wie sich der globalisierungskritische Akteur Attac zur Frage nach antisemitischen Narrativen in den eigenen Reihen positioniert, 09. Dezember 2009, https://literaturkritik.de/id/13772.

[6] Bodo Kahmann (2011): Antiurbanismus und Antisemitismus. Zur Geschichte und Aktualität eines innigen Verhältnisses, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 50. Jg., Heft 197, 1. Quartal, S. 108–113.

[7] Clemens Heni (2006): Ahasver, Moloch und Mammon. Der ‚ewige Jude‘ und die deutsche Spezifik in antisemitischen Bildern seit dem 19. Jahrhundert, in: Andrea Hoffmann et al. (Hg.), Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah, Tübingen: TVV, S. 51–79.

[8] Hadassa Ben-Itto (1998)/2001: „Die Protokolle der Weisen von Zion“ – Anatomie einer Fälschung, Berlin: Aufbau Verlag.

[9] https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/protocols-of-the-elders-of-zion.

[10] Tobias Jaecker (2004): Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters, Münster: Lit.

[11] Carsten Koschmieder (2021): Gegen Bilderberger, Hochfinanz und Zionisten. Antisemitismus in der politischen Linken und der radikalen linken Szene, in: Alexander Deycke/Jens Gmeiner/Julian Schenke et al. (Hg.), Von der KPD zu den Post-Autonomen. Orientierungen im Feld der radikalen Linken, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 343–360.

[12] Kasra Aarabi (2020): Iran Knows Who to Blame for the Virus: America and Israel. The regime’s ideological army is spinning conspiracy theories even as it helps spread the virus among Iran’s long-suffering people, 19. März 2020, https://foreignpolicy.com/2020/03/19/iran-irgc-coronavirus-propaganda-blames-america-israel/.

[13] Clemens Heni (2008): Sekundärer Antisemitismus. Ein kaum erforschter Teil des „Post-Holo­caust“ Anti­semitismus, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 47. Jg., Heft 3, S. 132–142,
http://www.tribuene-verlag.de/TRI_Heni.pdf; Alvin Rosenfeld (2011): The End of the Holocaust, Bloomington (IN): Indiana University Press.

[14] Deborah E. Lipstadt (1993)/1996: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode. Deutsch von Gabriele Kosack. Mit einer Einführung von Micha Brumlik, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt; Deborah E. Lipstadt (2005): History on trial: my day in court with David Irving, New York: Ecco; „Deborah Lipstadt: Anthony Julius’s key role in my trial defence“, 03. Februar 2017, https://www.theguardian.com/law/2017/feb/03/deborah-lipstadt-anthony-juliuss-key-role-in-my-trial-defence; 2016 kam der Kinofilm „Denial“ heraus, der den Prozess des Holocaustleugners David Irving gegen Deborah Lipstadt und den Verlag Penguin Press darstellt.

[15] David Olusoga/Casper W. Erichsen (2010): The Kaiser’s Holocaust. Germany’s Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism, London: faber & faber.

[16] Zur Analyse von Dresden und „Luftkrieg“ und vielen weiteren Facetten des sekundären Antisemitismus siehe Clemens Heni (2008a): Secondary Anti-Semitism: From Hard-Core to Soft-Core Denial of the Shoah, in: Jewish Political Studies Review, 02. November 2008, https://jcpa.org/article/secondary-anti-semitism-from-hard-core-to-soft-core-denial-of-the-shoah/; Autor_innenkollektiv „Diss­onanz“ (2013): Gedenken abschaffen. Kritik am Diskurs zur Bombardierung Dresdens 1945, Berlin: Verbrecher Verlag.

[17] Christopher Lasch (1984): The Minimal Self. Psychic Survival in Troubled Times, New York/London: W.W. Norton, S. 62.

[18] Robert N. Proctor (2012): “Golden Holocaust”. Origins of the Cigarette Catastrophe and the Case for Abolition, Berkeley (CA): University of California Press.

[19] Chantal Louis (2022): „Babycaust“ – Keine Volksverhetzung? Die Ärztin Kristina Hänel hat vor Gericht erneut einen Sieg gegen den fanatischen „Lebensschützer“ Klaus Günter Annen erzielt. Doch das reicht ihr nicht. Denn mit der Anzeige wollten Hänel und ihre UnterstützerInnen (darunter Alice Schwarzer) erreichen, dass Annen endlich aufhören muss, Abtreibungen mit dem Holocaust zu vergleichen, 15. Februar 2022, https://www.emma.de/artikel/babycaust-keine-volksverhetzung-339227.

[20] Dovid Katz (2009): Prague’s declaration of disgrace. A European attempt to equate Communism with Nazism will falsify history, 21. März 2009, https://www.thejc.com/news/all/prague-s-declaration-of-disgrace-1.9403?highlight=%22Dovid+Katz%22.

[21] „Gericht untersagt Plakataktion von Peta: ‚Der Holocaust auf Ihrem Teller‘ bleibt verboten“, 08. November 2012, https://www.sueddeutsche.de/panorama/gericht-untersagt-plakataktion-von-peta-der-holocaust-auf-ihrem-teller-bleibt-verboten-1.1517638.

[22] Georg Fuchs (1985)2: Von der Atombombe zum nuklearen Holocaust, Wien: Gazettaverlag; Anton-Andreas Guha (1981): Die Nachrüstung – Der Holocaust Europas. Thesen und Argumente, Freiburg: Dreisam-Verlag; N. Ranganathan (1984): Nuclear Holocaust or World Peace, New Delhi/Banga­lore/Jalandhar: Sterling Publishers; Ronald J. Sider/Richard K. Taylor (1982): Nuclear Holocaust & Christian Hope. A Book for Christian Peacemakers, Downers Grove: InterVarsity Press.

[23] Albert Gore (1989): An Ecological Kristallnacht. Listen, 19. März 1989, https://www.nytimes.com/1989/03/19/opinion/an-ecological-kristallnacht-listen.html.

[24] Ariane Barth/Tiziano Terzani (1980): Holocaust in Kambodscha, Hamburg: Spiegel-Verlag.

[25] „Das ganze kulminierte dann in einer Klage gegen den PCR-Test von Christian Drosten, die Füllmich in den USA einreichen will. Schon zuvor, in einem Video, hochgeladen am 01. Oktober 2020 auf dem Kanal von Reiner Füllmich (‚106.000 Abonnenten‘) mit dem Titel ‚Money Talks V – Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘ (746.206 Zugriffe, Stand 20.01.2021) sagt Reiner Füllmich:

‚Und ich erkläre Ihnen auch, warum sich dieser Skandal zum wohl größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit entwickelt hat. Ein Straftatbestand, welcher erstmals im Zusammenhang der Nürnberger Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher des Dritten Reiches definiert wurde und heute im Völkerstrafgesetzbuch Paragraf 7 geregelt ist‘“, Clemens Heni (2021): Die unheilbar Gesunden. Ein intellektuelles Tagebuch, das Plastikwort Inzidenz und die Impf-Apartheid, Berlin: Edition Critic, S. 211 f.

[26] Ignatz Bubis/Hermann L. Gremliza (1999): „Die Haare sind mehr geworden“. KONKRET-Gespräch. Hermann L. Gremliza sprach mit Ignatz Bubis über die Suppe Deutschland und was darin schwimmt, in: Konkret 2/99, S. 12;  Joachim Rohloff (1999): Ich bin das Volk. Martin Walser, Auschwitz und die Berliner Republik (konkret texte 21), Hamburg: KVV Konkret.

[27] Doron Rabinovici/Ulrich Speck/Natan Sznaider (Hg.) (2004): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Eventuell war die Aufregung oder die Hektik damals zu groß, jedenfalls hat der Verlag auf dem Cover den Untertitel falsch geschrieben, ein Tippfehler: „Ein globale Debatte“.

[28] „Früherer Bundespräsident: Gauck nennt Impfgegner ‚Bekloppte‘“, 11. September 2021, https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/joachim-gauck-greift-impfgegner-als-bekloppte-an-17532805.html.

[29] Arnold Forster/Benjamin R. Epstein (1974): The New Anti-Semitism, New York u.a.: McGraw-Hill Book Company.

[30] Ebd., S. 69.

[31] Zitiert nach ebd., S. 69.

[32] Haley Cohen (2022): Brooklyn woman knocks hat off Orthodox Jewish man. The suspect was arrested on Saturday night by NYPD with assistance from volunteer safety patrol group Boro Park Shomrim, 19. September 2022, https://www.jpost.com/diaspora/antisemitism/article-717490.

[33] Forster/Epstein 1974, S. 69.

[34] Ebd., S. 91.

[35] Ebd., S. 260.

[36] Ebd., S. 261, Übersetzung CH.

[37] Ebd., S. 292 f.

[38] Aleida Assmann (2020): Polarisieren oder solidarisieren? Ein Rückblick auf die Mbembe-Debatte, 21. Dezember 2020, https://web.archive.org/web/20201221095159/https://www.merkur-zeitschrift.de/2020/12/21/polarisieren-oder-solidarisieren-ein-rueckblick-auf-die-mbembe-debatte/.

[39] Thierry Chervel (2021): Wo der Hammer hängt, 04. März 2021, https://www.perlentaucher.de/essay/eine-antwort-auf-aleida-assmann-und-das-weltoffen-papier-der-kulturfunktionaere.html.

[40] Clemens Heni (2022): Die Stuttgarter Zeitung, die Stuttgarter Nachrichten und das Stadtarchiv Stuttgart haben ein Antisemitismus-Problem: Rekonstruktionsfotografie und das Projekt „Stuttgart 1942“, 27. September 2022, https://www.clemensheni.net/die-stuttgarter-zeitung-die-stuttgarter-nachrichten-und-das-stadtarchiv-stuttgart-haben-ein-antisemitismus-problem-rekonstruktionsfotografie-und-das-projekt-stuttgart-1942/.

 

Was Hitler anti-capitalist? Are liberals fascists? Fantasies by contemporary scholars, politicians and journalists

Von Dr. phil. Clemens Heni, 29. Dezember 2016

Times of Israel (Blogs)

October 3, 2016, the German “Re-Unification Day” was held in the Saxony capital Dresden. Dresden is infamous for the right-wing extremist Pegida movement (“Patriots against the Islamization of the Occident”). On that day, one of the most pro-Nazi and anti-establishment rallies in recent decades took place in Dresden, with hundreds of aggressive “protesters,” verbally attacking and threatening the entire political and cultural elite that had gathered in that city.

One “protester” had a sign with a Nazi Party quote from Joseph Goebbels, indicating that the Nazi movement is left and against the “bourgeois national bloc.” Goebbels, in his 1929 fiction “Michael,” promoted Nazi ideology, based on anti-Semitism and unity. Self-sacrifice was a core element for him, and he wrote, “the Jew has no understanding [for the self-sacrifice for a goal].”[i] In his 1925 pamphlet “Nazi-Sozi”, Goebbels wrote, “Marxism will die, for nationalism to prosper.”[ii]

After the Holocaust, many people are eager to distort German anti-Semitism. Post-colonial theory is one crucial aspect, equating colonialism, imperialism, capitalism, and their cui bono to the senselessness of the Shoah. This Holocaust universalization is common among many people and scholars.

Others equate red and brown, like the infamous Prague Declaration, as Professor Dovid Katz from Lithuania has shown in uncounted pieces and lectures since 2008. Most recently, some people equated the horrible situation in Aleppo, Syria, to the Holocaust. Among those who did so, is the Muslim Brotherhood, like its Mahmoud Ezzat, but also the leading German-Jewish weekly Jüdische Allgemeine and its author Michael Wuliger. Leading German daily Süddeutsche Zeitung compared Stalingrad to Aleppo – Stalingrad is THE Second World War trauma for all proud ordinary German families.

Today, we can find the trope that Hitler, Stalin and Putin are equal by a leading German revisionist politician, Erika Steinbach, former head of the “Federation of Expellees,” who has not too many friends in Poland. Until the 1990s, if not later, she rejected Poland’s western border, the Oder-Neisse border. She is known for obfuscating Nazi Germany and right-wing extremism. For her, Hitler, Stalin and Putin were “socialists,” as she once tweeted. Before, Steinbach already argued that Hitler and the Nazis were “socialist” and “left.” Several scholars and authors of course rejected this absurd trope in 2012 and 2014.[iii] But Steinbach, who since 1990 is a member of Parliament (the German Bundestag) and a member of a leading body of Angela Merkel’s Christian Democratic Union, has followers in the UK and the US, or she is following them, directly or indirectly.

Take Jonah Goldberg as an example, a senior editor at the National Review. In 2008, I have seen his New York Times #1 Bestseller “Liberal Fascism” at an airport bookstore in New York.[iv] Airport bookstores usually just offer a tiny amount of books, most often bestsellers. For Goldberg, Hitler was a “man of the left” as one chapter reads. Here is a quote from the promotion for the book on the cover by the publisher Doubleday, which is a company of the world leading publishing house Random House:

„The quintessential liberal fascist isn’t an SS storm trooper; it is a female grade-school teacher with an education degree from Brown or Swarthmore.”

This sounds like Breitbart News, Trump or Frontpage Magazine, but the quote is from Goldberg. This outrageous statement is a trivialization of the Shoah. It is also a typical misogynist or antifeminist trope. It indicates that misogynist ideology has a very long history in America (and around the world) and was not an invention by Donald Trump. Comparing a female liberal to the SS is not criticism of supposedly liberal anti-Zionism or the failure to deal with jihad after 9/11 – this is claptrap and male propaganda. It obfuscates intentionally what happened in Auschwitz and Sobibor in order to defame liberals. Goldberg and his followers have done huge damage to the pro-Israel and anti-Islamism camp in our post-9/11 world by distorting Nazi Germany and the Holocaust for political, extreme right-wing purposes.

For him and many of his allies the left is more or less fascist and even Hitler and the Nazi Party were leftist, despite facts and historical accuracy. There was no party more on the extreme right-wing than the NSDAP (Nazi Party) in the Weimar Republic. If Goldberg was interested in the politics of the Nazis in Weimar Germany, he could now read the doctoral dissertation by historian Susanne Wein at Free University Berlin.[v] This groundbreaking study shows the antidemocratic, anti-Semitic and anti-leftist policies of the Nazis, particularly aiming at the Social Democrats and Democrats.

Historian Brendan Simms from Cambridge in the UK is a book author, academic advisory board member of the Human Security Center in London and is President of the Henry Jackson Society in London. He argues in a similar vein than Erika Steinbach or Jonah Goldberg. For Simms, anti-Semitism was not the core of Hitler’s ideology, but a result of his “anti-capitalism.”[vi]  In an article in International Affairs in March 2014, he wrote a summary of his approach.[vii] His outdated research becomes obvious at the beginning of his article, on page three:

„Very little is certain about Hitler’s political views before he left for the war. Given his cordial childhood personal relations in Linz with the family’s Jewish doctor Eduard Bloch, whom Hitler respected—and with several Jews in Vienna—and the absence of any other contemporary evidence, it is unlikely that he was particularly anti-Semitic.”[viii]

In another piece in 2014, Simms writes:

„Adolf Hitler, for example, came to anti-Semitism via anti-capitalism, particularly of the ‚international‘ Anglo-American variety, which he accused of reducing post-First World War Germany to the status of a ‚colony‘. Senior figures on the Left saw the connection to anti-capitalism: the German Social Democrat leader August Bebel referred to anti-Semitism as a form of socialism, albeit ‚a socialism of fools‘.“

Brendan Simms is not just a follower of the very old fashioned Great Man Theory, which dates back to the 19th century and was never ever really fascinating, as it ignores that a society is based on much more than just one person, regardless if it is someone like Hitler or not. However, Simms completely fails to understand anti-Semitism when he claims that Hitler cannot have been too much an anti-Semite prior to 1914 because of the Jewish doctor of his family. This is ridiculous, as scholarship has shown. Ignoring the entire scholarship on German anti-Semitism and Nazi anti-Semitism — take Robert Wistrich,[ix] Daniel Goldhagen,[x] Saul Friedländer,[xi] Yehuda Bauer[xii] or Jeffrey Herf[xiii] as examples who dealt extensively with the topic of Nazi anti-Semitism – Brendan Simms writes the following:

„The ‘Gemlich letter,’ which is the first surviving political text of any length by Hitler, has been picked over by generations of historians, but they have almost invariably focused on Hitler’s presentation of the Jewish problem as a racial  issue — a ‘racial tuberculosis of the peoples’ (Rassentuberkulose der Völker) — rather than a question of mere personal distaste. They have also emphasized his belief that the Jews had been ‘driving forces of the revolution’ (die treibenden Kräfte der Revolution) that had laid Germany low. What has been almost entirely missed is the fact that Hitler’s initial anti-Semitism was profoundly anti-capitalistic, rather than anti-communist, in origin.”[xiv]

That kind of downplaying and obfuscating of anti-Semitism is remarkable. Jew-hatred and genocidal anti-Semitism as form of “personal distaste”? This is bordering to a complete denial of the genocidal dimension of anti-Semitism, the lethal obsession – for Simms just a personal distaste of Hitler?

This obfuscation of anti-Semitism might be the reason why Brendan Simms has so many fans in Germany, including daily newspapers who praised his article, like Die Welt[xv], the Frankfurter Allgemeine Zeitung[xvi] and Der Tagesspiegel[xvii]. Simms thanks several colleagues for their advice, the best known among them is German historian Wolfram Pyta. Again, Brendan Simms wants to rewrite history and to indoctrinate his students with foolish arguments like the one, Hitler was anti-capitalist, anti-British/anti-American and then anti-Semitic:

„In short, Hitler became an enemy of the British — and probably also of their American cognates — before he became an enemy of the Jews. Indeed, he became an enemy of the Jews because of his hostility to the Anglo-American capitalist powers.“[xviii]

This is not true and is again bordering to the denial of anti-Semitism as an ideology sui generis. Brendan Simms represents a substantial part of UK and America based conservatism and neo-conservatism that is so extremely full of hatred of the left that they ignore scholarship and promote the most absurd theories. Downplaying of anti-Semitism as central element of German (and Hitler’s) ideology is at the core of that right-wing ideology and a master example of how not to study anti-Semitism.

Brendan Simms‘ fantasy about England, America and capitalism being at the core of Hitler’s and therefore the National Socialist movement’s ideology can also be rejected if we look at the debates in the Weimar Reichstag in the 1920s. Susanne Wein has shown the importance of all kinds of anti-Semitic speech, whether open or coded, by the nationalist parties, the conservatives, the German National People Party (DNVP) and the Nazi Party itself (NSDAP). She has no blind eye on anti-Semitic speech and tendencies in some parts of the left-wing parties like the Communist Party (KPD) and the Social Democrats (SPD). She emphasizes, though, that the Nazis and DNVP, were the main enemy of Jews, democracy, and that Hitler was a man of the Far Right.[xix]

At the time, Social Democrats were considered and considered themselves as socialist, by the way.  The quote from the cover of Goldberg’s book indicates that he has no idea what he is talking about: the term “SS storm trooper” is a misnomer. SS storm troopers did not exist. He confuses “Sturmabteilung” (SA storm troopers) with the SS, which means “Schutzstaffel” or protection unit.

Every historian who ever studied Nazi Germany knows the difference between the SA and the SS during National Socialism. Of course this might just be a linguistic problem and Goldberg confused SA and SS — but a serious writer, let alone a historian, should not confuse the both of them, although both were of course core elements of the Nazis, before and after 1933. While the SA was imperative to kill leftists and the political enemy prior to 1933, the SS became a core opponent of the SA after 1933 and the leading organization for the Holocaust.

The SS wanted to ‘protect’ the Germans from ‘the Jew’, and Nazis indeed feared in a pathological way that “the” Jew rules the world, both capitalism and communism, and Germans and Nazis to some degree even feared that they were Jewish inside (!). Just read one of the leading Nazi anti-Semites, who later became an Egypt based Muslim, Johann von Leers, who wrote about the necessity to ‘dejudaize Germany from within’, including the mind of Nazi Germans.[xx] All this was based on a long history or extreme right-wing German and Austrian anti-Semitic and nationalistic ideology, going back to the 19th century if not before. Von Leers liked America but saw ‘the Jew’ behind all evil in America and Roosevelt driven by Jewish power.[xxi] So much about Goldberg’s fantasy that Hitler and the Germans were driven by hatred of the West, England and America, and therefore became anti-Semitic. It is vice versa.

For those interested in a serious analysis of the origins of National Socialism, I’d like to remind you to the concept of “German Socialism.” “German Socialism” was based on capitalism, private property and small business (and sometimes big German business as well, take Mercedes, Deutsche Bank, IG Farben, Krupp, Thyssen etc.) and a strong state. An essential component was anti-Semitic resentment against the international big trusts and ‘finance capital’ while embracing the “German worker” and in particular the German middle class and the German peasants of course. National Socialism was about capitalism, German way, based on anti-Marxism as Klaus Fritzsche has shown in 1976 in his study of the “Tat-Kreis” around Hans Zehrer.[xxii] One could also analyze the völkisch concept of socialism and anti-Roman thinking by Ernst Niekisch and his German-Protestant national revolutionaries, whose main enemy was ‘the Jew’ and the working class likewise.[xxiii]

In my doctoral dissertation in 2007 about today’s New Right, German political culture and Henning Eichberg, a leading theorist of the New Right since the late 1960s, I myself [xxiv] dealt with the anti-Semitic ideology of Joseph Goebbels in his Nazi pamphlet Der Nazi-Sozi from 1926, which was a major anti-Semitic booklet and portrayed Jews as “flea.”[xxv] Here you can find the eliminationist Nazi ideology even prior to National Socialism as a state.

As already said, Hitler grew up politically in his Vienna years prior to World War I. As book authors Friedrich Paul Heller and Anton Maegerle have shown in 1995,[xxvi] the völkisch occultism was a core element of Nazi ideology. Just think of people like Guido von List, who once buried several bottles in the form of a swastika at a place dedicated to remember the Germanic victory over the Romans in the year 9 CE (the Varus Battle).[xxvii] Capitalists like the owner of a Prague metal cooperation, Friedrich Oskar Wannieck, were members of the 1908 established Guido-von-List-Society. No meat, no alcohol and no smoking were essential components of Hitler and parts of the völkisch movement.[xxviii] Or recall Jörg Lanz von Liebenfels, who founded the racist Ostara journal. Hitler himself admitted in Mein Kampf that he bought one of his first anti-Semitic pamphlets during his Vienna time.[xxix] Hitler was also joining meetings of the “Ordi novi templi,” which was founded by Lanz von Liebenfels in 1900. Members were not allowed to even touch Jews without using a sword.[xxx]

This gives you a first insight view of Hitler’s anti-Semitic circles, friends, allies and ideological points of departure. Before the First World War Hitler was an anti-Semite. Brendan Simms ignores scholarship in that respect, which is remarkable for a professor at Cambridge. Looking at people like Erika Steinbach or Jonah Goldberg, though, Simms indicates a trend in contemporary distortions of anti-Semitism and the rise of anti-Semitism, Hitler’s ideology and the Nazi movement.

[i] Joseph Goebbels (1929): Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblätter, quoted after Claus-Ekkehard Bärsch (1995): Der junge Goebbels. Erlösung und Vernichtung, Munich (Klaus Boer), 126.

[ii] Joseph Goebbels (1926)/1930: Der Nazi-Sozi. Fragen und Antworten für den Nationalsozialisten, Munich (Verlag Frz. Eher Nachf.), 23.

[iii] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/steinbach-eklat-auf-twitter-die-nazis-waren-eine-linke-partei-a-812950.html (accessed December 27, 2016).

[iv] Jonah Goldberg (2007): Liberal Fascism. The Secret History of the American Left from Mussolini to the Politics of Meaning, New York: DoubleDay (Random House).

[v] Susanne Wein (2014): Antisemitismus im Reichstag. Judenfeindliche Sprache in Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik, Frankfurt/Main: Peter Lang.

[vi] http://www.standard.co.uk/comment/brendan-simms-antisemitism-is-an-international-threat-once-again-9087757.html (accessed May 13, 2014).

[vii] Brendan Simms (2014): Against a ‘world of enemies’: the impact of the First World War on the development of Hitler’s ideology, International Affairs, 90: 2 (2014), 317–336.

[viii] Simms 2014, 320.

[ix] Robert S. Wistrich (2016): Der antisemitische Wahn, Berlin (Edition Critic); Robert S. Wistrich (2001): Hitler and the Holocaust, New York: Modern Library Chronicles Book.

[x] Daniel Jonah Goldhagen (1996): Hitler’s Willing Executioners: Ordinary Germans and the Holocaust, New York: Knopf.

[xi] Saul Friedländer (2007): The Years of Extermination. Nazi Germany and the Jews, 1939–1945, New York: HarperCollins.

[xii] Yehuda Bauer (1978): The Holocaust in Historical Perspective. The Samuel and Althea Stroum Lectures in Jewish Studies, Seattle: University of Washington Press; Yehuda Bauer (2001): Rethinking the Holocaust, New Haven: Yale University Press; Yehuda Bauer (2010): “Remembering accurately on International Holocaust Remembrance Day,” January 25, Jerusalem Post, http://www.jpost.com/Features/InThespotlight/Article.aspx?id=166776 (accessed August 29, 2012)

[xiii] Jeffrey Herf (2006): The Jewish Enemy. Nazi Propaganda during World War II and the Holocaust, Cambridge (MA)/London: The Belknap Press of Harvard University Press.

[xiv] Simms 2014, 329–330.

[xv] Sven Felix Kellerhoff (2014): Hasste Hitler “den” Westen mehr als “die” Juden?, 14 March 2014, http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article125813854/Hasste-Hitler-den-Westen-mehr-als-die-Juden.html (accessed December 27, 2016). Kellerhof insinuates, „it might time for new questions“ concerning Hitler and antisemitism: „Thomas Weber ist denn auch vorsichtig: ‚Ob sich Simms’ Forschungsergebnisse und Hypothesen nun teilweise oder ganz bestätigen‘, schreibt er in der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘, sei nicht entscheidend: ‚Sie werden grundlegend und bahnbrechend die Art und Weise verändern, wie wir über Hitler denken.‘ Gut möglich, dass sich daraus ein neuer veritabler Historikerstreit entwickelt. Denn Hitler und speziell die Ursachen seines Antisemitismus sind von entscheidender Bedeutung für die Gesamtgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Eine halbe Generation nach Ian Kershaws zweibändiger Hitler-Biografie könnte es Zeit sein für neue Fragen.“

[xvi] Thomas Weber (2014): Die Quellen seines Hasses, 14 March 2014, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-quellen-seines-hasses-woher-kam-hitlers-antikapitalismus-12845914.html (accessed December 27, 2016).

[xvii] Malte Lehming (2014): Über links, rechts, Klassen und Rassen hinweg, 14 April 2014, http://www.tagesspiegel.de/meinung/
antiamerikanismus-und-antisemitismus-ueber-links-rechts-klassen-und-rassen-hinweg/9747690.html (accessed December 27, 2016).

[xviii] Simms 2014, 330.

[xix] Wein 2014.

[xx] Johann von Leers (1941)4: Rassische Geschichtsbetrachtung. Was muß der Lehrer davon wissen, Langensalza/Berlin/Leipzig: Verlag von Julius Beltz.

[xxi] Johann von Leers (1942)3: Kräfte hinter Roosevelt, Berlin: Theodor Fritsch Verlag (first edition 1940).

[xxii] Klaus Fritzsche (1976): Politische Romantik und Gegenrevolution. Fluchtwege in der Krise der bürgerlichen Gesellschaft: Das Beispiel des ‚Tat‘-Kreises, Frankfurt/Main: Suhrkamp.

[xxiii] Michael Pittwald (2002): Ernst Niekisch. Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, deutsches Endimperium, Cologne: PapyRossa.

[xxiv] Clemens Heni (2007): Salonfähigkeit der Neuen Rechten. ‚Nationale Identität‘, Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970–2005: Henning Eichberg als Exempel, Marburg: Tectum, 135–150.

[xxv] Joseph Goebbels (1930): Der Nazi-Sozi. Fragen und Antworten für den Nationalsozialisten, Munich: Frz. Eher Nachf. (first edition 1926).

[xxvi] Friedrich Paul Heller/Anton Maegerle (1995): THULE. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten, Stuttgart: Schmetterling.

[xxvii] Heller/Maegerle 1995, 20.

[xxviii] Heller/Maegerle 1995, 20.

[xxix] Heller/Maegerle 1995, 22–23.

[xxx] Heller/Maegerle 1995, 23–26.

©ClemensHeni

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