Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Monat: März 2010

Erlangen 1944/2010 – die „Aktion Ritterbusch“, Bosl und Benz

Von Dr. Clemens Heni

Für manch historisch Unbedarfte sind Brandanschläge auf Autos oder Gewalt bei Demonstrationen von linken, völlig in die Irre geleiteten, kriminellen Spinnern und Chaoten das gleiche wie die Mordaktionen der Sturmabteilung (SA) der NSDAP. Jüngst stellen die Welt bzw. achgut diesen die Blutspur der SA derealisierenden Vergleich an. Wer allein von den Aktionen der Köpenicker Blutwoche von Juni 1933 weiß, kann solche Vergleiche nicht anstellen. Doch um historische Wahrheit geht es fanatisierten anti-„Extremisten“ auch keineswegs, doch sollten sich zumal totalitarismus- und extremismustheoretische Vasallen merken, was der Spiegel in einem Verriss des neuen Buches von Sven Felix Kellerhoff (Die Welt) schreibt: „Man darf sich auf seine Ideologie nicht versteifen.[i]

Der Doktorvater von Wolfgang Benz, Karl Bosl, hat sich als frisch gebackener SA-Mann von der Köpenicker Blutwoche nicht irritieren lassen auf seinem (Karriere-) Weg im Nationalsozialismus. Doch war Bosl überhaupt ein Nazi?

Diese Frage stellt sich, nachdem der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Prof. Wolfgang Benz (ZfA) vor wenigen Tagen in Erlangen, am 21.03.2010 historische Fakten über seinen Doktorvater, den beliebten, anerkannten Historiker und ehemaligen SA-Mann seit 1933, Prof. Karl Bosl nicht hören wollte und darauf beharrte, dass sein „Doktorvater“ „kein Nazi“ gewesen sei, wie die juedische.at in einem aufschlussreichen Bericht von Doris Kalveram von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Franken mitteilt.

In Wahrheit war Karl Bosl ein Nazi. Er war bis 1945 sehr involviert in den Nationalsozialismus und hat nach 1945 alte „Kameraden“ gelobt und geehrt sowie selbst antisemitische Vorträge gehalten und bei antisemitischen, rechtsextremen Vereinigungen publiziert, wie dieser Text zeigt. Zudem hat er in Büchern der 1980er Jahre den Nationalsozialismus gelobt…

Karl Bosl war Mitglied in einem der größten akademischen Netzwerke des Nationalsozialismus, der „Aktion Ritterbusch“, welche dem Nationalsozialismus im Krieg ideologische Rechtfertigung und Zukunftsplanung für ein von den Deutschen beherrschtes Europa liefern sollte. Daraus resultierten auch Seilschaften zu vielen anderen Wissenschaftlern, welche meist ungebrochen ihre Karrieren in der Bundesrepublik fortsetzen konnten. Die kritischen Forschungen von Professor Frank-Rutger Hausmann zur „Aktion Ritterbusch“ seit den 1990er Jahren sind dabei von großer Bedeutung.

Am 12. Mai 1964 sprach Karl Bosl in Nürnberg im Rahmen des „Sudetendeutschen Tages“ über „Nürnberg – Böhmen – Prag“ und beschuldigte die Tschechoslowakei einer „radikalen Endlösung des deutschen ‚Problems‘ nach hitlerschem Modell“. Bosl war ein Antisemit, was sich in der Gleichsetzung der präzedenzlosen Verbrechen der Deutschen (und Hitler) im Holocaust und der Vertreibung aus dem Osten zeigt.

Dieser Vortrag erschien als Teil einer kleinen Broschüre im Eigenverlag des Witikobundes e.V. Der Witikobund wurde 1950 in Stuttgart ausschließlich (!) von ehemaligen NSDAP- bzw. SS-Mitgliedern gegründet. Für die interessierte Öffentlichkeit war das alles durchaus bekannt, 1962 wurde in Frankfurt am Main von Kurt Nelhiebel ein 87-seitiges Büchlein mit dem Titel „Die Henleins gestern und heute. Hintergründe und Ziele des Witikobundes“ publiziert. Benz hat sich offenbar bis heute nicht für Nelhiebels damalige Forschungen interessiert. Sonst hätte er Wesentliches über die Ideologie des Witikobundes und auch den Co-Autor von Bosl in der Witikobund-Broschüre von 1964, Dr. Viktor Aschenbrenner[ii] erfahren.

Die Bezeichnung der Vertreibung der Deutschen als „Endlösung“ verharmlost aufs Ungeheuerlichste den Holocaust. Diese Art der Verharmlosung wird sekundärer Antisemitismus bezeichnet, Antisemitismus nach und wegen Auschwitz.

Im selben Jahr 1964 gab Bosl auch einen Geburtstagsband für Prof. Karl Alexander von Müller heraus, einem Nazi seit den 1920er Jahren und Freund von Hitler. Von Müller war der Doktorvater von Bosl, dem es auch nichts ausmachte 1964 von Müller zu ehren, wo doch von Müller am 19. November 1936 eine Ansprache hielt zur Eröffnung der „Forschungsabteilung Judenfrage des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands“ an der Universität in München. Die mündliche Doktor-Prüfung von Bosl bei von Müller fand am 23. Juni 1938 statt. 1965 wurde Wolfgang Benz Doktorand bei Bosl ohne sich bis heute auch nur mit dem sekundären Antisemitismus seines Doktorvaters nach 1945, wie er u.a. in der Ehrung für Nazis wie von Müller noch in den 1960er Jahren allzu deutlich wird, kritisch zu befassen.

Karl Bosl selbst war seit 1933 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer 1884319, sowie der SA, sowie wenig später des NS-Lehrerbundes, 1938 bewarb er sich beim SS-Ahnenerbe und dessen Projekt „Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte“, wurde angenommen und von der SS bezahlt. Am 16. und 17. Januar 1945 schließlich nahm Bosl auf einer weiteren  Tagung der „Aktion Ritterbusch“, der wohl letzten Historikertagung im SS-Staat teil – aus tiefer Treue zum „Führer“ fand diese Tagung im Geburtshaus Hitlers in Braunau am Inn statt. Die örtliche NSDAP lieferte Wild und Fisch ins Gasthaus „Gann“…[iii] Geleitet wurde auch dieses Treffen von Prof. Theodor Mayer, über den es nach dem Ende des SS-Staates in einem in Bielefeld abgeschickten, anonymen Brief an die Spruchkammer Höchstadt a.d. Aisch heißt:

Sicher hat Mayer

„Ihnen nichts davon erzählt, daß er langjähriger Vertrauensmann des SD war und beim Reichssicherheitshauptamt ein- und aus ging und manchen braven antifaschistischen Wissenschaftler ans Messer geliefert hat. Wenn [S]ie wissen wollen, wer Theodor Mayer wirklich war, so glauben Sie nicht den Gutachten, die er sich erbettelt, erschlichen oder erpreßt hat, auch nicht seinen Kreaturen und Komplizen, die ihn noch immer fürchten. Fragen Sie doch mal an der Universität Berlin, seiner letzten Wirkungsstätte, nach vielleicht bei Prof. Baethgen, Dahlem, Buggestr. 5 oder bei Prof. Holtzmann, Bonn, Hindenburgstr. 123 oder bei Stadtarchivar Feger, Konstanz, Stadtarchiv“.[iv]

Dagegen pflegte Bosl nach 1945 weiterhin seine Seilschaften zu alten Kameraden und gab auch die Festschrift zum 80. Geburtstag von Theodor Mayer heraus, mit enthusiastischen Dankesworten gespickt.

In einem Buch über Bayerische Geschichte, erste Auflage 1971, hier die Ausgabe aus dem Jahr 1990 zitierend, hört Bosl 1933 auf und fängt 1945 wieder an – da Bayern als eigenständiges Land aufgehört hätte zu existieren. Für Leserinnen und Leser, welche rein gar nichts von der Geschichte dieser Zeit wissen, wird der Holocaust als Teil auch der bayerischen Geschichte einfach geleugnet, weil Bayern 1933 aufgehört habe, „eine eigene Staatspersönlichkeit zu sein“. Stattdessen sucht Bosl eifrig danach, ob es noch ein „besonderes bayerisches Menschsein geben kann“. [v]

Umso beachtlicher ist diese Derealisierung des Antisemitismus, des Holocaust und des verbrecherischen Nationalsozialismus insgesamt, wenn man sich anschaut, wie Bosl den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel im Jahr 1975 lauthals zum Geburtstag gratulierte – in einem biographischen Abriss des Lebens von Goppel sagt Bosl:

„Altbayerisch, staatsbayerisch, deutsch war der Lebensweg des Jubliars bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt.“[vi]

Wow! Doch wie hat das der Alfons Goppel gemacht, so ganz „altbayerisch“ oder gar „staatsbayerisch“, wo doch Bayern gar keine „eigene Staatspersönlichkeit“ gehabt habe in der Zeit 1933-1945? Nun, Goppel war Parteigenosse von Bosl, sowie Mitglied in der SA seit 1933. Das Leben von Juden oder auch Sozialdemokraten und Kommunisten nach 1933 ist Bosl keine Silbe wert, doch ein Nazi wie Goppel, der deshalb zumindest kurzfristig nach 1945 auch politische Probleme bekam, konnte sich „altbayerisch“ oder „deutsch“ verhalten während dem Nationalsozialismus. All das fällt Prof. Benz nicht auf, es ist ihm egal oder er sieht es auch so.

In einem weiteren Buch über Bayern aus dem Jahr 1981 spricht Bosl von „aufrüttelnden Festen (Wartburgfest 1817)“, ohne die antisemitische und antifranzösische Bücherverbrennung (!) bei diesem Fest auch nur zu erwähnen.[vii] Im gleichen Kontext singt er ein Loblied auf Ernst-Moritz Arndt, den völkisch-nationalistischen Dichter. Arndt habe doch „die Deutschen zu Vaterlandsliebe, Sicherung ihres Volkstums“[viii] aufgerufen.

Über die Bücherverbrennung und die völkischen Protagonisten Arndt oder Friedrich Ludwig Jahn („Turnvater Jahn“) schrieb schon Heinrich Heine 1840:

»Auf der Wartburg krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! (…) Auf der Wartburg herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte als Bücher zu verbrennen! Ich sage Unwissenheit, denn in dieser Beziehung war jene frühere Opposition, die wir unter dem Namen »die Altdeutschen« kennen, noch großartiger als die neuere Opposition, obgleich diese nicht gar besonders durch Gelehrsamkeit glänzt. Eben derjenige, welcher das Bücherverbrennen auf der Wartburg in Vorschlag brachte, war auch zugleich das unwissendste Geschöpf, das je auf Erden turnte und altdeutsche Lesarten herausgab (…)“.

Bosl jedoch lobt das Wartburgfest und auch Arndt noch im Jahr 1981, wenig zuvor hatte Prof. Dr. Manfred Wichelhaus sich in einem Festvortrag am 16. Juni 1979 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid kritisch über Arndt als Namenspatron für geäußert:

Mit Haßerziehung hat Arndt in Deutschland Schule gemacht.“

Im gleichen Band über Bayern von 1981 lobt Bosl den Nationalsozialismus:

„Die Revolution von 1918 hat die Gesellschaft nicht verändert, aber einen grundlegenden egalitären, demokratischen Gesellschaftsprozeß auf der Grundlage der Volkssouveränität eingeleitet, sie hat politisch-verfassungsrechtlich in Bayern und Deutschland überhaupt erst die parlamentarische Demokratie mit Repräsentation des ganzen Volkes begründet. Freilich muß man auch feststellen, daß das ‚Dritte Reich‘ diese egalitäre Gesellschaftspolitik fortgesetzt und vor allem endgültig die alten Elitenschichten und ihre Traditionen beseitigt hat.“ [ix]

Wir kennen diese Art geschichtsrevisionistische Propaganda: auch neu-rechte Autoren wie Rainer Zitelmann oder Michael Prinz vertreten seit Jahrzehnten die These des ‚modernen‘ Charakters des Nationalsozialismus. Der Antisemitismus und Auschwitz spielen keine Rolle, ja werden gezielt klein geredet und die Totalität des SS-Staates negiert. Mit seriöser Forschung hat das nichts zu tun.

Eine solche Ausblendung des Antisemitismus ist auch bei Karl Bosl typisches Merkmal der Erinnerungsverweigerung – eine sekundär antisemitische Reaktionsweise. Solche Facetten des neuen Antisemitismus gehören eigentlich zum Aufgabenbereich eines Zentrums für Antisemitismusforschung. Doch Benz huldigt seinem Bosl bis heute. Benz hat in Erlangen, wo Bosl im April 1944 auf einer Tagung von Nazi-Historikern der „Aktion Ritterbusch“ aufgetreten ist, am 21.03.2010 verneint, dass Bosl ein Nazi gewesen sei. Als Leiter des ZfA ist ein solcher Wissenschaftler nicht länger tragbar.

Im Januar 1945 haben Nazis, Mitglieder der NSDAP mit Hakenkreuzarmbinden Karl Bosl und seinen Kollegen Fisch und Wild aufgetragen, damit die historischen Debatten über ‚germanische Wurzeln‘ des nationalsozialistischen Rassestaates noch besser mundeten. Gleichzeitig vernichteten die Kollegen der SS die letzten Juden oder schickten sie auf die Todesmärsche. Bosl selbst hatte mit der Shoah kein Problem. In seinen Büchern hat er sie verschwiegen und während er sich von der NSDAP in Hitlers Geburtshaus bewirten ließ wurden die letzten Juden ermordet.[x] Karl Bosl hat kurz vor seinem Tod gelogen und gesagt, er sei im Nationalsozialismus „nirgends“ dabei gewesen. Bosl wollte als netter Professor geehrt und erinnert werden und seine Schüler und Freunde wie Wolfgang Benz huldigen ihm bis heute.

Wer einem Mann wie Karl Bosl noch 1988 zum 80. Geburtstag gratuliert und bis heute keinen Abscheu für diesen Menschen empfindet, hat aus der Geschichte nichts gelernt und kennt keine Scham.


[i] Michael Sontheimer (2010): Alle Stasi außer Mutti, in: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,685483,00.html (27.03.2010): „Jenseits der nicht endenden Debatte, was 68 in der deutschen Westrepublik war, was es bewirkt hat und wie das wiederum zu bewerten ist, erteilt uns Sven Felix Kellerhoff eine wichtige Lektion: Geschichtsschreibung sollte nicht als Ideologie-produktion betrieben werden. Was auch Arnold Schwarzenegger erkannt hat, der einmal sagte: „Man darf sich auf seine Ideologie nicht versteifen.“

[ii] Kurt Nelhiebel (1962): Die Henleins gestern und heute, Frankfurt am Main: Röderberg Verlag. „Dr. Viktor Aschenbrenner, früher: Leiter der Sudetendeutschen Kulturgesellschaft in Berlin und Leiter des sudetendeutschen Referates im VDA in Berlin bis zum Jahr 1938, Gauvolksbildungswart der NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘, Gauhauptstellenleiter der NSDAP; heute: Mitglied des SL-Bundesvorstandes, Kultur- und Volkstumsbeauftragter im Bundesvorstand des SL, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des ostmitteleuropäischen Schrifttums. Mitglied des kulturpolitischen Ausschusses des BHE, Herausgeber der Zeitschrift ‚Sudetenland‘, Regierungsrat im hessischen Kultusministerium (wird von der Schulabteilung für ostkundliche Arbeiten herangezogen)“, Nelhiebel 1962, S. 72. Zu „VDA“: „Der ‚Volksbund für das Deutschtum im Ausland/VDA‘, später ganz von der SS-Führung aufgesogen, war die Organisation, die von Berlin aus auf die Volksgruppen in den Nachbarstaaten Deutschlands Einfluß nahm. Zuletzt organisierte der VDA die ‚fünften Kolonnen‘ Hitlers“ (ebd.: 70, Anm. 23). „SL“ heißt Sudetendeutsche Landsmannschaft, „BHE“= „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“, eine revanchistische Partei,  1950 gegründet, mit anfangs ca. 200.000 Mitgliedern, mit dem Nazi Theodor Oberländer als Minister in einer Adenauer-Regierung.

[iii] „Die vermutlich letzte Tagung im Rahmen des Gemeinschaftswerks [d.h. der „Aktion Ritterbusch“, C.H.] überhaupt war die der Historiker in Braunau am Inn am 16.-17. Januar 1945 über das Thema „Probleme der Siedlungs – und Verfassungsgeschichte der baierischen Stammesgebiete“. Sie fand, bezeichnenderweise, im Geburtshaus des ‚Führers‘ statt und wurde von [Theodor, C.H.] Mayers ‚Klubbruder‘ Dr. med. Eduard Kriechbaum, einem Braunauer Heimatforscher und ehemaligen Sozialdemokraten, in Zusammenarbeit mit der Behörde des Reichsstatthalters in Oberdonau vorbereitet. Man tagte im Gasthof Gann, Altdeutsche Stube, Adolf-Hitler-Platz. Die Kreisleitung der NSDAP besorgte Wild und Fische für die Verköstigung. Ende des Jahres 1944 hatten von Guttenberg, von Dungern, Dachs, Bosl, Spindler, Brunner, Egger, Klebel, Heuberger und Fischer mit Sicherheit (…) zugesagt“ (Frank-Rutger Hausmann (1998/2002): „Deutsche Geisteswissenschaft“ im Zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940-1945). Zweite, erweiterte Auflage, Dresden: Dresden University Press, S. 253). Auch diese wissenschaftliche Arbeit zeigt, dass jedenfalls für Fachkenner seit längerem Bosls Mitgliedschaft in NS-Organisationen offenkundig ist. Ob Benz solche fachwissenschaftliche Literatur zur Kenntnis nimmt, weiß ich nicht.

[iv] Zitiert nach Hausmann 2002, S. 109, Anm. 190

[v] Karl Bosl (1971)/1990: Bayerische Geschichte, 7., durchgesehene Auflage, München: W. Ludwig Buchverlag, S. 237 bzw. 240.

[vi] Karl Bosl (1975): Ministerpräsident Alfons Goppel zum 70. Geburtstag, in: Politische Studien 1975, S. 641-644, hier S. 642. Eine Seilschaft ist auch hier unschwer zu erkennen: Prof. Dr. Hans Maier saß bereits 1975 im wissenschaftlichen Beirat dieser Zeitschrift (Herausgeber ist die Hans-Seidel-Stiftung), im Juli 2009 hat Maier die erstmals verliehene Karl-Bosl-Medaille erhalten http://www.bpv.de/mobile/pda/aktuelles-presse/presse-2009/presse-2009-ii/karl-bosl-medaille-an-prof-dr-hans-maier.html (27.03.2010).

[vii] Karl Bosl (1981): Bayern. Modelle und Strukturen seiner Geschichte, München: tuduv-Verlagsgesellschaft, S.  361.

[viii] Bosl 1981: 357. „In der Sturmwelle nationaler Bewegung, die Napoleons Herrschaft über Deutschland und der Zorn über die Rheinbundfürsten auslösten, wirkten noch stärker als die Intellektuellen des Idealismus und der Romantik die Kräfte aus dem breiten Volk. Ihr führender Vertreter war Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860), ein Rügener Bauerssohn, später Professor in Bonn, ein Mann von einem harten politischen Schicksal. Seit seiner Schrift von 1805/06 ‚Geist der Zeit‘ rief er die Deutschen zu Vaterlandsliebe, Sicherung ihres Volkstums und zur erwählungs- und sendungsbewußten Gemeinschaft auf und bereitete sie für die Stunde der Erhebung vor. Im Augenblick der Entscheidung schrieb er 1813 das Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?‘, das dem Vortrag über geschichtliche Entwicklung und politische Identität der Deutschen und ihres Nationalstaates die Themafrage liefert. Arndts Antwort und damit auch sein Wunschziel war der großdeutsche, Länder, souveräne Einzelstaaten und Stämme zusammenfassende (National-)Staat, der Sprach- und Kulturnation zugleich sein konnte. Dieses sein ‚Vaterland‘ sollte reichen, ‚soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt‘, und es sollte das ‚ganze‘ Deutschland sein. Der Sinn dieser Frage war optimistisch, dynamisch, fordernd, sie stellte die ‚deutsche Frage‘, das Problem des ‚Nationalstaates‘ nicht nur zur Diskussion, sondern heischte Entscheidung, die allerdings um mehr als fünfzig Jahre verschoben wurde. Wenn heute die gleiche Frage gestellt würde, wären ihr Ton und Sinn skeptisch, resigniert, realpolitisch im besten Falle, keineswegs erwartungsvoll.“ Zur heutigen Diskussion um Arndt und die Uni in Greifswald siehe http://www.uni-ohne-arndt.de/ (27.03.2010).

[ix] Bosl 1981: 298.

[x] January 18–27, 1945: As Soviet units approach the camp, the SS evacuates prisoners to the west. Tens of thousands, mostly Jews, are forced to march to the cities of Wodzisław and Gliwice in Upper Silesia. During the march, SS guards shoot anyone who cannot continue. In Wodzisław and Gliwice, the prisoners are placed on unheated freight trains and deported to concentration camps in Germany, particularly to Flossenburg, Sachsenhausen, Gross-Rosen, Buchenwald, and Dachau, and to Mauthausen in Austria. Nearly 60,000 prisoners are forced on death marches from the Auschwitz camp system. As many as 15,000 die. Thousands more are killed in the days before the evacuation“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Auschwitz
_concentration_camp
27.03.2010).

Riga, Viktor Arajs, march 16, the Latvian Legion and the Holocaust

Last Tuesday, March 16, some 200 former Waffen-SS members marched through the city of Riga, the capital of Latvia, accompanied by at least 1000 Neo-Nazis and other ordinary Latvians. I never have seen before in live such a parade of people and their units who had been actively involved in the Shoah.

Why could something like this happen in today’s world, 2010? In Europe, in a member state of the European Union (EU), which most people consider to be a democratic entity. Obviously Latvia has an extremely anti-Semitic political culture. Honoring soldiers who fought side by side with Nazi Germany and who committed crimes against humanity is proof of the anti-Semitic atmosphere in the Baltics. Rejecting the remembrance of the Holocaust is an essential part of what scholarship calls “secondary anti-Semitism”. This event was even worse, because it rejected remembrance of the Holocaust and even praised members of the Latvian Legion which has been an active part in killing Latvian Jews.

I was part of a tiny crowd of about 40 protesters, including courageous 15 year old Punk-antifascists and 83 year old anti-Nazi Latvians. Mainstream Latvia has no problem with honoring the Waffen-SS. On the homepage of the Latvian government, one can find the following statement:

“The fact that the Latvian Legion fought on the side of the Germans makes it clear that there was collaboration, that there was co-operation with the German occupying powers.  The situation emerged largely, however, because of the aggressive and criminal policies of the Soviet Union in the Baltic States in 1940 and 1941 and because of the results and psychological consequences of those policies.  Co-operation was also fostered by the fact that Latvians were seeking the restoration of Latvia’s independence, which had been lost during the Soviet occupation.  Germany was an ally, which was forced upon Latvia.  During World War II, no country in the world, even a major power, could freely select its allies on the basis of ideology or morals alone.  Otherwise the democratic countries (America, Great Britain) would never have allied themselves with the totalitarian Soviet Union.  Immediate interests and their coming together in a specific period of time – that is what determined the formation of coalitions.“

(…)

The fact that the Latvian Legion fought on the side of the Germans makes it clear that there was collaboration, that there was co-operation with the German occupying powers.  The situation emerged largely, however, because of the aggressive and criminal policies of the Soviet Union in the Baltic States in 1940 and 1941 and because of the results and psychological consequences of those policies.  Co-operation was also fostered by the fact that Latvians were seeking the restoration of Latvia’s independence, which had been lost during the Soviet occupation.  Germany was an ally, which was forced upon Latvia.“

This is an official justification of the Latvian Legion, the Waffen-SS of Latvia. The document is written by Dr.habil.hist. Inesis Feldmanis and Dr.hist. Kārlis Kangeris, both are members of a state commission of historians of Latvia.

Research however has shown the following examples of people who were involved in the Holocaust and later (in 1943) participated in the Latvian Legion:

1)      Alfred Berzins, minister of propaganda in pre-war Latvia, was accused of killing, torturing and deporting some 2000 people. He was “Obersturmbannführer” and awarded by the Germans.

2)      Karlis Lobe, was “Standartenführer” in the 19th division of the Latvian Legion and previously Lieutenant Colonell in the 19th police battalion, including his responsibility for several “Reinigungsaktionen” (German word for killing, torturing and deporting of people, mostly Jews and partisans) like in Windau and Goldingen.

3)      In mission “Winterzauber” (“wintercharm”) in July 1943, after the formation of the Latvian Legion earlier that year, seven Latvian police batallions had been involved in destroying a countryside of some 40km width alongside the Latvian frontier. Several hundreds of villages have been destroyed, several thousand inhabitants killed.[i] This was a crime of the Latvian Legion itself – Finally: the very fact to fight together with other units for Hitler[ii] and the Germans  is a crime!

4)      Viktor Arajs is the best known Latvian killer and commander during the Shoah. On July 1, 1941, SS-Brigade General Dr. Walter Stahlecker, asked him to establish a Latvian “Hilfssicherheitspolizei” (Auxiliary police group). Arajs was convicted for a life-long prison sentence from “Landgericht Hamburg” in 1979. Arajs was leading a group of Latvian armed forces who killed alongside with the Germans 13.000 Jews from Riga Ghetto on December 8, 1941.[iii] The so called “Arajs-commando” was officially called “Lettische Hilfspolizei bei der Sicherheitspolizei” of the German “Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD”.[iv] Arajs was responsible for several killing actions, like in Jelgava, Daugavpils, Liepaja and Riga. The commando was known all over Latvia, including their blue auto-busses with the drunken killing men inside.[v] Arajs was trained in SS-training camps in Germany like in Fürstenberg and Berlin-Charlottenburg[vi], in summer 1943 the group – now as a battalion – was included in the Latvian Legion[vii]. In november 1944 he became “Sturmbannführer” in the 15th Waffen-SS-Grenadierdividision”, after having participated in a seminar of the SS in the “SS-Junkerschule” Bad Tölz, Bavaria.

The Latvian government is praising this Latvian Waffen-SS Legion until today on their homepage. What did they learn from history and the Shoah? To praise convicted mass murderers like Viktor Arajs?

Dr. Efraim Zuroff, head of the Simon Wiesenthal Center’s Jerusalem office, was for the first time in Riga to see the event of march 16.

He states:

“In reality, Tuesday’s ceremony was in certain respects only the tip of a very dangerous iceberg that is attempting to rewrite the history books and create a false symmetry or equalisation of Communist and Nazi crimes. And while the march was not organised by the government, it is obvious that there is strong support for its message among Latvian leaders. Thus, for example, yesterday Latvia’s foreign minister Maris Riekstins issued an official statement in which he attacked my criticism of the march and attempted to equate the suffering of all the victims of the second world war, as if there was no difference between those supporting Nazism and those opposing it.“

Finally Boris Shpiegel, who organized with the World Congress of Russian Jewry (WCRJ) a conference against anti-Semitism and distortion of history, took action. The Jerusalem Post reports:

“In response to what it is calling “a new historiography” in Eastern Europe that seeks to equate the crimes of Communism and Nazism, the WCRJ, headed and funded by Russian senator and pharmaceuticals tycoon Boris Shpiegel, founded in Riga a new organization called the Anti-Fascist Movement.”

Shpiegel says:

“My grandfather was killed fighting the Nazis. My parents were refugees of war. As long as these irreversible processes continue to occur in the world, this will be my calling. This is the work to which the remainder of my life is dedicated, because I am first and foremost a Jew.”


[i] Heinrich Sturm (2001): Die Lettische Legion – ein Politikum. Zum Inhalt des Diskurses über die lettischen SS- und Polizeiverbände, Berliner Interuniversitäre Arbeitsgruppe „Baltische Staaten“, BIAB-Berichte, Nr. 21, pp. 38-39.

[ii] Members of the Latvian Legion had to swear an oath on Hitler himself and against the “Bolshevik enemies“ of their „homeland”, the German reads like this: “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich im Kampf gegen die bolschewistischen Feinde meiner Heimat dem Obersten Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht, Adolf Hitler, unbedingten Gehoram leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen” (Sturm 2001: 45).

[iii] Cf. Martin Knop (1995): Viktor Arajs – Kollaboration beim Massenmord, in: Barbara Danckwortt/Thorsten Querg/Claudia Schöningh (ed.): Historische Rassismusforshcung. Ideologen – Täter – Opfer. With an introduction by Wolfgang Wippermann, Hamburg: Argument Verlag, pp. 231-245, here 231. Knop deals with sources from the „Zentralen Stelle in Ludwigsburg“, the files concerning Arajs have the number „Aktenzeichen II 207 AR-Z 7/59“, Knop 1995: 231, footnote 2.

[iv] Knop 1995: 232.

[v] Knop 1995: 238.

[vi] Knop 1995: 240.

[vii] Knop 1995: 241.

Against the equation of National Socialism and Communism – Fight the Prague Declaration

Anti-Zionist anti-Semitism and agitation against Israel as well as the equation of National Socialism and “Communism” are the two most fashionable forms of anti-Semitism today. The latter denies the unprecedented character of the Shoah. Moreover, particularly countries like Lithuania or Latvia want to get rid of their criminal history and deny their participation in the Holocaust.

The Prague Declaration is the symbol of this often neglected new anti-Semitism – the Holocaust Obfuscation movement, a term of Prof. Dovid Katz. It is mostly seen as a Baltic phenomenon. This is not the whole truth. For example, mainstream fox news in the US (which is very good when it comes to Iran and anti-Israel anti-Semitism and Obama’s failure to address Muslim anti-Semitism for example) had a series on “crimes of communism” early in 2010. The organizer of this series is well-known Glenn Beck, who entitled it “revolutionary Holocaust”, framing Soviet crimes. This is an anti-Semitic obfuscation of the Shoah. Such TV shows have nothing to do with history and serious research, rather they are anti-communist and anti-Semitic propaganda, without denying the Holocaust, rather obfuscating it. This is the new trend, particularly in the 21st century.

I gave several lectures on this topic the last months. In October 2009 I was invited to the University of West Bohemia in Plzen (Czech Republic), in December 2009 to the Global Forum for Combating Antisemitism in Jerusalem, in January 2010 to the Jewish Community Center in Berlin and in March 2010 I was invited by the World Congress of Russian Jewry to speak in Riga (Latvia). I presented the following paper. In my short presentation I tried to embed the Prague Declaration in the context of new anti-Semitism in the last decades. Three aspects are crucial:

1) Martin Heidegger’s equation of Auschwitz and Communism in 1949 (alongside with the equation of motorized nutritional industry and the Holocaust, a typical aspect of antimodern philosophy in general, as the example of fashionable Giorgio Agamben can proof)

2) The publication of the “Black book of Communism” in 1997 in France (and translations in several languages since then) is an important step for the Holocaust Obfuscation movement (for criticism of this book still see the German volume “Roter Holocaust”? Kritik des Schwarzbuch des Kommunismus, Hamburg 1998)

3) The launching of the Prague Declaration in 2008 (being prepared in the Baltics)

Documentation of my paper, Riga, march 15, 2010:

International Academic Conference

World War II and the Holocaust:

Victims, Rescuers, Liberators and Executioners

Riga, 14-15 March 2010

Reval Hotel Latvia

55 Elizabetes St, Riga

Handout Dr. Clemens Heni, Berlin (c.heni@gmx.de www.clemensheni.net):

The Prague Declaration, Antisemitism and Holocaust Obfuscation

–                      A station of a trolley line in the German city of Halle an der Saale reads like this: “Red bullock: Memorial for political victims of dictatorship 1933-1989” – this imagined continuity of “totalitarian regimes” (an unscholarly term as well) is an anti-Semitic denial of the specific crimes Germans (and their friends, e.g. in the Baltics or Ukraine like the Bandera group ) committed during National Socialism and the Shoah

–                     Prague Declaration June 3, 2008: equation of National Socialism and Stalinism

–                     Plaid for a common European remembrance day: August 23, 1939 (Hitler-Stalin Pact)

–                     Overhauling of text books and saying that the very idea of communism is evil

–                     Organizing something like the “Nuremberg trials” for “Communism” and its crimes “against humanity”

Equating the unprecedented crimes of the Shoah with the time of the Soviet Union is anti-Semitic – it obfuscates the specificity of the Holocaust

The Shoah was the only “bona fide” “genocide” in world history, says Lithuanian philosopher Leonidas Donskis

Unfortunately we are living in a time of “inflation of genocide” (Donskis)

The Prague Declaration is just one part of this anti-Semitic movement.

In Germany we have the movement “23. August” and many prominent figures are supporting this resolution as well

Antisemitism in its new form as Holocaust Obfuscation started in 1949 when German philosopher Martin Heidegger said: ”Agriculture is nowadays a motorized nutritional industry, by nature the same as the production of corpses in gas chambers and extermination camps, the same as the blockade and the starving out of countries, the same as the production of the H-bomb.“

1997 the French “Black Book of Communism” was published – very unscholarly propaganda against Communism, especially using the number of 100 million (!) victims of Communist regimes in the 20th century

Other more ridiculous forms of Holocaust inflation are appearing: Holocaust of “Turkeys” before Thanksgiving in 1999; “Holocaust on your plate” campaign by Animal rights organization PETA;

Moreover, the German way of new anti-Semitism: “Holocaust of expulsion”, “Bomb Holocaust” – Germans are portrayed as victims (both of the few Nazis and the allies!) and (on a world-wide scale) anti-Zionist defamation of Israel as “new Nazis”

–                     January 2010: series of mainstream media fox news in the US about “crimes of communism” by Glenn Beck; videos in favour of the ideology of intentional “genocide” against Ukraine at the “Holodomor” by the Soviets; again: equation of Nazism and Stalinism (and other parts of “Communism”)

–                     Look at www.victimsofcommunism.org memorial site in the US: they are saying that Communism was the “deadliest ideology in human history”: this is an anti-Semitic obfuscation of the Shoah!

–                     There was no such thing as a “Russian Holocaust” as some say (like Prakhin Foundation does)

The Prague Declaration is a more political movement, trying to convince the EU Parliament to have a legislation process for August 23 as remembrance day (substituting without saying January 27, Holocaust remembrance day)

Scholarship needs to strengthen the historical truth: Auschwitz and the Holocaust was the result of genocidal (German) anti-Semitism. The Shoah was an unprecedented crime.

Every comparison of Nazi Germany, the Holocaust and Stalin or Communism as a whole is anti-Semitic and an obfuscation of the Holocaust

Antifascism and the fight against anti-Semitism and Holocaust Obfuscation is an uphill battle

Deutsche Islamophilie gegen französische Aufklärung

In einem neuen Dokument der Islamophilen Bewegung gegen Kritik am Islamismus sprechen sich Wolfgang Benz (Rentner in spe), Micha Brumlik (immer auf der richtigen Seite), Rita Süssmuth (Bundestagspräsidentin a.D.), Gesine Schwan (ehemalige Kandidatin), Günther Grass (früher selber Mitglied in der Waffen-SS) und auch der Tübinger Professor Karl-Josef Kuschel sowie einige weitere Personen gegen Kritik am Islamismus aus. „Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime!“ heißt der zwischen Lächerlichkeit und Realitätsferne schwankende Aufruf von Pro Asyl, dem Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und dem „Interkulturellen Rat in Deutschland e.V.“. Namentlich Ideen von Frankreich und Italien Ganzkörperschleier, die sogenannte Burka, wenigstens in öffentlichen Einrichtungen zu verbieten, provozieren einen Aufruhr bei den Unterzeichnern. Dabei ist die Burka ein frauenverachtendes Symbol des Islamismus oder des politischen Islam.

Entgegen Deutschland hat Frankreich eine lange demokratische Tradition. Heute gibt es Diskussionen über Islamismus, welche wiederum, wie 1789, Vorbild für Europa und die Welt sein sollten:

„Denn, so sagt Parlamentspräsident Bernard Accoyer mit Nachdruck: ‚Der Ganzkörperschleier widerspricht den Werten der französischen Republik. Er ist ein Zeichen für die Unterwerfung der Frau und für radikalen Fundamentalismus. Wir wollen, dass diese Praktiken in Frankreich aufhören.‘“

Es ist beachtlich dass eine ehemalige Parlamentspräsidentin Deutschlands nun gegen einen demokratischen Prozess in Frankreich Stimmung macht und die französische Diskussion um den Ganzkörperschleier als Vorlage für deutsche Rechtsextremisten herbei fantasiert.

Die weltweite Gefahr des Islamismus oder die Bedeutung universeller Frauenrechte kümmern weder Süssmuth, noch Benz und den DGB. Ebenso wenig kümmern sich diese Heroen und Heroinen des 21. Jahrhunderts um den sekundären Antisemitismus, der jedoch in Vergleichen von Nazi-Deutschland und der heutigen, rosigen Situation von Muslimen in der Bundesrepublik offenbar ist, auch wenn das verwirrte Vorsitzende von „Ausländer- und Integrationsbeiräten“ anders darstellen.

Wer heute, angesichts der Vernichtungsdrohungen des Iran gegen Israel nicht den Iran angreift, also einen von extremistischen Muslimen regierten Staat, vielmehr Kritiker des Islamismus diffamiert, toleriert den Jihad. Juden und Israeli fühlen sich durch eine mögliche atomare Bewaffnung der Islamischen Republik Iran so bedroht wie wohl noch nie seit der Existenz des Staates Israel. Wo sind die Solidaritätsadressen des ZfA, von Herrn Brumlik und Prof. Kuschel für Israel?

Ja, mehr noch: was ist von einer staatlich finanzierten Einrichtung wie dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) zu halten, dessen derzeitiger Leiter bei einem ehemaligen NSDAP-Mitglied und von der Schutzstaffel (SS) finanzierten Historiker promovierte, diesem Nazi noch 1988 zum Geburtstag gratulierte und nun dieses Institut als einen von sieben Kandidaten für die Nachfolge der Leitung des ZfA, der es in die engere Auswahl schaffte, Klaus Holz ausgewählt hat. Einen Holz, der 2002 Israel „Staatsterrorismus“ vorgeworfen hat und der pro-israelischen, mini-kleinen Gruppe von Gegnern des Antisemitismus eine „Sichtblende Auschwitz“ herbei halluzinierte?

Heute sind fast alle Terroristen weltweit Muslime, aber selbstverständlich nicht alle Muslime Terroristen. Sicher, es gibt auch die baskische ETA, aber die ist rein ethnisch-nationalistisch und nicht weltweit orientiert und hat offenbar nicht die massenmörderische Schlagkraft wie al Qaida, die Taliban, Hezbollah, Hamas und ungezählte weitere islamistische Gruppierungen. Zudem ist die ETA eine eher herkömmliche Terrorgruppe, die versucht selbst am Leben zu bleiben und sich nicht selbstmörderisch in suicide attacks auf seine Opfer wirft, wie es Islamisten weltweit tun.

Nach dem Massenmord im World Trade Center am 11. September 2001 haben sich einige im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) zusammen getan, nicht etwa um den islamistisch, antiamerikanisch und antisemitisch motivierten Massenmord zu analysieren, vielmehr um ein Büchlein für mehr Frieden und „Dialog der Kulturen“ zu verfassen. Mit dabei  waren u.a. Hans Küng (das personifizierte „Weltethos“, das sich gegen den „Überfall Israels“ auf den Libanon 2006 wehrte und den Terror von Hezbollah selbstredend ignorierte, ja affirmierte), Richard von Weizsäcker, Jacques Delors und vor allem auch Javad Zarif. Zarif war jahrelang Botschafter des Iran bei der UN (von 2002 – 2007), er ist Repräsentant und Verteidiger des islamistischen Mullah-Regimes. Prof. Kuschel aus dem beschaulichen Tübingen mag Zarif, was sich darin zeigt, dass er 2004 in einer Rede in Tübingen am 9. Mai dieses Buch „Brücken in die Zukunft. Eine Initiative von Kofi Annan“ mit Zarif als iranischem Co-Autor in den höchsten Tönen lobte. Kuschels Vortrag empfanden ehemalige Tübinger Juden, die seinerzeit als Gäste in Tübingen weilten, so unerträglich, dass manche den Saal verließen, was beim Durchlesen dieses unerträglich christlichen Textes, der die einzige Demokratie im Nahen Osten mit mörderischen islamistischen Regimen gleich setzt, nicht verwundert.

Zarif hat wiederholt den Antisemitismus geschürt, wenn er z.B. an der Columbia University sagte, dass er nicht verstehe, warum die Palästinenser unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs zu leiden hätten und zudem die Lüge verbreitete, sein Chef Ahmadinejad habe den Holocaust nicht geleugnet.

So wundert sich längst niemand mehr, warum Brumlik, Benz, Süssmuth und Kuschel den mörderischen Islamismus in Schutz nehmen, die frauenverachtende Ideologie des Kopfhaar-Verschleierns, Gesicht-Verschleierns und Ganzkörper-Verschleierns übernehmen und gar relativ mutige Regierungen (an diesem Punkt) wie jene Frankreichs oder Italiens offen angreifen und des Rassismus zeihen. Gegenaufklärung made in Germany.

Die wahnsinnig mutigen Helden des 21. Jahrhunderts fallen in Oberlehrermanier säkularen Musliminnen und Muslimen wie Necla Kelek, Hamed Abdel-Samad oder Seyran Ates in den Rücken. Kritik am politischen Islam jedoch ist Aufklärung.

Wie sagte es Immanuel Kant 1784:

AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Wer keinen Mut hat den eigenen (vermutlich) vorhandenen Verstand zu benutzen, sich vielmehr von einer politischen Kultur des pro-Islamismus und Antisemitismus leiten lässt, ist eben kein Aufklärer.

Kritiker des (politischen) Islam jedoch sind Aufklärer im wahrsten Sinne des Wortes, da sie sich nicht von irgendwelchen Zentren, Instituten, NGOs, Imamen oder Propheten sagen lassen, was zu tun sei.

Noch einmal: Die Organisatoren dieser absurden Erklärung, Günther Burkhardt (Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge PRO ASYL), Torsten Jäger (Geschäftsführer des Interkulturellen Rates in Deutschland) und Volker Roßocha (Leiter des Bereichs Migrations- und Antirassismuspolitik beim DGB-Bundesvorstand), sowie die üblichen Verdächtigen schreiben wörtlich:

„Die Bilder und die Sprache, mit denen in Internet-Blogs und in Schriften gegen den Islam und die Muslime agitiert wird, machen deutlich: Hier sind zumeist Rassisten und Rechtsextremisten am Werk.“

„Zumeist“. Das ist eine Lüge.

Die von mir erwähnten und im Mainstream bekanntesten muslimischen Kritikerinnen und Kritiker des Islam sind Aufklärer und keine Rassisten. Henryk M. Broder, der wohl bekannteste Kritiker des politischen Islam in Deutschland, ist auch ein Aufklärer.

Ich selbst promovierte über die „Salonfähigkeit der Neuen Rechten“. Dabei habe ich jedoch auch die Nähe mancher Rechtsextremisten wie Henning Eichberg, immerhin neben Alain de Benoist DER Vordenker der Neuen Rechten seit den späten 1960er Jahren mit Einfluss in den gesamten organisierten Rechtsextremismus bis heute und auch einer gewissen Ausstrahlungskraft in die politische Kultur der Bundesrepublik hinein, zum Islamismus thematisiert.

Eichberg jauchzte 1987, dass der „islamische Schleier“ im Kampf gegen den Westen und für mehr „Identität“ wiederkomme, ja er erkennt einen „Vorsprung der Islamisten vor anderen politischen Strömungen“ durch die „Institution der Moschee, das Freitagsgebet sowie das Festgebet (zweimal im Jahr)“ und sieht darin dass dies im Freien stattfinde eine „Massendemonstration unvorstellbaren Ausmaßes“.

Der ehemalige Vorsitzende der NPD-Organisation Junge Nationaldemokraten, Sascha Roßmüller, sagte total happy, es sei wunderbar für die heutige rechtsextreme Bewegung, „Allah und Odin“ hinter sich zu wissen. Heidnische Islamliebe! Auch der rechtsextreme Ahmed Huber (1927-2008) war ein Freund der Muslimbrüder, der NPD und der „Nation of Islam“.

Es wäre eine wichtige Forschungsarbeit die Beziehung von Rassisten, Rechtsextremisten und Islamisten in Europa und den USA zu untersuchen. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf post-kolonialistische, post-strukturalistische, kulturrelativistische, sowie anti-westliche, vornehmlich antiamerikanische, aber auch sonst antisäkulare und zudem antizionistische Forscherinnen und Forscher sowie deren Adlati und Epigonen, die sich häufig liberal oder ‚links‘ dünken, gelegt werden.

Auch die historische Nähe und Freundschaft von Hitler, Himmler und den Deutschen zu dem Mufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, ist hierbei von herausragender Bedeutung.

Antisemitismus war schon damals das einigende Band von Deutschen und Islamisten.

Was hat sich seitdem geändert?

Die taz gegen Israel und die „heilige Aura“ von „Auschwitz“

Von Dr. phil. Clemens Heni

Die Bundeszentrale für politische Bildung verlinkt kürzlich einen Artikel aus der taz von Iris Hefets, Vorstandsmitglied im Verein „Die zärtlichsten Stimmen für angewandten Israelhass“ und sieht darin offenbar Lobenswertes.

Die taz hat am 9. März 2010 einen der antisemitischsten Artikel seit dem Ende des Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 publiziert. Er leugnet den Holocaust nicht und als Autorin ist ganz bewusst eine Jüdin gewählt worden, Iris Hefets. Gerade darin liegt das Potential für eine der modischsten, angesagtesten, ungeheuerlichsten Formen von Antisemitismus, um Meilen erfolgversprechender als jede Hetze ehemaliger SS-Männer in den 1950er und 1960er Jahren.

Diese grün-links-deutsche Mainstream-Tageszeitung aus Berlin ist bekannt für ihr Ressentiment gegen Israel und Amerika. Doch eine gleichsam pornographisch-obszöne Lächerlichmachung von Auschwitz war bislang doch eher neo-nazistischen, rechtsextremen oder rechten Medien vorbehalten. Die taz lässt eine selbst-hasserische ex-israelische Autorin schreiben:

„Mit dem hebräischen Wort ‚Schoah‘ wird in Deutschland auch die israelische Interpretation des Ereignisses übernommen. In Israel ist diese eine Art nationale Erzählung und ein Grundpfeiler des Staates, sodass sich dort jedes jüdische Kind damit identifizieren kann, selbst wenn seine Eltern ursprünglich aus dem Jemen oder aus Indien stammen. Schülerreisen nach Auschwitz, ursprünglich nur von israelischen Eliteschulen betrieben, sind heute ein fester Bestandteil jeder israelischen Postpubertätsbiografie geworden. Bevor ein junger Israeli zur Armee geht, muss er mindestens einmal Suff, Sex und eine Auschwitzreise erlebt haben. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann er seinen Armeedienst leisten und hinterher in Indien ausflippen.“

Diese autistische, im pathologischen Sinne krankhafte Abrechnung mit Israel durch die Autorin weiß irgendwie sehr wohl, welche antijüdische Bedeutung ein solcher Redeschwall für Juden und nicht-Juden hat. Zionistische Juden werden zur Treibjagd frei gegeben und die Judenhasser animiert loszuschlagen.

Der taz-Text ist ein Schenkelklopfer für Yusuf al-Qaradawi, den in Qatar residierenden Muslimbruder-Freund und Opa des islamistischen Online-Jihad, der im Januar 2009 zum Massenmord an Juden und Israeli, jedem einzelnen Juden (!) aufgerufen hat. Deutsche Nahostwissenschaftler wie Gudrun Krämer oder Bettina Gräf nennen ihn tätschelnd einen „global mufti“. Vor dem Hintergrund solcher Aufrufe zum Mord an Juden wie von al-Qaradawi am 9. Januar 2009 im arabischen Kanal von Al-Jazeera, ist die Agitation von Antizionisten im Westen zu sehen.

Die taz-Autorin hat keine Ahnung davon (oder lügt wie gedruckt), dass die Deutschen im Nationalsozialismus alle Juden ermorden wollten, auch Juden aus Jemen oder Indien, so sie derer habhaft werden konnten. Der Wahnsinn des Antisemitismus, der ihn von allen anderen Verfolgungs- und Ermordungsgeschichten der Menschheitsgeschichte trennt, ist der Mord an einem ganzen Volk. Es ist kein begrenzter Massenmord wie in Ruanda, gegen die Armenier oder in Darfur im Sudan, so unfassbar schrecklich die dortigen Morde waren und sind. Der genozidale Zug des Antisemitismus macht ihn so unvergleichlich. Genau darin liegt ein Motiv für Nazis, Neonazis, Antizionisten und deren Freunde bei der SPD in Mecklenburg-Vorpommern, der jungen Welt, der Jungen Freiheit oder eben der taz in Berlin. Es ist geradezu ein Hass auf Auschwitz, da Auschwitz das Menschheitsverbrechen darstellt und die Deutschen die Täter, Juden die Opfer waren. Erinnerungsabwehr und Israelhass Hand in Hand.

Sabine Schiffer findet wie Iris Hefets das Buch „Das Ende des Judentums“ von Hajo G. Meyer sehr gut und namentlich den Vergleich von Nationalsozialismus und Israel prima, weshalb sie mal wieder zusammen mit Prof. Wolfgang Benz, dem Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin, auftreten wird, diesmal am 21. März 2010 in Erlangen. In Deutschland gehört nicht nur die Rede von der imaginierten „Islamophobie“ zum unverzichtbaren Bestandteil von ‚Fachtagungen‘ oder Universitätsseminaren, vielmehr wird gar der antisemitische Vergleich von Israel mit dem Nationalsozialismus von Benz goutiert, wenn er weiterhin widerspruchlos mit Schiffer auftritt. Zur Unfähigkeit ideologiekritische Antisemitismusforschung voran zu bringen kommt hinzu: Wer noch 1988 dem eigenen Doktorvater, der seinerzeit von der SS bezahlt wurde, zum Geburtstag gratuliert und bis heute den Nazi Karl Bosl nicht öffentlich abwatscht, kann sich zukünftig in der Tat sagen: „ist mein Ruf erst international ruiniert, lebt sich’s weltweit völlig ungeniert“.

So wie Schiffer mit dem „Ende des Judentums“ kokettiert haben auch Hefets, die taz und die extrem rechte Junge Freiheit einen Hass auf Auschwitz.

Sehr deutlich wird dieser Hass in einem Artikel der Jungen Freiheit im Januar 2007. Dieser Text wendet sich gegen den Historiker Prof. Dan Diner und dessen Furcht vor einem Verschwinden der Erinnerung an den „Zivilisationsbruch Auschwitz“. Titel und Untertitel dieser neu-deutschen Agitation sprechen für sich: „Hohepriester der Holocaust-Religion. Der Jerusalemer Historiker Dan Diner und seine Versuche, den Judenmord ‚zu vermenschheitlichen‘.“ Das katholische Internetportal kreuz.net unterstützt das und schreibt 2006: „Einem Christen ist es freilich nicht möglich, der Holocaust-Zivilreligion Glauben zu schenken oder ihr gar zu opfern.“ Die taz bzw. die AIK sprechen mit Hefets von einer „Pilgerfahrt nach Auschwitz. Holocaust-Gedenken ist zu einer Art Religion geworden“.

Der taz-Text ist gleichwohl ein Tabubruch. Er geriert sich, entgegen den Nazis oder Antijudaisten/christlichen Antisemiten als hyper-kritisch, da der Text von einer Jüdin geschrieben wurde, und sie insinuieren sie seien aufklärerisch, da religionskritisch, indem die Shoah nicht als Verbrechen, sondern als Mythos oder Heiligtum zerredet wird. Martin Walser wird neidisch auf diese taz-Variante des Schlussstrichs schauen.

Auch Shraga Elam hat im Jahr 2002 seinen Antizionismus und antisemitischen Vergleich von Israel mit dem Nationalsozialismus damit erläutert, es gebe eine „Holocaust-Religion“, die Kritik an Israel verhindere.

Solche antisemitischen Fantasien hat die taz also nicht erfunden – aber sie trägt sie seit dem 9. März 2010 verschärft in den Mainstream. Die taz zeigt ganz offen, was der Kern der sogenannten „Israelkritik“ heute ist: purer Antisemitismus, so primitiv wie die Junge Freiheit.

Prof. Alvin Rosenfeld von der Indiana University hat vor einigen Jahren eine Broschüre über „progressive Juden“ und den „neuen Antisemitismus“ geschrieben. Darin heißt es:

Jacqueline „Rose symbolisiert ein erschütterndes Charakteristikum des Neuen Antisemitismus, und zwar die Beteiligung von Juden an diesem, insbesondere in seiner sich als Antizionismus gebärdenden Ausdrucksform. Ihr Buch ist ein erschreckend offenes Beispiel für diese Tendenz. The Question of Zion, mehr eine Anklage denn eine Untersuchung des Themas, gewidmet »der Erinnerung an Edward Said«, ist als Spiegelbild von Saids The Question of Palestine zu verstehen. (…)

Professor [Michael] Neumann glaubt nicht nur, sondern rät sogar, »wir sollten Antisemitismus niemals ernst nehmen, ja vielleicht sollten wir unseren Spaß damit haben«. Wie viele andere Juden, möchte man fragen, werden mit ihm nach einem solchen Spaß streben? Tatsächlich gibt es eine Menge Gleichgesinnter, wie jeder, der im Internet nach »Juden gegen Israel« sucht, sehen wird. Hunderte von Einträgen erscheinen hier, die sich anhören wie Neumann; viele repräsentieren einen Antisemitismus der aggressivsten Ausformung.“

Rosenfelds Kritik des Beitrags von Juden am neuen Antisemitismus findet ungezählte Beispiele auch in Deutschland. Die taz liefert jetzt den jüngsten Beweis dafür. Doch nur ein kranker Kopf, ein im Ressentiment gegen die Wahrheit gefangener Mensch kann sagen, dass Auschwitz „heilig“ sei. Das ist so absurd, perfide, dumm und falsch, dass noch nicht mal das Gegenteil einen Hauch von Erkenntnis verspricht.

Es ist der neue Antisemitismus.

Die taz hat den wohl schlimmsten legalen, antisemitischen Artikel seit dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland publiziert. Holocaustleugnung war gestern das Geschäft der alten Massenmörder der SS, des SD, der Polizeibataillone, der Wehrmacht und deren Helfer nach 1945. Heute wird Auschwitz nicht direkt geleugnet, vielmehr den Opfern des Holocaust und denen, welche die Wahrheit nicht verraten oder vergessen, mit Schaum vor dem Mund ins Gesicht geschrien, dass sie Auschwitz als Religion betrachten würden. Die Kreuzberg-Grünen fühlen sich pudelwohl, wenn sie Israel isolieren und dem auf Vernichtung von Juden zielenden antisemitischen Hass der Jihadisten der arabischen Welt und zumal des Iran preis geben. Die taz agitiert gegen die einzige Demokratie im Nahen Osten und hat keine Ahnung wie sich Journalisten in Saudi-Arabien fühlen, denen eine Hand abgehackt wurde, weil sie einen Witz über Mohammed gerissen haben.

Die taz propagiert den Wohlfühl-Antisemitismus, macht sich über Auschwitz lustig, schlägt den Shoah-Opfern ins Gesicht und möchte den jüdischen Staat Israel zerstören.

Antisemitismus in den USA seit 1945

Liebe Freundinnen und Freunde, verehrte Kolleginnen und Kollegen,

die „Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums“ hat in ihrer aktuellen Ausgabe 1/2010 einen Artikel von mir über

Antisemitismus in den USA seit 1945“ publiziert.

Während die Freie Universität Berlin Akadedmikerinnen wie Judith Butler hofiert, der Tagesspiegel applaudiert und die „Ethik“ von Butler total berauschend findet, Kritik am Antisemitismus von Butler dabei gleichsam apriori eskamotiert (das Ergebnis des Artikels im Tagesspiegel stand nämlich quasi schon vorab fest, Butler sei doch selbst Jüdin, also kosher – was mit seriösem Journalismus wenig zu tun hat und den Stand der Forschung über jüdischen Antisemitismus einfach ausblendet) und Tausende Studierende, Wissenschaftlerinnen und Interessierte der pseudo-philosophisch getarnten Hetze von Butler gegen den jüdischen Staat Israel lauschen, wird sie von mir in eine Reihe mit anderen jüdischen Antisemiten wie Norman Finkelstein oder Noam Chomsky gestellt. Judith Butler steht für einen Zweig des akademischen Kulturrelativismus: sie kämpft vorgeblich für Frauenrechte und gegen sexualisierte Gewalt, agitiert aber gegen die einzige westliche Demokratie im Nahen Osten und kuschelt dafür mit misogynen, islamistischen, jihadistischen oder auch arabisch-nationalistischen Gruppen, die gegen Israel kämpfen. Arabische Lesben oder Schwule jedoch ziehen es vor, ins Nachbarland Israel zu gehen, namentlich nach Tel Aviv, anstatt im Gaza-Streifen, in Syrien oder Saudi-Arabien gedemütigt, verfolgt, geschlagen, vergewaltigt oder ermordet zu werden.

Wer je in USA gelebt oder/und geforscht hat, kennt die ubiquitäre politische Kultur des Antizionismus aber auch den die Shoah relativierenden obsessiven Zug der „vergleichenden Genozidforschung“, an den großen Universitäten jedenfalls, sei es in Berkely in Kalifornien, in New York City an der Columbia University oder natürlich in New Haven an der Yale University.

Hier drei Auszüge aus meinem Text:

„Die heute wohl einflussreichste etablierte Gruppe von Antisemiten in den USA sind Wissenschaftler und Publizisten wie der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter.17) Mehrere weltberühmte Universitäten stehen in mancher Hinsicht sinnbildlich für den neuen Antisemitismus, die Kritik daran ist jedoch nur marginal.18) Der New Yorker Professor Tony Judt drückt es ganz plastisch aus, was viele Akademiker zumal der Linken/Liberalen/Progressiven heute propagieren: »Israel ist schlecht für die Juden«.19) Ähnlich sind die antizionistischen Texte von einflussreichen oder/und teils weltweit renommierten Forschern wie Judith Butler, Norman Finkelstein, Noam Chomsky oder Daniel Boyarin gelagert. Letzterer sagte, ebenso wie »das Christentum in Auschwitz gestorben« sei, so fürchte er, dass »sein Judentum« in »Nablus « oder »Hebron« »sterben könne«. In diesem Kontext gibt es eine Debatte über jüdische Antisemiten, da viele Protagonisten des neuen Antisemitismus bzw. Antizionismus in den USA Juden sind.20) Die Ablehnung des Zionismus geht in den Staaten zudem einher mit althergebrachten Ängsten der »Überfremdung« und Einflussnahme von außen. Das Buch »Die Israel-Lobby« der beiden (nicht-jüdischen) Professoren John Mearsheimer und Stephen Walt argumentiert im Sinne einer antisemitischen Verschwörungstheorie, die auf diesen amerikanischen Stereotypen aufbauen kann.21) Die letzten Jahre zeigen einen erschreckenden und in dieser Intensität zumindest in den vergangen Jahrzehnten nicht da gewesenen, offenen Antisemitismus, zumeist von Muslimen, Linken und anderen Antizionisten im Mainstream der Gesellschaft, von marginalisierten Rechtsextremen gar nicht zu reden.

(…)

Im Sommer 2009 machte die Yale University Press Schlagzeilen, als der renommierte Verlag die weltbekannten Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung »Jylland Posten« aus einem Buch, das sich mit diesen Karikaturen befasst, zensierte. Das wurde unter anderem als möglicher vorauseilender Gehorsam gegenüber arabischen Geldgebern interpretiert, da bekanntermaßen Saudische Prinzen massiv Geld in den akademischen Betrieb in USA investieren, meist im Bereich Nahostforschung, Islamforschung oder »christlich-muslimischer Dialog«.23) Der Antisemitismus z. B. Saudi-Arabiens und seiner Schulbücher etc. stellt für die Verantwortlichen dabei kein Hindernis dar. Und sodann schließt sich ein Kreis, wenn der Antisemitismus der 1930/40er Jahre, der zumal in der New York Times zu einer grotesken Berichterstattung über den Holocaust führte24), ein Echo erhält: Ende März 2009 publizierte die »New York Times« zusammen mit anderen Zeitungen wie der »Washington Post«, einen Cartoon des Zeichners Pat Oliphant, dem wohl weltweit berühmtesten und einflussreichsten Karikaturisten. Dieser Cartoon zeigt einen kopflosen Kämpfer mit Schwert und Nazi-Stiefeln, der einen großen Davidstern vor sich schiebt. Der Davidstern hat ein fürchterliches Gebiss, das nach einer in der unteren rechten Ecke stehenden Frau mit Kind, die mit »Gaza« identifiziert werden, giert. Der blutleckende, monstermäßige Zionstern – in der Tradition des SS-Staates sowie der »Kreuzzügler « (für die das Schwert stehen mag) – ist zum Symbol für »den Juden« geworden. Wenige Tage später übernahm die Terrororganisation Hezbollah im Libanon diese Karikatur auf ihre Internet-Seite für antisemitische Cartoons …25)

Die Verlagerung eines früher, vor allem seit 1967, stark linken Antisemitismus hin zu einem Antisemitismus des Mainstream zeigt sich auch am Beispiel des Historikers Tony Judt: »Das Mainstreaming von Antizionismus und Israelphobie: das sich Wegbewegen von seinem linken Stamm und Ausbreiten auf verschiedensten Ästen« ist der Kern des Problems.26)

(…)

Die neue amerikanische Außenpolitik wurde bislang weniger durch Außenministerin Hillary Clinton, vielmehr durch den Präsidenten selbst formuliert. Nach seiner Kairoer Rede hat Obama u. a. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu in Washington getroffen. Doch auch ihm gegenüber beharrte der Präsident auf vollständigem Siedlungsstopp28), was auch Gebiete in Jerusalem betrifft, in welchen Juden seit Jahrtausenden siedeln bzw. siedelten. Seine Israel-Politik hat Obama einen Beliebtheitsschwund in Israel gebracht, von stolzen 70 Prozent Zustimmung zu fünf Prozent im Zeitraum von Januar bis Oktober 2009. Manfred Gerstenfeld vom israelischen Think-Tank »Jerusalem Center for Public Affairs« sieht gefährliche historische Parallelen in der derzeitigen Außenpolitik Obamas bzw. der USA: «Selbst wenn wir ihm konzedieren, dass unsere heutige Situation sich von jener im Jahr 1938 in vielen Punkten unterscheidet, gibt es vielfache Ähnlichkeiten und gemeinsame Motive. Wie ich gesagt habe, der größte ist die Tatsache, dass das machtvollste Land der Welt von einer Person geführt wird, welche bislang als ›Appeaser‹ agiert. Gleichzeitig sind westliche Gesellschaften häufig von moralischem Relativismus und Pazifismus getränkt.«29) Die Verharmlosung des Antisemitismus 1938 kann in der Tat mit der heutigen Verharmlosung, ja Umarmung des islamischen Antisemitismus und namentlich des Iran gleichgesetzt werden. Methodisch liegt der gleiche Fehler zugrunde: Hitler und den Deutschen wurde einfach nicht geglaubt, dass sie ihren Judenhass wörtlich meinten, so wenig wie heute Ahmadinejad geglaubt wird, wenn er ankündigt, Israel von der Landkarte zu tilgen. Eine nähere Analyse könnte zeigen, wie auch Antisemitismus in den USA in den 1930er Jahren das politische Establishment beeinflusste, so wie heute in Amerika Antizionismus in bestimmten Kreisen wie selbstverständlich vorausgesetzt wird, was als herausragendes Beispiel aus dem Mainstream der USA die Publikationen des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter beweisen.30)

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