Wissenschaft und Publizistik als Kritik

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Was ist Antisemitismus? Eine Definition und eine Analyse der Beziehung der Israelfeindschaft zum Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) schreiben die Leiterin und der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin (TU), Stefanie Schüler-Springorum und Uffa Jensen, am 26. Mai 2024 über die aktuellen Diskussionen innerhalb der Antisemitismusforschung („Der Dissens in der Antisemitismusforschung„).

Sie meinen, dass jene Antisemitismusforscher*innen, die Israelfeindschaft und Antizionismus – nach dem Stand der internationalen Forschung – als Antisemitismus begreifen, das vermutlich nur deshalb tun würden, um „Nebelkerzen“ zu zünden, also „um davon abzulenken, dass trotz Holocaust und deutscher Vergangenheitsbewältigung der indigene Antisemitismus fröhlich weiterexistiert?“

Der Kern ihres Textes ist Folgendes:

„Alle Formen der Israelfeindschaft oder der Kritik an israelischer Politik für antisemitisch zu erklären weitet das Feld der Antisemitismusforschung ins Politische aus und verunklart den Begriff. Darauf reagieren wir mit begründeter und begründbarer Skepsis.“

Damit gibt es für Schüler-Springorum und Jensen offenkundig Formen der IsraelFEINDSCHAFT, die nicht antisemitisch sei. Und das ist eine zwar typische, aber für einflussreiche Antisemitismus-Forscher*innen skandalöse Aussage, die dem israelbezogenen Antisemitismus Tür und Tor öffnet.

Der heutige Antizionismus wendet sich konkret gegen die Sicherheit von hier und heute lebenden Jüdinnen und Juden im Staat Israel und weltweit. Jede Form der Israelfeindschaft ist antisemitisch. Punkt.

Sie gefährdet das Leben von Millionen Jüdinnen und Juden im Staat Israel und weltweit. Wer das nicht sieht, ist nicht primär dumm, sondern ignorant, unwissenschaftlich, herzenskalt oder teilt diese Israelfeindschaft schlichtweg und ist somit politisch zu bekämpfen, da es sich hierbei um alles, nur nicht um Wissenschaft handelt, schon gleich gar nicht um Antisemitismusforschung.

Ob sich die Hamas wirklich erträumt hatte, dass sie eine dermaßen offene und aggressive Unterstützung weltweit – vom Mob wie von der Elite – erfährt nach dem unfassbarsten Massaker an Juden seit der Shoah? Hätte die Hamas gedacht, dass es weltweit die größte Anti-Israel-Welle gibt – von den Vereinten Nationen über die Kulturszene und den ESC bis hin zu Forscher*innen, die sich hinter antisemitische Pro-Hamas Student*innen stellen, zu Tausenden – seit Gründung des Staates am 14. Mai 1948?

Hätte die Hamas wirklich in ihren kühnsten Träumen gedacht, dass das blutige Abschlachten von über 1200 Jüdinnen und Juden, das Handabhacken von Kindern, das Augenausstechen von Männern, das In-den-Kopf-Schießen von wehrlosen Zivilist*innen, das Quälen von IDF-Soldat*innen, das lebendig Verbrennen ganzer Familien zu einem weltweiten Schrei nach Solidarität für einen Staat Palästina oder für die Zerstörung Israels via Einstaatenlösung oder einem binationalen Staat („From the River to the Sea“) führen würde?

Die beiden Leiter*innen des ZfA wenden sich explizit gegen einen anderen Text in der FAZ von dem Passauer Politikwissenschaftler Lars Rensmann und seiner Kollegin und Soziologin Karin Stögner, die in der Tat den antizionistischen Antisemitismus als großes Problem betrachten, namentlich in der Wissenschaft.

Rensmann und Stögner hatten angesichts der als „Israelkritik“ codierten Form des heutigen Antisemitismus geschrieben („Antisemiten mit bestem Gewissen“, FAZ, 05. April 2024):

„Es regt sich nun Gegenwind seitens der politisch Verantwortlichen. So ruft die Kultusministerkonferenz (KMK) in einem im Dezember 2023 verabschiedeten Aktionsplan gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit die Universitäten zu einer klaren Positionierung gegen jegliche Form des Antisemitismus auf. Sie beruft sich auf die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), nach der sich Antisemitismus ‚in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen‘ richtet. Auch der Staat Israel ist eine jüdische Institution, gegen die sich Antisemitismus richten kann. Die IHRA-Definition behauptet jedoch nicht, dass Kritik an der Politik Israels per se antisemitisch sei (und gerade in Israel selbst wird die Regierung Netanjahu zu Recht äußerst kritisch gesehen). Es werden vielmehr die Grenzen indiziert, an denen erkennbar wird, wenn antijüdisches Ressentiment sich als vorgebliche ‚Israelkritik‘ tarnt.“

Schüler-Springorum und Jensen jedoch lehnen die von über 35 Staaten angenommene Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) vehement ab und plädieren für ihre eigene Definition, eine „Jerusalemer Erklärung“ von 2021, in der es unumwunden heißt:

„Israel und Palästina: Beispiele, die nicht per se antisemitisch sind (unabhängig davon, ob man die Ansicht oder Handlung gutheißt oder nicht): (…) 12. Kritik oder Ablehnung des Zionismus als eine Form von Nationalismus oder das Eintreten für diverse verfassungsrechtliche Lösungen für Juden und Palästinenser in dem Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer. Es ist nicht per se antisemitisch, Regelungen zu unterstützen, die allen Bewohner:innen ‚zwischen dem Fluss und dem Meer‘ volle Gleichberechtigung zugestehen, ob in zwei Staaten, einem binationalen Staat, einem einheitlichen demokratischen Staat, einem föderalen Staat oder in welcher Form auch immer.“

Nun: Wer den Zionismus und somit den Staat Israel ablehnt, handelt antisemitisch. Wer sich nach dem 7. Oktober 2023 für die Einstaatenlösung einsetzt oder diese auch nur toleriert, handelt antisemitisch, da Juden und Jüdinnen exakt wissen, wie diese Einstaatenlösung aussähe: Massenvergewaltigungen, lebendig verbrannte Israelis, abgehackte Körperteile, entführte und täglich brutal gefolterte Jüdinnen und Juden, massakrierte linkzionistische Partygänger*innen des Supernova Festivals, ermordete oder entführte Holocaustüberlebende.

Schüler-Springorum und Jensen stellen sich also als Leiter*innen des Zentrums für Antisemitismusforschung hinter eine Erklärung, die in der internationalen Forschung selbst als dem Antisemitismus Vorschub leistend kritisiert wird.

Wie der World Jewish Congress festhält, ist Antizionismus eine Form des Antisemitismus: er verwehrt Juden das Recht auf Selbstbestimmung und ignoriert die Tausende Jahre alte Verbindung der Juden mit dem Land Israel.

Lars Rensmann hat auf einer Seite der Amadeu Antonio Stiftung (AAS) 2021 die „Jerusalemer Erklärung“ kritisiert:

„Dagegen ist die ‚Jerusalemer Erklärung‘ schon in ihrem Ansatz unpräzise. Dort heißt es: ‚Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische).‘ Was aber soll das heißen? Wenn jemand etwa dazu aufruft, „die Zionistenschweine“ zu ‚vernichten‘—richtet sich das überhaupt gegen Juden ‚als Juden‘ oder dann ‚nur‘ gegen ‚die Zionisten‘ und wäre demnach als ‚legitime Israelkritik‘ zu verstehen? Und wie verhält es sich beim Propagandaslogan der Neonazi-Partei ‚Die Rechte‘, ‚Israel ist unser Unglück‘? Der Definition zufolge wäre nicht mal dies antisemitisch, denn hier werden Juden und der jüdische Staat ja nicht ‚als Juden‘ angegriffen, sondern ‚nur‘ Israel—in Adaption der Parole ‚die Juden sind unser Unglück!‘ des deutschen Historikers Heinrich von Treitschke—für ‚unser Unglück‘ verantwortlich gemacht. Reicht es dann dieser Definition nach, wie heute unter Antisemit:innen üblich, einfach das Wort Jude durch ‚Zionist‘ zu ersetzen, und der Judenhass wird koscher? Ist es demnach auch ‚nicht antisemitisch‘, Juden und allen Israelis ‚als Israelis‘ den Tod zu wünschen oder ihnen Gewalt anzutun?“

Die Jerusalemer Erklärung ist geradezu perfide, weil sie genau weiß, dass fast alle Juden Zionisten sind, aber es eben auch antizionistische (teils religiös durchgeknallte) Jüdinnen und Juden gibt, denen es nichts ausmachen würde, würde der einzige Judenstaat zerstört und Millionen Jüdinnen und Juden wahlweise vergewaltigt, massakriert und abgeschlachtet oder ‚nur‘ vertrieben würden.

Und exakt so handeln ja die Student*innen weltweit wie an der FU oder HU Berlin oder der Columbia University in New York City, sie hetzen gegen Juden und sagen, sie meinen Israelis und somit könnten sie gar nicht antijüdisch sein.

Einfach gesagt: schlag einen jüdischen Israeli tot und behaupte danach, das sei nur ein etwas blutig verlaufener, aber gerechtfertigter Teil des ‚antikolonialen Befreiungskampfes‘ gegen einen Staat, Israel. In dieser wahnwitzigen Vorstellung ist ein toter jüdischer Israeli gar kein toter Jude.

Früher nannte man so etwas Holocaustleugnung und es war strafbar. Heute ist das der letzte Schrei und ein Schenkelklopfer nicht nur für (voll)verschleierte Musliminnen, sondern auch für säkulare Antizionisten aller Geschlechter.

Wer so argumentiert und den Antizionismus nicht hier und heute kategorial als Form des Antisemitismus begreift, ignoriert nicht nur den internationalen Forschungsstand, sondern gefährdet mit solchen sophistischen Spielchen ganz konkret das Leben von Jüdinnen und Juden auch in Deutschland.

Erst vorgestern gab es in Heidelberg eine Solidaritätskundgebung und eine Menschenkette mit ca. 300 Menschen für die jüdische Gemeinde Heidelberg, da ein versuchter Mordanschlag von zwei Deutsch-Türken bzw. Deutschen dank der Arbeit der Sicherheitsbehörden frühzeitig aufflog. Diese zwei Antisemiten wollten Juden und Jüdinnen nach dem Synagogenbesuch mit Messern ermorden und hofften, so steht es in einem Chatverlauf, dann von der Polizei erschossen zu werden. Diese Jihadideologie ist unsagbar gefährlich und zeigt die untrennbare Verknüpfung von Israel- und Judenhass.

Wer das nicht sieht, will es nicht sehen, vorsätzlich.

Die beiden Forscher*innen des ZfA hingegen tun so, als wären sie progressiv, dabei gibt es nichts Reaktionäreres, als die Auslöschung des einzigen Judenstaates zu verhandeln oder mit solchen Debatten über das Ende des Judenstaates zu liebäugeln und sie aggressiv zu forcieren.

Wer wirklich ernsthaft über das Ende Israels verhandelt und somit das Leben von Jüdinnen und Juden vorsätzlich in Gefahr bringt, handelt eindeutig antisemitisch, auch wenn es in der FAZ passiert, die auch mal nicht antisemitische Texte publiziert.

Im Folgenden definiere ich interdisziplinär und recht umfassend Antisemitismus.

Was ist Antisemitismus?

Antisemitismus ist der „längste Hass“[1], eine „tödliche Obsession“[2], wie es der bedeutendste Antisemitismusforscher unserer Zeit sagte (Robert S. Wistrich 1945–2015) und die wandelbarste Ideologie überhaupt. Es gibt heute drei unterschiedliche Kategorien von Antisemitismus:

 

1) ‚Traditionelle‘ Judenfeindschaft von der Antike über das Mittelalter bis hin zum ‚modernen‘ Antisemitismus.

Das umfasst:

a) Antijudaismus und die Ablehnung der jüdischen Religion, des jüdischen Monotheismus, der jüdischen Beschneidung[3]

b) Juden als „Christusmörder“[4]

c) Eine Denkform, die das böse Abstrakte wie die Geldzirkulation dem guten Konkreten wie der Arbeit gegenüberstellt, ein zentraler Topos der völkischen Bewegung und des Nationalsozialismus, ja bis heute (u.a. „Brechung der Zinsknechtschaft“[5], Abwehr von Warenhäusern oder dem „Finanzkapitalismus“)

d) Ressentiments gegen Intellektuelle oder das urbane Leben[6]

e) Der Topos des „ewigen Juden“ Ahasver, der immer umherwandere und nie zur Ruhe komme[7]

f) Verschwörungsmythen wie die Blutbeschuldigung im Mittelalter (Juden würden für ihre Matzen das Blut von Christen und Muslimen benötigen, wie die Damaskus Blood Libelvon 1840 fantasierte), später komplette Verschwörungsnarrative wie die „Protokolle der Weisen von Zion“[8] von 1905 (eine russische Fälschung[9]) oder heutige Verschwörungserzählungen wie unter anderem zu 9/11[10] oder reichen Juden, die Flüchtlinge und linke NGOs benutzen würden, um die ‚nationale Identität‘ in Europa oder dem Westen zu unterminieren oder zu „Bilderberger“[11]. Gleich zu Anfang der Corona-Pandemie fantasierten im Iran Mediziner wie Professor Ali Karami von der Baqiyatallah University, die von den islam-faschistischen Revolutionsgarden betrieben wird, dass Corona als „biologische „Waffe“ von den „Amerikanern und Zionisten“ benutzt würde.[12]

g) Philosemitismus (auch von Christen, die am Ende des Tages Juden taufen wollen) wie rechte Israelfreunde, die das nur sind, weil sie denken, Israel kämpfe primär gegen Muslime.

 

2) Antizionismus und Israelfeindschaft:

a) Darunter fällt die Ablehnung des Zionismus und von Israel als jüdischer und demokratischer Staat

b) Die Boykottbewegung gegen Israel BDS fällt ebenso darunter, da sie Israel nicht als jüdischen Staat anerkennt, sondern zum Beispiel mit der Forderung nach einem „Rückkehrrecht“ der 1948 vertriebenen (oder freiwillig gegangenen) Araber und aller ihrer Nachkommen Israel als jüdischer Staat zerstört würde.

c) Die Einstaatenlösung („From the River to the Sea“), da sie Juden das Recht auf Selbstbestimmung, wie sie nur der Zionismus sichert, abspricht.

d) Viele „Antideutsche“ unterstützen Israel – allerdings nur bis zur kommunistischen Weltrevolution, für sie ist der Zionismus nicht die richtige Antwort auf den Antisemitismus (doch derzeit die einzige mögliche); was solche Pro-Israelis jedoch mit kommunistischen (aber weiterhin zionistischen) wie nicht-kommunistischen Jüdinnen und Juden nach der Weltrevolution, die eine Welt ohne Staaten und Klassen bedeutete, machen würden, ist unklar…

3) Antisemitismus nach Auschwitz, erinnerungsabwehrender oder „sekundärer Antisemitismus“[13]:

 

a) Holocaustleugnung[14]

Holocaustverharmlosung kann sich wie folgt zeigen:

b) postkolonial (Schwarze und indigene Völker seien Opfer der Weißen wie die Juden im Holocaust, „Kaiser’s Holocaust“[15])

c) rechtsextrem wie im Mainstream äußern („Bomben-Holocaust“ gegen Dresden[16])

d) feministisch (das „kleinbürgerliche“ Leben von Frauen im Haushalt sei wie ein „komfortables Konzentrationslager“ (Betty Friedan[17]); Frauen seien Opfer der Männer wie die Juden im Holocaust)

e) „goldener Holocaust“ (Rauchen[18])

f) antifeministisch bei Abtreibungsgegner*innen („Babycaust“[19])

g) antikommunistisch durch die Gleichsetzung von Rot und Braun wie in der Prager Deklaration von 2008[20] und der geplanten EU-Schul­buch­politik zur Gleichsetzung von Hitler und Stalin

h) tierrechtsmäßig („Holocaust auf deinem Teller“, PETA[21])

i) ökologisch und friedensbewegt (im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses von 1979 und der Ausstrahlung der TV-Serie „Holocaust“ 1978 in den USA und im Januar 1979 in der BRD, „atomarer Holocaust“[22], später z.B. „ökologische Kristallnacht“[23])

j) Kriegsvergleiche („Holocaust im Kambodscha“[24], „Vernichtungskrieg“ Russlands in der Ukraine, Serbien würde im Kosovo Verbrechen begehen, die „Auschwitz“ ähneln (NATO-Krieg 1999 gegen Serbien); der ukrainische Präsident Selenskyj vergleicht die Gründung der NSDAP 1920 mit dem völkerrechtswidrigen russischen Ukraine-Krieg 2022)

k) in der Corona-Pandemie (Relativierung des Holocaust durch Darstellen der Coronapolitik als „wohl größtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit“[25])

l) Straßen, Plätze, Stadien, Universitäten, Brücken, Krankenhäuser etc., die nach Nazis, Antisemit*innen oder Tätern im Holocaust benannt sind (zum Beispiel in Deutschland oder der Ukraine)

m) Auschwitzvergleiche

n) Juden oder Israel mit Nazis vergleichen (wie der russische Außenminister Lawrow, der Hitler „jüdisches Blut“ andichtet)

o) In vielen Facetten bis heute eine der häufigsten Formen von antisemitischer Erinnerungsabwehr: Auschwitz als „Moralkeule“ (Martin Walser, 1998[26]).

Diese Liste bildet nur einige der bekanntesten und folgenreichsten Formen von sekundärem, erinnerungsabwehrenden oder universalisierendem Antisemitismus ab.

 

In der heutigen internationalen Diskussion wird häufig nur der israelbezogene Antisemitismus thematisiert, die anderen Formen werden meist vernachlässigt. Die Diskussion über einen „neuen“ Antisemitismus seit knapp 20 Jahren[27] hat von Anfang an verkannt, dass es um mehr geht als um den sogenannten Israel bezogenen Antisemitismus.

Der israelfeindliche Anti­semi­tis­mus ist jedoch sicher die gefährlichste Variante des heutigen Antisemitismus. Doch es ist nicht die einzige Form des Antisemitismus, die Analyse und Kritik bedarf.

Allerdings ist die Ignoranz in Deutschland gegenüber anderen Formen des heutigen Antisemitismus weit verbreitet. So sind zum Beispiel der sekundäre, erinnerungsabwehrende Antisemitismus und die Holocaustverharmlosung durch die Gleichsetzung von Rot und Braun, wie sie sogar höchst offiziell vom späteren Bundespräsidenten Joachim Gauck in der Prager Deklaration 2008 unterstützt wurde, kaum ein Thema der Antisemitismusforschung in Deutschland.

Gauck wiederum zeigte noch weitere Abgründe seiner Person auf, als er auf einer Tagung für Lehrer*innen in Rostock Ungeimpfte als „Bekloppte“ diffamierte und auf diese vulgäre Sprache auch noch stolz war, da er jetzt ja „Rentner“ sei.[28]

Der „Neue Antisemitismus“ seit 1974

Der Begriff „neuer Antisemitismus“ ist nicht neu, das erste Buch zum Thema „neuer Antisemitismus“ erschien in den USA im Jahr 1974 von Arnold Forster und Benjamin R. Epstein zur Analyse und Kritik des „neuen Antisemitismus“.[29]

Foto: Privat

Epstein war seit 1947 nationaler Direktor der Anti-Defamation League (ADL), Forster stellvertretender Direktor. Sie gehen auf Antisemitismus Ende der 1960er Jahre in New York City und an öffentlichen Schulen ein, wobei es wahlweise neo-nazistische oder schwarze antisemitische Propaganda gab. Sowohl die American Nazi Party, als auch der Congress of Racial Equality von schwarzen Aktivist*innen waren damals sehr aktiv.[30]

Es sollten zum Beispiel jüdische Schulleiter oder jüdische Mitarbeiter*innen an Schulen im New Yorker Stadtteil Brooklyn vertrieben werden. In einer drohenden Sprache hieß es:

„The ‘Germans in Germany killed you Jews because you tried to control the economy of Germany and that is what you are trying to do to the black man in the United States.‘“[31]

Von hier bis zu der Attacke einer blonden weißen Frau, die einem orthodoxen Juden im September 2022 seinen Schtreimel vom Kopf schlug,[32] gibt es eine direkte Linie, nicht ohne Brüche, aber der Antisemitismus war auch in den USA nie weg, so wenig wie in Deutschland, nur gibt es in Deutschland seit der Shoah kaum noch Juden.

Die wenigen Juden, die heute in Deutschland leben (ca. 120.000), sind vor allem vom muslimischen Antisemitismus bedroht. Es gibt über 5,5 Millionen Muslime in Deutschland, wovon natürlich nicht alle Antisemiten sind, aber es gibt auch überhaupt gar keine türkischen Demonstrationen für Israel oder syrisch-irakisch-migrantische Pro-Israel oder wenigstens Anti-Hamas Demos.

Rechtsextreme Gewalttäter und Neonazis oder Parteien wie die AfD kommen als Gefahr noch additiv hinzu. Aber zumal auf der Straße, an der Universität, beim Einkaufen oder in der U-Bahn ist die Gefahr durch fanatisierte und extremistische Muslime sowie linke Ideologen angesichts einer Israelfahne, eines Israel T-Shirts, einer Kippa oder einer Davidstern-Halskette angegriffen, geschlagen oder gar (schwer) verletzt zu werden, bei weitem höher als die Gefahr in diesen alltäglichen Situationen von Rechten attackiert zu werden, auch wenn es selbstredend einen Unterschied macht, ob mann oder frau in der Provinz in Thüringen mit einem Schal von Maccabi Tel Aviv herumläuft oder als Tourist*in mit Davidstern T-Shirt nicht wusste, welche unglaubliche Gefahr zum Beispiel in der U8, der U7 oder der Sonnenallee in Berlin-Neukölln auf eine oder einen wartet.

Schon 1969 agitierten in Harlem in New York City schwarze Aktivist*innen und zogen eine Linie von der Lehrergewerkschaft zu „Zionisten“, die „in ihrem eigenen Land Schwarze töten“ würden.[33] Der radikal linke, rechtsextreme, aber auch der arabische und sowjetische Antisemitismus werden thematisiert. Oder sie kritisieren künstlerische Formen des Antisemitismus wie in der Filmversion des Musicals „Jesus Christ Superstar“, wo die Lüge, dass Juden Jesus getötet hätten, aufgewärmt wird und es sich um eine Mischung aus „Oberammergau“, dem Neo-Nazi „Gerald Smith“ und dessen „Großem Passionsspiel“ handelt.[34] Die iranische Gefahr und den iranischen islamistischen Antisemitismus gab es 1974 noch nicht, da die Islamisten erst 1979 und die folgenden Jahre die Macht an sich rissen.

Forster und Epstein gehen in ihrem grundlegenden Buch zur Analyse des Post-Auschwitz Antisemitismus, des „neuen Antisemitismus“ auch auf den schon damals erstarkenden antiisraelischen Antisemitismus ein. Sie nehmen als ein Beispiel das damals neben dem Spiegel führende wöchentliche Nachrichtenmagazin in der BRD, den Stern, der Mitte Juni 1973 eine antizionistische Kampagne im Sinne der palästinensischen Terrororganisation Al Fatah fuhr. Darin schrieb der Stern-Reporter Kai Hermann, dass Israel seit 1948 die „arabischen Bewohner“ aus ihrem Land geworfen hätte.[35] Da ist quasi ein Teil der heutigen BDS-Ideologie, die ein Rück­kehr­recht für die damals Vertriebenen und alle ihre Nachkommen fordert, schon damals im Mainstream erkennbar gewesen.

Auch auf den linksradikalen Antisemitismus wie von Georg von Rauch oder der Kommune I gehen Forster und Epstein ein, von Rauch wollte demnach die Olympiade 1972 in München angreifen und forderte eine „dir­ekte Zusammenarbeit mit Al Fatah und den Black Panthers“.[36]

Am 04. Dezember 1971 kam Georg von Rauch in einem Schusswechsel mit der Westberliner Polizei ums Leben, er hat für die linksradikale Szene in Berlin eine legendäre Bedeutung, auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg wurde nach seinem Tod ein Gebäude besetzt und nach ihm benannt, die Band Ton Steine Scherben machte einen Song zu seinem Andenken („Rauch-Haus-Song“).

Doch der Antisemitismus war in dieser Szene damals kein Thema für Selbstreflektion und Kritik, vielfach bis heute nicht. Antisemitische Verschwörungsmythen wie die Protokolle der Weisen von Zion und heutige Formen dieses Machwerks von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, fanden Forster und Epstein insbesondere bei der extremen Rechten.[37] Das hat sich nicht erst, aber verschärft seit dem 11. September 2001 geändert, da jetzt auch marxistische und sonstige linke Publizist*innen an einen „deep state“ glauben und sowohl den Islamismus und Jihad negieren oder trivialisieren und an böse Drahtzieher im Dunkeln glauben.

 

Viele Kulturschaffende, aber auch Forscher*innen im Bereich Jüdische Studien und Antisemitismusforschung wie am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin weigern sich, die BDS-Bewegung als antisemitisch zu definieren. Den Konflikt hat der Journalist Thierry Chervel vom Perlentaucher im März 2021 zusammengefasst. Es geht um einen „richtigen“ und einen „falschen“ Begriff von Antisemitismus:

„Der ‚richtige‘ Antisemitismusbegriff ist schnell umrissen. Er wendet sich gegen ‚die Verbreitung des Gifts des Antisemitismus in rechten Gruppierungen und im Internet‘, schreibt [Aleida] Assmann in ihrem großen Merkur-Artikel zur Mbembe-Debatte.[38] Dieser rechte Antisemitismus nimmt laut Assmann ‚weiter zu und erfordert ein entschlossenes Handeln der Ordnungskräfte, klare Positionen der Politiker, aber auch die Wachsamkeit der gesamten Zivilgesellschaft‘. Zu den Verbrechen dieses Antisemitismus gehören der Anschlag auf die Synagoge von Halle oder der Anschlag auf die Synagoge von Pittsburgh.

Der neue und für Assmann falsche Antisemitismusbegriff aber hat, wie sie im Merkur klagt, ‚das politische Klima in Deutschland merklich verschärft‘. Geprägt wurde dieser Begriff von einer ganzen Reihe demokratischer Staaten. Es handelt sich um die Antisemitismus-Definition der ‚International Holocaust Remembrance Alliance‘ (IHRA), die auch einer Selbstverpflichtung gleichkommt.

Sie schließt israelbezogenen Antisemitismus ein: ‚Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv ver­stan­den wird, richten. Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden‘, heißt es da. Diese IHRA-Definition ist für Assmann an sich schon Auslöser einer sich ver­schärfenden Diskussion und hat ‚einen Prozess eingeleitet, dessen Ende noch nicht abzusehen ist‘.“[39]

Da wundert es natürlich überhaupt nicht, dass im Merkur auch Omri Boehm mit seinem antizionistischen Fantasma eines binationalen Staates angeführt wird und die Herausgeber auch noch glauben (es ist wie ein Glaubensbekenntnis), damit keinen Beitrag zum Antisemitismus zu leisten.

Die Documenta 15 mit verschiedenen antisemitischen Skandalen im Jahr 2022, der rechtsextreme Anschlag auf die Synagoge in Halle im Herbst 2019, aber auch die weniger problematisierten Tendenzen in der Forschung, wie die Erinnerungsabwehr an die Verbrechen des Nationalsozialismus im Reden über das Jahr 1942 – wie ein Foto-Projekt aus Stuttgart zeigt[40] –, sowie die immer abrufbare Diffamierung der jüdischen Religion wie der männlichen Beschneidung zeigen, dass der Antisemitismus ein bleibendes und sehr akutes Problem darstellt.

Wenn Schüler-Springorum und Jensen in der FAZ schreiben:

„Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sich Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Feindschaft in breiten Teilen der Gesellschaft wieder zu verfestigen scheinen, muss innerhalb der Antisemitismusforschung zu einem wissenschaftsbasierten Umgang zurückgefunden werden, weg von persönlichen Diffamierungen“,

dann sollten sie zuerst mal den internationalen Forschungsstand zur Analyse des Antisemitismus, Antizionismus und der Israelfeindschaft zur Kenntnis nehmen. Wer jedoch das Endes des einzigen Judenstaates als diskussionswürdige Idee begreift und nicht als genozidale Ideologie bekämpft, hat als Antisemitismusforscher*in versagt.

Wer jedoch erlebt hat, wie nach 9/11 das Zentrum für Antisemitismusforschung unter der Leitung des Historikers Wolfgang Benz agiert hat und „Islamophobie“ als zentrales Forschungsfeld aufnahm, sieht die klare Traditionslinie dieses Zentrums hin zu diesem hier untersuchten FAZ-Text der heutigen Leitung des ZfA. Im Sommer 2020 kritisierte Die Welt das ZfA:

„Die Historikerin Juliane Wetzel (seit 1991 beim ZfA) geht noch einen Schritt weiter: In ihrem Buchbeitrag heißt es, dass ‚etwas ziemlich schief laufe‘, wenn ‚selbst Schüler, die auf dem Schulhof ihre Mitschüler mit ‚Du Jude‘ beschimpfen, als Antisemiten tituliert werden‘. Ihre Begründung: ‚Das Schimpfwort ‚Du Jude‘ kann, muss aber keine antisemitische Konnotation haben. Es kann als Provokation eingesetzt werden und/oder es wird synonym zu ‚Du Opfer‘ verwendet.“

Wie gezeigt ist Antisemitismus der „längste Hass“ und die flexibelste Ideologie. Der antizionistische Antisemitismus ist heute die am weitesten verbreitete und gefährlichste Form des Antisemitismus.

Doch gerade Antisemitismusforscherinnen und -forscher machen sich nicht selten gemein mit der Israelfeindschaft und negieren ganz offensiv, dass hier und heute jede Form der Israelfeindschaft antisemitisch ist, egal ob sie von feingeistigen, an Hegel geschulten kalifornischen Feministinnen oder ungebildeten, Hitler verehrenden mörderischen sächsischen Neonazis oder aber schwäbisch-badisch-türkischen Islamisten ausgeht.

Schließlich gilt, was die Kolumnistin JM Sorrell aus den USA schreibt, ihr Text wurde von Verena Brunschweiger für den Band „Am Israel Chai“ von Thomas Weidauer und mir aus dem Englischen übersetzt:

Mit einem Vorwort von Gert Weisskirchen und
einem Nachwort aus Amerika von JM Sorrell

187 S. | 38 Abbildungen | 12,5×19 cm | ISBN 978-3-946193-41-8 | 16€ | The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Nahen Osten, Band 7 | Dezember 2023

 

„Ich lese Elie Wiesels ‚Nacht‘ noch einmal und kann es jedem im High-School-Alter oder älter wärmstens empfehlen. Wenn Sie ein Gewissen haben, werden Sie von der Gleichgültigkeit, die die Welt während des Holocaust an den Tag legte, und von den Übeln des soziopathischen Vergnügens, das darauf abzielt, Geist, Herz und Körper zu zerstören, am Boden zerstört sein. Wiesel als Teenager, der seinen Glauben an die Menschheit und Gott verliert, wird Sie bis ins Mark erschüttern. Es umfasst etwas mehr als 100 Seiten und ist dennoch keine Lektüre, die man einfach so durchblättert.

Was ich der heutigen Welt nie vergessen werde, sind die unmittelbaren weltweiten Feierlichkeiten und Versammlungen für die Rechte der Palästinenser:innen am Tag, nachdem Jüdinnen und Juden in Israel systematisch gefoltert, vergewaltigt, ermordet und entführt wurden. Dies geschah lange vor dem Bodenkrieg in Gaza, und die gezielten Opfer waren größtenteils Friedensaktivist:innen, die an die Menschlichkeit und die Rechte der Palästinenser:innen glaubten.

Antisemitismus ist zu jeder Zeit empörend, dennoch war ich nicht auf diese Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber israelischen Juden im Anschluss an das brutale Massaker vorbereitet. Hamas als Freiheitskämpfer? Dieselbe Hamas, die Frauen die Menschenrechte verweigert und Lesben und Schwule ins Gefängnis steckt oder hinrichtet? Dieselbe Hamas, die nicht Milliarden von Dollar an EU-Hilfe verwendet hat, um das Leben der Palästinenser:innen zu verbessern? Ja, dieselbe Hamas, deren Hauptaufgabe darin besteht, alle Juden zu töten.“

 

 

[1] Robert S. Wistrich (1991): Antisemitism. The Longest Hatred, London: Methuen; New York: Pantheon Books. Der folgende Abschnitt ist – leicht verändert – aus meiner Studie “Pandemic Turn. Antisemitismusforschung und Corona”, Berlin 2023 (The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Antisemitismus, Band 8), S. 19–26.

[2] Robert S. Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Antisemitism from Antiquity to the Global Jihad, New York: Random House.

[3] Alan Dershowitz (2012): Aus amerikanisch-jüdischer Sicht hat die deutsche Beschneidungsdebatte viel mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu tun. Eine Polemik, 04. September 2012, https://www.juedische-allgemeine.de/politik/der-gute-alte-antisemitismus/; Shimon Samuels (2020): Does an international campaign to ban brit mila contribute to antisemitism? What is deemed as an attack on a fundamental ethic of Judaism can be construed as an assault on the Jewish people, 31. Mai 2020, https://www.jpost.com/opinion/does-an-international-campaign-to-ban-brit-mila-contribute-to-antisemitism-629796.

[4] Marvin Perry/Frederick M. Schweitzer (Hg.) (2008): Antisemitic Myths. A Historical and Contemporary Anthology, Bloomington/Indianapolis: Indiana University Press, S. 5–56, wo unterschiedliche alte antisemitische Mythen behandelt werden; Frank Stern (2005): Visuelle Passionen und das virtuelle Imperium des 21. Jahrhunderts. Von Mel Gibsons Jesus-Film zur Pax Christiana, in: Hanno Loewy (Hg.), Gerüchte über die Juden. Antisemitismus, Philosemitismus und aktuelle Verschwörungstheorien, Essen: Klartext, S. 257–269.

[5] „Orban wirft George Soros Pläne für ‚Zinsknechtschaft‘ vor“, 22.05.2020, https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article208149433/Orban-wirft-George-Soros-Plaene-fuer-Zinsknechtschaft-vor.html; Anne Kramer (2009): Antisemitismus aussitzen. Holger Knothe untersucht, wie sich der globalisierungskritische Akteur Attac zur Frage nach antisemitischen Narrativen in den eigenen Reihen positioniert, 09. Dezember 2009, https://literaturkritik.de/id/13772.

[6] Bodo Kahmann (2011): Antiurbanismus und Antisemitismus. Zur Geschichte und Aktualität eines innigen Verhältnisses, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 50. Jg., Heft 197, 1. Quartal, S. 108–113.

[7] Clemens Heni (2006): Ahasver, Moloch und Mammon. Der ‚ewige Jude‘ und die deutsche Spezifik in antisemitischen Bildern seit dem 19. Jahrhundert, in: Andrea Hoffmann et al. (Hg.), Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah, Tübingen: TVV, S. 51–79.

[8] Hadassa Ben-Itto (1998)/2001: „Die Protokolle der Weisen von Zion“ – Anatomie einer Fälschung, Berlin: Aufbau Verlag.

[9] https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/protocols-of-the-elders-of-zion.

[10] Tobias Jaecker (2004): Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters, Münster: Lit.

[11] Carsten Koschmieder (2021): Gegen Bilderberger, Hochfinanz und Zionisten. Antisemitismus in der politischen Linken und der radikalen linken Szene, in: Alexander Deycke/Jens Gmeiner/Julian Schenke et al. (Hg.), Von der KPD zu den Post-Autonomen. Orientierungen im Feld der radikalen Linken, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 343–360.

[12] Kasra Aarabi (2020): Iran Knows Who to Blame for the Virus: America and Israel. The regime’s ideological army is spinning conspiracy theories even as it helps spread the virus among Iran’s long-suffering people, 19. März 2020, https://foreignpolicy.com/2020/03/19/iran-irgc-coronavirus-propaganda-blames-america-israel/.

[13] Clemens Heni (2008): Sekundärer Antisemitismus. Ein kaum erforschter Teil des „Post-Holo­caust“ Anti­semitismus, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 47. Jg., Heft 3, S. 132–142,
http://www.tribuene-verlag.de/TRI_Heni.pdf; Alvin Rosenfeld (2011): The End of the Holocaust, Bloomington (IN): Indiana University Press.

[14] Deborah E. Lipstadt (1993)/1996: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode. Deutsch von Gabriele Kosack. Mit einer Einführung von Micha Brumlik, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt; Deborah E. Lipstadt (2005): History on trial: my day in court with David Irving, New York: Ecco; „Deborah Lipstadt: Anthony Julius’s key role in my trial defence“, 03. Februar 2017, https://www.theguardian.com/law/2017/feb/03/deborah-lipstadt-anthony-juliuss-key-role-in-my-trial-defence; 2016 kam der Kinofilm „Denial“ heraus, der den Prozess des Holocaustleugners David Irving gegen Deborah Lipstadt und den Verlag Penguin Press darstellt.

[15] David Olusoga/Casper W. Erichsen (2010): The Kaiser’s Holocaust. Germany’s Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism, London: faber & faber.

[16] Zur Analyse von Dresden und „Luftkrieg“ und vielen weiteren Facetten des sekundären Antisemitismus siehe Clemens Heni (2008a): Secondary Anti-Semitism: From Hard-Core to Soft-Core Denial of the Shoah, in: Jewish Political Studies Review, 02. November 2008, https://jcpa.org/article/secondary-anti-semitism-from-hard-core-to-soft-core-denial-of-the-shoah/; Autor_innenkollektiv „Diss­onanz“ (2013): Gedenken abschaffen. Kritik am Diskurs zur Bombardierung Dresdens 1945, Berlin: Verbrecher Verlag.

[17] Christopher Lasch (1984): The Minimal Self. Psychic Survival in Troubled Times, New York/London: W.W. Norton, S. 62.

[18] Robert N. Proctor (2012): “Golden Holocaust”. Origins of the Cigarette Catastrophe and the Case for Abolition, Berkeley (CA): University of California Press.

[19] Chantal Louis (2022): „Babycaust“ – Keine Volksverhetzung? Die Ärztin Kristina Hänel hat vor Gericht erneut einen Sieg gegen den fanatischen „Lebensschützer“ Klaus Günter Annen erzielt. Doch das reicht ihr nicht. Denn mit der Anzeige wollten Hänel und ihre UnterstützerInnen (darunter Alice Schwarzer) erreichen, dass Annen endlich aufhören muss, Abtreibungen mit dem Holocaust zu vergleichen, 15. Februar 2022, https://www.emma.de/artikel/babycaust-keine-volksverhetzung-339227.

[20] Dovid Katz (2009): Prague’s declaration of disgrace. A European attempt to equate Communism with Nazism will falsify history, 21. März 2009, https://www.thejc.com/news/all/prague-s-declaration-of-disgrace-1.9403?highlight=%22Dovid+Katz%22.

[21] „Gericht untersagt Plakataktion von Peta: ‚Der Holocaust auf Ihrem Teller‘ bleibt verboten“, 08. November 2012, https://www.sueddeutsche.de/panorama/gericht-untersagt-plakataktion-von-peta-der-holocaust-auf-ihrem-teller-bleibt-verboten-1.1517638.

[22] Georg Fuchs (1985)2: Von der Atombombe zum nuklearen Holocaust, Wien: Gazettaverlag; Anton-Andreas Guha (1981): Die Nachrüstung – Der Holocaust Europas. Thesen und Argumente, Freiburg: Dreisam-Verlag; N. Ranganathan (1984): Nuclear Holocaust or World Peace, New Delhi/Banga­lore/Jalandhar: Sterling Publishers; Ronald J. Sider/Richard K. Taylor (1982): Nuclear Holocaust & Christian Hope. A Book for Christian Peacemakers, Downers Grove: InterVarsity Press.

[23] Albert Gore (1989): An Ecological Kristallnacht. Listen, 19. März 1989, https://www.nytimes.com/1989/03/19/opinion/an-ecological-kristallnacht-listen.html.

[24] Ariane Barth/Tiziano Terzani (1980): Holocaust in Kambodscha, Hamburg: Spiegel-Verlag.

[25] „Das ganze kulminierte dann in einer Klage gegen den PCR-Test von Christian Drosten, die Füllmich in den USA einreichen will. Schon zuvor, in einem Video, hochgeladen am 01. Oktober 2020 auf dem Kanal von Reiner Füllmich (‚106.000 Abonnenten‘) mit dem Titel ‚Money Talks V – Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘ (746.206 Zugriffe, Stand 20.01.2021) sagt Reiner Füllmich:

‚Und ich erkläre Ihnen auch, warum sich dieser Skandal zum wohl größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit entwickelt hat. Ein Straftatbestand, welcher erstmals im Zusammenhang der Nürnberger Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher des Dritten Reiches definiert wurde und heute im Völkerstrafgesetzbuch Paragraf 7 geregelt ist‘“, Clemens Heni (2021): Die unheilbar Gesunden. Ein intellektuelles Tagebuch, das Plastikwort Inzidenz und die Impf-Apartheid, Berlin: Edition Critic, S. 211 f.

[26] Ignatz Bubis/Hermann L. Gremliza (1999): „Die Haare sind mehr geworden“. KONKRET-Gespräch. Hermann L. Gremliza sprach mit Ignatz Bubis über die Suppe Deutschland und was darin schwimmt, in: Konkret 2/99, S. 12;  Joachim Rohloff (1999): Ich bin das Volk. Martin Walser, Auschwitz und die Berliner Republik (konkret texte 21), Hamburg: KVV Konkret.

[27] Doron Rabinovici/Ulrich Speck/Natan Sznaider (Hg.) (2004): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Eventuell war die Aufregung oder die Hektik damals zu groß, jedenfalls hat der Verlag auf dem Cover den Untertitel falsch geschrieben, ein Tippfehler: „Ein globale Debatte“.

[28] „Früherer Bundespräsident: Gauck nennt Impfgegner ‚Bekloppte‘“, 11. September 2021, https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/joachim-gauck-greift-impfgegner-als-bekloppte-an-17532805.html.

[29] Arnold Forster/Benjamin R. Epstein (1974): The New Anti-Semitism, New York u.a.: McGraw-Hill Book Company.

[30] Ebd., S. 69.

[31] Zitiert nach ebd., S. 69.

[32] Haley Cohen (2022): Brooklyn woman knocks hat off Orthodox Jewish man. The suspect was arrested on Saturday night by NYPD with assistance from volunteer safety patrol group Boro Park Shomrim, 19. September 2022, https://www.jpost.com/diaspora/antisemitism/article-717490.

[33] Forster/Epstein 1974, S. 69.

[34] Ebd., S. 91.

[35] Ebd., S. 260.

[36] Ebd., S. 261, Übersetzung CH.

[37] Ebd., S. 292 f.

[38] Aleida Assmann (2020): Polarisieren oder solidarisieren? Ein Rückblick auf die Mbembe-Debatte, 21. Dezember 2020, https://web.archive.org/web/20201221095159/https://www.merkur-zeitschrift.de/2020/12/21/polarisieren-oder-solidarisieren-ein-rueckblick-auf-die-mbembe-debatte/.

[39] Thierry Chervel (2021): Wo der Hammer hängt, 04. März 2021, https://www.perlentaucher.de/essay/eine-antwort-auf-aleida-assmann-und-das-weltoffen-papier-der-kulturfunktionaere.html.

[40] Clemens Heni (2022): Die Stuttgarter Zeitung, die Stuttgarter Nachrichten und das Stadtarchiv Stuttgart haben ein Antisemitismus-Problem: Rekonstruktionsfotografie und das Projekt „Stuttgart 1942“, 27. September 2022, https://www.clemensheni.net/die-stuttgarter-zeitung-die-stuttgarter-nachrichten-und-das-stadtarchiv-stuttgart-haben-ein-antisemitismus-problem-rekonstruktionsfotografie-und-das-projekt-stuttgart-1942/.

 

Rationalisierter Antizionismus, akademische Attitüde und bestes Gewissen. Die Zeitschrift „Merkur“ im Mai 2024

Erschienen am 17. Mai 2024 hier

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Für Eden Golan und zur Erinnerung an Robert S. Wistrich (07. April 1945–19. Mai 2015)

Am 7. Oktober 2023 massakrierten palästinensische Terroristen auf unsagbare Weise über 1200 Jüdinnen und Juden im Süden Israels und entführten 253 Israelis und andere. Es war das schrecklichste Massaker an Juden seit dem Holocaust. Während es in Deutschland die ersten Tage danach eine kurze Solidarität mit Israel gab, wird mittlerweile, wie von der Hamas erhofft, das Ende des jüdischen Staates herbeigesehnt und verhandelt – etwa in der beliebten „Kulturzeitschrift“ Merkur, die natürlich israelische Antizionisten als Kronzeugen auffährt.

Am 7. Oktober 2023 überfielen 3000 Palästinenser Israel, durchbrachen die Grenzanlagen, ermordeten Grenzsoldat*innen und massakrierten über 1200 Jüdinnen und Juden auf eine bestialische Weise, wie wir es seit dem Holocaust nicht gesehen haben. 253 Jüdinnen und Juden sowie andere Menschen wurden zudem von den Hamas-Terroristen in den Gazastreifen entführt, wovon sie 130 immer noch gefangen halten, wobei befürchtet wird, dass schon über 30 von diesen Geiseln bereits ermordet wurden.

Das macht den 76. Geburtstag Israels vorgestern, also am 14. Mai 2024 zu einem der traurigsten Festtage des Landes.

Die Pro-Palästina-Hetzer (m/w/d) wie in den USA an der Ivy League Columbia University in New York City schreien „Death to the Jews“, „Long live Hamas“ und evozieren die blutrünstige „Intifada“ mit Sprüchen wie „Globalize the Intifada“. Die zweite Intifada war eine Terrorwelle, in der palästinensische Terroristinnen und Terroristen zwischen Herbst 2000 und dem Jahr 2005 mit Bomben und in Selbstmordattentaten über 1000 Israelis in Israel ermordeten, darunter über 700 Zivilist*innen.

Fragwürdige Solidarität von universitären Wissenschaftlern mit antisemitischen Aktivist*innen

Viele Wissenschaftler*innen der Columbia University haben sich hinter die antisemitischen Student*innen und ihre aktivistischen Freund*innen von außerhalb der Universität gestellt. In Berlin stärkten Hunderte Professor*innen und Dozent*innen den antisemitischen Aktivist*innen in Berlin den Rücken, die ihrerseits ihre Solidarität mit der Hamas und dem palästinensischen Judenhass zum Ausdruck brachten, wie auch an anderen Universitäten in Deutschland. 300 andere Professor*innen und Dozent*innen der FU Berlin hingegen kritisierten schon im Februar 2024 den Antisemitismus auf dem Campus ihrer Uni; diese Erklärung wurde auch offiziell auf der Seite der FU Berlin publiziert, was zumindest zeigt, dass die führenden Professor*innen dort keine Israelfeinde sind. Aber auf der Straße, in der U-Bahn und zwar nicht nur in Berlin-Neukölln herrscht der pure antisemitische Mob, wie Aufkleber, Sprechchöre, Fahnen, Schals zeigen. Wer sich in Berlin offen mit einer Israelfahne zeigt (wie jüngst auf dem Alexanderplatz), als Jude/Jüdin oder pro-israelischer Aktivist bekannt oder erkennbar ist, läuft sofort Gefahr, diffamiert, angegriffen oder sogar gefährlich verletzt zu werden.

Der muslimische und palästinensische wie linke Antisemitismus haben historisch-genetische Beziehungen zum nationalsozialistischen Antisemitismus – wie vor allem die Kooperation des Mufti von Jerusalem Amin al-Husseini mit Hitler und den Deutschen -, und sie stellen sich selbst in die Tradition der Nazis wenn sie, wie in den USA geschehen, „Tod aller Juden“ brüllen und „Zionisten“ nicht an die Universität lassen oder schreien: „go back to Poland“. ‚Linke‘, Postkolonialisten und woke Antiaufklärer drohen Juden mit Auschwitz. Das ist 2024!

Die deutsche „Ja, aber“-Fraktion, auch und gerade in der Zeitschrift Merkur

Anfänglich gab es auch in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023 einen großen Schock und tatsächliche Anteilnahme und Solidarität mit Israel. Doch nach wenigen Tagen schon änderte sich das und die „ja, aber“-Fraktion begann, das Ruder zu übernehmen. Im Mai-Heft der ganz normalen bürgerlichen Zeitschrift Merkur schließlich heißt es nun:

„Auffällig ist aber auf der anderen Seite auch die Vehemenz, mit der weite Teile der deutschen Öffentlichkeit jeder Israelkritik wie auch der Sorge um das Wohl der Palästinenser begegnen: Was bedeutet es, wenn die Welt einen Podcast mit Free Palestine ist das neue Heil Hitler betiteln kann? Welche Verschiebungen und Projektionen sind hier am Werk? Wie kann es sein, dass Kinder, die ein Palästinensertuch tragen, also ein Kleidungsstück, das seit Jahrzehnten in Deutschland präsent ist, plötzlich eine solche Gefahr darzustellen scheinen, dass sie von Schulleitungen gegängelt werden müssen?“

So formuliert es der Autor Jonas Rosenbrück. Dem kann man nur entgegen: Ja, das Palästinensertuch ist seit dem 7. Oktober 2023 das Symbol der Freude ob des Judenmords. Es ist keineswegs primär ein Symbol für einen Staat Palästina, sondern seither ein Symbol für den Judenmord. Ich sah, wenige Tage nach dem 7. Oktober, eine schwarzhaarige Frau mit dem Palästinensertuch wie einem Siegessymbol über ihre Schulter gelegt, in einem Uni-Café am Universitätsplatz in Heidelberg.

Zugleich leugneten Feministinnen die sexuelle Gewalt ihrer muslimischen und palästinensischen Brüder im Geiste. Von anderen wurde das schlimmste Massaker an Juden seit Babyn Yar entweder bestritten oder sogar mit Süßigkeiten gefeiert.

Flagrante Täter-Opfer-Umkehr zu Lasten Israels

Die Täter-Opfer-Umkehr setzte damit einhergehend umgehend ein. Israel sei der Täter, die Palästinenser das Opfer. Würde die Hamas heute ihre Waffen abgeben und sich ergeben, wäre der Krieg zu Ende. Würde Israel die Waffen abgeben, würden Millionen Juden in Israel ermordet oder vertrieben, das zeigt der 7. Oktober. Das Problem heißt Iran und es heißt Islamismus und es heißt säkularer antizionistischer Antisemitismus.

Die Hamas möchte so viele zivile Opfer wie möglich, ihr sind die Palästinenser völlig egal, sie will Tote und Eskalation, daher verschanzen sie sich in Privathäusern, deponieren Waffen in Krankenhäusern, Moscheen oder Kindergärten.

Der erwähnte Welt-Podcast mit Jonathan Kalmanovich, der als Rapper Ben Salomo bekannt geworden ist, und dem Vorstandsvorsitzenden von Axel Springer, Mathias Döpfner, also der Podcast, den Merkur so schrecklich und empörend findet, ist definitiv hörenswert. „Free Palestine ist ein Vernichtungsslogan“ – exakt das hat Ben Salomo darin auf den Punkt gebracht.

Konkret geht es um die sehr alte jüdische Familie, der Jonathan entstammt und die vor 1000 Jahren aus Italien nach Worms kam, was man dort noch auf dem jüdischen Friedhof sehen kann, einem Friedhof mithin, auf dem, wie Döpfner, der Ende 2023 dort war, erzählt, die Grabsteine nicht wie üblich gen Jerusalem zeigen, sondern nach Italien, aus Dankbarkeit oder Gedenken an die Familie Kalmanovich.

Sodann geht es in dem Podcast um die Beziehung des Mufti von Jerusalem zu den Nazis und Deutschen, um Verschwörungsmythen zum 7. Oktober und um die vielen antisemitischen Kommentare, die Ben Salomo zum Beispiel auf Instagram täglich bekommt, wo sich Hetzer*innen über ihn auslassen und offen sagen, der Islam beziehungsweise der Koran würden seinen Tod rechtfertigen.

Was stört den Merkur an einem proisraelischen Podcast mit Ben Salomo und Mathias Döpfner?

Warum hat der Merkur ein Problem mit diesem Podcast? Sind es Ressentiments gegen Juden im Allgemeinen oder gegen den jüdischen Rapper Ben Salomo im Besonderen? Döpfner sagt am Ende, wie widerlich es sei, dass gerade in Deutschland, dem Land der Täter im Holocaust, die Kritik an Israel, die eine Ablehnung des Staates als jüdischer Staat Israel ist, so wahnsinnig weit verbreitet ist.

Am Ende seines Merkur-Elaborats formuliert Rosenbrück vorgeblich sachlich und ohne Aufregung eine Perspektive, die das Ende Israels geradezu herbeibeschwört, weil es die beste und einzig mögliche Lösung sei:

„In Bezug auf die langfristige Perspektive betonen palästinensische Wissenschaftler wie Ahmad Samih Khalidi und jüdische Denker wie Omri Boehm immer mehr, dass die Zwei-Staaten-Lösung, an die sich auch die deutsche Politik weiterhin klammert, realitätsfern und nicht umsetzbar ist: Wie Boehm in seinem Buch Haifa Republic dargelegt hat, sind die territorialen Verstrickungen jüdisch-israelischer und palästinensischer Menschen mittlerweile so tief, dass nur ein binationaler Staat oder eine föderale Lösung in der Lage sind, das Land zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer für alle dort lebenden Menschen zu einer friedlichen und florierenden Heimat zu machen. (…)

Nur die Gutgläubigsten der Gutgläubigen könnten so etwas ernsthaft vorschlagen, lautet die naheliegende Bezichtigung. Auf eine solche Vorhaltung gibt es nur eine Antwort: Es ist noch naiver zu glauben, dass es ohne eine föderale Lösung, die allen in Israel und Palästina lebenden Menschen gleiche Rechte verschafft, nicht immer wieder zu Gewalt und Tod kommen wird, wie wir sie heute erleben.“

Ausgerechnet in Deutschland wird der antizionistische Philosoph Omri Boehm gefeiert

Der israelische Philosoph Omri Boehm, der in den USA lehrt, ist ein bekannter Vertreter des Antizionismus. Dennoch wird er gerade in Deutschland gefeiert und prämiert. Er stellte sich jüngst hinter die Pro-Israel-Boykott Philosophin Nancy Fraser, der eine Gastprofessur an der Uni Köln zum Glück wieder entzogen wurde, weil sie einen antizionistischen Aufruf gegen Israel im November 2023 unterschrieben hat.

Wie peinlich und ahistorisch Boehms Buch Haifa Republic ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass er behauptet, noch nie wären israelische Araber an einer Regierung in Israel beteiligt gewesen, damit möchte er sozusagen Israel einen strukturellen Rassismus anhängen. Nur: diese Behauptung ist falsch, Araber waren in den 1950er Jahren, Anfang der 1990er Jahre und exakt zu der Zeit, als das antizionistische Pamphlet von Boehm erschien, im August 2021, Teil einer Regierung in Israel. Somit war das Buch Haifa Republic schon im August 2021, als es erschien, veraltet und ein Fall für die Müllhalde. Doch genau solche unwissenschaftlich arbeitenden und politisch gegen Israel agitierenden Autoren wie Boehm werden geehrt. Er erhielt den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2024 und er durfte gar am 7. Mai 2024 auf den Wiener Festwochen ausgerechnet auf dem Wiener Judenplatz als Redner seinem kosmopolitisch verkleideten Israelhass frönen. Dabei gibt es eine Interpretationslinie von Kants „Ewigem Frieden“ und dem Antizionismus, doch das wäre eine philosophische Diskussion, die hier zu weit führte.

Ideologen wie Boehm sind die Kronzeugen des Merkur für eine angeblich friedliche Zukunft in Nahost. Es wäre eine Zukunft ohne zionistische Juden. Islamisten würden auch antizionistische Juden massakrieren. Wer das nicht glaubt, hat nicht im Ansatz verstanden, was am 7. Oktober in Israel passiert ist. Gerade die Friedensaktivist*innen dort wurden vergewaltigt, verstümmelt, lebendig verbrannt und erschossen. Darum ging es der Hamas: gerade: die Linken zu massakrieren. Ausgerechnet also jene, die ihnen zuvor Jobs in Israel verschafft hatten oder sie zum Krankenhaus begleiteten bei einer Krebserkrankung oder mit ihnen gemeinsam zur Ernte fuhren.

Anstatt wegen der jahrzehntelangen Ablehnung eines eigenen Staates unter Anerkennung des jüdischen die Palästinenser in Haftung zu nehmen, wird deren judenhasserisches Narrativ übernommen und eine Einstaatenlösung proklamiert, wo Juden dann die Minderheit wären und unter Muslimen exakt so behandelt werden würden wie wir es am 7. Oktober von den feixenden, lachenden, brüllenden, „Allahu Akbar“ schreienden und Cola oder Soda trinkenden palästinensischen Monstern erlebt haben, sie haben es ja selbst gefilmt und teils live gestreamt.

***

Wie im Merkur die Parole „from the River to the Sea” grotesk verharmlost wird

Ein weiterer Text in der Mai-2024-Ausgabe des Merkur dieses Mal von, von Avner Ofrath fällt mit sophistischen Pirouetten auf und fantasiert faktenfrei, dass die auf die Vernichtung Israels gerichtete Parole „from the River to the Sea, Palestine will be free“ in einigen Jahren angeblich ganz anders gemeint sein könnte. Da die Redaktion diesen Text als besonders wichtig empfindet, ist er sogar online frei verfügbar:

„Nur: Wenn mit der Forderung ‚Ceasefire Now‘ nicht nur ein Ende der Gewalt, sondern auch ein erster Schritt in Richtung politische Transformation gemeint sein soll, wenn mit der Parole ‚From the River to the Sea, Palestine Shall Be Free‘ kein algerisches Szenario, sondern eine auf Gleichheit und Gerechtigkeit basierende Lösung gemeint sein soll, dann führt an einer politischen Auseinandersetzung zwischen Erzfeinden, zwischen Kolonisierenden und Kolonisierten kein Weg vorbei. Konstruktiv würde sie nur durch das Erkennen und Erkunden von Ambivalenzen. Die heute noch so radikal klingenden Parolen könnten morgen oder übermorgen schon leer wirken.“

Der ganze Text ist eine Rationalisierung des antizionistischen Antisemitismus. „From the River to the Sea“ meint die Zerstörung Israels. Wer das in Abrede stellen will, handelt kontrafaktisch. Auch in zehn oder 100 Jahren meint diese Parole exakt das: die Zerstörung des einzigen Judenstaates.

Es ist zudem keine neue Parole, sondern die Ideologie der Araber und Palästinenser seit 1948 und schon zuvor. Sie akzeptieren keinen jüdischen Staat – das ist das Kernproblem des antizionistischen und islamistischen oder muslimischen Antisemitismus, von den Arabern seit spätestens 1929 (Hebron-Massaker) und den Aufständen von 1936 bis 1939, als auch die bis dato Kulturzionisten und Anhänger eines binationalen Staates zu politischen Zionisten wurden, wie der 1923 aus Deutschland ausgewanderte Zionist Gershom Scholem – bis zum Iran seit 1979. Scholem schrieb in einem Brief vom 15. Dezember 1939 an seinen Freund Walter Benjamin:

„Die Nazipropaganda ist unter den Arabern sehr viel wirksamer als man gemeinhin zugibt und das ist ein bitteres Stück.“

Wenn es irgendeine große Religion gibt, hier und heute, die ganz sicher nicht auf Gleichheit und Gerechtigkeit ausgerichtet ist, dann ist es offenkundig der Islam. Das zeigt die graduell unterschiedliche, aber doch strukturell angelegte Frauenverachtung (Kopftuchzwang, Gesichtsschleier, Familienideologie), die Homophobie und der Judenhass in nahezu allen von Muslimen dominierten Gesellschaften, von Indonesien bis Marokko. Länder, die es in über 1000 Jahren nicht geschafft haben, ein säkulares Rechtssystem aufzubauen, sind eine Gefahr für die Demokratie. Und muslimische Länder sind weit überrepräsentiert unter den nicht säkularen Rechtssystemen auf dieser Welt.

Das sicher nicht nur für mich Schockierende ist die Anmaßung von Zeitschriften, Autorinnen und Autoren, Zeitungen und der Öffentlichkeit, nach dem schlimmsten Massaker an Juden seit der Shoah offen und nicht nur klammheimlich über die Zerstörung des einzigen Judenstaates zu reden und sich damit auch noch super aufgeklärt und fortschrittlich, ja emanzipiert vorzukommen.

Döpfner und Ben Salomo hingegen sagen beide sehr wichtige Dinge in dem so hörenswerten Podcast. So erwähnt Döpfner eine Harvard-Studie, derzufolge in einer repräsentativen Umfrage 51 Prozent der 18- bis 24jährigen Menschen in den USA den Massenmord an Jüdinnen und Juden durch die Hamas am 7. Oktober 2023 für „gerechtfertigt“ halten. 51 Prozent!

In einer anderen Umfrage, auch von Ende 2023, sagen 20 Prozent der jungen Amerikaner, dass sie den Holocaust für einen Mythos halten.

Wie der Antisemitismus sich unter jungen Leuten auf TikTok ausbreitet

Schließlich geht es auch um eine der übelsten antisemitischen Dreckschleudern überhaupt, TikTok. Dort gab es, Stand Dezember, der Podcast mit Döpfner und Ben Salomo ist ja wie gesagt vom 12. Dezember 2023, vier Millionen Hashtags #FreePalestine, aber nur 53.000 Hashtags #StandwithIsrael. Das zeigt, wie verbreitet der Hass zumal junger Menschen auf Juden und Israel ist. Döpfner ist schockiert – doch der Merkur möchte den Podcast offenbar verteufelt. Was ist da los beim Merkur?

Dass Israel ein Kolonisator sein soll, wie der Merkur fabuliert, ist ja historisch ohnehin grotesk, Jahrtausende vor dem Auftauchen des Islam gab es schon Juden in Jerusalem und in Israel. Der Zionismus ist nur eine Rückkehr, wenn auch eine anfangs fast ausschließlich säkulare und sozialistische, nach Israel. Israel befreite das Land von der Kolonialherrschaft der Briten.

Das ganze Versagen, die islamistische Ideologie der Hamas zu analysieren und zu attackieren zeigt sich im Merkur exemplarisch für das typische irgendwie linksliberale Bildungsbürgertum, ob nun amerikanisch oder europäisch oder postzionistisch-israelisch, wenn es in dem Text von Ofrath heißt:

„Nach den Massakern der Hamas am 7. Oktober war oft von ‚Kontext‘ die Rede – nicht ohne Grund, wenn auch nicht mit viel Anstand den Opfern gegenüber. Etwas in einen Kontext zu stellen bedeutet, nach Ursachen, Konnexen und Folgen zu fragen. Genau das versuchten israelische Regierungsvertreter durch Gleichsetzung der Hamas mit dem IS oder dem NS-Regime zu verhindern. Ihr Ziel war es, die Hamas als das Böse darzustellen, das unabhängig von Umständen agiert.“

Die Hamas mordet, weil sie morden möchte

In der Tat: die Hamas mordet, weil sie morden möchte, weil ihre Ideologie jener der Muslimbruderschaft von Hasan al-Banna seit 1929 folgt, als diese größte und gefährlichste islamistische Organisation in Ägypten gegründet wurde.

Wer angesichts des präzedenzlosen Massakers an Juden seit 1945 von „Kontext“ redet, möchte nicht über Islamismus, Antisemitismus und die auf die Vernichtung der Juden gerichtete Ideologie der Hamas reden.

Warum geht es dem Merkur offenkundig um die Abwehr luzider Antisemitismuskritik?

Es geht im Merkur in den beiden hier kritisierten Texten von Mai 2024 offenkundig um die Abwehr jedweder luziden Antisemitismuskritik, also vor allem um die Abwehr der Kritik am Antizionismus, der gefährlichsten und am weitesten verbreiteten Form des heutigen Antisemitismus. Und es geht im Merkur ebenso um das tiefe Ressentiment gegen den jüdischen Rapper Ben Salomo und diesen Podcast „Free Palestine ist das neue Heil Hitler“ mit dem WELT-Journalisten Mathias Döpfner.

Der akademische Ton im Merkur indiziert lediglich eine Rationalisierung des heutigen Antisemitismus, der von Mathias Döpfner und Jonathan Kalmanovich analysiert und kritisiert wird. Die Referenz auf den Antizionisten Omri Boehm in dem zweiten hier kritisierten Text unterstreicht dies mit dicker schwarzer Tinte, die das Blut unkenntlich macht, welches die jüdischen Opfer der palästinensischen Fans der Einstaatenlösung vergossen haben.

Die israelische Regierung würde die Hamas als „das Böse“ darstellen – dabei hat die Hamas sich doch selbst als das abgrundtief Böse gezeigt am 7. Oktober und schon Jahrzehnte zuvor, aber nie so extrem und massenmörderisch wie am 7. Oktober 2023 im Süden Israels. Möchte der Merkur ernsthaft leugnen, dass die Hamas in diesem Konflikt „das Böse“ darstellt?

Der Sonnenaufgang der Aufklärung von 1789, der Einsatz für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, mit allen Defiziten einer Dialektik der Aufklärung, wie sie niemand besser untersuchte als Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, sowie das amerikanische Versprechen nach Glück für Alle sowie selbstredend der Feminismus oder die Kritik am Patriarchat und der Kinder-Moschee/Kirche-Küche-Ideologie sind die Feindbilder des Islamismus und seiner Freunde (m/w/d) weltweit. Die dümmsten der Dummen sind dabei vermutlich die Queers for Palestine, da sie mit die ersten wären, die in Gaza am Laternenmast hängen würden.

Islamisten hassen den Westen und Israel. Es ist eine wichtige und interessante Diskussion, ob Islamisten Israel wegen Amerika verabscheuen oder Amerika wegen Israel.

Was in jedem Fall sehr relevant ist, ist ein weiterer Aspekt, den Döpfner anspricht in diesem so wichtigen Podcast: Juden sind wie Kanarienvögel. Kanarienvögel wurden und werden in Kohlebergwerken eingesetzt, sie haben als erste Probleme mit zu wenig Sauerstoff. Sie sind die Frühwarnung einer Katastrophe. 9/11 zeigte, dass Islamisten die westliche Welt zerstören wollen. Und Israel ist Teil des Westens.

Warum merkt der Merkur nicht, wie sehr sich Jüdinnen und Juden in Deutschland alleine fühlen?

Doch der Merkur möchte offenbar diese Warnungen wie über die Kanarienvögel nicht hören und diffamiert den Podcast „Free Palestine ist das neue Heil Hitler“, dabei hätten gerade die Herausgeber und die Autorinnen und Autoren des Merkur es bitter nötig gehabt, ihn sich anzuhören, öffentlich zu diskutieren und darauf zu reflektieren. Ich sage das als jemand, der durchaus schon lesenswerte Texte im Merkur gelesen hat wie die Marginalie von David Wagner „27 Schritte durchs Spazieren“ im April-2024-Heft. Aber solche eloquenten, durchaus schöngeistigen Texte werden durch diese aktuellen antizionistischen Tendenzen im Merkur mehr als überschattet.

Der Merkur merkt gar nicht, wie sich Jüdinnen und Juden in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 alleingelassen, ja extrem bedroht fühlen. Und damit steht der Merkur ganz exemplarisch für die kulturelle Elite in diesem Land, selbstredend nicht so vulgär wie auf der Documenta XV in Kassel oder dem ESC in Malmö, dafür elaborierter, nüchterner und ruhiger hört sich das Verhandeln über das Ende des einzigen jüdischen Staates im Merkur an.

Und das gerade nach dem 7. Oktober. Das macht sprachlos.

Am Israel Chai

Nach dem „Hurricane“ des 7. Oktober: Die 20-jährige Eden Golan singt auf dem ESC für das ganze jüdische Volk und den Zionismus

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

An der FU Berlin schreien Hunderte Aktivist*innen „Free Free Palestine“ und ein antisemitischer Einpeitscher schreit „From the River to the Sea“ und die judenfeindliche Masse ergänzt: „Free Free Palestine„. Das ist ein Mordaufruf. Damit werden Jüdinnen und Juden mit Mord bedroht. Denn am 7. Oktober 2023 zeigten die Palästinenser wie ein Land „from the river to the sea“ aussieht: blutverschmierte Hosen von vergewaltigten Frauen, verkohlte Leichen von lebendig verbrannten Jüdinnen und Juden, Kinder mit abgetrennten Händen, Babies ohne Kopf, Hunderte hingemetzelte Musikfans auf einem Rave, entführte Holocaustüberlebende, ermordete Holocaustüberlebende, zu Tode geschleifte Juden und auf Wägen zur Schau gestellte massakrierte Jüdinnen wie die israelisch-deutsche Shani Louk.

Und dann kommt die Wochenzeitung DIE ZEIT daher und schreibt in einer Nüchternheit, in der nur links-liberale Ach-so-Gutmenschen schreiben können, ohne vor Schamesröte im Boden zu versinken:

Beim Slogan „From the river to the sea“ zum Beispiel ist die Sache schon weniger eindeutig. Staatsanwaltschaften kümmern sich darum zwar wegen eines Anfangsverdachts auf Volksverhetzung. Aber sie klagen nur an und entscheiden nicht über die Auslegung des Rechts in Deutschland. Das tun Gerichte. Und die haben mittlerweile in mehreren Fällen entschieden, dass der Slogan gerade nicht strafbar ist.

Da lacht die Hamas. Und da lachen die Antisemiten aller Geschlechter mit und ohne FFP2-Maske an der FU Berlin. Selten wurde seit 1945 der Antisemitismus so klein geredet und Aufrufe zum Genozid schlichtweg ignoriert.

Bei einem ‚Protest‘ vor der Mensa der FU Berlin zeigten Aktivisten ein Dreieck, das von der Hamas als Symbol für Ziele, die man angreifen soll, verwendet wird.

DIE ZEIT verteidigt Leerkörper ohne „h“, die an der FU Berlin indoktrinieren und die keinerlei Problem mit dem Judenhass der Studierenden haben, ja sie aktiv unterstützen und Polizeieinsätze gegen diesen neuen Antisemitismus attackieren. In einem Offenen Brief schreiben diese Israelfeinde (m/w/d) („Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten„):

Es ist keine Voraussetzung für grundrechtlich geschützten Protest, dass er auf Dialog ausgerichtet ist. Umgekehrt gehört es unseres Erachtens zu den Pflichten der Universitätsleitung, solange wie nur möglich eine dialogische und gewaltfreie Lösung anzustreben.

Damit meinen sie also auch antisemitische Parolen wie „from the river to the sea“. Auch da lacht die Hamas.

Was wäre, wenn die die Identitäre Bewegung Uniräume besetzt hätte und Loblieder auf die Wehrmacht gesungen hätte? Na? Da hätten sie geklatscht, wenn die Polizei die weggeräumt hätte. Die Identitäre Bewegung ist auch eine Gefahr wie alle Formen der Neuen Rechten und des Rechtsextremismus. Aber sie sind ein kleines Problem verglichen mit der riesigen Mengen an jungen und nicht so jungen Leuten, die die Hamas lieben, verharmlosen oder feiern. Denn die größte aktuelle judenfeindliche Bewegung ist die Hamas und somit das islam-faschistische Regime in Teheran.

Israel führt einen Abwehrkrieg gegen die Hamas und die Palästinenser. Da der Hamas die Zivilbevölkerung im Gazastreifen vollkommen egal ist, versteckt sie ihre Waffen in Moscheen, Kindergärten, Krankenhäusern. Wenn es dann zu Kollateraltoten kommt, wird nicht die Hamas in Haftung genommen, sondern Israel, jetzt auch von US-Präsident Joe Biden. Biden weiß es eigentlich besser, aber die enorm aggressiven antizionistischen Teile seiner eigenen Demokratischen Partei und deren Wähler*innenbasis drängen ihn zu seiner de facto anti-israelischen Politik. Biden macht an wirklich allervordersten Front mit bei der Täter-Opfer Umkehr. Dabei hatte er selbst noch wenige Tage zuvor am Holocaustgedenktag – Yom Hashoa – auf einer Veranstaltung in den USA gesagt, dass die Welt das unfassbare Verbrechen der Hamas vom 7. Oktober 2023 schon wieder vergessen habe. Hat er es nicht auch fast vergessen? Das Bittere ist, er hat es nicht vergessen, aber er ist ein ganz normaler Politiker und da zählen Werte nun mal gar nicht, sondern nur und logisch nur und nichts anderes als die Macht und die Stimmen der auch allerekligsten Wählerinnen und Wähler wie in Michigan.

Jetzt liegt es an der 20-jährien Eden Golan, das ganze jüdische Volk zu verteidigen auf dem Eurovision Song Contest (ESC) in der aktuell wohl antisemitischsten Stadt Europas, dem schwedischen Malmö und seinen Zehntausenden hardcore islamistischen Muslimen und der säkular-antizionistischen Greta Thunberg:

Die ganze Erbärmlichkeit und der ganze Hass der woken und Klima-Bewegung zeigt sich in diesem Bild von Greta Thunberg mit antizionistischen, islamistischen und die Hamas tätschelnden, verharmlosenden oder aktiv unterstützenden Aktivist*innen in Malmö. Wer hier und heute gegen Israel und nicht gegen die auf den Genozid an allen Juden gerichtete Hamas demonstriert, hat keinerlei moralischen Kompass mehr.

Doch mit diesem Realitätsverlust und diesem Verlust eines moralischen Kompass‘ ist Greta Thunberg nicht alleine. Fast alle im Mainstream sind auf ihrer Seite.

Nicht nur den Ausrichtern des ESC, die zwar perfide Änderungen am Beitrag Israels einforderten, sondern allen Musikfans und Zuhörer*innen ist klar, was Eden Golan mit ihrem beeindruckenden und unfassbar starken Song „Hurricane“ meint:

Writer of my symphony
Play with me
Look into my eyes and see
People walk away but never say goodbye

Someone stole the moon tonight
Took my light
Everything is black and white
Who’s the fool who told you boys don’t cry

Hours and hours, empowers
Life is no game but it’s ours
While, the time goes wild

Everyday I’m losing my mind
Holding on in this mysterious ride
Dancing in the storm
I got nothing to hide
Take it all and leave the world behind
Baby promise me you’ll hold me again
I’m still broken from this hurricane
This hurricane

Living in a fantasy, ecstasy
Everything is meant to be
We shall pass but love will never die

Hours and hours, empowers
Life is no game but it’s ours
While, the time goes wild

Everyday I’m losing my mind
Holding on in this mysterious ride
Dancing in the storm
I got nothing to hide
Take it all and leave the world behind
Baby promise me you’ll hold me again
I’m still broken from this hurricane
This hurricane

Lo tzarich milim gdolot
(Don’t need big words)
Rak tfilot
(Just prayers)
Afilu eem kashe lirrot
(Even if it’s hard to see)
Tamid ata masheer li or echad katan
(You always leave one single light)

Text: Avi Ohayon, Keren Peles
Komposition: Avi Ohayon, Keren Peles, Stav Beger

Gestern gewann Eden Golan im Halbfinale einen Platz im Finale, das am Samstag Abend stattfinden wird.

Wieder werden Tausende oder wie gestern 12.000 antisemitische Schwed*innen gegen den Auftritt hetzen, Malmö ist eine antijüdische Hölle.

Wir Zionisten (m/w/d) wollen keine Bomben auf Gaza, wir wollen die bedingungslose Kapitulation der Islamfaschisten der Hamas.

Im Gegensatz zu den Islamfaschisten und Palästinensern feiern wir Zionisten nicht tote palästinensische Zivilist*innen, wir verteilen keine Süßigkeiten, wenn aufgrund der Perfidie der Hamas ein Wohnhaus getroffen wird, das nicht nur Hamas-Terroristen und Waffen, sondern auch Dutzende Zivilist*innen beherbergte.

Legte die Hamas ihre Waffen nieder, und der Islamische Jihad, die Hizballah und der Iran ebenso, wäre Frieden in Nahost. Punkt.

Und die Leerkörper und ihr Mob in Berlin sowie wiederum nahezu die gesamte Presse agitieren auf die eine oder andere Weise, ruhig, nüchtern oder vulgär und aggressiv gegen den jüdischen Staat und den Überlebenskampf Israels gegen die Hamas und den Iran. Nicht einer (m/w/d) von denen hat aus dem Holocaust gelernt. Nicht einer.

(P.S.: Es gibt auch einen weiteren Offenen Brief, der sich gegen Antisemitismus an der FU wendet und dieser Brief wurde bislang von über 300 Professorinnen und Professoren sowie weiteren Dozent*innen unterzeichnet).

Wieder sind die Juden ganz allein. Und gerade jene, die immer so dermaßen ergriffen in die KZ-Gedenkstätten pilgern haben nichts gelernt, die eine Ausnahme, die es immer gibt, bestätigt die Regel.

Die Ignoranz gegenüber dem jüdischen Leben hier und heute ist exakt – exakt – die gleiche Ignoranz jener Deutschen, die nicht mal NSDAP-Mitglieder oder BDM-Führer waren, aber nichts taten, um die jüdische Nachbarin oder den jüdischen Nachbar zu retten oder wenigstens den lokalen Blockwart auszuschalten.

Diese 20-jährige jüdische Frau, diese Israelin hat mehr kapiert als nahezu alle deutschen Forscher*innen, die in Berlin unterrichten oder an der Columbia University oder in YALE oder in Harvard oder der Humboldt Universität.

Eden Golan ist wie (fast) alle jüdischen Israelis seit dem 7. Oktober fassungslos. Für sie ist noch jeden Tag 7. Oktober.

Sie singt ihre unsagbare Trauer und Wut hinaus in diese abgrundtief elende Welt, wo die Hamas gefeiert wird für das schrecklichste Massaker an Juden seit der Shoah.

Eden Golan ist die Heldin unserer Zeit.

Am Samstag Abend werden Hunderte Millionen Menschen den Auftritt von Eden Golan und von Israel live im Fernsehen sehen. Und das kann die antizionistische Grundstimmung der akademischen und kulturellen Eliten sowie von deren Mob auf den Straßen schon etwas erschüttern, weil so eine Öffentlichkeit kriegen sie nicht. Ob es wirklich was ändern wird, wird sich on the long run zeigen. Wir Zionisten sind Träumer, wie Herzl. Aber auch Realisten wie die IDF.

Jedenfalls wird dieser Auftritt von Eden Golan am Samstag auf dem ESC in Malmö in Schweden eine der bedeutendsten zionistischen Aktionen weltweit seit Gründung des Staates Israel sein.

Am Israel Chai.

 

Update, 12. Mai 2024, 22:33 Uhr:

Eden Golan wurde gestern Abend Fünfte (von 25 Teilnehmer*innen) auf dem ESC in Malmö und hat einen unglaublich starken Beitrag geleistet, für den Zionismus gesungen, für die Geiseln der Hamas und für Israel. Während der unerträgliche Moderator der ARD nichts Negatives über die Hamas sagte, aber Israel attackierte und neutral die jihadistischen und antisemitischen Demonstrationen in Malmö erwähnte, wählten die Menschen aus Deutschland, die den ESC anschauten, Eden Golan und gaben ihr die Maximalpunktzahl durch Telefonanrufe. Das zeigt wiederum, dass die kulturelle Elite oder ARD-Moderator*innen teils unendlich weit weg sind von dem, was die Menschen selbst empfinden und denken. Einer der besten Kommentare gegen diesen antisemitischen ESC kommt von der BILD-Zeitung.

Dem Berliner Tagesspiegel sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster:

Allerdings waren nicht nur die vielen anti-israelischen und anti-jüdischen Proteste auffällig, viel Kritik gab es auch am deutschen Fernsehmoderator, der Israel auf eine Stufe mit Russland und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellte.
Da sieht man, wie weit verbreitet diese Meinung ist. Aber von einem Moderator des Öffentlich-Rechtlichen hätte ich erwartet, dass er das nicht so stehen lässt. Ich sage nicht, dass Israel alles richtig macht, ich bin auch kein Militärexperte, aber man kann bei der Bewertung dessen, was gerade in Gaza geschieht, den 7. Oktober nicht ausklammern. Und erst recht sollte ein Moderator der ARD das nicht tun. Da erwarte ich von den Öffentlich-Rechtlichen mehr Klarheit. Denn es war doch klar, dass dieses Thema zur Sprache kommen würde, wenn Israel auftritt, und da hätte er sich besser vorbereiteten müssen.

Das ist natürlich eine sehr freundliche Umschreibung für den Antizionismus dieses ARD-Mannes, der ganz exakt so dumm daherredete, wie er redete und mit keinem Wort auf die Geiseln der Hamas einging oder auf das genozidale Massaker vom 7. Oktober 2023, ohne das es diesen Song von Eden Golan ja gar nicht geben würde.

Update, 12. Mai 2024, 22:41 Uhr:

Die Jerusalem Post sieht das ganz ähnlich und betont, wie ungemein wichtig es für die Israelis gestern Abend war, dass so viele Menschen in Europa für den israelischen Beitrag votierten. Wenn wir die 50 Prozent, die die Stimmen der Jury ausmachten, weglassen würden, wäre Israel auf Platz zwei gelandet. Und das zeigt, dass sehr viele Menschen nicht nur diesen Song sehr gut finden, sondern auch sehr wohl wissen, worum es hier geht: um Israel und den Überlebenskampf des jüdischen Volkes gegen die Hamas und den Antizionismus. Die elenden Greta Thunbergs und die Tausenden Islamisten kommen mit ihren Visagen und Flaggen und Tüchern auf die Titelseiten der Zeitungen und Nachrichtensendungen, aber Zehntausende von Menschen, die Pro-Israel sind, haben eben telefoniert oder SMS geschrieben.

Update, 13. Mai 2024, 9:03 Uhr:

Sehr treffend schreibt Jan Feddersen in der taz:

Der Wiener Schriftsteller Doron Rabinovici bemerkte während der ESC-Übertragung auf X/Twitter, es sei zum Verzweifeln, dass die Protestierenden nur Ausgrenzung zu fordern wüssten. Warum würde kein hamasloses Palästina gefordert, mit einem öffentlich-rechtlichen Sender, der selbst am ESC teilnimmt – ganz ohne Hass, einfach darauf setzend, mit guter Musik um Sympathien zu werben? Das ist eine gute und wichtige Frage.

Was er natürlich nicht schreibt: es ist auch die taz, die sich heute auf ihrer Startseite, wo der Text von Feddersen viel weiter unten zu finden ist, völlig kritiklos den deutsch-palästinensischen Agitator*innen anschließt und ihnen ein Podium gibt, dort ist kein kritisches Wort zur Hamas oder zum mehrheitlichen palästinensischen Judenhass zu lesen, dafür pure Pro-Palästina-Propaganda mit Leuten, die für antisemitischen Demos wie in Berlin oder das Verkaufen von Palästinensertüchern wie -fahnen, mit verantwortlich sind. In Israel gibt es keine Jubelfeiern, wenn Zivilist*innen im Krieg im Gaza sterben. In Gaza oder von manchen oder vielen Berliner Palästinenser*innen werden Süßigkeiten verteilt und sonstwie gejubelt, wenn jüdische Frauen vergewaltigt und zu Tode massakriert werden. Dass der Krieg heute zu Ende wäre, wenn die Hamas sich ergeben würde, das steht da natürlich nicht. Die taz liebt es, beide Seiten zu bedienen, die Israelfreunde und die Israelfeinde. Trottel nennen das „Meinungsvielfalt“, Kritiker*innen nennen es Heuchelei oder Alibi-Texte gegen Antisemitismus.

„Hitlerjugend mit Palästinensertuch“: Studierende an der Columbia University in New York City zeigen ihren Judenhass ganz offen – und Ihre Professoren klatschen

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Die Professorin Jennifer Wenzel von der Columbia University in New York City ist eine ganz typische Wissenschaftlerin unserer Zeit. Laut ihrem Lebenslauf kümmert sie sich um den Kapitalismus, um Klimapolitik und den Globalen Süden sowie den Postkolonialismus und – na klar! – sie unterstützt antisemitische Studentinnen und Studenten ihrer Universität.

In einem Statement von studentischen Gruppen der Columbia University mit dem Titel „Joint Statement from Palestine Solidarity Groups at Columbia University regarding the recent events in Palestine/Israel: Oppression Breeds Resistance“ wird unumwunden deutlich, dass diese Studentinnen und Studenten Fans der Terrororganisation Hamas sind und tote Juden lieben.

Sie beschuldigen angesichts des größten Massakers an Juden seit dem Holocaust durch Muslime und Palästinenser Israel der Aggression, der „Apartheid“ und „Besatzung“ und sehen darin ein Statement zum Massenvergewaltigen von jüdischen Frauen, dem Ermorden und Entführen von Holocaustüberlenden, dem lebendig Verbrennen von ganzen Familien, dem Köpfen von Babies, dem Handabhacken von Kindern vor den Augen ihrer Eltern, dem Niedermähen von Hunderten Menschen auf einem Musikfestival im Süden Israels – all das passierte am 7. Oktober 2023. Täter waren Muslime, Palästinenser und Terroristen der Hamas, des Islamischen Jihad und ganz normale ‚Zivilist*innen‘ aus Gaza.

Jennifer Wenzel ist eine ganz normale Forscherin an der Columbia Universität, ihr Schwerpunkt ist gar nicht Israel, Antisemitismus, geschweige denn Islamismus, Jihad und die Palästinenser. Ihr Schwerpunkt ist die englische Sprache und die Literaturwissenschaft, Öl und Macht, ihr Lebenslauf zeigt nicht einen Vortrag zum Thema Israel oder Antisemitismus.

Sie hat keine Ahnung von der Kritik am Antisemitismus, aber offenkundig tief sitzenden Ressentiments gegenüber Juden, sonst hätte sie sich nicht mit Kolleginnen und Kollegen ihrer Columbia University hinter diesen Pro-Hamas Brief der Studierenden von Columbia gestellt. Dieser Offene Brief ist nur eine unter vielen Aktionen wie Demonstrationen, Kundgebungen, körperliche Gewalt, Zeltstädte auf Universitätsgeländen oder städtischem Boden, die das Leben von Juden auf amerikanischen Campussen seit dem 7. Oktober 2023 unerträglich machen.

In dem Brief wird das genozidale Massaker an über 1200 Jüdinnen und Juden gar nicht erwähnt, die Hamas wird nicht verurteilt, was bei Nazis, die über Babi Yar reden, aber in Stellungnahmen zum Massenmord an 33.000 Jüdinnen und Juden am 29. und 30. September 1941 unweit von Kiew nur über das Wetter reden und nicht über den Holocaust, als Holocaustleugnung strafrechtlich verfolgt werden würde. So leugnen diese Studierenden auch den Massenmord an über 1200 Jüdinnen und Juden im Süden Israels am 7. Oktober.

Sie reden dafür vom bösen Israel, eine ja täglich überall auffindbare Täter-Opfer Umkehr.

Doch Jennifer Wenzel ist nur eine von vielen Professor*innen, die sich de facto hinter den Antisemitismus der Hamas stellen, indem sie das unerträgliche antisemitische Statement ihrer Student*innen von Columbia vor Kritik in Schutz nimmt.

Neben Jennifer Wenzel haben viele Dutzend andere Professor*innen und Dozent*innen der Columbia University diesen Antisemitismus der Studierenden in Schutz genommen. Darunter ist der britische Ökonom Adam Tooze, der im Herbst 2023 zusammen mit der amerikanischen Philosophin Nancy Fraser oder dem Wiener Poptheoretiker Diedrich Diederichsen und ein paar weiteren irrlichternden oder antizionistisch agitierenden Aktivist*innen in einem antiisraelischen Offenen Brief Jürgen Habermas attackierte, der ihnen zu stark an der Seite des Judenstaats steht und sie selbst bei Israels Abwehrkrieg gegen die Hamas und die Palästinenser „Verbrechen gegen die Menschheit“ befürchten.

Die Presse aus Österreich hat diesen Offenen Brief von Tooze, Diederichsen, Fraser & Co. kritisiert („Ein offener Brief, der den Philosophen Jürgen Habermas ins Visier nimmt, offenbart die Judenfeindlichkeit in akademischen Zirkeln“):

Wider besseres Wissen rückt der offene Brief Israels Abwehrkampf letztlich in die Nähe eines Genozids, was eine zynische Gleichsetzung der systematischen und industriellen Massenvernichtung der Juden durch die Nazis mit dem Kampf Israels gegen den Terrorismus der Hamas darstellt. Damit werden der in seiner Tendenz, die Opfer zu Tätern zu machen, beschämende offene Brief und die vorgebliche Besorgnis über die Haltung von Habermas zu einem weiteren traurigen Beweis für die antisemitische Vergiftung des akademischen intellektuellen Betriebs.

Die bittere Pointe ist: gerade das Umfeld von Jürgen Habermas ist es doch, dass immer und überall „Muslimfeindlichkeit“ imaginiert und das hört sich dann bezüglich einer Konferenz zu diesem Thema an der FU Berlin im April 2024 mit dem unvermeidlichen Meron Mendel so an:

Saba-Nur Cheema erläuterte daran anknüpfend, welche Form die beiden Narrative in den vergangenen vier Monaten angenommen haben: Auf der einen Seite Kritik daran, dass offenbar für manche das Leben von Jüdinnen und Juden nicht zähle – „Jewish lives don’t matter“ –, etwa wenn das blutige Massaker der Hamas von einigen bejubelt oder von anderen beschwiegen wird. Das gegenläufige Narrativ umschrieb Cheema als Vorwurf des „Silencing von palästinensischen Stimmen“, wenn also Schriftsteller*innen oder Künstler*innen ausgeladen werden oder Schulen das Zeigen von palästinensischen Symbolen oder Fahnen verbieten.

Der Habermas-Zirkel „normative orders“, der sich irgendwie schon hinter Israel stellt, hatte selbst das Thema „Muslimfeindlichkeit“ Mitte November 2023 – absurder geht es nun wirklich nicht! – auf die Agenda gestellt – also gerade nach dem 7. Oktober 2023.

Wer nämlich nicht verstanden hat, dass das Zeigen eines Palästinenserschals oder anderer palästinensischer Symbole wie ihrer Fahne nach dem 7. Oktober 2023 eindeutig indiziert, dass sie oder er einverstanden sind mit dem Abschlachten von 1200 Jüdinnen und Juden und dem Entführen von über 250 weiteren Juden und Jüdinnen, der oder dem ist nicht zu helfen. Es ist ein bewusstes Nicht-Sehen-Wollen. Das sieht man auch darin, dass diese Palästinenser-Symbole-Tragenden das seit dem 7. Oktober 2023 machen, als es noch gar keinen Verteidigungskrieg Israels gegen die Hamas gab. Sie machen das aus Freude ob des Abschlachtens von Jüdinnen und Juden und nicht aus ‚Sorge‘ um Gaza.

Der massive Boykott von jüdischen und israelischen Forscher*innen ist doch der Skandal unserer Zeit und nicht die „Muslimfeindlichkeit“ – kürzlich hat die israelische Tageszeitung Haaretz von Dutzenden Fällen von Ausladungen von jüdischen und israelischen Forscher*innen berichtet – und nicht das Nicht-Einladen von antisemitischen Pro-Palästina-Stimmen, die ja den Massenmord vom 7.10 als Grund für einen eigenen Staat hernehmen.

Neben Wenzel sind natürlich der Antizionist Rashid Khalidi, Edward-Said-Professor in Columbia, und selbstredend der Antisemit Joseph Massad, der Israel seit Jahrzehnten das Existenzrecht abspricht, mit dabei als Unterstützer dieses Solidaritätsbriefes von Professor*innen und Dozent*innen für ihre antisemitischen Studentinnen und Studenten in New York City an der Columbia University.

In seinem Artikel „The Persistence of the Palestinian Question“ von 2004, der in dem Band „Empire & Terror: Nationalism/Postnationalism in the New Millennium“ erschien, schreibt Massad völlig ernsthaft und mit tiefster Überzeugung:

If anything, as the following will demonstrate, Israeli Jewish soldiers today are willing disciples of all anti-Semites, including the Nazis.

Juden seien also Antisemiten, wenn sie Zionisten sind, und Nachfahren der Nazis. Das ist eine besonders durchgeknallte, realitätsgestörte und perfide Form des heutigen Judenhasses. Unzählige Aktivist*innen weltweit vergleichen ja Israel mit den Nazis, de facto sind die Anti-Israel Aktivist*innen natürlich viel eher die Nachfahren der Nazis, weil auch sie den Tod von Juden wünschen wie mit der Zerstörung des jüdischen und der Errichtung eines „binationalen“ Staates.

Im März 2002 hatte Joseph Massad in einem Artikel geschrieben, dass „The Jews are not a Nation“ und „Israel“ habe kein Recht zu existieren, wie der Film „Columbia unbecoming“ von 2004 dokumentiert und kritisiert.

Ein rassenbiologisch denkender weiterer Professor an der Columbia University ist George Saliba, der – so zeigt es der Film Columbia Unbecoming anhand von Aussagen einer Zeugin – einer Studentin in die Augen schaute und meinte:

You have green eyes, you are not a Semite, I have brown eyes, I am a Semite.

Da lachen vielleicht Nazis und andere Anhänger der Rassenbiologie, aber das passierte im 21. Jahrhundert in New York City und der Hetzer meint das ernst. Anhand der Augenfarbe meint dieser ‚Rassenkundler‘ die Nationalität eines Menschen feststellen zu können.

Abgesehen davon, dass „Semit“ gar keine Nationalität ist, sondern es gibt nur semitische Sprachen. Bis Anfang der 1960er Jahre gab es bekanntlich gar keine „Palästinenser“,  beziehungsweise bis 1948 waren auch Juden Palästinenser, wenn sie Bewohner*innen des Mandatsgebiets Palästina der Briten waren beziehungsweise wurden.

In einem enthusiastischen Text für die antisemitische Seite Electronic Intifada schreibt der Columbia Professor Joseph Massad am 8. Oktober 2023:

No less awesome were the scenes witnessed by millions of jubilant Arabs who spent the day watching the news, of Palestinian fighters from Gaza breaking through Israel’s prison fence or gliding over it by air.

„No less awesome“ – „nicht weniger großartig“, so beschreibt dieser Judenhasser das Ermorden von über 1200 Jüdinnen und Juden durch Muslime und Palästinenser. Das ist kriminell und gehört bestraft, weil es eine Zustimmung zu einem Massenmord bedeutet.

Wenn ein deutscher Neonazi so etwas schreiben würde, ist das zwar genauso widerwärtig, aber es ist wirkungsmächtig noch mal etwas ganz anderes, wenn ein Professor an einer der angesehensten Universitäten der ganzen Welt so einen antisemitischen Dreck publiziert und ein genozidales Massaker an Juden feiert.

Mittlerweile fordern knapp 79.000 Unterzeichnende in einer Resolution die sofortige Entlassung von Massad, ohne Erfolg.

Das ist der Hintergrund, vor dem der amerikanisch-jüdische Professor an der Columbia University Shai Davidai die antiisraelischen und antisemitischen Aktivitäten auf dem Campus der Uni analysiert. Ihm selbst wurde unter Betonung, er sei Jude und somit gefährdet, der Zugang zu seinem Arbeitsplatz verwehrt.

Die studentischen und aktivistischen Gruppen nennt er eine neue Form der „Hitlerjugend“ und wer Slogans wie „Death to the Jews“ oder „Palestine from the River to the Sea“ hört, weiß, dass er damit richtig liegt.

Die Times of Israel berichtet über einen „judenreinen“ Campus:

“There are students wearing yellow vests with their keffiyehs, and if they see someone engaging with someone outside the encampment, they pull them away and say, ‘You’re not allowed to talk to them.’ They say things like, ‘Kill all the Jews,’ and, ‘We want one Arab state,’” Sabrina said.

“What people don’t realize is the campus has become a hotbed for radical antisemitism,” said Sabrina. “It’s like the Hitler Youth. They say things like, ‘A Zionist has entered the camp.’ They view us as an entity that can be eradicated. I feel a lot more scared now than I was after October 7.”

Aufgrund des unfassbaren Antisemitismus der Student*innen, der Professor*innen und dem Versagen der Universitätsverwaltung, diese Antisemiten in ihre Schranken zu weisen und von der Uni zu werfen, wird der Multimilliardär Robert Kraft seine finanzielle Unterstützung der Columbia University beenden. Er schreibt in der New York Post:

Over the last several years, starting with the Charlottesville march in 2017, I started to feel a dangerous shift in the country as more and more instances of hate began to rise.

Now we have rampant Jewish hate on college campuses that has been permitted to go largely unchecked.

I started the Foundation to Combat Antisemitism (FCAS) in 2019 for precisely these reasons — to educate young people and appeal to the empathy that I believe all humans are born with.

I felt that it was imperative that we do something to ensure that our country did not start to look like the Germany of the 1940s.

Never could I have imagined that in America, in 2024, that Jewish students would be told by campus administrators to flee their college campus for their own safety.

Würde Israel seine Waffen niederlegen, würden 7 Millionen Juden und Jüdinnen von den Palästinensern abgeschlachtet.

Würden die Palästinenser ihre Waffen niederlegen und Israel als jüdischen Staat anerkennen, würde es Frieden geben.

Bis es soweit ist, müssten erstmal Tausende antisemitische Student*innen in den USA und weltweit exmatrikuliert werden.

Bis es soweit ist, müssten erstmal alle islamistischen Gelder aus arabischen und muslimischen Staaten wie aus Katar für westliche Universitäten gestoppt werden.

Bis es soweit ist, müssten erstmal deutsche und andere Nahost- und Islamwissenchaftler*innen aufhören, antizionistische Antisemiten wie zum Beispiel Rashid Khalidi und viele andere als respektable Kollegen zu zitieren und salonfähig zu machen – ich habe bereits 2011 in meiner Studie „Schadenfreude. Islamforschung und Antisemitismus in Deutschland nach 9/11“ Beispiele dafür zitiert. 2013 habe ich dann in meiner Studie „Antisemitism: A Specific Phenomenon“ weitere Antizionisten wie Hamid Dabashi, auch Columbia und auch Unterstützer des zitierten Briefes der Columbia Professor*innen zur Unterstützung ihrer antisemitischen Student*innen, faktenbasiert und ideologiekritisch zerpflückt.

Bis es soweit ist, müsste die deutsche Bundesregierung jeglichen Kontakt zur islamistischen Republik Iran einstellen und so weiter und so fort.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Aber sie wird sterben.

Sie ist schon gestorben.

Palästinenser aller Geschlechter, Terroristen und ‚Zivilist*innen‘, haben sie am 7. Oktober 2023 auf unsagbare Weise ermordet.

 

 

Traumatischer Stillstand – in Israel ist immer noch der 7. Oktober: Ein Vortrag in München vom Israeli Oliver Vrankovic

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Letzten Donnerstag hielt der israelische Publizist und politische Aktivist Oliver Vrankovic, der wie ich rein zufällig aus Esslingen am Neckar kommt, einen Vortrag in München beim Linken Bündnis gegen Antisemitismus München.

In seinem 85-minütigen Vortrag geht Oliver auf die aktuelle Situation in Israel ein. Er ist 44 Jahre alt, arbeitet als Rezeptionist in einem Altersheim im Süden Israels und wohnt seit 17 Jahren in Israel, er ist Israeli geworden.

Das ist sicher einer der besten Vorträge, die man über das heutige Israel in deutscher Sprache hören kann.

Hier spricht ein Linkszionist über die größte Katastrophe im Judenstaat seit 1948.

Bis zum 6. Oktober war Oliver, wie er betont, scharf im Gegensatz zur rechtsextremen Regierung Netanyahu und der geplanten „Justizreform“. Am Ende betont er dann, wie unglaublich absurd es ist, wie Bibi agiert und viele sehr wichtige Entscheidungen einfach nicht trifft, wie es in Gaza jetzt weitergehen soll, wer in Israel die Verantwortung für das unfassbare Versagen am 7.10 übernimmt und so weiter.

Am 7. Oktober waren viele der führenden Wortführer der Anti-Regierungs-Proteste an allervorderster Front mit dabei, mit der Waffe in der Hand oder mit Autos und Bussen – es war Schabbat und die Regierung hat viel zu spät gemerkt, dass jetzt Züge und Bussen fahren müssen, um Soldaten in den Süden zu transportieren und Menschen zu retten – Menschen vor den heranstürmenden Muslim-Faschisten aus Gaza zu beschützen, zu retten und gegen die Hamas und die anderen Terroristen zu kämpfen.

Oliver geht auf die Linkszionist*innen im Süden ein, die jahrzehntelang den Palästinenser*innen Mut zusprachen und Unterstützung boten, ja künstlerische Mosaike kreierten auf ihren Anwesen, die auf Hebräisch Schalom und auf Arabisch Salam (Frieden) schrieben und ganz konkret den Menschen im Gazastreifen bei der Arbeit, bei Besuchen in Krankenhäusern und so weiter geholfen haben.

Und diese Menschen aus Gaza haben sich als Bestien erwiesen, diese Palästinenser haben sich als Mörder, Vergewaltiger und als „Zivilisten“ geoutet, die zu Tausenden beim Abschlachten, Vergewaltigen, lebendig Verbrennen der Juden und Jüdinnen geholfen, gejauchzt, gelacht und gekichert sowie geplündert haben.

Palästinensische Kinder fuhren dann das Fahrrad der jüdisch-israelischen kids, die entweder fliehen konnten, oder aber ermordet worden waren.

All das berichtet Oliver Vrankovic aus einer ungemein authentischen Perspektive, er hat es selbst alles erlebt, er war am 7. Oktober 2023 in Israel und konnte nicht fassen, was passiert.

Ohne eine „Denazifizierung“ der Palästinenser wird es niemals Frieden geben, das betont er völlig zurecht. Und Oliver betont auch, dass es in israelischen Schulbüchern eben keine Aufrufe zur Entmenschlichung oder Dämonisierung von Arabern und Palästinensern gibt, das weiß er von den Schulbüchern seiner 12-jährigen Tochter.

Doch in Gaza gibt es einen unfassbaren Antisemitismus, gerade auch in Schulbüchern, die IDF haben viele Beweise dafür aus dem Gazastreifen gefunden und gesichert, vieles war ja auch schon zuvor bekannt.

Einzig seine Kritik an der anfänglichen Zurückhaltung Israels bei der Unterstützung der Ukraine ist nicht überzeugend, auch wenn selbstredend die Achse Teheran-Moskau gekappt gehört. Aber gerade der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett war es doch, der in höchster Not sogar seinen Schabbat nicht einhielt und mit dem Flugzeug nach Moskau flog im Frühjahr 2022, um mit Putin über einen Waffenstillstand oder gar Frieden zu verhandeln.

Erst vor wenigen Tagen publizierte die renommierte Zeitschrift Foreign Affairs einen ausführlichen Artikel, der auch entgegen der Intention der beiden Autoren (!) belegt, dass im März 2022 (!) eine Lösung des Konflikts möglich war. Die Ukraine hätte Sicherheitsgarantien von mehreren Ländern, darunter die USA, Israel, Deutschland, bekommen, aber vertraglich erklärt, niemals ein Staat mit Atomwaffen zu werden und nicht in die NATO, allerdings durchaus in die EU aufgenommen zu werden, was Putin noch Jahre zuvor strikt abgelehnt hatte. Jetzt hätte er es so unterschrieben, so Foreign Affairs. Aber insbesondere der Fanatismus von Boris Johnson aus England verhinderte eine Friedenslösung, seitdem gilt die Direktive „Sieg für die Ukraine und Niederlage für Russland“. Johnsons und des Westens, auch Deutschlands Verweigerung diesem Kompromiss zuzustimmen, kostete über Hunderttausend Menschen das Leben, in der Ukraine und auf Seiten der russischen Armee.

Es ging darum,  dass Selenskyi und die Ukraine offenbar sehr wohl einverstanden gewesen wären, Russland zu versichern, nicht in die NATO aufgenommen werden zu wollen und ggf. territoriale Unabhängigkeit für sehr stark von pro-russischen Menschen bewohnte Teile im Süden der Ukraine wie den Regionen Donezk und Luhansk sowie der Krim zu machen, wenn sich Russland militärisch aus allen seit dem 24. Februar 2022 eroberten Gebieten zurückziehen würde.

Das Schrecklich ist, dass es nun, mehr als zwei Jahre später, genau darauf hinauslaufen wird, allerdings mit der wahnsinnigen Idee, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, aber die genannten Gebiete und noch mehr wird die Ukraine verlieren – mit mehreren Hunderttausend Toten auf beiden Seiten. Das alles wischt Oliver etwas zu forsch vom Tisch, was angesichts der äußerst gefährlichen Kooperation vom autokratischen Regime in Moskau mit den Muslim-Faschisten aus Teheran auch verständlich ist. Aber eine Denazifizierung der Ukraine wie der Asow-Brigaden ist eben auch mehr als angesagt, ein Land mithin, dessen Mainstream antisemitisch ist, was sich in Fußballstadien zeigt, die nach Holocausttätern oder Nazi-Kollaborateuren in den letzten Jahrzehnten benannt wurden, was vor 2022 auch international als skandalös betrachtet wurde und seitdem aber mit Dutzenden Milliarden goutiert wird.

Diese Bemerkungen zu Russland kommen zwar erst gegen Ende des so eminent wichtigen Vortrags von Oliver, aber sie sind leider zu wichtig, als sie ignorieren zu können. Gerade in der Pro-Israel-Szene ist der teils regelrechte Hass auf Russland zu weit verbreitet und hat mit einer soliden Kritik an der Achse Moskau-Teheran nichts zu tun.

Man kann Anti-Putin, antifaschistisch und Pro-Frieden sein, gegen Waffen für die Ukraine und für Diplomatie. Das war auch der Ansatz des Israeli Naftali Bennett, der sicher kein Freund der Achse Moskau-Teheran ist, aber der realistisch (!) sah, was politisch auf dem Spiel steht und dafür sogar – was sehr außergewöhnlich war für einen religiösen Juden wie Bennett – seine Schabbatruhe brach. Doch leider ist gerade in der Pro-Israel Szene die Ignoranz gegenüber Naftali Bennetts diplomatischen Aktivitäten und die Vorliebe für eine bedingungslose Unterstützung des Regimes in Kiew vorherrschend.

Seit wann ist es weniger antisemitisch, Straßen nach Holocausttätern und Nazi-Kollaborateuren zu benennen (Ukraine), als mit einem Holocaust leugnenden Staat zu kooperieren (Moskau-Iran)? Beides sollte man als Intellektueller und zumal als Linker kritisieren. Doch in Deutschland, dem Westen und der Pro-Israel Szene wird wie ein Mantra die Solidarität mit der Ukraine beschworen, dabei sind Waffen für die Ukraine nicht solidarisch, sondern selbstmörderisch, Russland ist immer stärker, wer das nicht verstanden hat, hat ganz wenig verstanden von Krieg, Militär und dem Atomzeitalter. Doch der anti-diplomatische Reflex ist extrem weit verbreitet, wenn es um die Ukraine geht.

Das muss sich ändern, doch ich sehe da wenig Potential, da selbst seriöse Publikationen wie Foreign Affairs ja meist ignoriert werden und selbst die israelische Initiative von Bennett nie wirklich diskutiert wurde, auch nicht unter Pro-Israelis. Als ob Bennett ein Kumpel mit Antisemiten wäre, weil die mit dem Iran kooperieren wie Russland. Das ist ja lachhaft und grotesk. Doch die weltweite Isolation Russlands trägt dazu bei, dass sich Russland richtig üble Parnter sucht, auch militärisch. Was wäre passiert, wenn der arrogante Bill Clinton Putin nicht ausgelacht hätte, vor über 20 Jahren, als dieser fragte, ob nicht auch Russland in die NATO aufgenommen werden könnte?

***

Der Kern aber des Vortrags von Oliver Vrankovic ist die Kritik am palästinensischen Antisemitismus. Ohne dessen Ende wird es niemals eine Zweistaatenlösung geben. Er selbst war wie Millionen von Israelis von der Option einer Zweistaatenlösung bis zum 6. Oktober 2023 überzeugt. Doch das war eine katastrophale Fehleinschätzung.

Also: schaut euch diesen Vortrag an, hört ihn auch an, um zu merken, dass in Israel bis heute der 7. Oktober 2023 alles bestimmt, die Uhr drehte sich nicht weiter. Das zentrale Versprechen Israels, ein sicherer Hafen für alle Juden zu sein, wurde dementiert. Und doch betont Oliver, dass er weiß, dass für seine Tochter Israel der sicherste Ort der Welt ist, wenn er sich anschaut, was in Schulen in Deutschland so abgeht an Judenhass …

Hier ist das Video:

Ich weißt nicht, ob Paulaner Spezi offizieller Sponsor des Münchener Vortrags war, vermutlich eher nicht. Gleichwohl stand eine Flasche Paulaner Spezi womöglich eher zufällig prominent während des gesamten Vortrags vor Oliver, was den kultischen Status von Spezi, wenn es um Zionismus und Kritik an allen Formen des Antisemitismus geht, sicher noch steigern dürfte.

Diesen 85-Minuten-Vortrag sollte man wirklich gehört haben, wenn man sich weiterhin zu Israel äußern möchte.

Five for Fighting – OK – Piano and Solidarity for Israel

 

Die ehemalige kanadische Botschafterin Vivian Bercovici ist eine politische Kommentatorin zur aktuellen Situation in Israel und lebt im State of Tel Aviv, wie auch ihr publizistisches Projekt und ihr Podcast heißen.

Ihre Podcasts haben schon jetzt legendären Charakter, ihr sonntägliches Diskutieren mit dem Journalisten Yaakov Katz gehört sicher zum Interessantesten, was man zur aktuellen Situation in Israel hören kann, von den Podcasts der Times of Israel und vor allem den Texten in der Times of Israel nicht zu schweigen – die im Gegensatz zu allen anderen Zeitungen alle online frei lesbar sind und das bei allerhöchster journalistischer Qualität.

Heute bringt Vivian ein Gespräch mit dem Musiker John Ondrasik, der unter dem Namen Five for Fighting bekannt ist. Kurz vor 9/11 schrieb er den Song Superman (it’s not easy), der nach 9/11 zu einem Hit wurde, weil er den Überlebenden Kraft gab, es geht um Ich-Identität und die Schwere des Lebens und um Supermann, der es gerade nicht leicht hat – vor 9/11 und dann nach 9/11.

 

Sodann berichtet Vivian Bercovici von einem Konzert, das Five for Fighting letzten Samstag Abend in Tel Aviv live auf dem Hostage Square gab.

Wenige Stunden vor dem präzedenzlosen Angriff der Islam-Faschisten aus Teheran, die mit über 300 Drohnen, ballistischen Raketen und Cruise Missiles Israel angriffen (99 Prozent wurden von Jordanien, den USA, UK, Frankreich und Israel unschädlich gemacht, ein siebenjähriges Mädchen wurden von herabfallenden Raketenteilen getroffen und ist jetzt gestorben ist auf dem Weg der Besserung, Update, 20.04.2024).

Er zeigte seine Solidarität mit den Angehörigen der Geiseln der Hamas, ja seine Solidarität mit Israel in der schwierigsten und härtesten Zeit für den einzigen Judenstaat seit seiner (Wieder) Gründung am 14. Mai 1948. Das war der erste Besuch von Five for Fighting in Israel.

Vivian Bercovici betont, wie unglaublich wichtig es für Israelis ist, diese Solidarität zu sehen und zwar live in Israel.

 

We’re gonna give you four wordsWe are not alright, we are not alrightWhen we see young girls pulled from their homeAnd dragged to the streetsWhen we see grandmothers being pulled awayAnd children shot in front of their family’sWe are not alright when right here in the city of New YorkYou have those who celebrate, at the same timeWhen the devastation is taking place
This is a time for choosingThis is a time to mournThe moral man is losingForbidden, lost for long
I don’t understand, I don’t understandHow you can look yourself in the mirrorI don’t understand, I don’t understandHow did that blood flood your eyes
We, we are, we are notWe, we are, we are notOK, hey, hey, yeahOK, hey, hey, yeah
Yeah, hide behind your babiesYeah, hide behind your kidThe Harvard hands has rabiesThey’d hold acost again
I don’t understand, I don’t understandHow you can look yourself in the mirrorI don’t understand, I don’t understandHow did that blood spill from your eyes
We, we are, we are notWe, we are, we are notOK, hey, hey, yeahOK, hey, hey, yeah
Evils on the march, evils on the marchTime to face the test, yeah, hey, ohEvils on the march, evils on the marchNeed every good woman, every good man
We, we are, we are notWe, we are, we are notOK (we), OK (we are), OK (we are not), OKOK (we), OK (we are), OK (we are not), OKOK, OK, OK, OK
OK

Iran greift Israel mit 300 Raketen und Drohnen an – doch Joe Biden ist Supermann und ein Zionist, unendlich stärker als der Mullah-Faschismus

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Bei einem gut einschätzbaren und behandelbaren Virus drehte das Fernsehen total durch und brachte regelmäßig Sondersendungen und setzte die Bevölkerung in die größte Massenpanik seit 1945. Sie erinnern sich mit Grauen.

Wenn aber ein islamistisches Regime wie das Mullah-faschistische aus Teheran mehr als 300 ballistische Raketen, Drohnen und Cruise Missiles in das über 1700km entfernte Israel abfeuert, ist das keine Sondersendung wert. Es geht auch nur um Juden. Das ist keine Polemik, das ist nur eine deskriptive Darstellung.

Israel hat letzte Nacht zusammen mit Jordanien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und natürlich den USA 99 Prozent dieser Raketen und Drohnen abgeschossen. Doch ca. 3 bis 5 Geschosse trafen Israel, ein siebenjähriges Mädchen wurde lebensgefährlich verletzt (durch Trümmer einer abgeschossenen Rakete). Es wurde aber tatsächlich eine Militärbasis direkt von einer Rakete getroffen, auch wenn der Schaden gering ist, es hätte anders ausgehen können. 100 Prozent von 300+ Raketen kann auch das beste Abwehrsystem nicht abfangen. Und darin liegt eine existentielle Gefahr. Weil im Fall der Fälle könnte eine einzige von 1000+ Raketen reichen, um Zerstörung extremen Ausmaßes anzurichten.

Raketen flogen auch über der Al-Aksa Moschee und Jerusalem. Israel hat alle abgeschossen, was, wenn die Al-Aksa Moschee durch ein iranisches Geschoss zerstört worden wäre?

Und was wäre passiert, wenn auch nur eines dieser 300+ Geschosse atomar oder mit einer schmutzigen biologischen Bombe ausgestattet gewesen wäre?

Nicht auszudenken.

Es muss jetzt endlich, 40 Jahre zu spät, um die komplette diplomatische Isolation Irans gehen, also von Seiten des Westens. Die Revolutionsgarden gehören auf die Terrorliste, ein Vorgang, den die Bundesaußenministerin bislang ablehnte.

Es darf keine Botschaft des Iran in Deutschland mehr geben.

Es darf nach diesem nie dagewesenen iranischen Angriff auf Israel keine Handelsbeziehungen mit diesem islamfaschistischen Terrorstaat mehr geben.

Es hätte schon angesichts der islamistischen Ideologie und Praxis wie der Frauenverachtung und dem Schleierzwang im Iran seit den 1980er Jahren keinerlei diplomatischen und ökonomischen oder sonstigen Beziehungen zu diesen Verbrechern geben dürfen. Aber viele deutsche Politiker*innen und Kapitalisten aller Geschlechter lieben den Iran.

Es ist bezeichnend genug, dass ein Treffen von Nazis mit Nazis zurecht Massenproteste in diesem Land auslöste, aber es ist noch viel bezeichnender, dass 300+ Raketen und Drohnen, die vom Iran auf Israel abgefeuert werden, keine solchen Massendemonstrationen auslösen, weil es nicht nur dem tumben Mainstream, sondern auch den linken oder links-liberalen Aktivist*innen nicht skandalös genug ist oder sie sogar offen oder klammheimlich kichern ob dieses präzedenzlosen Angriffs der Mullahs auf den Judenstaat.

Der bekannte iranische Professor für Rechtswissenschaft Afshin Ellian, der in Holland lehrt, sagte angesichts der Angriffe Irans, dass die Bevölkerung gegen das islamistische Regime sei, wie die Times of Israel berichtet.

Der iranische Journalist Pouria Zeraati, der in Großbritannien lebt und am 29. März 2024 in Wimbledon vermutlich von staatlichen Schergen der Mullahs bei einem Messerangriff in London schwer verletzt wurde, sagte, die Revolutionsgarden seien „Terroristen“ angesichts der Angriffe auf Israel.

Schließlich ist auch der Kronprinz Reza Pahlavi gegen die Angriffe und unterstreicht, dass die Bevölkerung nicht hinter dem islamistischen Terrorregime stehen würde, so wiederum die Times of Israel.

Joe Biden jedoch ist in Israel weiterhin, trotz oder gerade wegen seiner scharfen Kritik an Netanyahu, aber vor allem wegen seiner ungebrochenen Unterstützung für den einzigen Judenstaat, ein Superstar, wie dieses Graffito zeigt:

Ob Israel jetzt militärisch reagiert oder erstmal diplomatisch eine Koalition gegen den Iran aufbaut beziehungsweise verstärkt, wird sich zeigen. Das Momentum liegt auf der Seite Israels. Der massive Angriff aus Teheran war militärisch ein Desaster für die Islamisten, aber für Israel auch extrem teuer, 1,3 Milliarden Dollar dürfte der Abschuss der Hunderten Drohnen und Raketen gekostet haben, so Schätzungen von Experten.

Und bei allem Mainstream-Irrationalismus oder -Fanatismus am Beispiel der Ukraine-Politik der USA seit 1990 und von Joe Biden sowie dem Mainstream-Irrationalismus oder -Fanatismus, den auch die Antilopen während Corona zeigten, ist in der Frage Solidarität mit Israel Joe Biden doch ganz der Rock-Star in Israel, so wie die Antilopen Gang die fast einzige zionistische nicht-jüdische Band in diesem elenden Schland zu sein scheint.

 

 

 

Die Kritische Theorie von Horkheimer, Adorno, Löwenthal und Marcuse bedankt sich bei der Universität Köln, die anti-israelische Aktivistin Nancy Fraser nicht mit einer Gastprofessur zu ehren

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Die Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser hat am 1. November 2023 mit Hunderten weiteren Kolleginnen und Kollegen eine antisemitische Erklärung mit dem Titel „Philosophy for Palestine“ unterschrieben, deren zentraler Satz wie folgt lautet:

The blockade of Gaza has lasted 16 years; the occupation of the West Bank and Gaza has lasted 56 years; the dispossession of Palestinians of their lands and homes across historic Palestine has lasted three-quarters of a century, since the 1948 establishment of Israel as an ethno-supremacist state.  It is not without reason that observers—including both international and Israeli human rights groups—now characterize Israel’s control over the land from the Jordan River to the Mediterranean Sea as a system of apartheid.

Damit wird Israel selbst die Schuld gegeben am schrecklichsten genozidalen Massaker an Juden seit der Shoah. Denn der Satz zuvor lautet:

Yet to act as though the history of violence began with Hamas’s attacks on October 7, 2023 is to display a reckless indifference to history as well as to both Palestinian and Israeli lives. In order for  violence to stop, the conditions that produce violence must stop.

Die „Bedingungen“, die Gewalt „produzieren“ würden, seien also eine 16-jähriger Blockade des Gazastreifens, eine 56-jährige Besatzung des Westjordanlandes, die „Enteignung“ von palästinensischem Land seit 1948 und die Gründung Israels am 14. Mai 1948 sei ohnehin die Gründung eines „ethnisch-rassistischen Staates“ gewesen.

Damit leugnen diese Hunderten Forscher*innen die islamistische und muslimisch-antisemitische Dimension des Massakers vom 7. Oktober und geben den Opfern die Schuld.

Die „Bedingung“ für die genozidale Gewalt vom 7. Oktober 2023 ist islamistischer Antisemitismus und die seit 1947 andauernde palästinensische Verweigerung, einen jüdischen Staat Seite an Seite mit einem damals von den Vereinten Nationan avisierten arabischen Staat zu akzeptieren.

Die genozidale Ideologie der Muslimbruderschaft, deren Ableger Hamas seit 2007 den Gazastreifen regiert, ist der Grund für den 7. Oktober 2023.

Die Erklärung „Philosophy for Palestine“ hingegen ist eine ganz typische antisemitische Täter-Opfer Umkehr. Es ist die antizionistische Version der Holocaustleugnung.

Das Vergewaltigen und Abschlachten von jüdischen Frauen, das Händeabhacken von Kindern, das Ausstechen von Augen von Vätern vor den Augen der Kinder, das Herausschneiden von Föten von schwangeren Frauen, das Köpfen von Babies, das lebendige Verbrennen ganzer Familien, das in den Rücken stechen mit einem Messer, wenn eine jüdische Frau bei der Vergewaltigung durch palästinensisch-muslimische Mörder zurückzuckt, all das kommt hier nicht vor – drei Wochen nach dem 7. Oktober 2023. Diese Derealisierung ist der eigentliche Schock. Das Pamphlet redet von zivilen Opfern auf beiden Seiten, was die Sache noch schlimmer macht, weil sie eine militärische Reaktion Israels mit einem genozidalen Massaker auf eine Stufe stellt.

Umgehend nach dem Massaker, ja gleichzeitig wurden Süßigkeiten verteilt von den arabischen, palästinensischen, muslimischen und linken Freunden des Judenmordes, wie auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln.

Wo waren da die Stimmen der heutigen Kritischen Theoretiker*innen?

Dass darüber hinaus in einem Krieg wie im Gazakrieg Menschen sterben, ist traurig, aber nicht zu verhindern. Ja die Hamas tut alles dafür, dass möglichst viele Zivilist*innen sterben, während sie in den Tunneln sicher versteckt ihre Führungselite und Tausende Terroristen Kämpfer versteckt.

Das heißt nicht, dass Israel nicht auch Fehler begeht in diesem Krieg, militärische, strategische, taktische.

Erstmal hätten z.B. die Militärführung und die politische Führung umgehend nach dem 7. Oktober zurücktreten müssen, weil deren Verhalten vor dem 7. Oktober ja maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass die Grenze zum Gazastreifen weniger gut geschützt war. Die Verlagerung von Truppen ins Westjordanland, um die von Netanyahu gehätschelten Siedler zu unterstützen, hatte dramatische Folgen. Das politische Klima in Israel war wegen der rechtsextremen Regierung unter Netanyhu und der geplanten und letztlich von den Hunderttausenden Demonstrant*innen und vom Obersten Gericht gestoppten Justizreform extrem aufgeladen, die Gesellschaft gespalten.

Der Kern des 7. Oktober 2023 aber ist ein anderer: Ohne den islamistischen und arabischen Judenhass der Hamas wäre es gar nicht zu dem Massaker gekommen. Dieser islamistische und in Teilen auch säkulare palästinensische Judenhass ist das Zentrum der Ideologie des palästinensischen Antizionismus. Nicht alle Palästinenser*innen sind antizionistisch und islamistisch, aber laut Umfragen doch die absolute Mehrheit:

Eine repräsentative Umfrage unter Palästinensern zeigt uns wie weit verbreitet der Antisemitismus unter den Palästinensern im Westjordanland wie im Gazastreifen ist: 75 Prozent begrüßen das schrecklichste Massaker seit dem Ende des Holocaust, das ihre islamistischen Schlächter am 07. Oktober 2023 im Süden Israels veranstalteten. Ebenfalls 75 Prozent stehen hinter der antisemitischen und antijüdischen Parole “from the river to the sea”, der die Auslöschung des jüdischen und demokratischen Staates Israel meint.

Diese Umfrage wurde am 14. November 2023 publiziert und hat mehr Realitätsbezug als die Agitation der „Philosophie für Palästina“.

Neben der antizionistischen Agitation fällt auch auf, dass die Autor*innen und Unterzeichner*innen wirklich einen vollkommenen Realitätsverlust haben, wenn sie behaupten, der ‚Westen‘ würde nur Israel unterstützen:

Most importantly, we are all too aware that the countries in which we live and work and to which we pay taxes is funding and abetting one party and one party only in this deeply asymmetric conflict. That party is not the oppressed, but the oppressor.

Das in seiner Struktur und Aufgabe ohnehin absurde palästinensische Flüchtlingshilfswerk UNRWA, das die Rückkehr der 1948 Vertriebenen fordert und damit nicht ’nur‘ die tatsächlich Vertriebenen meint (von denen ein paar Zehntausend noch leben), sondern Millionen von Nachkommen – so wie wenn Neonazis und Vertriebenenverbände bis heute fordern fordern würden, dass Millionen Deutsche ein Recht auf Rückkehr nach Polen oder Tschechien etc. hätten -, bekam allein im Jahr 2022 über eine Milliarde US-Dollar an Geldern von den USA, Europa und weiteren Ländern, wobei fast die Hälfte aus Europa kam, wovon wiederum Deutschland der Hauptgeldgeber ist:

In 2022, 44.3 per cent of the Agency’s total pledges of US$ 1.17 billion came from EU member states, who contributed US$ 520.3 million, including through the European Commission. The United States, Germany, the EU, and Sweden were the largest individual donors, contributing a cumulative 61.4 per cent of the Agency’s overall funding.

Dabei sind Tausende UNRWA Mitarbeiter*innen mit dem Islamismus, Antisemitismus und der Hamas eng verbunden, ja Teil des Terrornetzwerks und einige waren beim Abschlachten der Juden aktiv mit dabei, wie der Tagesspiegel und viele weiter Medien berichteten:

Das Verleugnen oder Affirmieren des Islamismus und palästinensischen Antisemitismus sind Kennzeichen dieses Antisemitismus der Erklärung „Philosophy for Palestine“.

Dass das Zentrum des arabisch-israelischen Konflikts die antisemitisch motivierte Weigerung der Araber war, im November 1947 dem UN-Teilungsplan für das britische Mandatsgebiet Palästina zuzustimmen, wird hier nicht erwähnt.

Selbstredend ist der Konflikt noch komplizierter, speziell die Besatzung des Westjordanlandes seit 1967 ist in Israel heftig umstritten – wobei die Besatzung durch Jordanien von 1948 bis 1967 keine internationale Kritik auslöste! -, aber wenn wir sehen, zu was die Palästinenser fähig sind und was ihre Motiviation ist – ein Genozid an den Juden – wird deutlich, dass Israel niemals eine Art Militär der Palästinenser im Westjordanland oder im Gazastreifen wird dulden können.

Antipalästinensischer wie antiarabischer Rassismus in Israel sind ein Problem, auf das viele Israelis seit Jahrzehnten hinweisen. Und doch haben die Araber in Israel gleiche Rechte wie das Wahlrecht.

Israel begeht keinen Genozid im Gazastreifen. Diese perfiden Vorwürfe von antisemitischen Regimen wie aus Südafrika oder Nicaragua sind nur wiederum beredter Ausdruck der Täter-Opfer Umkehr, einer Entwirklichung des tatsächlichen genozidalen Massakers, das die Hamas, der Islamische Jihad und die Palästinenser am 7. Oktober 2023 im Süden Israels begangen haben.

Dass die Araber 1967 versuchten, den jüdischen Staat ein weiteres Mal nach 1948 zu zerstören, und scheiterten, wird in „Philosophy for Palestine“ natürlich nicht erwähnt.

Die blutige Pointe ist, dass gerade jene pro-palästinensischen Jüdinnen und Juden im Süden Israels von der Hamas und den ganz normalen Palästinensern bestialisch abgeschlachtet wurden.

Eine Freundin erzählte mir von einer Verwandten aus Israel, die mit anderen Israelis immer im Herbst Palästinensern aus dem Gazastreifen bei der Olivenernte halfen, sie waren herzlich miteinander und freundschaftlich. Und jetzt wurde bekannt, dass einige dieser ganz normalen Palästinenser dabei eines der Kibbutzim, das jetzt am 7. Oktober angegriffen wurde, ausgespäht hatten.

Was soll man mit solchen Bestien aus Gaza in den nächsten Jahrzehnten tun?

Doch die Nancy Frasers dieser Welt sind eiskalte Israelfeinde. Das lebendige Verbrennen von Juden, das Massenvergewaltigen jüdischer Frauen oder das Entführen von Holocaustüberlebenden nach Gaza macht ihnen nichts aus, sonst hätten sie alle diese antisemitische Erklärung niemals geschrieben oder unterzeichnet.

Und deshalb ist es eine große Leistung, dass die Universität Köln diese Hetzerin Nancy Fraser nicht mit einer Gastprofessur ehren wird.

Am Rande gesagt, hat eine 76-jähriger Person das ohnehin nicht verdient, sie sollte Rentnerin sein und nicht jungen Forscher*innen die Jobs wegnehmen, aber das nur ganz am Rande.

Doch diese Eiseskälte dieser antisemitischen Hetzerinnen und Hetzer ist kennzeichnend für die Forscherin Nancy Fraser. Die Frankfurter Rundschau gibt Fraser reichlich Platz, um zu zeigen, dass sie überhaupt nicht verstanden hat, um was es geht: sie fordert einerseits in dem Offenen Brief der antisemitischen Philosophen (m/w/d) vom 1. November 2023 den Boykott aller wissenschaftlichen und ökonomischen etc. Beziehungen zu Israel, und andererseite leugnet sie mit diesem Brief die islamistische und muslimisch-antisemitische Motivation für das Abschlachten von 1200 Jüdinnen und Juden sowie das Entführen von über 250 Geiseln, von denen weiterhin ca. 100 im Gazastreifen gehalten werden.

Es sind Tausende Menschen im Gazastreifen im Krieg Israels gegen die Hamas ums Leben gekommen, aber nicht eine einzige Person wurde auf genozidale Weise massakriert oder zur Schau gestellt wie das mit den Opfern der palästinensische-muslimischen Mörder der Fall war, exemplarisch kann man das am Töten und Zurschaustellen von Shani Louk zeigen.

Die Palästinenser hatten seit dem Abzug Israels im Jahr 2005 die Möglichkeit, ein prosperierendes Palästina am Mittelmeer aufzubauen. Doch das wollten sie nicht, sie haben Hunderte Tunnel gegraben mit einer Länge von über 500 Kilometern, Waffen gehortet und seit Jahren Tausende Raketen auf Israel abgefeuert.

Das liegt daran, dass die Hamas und die sie unterstützende übergroße Mehrheit der Palästinenser*innen Antisemiten sind. Sie indoktrinieren die Kinder von kleinauf, Juden zu hassen. An einem Aufbau einer Zivilgesellschaft hatte die Hamas überhaupt kein Interesse. Anstatt Tunnel zu graben für ihre verkommenen Taten, hätten sie wirtschaftlich was aufbauen können, Landwirtschaft und Industrie plus Tourismus wären Ideen gewesen.

Aber religiöser Fanatismus lag dann doch näher – und das ist die lange Geschichte des palästinensischen Antisemitismus, der früher nicht palästinensisch hieß, weil zum Beispiel der Großmufti von Jerusalem und Nazi-Kollaborateur Haj Amin al-Husseini ein gewöhnlicher Araber und Antisemit war, doch zu seiner Zeit hießen auch die Juden „Palästinenser“, wie die Araber, die im Mandatsgebiet Palästina lebten. Erst seit den 1960er Jahren werden die Palästinenser „Palästinenser“ genannt.

Dass nun Dutzende Forscher*innen, von Hartmut Rosa über Seyla Benhabib, Axel Honneth, Rahel Jaeggi, Oliver Nachtwey, Sabine Hark, Andrea Maihofer, Hauke Brunkhorst, Alex Demirovic etc. pp., Nancy Fraser unterstützen – „Stellungnahme zur Ausladung von Nancy Fraser von der Albertus Magnus Professur an der Universität zu Köln, 5. April 2024“ -, wundert überhaupt nicht.

Auch Omri Boehm ist mit dabei bei den Nancy-Fraser-Fans, Boehm ist ein universalistischer antizionistscher Autor, wie die Jüdische Allgemeine schon 2015 festhielt, darum ist er wohl in Deutschland oder beim Schriftsteller Daniel Kehlmann, mit dem er jüngst zwei Tage lang über Kant plauderte, besonders beliebt:

Ohne es gewollt zu haben, gelingt Omri Boehm in seiner wütenden Philippika gegen Leute, die den jüdischen Staat nicht verurteilen möchten, doch noch ein bedeutendes Argument gegen Antisemitismus: Es gibt auch dumme jüdische Philosophen.

Gerade Leute, die vorgeben, sich mit der Kritischen Theorie auszukennen, wären eigentlich prädestiniert dafür, Israel zu unterstützen. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Das liegt daran, dass kaum jemand die Quellen liest oder kennt, wenn es um die Kritische Theorie von Horkheimer und Adorno und deren Verhältnis zu Israel geht.

Die Kritische Theorie war pro-israelisch, das zeigen die Quellen, die ich in meiner Studie „Kritische Theorie und Israel“ ausgebreitet habe.

Doch diese Grundlagenforschung wird von den üblichen Verdächtigen und Suhrkamp-Autor*innen logisch ignoriert, weil das nicht ins Bild passt, links und pro-israelisch. Auch die Konservativen oder Liberalen machen sich diese Mühe nicht, sie sehen ihr Vorurteil bestätigt, dass links gleich antisemitisch ist.

Für die Universität Köln jedoch ist folgender Boykottaufruf gegen den jüdischen Staat der zentrale Punkt, warum Nancy Fraser ganz sicher nicht mit einer Gastprofessur geehrt werden wird:

We invite our fellow philosophers to join us in solidarity with Palestine and the struggle against apartheid and occupation.In particular, join us in supporting the academic and cultural boycott of Israeli institutions—distinct from individuals—as outlined by the Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI).  We urge all individuals to speak out openly and fearlessly, and work to advance the cause of Palestinian liberation and justice for all.

Die Aggressivität, mit der jetzt die akademische Elite sich hinter diesen Antisemitismus und Nancy Fraser stellt, ist bezeichnend, nicht überraschend, aber typisch. Schon bei der skandalösen Verleihung des Adorno-Preises an die antisemitische Agitatorin Judith Butler im Jahr 2012 zeigte sich, dass die wissenschaftliche Elite Israelhass ehrt. Damals schon wurde das am Beispiel des damaligen Leiters des Instituts für Sozialforschung Axel Honneth deutlich. Er ist auch jetzt wieder dabei und unterstützt Fraser, ohne mit einem Wort den genozidalen Judenhass der Hamas zu verurteilen in dem offenen Brief, den er mit Dutzenden Gleichgesinnten publiziert hat.

Mit dabei ist auch einer der besonders aggressiven Verteidiger der irrationalen, medizinisch nicht evidenzbasierten und antidemokratischen Coronapolitik, Oliver Nachtwey aus Basel in der Schweiz. Nachtwey hat Antisemitismus in der Szene der Kritiker*innen der Coronapolitik gesehen (dazu gibt es ein ganzes Kapitel in dem Band Pandemic Turn) – als Beispiel würde ich anführen, dass Judensterne mit der Inschrift „ungeimpft“ widerliche Formen des Antisemitismus und der Holocaustverharmlosung sind -, aber unterstützt jetzt die Israelfeindin Nancy Fraser. Es gab zudem auf Anti-Coronapolitik-Demos auch Israelfahnen wie in Berlin oder Kassel.

Wer hat jetzt eine „relative Neigung zum Antisemitismus„, wie Nachtwey noch angesichts der Coronapolitik-Protestbewegung schrieb, aber jetzt selbst Antizionismus nicht sehen will oder kann oder unterstützt?

Der Fall Nancy Fraser ist ein Lehrstück über akademischen Antisemitismus. Antizionismus ist in diesen Kreisen ein Glaubensbekenntnis, mal offener, mal gewundener, aber immer mit der gleichen Intention: den jüdischen Staat zu schwächen, zu diffamieren und seine Feinde zu tätscheln oder deren genozidales Morden zu derealisieren.

Adorno, Horkheimer, Löwentahl und Marcuse, die Israelfreunde, die angesichts der genozidalen Drohungen der Araber 1947/48, in den 1950er Jahren oder 1967 und in den 1970er Jahren sich hinter den Judenstaat stellten, wären fassungslos, wenn sie wüssten, was im Namen der Kritischen Theorie heute alles möglich ist.

Denn aus der pro-israelischen und antisemitismuskritischen ursprünglichen Kritischen Theorie ist eine Ansammlung von Agitator*innen geworden, deren vorderstes Ziel es zu sein scheint, Juden zu zeigen, wie vollkommen egal es ihnen ist, dass die Hamas alle Juden – alle! – vernichten will, und 1200 von ihnen schon massakriert hat, und ca. 100 noch in der Folter-Geiselhaft sich befinden.

Schon 2014 habe ich in meiner Studie „Kritische Theorie und Israel“ typische Autoren und Autorinnen aus dem heutigen Spektrum der Kritischen Theorie kritisch unter die Lupe genommen:

Gerhard Vinnai schreibt in der Zeitschrift für kritische Theorie[1] über die gegenwärtige amerikanische Gesellschaft und „vielfältige narzisstische Kränk­­ungen“[2] – die „narzisstische Kränkung“ ist eine typische Begriff­lich­keit der Kritischen Theorie und zeugt von der Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse. Er setzt Kapitalismus und Gewalt allerdings gerade nach dem 11. September 2001 in Beziehung. Vom Jihad schweigt er. Angesichts des islamistisch, antisemitisch und antiamerikanisch motivierten Massen­mords vom „sozialen Tod in der Konkurrenzgesellschaft“[3] zu reden, zeigt das De­reali­sier­ungs­potential von nicht geringen Teilen heutiger Kritischer Theorie, die sich dem spezifischen Problem des Islam­ismus, Antisemitismus und Antiamerikanismus bzw. der antiwestlichen Ideo­logie oft verschließt und lieber selbst alten antiamerikanischen Ressen­timents frönt.

[1] Gerhard Vinnai (2006): Der Drang zur Gewalt – Zur Sozialpsychologie von Kriegsbereitschaft und Terrorismus, Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 22–23/
2006, 7–27.

[2] Vinnai 2006, 26.

[3] Vinnai 2006, 26.

Weiter:

Heutzutage stellt sich eine Kompanie Kritischer Theoretiker hinter die Israel­gegnerin Judith Butler, als diese sich Kritik an der Vergabe des Adorno-Preises im Jahr 2012 gegenübersah, wie vom Zentralrat der Juden in Deutschland.[1] Unter den An­hängern Butlers sind Nancy Fraser, Diedrich Diederichsen, Micha Brumlik, Hauke Brunkhorst, Alex Demirović, Albrecht Wellmer, Seyla Benhabib und Idith Zertal.[2] Axel Honneth war, wie bereits erwähnt, als Leiter des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt gar Teil des Gremiums, welches Butler zur Preisträgerin kürte.[3]

[1] Stephan J. Kramer (2012): So werden Israels Todfeinde legitimiert. Warum Professorin Judith Butler keinen Adorno-Preis verdient. Eine Antwort auf Judith Butlers Aufsatz, Frankfurter Rundschau, 6. September 2012, http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3798.so-werden-israels-todfeinde-legitimiert.html (eingesehen am 11. März 2014).

[2] „Zum Adorno-Preis an Judith Butler – Unterstützungserklärung,“ 3. September 2012, http://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/2012/09/adorno-preis-fur-judith-butler-unterstutzungserklarung/ (eingesehen am 6. Januar 2014).

[3] http://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=495 (eingesehen am 9. März 2014).

Weiterhin analysiere ich zum Beispiel einen der frühen und international bedeutenden Chronisten und Geschichtsschreiber der Kritischen Theorie, Martin Jay:

2010 war Jay im akademischen Komitee, welches die Doktor­arbeit von Asaf Kedar annahm, worin es um die deut­sche Ideologie eines „nationalen Sozialis­mus“ vor dem Natio­nal­sozialismus, zur Zeit des Kaiser­reichs geht, Natio­nal Socia­lism Before Nazism: Fried­rich Nau­mann and Theodor Fritsch, 1890–1914.[1] Kedar setzt den frühen Zionismus mit national-sozia­list­isch­en Ideo­logie­­­frag­menten in eins und er­wähnt auf der gleichen Seite Hitler, um auf herbei fanta­sierte Konti­nui­täts­linien von prä-nazistischem deutschem nationalem Sozialis­mus und prä-israelischem nationalem Sozialismus in Israel abzuheben.[2] Kedar arbeitet für eine antiisraelische NGO in Israel, Zochrot.[3] Diese NGO erhielt schon Gelder aus Deutschland.[4] Der Name Asaf Kedars findet sich schließlich auf einer Unterschriftenliste der BDS-Kampagne zum Boykott Israels.[5]

Mehr noch: Martin Jay geht in einem Text in der Zeitschrift Salmagundi im Jahr 2003 so weit, Juden bzw. Israeli wie Ariel Scharon (1928–2014) für das Wiedererstarken des Antisemitismus seit der Zweiten Intifada im September 2000 verantwortlich zu machen.[6] Er behauptet, jeder Ansatz, „der Antisemitismus untersuche und nicht in Betracht ziehe, dass die Opfer ihren Anteil daran haben“, könne „historisch nicht überzeugend sein“.[7] Damit stellt Jay die Antisemitismusforschung auf den Kopf. Es wäre interessant von dem Kritischen Theoretiker zu erfahren, zu welchen Teilen Juden mitverantwortlich für Antisemitismus gemacht werden können, hinsichtlich folgender Beispiele: Weltverschwörung, Beherrschung von Medien, Banken und Kultur, mittelalterliche und heute gerade in muslimischen Länden wieder belebte Blutbeschuldigung oder Brunnenvergiftung bzw. Vergiftung von Süßigkeiten durch Israeli.

[1] Asaf Kedar (2010): National Socialism Before Nazism: Friedrich Naumann and Theodor Fritsch, 1890-1914, online publizierte Dissertation, http://www.escholars
hip.org/uc/item/7bt808vx (eingesehen am 6. Januar 2014). Der Doktorvater an der University of California, Berkeley, war Mark Bevir, neben Jay saß Wendy Brown im Komitee.

[2] „Another case of national socialism underpinning a nation-building project, that of the pre-state Zionist labor party, was animated by a similar exclusionary drive, directed primarily against the indigenous Palestinian population as well as against transnational class consc­iousness. See Sternhell, The Founding Myths of Israel“, Kedar 2010, 171, Anm. 75.

[3] Zochrot wurde vom Politikwissenschaftler Gerald Steinberg und von NGO Monitor kriti­siert, http://www.ngo-monitor.org/article/zochrot (eingesehen am 27.01.
2014).

[4] http://www.medico.de/themen/menschenrechte/nahost/dokumente/zochrot/
93/ (ein­­­ge­sehen am 27.01.2014).

[5] http://www.ijsn.net/petition/signatures/bds_not_antisemitic/657 (eingesehen am 27.01.2014).

[6] Martin Jay (2003): Ariel Sharon and the Rise of the New Anti-Semitism, Salmagundi, Winter 2003, Nr. 137/138, 12–29.

[7] Jay 2003, 17, Übersetzung d.V.

Hierbei geht es auch um den zumal in Deutschland zu Lebzeiten sehr beliebten Historiker Tony Judt:

2006 unterzeichnete Jay zusammen mit Judith Butler, Steven Beller, Neve Gordon und einer großen Zahl weiterer Kolleginnen und Kollegen eine Solidaritätserklärung für den antizionistischen Historiker Tony Judt sowie für die Politologen Stephen Walt und John J. Mearsheimer.[1] Judt wird als Kritiker des „eth­nischen Nationalismus“ Israels vorgestellt. Judt (1948–2010) war in der Tat eine der lautesten Stimmen gegen Israel und ein Vertreter der binationalen Idee.[2] [Der berühmte Historiker und zu Lebzeiten führende Antisemitismusforscher unserer Zeit, Prof. Robert] Wistrich wirft ihm 2010 zu Recht die „Rationalisierung von Terrorismus, die Trivialisierung des Antisemitismus und die Dämonisierung Israels“ vor.[3]

[1] „A Statement in Support of Open and Free Discussion about U.S. and Israeli Foreign Policy and Against Suppression of Speech“, ohne Datum (wohl Oktober 2006), http://www.archipelago.org/vol10-12/freespeech.htm (eingesehen am 4. Februar 2014).

[2] Tony Judt (2003): Israel: The Alternative, 23. Oktober 2003, http://www.nybooks
.com/articles/archives/2003/oct/23/israel-the-alternative/ (eingesehen am 4. Fe­bruar 2014).

[3] Robert S. Wistrich (2010): A Lethal Obsession. Antisemitism from Antiquity to the Global Jihad, New York: Random House, 541. Weitere Kritik an Tony Judt bei Anthony Julius (2010): Trials of the Diaspora. A History of Anti-Semitism in England, Oxford/New York: Oxford University Press, 557, Alvin Rosenfeld (2006): Progressive Jewish Thought and the New Antisemitism, New York: American Jewish Committee (AJC), http://www.ajc.org/atf/cf/%7B42D75369-D582-4380-8395-D25925B85EAF%7D/PROGRESSIVE_JEWISH_THOUGHT.PDF (eingesehen am 29.01.2014)2006, 15–16, Manfred Gerstenfeld (2005): Jews against Israel, Nativ, 8. Jg., Oktober 2005, http://www.acpr.org.il/English-Nativ/08-issue/gerstenfeld-8.htm (eingesehen am 23. Mai 2012), Clemens Heni (2013):  Antisemitism: A Specific Phenomenon. Holocaust Trivialization – Islamism – Post-colonial and Cosmopolitan anti-Zionism, Berlin: Edition Critic, 256–260.

Speziell das Großthema Islamismus und Jihad ist für die meisten selbst ernannten heutigen Kritischen Theoretiker*innen kein Thema, wie ich 2014 feststellte:

Dieselbe Zeitschrift für kritische Theorie publizierte noch weitere Texte gegen den amerikanischen War on Terror unter dem US-Präsidenten George W. Bush, wie einen Artikel des Kritischen Theoretikers und Mit-Heraus­gebers der Gesammelten Schriften von Max Horkheimer, Gunzelin Schmid Noerr.[1] Texte, die sich aus kritisch-theoretischer Perspektive mit Islamismus, Jihad oder linkem Antizionismus befassen, findet man dagegen in der Zeitschrift für kritische Theorie nicht, dafür Texte des Nichtzionisten Moshe Zuckermann.[2]

[1] Gunzelin Schmid Noerr (2009): Zur Funktion politisch bekundeter Moral. Ethische und psychoanalytische Studien zu Person und Wirkung George W. Bushs, Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 28–29/2009, 218–232.

[2] Moshe Zuckermann (2009): Die Persistenz von Ideologie. Anmerkungen zu Wagner, Israel und den Wonnen der Ignoranz, Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 28–29/2009, 117–128.

Hingegen waren die Kritischen Theoretiker schon in den 1950er Jahren hellwach, namentlich der erste jüdische Rektor einer Universität in der BRD, Max Horkheimer, Leiter des Instituts für Sozialforschung:

„Die negativen, negativistischen Geister, die nur sehen und sagen, was das Grauen ist, was nicht sein soll, die Gott zu nennen sich scheuen, was wollen sie? – Daß es gut wird. Die Positiven handeln in seinem Namen, sie bejahen die Welt und ihren Schöpfer. Sie einigen sich – sind nicht gegen die heiligen Güter. Sie führen sie im Mund. So einigte Hitler die Deutschen, indem er die Juden als Opfer designierte, Nasser die Araber, indem er Israel als Opfer designiert.“[1]

Horkheimer hat somit Mitte der 1950er Jahre den arabischen Antisemitismus am Beispiel Ägyptens und Nassers klar erkannt und stellte sich schon damals hinter den Judenstaat. Nur wenige Jahre nach der Shoah sah Horkheimer das Fortleben des auf Vernichtung der Juden gerichteten Antisemitismus.

[1] Max Horkheimer (1991): Gesammelte Schriften, Band 6: ‚Zur Kritik der instrumentellen Vernunft‘ und ‚Notizen 1949 – 1969‘. Herausgegeben von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main: S. Fischer, 240.

Am 5. Dezember 1967 schreibt Theodor W. Adorno in einem Geburtstagsgruß an Gershom Scholem:

„Scholems würdig ist die Paradoxie seiner Wirkung: heute, da er siebzig Jahre als wird, hat der Ordinarius der Universität Jerusalem bei allen Menschen, denen nicht nur am Geist des Judentums sondern am Überleben der Juden selbst etwas gelegen ist, die Autorität des Weisen gewonnen. Großartig widerspricht sie dem antiautoritären Zug seines Lebens und des von ihm Interpretierten. Seine Nüchternheit gewinnt heilsame Kraft, nicht nur gegen ideologisches Pathos sondern auch in einer Realität, in der nach wie vor die Juden, unter den schmählichsten Vorwänden, mit Vernichtung bedroht werden. Am Ende ist es Scholems Gewalt, daß er nicht apologetisch die Kräfte der Vernichtung, drinnen und draußen, verleugnete, sondern daß er ihnen seine Erkenntnis vorbehaltlos öffnete, mit einem Mut, den nur die Allerstärksten aufbringen. Wie kein Zweiter hat er die Würde der Idee des mystischen Nihilismus herge­stellt.“[1]

[1] Theodor W. Adorno (1998a): Gruß an Gershom G. Scholem. Zum 70. Geburtstag: 5. Dezember 1967, in: Ders., Gesammelte Schriften, Band 20/2, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 478-486, 486.

Sehr bedeutend und aufschlussreich ist ein Gespräch mit dem Kritischen Theoretiker Leo Löwenthal aus dem Jahr 1985, wo er sagt:

„Es ist verständlich, daß die Israelis weder faktisch noch erlebnismäßig eine Wiederholung von dem dulden können, was sich damals abgespielt hat. Als 1948/49[1], also in der Zeit der Emanzipationskämpfe gegen die englische Mandatsregierung, von jüdischer Seite aus Terroranschläge unternommen und Terrororganisationen gebildet wurden und das Problem aufkam, ob diese Organisationen mit Waffen beliefert werden sollen, war ich selber in New York in zornige Gespräche mit gewissen Kreisen um das ‚American Jewish Committee‘ verwickelt, die auf keinen Fall das Verschicken von Waffen oder die Bereitstellung von Mitteln zum Waffenkauf befürworteten. Ich war anderer Meinung – und ich glaube, daß ich da mit meinen Kollegen vom Institut für Sozialforschung einig war. Ich war der Meinung, daß eines der wesentlichen Bestandteile des modernen Antisemitismus die Imago der Juden als der eines tönernen Kolosses war, der bei dem leisesten Fußtritt zerschlagen werden kann; und daß das Bild dessen, was der Jude ist, sich radikal ändern könnte, wenn sich herausstellt: Die können auch Gewalt ausüben, die können sogar Verbrecher sein, die können Morde verüben, die können sprengen, die können eine Armee aufstellen – die sind also genauso wie andere Völker. Das hat etwas Tragisches an sich. Aber in der Situation, in der man sich damals befand und in der man sich befindet, glaube ich, daß das ein außerordentlich wichtiges Element gewesen ist, das Image von Juden als eines schwachen, nur mit Worten hantierenden, sozusagen manipulierenden Stammes zu verändern. Sie sehen das auch jetzt wieder in den neuen antisemitischen Strömungen, die sich auch in der Bundesrepublik ausbreiten, wie man auf dieses Phänomen des im Grunde schwachen, aber ‚trickreichen‘ Juden wieder zurückkommt, auf den manipulationsmächtigen Juden, aber letzten Endes eben ohnmächtigen und darum zerschlagenden Juden.“[2]

[1] Vermutlich meint Löwenthal die Jahre 1947 und 1948.

[2] Leo Löwenthal (1985): „Ich will den Traum von der Utopie nicht aufgeben“. Gespräch mit Hajo Funke, in: Hajo Funke (1989), Die andere Erinnerung. Gespräche mit jüdischen Wissenschaftlern im Exil, Frankfurt am Main: Fischer, 168–185, 172–173.

Schließlich ist für die Kritische Theorie absolut zentral, was Herbert Marcuse 1977 sagte:

„4. Sind Sie Zionist? Warum oder warum nicht?

Sofern der Zionismus religiös begründet ist, teile ich ihn nicht; ich glaube auch nicht, daß die Bibel eine heilige Schrift ist. Ich unterstütze aber aus ethischen und humanen Gründen die Gründung eines jüdischen Staates, der die Wiederholung eines Holocaust verhindern kann.“[1]

[1] Herbert Marcuse (2004): Nachgelassene Schriften, Band 4: Die Studentenbewegung und ihre Folgen. Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Peter-Erwin Jansen. Ein­leit­ung von Wolfgang Kraushaar. Aus dem Amerikanischen von Thomas Laugstien, Springe: zu Klampen, 153.

Daran gilt es heute anzuknüpfen. Nie waren Israel und die Juden so bedroht wie am 7. Oktober 2023. Nie hat sich seit dem Holocaust der Antisemitismus weltweit dermaßen unmaskiert gezeigt, wie seit dem 7. Oktober 2023.

Von daher ist es gut und im Sinne der Kritischen Theorie von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Leo Löwenthal oder Herbert Marcuse, dass die Universität Köln Nancy Fraser nicht mit einer Gastprofessur ehren wird.

All jene widerwärtigen Schwätzer aller Geschlechter, die von „nie wieder ist jetzt“ reden, ja faseln, und damit nahezu ausschließlich nur die AfD meinen und nicht auch die antisemitischen Schläger migrantischer und deutscher Provenienz (links wie rechts und der breiten Mitte), die auf solchen Demos mitlatschen (oder Brandsätze werfen wie auf die Synagoge in Oldenburg), die haben nie verstanden, was die Shoah war. Die Shoah war nicht ein Resultat dessen, was Menschen anderen Menschen in Kriegen oder sonst antun. Sie war die versuchte Auslöschung des ganzen jüdischen Volkes. Ein Vorgang, den es nie zuvor gegeben hat, die industriell von Deutschen geplante Vernichtung eines ganzen Volkes.

Und das exakt gleiche Volk der Juden ist auch heute, 2023 und 2024 und weiterhin das einzige Volk auf Erden, das mit Vernichtung bedroht ist. Kein anderes Land der Welt, und sei es noch so verbrecherisch, imperialistisch oder völkermordend, ist mit Vernichtung bedroht. Kein einziges. Nur Israel. Und das geht seit 1948 so.

Was diese ganzen elenden Gestalten der heutigen „Kritischen Theorie“ nicht zu sehen vermögen, ist Folgendes aus der Feder des israelischen Schriftstellers David Grossmann, einem Friedenskämpfer und Gesellschaftskritiker, der den Schock des 7. Oktober in Ansätzen zu beschreiben versucht („Schwarzer Schabbat“, in „Frieden ist die einzige Option“, München: Hanser Verlag, S. 41-47, hier S. 41):

Ich schaue in die Gesichter meiner Mitmenschen. Schock, Dumpfheit. Die Herzen schwer vor ständiger seelischer Belastung. Immer wieder versichern wir einander: ein Albtraum, ein beispielloser Albtraum. Ihn zu beschreiben, fehlen die Worte. Worte vermögen ihn überhaupt nicht zu fassen.

Weiter (S. 43f.):

Doch dürfen wir uns bei aller Wut auf Netanyahu, seine Leute und sein Vorgehen keiner Täuschung hingeben: Die Gräueltaten dieser Tage sind nicht Israel zuzuschreiben. Sie gehen aufs Konto der Hamas. Wohl ist die Besatzung ein Verbrechen, aber Hunderte von Zivilisten zu überwältigen, Kinder, Eltern, Alte und Kranke, und dann von einem zum anderen zu gehen und sie kaltblütig zu erschießen – das ist ein viel schwereres Verbrechen. Auch in der Hierarchie des Bösen gibt es eine Rangordnung, gibt es vom gesunden Menschenverstand und vom natürlichen Gefühl zu unterscheidende Schweregrade. Wenn man das Schlachtfeld sieht, dort, wo ein Rave in der Natur gefeiert wurde, wenn man die Hamas-Terroristen auf Motorrädern sieht, wie sie junge Leute, von deinen einige noch ahnungslos tanzen, einkreisen, um sie dann unter Jubelgeschrei wie Wild zu jagen und zu erlegen – ob man sie Bestien nennen sollte, weiß ich nicht, ihr menschliches Antlitz aber haben sie zweifelsohne verloren.

Das sind Gedanken, die die meisten heutigen und selbst ernannten „Kritischen Theoretiker“ nicht anzustellen in der Lage sind, ja David Grossmann steht viel mehr in der Tradition der Kritischen Theorie und der Sehnsucht nach einem sicheren Hafen und Land für die Judenheit, so wie Leo Löwenthal, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse für einen solchen sicheren Ort für alle Juden sich einsetzten.

David Grossmann resümiert (S. 46f.):

Sind wir fähig, die üblichen Formeln abzuschütteln? Begreifen wir, dass das Geschehen zu groß und zu grausam ist, um nach veralteten Paradigmen beurteilt zu werden? Was sich in den letzten Tagen offenbart hat, lässt sich mit Israels Vorgehen und Vergehen in den besetzten Gebieten seit 1967 weder relativieren noch rechtfertigen.

Ich spreche von der Tiefe des Israelhasses, von der schmerzhaften Einsicht, dass wir Israelis nun wohl auf ewig unter höchster Anspannung und in ständiger Kriegsbereitschaft leben müssen. Ununterbrochen bemüht, Athen und Sparta gleichzeitig zu sein. Immerzu fragend, ob uns jemals ein normales, von Angst und äußerer Bedrohung freies Leben vergönnt sein wird. Ein dauerhaft geborgenes Dasein. In einem behüteten Heim.

 

Vor zwei Jahren sollte eine Impfpflicht gegen Corona beschlossen werden – die Demokratie am Abgrund des Irrationalismus

Von Dr. phil. Clemens Heni, 7. April 2024

Heute vor zwei Jahren wurde im Deutschen Bundestag über die Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 beziehungsweise „Corona“ abgestimmt. Von den 736 Mitgliedern im Deutschen Bundestag stimmten 296 mit Ja und 378 mit Nein. Nahezu die kompletten Fraktionen der Regierungsparteien SPD und Grüne stimmten dafür, nur die FDP scherte aus, von ihren 92 Mitgliedern im Parlament stimmten nur 5 für den Antrag.

Die gewollte und nur durch parteipolitisches Geplänkel der CDU/CSU-Fraktion verhinderte Impfpflicht stellte den negativen Höhepunkt einer bis dahin mehr als zwei Jahre währenden irrationalen, nicht evidenzbasierten, unwissenschaftlichen und antidemokratischen bis totalitären Coronapolitik dar.

Erinnern wir uns: Das Virus SARS-CoV-2 kann eine gefährliche Krankheit auslösen, Corona, die in schlimmeren Fällen mit Atemnot einhergehen und bei vorerkrankten und vor allem alten Menschen auch tödlich verlaufen kann. Die Infektionssterblichkeit jedoch ist alles andere als erschreckend oder neuartig oder gar dramatisch, sie bewegt sich von Anfang an, seit März 2020, zwischen 0,10 und 0,37 Prozent.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) publizierte im Oktober 2020 ein Bulletin eines der weltweit führenden Epidemiologen, Prof. John P A Ioannidis. In dieser wissenschaftlichen Grundlagenarbeit wird die Infektionssterblichkeit von SARS-CoV-2 mit durchschnittlich 0,23 Prozent beziffert.

Die Grippe oder Influenza hatte in der Grippewelle 1968/70 in der alten BRD und der DDR eine Infektionssterblichkeit (IFR, Infection Fatality Rate) von 0,29 Prozent, so das Robert Koch-Institut (RKI). Es gab 1968/70 sicher ganz andere Probleme und Krisen als diese Grippewelle, Stichwort Notstandsgesetze, Vietnam-Krieg, die 68er-Bewegung. Keine Masken, keine Lockdowns, keine Impfpflicht, nichts.

Das RKI, das ja der Taktgeber der unsagbar irrationalen und unwissenschaftlichen, antidemokratischen Coronapolitik war, verglich im Februar 2021 Corona oder die von dem Virus SARS-CoV-2 ausgehende Krankheit mit einer „schweren Grippewelle“. Das schreiben Mitarbeiter*innen des RKI in einem Artikel im Ärzteblatt am 3. Februar 2021:

Die Analyse der Übersterblichkeit legt aber nahe, dass die COVID-19-Pandemie am Ende des Jahres 2020 etwa das Niveau schwerer Influenzawellen erreicht hat.

Das war jedoch ein fachwissenschaftlicher Aufsatz, der sich in keinster Weise in der Panik getriebenen Rede des RKI-Chefs Lothar Wieler, dem Tierarzt, widerspiegelte. Doch man sollte festhalten, dass es zumindest auch seriöse Forscher*innen am RKI gibt.

Dass Masken gar nichts bringen zeigen unendlich viele Beispiele. Nehmen wir Schweden, wo es zu keinem Zeitpunkt eine Maskenpflicht gab. Und Schweden hatte in den Jahren 2020 und 2021 eine viel geringere Übersterblichkeit als Deutschland, das wahnsinnige Maskenland, auch das hat die WHO erforscht.

Wenn wir zum Beispiel die von den Medien geliebte Virologin Melanie Brinkmann nehmen und schauen, was sie noch 2023 einer Zeitung sagte, merkt man wie wenig Fachwissen da vorhanden ist und wie unglaublich arrogant und wirklich dummdreist da bis heute geredet wird:

„War es andererseits richtig, Patienten in den Kliniken sterben zu lassen, ohne dass sie sich von ihren Verwandten verabschieden konnten?

Brinkmann: Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es war dramatisch, wie viele Menschen an Corona gestorben sind, als wir noch keine Impfstoffe hatten, und wie viele auch alleine in dieser Zeit sterben mussten. Hätten wir die Virusverbreitung nicht eingedämmt, wären aber noch viel mehr Menschen gestorben“

Wie oben zitiert, sagte das RKI über die Sterbefälle im Herbst und Winter 2020/21, dass die Todeszahlen denen einer „schweren Grippewelle“ ähneln würden, nichts Besonderes also. Tödlich für manche, aber für die Gesamtgesellschaft nichts Außergewöhnliches, mit dem Unterschied vielleicht, dass eine Grippe alle Altersgruppen betreffen kann, Corona fast nur Menschen über 70 mit Vorerkrankungen, das zeigen alle verfügbaren Zahlen.

Es war überhaupt nicht dramatisch, wie viele Menschen an Corona gestorben sind, wenn selbst ein zentraler Player, ja das Racket der Panikindustrie schlechthin wie das Robert Koch-Institut zugeben musste, Anfang Februar 2021, dass Corona einer schweren Grippe gleicht. Punkt.

Und dann kamen die Impfstoffe, die wie ein Wundermittel wirken sollten. Das war bereits im Dezember 2020 in den USA. Doch nur jene wirklich wissenschaftlich arbeitenden Forscher*innen wussten von Anfang an, dass die Impfstoffe überhaupt nicht daraufhin getestet wurden, ob sie eine klinische oder sterile Immunität bieten können.

1 Definition: Als klinische Immunität bezeichnet man eine Form der Immunität, bei der ein Schutz vor dem Ausbruch bzw. den Symptomen der Krankheit besteht. Klinische Immunität wird durch Impfungen erzielt.

2 Hintergrund: Bei der klinischen Immunität kann eine Person vom betreffenden Krankheitserreger infiziert werden, das Immunsystem hält den Erreger jedoch soweit in Schach, das die Krankheit nicht manifest wird. Der Infizierte kann den Erreger – im Gegensatz zur sterilen Immunität – jedoch weitergeben.

Es gibt Millionen von geimpften Personen, die an Corona erkrankten, vorneweg Klabauterbach, wie wir alle wissen.

Die Corona-Impfung hat überhaupt keine Rolle gespielt bei der Verhinderung der Übertragung des Virus, jede und jeder einzelne Geimpfte konnte das Virus genauso lange und intensiv an andere übertragen wie in ein nicht gegen SARS-CoV-2 geimpfter Mensch. Das zeigte schon frühzeitig im Sommer 2021 (die im November 2021 publiziert wurde) eine höchst offizielle Studie aus den USA, die in einem Gefängnis durchgeführt worden war.

Der Präsident des australischen Verbands der Mediziner Omar Korshid sagte schon im März 2021 im Fernsehen, dass die Impfung die Übertragung des Virus nicht verhindere. Man konnte es also wissen. Aber niemand in der politischen, wissenschaftlichen und medialen Elite oder bei NGOs und der breiten Masse der Bevölkerung wollte es wissen.

So agitierte der Journalist Jan Feddersen, der sich auch gegen Antisemitismus engagiert wie in einem Gespräch mit den beiden Antisemitismusforschern Lars Rensmann und Ingo Elbe, im November 2021 gegen den denkenden Teil der Bevölkerung, der nicht gentherapiert war:

Besser als eine Impfpflicht wäre der Verzicht auf Augenzwinkerei bei der 2G-Regel. Dass nötigenfalls Passagiere eines ICE aus dem Zug geworfen werden, wenn sie sich nicht als 2G ausgewiesen haben; in Bussen, U- und S-Bahnen können die impfungeschützten Co­ro­na­schleu­de­r*in­nen dann auch nicht mehr fahren. Wer sich in Züge und Abteile hineinmogelt, muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Wer das kontrollieren soll?

Ist doch klar: Polizei, Ordnungsämter – und auch die beschäftigungsarmen Leute der Bundeswehr. Es herrscht Notstand, also dürfen sie das. Das Larifari des Any­thing goes muss ein Ende haben.

Man sieht da, was für ein autoritärer Charakter zum Vorschein kommen kann, wenn es einen „Notstand“ gibt. Feddersen hat überhaupt keine Ahnung davon, dass es sich nicht um eine Impfung im herkömmlichen Sinn handelt. Er will gar nicht wissen, ob Geimpfte weniger ansteckend sind oder nicht. Er setzt das einfach, bar jeder wissenschaftlichen Kenntnis.

Feddersen hätte auch mich persönlich aus dem ICE geworfen, dabei habe ich logisch seit März 2020 keinen Fuß in einen deutschen Zug gesetzt, da allein schon die Maskenpflicht für einen denkenden Menschen, der sah, wie sie in Holland ohne Maskenpflicht auch nicht wie die Fliegen starben, sondern putzmunter waren, eine irrationale Zumutung darstellte. Daher blieben nur das Fahrrad und das Auto, klar.

Solche Persönchen wie Feddersen haben Ihnen und mir das Leben speziell im Herbst und Winter 2021/22 zur Hölle gemacht, wenn wir nicht gerade in Schweden uns erholen konnten von den deutschen wahnsinnigen und totalitären Zuständen.

Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben. Denn es wurde vorsätzlich brutal, irrational und unwissenschaftlich gehandelt, gerade von Ärztinnen und Ärzten, die mit zu den schlimmsten gehörten von den Zeugen Coronas. Die Journalistin Sabine Rennefanz kann nicht verzeihen:

Während ich die Diskussion verfolgte, kam alles hoch. Meine Mutter, das Besuchsverbot. Ich suchte das letzte Bild heraus und schaute es an. Meine Mutter war eine offene, redselige Person gewesen, eine Kümmerin. Zwei Tanten und einen Onkel hatte sie zu Hause gepflegt, sie hatte ihnen die Hand in den letzten Stunden gehalten. Es war bitter, dass ihr eigenes Leben so anders enden musste.

Auch ich kann nicht verzeihen. Meinen Freund und wunderbaren, kritischen und sensiblen Autor der Edition Critic Wolfgang Brosche durfte ich von November 2021 bis zu seinem tragischen und vermeidbaren Tod im April 2022 nicht mehr besuchen, entweder herrschte totales Besuchsverbot oder die totalitäre oder coronafaschistische 2G-Regel.

Die Verantwortlichen in jenem Krankenhaus in Bielefeld haben die Forschung zur „Impfung“, die eine Gentherapie ist, die weder eine sterile noch eine klinische Immunität gibt, ignoriert. Sie haben sie vorsätzlich ignoriert. Solche Menschen machen nicht nur mir Angst, sondern viele Millionen Menschen haben vor solchen Zero-Covid-Faschos Angst.

Und diese Angst ist berechtigt, weil sie wissenschaftlich, empirisch verifiziert ist. Es war ein irrationales und willkürliches Verhalten von Krankenhäusern und Alten- wie Pflegeheimen. Viele Tausend Menschen sind elendig alleine gestorben und dafür sind die jeweiligen Leiterinnen und Leiter von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen jeweils persönlich verantwortlich, auch wenn solche Leute sicher so etwas wie ein Gewissen nicht besitzen.

Und diese Ignoranz führte zum Tod vieler Menschen. Sozialer Kontakt ist für Schwerkranke äußerst wichtig. Dabei war Wolfgang Brosche noch nicht einmal tödlich erkrankt, am Schluss waren es gleich mehrere Krankenhauskeime, die zu seinem viel zu frühen Tod mit 64 Jahren führten, die er bei dem ungeheuer besseren Krankenhaussystem in Holland womöglich nicht bekommen hätte.

Wer sich ein klein wenig mit Medizin auskennt, weiß, dass Keime in deutschen Krankenhäusern ein riesiges Problem sind, was aber nicht am System Krankenhaus per se liegt, sondern am besonders schlechten und unhygienischen deutschen Krankenhaussystem, was seit vielen Jahren bekannt ist. Die Mischung aus deutscher Inkompetenz und neoliberalem Kapitalismus sind schlicht tödlich, auch das ist keine neue Erkenntnis:

 

Dieses problematische deutsche Krankenhaus- und Medizinsystem könnte und müsste man selbstredend – und somit die Kritik auf andere typische industriegesellschaftliche Medizin- und Krankenhaussysteme ausweiten – mit Ivan Illich ganz grundsätzlich in Frage stellen.

Doch hier soll es um die gerade noch so verhinderte Impfpflicht vom 7. April 2022 gehen.

Der Ruf zur Impfpflicht brachte eine geradezu einzigartige Form der deutschen Volksgemeinschaft zustande. Der Altbundespräsident und Autor im Holocaust verharmlosenden „Schwarzbuch des Kommunismus“ und Unterzeichner der antisemitischen Prager Deklaration von 2008 Joachim Gauck war beim Hetzen ganz vorne mit dabei („Bekloppte“ seien die Kritiker*innen und Ungeimpften), wie Agenda2010-ich-bin-der-deutsche-Weg Gerhard Schröder („Man solle ‚einen demokratischen Staat unterstützen, der eine Impfpflicht durchsetzt, der die Mehrheit gegen eine lautstarke Minderheit schützt‚ “), der heutige CDU-Vorsitzende Friedrich Merz („Kein Ungeimpfter mehr im Büro, kein ungeimpfter Fußballspieler mehr auf dem Rasen, kein ungeimpfter Abgeordneter mehr im Bundestag, kein ungeimpfter Student mehr im Hörsaal“), die linke Monatszeitung Konkret („Der wichtigste Grund: Ein generelles Misstrauen älterer Chinesen gegenüber Impfungen. Geholfen hätte gegen diese Impfskepsis wohl nur die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht„) oder die linke Wochenzeitung jungle world  („Es wird Zeit für die Impfpflicht „) und natürlich der Deutschlandfunk („Ein solches Impfregister aufzubauen, braucht sorgfältige Planung und Zeit. Um die Corona-Impfpflicht durchzusetzen, käme es sicher zu spät. Aber der nächste neue Impfstoff kommt bestimmt.“), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) („Stimmen Sie deswegen für einen Antrag, der die Herdenimmunität in Deutschland hochhält, damit wir das Virus besiegen können“) und die stalinistische Antifa („Wir impfen euch alle„).

Es geht jetzt darum, genau aufzuarbeiten, was von wem wie verbrochen wurde. Ja verbrochen, denn es sind Verbrechen passiert an der Demokratie und an Millionen einzelnen Menschen. Manche präsentieren sich als gesprächsoffen, ohne ihre eigene Agitation auch nur zu bereuen:

Die RKI-Files zeigen, wie unprofessionell dort gearbeitet wurde und wie ohne empirische Basis gleich zu Beginn die Situation absichtlich falsch dargestellt wurde. Doch ohne die ARD-Tagesschau, den Deutschlandfunk und die linken Volksverhetzer oder die CDUCSUSPDGRÜNEFDP wäre es nicht möglich gewesen, alle machten mit und jene, die nicht mitmachten, hatten nicht immer rationale Gründe oder Motive.

Allein schon die Idee einer Impfpflicht ist antidemokratisch, bei einem Impfstoff, der weder eine sterile noch eine klinische Immunität bewirkt, ist sie purer totalitärer Wahnsinn und Ausdruck offener Gewaltandrohung.

 

Antisemiten, Anti-Antisemiten, Rassisten, Antirassisten, Pro-Waffen-für-die-Ukraine, Contra-Waffen-für-die-Ukraine, Linke, Rechte und die breite Mitte, alle waren zu Zeugen Coronas mutiert, wirklich nahezu alle. Es wird Doktorarbeiten oder Habilitationsschriften geben, die zeigen, welche Zeitung, welches Radio und welche Zeitschrift 2020 und 2021 bis 2022 nicht zu den Zeugen Coronas gehörte. Und diese Doktorarbeiten oder Habilitationsschriften werden sehr dünn ausfallen, weil es zu wenig empirisches Material gibt jener Medien, die während dieser Mega-Krise noch selbst denken konnten und wollten.

 

Die schwarze Pädagogik der Bundesregierung und ihrer Helfershelfer, Trittbrettfahrer und Schreibtischtäter von März 2020 fortfolgende – Stichwort „Panikpapier“ – zeigte bereits die Lust an der Panikmache und am totalitären Durchregieren und Fertigmachen des denkenden Teils der Bevölkerung.

Das waren immerhin letztlich weit über 10 Millionen Menschen, die sich nicht haben impfen lassen, plus jene, die trotz Impfung noch denken konnten, auch wenn das sehr wenige waren, unter anderem jene, die im Winter 2021/22 mit auf die Montagsdemonstrationen gingen, wo wöchentlich über Monate hinweg wirklich jede Woche bis zu 300.000 Menschen gegen die Impf-Apartheid demonstrierten. Das war mithin die vermutlich größte soziale Bewegung in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Kaum jemand von denen leugnete das Virus an sich, aber kritisierte vehement die Anmaßung Menschen nach Impfstatus regelrecht zu selektieren. Einer Impfung, die wie gezeigt, keinerlei Auswirkung hatte auf die Verbreitung, ja, die Geimpften haben vermutlich viel mehr zur Verbreitung beigetragen, weil sie ja dachten, sie könnten das Virus nicht weiterverbreiten.

Wie dünn also die Schicht ist, die die Demokratie schützt, zeigte die Debatte um die Impfpflicht wie die gesamte Diskussion der Corona-Zeit.

Die Irrationalsten und Unwissenschaftlichsten saßen an den Schalthebeln der Politik, der Medien und der Polizei wie der Justiz. Die Demokratinnen und Demokraten, die sich evidenzbasiert informiert hatten, wurden auf eine Weise diffamiert, wie noch nie in der Bundesrepublik eine so große Gruppe von Menschen diffamiert und wahlweise als aus dem Volkskörper zu eliminierender „Blinddarm“ (Sarah Bosetti, preisgekrönte ‚Kabarettistin‘) geframt oder damit kokettiert wurde, alle Nicht-Geimpften nach Madagaskar zu deportieren, was halt nicht ginge (so der Soziologe Heinz Bude), andere meinten unter Applaus, man solle doch umgehend die Ungeimpften, Kritiker*innen und Demonstrant*innen „prügeln“ (so die Schauspielerin Heidelinde Weis im „Kölner Treff“, live im TV) oder in „Beugehaft“ nehmen (Tübinger OB Boris Palmer).

Und dann werden wir alsbald sehen, dass selbst unter jenen, die gegen manche Maßnahmen oder eine Impfpflicht waren, auch solche sind, die zum Beispiel einen reaktionären Antifeminismus vertreten und den Paragrafen 218 beibehalten wollen. WTF.

Das alles ist eben: Deutschland, das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten.

P.S.: Wer Interesse an einer Analyse all der genannten und noch viel mehr Beispiele hat, der oder dem sei meine Studie „Pandemic Turn“ empfohlen, das umfassende Buch zur gesamten Corona-Krise. Mitte Mai 2020 publizierte ich mit Gerald Grüneklee und Peter Nowak eines der allerersten Bücher überhaupt zu Corona, Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik.

Israelische Drohne tötet Menschen im Gazastreifen – Israel wird den Drohnen-Krieg verlieren

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Israel wird den Drohnen-Krieg verlieren. Der berechtigte Krieg gegen die Terrororganisation Hamas wird durch das Töten von Zivilist*innen schrittweise verloren. Eine Drohne vom Typ Hermes 450 hat sieben Mitarbeiter*innen der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet, sechs Männer und eine Frau.

Die Route der drei Fahrzeuge, die am Montag Abend gegen 21.30 Uhr Ortszeit getroffen wurden, war mit der israelischen Armee abgesprochen. Sie wusste also dass diese Fahrzeuge dort zu dieser Zeit fahren werden. Nach dem ersten Treffer meldeten die Mitarbeiter der World Central Kitchen das offenbar umgehend der israelischen Armee (…“notified the people responsible that they were attacked“…), wie die Tageszeitung Haaretz berichtet.

Some of the passengers were seen leaving the car after it was hit and switching to one of the other two cars. They continued to drive and even notified the people responsible that they were attacked, but, seconds later, another missile hit their car.
The third car in the convoy approached, and the passengers began to transfer to it the wounded who had survived the second strike – in order to get them out of danger. But then a third missile struck them.

Doch danach wurde von der Drohne nochmal zweimal geschossen und erst der dritte Treffer tötete alle sieben Mitarbeiter. Die Fahrzeuge waren klar gekennzeichnet mit Logos von World Central Kitchen. Diese Hilfsorganisation hatte nach dem genozidalen Massaker der Palästinenser an Jüdinnen und Juden im Süden Israels am 7. Oktober für die aus ihren Kibbutzim, Moshavs, Dörfern und Städten vertriebenen Israelis gekocht.

Der unglaublich naive Technik-Fetischismus in Israel ist Kern des Problems.

Der 7. Oktober 2023 wäre nicht passiert, wenn Israel besser vorbereitet gewesen wäre. Das liegt primär an der rechtsextremen Regierung unter Netanyahu, die primär das Westjordanland militärisch im Visier hat. Das ist sicherheitspolitisch auch wichtig, aber die Siedlungen sind natürlich ein weiterer Kern des Problems, warum Israels Politik gerade auch in Israel heftig umstritten ist. Ein Großteil der Siedler sind religiöse Fanatiker. Die israelische Armee jedoch war so unglaublich naiv, man kann das bis heute nicht glauben, und dachte, ein paar Kameras und Stacheldraht würden Bulldozer daran hindern mit 3000 Jihadisten ins Land zu kommen. Es gab bekanntlich von bestimmten Einheiten der israelischen Armee Warnungen, dass ein Angriff bevorstünde – weibliche Einheiten der IDF -, doch die wurden lächerlich gemacht. Das muss aufgearbeitet werden.

Den Drohnen-Krieg jedoch wird Israel verlieren und es spielt da mit dem Feuer. Denn so wie Israel mit Drohnen, ohne jede Besatzung, in Syrien, dem Libanon oder dem Gazastreifen Raketen abschießen kann, so können das natürlich theoretisch auch antisemitische Terroristen, früher oder später. Sobald der Iran technisch in der Lage wäre, kleine Atombomben zu bauen, die mit Drohnen transportiert werden können, wäre das eine Katastrophe für den jüdischen Staat.

Mit Technik wird Israel diesen Krieg gegen die Hamas verlieren und nicht gewinnen. Gewinnen wird sie ihn nicht mit einer Armee, die trotz des ersten falschen Angriffs, nochmal zwei Raketen abschießt und sieben Zivilisten tötet. Das könnte ein game-changer werden. Als ob Krieg ein Spiel wäre…

Die Hamas hat mit der Ideologie und Technik des 20. Jahrhunderts am 7. Oktober ein genozidales Massaker verübt. Israel träumte von einer digitalen Abschreckung des 21. Jahrhunderts und wurde blutig überrannt.

Drohnen sind ganz grundsätzlich eine Katastrophe. Wie wir wissen, ist es technisch natürlich möglich, dass ein solches Gerät ohne jede Chance des Eingreifens losfliegt, weiterfliegt und Bomben abwirft oder Raketen losschießt. Ein technischer oder AI/KI-Selbstläufer.

Es ist eine besonders perfide Technik. Und der Unterschied von Überwachungsdrohnen und militärischen Drohnen ist gleich Null. Die Technik ist per se zu hinterfragen. Wir leben ja ohnehin in einer Welt ohne Mensch, wie der Philosoph Günther Anders vor Jahrzehnten analysierte – was den Kafka-„Menschen ohne Welt“ ergänzt.

Dazu kommt menschliches „Versagen“. Aber war das diesmal nur ein Fehler? Auch die Haaretz ist skeptisch. Ein Krieg macht Menschen böse, da gibt es keinen Zweifel. Es gibt auch böse Soldaten und Soldatinnen in der IDF, wie in jeder Armee. Und es ist diesmal fast naheliegend, dass vorsätzlich ein zuvor mit den IDF abgestimmter Konvoi angegriffen wurde. Ein bewaffneter Mann, der zuvor beim Entladen der Hilfsgüter und Nahrung offenbar gesichtet worden war, war nicht in dem Konvoi. Die Hamas zählt auf zivile Opfer, das ist ihr brutales Kalkül, wenn sie Waffen, Munition und Kämpfer in Moscheen, Krankenhäusern, Wohngebieten versteckt.

Aber Menschen ohne direkten Kontakt mit Hilfe von Technik zu attackieren, ist schockierend und wird Israel nicht helfen.

Die Haaretz spricht von „undisziplinierten, rohen Kommandeuren“ der Aktion.

Doch die technische Naivität Israels ist ein großes Problem. Die „Start-up-Nation“ meint, mit Computern alle Probleme lösen zu können. Das hat sich erstens am 7. Oktober als katastrophale Fehleinschätzung gezeigt und zeigt jetzt im notwendigen Krieg gegen die Hamas, wohin es führen kann. Böse Kommandeure und moderne Technik sind eine toxische Kombination.

Mit solchen Fehlern jedoch wird Israel den Krieg der Köpfe verlieren. Nochmal: die World Center Kitchen hatte für von der Hamas vertriebene Israelis nach dem 7. Oktober gekocht.

Sicher, den Krieg würde es nicht geben, wenn die Hamas sich ergeben hätte, alle Waffen niedergelegt, die Mörder vom 7. Oktober ausgeliefert hätte.

Auch im Ukrainekrieg spielen Drohnen eine große Rolle, auch das ist verbrecherisch, von beiden Seiten.

Das entbindet aber die israelische Armee nicht von ihrer Verantwortung. Und dieser Drohnenangriff war womöglich einer zuviel. Das Verhältnis zu den USA ist ohnehin so tief erschüttert wie seit Jahrzehnten nicht mehr, was primär an Netanyahu liegt, dessen Rücktritt und Neuwahlen ja vor wenigen Tagen Einhunderttausend Demonstrant*innen in Jerusalem forderten.

Israel hat Besseres verdient als Benjamin Netanyahu und Drohnen.

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