Am nächsten Tag, 4. Dezember 2018, sprach ich bereits ab 8:05 Uhr in der Sendung Mosaik von WDR 5 mit dem Moderator Raoul Mörchen:
Herzlichen Dank für die Einladung an den WDR und an die Redakteurinnen und die Moderator*innen!
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Von Dr. Clemens Heni, 21. November 2018
Am 25. November findet in Frankfurt ein „Israelkongress“ statt. Der gut gemeinte Kongress wird durch die Einladung eines Unterstützers der Neuen Rechten ins Absurde verkehrt.
Organisiert wird der Israelkongress seit Jahren vom Verein „I Like Israel“. Es ist sehr bedeutsam, sich mit Israel zu befassen und sich für den Judenstaat einzusetzen, gerade angesichts eines stark zunehmenden Antisemitismus und einer Israelfeindschaft bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Auf dem Kongress soll der Stadtkämmerer von Frankfurt am Main, Uwe Becker (CDU), für seinen „Einsatz zur Förderung der deutsch-israelischen Beziehungen und der deutsch-israelischen Städtepartnerschaften“ geehrt werden. Grußworte von Angela Merkel und Benjamin Netanyahu per Video sind ebenso angekündigt.
Doch dann kommt der Schock: Einer der Redner bzw. Moderatoren der eintägigen Veranstaltung ist ein international führender, einflussreicher Unterstützer der Neuen Rechten: der amerikanische Historiker und Nahostforscher Daniel Pipes. Er unterstützt den vorbestraften rechtsextremen Schläger Tommy Robinson aus England ebenso wie die deutsche, extrem rechte, Pro-AfD-Internetseite Journalistenwatch. Die Beziehung von Pipes zu Journalistenwatch, die für ihre Agitation gegen die Holocaustüberlebende und ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, berüchtigt ist, hat die Wochenzeitung Die Zeit im Dezember 2017 aufgedeckt.
Ich selbst kenne Pipes und habe mit seinem Middle East Forum (MEF) früher kooperiert, weil er sich angeblich, so sein Tenor über viele Jahre hinweg, gegen die antimuslimische Agitation in den USA aussprach und nachdrücklich, gerade als Historiker und Islamforscher, für die Unterscheidung von Islam als Religion und Islamismus als äußerst gefährliche Ideologie einsetzte. Dafür wurde Pipes in USA von vielen rassistischen antimuslimischen Kreisen häufig diffamiert. 2016, schon vor der US-Präsidentenwahl, trat er sogar aus der Republikanischen Partei aus, weil ihm die Volksverhetzung und der brutale, unzivilisierte Habitus von Trump angeblich zuwider waren.
Die Wahl von Trump hat gleichwohl eine noch viel stärkere Fanatisierung von Leuten wie Pipes bewirkt. Nun unterstützt er ganz offen Rechtsextreme und Schläger (die eine noch brutalere Qualität haben als der von Pipes ebenso geschätzte und unterstützte holländische, neu-rechte, antimuslimische wie antisemitische Agitator Geert Wilders), die sich gegen den Rechtsstaat wie in Großbritannien wenden: Das ist der Fall Tommy Robinson. Zu einer Veranstaltung mit Abgeordneten der Republikanischen Partei war Robinson am 14. November 2018 von Pipes und dem Middle East Forum (MEF) zu einem Symposium nach Washington, D.C., eingeladen worden. Dort gab es von einigen wenigen Leuten Protest gegen den Rassismus und Neonazismus von Robinson, wie man auf einem Video sehen kann.
Seit dem Bericht in der Zeit von Dezember 2017 sowie einer im November 2017 erschienenen Kritik von mir in der Times of Israel an den extrem rechten Tendenzen in der Pro-Israel- und Anti-Islamismus-Szene (die zu einer Anti-Islam-Szene mutierte oder das immer war) war meine Beziehung zu Pipes und dem Middle East Forum beendet. Schon zuvor war deutlich geworden, dass ich die Unterstützung des MEF dazu verwendete, Antifa-Bücher wie von Anton Maegerle („Vom Obersalzberg bis zum NSU“) oder linkszionistische Bände wie meine Studie über Kritische Theorie und Israel in meinem Verlag Edition Critic zu publizieren.
In einer Zeit, wo (häufig staatlich alimentierte) Einrichtungen wie Jüdische Museen Pro-BDS-Veranstaltungen organisieren wie in Berlin, wo ein Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU Berlin schon mal Antizionisten beschäftigte oder seit Jahren den Antisemitismus verharmlost und den Islamismus schön redet; in einer Zeit, in der NGOs wie die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main in Sammelbänden Pro-BDS Texte wie von einer Doktorandin jenes ZfA publiziert und Antisemitismus kategorial mit einer angeblichen „Islamophobie“ analogisiert (und den Rassismus gegen alle Nicht-Muslime klein redet) und so tut, als seien sie dort gegen Islamismus und Antisemitismus; angesichts dieser islamophilen, unkritischen und häufig antiisraelischen oder die kritische Antisemitismusforschung behindernden Zeit und dieser deutschen Normalzustände hat man nicht immer die ganz große Auswahl der Kooperationspartner.
Es gibt junge Forscher (wie Samuel Salzborn), die eigentlich durchaus kritisch sind gegenüber dem Islamismus – oder gegenüber dem Kopftuch, dessen Ablehnung von sehr vielen sich links dünkenden Forscher*innen als „islamophob“ diffamiert wird, was Salzborn richtigerweise vehement kritisiert und sich für eine Kopftuchkritik einsetzt, denn das Kopftuch bei Kindern unter 14 fällt nicht nur meines Erachtens in die Kategorie Kindesmisshandlung und bei allen anderen in die Kategorie Fanatismus, wobei Jugendliche von 14–18 ja fast immer unter der Fuchtel von Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Onkel, Tante etc. stehen oder deren islamistische Imperative internalisiert haben) – und auch den Antisemitismus kritisieren, die aber dann (wie Salzborn) aus Karriere- oder sonstigen Gründen affirmativ Texte sehr einflussreicher Kollegen zitieren (wie von Werner Bergmann), ohne zu erwähnen, dass in genau einem solchen zitierten Text die jüdische Kritik am „ewigen Antisemiten“ mit dem Nazi-Topos und Nazi-Film „Der ewige Jude“ analogisiert wird.[i] Kein Wunder, dass Salzborn dann später bei genau diesem ZfA, das der Antisemitismusforschung so viel Schaden zugefügt hat, angeheuert hat. Solche Referenzen zahlen sich früher oder später aus.
Zurück zu Tommy Robinson, den Pipes so lautstark öffentlich unterstützt. Robinson ist ein enger Freund von Gavin McInnes, der in USA lebt und mit dem er nun eine Vortragsreise nach Australien plant. Wer ist McInnes? Am 12. Oktober 2018 fand eine Veranstaltung im Metropolitan Republican Club in New York City mit den 2016 von McInnes gegründeten „Proud Boys“ statt. Sie sind als rechtsextreme Schläger in ganz USA bekannt. McInnes war einer der Mitbegründer des Vice-Magazins und wird als früher Protagonist der Hipster-Bewegung betrachtet. 2008 verließ er Vice. Im August 2018 sperrte Twitter seinen Account und den anderer „Proud Boys“ wegen deren Extremismus. Das Southern Poverty Law Center in USA stuft sie als Hassgruppe ein.
Am 12. Oktober 1960 ermordete der Rechtsextreme Otoya Yamaguchi den Vorsitzenden der sozialistischen Partei Japans, Inejiro Asanuma, auf einer Wahlkampfveranstaltung in Tokio mit einem Samuraischwert. Dieser brutale Mord wurde nun am 12. Oktober 2018 von Gavin McInnes im Metropolitan Republican Club nachgespielt – mit einem Plastikschwert in der Hand nahm er die Rolle des Mörders ein und meinte, diese Szene sei „sehr inspirierend“.
Yasushi Nagao, Seventeen-year-old Otoya Yamaguchi uses a foot-long sword to kill Japan Socialist Party leader Inejiro Asanuma on a public stage in Tokyo during a live televised debate on October 12, 1960.
Die Japan Times ist fassungslos aufgrund dieser rechtsextremen Tötungsverherrlichung in den USA. McInnes möchte den Sozialismus oder die Linke in USA töten, so wie Yamaguchi in Japan vor Jahrzehnten den Vorsitzenden der sozialistischen Partei ermordet hat. Das Nachspielen dieses Mordes am gleichen Datum, einem 12. Oktober, läuft einem kalt den Rücken hinunter. Nazis freuen sich: nach der Vorführung in New York gingen die Proud Boys auf die Straße und verprügelten auf brutale Weise Antifas.
McInnes‘ Mordfantasien passen zu seinem Freund Tommy Robinson. Letzterer wurde im Mai 2018 wegen wiederholten Verletzens des britischen Rechts und unter absichtlichem Ignorieren der Warnung von Seiten der Justiz, einen laufenden Prozess, bei dem es um Muslime und Vergewaltigung geht, nicht durch Filmen und Live-Berichterstattung via Facebook oder andere Medien zu behindern und Geschworene wie Richter zu beeinflussen sowie Angeklagte vorzuverurteilen, inhaftiert.
Robinson bekommt massive politische wie finanzielle Unterstützung vom Middle East Forum (MEF), einem Thinktank aus Philadelphia in USA, und dessen Präsidenten Daniel Pipes. Dank der finanziellen und politischen Hilfe von Pipes und einer sehr großen rechtsextremen Kampagne in Großbritannien wurde Robinson Anfang August (vorübergehend) wieder aus der Haft entlassen.
Robinson verletzte absichtlich Persönlichkeitsrechte von Angeklagten – und wird von Pipes unterstützt. Das ist ein unglaublicher Vorgang und hätte nie zur Einladung von Pipes gerade 2018 zum Israelkongress in Frankfurt am Main führen dürfen. Aber schon Pipes‘ Unterstützung der Pro-AfD-Hetzseite Journalistenwatch 2017 hätte es dem Organisator des Kongresses, Sacha Stawski, verdeutlichen müssen, dass so ein AfD-Freund nichts auf einem solchen Kongress, wenn er als seriös gelten möchte, zu suchen hat. Doch die Einladung geschieht offenkundig sehenden Auges.
In England ist die Diskussion über Robinson seit Jahren sehr scharf, jüdische Zeitungen wie der Jewish Chronicle und dessen Herausgeber Stephen Pollard betonen nachdrücklich, dass gerade jüdische Unterstützer von Robinson die schlimmsten Feinde (gerade von Juden wie dem Jewish Chronicle) seien. Das schrieb Pollard schon 2017, bevor er wissen konnte, dass Pipes Robinson 2018 unterstützen würde. Auch ein weiterer Autor des Jewish Chronicle, David Aaronovitch, wendet sich 2018 vehement gegen Tommy Robinson.
Robinson hat ca. 800.000 Anhänger*innen auf Facebook oder anderen sozialen Medien. Er wurde in kurzer Zeit geradezu zu einer Ikone des heutigen Rechtsextremismus. Er ließ sich in zwei langen Video-Gesprächen mit dem Verbreiter von Verschwörungsmythe Alex Jones von „Infowars“ promoten. Jones ist ein Radiomacher aus Texas und erreicht mit seinen Radioshows und Webseiten Millionen Zuhörer- und Leser*innen. Jones behauptet, der 11. September sei ein „Inside Job“ gewesen, Musikboxen würden Kinder „homosexuell machen“ und sagte im Dezember 2016, Hillary Clinton sei in einen mörderischen, Sex umwobenen Skandal in einer Pizzeria involviert und habe „persönlich Kinder getötet“. Dieser Verschwörungswahnsinn ging als „Pizza Hoax“ (oder „Pizzagate“) in die Geschichte ein, ein Krimineller stürmte wenig später mit einem Gewehr jene Pizzeria in Washington, D.C., schoss um sich und wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Im August 2018 wurden die Accounts von Alex Jones von Apple, Facebook, Spotify und Youtube wegen seiner Hassreden gesperrt. Jones vertritt auch die antisemitische Ideologie, nach der hinter dem US Gesundheitssystem eine „jüdische Mafia“ stecken würde. Bombendrohungen gegen jüdische Einrichtungen hat er als womöglich absichtlich von Juden falsch gelegte Fährte bezeichnet. Trump ist ein Anhänger von Jones und sprach sogar mit dem Fanatiker in dessen Online-Show per Video-Schalte im Dezember 2015.
Tommy Robinson sprach mehrfach auf Pegida-Demonstrationen in Dresden, zuletzt im Oktober 2018. In den (a)sozialen Medien postete er Bilder von sich mit dem Pegida-Gründer, dem wegen Diebstahl, Drogenhandel, Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestraften Lutz Bachmann, auf Teneriffa.
Pipes soll auf dem Israelkongress laut Programm ein Panel über „Koexistenz“ moderieren, auf dem auch die beiden in Deutschland aktiven Ahmad Mansour und Kim Robin Stoller sitzen. Weitere Teilnehmer*innen des Kongresse sind die Politologen Stephan Grigat und Matthias Küntzel, Harald Eckert von dem Verein „Christen an der Seite Israels“, Michael Spaney vom Mideast Freedom Forum Berlin (MEFF), Martin Patzelt (MdB, CDU), Benjamin Steinitz von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Sebastian Mohr vom International Institute for Education and Research on Antisemitism (IIBSA), Nicola Beer, Generalsekretärin der FDP und MdB, Deidre Berger vom American Jewish Committee, eine ganze Reihe von Wirtschaftsvertretern, Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland und Vorsitzender der TuS Makkabi Frankfurt, Volker Beck (Ex-MdB, Bündnis 90/Die Grünen), Maya Zehden, Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), der Journalist Eldad Beck sowie dutzende weitere nationale wie internationale Rednerinnen und Redner. Der international bekannteste Redner dieses Israelkongresses (von den Grußworten von Merkel etc. natürlich abgesehen) dürfte Daniel Pipes sein.
Regelrecht perfide wird es, wenn der Präsident von Eintracht Frankfurt und erklärte Antirassist Peter Fischer, der sich klipp und klar gegen die AfD ausgesprochen hat, zu diesem Israelkongress eingeladen ist, offenbar um zu suggerieren, dieser Kongress sei womöglich nicht rechts, sondern kritisch. Wurde Fischer über diese unglaublichen neu-rechten Bezüge dieses Israelkongresses in Kenntnis gesetzt?
Wer meint, Pro-BDS-Veranstaltungen, wie sie leider immer öfter vorkommen, würden Israel schaden, sagt nur die halbe Wahrheit. Denn Pro-BDS Events mögen Antisemiten anziehen, aber keine seriösen Journalist*innen, Politiker*innen oder Aktivist*innen. Wer jedoch Israelkongresse organisiert und dabei prominente Redner einlädt, die extrem rechte deutsche Homepages unterstützen und rechtsextreme, vorbestrafte Hetzer finanzieren und promoten, schadet Israel wirklich und zwar so massiv, wie die kleine Pro-BDS-Szene in diesem Land das gar nicht könnte.
Es muss um eine seriöse Israelsolidarität gehen, im besten Fall um einen Linkszionismus, der zudem sehr kritisch ist gegenüber der Regierung Netanyahu und allen extrem rechten Tendenzen in Israel wie gegenüber der Besatzung des Westjordanlandes, ohne auch nur eine Sekunde den palästinensischen oder islamistischen Antisemitismus in Nahost, die Anti-Israel Politik weiter Teile der EU und der UN oder die internationale, antisemitische BDS-Bewegung zu ignorieren oder zu verharmlosen.
Der ganze Israelkongress strotzt nur so von Affirmation israelischer Politik, Kritik am extrem rechten Kurs Israels in den letzten Jahren wird schon in der Ankündigung völlig derealisiert. Das Hofieren des Antisemiten und Verschwörungsanhängers Victor Orbán, der gegen den Juden George Soros eine widerwärtige antisemitische Kampagne in Ungarn organisierte, die die CSU und die AfD, aber auch Neonazis in ganz Europa und den USA faszinierte, das Kungeln mit der polnischen Regierung und deren Leugnung der Teilhabe von Polen am Holocaust (was in Israel sehr scharf kritisiert wird und Netanyahus Verhalten ist ideologisch und gerade nicht diplomatisch bestimmt), oder die massive Unterstützung des Rassisten, Sexisten und Antisemiten Donald Trump durch Netanyahu auch und gerade nach dem schlimmsten antisemitischen Massaker in der Geschichte der USA in Pittsburgh durch einen Neonazis, der wie Trump jene kleine Flüchtlingskarawane aus Südamerika an die mexikanisch-amerikanische Grenze zum Anlass nahm, Juden in einer Synagoge in Pittsburgh zu massakrieren, eine einzige Katastrophe. Entgegen den Juden in Pittsburgh stellte sich nämlich Netanyahu hinter Trump und behauptete, dieser sei nicht Antisemit. Dabei war Trump mit seiner Agitation gegen Flüchtlinge und Juden wie Soros, die Flüchtlinge unterstützten, mit verantwortlich für ein antisemitisches Klima, wie viele Kommentator*innen in USA betonen, exemplarisch Adam Server vom Atlantic) – und steht in eklatantem Widerspruch zur Kritik an Trump von der übergroßen Mehrheit der Juden in USA, die wiederum in übergroßer Mehrheit Israel unterstützen und Zionist*innen sind. Sinnbild dafür ist eine scharfe Kritik an Netanyahu und dem Nationalstaatsgesetz von Juli 2018 vom Präsidenten des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder, in der New York Times – „Israel, this is not Who we are“.
Diese Kritik an Netanyahu und der rechten politischen Kultur in Israel aus dem Munde von Lauder, immerhin Präsident einer der größten jüdischen NGOs weltweit, ist sehr bedeutsam – spiegelt sich aber im Programm dieses Israelkongresses überhaupt nicht wider, der israelische Premier wie der Botschafter werden sprechen und es geht nur um eine Selbstbeweihräucherung. Das ist realitätsblind und ignoriert die massive jüdische Kritik an der israelischen Regierung in Israel wie auch in USA und andernorts – wie gesagt: das ist eine jeweils zionistische Kritik, die Israel verbessern (dramatischer: retten) möchte und gerade deshalb gegen Bibi, die Besatzung und extreme Rechte engagiert ist.
Solche israelkritischen Töne der mit riesigem Abstand größten jüdischen Gemeinde außerhalb Israels, sind also in Deutschland so gut wie nirgends zu hören, von post- oder antizionistischen Juden mal zu schweigen. Manche kritzeln lediglich für ihre Hauspostillen (wie die Bahamas, die auch Texte des US-Präsidenten Trump publiziert und dessen Sexismus, Rassismus und Antisemitismus wie seinen nie dagewesenen antidemokratischen Ton goutieren, weil er doch gegen das iranische Regime sei), andere angeblichen Israelfreunde liebäugeln mit rechtsextremen Juden (wie den Juden in der AfD), die vom Zentralrat der Juden genauso abgelehnt werden wie die AfD insgesamt (namentlich die deutlichen Worte des Zentralratspräsidenten Josef Schuster sind hier zu nennen) oder loben die AfD-Führung wie Gauland (so der Publizist Thomas Maul).
Wie das „Linke Bündnis gegen Antisemitismus München“ untersucht hat, ist die AfD München (die hier nur exemplarisch steht für die gesamte AfD) antisemitisch – und auch das hat mit Pipes und dem Middle East Forum zu tun, wie das Bündnis betont.[ii]
Das alles ignoriert dieser Israelkongress und promotet Daniel Pipes. Das stört keine Referentin und keinen Referenten, die ja alle seit Wochen lesen können, dass Pipes dort sprechen wird. Warum sollte es sie auch stören, wenn doch die ARD aus einem Krimi eine Szene retuschiert, weil dort ein Anti-AfD Aufkleber zu sehen war und sich die Faschos bei der ARD beschwert hatten? Mittlerweile gilt also das Geblöke von Neonazis und ihren Fans mehr als die Kunstfreiheit von Filmemacher*innen und die Kritik am Rechtsextremismus und Antisemitismus der AfD. Insofern passt dieser Israelkongress ganz wunderbar zum Mainstream in diesem Land.
Seriöse Israelfreunde und Antifas sind jedoch „noch nicht komplett im Arsch“.
[i] „Aber auch wenn der Antisemitismus sicherlich ein integraler Bestandteil des abendländischen ‚Kulturerbes‘ und emotional stark besetzt ist – wie jedes Vorurteil –, so steckt im Begriff des ‚ewigen Antisemiten‘ doch die gleiche falsche Anthropologisierung und Naturalisierung wie im ‚ewigen Juden‘.“ Vgl. dazu meine Kritik in Clemens Heni (2018): Der Komplex Antisemitismus. Dumpf und gebildet, christlich, muslimisch, lechts, rinks, postkolonial, romantisch, patriotisch: deutsch, Berlin: Edition Critic (The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), Studien zum Antisemitismus, Band 7), S. 48.
[ii] „Auch andere führende Mitglieder der Münchner AfD unterhalten beste Beziehungen zu antisemitischen Kreisen. Der bereits genannte Rainer Gross ist zugleich Vorsitzender der Gustav-Stresemann-Stiftung[51], die mit der Desiderius-Erasmus-Stiftung um den Status als offizielle parteinahe Stiftung rang und dabei verlor. Während letztere vom neoliberalen Flügel der AfD unterstützt wurde, zählte vor allem der völkische Flügel zur Anhängerschaft der Stresemann-Stiftung[52]. Finanziert wird sie vom Middle East Forum, das auch das für seine geschichtsrevisionistische und antisemitische Propaganda bekannte Portal Journalistenwatch bezahlt. Zudem hat auch die Initiative „Einprozent“ finanzielle Unterstützung angeboten, die aus dem Umfeld von Götz Kubitschek und den bereits erwähnten Jürgen Elsässer und Karl Albrecht Schachtschneider stammt und über gute Verbindungen zur Identitären Bewegung verfügt. Ähnlich wie Elsässer ist auch Kubitschek vielfach mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen[53]. Und ähnlich wie für Elsässers Compact gilt auch für die Zeitschrift Sezession, für die Kubitschek als Chefredakteur arbeitet, dass diese antisemitische Propaganda verbreitet“, https://lbga-muenchen.org/2018/11/19/die-muenchner-afd-und-der-antisemitismus/?fbclid=IwAR1YqVXMYaPMKcw0gkdba_ZYKpzTUateFdO6e-LD4je3sgSkWxqQ_sMy9As (20.11.2018). Zum Middle East Forum und Pipes und deren Unterstützung der Stresemann-Stiftung siehe auch Nico Schmidt (2017): Stresemann-Stiftung erhielt Geld rechter US-Finanziers. Die AfD-Führung will eine neue, parteinahe Stiftung etablieren. Deren Historie führt ins neurechte Milieu und zu amerikanischen Geldquellen, 22.12.2017, https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/afd-stiftung-gustav-stresemann-usa-finanzierung (20.11.2018).
©ClemensHeni
Seit Dessau weiß es auch das ZDF (Brauhaus statt Bauhaus): Die coolste und meist gehasste aller Antifa-Punk-Bands unserer Zeit heißt Feine Sahne Fischfilet:
Natürlich kommen Feine Sahne Fischfilet auch in meinem neuen Buch
„Der Komplex Antisemitismus“ (Berlin, Edition Critic, 2018) vor:
Das ebenso obercoole Label Audiolith hat mir jetzt dieses Hammer-Bild geschickt, mit Jacobus und Christoph:
Jacobus North (li.) und Christoph Sell von Feine Sahne Fischfilet mit meinem neuen Buch, Foto@audiolith, Hamburg
Danke an Feine Sahne Fischfilet für eure coole Mucke, für musikalische Antifa und die Kraft zum Widerstand gegen die doitschen Zustände, die ihr unzähligen Leuten gebt!!! Und für den Spaß natürlich 😉
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 10. November 2018
Auf Einladung der Kommende Dortmund und von Dr. phil. Dr. theol. Richard Geisen war ich am Donnerstag, den 8. November 2018 in Dortmund in der Reihe „Querdenker“ zu einem Gesprächsabend zum Thema „Antisemitismus heute – in Deutschland“ eingeladen.
Die ca. 70 Besucher*innen der Veranstaltung hörten sich in der ersten Halbzeit (ca. 60 Minuten) die Fragen von Richard Geisen sowie meine Antworten zu verschiedenen Facetten des Antisemitismus in Deutschland an.
Ein zentraler Aspekt war hierbei die Frage nach der Bedeutung des neuen Nationalismus in Deutschland seit dem „Sommermärchen“ von 2006. Ebenso kamen historische Aspekte des Antisemitismus wie der katholische Bund Neudeutschland, wie auch der heutige Islamismus zur Sprache.
Eine engagierte Besucherin der Veranstaltung sprach mich schon vor Beginn an und betonte, wie schockiert sie als 16jährige junge Frau im Jahr 1957 war, als sie aus eigenem Interesse „Mein Kampf“ las, das alle Paare in der Nazizeit zur Hochzeit bekommen hatten. Und schon vor 1933 war u.a. durch „Mein Kampf“ der Antisemitismus (Hitlers) allen bekannt. Solche Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern waren sehr wichtig und aufschlussreich.
Klaviermusik, eine Pause mit warmen Brezeln, Getränken und Gesprächen sowie eine ca. einstündige Fragerunde (die zweite Halbzeit) rundeten den Abend ab. In der Pause lag zudem ein Handout von mir aus, das ich hier dokumentiere.
Ein weiterer etwas älterer Teilnehmer betonte in der Diskussion, wie abstoßend er die deutsche Nationalhymne und ihren Text findet, was ich sehr gut nachvollziehe und mit dem Hinweis auf die Kritik an Hoffmann von Fallersleben des Pädagogen Prof. Benjamin Ortmeyer unterstrich. Einige Teilnehmer*innen sahen das erwartungsgemäß ganz anders und folgen eher der stolzdeutschen Linie, manche waren gar ob meines Hinweises überrascht, dass es mitunter Menschen gibt, die eine europäische Fahne benutzen statt einer deutschen.
Zwei weitere Teilnehmer*innen, offenbar eine Tochter mit ihrer Mutter (ca. 60 bzw. ca. 83 Jahre alt) waren schon gemeinsam in Israel und berichteten von der dramatischen Aussicht vieler französischer Juden – in den letzten Jahren seien 40.000 Juden aus Frankreich nach Israel emigriert, was ich insofern bestätigte, als jedem, der oder die mal in Netanya an der Strandpromenade spazierengeht, auffällt, dass dort primär französisch und nicht hebräisch gesprochen wird, um das mal überspitzt zu formulieren.
Ganz herzlichen Dank an Richard Geisen für die Einladung und den sehr informativen, politisch sehr bedeutsamen Abend und namentlich das von ihm intensiv vorbereitete Gespräch!
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 28. Oktober 2018
Ein Neonazi hat am 27. Oktober 2018 in der Tree of Life Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania 11 Menschen massakriert. Er schrie „tötet alle Juden“ und hatte seine Tat bereits vor einigen Wochen im Internet auf dem rechtsextremen Portal „Gab“ unter einen Link zu der jüdischen NGO HIAS, der 1881 gegründeten Hebrew Immigrant Aid Society, angekündigt. Heutzutage kümmert sich HIAS um Flüchtlinge und organisiert derzeit eine Flüchtlingshilfe-Aktion oder „Karawane“. Wie Spiegel Online berichtet ist nun exakt diese jüdische Organisation seit Wochen immer wieder Thema von Donald Trumps Angriffen im Midterm-Wahlkampf in den USA:
„US-Präsident Donald Trump nutzt diese ‚Karawane‘ seit Wochen als polarisierendes Wahlkampfthema und hat die Verschwörungstheorie verbreitet, sie würde vom Milliardär George Soros finanziert, einem Demokraten-Spender – und Juden.“
Am Montag, den 22. Oktober, war eine Briefbombe an George Soros verschickt worden, 13 weitere sollten folgen, allesamt an Kritiker*innen von Trump wie dem Ex-Präsidenten Barack Obama, der Präsidentschaftskandidatin von 2016 Hillary Clinton, dem Fernsehsender CNN und weiteren von Trump täglich aufgebauten Feindbildern. Der Täter ist ein bereits festgenommener Mann aus Florida, ein fanatischer Trumpanhänger, der einen Van hat, der vollgeklebt ist mit Trump-Bildern und Hetze gegen CNN oder andere Trumpkritiker. Trump machte umgehend die Medien mitverantwortlich für ein Klima der Angst und des Hasses, dabei ist niemand anderes als er selbst derjenige, der seit Amtsantritt eine präsidiale Hasswelle durch das Land jagt, die Amerika noch nicht gesehen hat in seiner langen Geschichte.
Trump selbst hat entgegen dem Rat seiner Berater nach dem Massaker in Pittsburgh seine Wahlkampftermine nicht abgesagt, vielmehr lamentiert, er hätte einen „bad hair day“, weil seine Frisur durch Regen in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Der Mann ist eine Mischung aus empathielosem Monster, psychopathologischem Hetzer und faschistoidem Führer. Trump ist die größte selbst produzierte Gefahr für Amerika und die westliche Demokratie aller Zeiten.
Unmittelbar nach dem gestrigen Massaker sagte Trump, hätte die Synagogengemeinde bewaffnete Sicherheitsleute gehabt, wäre es nicht so schlimm ausgegangen. Selbst schuld, ist die Message. Es fehlen einem für eine solch verkommene Person die Worte. Trump ist eine Zeitbombe und seine Anhänger nehmen jetzt die Waffen in die Hand und ermorden Juden, senden Briefbomben an Kritiker*innen Trumps oder, ebenso diese Woche, ermorden gezielt Schwarze.
Die Morde an den Juden in der Synagoge in Pittsburgh gehen auch auf das Konto von Donald Trump, seine Wähler*innen und auch hiesigen Anhänger*innen.
Warum? Der Kern seiner Ideologie wie auch jener der AfD ist der Antisemitismus, das Nicht-Greifbare, der Verschwörungswahnsinn. Ganz konkret ist es die antisemitische Wahnvorstellung, der Jude George Soros würde NGOs dafür bezahlen, dass Flüchtlinge nach Europa oder die USA und den Westen generell kommen würden, damit dort die „nationale Identität“ unterminiert werde.
So agitiert Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, und hat im Bundesinnen- und Heimatminister und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer einen engen Freund, auch der CSU-Mann Alexander Dobrindt schätzt Orbán, von der rechtsextremen österreichischen ÖVP/FPÖ-Regierung oder den italienischen Neofaschisten an der Macht nicht zu schweigen.
Und selbst der Grünen-Chef Habeck macht dieses rassistische Spiel mit und spricht mit der Bild-Zeitung über die „Fehler“, die – wer wohl? – Merkel gemacht habe, das Land sei im Herbst 2015 nicht auf den Ansturm der Flüchtlinge vorbereitet gewesen. Als ob das unser Problem wäre, seit 2015, und nicht die Brandanschläge, die unfassbare Hetze, die alle das gleiche ideologische Fundament haben wie Trump: demnach sind die Menschen nicht gleich. Wir haben eine Nazikrise, keine Flüchtlingskrise.
Besonders schockierend sind jene Trumpunterstützer, die jetzt sicher Krokodilstränen weinen und betonen werden, dass sie so ein Massaker an Juden natürlich nicht gut finden und auch nicht wollten. In Wahrheit haben sie alle ihren Anteil daran, dass Trump so hetzen kann, wie er es tut. Entweder beteten sie für ihn wie das Simon Wiesenthal Center bei Trumps Inauguration am 20. Januar 2017, oder sie loben Trump direkt oder indirekt wegen seiner Nahostpolitik.
Seit Jahren arbeite ich für eine seriöse, linkszionistische Israelsolidarität. Das ist ein fast unmögliches Unterfangen, da hierzulande Links-Sein der Inbegriff des Bösen ist und linke Zionisten werden diffamiert oder ignoriert. Das vorab.
Nun: Das zynische Moment der sogenannten „Pro-Israel-Szene“ in Deutschland und Österreich liegt darin, dass sehr viele ihrer Vertreter*innen Trump seit Anbeginn unterstützen und absichtlich so taten und tun, als ob so ein antisemitisches Massaker nicht absehbar war.
Der Germanist Gerhard Scheit hat Trump bejubelt und ihn mit Hegel im Gepäck auf der Seite des Bloggers Alex Feuerherdt sofort nach der Wahl im November 2016 promotet, andere Publizisten wie Autoren des Portals Mena-Watch unterstützen Trump ganz strategisch, so Matthias Küntzel, der sich über Trumps Anti-Iran-Politik freut, Alexander Gruber, der die Israel/Palästina Politik Trumps irgendwie cool findet, Thomas von der Osten-Sacken, der so tut, als sei Trump der wahre Erbe der Anti-Nazi-Koalition vom 8. Mai 1945 (dabei ist Trump in Wahrheit eine Art amerikanischer Nachfolger der Nazis, wenn wir alleine die antisemitische, auf Verschwörungswahnsinn basierende Hetze anschauen), oder Florian Markl mit einer Rabulistik, Trump habe dies oder jenes bezüglich Iran gesagt oder auch nicht, jedenfalls schreibt er mit einer klaren Pro-Trump Tonlage – all diese Beispiele zeigen, dass Trump noch so sexistisch, rassistisch, volksverhetzend und antisemitisch agieren kann, sein Fußvolk steht stramm zu ihm.
Oder nehmen wir das Blog tw24, das Trumps Idee einer Friedenslösung für Nahost, Israel und Palästina irgendwie spannend findet und auf den „Deal des Jahrhunderts“ Trumps wartet. Sie alle rationalisieren die Trumpsche Gewalt tagtäglich, sie loben seine Entscheidung, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, sein Aufkündigen des Atomdeals mit Iran oder seine Kritik an der palästinensischen Flüchtlingsorganisation UNRWA.
Sie suchen sich Rosinen aus dem Kuchen und sehen nicht das Blut der Opfer, das Trump herbeischreit, tagtäglich.
All diese Autoren (hier: alles Männer, aber es gibt ganz sicher auch Frauen, die genauso bescheiden denken) haben ihren Anteil daran, dass Trump nicht jeden Tag seit seinem Amtsantritt als der antisemitische, rassistische und antidemokratische Agitator und Volksverhetzer bezeichnet wird, der er ist.
Ohne Trump hätte es dieses fürchterliche antijüdische Massaker in einer Synagoge in den USA womöglich nicht gegeben. Neonazis, die mit unzähligen Waffen (auf den Mörder von Pittsburgh sind nicht weniger als 21 Schussfeuerwaffen zugelassen) ausgerüstet sind und schon lange vor Trump Juden hassten, hätten vielleicht auch ohne ihn so eine Tat begangen.
Aber die unglaubliche, tagtägliche Hetze Trumps seit dem Wahlkampf und dann nach seiner Wahl im November 2016 hat ein Klima der Angst und der Aufstachelung erzeugt, das es in dieser Form wohl noch nie in den USA gab, jedenfalls nicht in den letzten Jahrzehnten. Jüngst lobte Trump einen republikanischen Politiker, der einen jüdischen Reporter des englischen Guardian k.o. schlug und ihm die Brille zerschmetterte. Das mag Trump.
Trumps Kokettieren mit den Neonazis in Charlottesville 2017 war genau so gemeint: „very fine people among them“. Jetzt hat ein Neonazi Juden in einer Synagoge ermordet, er hat Trumps Hetze gegen Juden Taten folgen lassen.
Und auch das wird die selbst ernannte „Pro-Israel-Szene“ nicht dazu bringen, Trump kategorisch als Feind der Demokratie und der Juden zu sehen. Dass diese selbst ernannten Pro-Israelis kein Problem damit hatten und haben, dass Trump Frauen missbraucht oder rassistisch und behindertenfeindlich agitiert, ist schon skandalös. Aber ab jetzt klebt Blut an jenen, die sich nicht unumwunden gegen den Faschisten Donald S. Trump stellen.
Pittsburgh ist das 1938 Amerikas und des Westens.
Der Autor, Dr. phil. Clemens Heni, ist Politikwissenschaftler, kürzlich erschien sein neues Buch: „Der Komplex Antisemitismus“
©ClemensHeni
Clemens Heni
Dumpf und gebildet,
christlich, muslimisch,
lechts, rinks, postkolonial,
romantisch, patriotisch: deutsch
Hardcover mit Lesebändchen | ISBN: 978-3-946193-21-0 | 30€ | 764 Seiten |
14,8×21,0 cm | Literaturverzeichnis | Personen- und Sachregister |
The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA),
Studien zum Antisemitismus, Band 7
Rezensionsexemplare können beim Verlag angefragt werden, info[at]editioncritic.de
Ausführliches Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Eine deutsche Idee 7
Was ist Antisemitismus? 8
„Primärer“ Antisemitismus: April 2018 und Juli 2012 15
April 2018: Kippa und Judenhass? 15
Juli 2012: Attacke auf die Brit Mila 16
Was ist „sekundärer Antisemitismus“? 17
Erinnerungsabwehr und Universalisierung des Antisemitismus 18
Sarrazins Stolz auf das Deutschland der 1950er-Jahre 22
Geschichtsrevisionismus im 21. Jahrhundert: Universalisierung des Holocaust 24
Deutscher Opferdiskurs 26
Das Ende der Erinnerung an den Holocaust 27
Das Verhindern kritischer Antisemitismusforschung am ZfA? 31
Muslimischer Antisemitismus auf der Straße und online 58
Antisemitismus ist keine Unterkategorie von Rassismus 68
Was steht in diesem Buch? 72
Methode 75
Teil I: „Primärer“ Antisemitismus 77
Kapitel 1) Der „ewige Jude“ und die deutsche Spezifik in
antisemitischen Bildern seit 1694 77
1.1) Ahasver 77
1.2) Moloch und Mammon 84
1.3) Jüdische Gegenwehr gegen das Bild des ‚ewigen Juden‘ 90
1.4) Mammon nach dem Massenmord von 9/11 91
Kapitel 2) Daniel J. Goldhagen und Max Horkheimer/
Theodor W. Adorno im Vergleich 97
Wie deutsch ist abendländische Vergesellschaftung? 97
2.1) Goldhagens Analyse: „No Germans – No Holocaust“ 99
Deutsche, nicht nur Nazis, waren Täter 100
Antisemitismus in Deutschland – deutscher Antisemitismus 103
Abriss des modernen (deutschen) Antisemitismus nach Goldhagen 104
Vom sozialen zum physischen Tod 106
Deutsche Täter 107
Arbeit und Deutsch-Sein: Arbeitslager 110
Todesmärsche bis zur letzten Stunde 111
2.2) Reaktionen auf Goldhagen 113
Rechte und Linke vereint 113
Saubere Wissenschaft des sauberen Todes – „No bad feelings“? 115
Aus Linken werden Deutsche 118
2.3) Auschwitz als Endpunkt abendländischer Zivilisation? 121
Horkheimers/Adornos „Elemente des Antisemitismus“ (1944/47) 121
Die erste These: Rassistischer Antisemitismus, die falsche gesellschaftliche Ord. 122
Die zweite These: Losgelassene Subjekte als Opfer oder Täter? 124
Exkurs: Von Odysseus zum modernen, insbesondere deutschen Antisemitismus: Naturbeherrschung als übergreifendes Paradigma
patriarchal-kapitalistischer Moderne 127
Odysseus 128
Antisemitismus als Identität des verletzten, denaturierten Subjekts 129
Nachbesserung äußerer und innerer Natur: Schreber (-Gärten) 132
Die dritte These: Verkleidung von Herrschaft als Produktion 136
Die vierte These: Christliche Religion als Antisemitismus 137
Die fünfte These: Idiosynkrasie, Mimesis ans Tote als Antisemitismus 138
Die sechste These: Projektion als anthropologicum, pathische als Antisemitismus 141
Die letzte These (1947): Das Ticket 143
Schluss. Die deutsche Spezifik analysieren 146
Resümee 148
Kapitel 3) Der katholische Bund Neudeutschland und der Nationalsozialismus 151
Ein harmloser Steg in Freiburg? 151
3.1) Neudeutscher juristischer Nationalsozialismus: Hans Filbinger 158
3.2) Aus der Geschichte des katholischen Bundes Neudeutschland 166
3.3) Beten für Deutschland – oder: neudeutsch gegen Liberalismus und „Mammonismus“ 173
3.4) Volk statt Glück und die Gefahr durch das „jüdische Element“ 179
3.5) Die Ursprünge des ZDF? Karl Holzamer und die Frage nach der Person 183
Von der Liebe zur Person zur Abwehr des Humanismus 189
Rembrandtdeutsche Hasenfellmütze und der Kampf gegen „Judas“ 198
3.6) Wie wird man Bischof? Deutsche als das „auserwählte Volk“ 1933:
Rudolf Graber 203
3.7) Der „Max-Müller-Steg“ in Freiburg: „Der ganze Christus“
gegen den „Liberalismus“ 209
Max Müllers Texte in den Werkblättern 1933–1935 214
Max Müller schreibt seine Biographie um und alle machen mit 219
Max Müllers sekundärer Antisemitismus nach Auschwitz 239
Konsequenzen für die Stadt Freiburg? 247
Kapitel 4) Natur und Heimat – Naturschutz, Antisemitismus
und Nationalsozialismus 251
Völkischer Heimat- und Naturschutz, damals und heute 251
4.1) Naturschutz und Nationalsozialismus 256
Frank Uekötter und die konsistent nationalsozialistische Ideologie
des Naturschützers Walther Schoenichen 256
Ein „Managertyp“ im NS-Naturschutz? Hans Klose 263
Naturschutz, Antisemitismus, Nationalsozialismus 269
4.2) „Polykratie“ im Nationalsozialismus oder Antisemitismus? 275
Teil II: „Sekundärer“ Antisemitismus 287
Kapitel 5) Sekundärer Antisemitismus und Antizionismus
in Deutschland heute 289
Derealisierung in Architektur und Gesellschaft 289
5.1) Derealisierung 300
Flick-Collection 300
„Bombenholocaust“ und „Moralkeule“ 302
„Vertreibungsholocaust“ 306
Ein Doktorvater, der kein Nazi gewesen sein soll? 307
Entwirklichung der rechten Gefahr durch „Israelfreunde“? 329
Seit wann ist ein Pro-NSDAP-Plakat nicht mehr antisemitisch? 336
5.2) Universalisierung 340
Vom „500jährigen Reich“, „Auschwitz als Fabrik“ und der Holocaust
als „nie endender Ladenschluss“ des Kapitalismus 340
Muslime und Araber als „die Juden von heute“ 347
Achille Mbembe, ein Antisemit? Postkolonialismus und Antisemitismus 361
5.3) Antizionismus 382
Der NS-Israel-Vergleich 383
Ex-israelische und jüdische Israelfeindschaft 397
Trivialisierung von antiisraelischen Selbstmordattentaten 414
Musikalische Israelfeindschaft und die Bundesregierung?
Die Barenboim-Said Akademie in Berlin 416
Migrantisch-deutsche Israelfeindschaft? 425
Publizistischer Antizionismus und die Querfront: Grass 431
BDS 438
Soziologische „Israelkritik“ als Ressentiment? Moshe Zuckermann,
das Unheimliche und der Zeitgeist. Ein Offener Brief 466
Kann ein „proisraelischer“ Fernsehfilm Israel schaden? 493
Kapitel 6) Henning Eichberg, die Neue Rechte, Antisemitismus
und die Wissenschaft 503
6.1) Was heißt „Neue Rechte“? 504
6.2) Henning Eichberg und die Neue Rechte 507
6.3) Eichberg und der Nationalsozialismus 511
‚Guter‘ Nationalsozialismus: Das NS-Thingspiel, Eichberg und
die Geschichtswissenschaft 511
‚Schlechter‘ Nationalsozialismus: Antiindustriegesellschaftliche Schuldprojektion 514
6.4) Eichberg und der Lit Verlag bis 2018 518
6.5) „Umvolkung“ – „Völkertod“: ein rechter Topos seit 1932 521
Kapitel 7) 50 Jahre ’68 oder Götz Aly und der
„Aufstand der Anständigen“ von 1933 529
Das Ignorieren des Antisemitismus 529
7.1) Zweierlei „totalitäre Jugendbewegung“ 533
7.2) Der Backlash der Reaktion – von Erwin K. Scheuch bis Götz Aly 534
7.3) Horkheimer oder Kiesinger – irgendwie das gleiche 536
7.4) „Arrogante Studenten“ – 1933 und 1968 537
7.5) Bücherverbrennung 1933 = Anzünden von BILD-Zeitungen 1968 539
7.6) Der reaktionäre Zustand der Gesellschaft 540
7.7) Kategoriale Gegensätze zwischen 1933 und 1968 541
7.8) Dutschke versus Goebbels 543
7.9) Die „SA“ als „Aufstand der Anständigen“ – gegen
die „ungewaschenen Dutschkes“ 545
Kapitel 8) Antisemitismus im EU-Mainstream: Rot = Braun 547
8.1) Gefährliche Komparatistik 549
8.2) Die unsouveränen Gauck-Fans 554
8.3) Gauck im Kontext der politischen Kultur und
des sekundären Antisemitismus 557
8.4) Gauck und die Prager Deklaration von 2008 561
8.5) Dank an die Rote Armee der UdSSR 563
8.6) Die Salonfähigkeit des geschmeidigen, subkutanen Antisemitismus 565
Kapitel 9) Antisemitismus im Zeitalter von „Sommermärchen“, „Heimat“ und AfD 571
Kulminationspunkt 2017 569
9.1) Gespräch im Radio WDR 5 mit Thomas Koch 574
9.2) Alexander Dobrindt und der neu-rechte Kulturkampf 589
9.3) Vom „Reichserntedankfest“ zur AfD – Hameln ist überall 596
9.4) „Heimat“, Antisemitismus und die „Erklärung 2018“ 603
Edgar Reitz: Heimat, 1984 603
Die Deutschen sind 1945 „sehr glimpflich davongekommen“ 609
Von Cicero bis Erasmus von Rotterdam: Ubi bene, ibi patria 611
Was heißt Heimat? 611
Wehrmacht, Heimat, Einheit des Volkes 613
Jammer-Ossis und -Wessis 616
Der neu-rechte Gesprächskreis und Rüdiger Safranski 619
Broder gegen Heimat, 1987 622
Broders Regression und die selbst ernannte „Israelszene“ 623
Safranskis Romantik 625
Konservative Revolution 1927/2018 628
Linker Narzissmus statt Kritik: „Solidarität statt Heimat“ 629
Kapitel 10) Peter Weiss, Dresden, Israel und die Universalisierung von Auschwitz 635
10.1) Die Gleichsetzung von Auschwitz und Dresden 636
10.2) Auschwitz ohne Juden in der Ermittlung 639
10.3) Die Universalisierung des Holocaust 646
10.4) Peter Weiss, der linke Antizionismus und eine Postkarte von Adorno 649
Resümee, Forderungen und Dank 659
Literaturverzeichnis 665
Internetquellen 713
Personen- und Sachregister 725
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 759
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 1. Oktober 2018
Es gibt zwei riesige Gruppen von Menschen, die eine Gefahr für die Demokratie darstellen und seit Jahren den Alltag in diesem Land immer übler machen: Nazis und Islamisten, AfD-Wähler*innen und Kopftuchfrauen, AKP-wählende türkische Machos und Messer stechende Nazis (wie am 28. September 2018 in Naumburg an der Saale in Sachsen-Anhalt, als ein linker Journalist von Nazis attackiert wurde).
Einige Tage zuvor ging ich mit einem Freund – wie seit vielen Jahren immer wieder mal – in ein Restaurant/Café in Berlin-Kreuzberg. Früher war das Personal typisch berlinerisch, etwas freche berliner Schnauze, aber freundlich, mitunter herzlich, vor allem aber: locker, cool, westlich und gänzlich unverschleiert die Frauen.
An diesem Tag im September jedoch neues Personal: ein peinlich muskelbepackter offenkundig türkischer Macho (der Kaffee kochen mit Hanteltraining verwechselte) mit einer Mitarbeiterin, streng mit einem Kopftuch eingehüllt. Beide vermutlich in Deutschland geborene Menschen, jedenfalls sprachen sie fließend deutsch und machten nicht den Anschein, als ob sie hier neu oder „verunsichert“ wären. Nein, sie wirkten aggressiv und autoritär, unangenehme Menschen.
Wiederum einige Tage später in einem EDEKA-Supermarkt, den ich auch seit vielen Jahren regelmäßig besuche. Der Laden war bislang vor allem abends bis kurz vor Ladenschluss um 22 Uhr recht cool, die Mitarbeiter*innen studentisch, jung und freundlich. Heute nun eine verschleierte Frau, vermutlich ebenso in Berlin geboren wie die beiden Restaurantbetreiber*innen in Kreuzberg. Sie war ganz sicher nicht locker, sondern verdruckst und steif – ob sie vom Elternhaus oder dem Mann, Freund oder Bruder gezwungen wird, ihr doppelt starkes Kopftuch zu tragen? Das Gesicht wirkte völlig verklemmt, eingeengt und unfrei. Ein Trauerspiel, so ein Gesicht zu sehen.
Das passt zu dem hardcore islamistischen Auftritt des Autokraten Erdogan letzte Woche in Berlin bzw. in Köln. Sein völlig unverschämtes, aggressives Auftreten (nebst seiner unsagbar peinlich verschleierten Frau), namentlich beim Gala-Dinner im Schloss Bellevue und bei Bundespräsident Steinmeier, zeigt, wie der Islamismus Raum ergreift. Die Bundesregierung half dabei und ließ einen anti-islamistischen Journalisten von der Pressekonferenz entfernen. Der Blogger Rayk Anders kann es nicht fassen. Das ist Deutschland 2018.
Die Tausenden fanatischen Muslime, die AKP wählen und ihn jetzt bejubelten, sollten dieses Land verlassen, ich bin es leid, Hunderttausende extremistische Türken hier zu haben, die erstens hierzulande das Klima vergiften mit ihrer Anwesenheit und ihrem Handeln und die zweitens den Reichtum, den sie hier anhäufen, perfiderweise benutzen, um die Reste der Demokratie und der Zivilgesellschaft in der Türkei zu zerstören (wer dazu einen Beleg möchte, nehme eine x-beliebige Taxifahrt in Hessen, Baden-Württemberg oder Berlin etc. und wird von super aggressiven türkischen Staatsbürgern entsprechend informiert, wie viel Geld sie hier verdienen und das dann für die AKP etc. einsetzen).
Es gibt exakt zwei Gruppen von Menschen, die dieses Land an den Abgrund führen, und das nicht aus Kritik an Deutschland, sondern aus Liebe zu ihm und zu Allah:
AfD-Wähler*innen und andere Nazis sowie Islamisten und AKP-Wählerinnen und Kopftuchfrauen.
Es geht nicht um die 60jährigen türkischen Frauen, die aus Tradition, so wie sie es in der rückständigen Türkei kannten, Kopftuch tragen, nein. Es geht auch nicht um die Flüchtlingsfrauen aus Afghanistan, die in der Tat einen Kulturschock erleben, angenommen sie sind keine überzeugten Islamistinnen oder Anhängerinnen der Taliban.
Es geht primär um die 23- oder 31jährigen türkischen (oder, in kleinerer Zahl: palästinensischen, arabischen oder bosnischen) Frauen, die nicht aus Tradition – welche Tradition, wo es in Kreuzberg oder Tempelhof und Marzahn doch bis vor wenigen Jahren so gut wie keine Kopftücher gab? -, vielmehr aus Fanatismus und religiösem Extremismus dieses missionarische Symbol des Islam schlechthin tragen.
Seit dem 11. September 2001 geht das so. Der Islam sei das eigentliche Opfer dieses massenmörderischen islamistischen Anschlags gewesen, insinuieren die Multikulti-Ideologen.
Die 3000 pulverisierten Menschen, von denen noch immer nicht alle identifiziert sind, sind Opfer des Islamismus – und was war die Konsequenz im Westen? Mehr „Respekt“ vor dem Islam, gerade die sich links fühlenden Leute, aber auch weite Teile des Mainstream, forderten und fordern mehr religiöse Monologe oder interreligiöse Dialoge (natürlich ohne Juden, das ist eh klar, und wenn, dann nur mit antizionistischen Juden, das ist wiederum hip und koscher).
Natürlich ist es nicht absehbar, dass hier Islamisten die Macht bekommen, es gibt keine islamistische Partei im Bundestag – hingegen eine rechtsextreme Partei, die Alternative für Deutschland (AfD). Die hetzt gegen alle Nicht-Deutschen und den Islam an und für sich. Dabei gibt es ja säkulare Muslime. Sie zu unterstützen ist so angesagt wie nie zuvor.
Doch im Alltag sind die islamistischen Muslime in einer enormen Zahl präsent. Wie gezeigt, basierend auf einer 15jährigen Erfahrung alleine in Berlin: es wird extremistischer, mehr und mehr Kopftuch tragende Frauen (von den Mädchen und den unter Kindesmissbrauch fallenden Mädchen unter 14 Jahren nicht zu schweigen) verunstalten das Stadtbild.
Sie ergänzen die Nazi-Demos wie in Chemnitz, Köthen oder auch in Berlin.
Doch ein sehr großer Teil der sich links fühlenden Anti-Nazis – wie jene Leute, die am 14. Oktober zu einer Großdemonstration unter dem Motto „unteilbar“ aufrufen – machen gemeinsame Sache mit dem Islamismus, wie Schmalle kritisiert.
Diese „Linken“, die keine sind, haben seit dem 11. September 2001 nichts gelernt – sie denken, nur weil Nazis gegen Muslime sind, sind Muslime apriori gut und die Opfer. Doch Islamisten sind wie Nazis die Feinde der Demokratie, des Westens und Israels. Erdogan hat viel antisemitische Hetze gegen Israel verbreitet und bekanntlich auch den Holocaust und den Nationalsozialismus verharmlost, wenn er den SS-Staat mit heutigen Bundesregierungen oder der Bundeskanzlerin vergleicht.
Es gib viel zu tun. Die Islamisten sollten ernsthaft überlegen, die Koffer zu packen und die Nazis, die man auf diese Weise leider nicht los wird, müssen im Alltag mit aller publizistischen, zivilgesellschaftlichen und politischen Kraft bekämpft werden.
Die Welt kann man sehr wohl teilen, Nietzsche („Gott ist tot“) teilte sie bekanntlich in eine vor und eine nach ihm, und heute kann man die Welt in autoritär (Nazis und Islamisten) und wenigstens nicht-autoritär (von anti-autoritär kann mensch wenigstens träumen) teilen.
Think about it.
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 3. September 2018
Die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hat frontal Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisiert, weil sich dieser unzweideutig gegen Nazis, Hitlergrüße, ganz normale Doitsche, die zu nicht-deutsch genug wirkenden Menschen „Viehzeug“ schreien, wie in Chemnitz geschehen, stellt. Steinmeier unterstützt das heute stattfindende Konzert in Chemnitz mit den Toten Hosen, Kraftklub und Feine Sahne Fischfilet:
„Kramp-Karrenbauer sagte der ‚Welt‘ zu Steinmeiers Haltung, sie finde das ’sehr kritisch‘. „Denn das, was wir wollen, ist, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat gegen rechts zu schützen. Und wenn man das dann mit denen von links tut, die genau in der gleichen Art und Weise auf Polizeibeamte verbal einprügeln, dann halte ich das für mehr als kritisch.“
Mit genau solchen Personen wie Annegret Kramp-Karrenbauer verharmlost man die Nazis. Diese antisemitisch motivierte Gleichsetzung von Rot und Braun war bereits Staatsideologie von Joachim Gauck und auch jetzt sieht eine CDU Generalsekretärin keinen Unterschied zwischen Linken, die Staatsgewalt kritisieren, was mehr als notwendig ist aus demokratischer Sicht, und Neonazis, die die Demokratie zerstören wollen und den Holocaust feiern.
Die CDU setzt also Nazis und Linke auf eine Stufe und damit zeigt Frau Kramp-Karrenbauer, dass sie nichts aus der Geschichte gelernt hat und fehl am Platze ist.
Die CDU hofiert die Nazis, ob via sächsische Landesregierung oder via Kramp-Karrenbauer, denn JEDE Gleichsetzung von Rot und Braun dient nur dazu, die Nazis zu verharmlosen und jeden Kampf gegen rechts zu diffamieren.
Wir sind alle Feine Sahne Fischfilet und die CDU ist Teil des Problems, das in Chemnitz seine Nazi-Fratze zeigt.
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 21. Juli 2018
Der neue Fußball-Weltmeister der Männer heißt Afrika, genauer gesagt: Frankreich. In einem teils spielerisch begeisternden Stil haben Mbappé, Pogba oder Kanté gemeinsam mit Griezmann, Giroud und Lloris völlig verdient, mit viel Schwung und fußballerischer Klasse, technisch wie taktisch, die Weltmeisterschaft gewonnen. Es war ohnehin eine insofern wunderbare WM, als die deutsche Mannschaft endlich das klar machte, was viele seit Jahrzehnten erhoffen: das Vorrundenaus.
Dass gerade die Kroaten mit ihrer Vorliebe für faschistische Lieder und Sänger und unglaublichem Dusel (3mal mussten sie in die Verlängerung, dabei zweimal ins Elfmeterschießen) ins Finale gekommen waren – ärgerlich, aber nicht wirklich bemerkenswert.
Die politisch katastrophale Situation in Russland war kaum Thema und das wird in vier Jahren bei der geplanten WM in Qatar, die im Winter stattfinden soll, auch nicht anders sein. Die FIFA hat noch mit jedem korrupten oder möglicherweise korrupten Land kooperiert (erinnern wir uns an die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland und an unzählige weitere Beispiele…).
Es gibt nun einen aktuellen Beitrag zum WM-Sieg Frankreichs des südafrikanischen Kabarettisten Trevor Noah, Sohn einer südafrikanischen Mutter und eines deutschschweitzerischen Vaters. Noah wuchs zu Zeiten der Apartheid in Südafrika auf, die Beziehung seiner Eltern war „illegal“. 2011 zog er in die USA.
Nun bekam Trevor Noah einen Brief des französischen Botschaftes in den USA. Warum? Er hatte in seiner Sendung „Daily Show“, die er seit 2015 moderiert, gesagt, dass er es toll finde, dass Afrika Weltmeister geworden sei. Es war ein „joke“.
Das hat den französischen Botschafter in den USA und viele Franzosen auf die Palme gebracht – der Botschafter schrieb einen Brief an Noah und betont, dass alle Spieler Franzosen seien (nur zwei seien außerhalb Frankreichs geboren) und also nicht Afrika, sondern Frankreich gewonnen habe.
Nun ist Trevor Noah ein weltgereister Mann, der viel Rassismus in Südafrika erfahren hat, als kleiner Junge, und betont, warum es nicht möglich sein soll, sowohl Puerto Ricaner oder Ire und Amerikaner zu sein. So wie man Afrikaner und Franzose sein könne.
Das Video ist eine Lehrstunde in Demokratietheorie – gerade gegen die „Nazis in Frankreich“, die Trevor sehr wohl erwähnt und attackiert, die den WM-Titel ablehnen, weil ja das Team afrikanisch und nicht französisch sei.
Doch genau das möchte Noah bekämpfen, inder er sagt, Frankreich und Afrika hätten die WM gewonnen. Die Betonung des Botschafters, Frankreich habe eine „vielfältige Geschichte“ wäre eventuell noch präziser, so Noah, wenn er gesagt hätte, eine „Kolonialgeschichte“.
Trevor Noah bringt ein Beispiel, das für die Politikwissenschaft, die Demokratietheorie, die politische Kultur wie die Analyse des rassistischen Diskurses von enormer Bedeutung ist: viele erinnern sich noch an jenen malischen Flüchtling, der ohne Papiere in Frankreich lebte und einem Kind, das hilflos am Geländer eines Balkons hing, das Leben rettete, der „Spidermann“ von Paris. Wenig später erhielt er vom französischen Präsidenten Macron die Staatsbürgerschaft verliehen. Ein Held. Aber was für ein Held?
Trevor Noah macht das deutlich: als der Mann aus Mali unten stand an dem Haus, war er ein Afrikaner, als er nach 36 Sekunden oben ankam und das Kind rettete, war er plötzlich ein Franzose. Doch hätte er das Kind aus Pech tragischerweise wieder fallengelassen, wäre er weiter ein Afrikaner. So schnell kann das mit der Staatsbürgerschaft gehen.
Von daher Trevor Noah anschauen, dieser Beitrag ist Pulitzer-Preis verdächtig.
©ClemensHeni
Von Dr. Clemens Heni, 3. Juli 2018
Es sind die letzten Zuckungen Horst Seehofers. Für einige Tage oder Monate bleibt er Innenminister und befördert den Rassismus in diesem Land wie nur wenige Innenminister seit 1949.
Er weiß, dass die sog. Geburtenziffer seit Jahrzehnten anzeigt, dass dieses Land kleiner wird, was ja an sich sehr gut ist. Ohne verbrecherische deutsche Ingenieure gäbe es keinen „Abgasskandal“ bei der Nazi-Gründung „Volkswagen“, ohne die kapitalistische Elite weltweit und zumal in Deutschland gäbe es ein kleineres Klimawandelproblem, mehr Wohnraum für alle in den besten Lagen innerhalb und außerhalb der „Zentren“, keine Ideen für „Ankerzentren“ genannte rassistische Gefängnisse, die Menschen als ungleiche behandeln und an die Apartheid erinnern.
Es gäbe kostenlosen öffentlichen Nah- und Fernverkehr, viel bessere Bildung und sogar stabiles Internet mit mehr als 16MB Übertragungsrate, Diskussionen zur Kritik am Nationalismus und viel mehr Freiräume für antifaschistische Kritik an Nazis von AfD über Pegida bis zu Fußball-Wahnsinnigen, die in schwarzrotgoldenen Ganzkörperburkinis an den Strand gehen.
Es gäbe Diskussionen über das Ende der deutschen Nationalhymne, die doch laut Hitler das „heiligste Lied der Deutschen“ sei. Menschen mit Anstand singen sie nicht, wobei jene, die sie nicht singen, aber Islamfaschisten huldigen, ebenso zeigen, dass ihr autoritärer Charakter strunzdeutsch ist.
Es würde eine Regelung geben, dass Politiker mit 65 Jahren aufhören müssen. Punkt. Das hätte uns Trump, Schäuble, Gauland und Seehofer in ihren heutigen Positionen erspart.
Das wäre gleichwohl nur ein allererster Schritt, denn die jungen Neuen Rechten vom Österreicher Kurz über Spahn (CDU) bis nach Italien und Frankreich oder England, Ungarn, Polen etc.pp. stehen bereit und zeigen, dass es nicht nur alte patriarchale Säcke sind, die unser Problem sind.
Marine le Pen oder Julia Klöckner („Wir wollen doch alle das gleiche“ – Ausländer raus meint das) teilen doch die Abschottungsagenda der Nazis von AfD bis zum bloc identitaire um Renaud Camus.
Es geht um Europa, gegen den Nationalismus. Anfang der 1990er Jahren haben radikale Linke das Projekt EU bekämpft, weil es nur als verlängerter Arm der je nationalstaatlichen kapitalistischen Projekte betrachtet wurde.
Heute ist EUropa die mögliche Rettung zumindest vor den Horsts dieser Welt, die täglich versuchen, EU-Recht bezüglich der Einwanderung zu unterlaufen, wenn nicht zu brechen.
Es war jedem denkenden Menschen klar, wie gefährlich der Aufstieg der Nazis und der AfD ist.
Doch wie schnell das geht, dass eine sich bürgerlich nennende Partei wie die CSU (die nach 1945 auch von Nazis wie August Haußleiter in führenden Positionen mit gegründet wurde) originär wie eine rechtsextreme Partei ein ganzes Land vor sich hertreibt, das ist vom Stil doch nur Ausdruck der letzten Zuckungen des alten Patriarchats, für das Seehofer steht. Er wird untergehen, ziemlich bald. Aber es wird neue extreme Rechte geben, die das forführen wollen.
Es ist Zeit für linke Diskussionen – es gibt ein Leben jenseits Deutschlands, das europäisch sein wird und Menschen als gleiche behandelt. „Vive la France, Vive la République“, so etwas kann nur ein Fußballer wie Antoine Griezman zu seinem Mitspieler Kylian Mbappé ins Mikrofon schreien und beide sind begeistert – das ist einzigartig in Europa.
Wie schnell jedoch ein rassistischer Diskurs in Deutschland die gesamte Debatte bestimmt, zeigt wie groß die Liebe von Millionen Deutschen zum Faschismus oder zum Nationalsozialismus immer noch ist, nicht nur wegen Hitler und den damaligen Deutschen und deren „heiligstem“ Lied, sondern wegen der Reinheit und Einheit.
©ClemensHeni
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