Wissenschaft und Publizistik als Kritik

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Antisemitismus heute – in Deutschland – zum 80. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938

Von Dr. Clemens Heni, 10. November 2018

Auf Einladung der Kommende Dortmund und von Dr. phil. Dr. theol. Richard Geisen war ich am Donnerstag, den 8. November 2018 in Dortmund in der Reihe „Querdenker“ zu einem Gesprächsabend zum Thema „Antisemitismus heute – in Deutschland“ eingeladen.

Die ca. 70 Besucher*innen der Veranstaltung hörten sich in der ersten Halbzeit (ca. 60 Minuten) die Fragen von Richard Geisen  sowie meine Antworten zu verschiedenen Facetten des Antisemitismus in Deutschland an.

Ein zentraler Aspekt war hierbei die Frage nach der Bedeutung des neuen Nationalismus in Deutschland seit dem „Sommermärchen“ von 2006. Ebenso kamen historische Aspekte des Antisemitismus wie der katholische Bund Neudeutschland, wie auch der heutige Islamismus zur Sprache.

Eine engagierte Besucherin der Veranstaltung sprach mich schon vor Beginn an und betonte, wie schockiert sie als 16jährige junge Frau im Jahr 1957 war, als sie aus eigenem Interesse „Mein Kampf“ las, das alle Paare in der Nazizeit zur Hochzeit bekommen hatten. Und schon vor 1933 war u.a. durch „Mein Kampf“ der Antisemitismus (Hitlers) allen bekannt. Solche Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern waren sehr wichtig und aufschlussreich.

Klaviermusik, eine Pause mit warmen Brezeln, Getränken und Gesprächen sowie eine ca. einstündige Fragerunde (die zweite Halbzeit) rundeten den Abend ab. In der Pause lag zudem ein Handout von mir aus, das ich hier dokumentiere.

Dr. Richard Geisen und Dr. Clemens Heni, Foto: Copyright@KommendeDortmund

Ein weiterer etwas älterer Teilnehmer betonte in der Diskussion, wie abstoßend er die deutsche Nationalhymne und ihren Text findet, was ich sehr gut nachvollziehe und mit dem Hinweis auf die Kritik an Hoffmann von Fallersleben des Pädagogen Prof. Benjamin Ortmeyer unterstrich. Einige Teilnehmer*innen sahen das erwartungsgemäß ganz anders und folgen eher der stolzdeutschen Linie, manche waren gar ob meines Hinweises überrascht, dass es mitunter Menschen gibt, die eine europäische Fahne benutzen statt einer deutschen.

Clemens Heni und Richard Geisen, Foto: Copyright@KommendeDortmund

Zwei weitere Teilnehmer*innen, offenbar eine Tochter mit ihrer Mutter (ca. 60 bzw. ca. 83 Jahre alt) waren schon gemeinsam in Israel und berichteten von der dramatischen Aussicht vieler französischer Juden – in den letzten Jahren seien 40.000 Juden aus Frankreich nach Israel emigriert, was ich insofern bestätigte, als jedem, der oder die mal in Netanya an der Strandpromenade spazierengeht, auffällt, dass dort primär französisch und nicht hebräisch gesprochen wird, um das mal überspitzt zu formulieren.

Richard Geisen und Clemens Heni, Foto: Copyright@KommendeDortmund

Ganz herzlichen Dank an Richard Geisen für die Einladung und den sehr informativen, politisch sehr bedeutsamen Abend und namentlich das von ihm intensiv vorbereitete Gespräch!

©ClemensHeni

Das schlimmste antisemitische Massaker in der Geschichte Amerikas – ab jetzt klebt an allen Trumpunterstützern Blut

Von Dr. Clemens Heni, 28. Oktober 2018

Ein Neonazi hat am 27. Oktober 2018 in der Tree of Life Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania 11 Menschen massakriert. Er schrie „tötet alle Juden“ und hatte seine Tat bereits vor einigen Wochen im Internet auf dem rechtsextremen Portal „Gab“ unter einen Link zu der jüdischen NGO HIAS, der 1881 gegründeten Hebrew Immigrant Aid Society, angekündigt. Heutzutage kümmert sich HIAS um Flüchtlinge und organisiert derzeit eine Flüchtlingshilfe-Aktion oder „Karawane“. Wie Spiegel Online berichtet ist nun exakt diese jüdische Organisation seit Wochen immer wieder Thema von Donald Trumps Angriffen im Midterm-Wahlkampf in den USA:

„US-Präsident Donald Trump nutzt diese ‚Karawane‘ seit Wochen als polarisierendes Wahlkampfthema und hat die Verschwörungstheorie verbreitet, sie würde vom Milliardär George Soros finanziert, einem Demokraten-Spender – und Juden.“

Am Montag, den 22. Oktober, war eine Briefbombe an George Soros verschickt worden, 13 weitere sollten folgen, allesamt an Kritiker*innen von Trump wie dem Ex-Präsidenten Barack Obama, der Präsidentschaftskandidatin von 2016 Hillary Clinton, dem Fernsehsender CNN und weiteren von Trump täglich aufgebauten Feindbildern. Der Täter ist ein bereits festgenommener Mann aus Florida, ein fanatischer Trumpanhänger, der einen Van hat, der vollgeklebt ist mit Trump-Bildern und Hetze gegen CNN oder andere Trumpkritiker. Trump machte umgehend die Medien mitverantwortlich für ein Klima der Angst und des Hasses, dabei ist niemand anderes als er selbst derjenige, der seit Amtsantritt eine präsidiale Hasswelle durch das Land jagt, die Amerika noch nicht gesehen hat in seiner langen Geschichte.

Trump selbst hat entgegen dem Rat seiner Berater nach dem Massaker in Pittsburgh seine Wahlkampftermine nicht abgesagt, vielmehr lamentiert, er hätte einen „bad hair day“, weil seine Frisur durch Regen in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Der Mann ist eine Mischung aus empathielosem Monster, psychopathologischem Hetzer und faschistoidem Führer. Trump ist die größte selbst produzierte Gefahr für Amerika und die westliche Demokratie aller Zeiten.

Unmittelbar nach dem gestrigen Massaker sagte Trump, hätte die Synagogengemeinde bewaffnete Sicherheitsleute gehabt, wäre es nicht so schlimm ausgegangen. Selbst schuld, ist die Message. Es fehlen einem für eine solch verkommene Person die Worte. Trump ist eine Zeitbombe und seine Anhänger nehmen jetzt die Waffen in die Hand und ermorden Juden, senden Briefbomben an Kritiker*innen Trumps oder, ebenso diese Woche, ermorden gezielt Schwarze. 

Die Morde an den Juden in der Synagoge in Pittsburgh gehen auch auf das Konto von Donald Trump, seine Wähler*innen und auch hiesigen Anhänger*innen.

Warum? Der Kern seiner Ideologie wie auch jener der AfD ist der Antisemitismus, das Nicht-Greifbare, der Verschwörungswahnsinn. Ganz konkret ist es die antisemitische Wahnvorstellung, der Jude George Soros würde NGOs dafür bezahlen, dass Flüchtlinge nach Europa oder die USA und den Westen generell kommen würden, damit dort die „nationale Identität“ unterminiert werde.

So agitiert Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, und hat im Bundesinnen- und Heimatminister und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer einen engen Freund, auch der CSU-Mann Alexander Dobrindt schätzt Orbán, von der rechtsextremen österreichischen ÖVP/FPÖ-Regierung oder den italienischen Neofaschisten an der Macht nicht zu schweigen.

Und selbst der Grünen-Chef Habeck macht dieses rassistische Spiel mit und spricht mit der Bild-Zeitung über die „Fehler“, die – wer wohl? – Merkel gemacht habe, das Land sei im Herbst 2015 nicht auf den Ansturm der Flüchtlinge vorbereitet gewesen. Als ob das unser Problem wäre, seit 2015, und nicht die Brandanschläge, die unfassbare Hetze, die alle das gleiche ideologische Fundament haben wie Trump: demnach sind die Menschen nicht gleich.  Wir haben eine Nazikrise, keine Flüchtlingskrise.

Besonders schockierend sind jene Trumpunterstützer, die jetzt sicher Krokodilstränen weinen und betonen werden, dass sie so ein Massaker an Juden natürlich nicht gut finden und auch nicht wollten. In Wahrheit haben sie alle ihren Anteil daran, dass Trump so hetzen kann, wie er es tut. Entweder beteten sie für ihn wie das Simon Wiesenthal Center bei Trumps Inauguration am 20. Januar 2017, oder sie loben Trump direkt oder indirekt wegen seiner Nahostpolitik.

Seit Jahren arbeite ich für eine seriöse, linkszionistische Israelsolidarität. Das ist ein fast unmögliches Unterfangen, da hierzulande Links-Sein der Inbegriff des Bösen ist und linke Zionisten werden diffamiert oder ignoriert. Das vorab.

Nun: Das zynische Moment der sogenannten „Pro-Israel-Szene“ in Deutschland und Österreich liegt darin, dass sehr viele ihrer Vertreter*innen Trump seit Anbeginn unterstützen und absichtlich so taten und tun, als ob so ein antisemitisches Massaker nicht absehbar war.

Der Germanist Gerhard Scheit hat Trump bejubelt und ihn mit Hegel im Gepäck auf der Seite des Bloggers Alex Feuerherdt sofort nach der Wahl im November 2016 promotet, andere Publizisten wie Autoren des Portals Mena-Watch unterstützen Trump ganz strategisch, so Matthias Küntzel, der sich über Trumps Anti-Iran-Politik freut, Alexander Gruber, der die Israel/Palästina Politik Trumps irgendwie cool findet,  Thomas von der Osten-Sacken, der so tut, als sei Trump der wahre Erbe der Anti-Nazi-Koalition vom 8. Mai 1945 (dabei ist Trump in Wahrheit eine Art amerikanischer Nachfolger der Nazis, wenn wir alleine die antisemitische, auf Verschwörungswahnsinn basierende Hetze anschauen), oder Florian Markl mit einer Rabulistik, Trump habe dies oder jenes bezüglich Iran gesagt oder auch nicht, jedenfalls schreibt er mit einer klaren Pro-Trump Tonlage – all diese Beispiele zeigen, dass Trump noch so sexistisch, rassistisch, volksverhetzend und antisemitisch agieren kann, sein Fußvolk steht stramm zu ihm.

Oder nehmen wir das Blog tw24, das Trumps Idee einer Friedenslösung für Nahost, Israel und Palästina irgendwie spannend findet und auf den „Deal des Jahrhunderts“ Trumps wartet. Sie alle rationalisieren die Trumpsche Gewalt tagtäglich, sie loben seine Entscheidung, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, sein Aufkündigen des Atomdeals mit Iran oder seine Kritik an der palästinensischen Flüchtlingsorganisation UNRWA.

Sie suchen sich Rosinen aus dem Kuchen und sehen nicht das Blut der Opfer, das Trump herbeischreit, tagtäglich.

All diese Autoren (hier: alles Männer, aber es gibt ganz sicher auch Frauen, die genauso bescheiden denken) haben ihren Anteil daran, dass Trump nicht jeden Tag seit seinem Amtsantritt als der antisemitische, rassistische und antidemokratische Agitator und Volksverhetzer bezeichnet wird, der er ist.

Ohne Trump hätte es dieses fürchterliche antijüdische Massaker in einer Synagoge in den USA womöglich nicht gegeben. Neonazis, die mit unzähligen Waffen (auf den Mörder von Pittsburgh sind nicht weniger als 21 Schussfeuerwaffen zugelassen) ausgerüstet sind und schon lange vor Trump Juden hassten, hätten vielleicht auch ohne ihn so eine Tat begangen.

Aber die unglaubliche, tagtägliche Hetze Trumps seit dem Wahlkampf und dann nach seiner Wahl im November 2016 hat ein Klima der Angst und der Aufstachelung erzeugt, das es in dieser Form wohl noch nie in den USA gab, jedenfalls nicht in den letzten Jahrzehnten. Jüngst lobte Trump einen republikanischen Politiker, der einen jüdischen Reporter des englischen Guardian k.o. schlug und ihm die Brille zerschmetterte. Das mag Trump.

Trumps Kokettieren mit den Neonazis in Charlottesville 2017 war genau so gemeint: „very fine people among them“. Jetzt hat ein Neonazi Juden in einer Synagoge ermordet, er hat Trumps Hetze gegen Juden Taten folgen lassen.

Und auch das wird die selbst ernannte „Pro-Israel-Szene“ nicht dazu bringen, Trump kategorisch als Feind der Demokratie und der Juden zu sehen. Dass diese selbst ernannten Pro-Israelis kein Problem damit hatten und haben, dass Trump Frauen missbraucht oder rassistisch und behindertenfeindlich agitiert, ist schon skandalös. Aber ab jetzt klebt Blut an jenen, die sich nicht unumwunden gegen den Faschisten Donald S. Trump stellen.

Pittsburgh ist das 1938 Amerikas und des Westens.

 

Der Autor, Dr. phil. Clemens Heni, ist Politikwissenschaftler, kürzlich erschien sein neues Buch: „Der Komplex Antisemitismus“

©ClemensHeni

Der Komplex Antisemitismus

Clemens Heni

Der Komplex Antisemitismus

Dumpf und gebildet,
christlich, muslimisch,
lechts, rinks, postkolonial,
romantisch, patriotisch: deutsch

Hardcover mit Lesebändchen | ISBN: 978-3-946193-21-0 | 30€ |  764 Seiten |
14,8×21,0 cm | Literaturverzeichnis | Personen- und Sachregister |

The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA),
Studien zum Antisemitismus, Band 7

Rezensionsexemplare können beim Verlag angefragt werden, info[at]editioncritic.de

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe

Ausführliches Inhaltsverzeichnis

Einleitung  7

Eine deutsche Idee  7

Was ist Antisemitismus? 8

„Primärer“ Antisemitismus: April 2018 und Juli 2012  15

April 2018: Kippa und Judenhass? 15

Juli 2012: Attacke auf die Brit Mila 16

Was ist „sekundärer Antisemitismus“?  17

Erinnerungsabwehr und Universalisierung des Antisemitismus  18

Sarrazins Stolz auf das Deutschland der 1950er-Jahre  22

Geschichtsrevisionismus im 21. Jahrhundert: Universalisierung des Holocaust  24

Deutscher Opferdiskurs   26

Das Ende der Erinnerung an den Holocaust  27

Das Verhindern kritischer Antisemitismusforschung am ZfA?  31

Muslimischer Antisemitismus auf der Straße und online   58

Antisemitismus ist keine Unterkategorie von Rassismus   68

Was steht in diesem Buch?  72

Methode  75

Teil I: „Primärer“ Antisemitismus  77

Kapitel 1) Der „ewige Jude“ und die deutsche Spezifik in
antisemitischen Bildern seit 1694  77

1.1) Ahasver   77

1.2) Moloch und Mammon   84

1.3) Jüdische Gegenwehr gegen das Bild des ‚ewigen Juden‘ 90

1.4) Mammon nach dem Massenmord von 9/11  91

Kapitel 2) Daniel J. Goldhagen und Max Horkheimer/
Theodor W. Adorno im Vergleich   97

Wie deutsch ist abendländische Vergesellschaftung?  97

2.1) Goldhagens Analyse: „No Germans – No Holocaust“  99

Deutsche, nicht nur Nazis, waren Täter   100

Antisemitismus in Deutschland – deutscher Antisemitismus   103

Abriss des modernen (deutschen) Antisemitismus nach Goldhagen   104

Vom sozialen zum physischen Tod   106

Deutsche Täter   107

Arbeit und Deutsch-Sein: Arbeitslager   110

Todesmärsche bis zur letzten Stunde   111

2.2) Reaktionen auf Goldhagen   113

Rechte und Linke vereint   113

Saubere Wissenschaft des sauberen Todes – „No bad feelings“?   115

Aus Linken werden Deutsche   118

2.3) Auschwitz als Endpunkt abendländischer Zivilisation?  121

Horkheimers/Adornos „Elemente des Antisemitismus“ (1944/47)  121

Die erste These: Rassistischer Antisemitismus, die falsche gesellschaftliche Ord.  122

Die zweite These: Losgelassene Subjekte als Opfer oder Täter?  124

Exkurs: Von Odysseus zum modernen, insbesondere deutschen Antisemitismus: Naturbeherrschung als übergreifendes Paradigma
patriarchal-kapitalistischer Moderne  127

Odysseus   128

Antisemitismus als Identität des verletzten, denaturierten Subjekts  129

Nachbesserung äußerer und innerer Natur: Schreber (-Gärten)   132

Die dritte These: Verkleidung von Herrschaft als Produktion   136

Die vierte These: Christliche Religion als Antisemitismus   137

Die fünfte These: Idiosynkrasie, Mimesis ans Tote als Antisemitismus   138

Die sechste These: Projektion als anthropologicum, pathische als Antisemitismus   141

Die letzte These (1947): Das Ticket   143

Schluss. Die deutsche Spezifik analysieren   146

Resümee   148

Kapitel 3) Der katholische Bund Neudeutschland und der Nationalsozialismus   151

Ein harmloser Steg in Freiburg?   151

3.1) Neudeutscher juristischer Nationalsozialismus: Hans Filbinger   158

3.2) Aus der Geschichte des katholischen Bundes Neudeutschland   166

3.3) Beten für Deutschland – oder: neudeutsch gegen Liberalismus und „Mammonismus“   173

3.4) Volk statt Glück und die Gefahr durch das „jüdische Element“   179

3.5) Die Ursprünge des ZDF? Karl Holzamer und die Frage nach der Person   183

Von der Liebe zur Person zur Abwehr des Humanismus   189

Rembrandtdeutsche Hasenfellmütze und der Kampf gegen „Judas“   198

3.6) Wie wird man Bischof? Deutsche als das „auserwählte Volk“ 1933:
Rudolf Graber   203

3.7) Der „Max-Müller-Steg“ in Freiburg: „Der ganze Christus“
gegen den „Liberalismus“    209

Max Müllers Texte in den Werkblättern 1933–1935   214

Max Müller schreibt seine Biographie um und alle machen mit   219

Max Müllers sekundärer Antisemitismus nach Auschwitz   239

Konsequenzen für die Stadt Freiburg?   247

Kapitel 4) Natur und Heimat – Naturschutz, Antisemitismus
und Nationalsozialismus    251

Völkischer Heimat- und Naturschutz, damals und heute    251

4.1) Naturschutz und Nationalsozialismus    256

Frank Uekötter und die konsistent nationalsozialistische Ideologie
des Naturschützers Walther Schoenichen   256

Ein „Managertyp“ im NS-Naturschutz? Hans Klose   263

Naturschutz, Antisemitismus, Nationalsozialismus   269

4.2) „Polykratie“ im Nationalsozialismus oder Antisemitismus?    275

Teil II: „Sekundärer“ Antisemitismus    287

Kapitel 5) Sekundärer Antisemitismus und Antizionismus
in Deutschland heute  289

Derealisierung in Architektur und Gesellschaft   289

5.1) Derealisierung    300

Flick-Collection   300

„Bombenholocaust“ und „Moralkeule“   302

„Vertreibungsholocaust“   306

Ein Doktorvater, der kein Nazi gewesen sein soll?   307

Entwirklichung der rechten Gefahr durch „Israelfreunde“?   329

Seit wann ist ein Pro-NSDAP-Plakat nicht mehr antisemitisch?   336

5.2) Universalisierung    340

Vom „500jährigen Reich“, „Auschwitz als Fabrik“ und der Holocaust
als „nie endender Ladenschluss“ des Kapitalismus   340

Muslime und Araber als „die Juden von heute“   347

Achille Mbembe, ein Antisemit? Postkolonialismus und Antisemitismus   361

5.3) Antizionismus    382

Der NS-Israel-Vergleich   383

Ex-israelische und jüdische Israelfeindschaft   397

Trivialisierung von antiisraelischen Selbstmordattentaten   414

Musikalische Israelfeindschaft und die Bundesregierung?
Die Barenboim-Said Akademie in Berlin   416

Migrantisch-deutsche Israelfeindschaft?   425

Publizistischer Antizionismus und die Querfront: Grass   431

BDS    438

Soziologische „Israelkritik“ als Ressentiment? Moshe Zuckermann,
das Unheimliche und der Zeitgeist. Ein Offener Brief   466

Kann ein „proisraelischer“ Fernsehfilm Israel schaden?   493

Kapitel 6) Henning Eichberg, die Neue Rechte, Antisemitismus
und die Wissenschaft   503

6.1) Was heißt „Neue Rechte“?    504

6.2) Henning Eichberg und die Neue Rechte    507

6.3) Eichberg und der Nationalsozialismus    511

‚Guter‘ Nationalsozialismus: Das NS-Thingspiel, Eichberg und
die Geschichtswissenschaft   511

‚Schlechter‘ Nationalsozialismus: Antiindustriegesellschaftliche Schuldprojektion   514

6.4) Eichberg und der Lit Verlag bis 2018    518

6.5) „Umvolkung“ – „Völkertod“: ein rechter Topos seit 1932    521

Kapitel 7) 50 Jahre ’68 oder Götz Aly und der
„Aufstand der Anständigen“ von 1933      529

Das Ignorieren des Antisemitismus       529

7.1) Zweierlei „totalitäre Jugendbewegung“    533

7.2) Der Backlash der Reaktion – von Erwin K. Scheuch bis Götz Aly    534

7.3) Horkheimer oder Kiesinger – irgendwie das gleiche 536

7.4) „Arrogante Studenten“ – 1933 und 1968  537

7.5) Bücherverbrennung 1933 = Anzünden von BILD-Zeitungen 1968    539

7.6) Der reaktionäre Zustand der Gesellschaft   540

7.7) Kategoriale Gegensätze zwischen 1933 und 1968   541

7.8) Dutschke versus Goebbels   543

7.9) Die „SA“ als „Aufstand der Anständigen“ – gegen
die „ungewaschenen Dutschkes“    545

Kapitel 8) Antisemitismus im EU-Mainstream: Rot = Braun    547

8.1) Gefährliche Komparatistik    549

8.2) Die unsouveränen Gauck-Fans    554

8.3) Gauck im Kontext der politischen Kultur und
des sekundären Antisemitismus    557

8.4) Gauck und die Prager Deklaration von 2008    561

8.5) Dank an die Rote Armee der UdSSR    563

8.6) Die Salonfähigkeit des geschmeidigen, subkutanen Antisemitismus    565

Kapitel 9) Antisemitismus im Zeitalter von „Sommermärchen“, „Heimat“ und AfD    571

Kulminationspunkt 2017          569

9.1) Gespräch im Radio WDR 5 mit Thomas Koch    574

9.2) Alexander Dobrindt und der neu-rechte Kulturkampf   589

9.3) Vom „Reichserntedankfest“ zur AfD – Hameln ist überall   596

9.4) „Heimat“, Antisemitismus und die „Erklärung 2018“    603

Edgar Reitz: Heimat, 1984   603

Die Deutschen sind 1945 „sehr glimpflich davongekommen“   609

Von Cicero bis Erasmus von Rotterdam: Ubi bene, ibi patria   611

Was heißt Heimat?   611

Wehrmacht, Heimat, Einheit des Volkes   613

Jammer-Ossis und -Wessis   616

Der neu-rechte Gesprächskreis und Rüdiger Safranski   619

Broder gegen Heimat, 1987    622

Broders Regression und die selbst ernannte „Israelszene“   623

Safranskis Romantik   625

Konservative Revolution 1927/2018    628

Linker Narzissmus statt Kritik: „Solidarität statt Heimat“   629

Kapitel 10) Peter Weiss, Dresden, Israel und die Universalisierung von Auschwitz    635

10.1) Die Gleichsetzung von Auschwitz und Dresden    636

10.2) Auschwitz ohne Juden in der Ermittlung    639

10.3) Die Universalisierung des Holocaust   646

10.4) Peter Weiss, der linke Antizionismus und eine Postkarte von Adorno    649

Resümee, Forderungen und Dank    659

Literaturverzeichnis    665

Internetquellen    713

Personen- und Sachregister    725

Ausführliches Inhaltsverzeichnis    759

©ClemensHeni

Kopftuchfrauen und AKP-Islamisten sowie AfDler und Nazis raus

Von Dr. Clemens Heni, 1. Oktober 2018

Es gibt zwei riesige Gruppen von Menschen, die eine Gefahr für die Demokratie darstellen und seit Jahren den Alltag in diesem Land immer übler machen: Nazis und Islamisten, AfD-Wähler*innen und Kopftuchfrauen, AKP-wählende türkische Machos und Messer stechende Nazis (wie am 28. September 2018 in Naumburg an der Saale in Sachsen-Anhalt, als ein linker Journalist von Nazis attackiert wurde).

Einige Tage zuvor ging ich mit einem Freund – wie seit vielen Jahren immer wieder mal – in ein Restaurant/Café in Berlin-Kreuzberg. Früher war das Personal typisch berlinerisch, etwas freche berliner Schnauze, aber freundlich, mitunter herzlich, vor allem aber: locker, cool, westlich und gänzlich unverschleiert die Frauen.

An diesem Tag im September jedoch neues Personal: ein peinlich muskelbepackter offenkundig türkischer Macho (der Kaffee kochen mit Hanteltraining verwechselte) mit einer Mitarbeiterin, streng mit einem Kopftuch eingehüllt. Beide vermutlich in Deutschland geborene Menschen, jedenfalls sprachen sie fließend deutsch und machten nicht den Anschein, als ob sie hier neu oder „verunsichert“ wären. Nein, sie wirkten aggressiv und autoritär, unangenehme Menschen.

Wiederum einige Tage später in einem EDEKA-Supermarkt, den ich auch seit vielen Jahren regelmäßig besuche. Der Laden war bislang vor allem abends bis kurz vor Ladenschluss um 22 Uhr recht cool, die Mitarbeiter*innen studentisch, jung und freundlich. Heute nun eine verschleierte Frau, vermutlich ebenso in Berlin geboren wie die beiden Restaurantbetreiber*innen in Kreuzberg. Sie war ganz sicher nicht locker, sondern verdruckst und steif – ob sie vom Elternhaus oder dem Mann, Freund oder Bruder gezwungen wird, ihr doppelt starkes Kopftuch zu tragen? Das Gesicht wirkte völlig verklemmt, eingeengt und unfrei. Ein Trauerspiel, so ein Gesicht zu sehen.

Das passt zu dem hardcore islamistischen Auftritt des Autokraten Erdogan letzte Woche in Berlin bzw. in Köln. Sein völlig unverschämtes, aggressives Auftreten (nebst seiner unsagbar peinlich verschleierten Frau), namentlich beim Gala-Dinner im Schloss Bellevue und bei Bundespräsident Steinmeier, zeigt, wie der Islamismus Raum ergreift. Die Bundesregierung half dabei und ließ einen anti-islamistischen Journalisten von der Pressekonferenz entfernen. Der Blogger Rayk Anders kann es nicht fassen. Das ist Deutschland 2018.

Die Tausenden fanatischen Muslime, die AKP wählen und ihn jetzt bejubelten, sollten dieses Land verlassen, ich bin es leid, Hunderttausende extremistische Türken hier zu haben, die erstens hierzulande das Klima vergiften mit ihrer Anwesenheit und ihrem Handeln und die zweitens den Reichtum, den sie hier anhäufen, perfiderweise benutzen, um die Reste der Demokratie und der Zivilgesellschaft in der Türkei zu zerstören (wer dazu einen Beleg möchte, nehme eine x-beliebige Taxifahrt in Hessen, Baden-Württemberg oder Berlin etc. und wird von super aggressiven türkischen Staatsbürgern entsprechend informiert, wie viel Geld sie hier verdienen und das dann für die AKP etc. einsetzen).

Es gibt exakt zwei Gruppen von Menschen, die dieses Land an den Abgrund führen, und das nicht aus Kritik an Deutschland, sondern aus Liebe zu ihm und zu Allah:

AfD-Wähler*innen und andere Nazis sowie Islamisten und AKP-Wählerinnen und Kopftuchfrauen.

Es geht nicht um die 60jährigen türkischen Frauen, die aus Tradition, so wie sie es in der rückständigen Türkei kannten, Kopftuch tragen, nein. Es geht auch nicht um die Flüchtlingsfrauen aus Afghanistan, die in der Tat einen Kulturschock erleben, angenommen sie sind keine überzeugten Islamistinnen oder Anhängerinnen der Taliban.

Es geht primär um die 23- oder 31jährigen türkischen (oder, in kleinerer Zahl: palästinensischen, arabischen oder bosnischen) Frauen, die nicht aus Tradition – welche Tradition, wo es in Kreuzberg oder Tempelhof und Marzahn doch bis vor wenigen Jahren so gut wie keine Kopftücher gab? -, vielmehr aus Fanatismus und religiösem Extremismus dieses missionarische Symbol des Islam schlechthin tragen.

Seit dem 11. September 2001 geht das so. Der Islam sei das eigentliche Opfer dieses massenmörderischen islamistischen Anschlags gewesen, insinuieren die Multikulti-Ideologen.

Die 3000 pulverisierten Menschen, von denen noch immer nicht alle identifiziert sind, sind Opfer des Islamismus – und was war die Konsequenz im Westen? Mehr „Respekt“ vor dem Islam, gerade die sich links fühlenden Leute, aber auch weite Teile des Mainstream, forderten und fordern mehr religiöse Monologe oder interreligiöse Dialoge (natürlich ohne Juden, das ist eh klar, und wenn, dann nur mit antizionistischen Juden, das ist wiederum hip und koscher).

Natürlich ist es nicht absehbar, dass hier Islamisten die Macht bekommen, es gibt keine islamistische Partei im Bundestag – hingegen eine rechtsextreme Partei, die Alternative für Deutschland (AfD). Die hetzt gegen alle Nicht-Deutschen und den Islam an und für sich. Dabei gibt es ja säkulare Muslime. Sie zu unterstützen ist so angesagt wie nie zuvor.

Doch im Alltag sind die islamistischen Muslime in einer enormen Zahl präsent. Wie gezeigt, basierend auf einer 15jährigen Erfahrung alleine in Berlin: es wird extremistischer, mehr und mehr Kopftuch tragende Frauen (von den Mädchen und den unter Kindesmissbrauch fallenden Mädchen unter 14 Jahren nicht zu schweigen) verunstalten das Stadtbild.

Sie ergänzen die Nazi-Demos wie in Chemnitz, Köthen oder auch in Berlin.

Doch ein sehr großer Teil der sich links fühlenden Anti-Nazis – wie jene Leute, die am 14. Oktober zu einer Großdemonstration unter dem Motto „unteilbar“ aufrufen – machen gemeinsame Sache mit dem Islamismus, wie Schmalle kritisiert.

Diese „Linken“, die keine sind, haben seit dem 11. September 2001 nichts gelernt – sie denken, nur weil Nazis gegen Muslime sind, sind Muslime apriori gut und die Opfer. Doch Islamisten sind wie Nazis die Feinde der Demokratie, des Westens und Israels. Erdogan hat viel antisemitische Hetze gegen Israel verbreitet und bekanntlich auch den Holocaust und den Nationalsozialismus verharmlost, wenn er den SS-Staat mit heutigen Bundesregierungen oder der Bundeskanzlerin vergleicht.

Es gib viel zu tun. Die Islamisten sollten ernsthaft überlegen, die Koffer zu packen und die Nazis, die man auf diese Weise leider nicht los wird, müssen im Alltag mit aller publizistischen, zivilgesellschaftlichen und politischen Kraft bekämpft werden.

Die Welt kann man sehr wohl teilen, Nietzsche („Gott ist tot“) teilte sie bekanntlich in eine vor und eine nach ihm, und heute kann man die Welt in autoritär (Nazis und Islamisten) und wenigstens nicht-autoritär (von anti-autoritär kann mensch wenigstens träumen) teilen.

Think about it.

©ClemensHeni

Mag Kramp-Karrenbauer Nazis? Stoppt die CDU, bevor es zu spät ist

Von Dr. Clemens Heni, 3. September 2018

Die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hat frontal Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisiert, weil sich dieser unzweideutig gegen Nazis, Hitlergrüße, ganz normale Doitsche, die zu nicht-deutsch genug wirkenden Menschen „Viehzeug“ schreien, wie in Chemnitz geschehen, stellt. Steinmeier unterstützt das heute stattfindende Konzert in Chemnitz mit den Toten Hosen, Kraftklub und Feine Sahne Fischfilet:

„Kramp-Karrenbauer sagte der ‚Welt‘ zu Steinmeiers Haltung, sie finde das ’sehr kritisch‘. „Denn das, was wir wollen, ist, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat gegen rechts zu schützen. Und wenn man das dann mit denen von links tut, die genau in der gleichen Art und Weise auf Polizeibeamte verbal einprügeln, dann halte ich das für mehr als kritisch.“

Mit genau solchen Personen wie Annegret Kramp-Karrenbauer verharmlost man die Nazis. Diese antisemitisch motivierte Gleichsetzung von Rot und Braun war bereits Staatsideologie von Joachim Gauck und auch jetzt sieht eine CDU Generalsekretärin keinen Unterschied zwischen Linken, die Staatsgewalt kritisieren, was mehr als notwendig ist aus demokratischer Sicht, und Neonazis, die die Demokratie zerstören wollen und den Holocaust feiern.

Die CDU setzt also Nazis und Linke auf eine Stufe und damit zeigt Frau Kramp-Karrenbauer, dass sie nichts aus der Geschichte gelernt hat und fehl am Platze ist.

Die CDU hofiert die Nazis, ob via sächsische Landesregierung oder via Kramp-Karrenbauer, denn JEDE Gleichsetzung von Rot und Braun dient nur dazu, die Nazis zu verharmlosen und jeden Kampf gegen rechts zu diffamieren.

Wir sind alle Feine Sahne Fischfilet und die CDU ist Teil des Problems, das in Chemnitz seine Nazi-Fratze zeigt.

©ClemensHeni

Antirassismus konkret oder Trevor Noah: Afrika ist Weltmeister – gemeinsam mit Frankreich

Von Dr. Clemens Heni, 21. Juli 2018

Der neue Fußball-Weltmeister der Männer heißt Afrika, genauer gesagt: Frankreich. In einem teils spielerisch begeisternden Stil haben Mbappé, Pogba oder Kanté gemeinsam mit Griezmann, Giroud und Lloris völlig verdient, mit viel Schwung und fußballerischer Klasse, technisch wie taktisch, die Weltmeisterschaft gewonnen. Es war ohnehin eine insofern wunderbare WM, als die deutsche Mannschaft endlich das klar machte, was viele seit Jahrzehnten erhoffen: das Vorrundenaus.

Dass gerade die Kroaten mit ihrer Vorliebe für faschistische Lieder und Sänger und unglaublichem Dusel (3mal mussten sie in die Verlängerung, dabei zweimal ins Elfmeterschießen) ins Finale gekommen waren – ärgerlich, aber nicht wirklich bemerkenswert.

Die politisch katastrophale Situation in Russland war kaum Thema und das wird in vier Jahren bei der geplanten WM in Qatar, die im Winter stattfinden soll, auch nicht anders sein. Die FIFA hat noch mit jedem korrupten oder möglicherweise korrupten Land kooperiert (erinnern wir uns an die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland und an unzählige weitere Beispiele…).

Es gibt nun einen aktuellen Beitrag zum WM-Sieg Frankreichs des südafrikanischen Kabarettisten Trevor Noah, Sohn einer südafrikanischen Mutter und eines deutschschweitzerischen Vaters. Noah wuchs zu Zeiten der Apartheid in Südafrika auf, die Beziehung seiner Eltern war „illegal“. 2011 zog er in die USA.

Nun bekam Trevor Noah einen Brief des französischen Botschaftes in den USA. Warum? Er hatte in seiner Sendung „Daily Show“, die er seit 2015 moderiert, gesagt, dass er es toll finde, dass Afrika Weltmeister geworden sei. Es war ein „joke“.

Das hat den französischen Botschafter in den USA und viele Franzosen auf die Palme gebracht – der Botschafter schrieb einen Brief an Noah und betont, dass alle Spieler Franzosen seien (nur zwei seien außerhalb Frankreichs geboren) und also nicht Afrika, sondern Frankreich gewonnen habe.

Nun ist Trevor Noah ein weltgereister Mann, der viel Rassismus in Südafrika erfahren hat, als kleiner Junge, und betont, warum es nicht möglich sein soll, sowohl Puerto Ricaner oder Ire und Amerikaner zu sein. So wie man Afrikaner und Franzose sein könne.

Das Video ist eine Lehrstunde in Demokratietheorie – gerade gegen die „Nazis in Frankreich“, die Trevor sehr wohl erwähnt und attackiert, die den WM-Titel ablehnen, weil ja das Team afrikanisch und nicht französisch sei.

Doch genau das möchte Noah bekämpfen, inder er sagt, Frankreich und Afrika hätten die WM gewonnen. Die Betonung des Botschafters, Frankreich habe eine „vielfältige Geschichte“ wäre eventuell noch präziser, so Noah, wenn er gesagt hätte, eine „Kolonialgeschichte“.

Trevor Noah bringt ein Beispiel, das für die Politikwissenschaft, die Demokratietheorie, die politische Kultur wie die Analyse des rassistischen Diskurses von enormer Bedeutung ist: viele erinnern sich noch an jenen malischen Flüchtling, der ohne Papiere in Frankreich lebte und einem Kind, das hilflos am Geländer eines Balkons hing, das Leben rettete, der „Spidermann“ von Paris. Wenig später erhielt er vom französischen Präsidenten Macron die Staatsbürgerschaft verliehen. Ein Held. Aber was für ein Held?

Trevor Noah macht das deutlich: als der Mann aus Mali unten stand an dem Haus, war er ein Afrikaner, als er nach 36 Sekunden oben ankam und das Kind rettete, war er plötzlich ein Franzose. Doch hätte er das Kind aus Pech tragischerweise wieder fallengelassen, wäre er weiter ein Afrikaner. So schnell kann das mit der Staatsbürgerschaft gehen.

Von daher Trevor Noah anschauen, dieser Beitrag ist Pulitzer-Preis verdächtig.

©ClemensHeni

Die letzten Zuckungen des patriarchalen, deutschen Systems? Der Fall Seehofer

Von Dr. Clemens Heni, 3. Juli 2018

Es sind die letzten Zuckungen Horst Seehofers. Für einige Tage oder Monate bleibt er Innenminister und befördert den Rassismus in diesem Land wie nur wenige Innenminister seit 1949.

Er weiß, dass die sog. Geburtenziffer seit Jahrzehnten anzeigt, dass dieses Land kleiner wird, was ja an sich sehr gut ist. Ohne verbrecherische deutsche Ingenieure gäbe es keinen „Abgasskandal“ bei der Nazi-Gründung „Volkswagen“, ohne die kapitalistische Elite weltweit und zumal in Deutschland gäbe es ein kleineres Klimawandelproblem, mehr Wohnraum für alle in den besten Lagen innerhalb und außerhalb der „Zentren“, keine Ideen für „Ankerzentren“ genannte rassistische Gefängnisse, die Menschen als ungleiche behandeln und an die Apartheid erinnern.

Es gäbe kostenlosen öffentlichen Nah- und Fernverkehr, viel bessere Bildung und sogar stabiles Internet mit mehr als 16MB Übertragungsrate, Diskussionen zur Kritik am Nationalismus und viel mehr Freiräume für antifaschistische Kritik an Nazis von AfD über Pegida bis zu Fußball-Wahnsinnigen, die in schwarzrotgoldenen Ganzkörperburkinis an den Strand gehen.

Es gäbe Diskussionen über das Ende der deutschen Nationalhymne, die doch laut Hitler das „heiligste Lied der Deutschen“ sei. Menschen mit Anstand singen sie nicht, wobei jene, die sie nicht singen, aber Islamfaschisten huldigen, ebenso zeigen, dass ihr autoritärer Charakter strunzdeutsch ist.

Es würde eine Regelung geben, dass Politiker mit 65 Jahren aufhören müssen. Punkt. Das hätte uns Trump, Schäuble, Gauland und Seehofer in ihren heutigen Positionen erspart.

Das wäre gleichwohl nur ein allererster Schritt, denn die jungen Neuen Rechten vom Österreicher Kurz über Spahn (CDU) bis nach Italien und Frankreich oder England, Ungarn, Polen etc.pp. stehen bereit und zeigen, dass es nicht nur alte patriarchale Säcke sind, die unser Problem sind.

Marine le Pen oder Julia Klöckner („Wir wollen doch alle das gleiche“ – Ausländer raus meint das) teilen doch die Abschottungsagenda der Nazis von AfD bis zum bloc identitaire um Renaud Camus.

Es geht um Europa, gegen den Nationalismus. Anfang der 1990er Jahren haben radikale Linke das Projekt EU bekämpft, weil es nur als verlängerter Arm der je nationalstaatlichen kapitalistischen Projekte betrachtet wurde.

Heute ist EUropa die mögliche Rettung zumindest vor den Horsts dieser Welt, die täglich versuchen, EU-Recht bezüglich der Einwanderung zu unterlaufen, wenn nicht zu brechen.

Es war jedem denkenden Menschen klar, wie gefährlich der Aufstieg der Nazis und der AfD ist.

Doch wie schnell das geht, dass eine sich bürgerlich nennende Partei wie die CSU (die nach 1945 auch von Nazis wie August Haußleiter in führenden Positionen mit gegründet wurde) originär wie eine rechtsextreme Partei ein ganzes Land vor sich hertreibt, das ist vom Stil doch nur Ausdruck der letzten Zuckungen des alten Patriarchats, für das Seehofer steht. Er wird untergehen, ziemlich bald. Aber es wird neue extreme Rechte geben, die das forführen wollen.

Es ist Zeit für linke Diskussionen – es gibt ein Leben jenseits Deutschlands, das europäisch sein wird und Menschen als gleiche behandelt. „Vive la France, Vive la République“, so etwas kann nur ein Fußballer wie Antoine Griezman zu seinem Mitspieler Kylian Mbappé ins Mikrofon schreien und beide sind begeistert – das ist einzigartig in Europa.

Wie schnell jedoch ein rassistischer Diskurs in Deutschland die gesamte Debatte bestimmt, zeigt wie groß die Liebe von Millionen Deutschen zum Faschismus oder zum Nationalsozialismus immer noch ist, nicht nur wegen Hitler und den damaligen Deutschen und deren „heiligstem“ Lied, sondern wegen der Reinheit und Einheit.

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Weg mit dem Kopftuch – weg mit dem Kreuz

Von Dr. Clemens Heni, 30. Mai 2018

Gestern beim Einkaufen in Berlin: eine ca. 60jährige Frau mit Kopftuch und Gesichtsschleier, sie wirkte eher rat- und hilflos und kaum als eine Person, die schon länger in solchen Supermärkten einkauft. Ein Kulturschock für beide Seiten. Erbärmlich. Ob sie es noch schafft in ihrem Leben, als freie Frau hier einkaufen gehen zu können?

Dagegen wenig später zwei Mädchen, was mich noch mehr schockierte, denn die sprachen deutsch und waren eigentlich Berliner Gören, so die eine neun, die andere vielleicht 10 Jahre alt. Beide mit Kopftuch. Kinder.

Kein Mensch kann ernsthaft behaupten, dass bei 32 Grad Kinder mit 9 Jahren es super toll finden sich die Haare zu verstecken und super bescheuert auszusehen, jedem anderen Kind fällt erstmal auf: au weia, ein streng gläubiges Mädchen.

Was für Eltern hat die wohl? Was für Brüder, Tanten, was für eine Mutter? Was für einen Vater, Großvater, was für Omas und Onkel?

Wenig später in der Staatsbibliothek Berlin, der legendären Stabi, auch dort einige wenige Frauen mit Kopftuch – wenige nur deshalb, weil Ramadan fast, der Fastenmonat, der wie so einiges andere auch die maßlose Übertreibung jüdischer Rituale ist.

Der Ramadan fällt auch sonst auf, wenn man dann am Späi um die Ecke um 18 Uhr was zu trinken kauft und der Verkäufer halbtot hinterm Tresen steht, bei 32 Grad Lufttemperatur draußen, seit 11 Uhr morgens.

Es geht aber vor allem um den religiösen Zwang, da sind Söder und die CSU genauso extremistisch wie Kopftuch tragende Musliminnen, wobei Mädchen natürlich nicht extremistisch sind, die haben kein politisches und kein religiöses Bewusstsein mit 9 oder 10 Jahren – die Eltern zwingen sie dazu, eines zu haben.

Es ist extrem behindernd im öffentlichen Raum, noch dazu einer Bibliothek, von Personen seit exakt einem ganz bestimmten Tag darauf hingewiesen zu werden, dass sie Musliminnen sind und Religion prima und nicht hirnlos oder höchst gefährlich sei: seit Dienstag, 11. September 2001 geht das so.

Seit diesem Tag, als Jihadisten in New York City im World Trade Center und anderen Orten 3000 Menschen pulverisierten, zerquetschten, verbrannten, in den Tod stürzten und sonstwie ermordeten, ist der Islam in aller Munde, jeden Tag, 24/7.

Seit 9/11 24/7 Islam.

Dazu kommt jetzt als eine der dümmsten aller Antworten der religiöse Fanatismus der Katholiken in der CSU, wenn Söder, der Oberministrant Bayerns, jetzt in staatlichen Gebäuden Kreuze an exponierter Stelle aufhängen lässt, diesen Freitag.

Die sexistische Ideologie hinter dem Kopftuch besagt ja, dass Männer verrückt würden ob des Haupthaares einer Frau, nicht die Füße, die Hände oder das Gesicht oder gar – Gott behüte! – innere Werte könnten anziehend sein für Jungs oder Männer (oder lesbische Frauen und Mädchen), sondern das Haupthaar.

Der Publizist Peter von Becker ist aus all diesen Gründen von Sarrazin, Söder und der AfD so angewidert wie von jenen muslimischen Lehrerinnen, die es immer und immer wieder mit einer unfassbaren Obsession versuchen, ihr verdammtes Kopftuch anerkennen zu lassen, was in Berlin nicht geht – von sehr bescheuerten Ausnahmen abgesehen, wie Oberstufenzentren oder Berufsschulen oder Integrationsklassen – als ob es nicht gerade für Schüler*innen aus dem Irak oder Syrien super wichtig wäre, eine Lehrerin vor sich zu haben, die seriös angezogen ist, westlich-weltlich, und kein Kopftuch und somit ihren religiösen Wahn nach außen trägt.

Peter von Becker schreibt im Tagesspiegel:

Vor allem für junge Mädchen, die häufig unter Druck gesetzt werden. Manche Frauen aber, die bei Equal Payment, MeToo oder irischem Abtreibungsverbot zu Recht auf die Straße gehen, stellen sich hier taub oder sind blindlings für Kopftücher, überall. Nur weil die AfD und die Sarrazins dagegen sind – als fördere das Integration oder gar Emanzipation. So verbiegen sie sich. Wider alle Vernunft.

Das Kopftuch gehört in die nicht aufgeklärte Moschee wie das Kreuz in die Kirche. Liberale Musliminnen tragen in ihren Moscheen auch kein Kopftuch, weil sie wissen wie wenig das mit dem Koran oder dem Glauben zu tun hat.

Weg mit dem Kopftuch, weg mit dem Kreuz.

©ClemensHeni

Antisemitismus auf der Straße, im Café oder im Salon

Von Dr. Clemens Heni, 26. April 2018

Verharmlost der Lit Verlag den „linken Flügel der NSDAP“?

Die jüngsten antisemitischen Attacken zeigen ein immer aggressiveres Klima in diesem Land. Die deutsch-muslimischen Rapper Kollegah und Farid Bang verhöhnen auf selten so offen dagewesene kulturindustrielle Weise Juden und Holocaustopfer in Auschwitz und werden dafür mit einem Echo geehrt. Tausende, ja Hunderttausende Kids mögen diesen antisemitischen Pöbel beziehungsweise machen ihn aus. Erst nach Protesten wird dieser Preis jetzt abgeschafft. Dieser ganz offene Judenhass zeigt sich in „du Jude“ auf Schulhöfen oder „mach doch kein Judengeschäft“, wenn‘s mal ums Geld geht. Die großen Brüder fahren dann im BMW vor und spielen Kollegah und Farid B.

In Berlin attackieren wenige Tage später Jugendliche einen als Jude verkleideten arabischen Israeli mit Kippa auf offener Straße, einer von ihnen schlägt mit einem Gürtel zu, mitten am Tag, und schreien „Yahudi“ (Jude). Nur eine einzige Frau der dutzenden anwesenden Passant*innen und Cafébesucher*innen im Herzen des ökokapitalistischen, neuen Berlins greift ein.

Das passt zu den 25 Schulleitungen, die sich offenbar weigerten, Seminare über muslimischen Antisemitismus auch nur anzubieten, ganze fünf der 30 angefragten Schulen stimmten zu, wie die Wochenzeitung Die Zeit über ein Projekt der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor berichtet (19.04.2018, S. 65).

Diese ganz offenen Formen des Antisemitismus sind derzeit nach vielen Jahren endlich im Gespräch, auf allen Kanälen. Aber warum erst jetzt? Warum der Aufschrei, wenn ein einziger syrisch-palästinensischer Antisemit zuschlägt, aber nicht wenn fast sechs Millionen Deutsche – Eike Geisel hätte gesagt „Otto Normalvergaser“ – eine Partei wählen, die stolz ist auf die deutschen Soldaten in zwei Weltkriegen?

Dann gibt es jene rechten Agitatoren, die sich berufen fühlen, Antisemitismus zu bekämpfen, solange er von links und Muslimen kommt. Sie (vorneweg Haolam mit dem Autor Gerd Buurmann) diffamieren gerne linke, pro-israelische Juden wie die linkszionistische Jüdin Natalie Portman, wenn diese sich gerade weil sie eine in Israel geborene Zionistin ist und ihr das Land enorm am Herzen liegt, weigert, einen Preis (den Genesis-Preis) persönlich entgegenzunehmen, da bei dessen Zeremonie auch Benjamin Netanyahu sprechen wird?

Viele haben immer noch nicht gelernt, dass diese Form von Kritik an israelischer Politik sehr richtig, ja sogar überlebensnotwendig ist für das Projekt eines jüdischen und demokratischen Staates. Darauf weist der amerikanisch-jüdisch-zionistische Autor Elad Nehorai im Forward mit Nachdruck hin.

Der deutsche Mainstream hat ein Problem mit Antisemitismus, die extreme Rechte pusht ihn seit vielen Jahren und mit der AfD sitzt jetzt eine Partei im Bundestag, die einer extrem deutsch-nationalen, nicht nur rassistischen, sexistischen, anti-linken, behindertenfeindlichen, sondern namentlich einer antisemitischen Agenda Vorschub gibt (häufig philosemitisch kaschiert) und den Antisemitismus wie die Erinnerungsabwehr an die Shoah promotet (sekundärer Antisemitismus).

Viele Linke, ob (post-)migrantisch oder nicht, hassen den Judenstaat und laden z.B. am 9. Februar 2018 die schwarze Antisemitin Jackie Walker aus Großbritannien ins Café Plume zum Landesarbeitskreis Internationales der Partei Die Linke in Berlin ein.* Walker meint, Juden hätten am Sklaven- und Zuckerhandel verdient, der Holocaustgedenktag wäre völlig einseitig und exklusiv für Juden und „Antizionismus sei eine Pflicht“.

Die Situation für Juden in Großbritannien ist enorm aggressiv, ca. 80 Personen sind alleine in der Labour Party von Ausschlüssen wegen Antisemitismus im Gespräch, wie die FAZ berichtet. Die Debatte in England und Großbritannien über linken Antisemitismus hat enorme Bedeutung, wie auch die Jüdische Allgemeine betont.

In Berlin wird dann am 25. April 2018 auch von verschleierten Musliminnen auf einer von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin organisierten Veranstaltung („Berlin trägt Kippa“) Kippa getragen, weil „Berlin immer brauner“ werde, wie sie SpiegelOnline sagen, ohne zu erwähnen, dass der Anlass diesmal nun mal ein arabischer Antisemit aus Syrien war (offenbar ein Palästinenser). Ein Anti-Merkel Agitator wie Claus Strunz wurde „passenderweise“ von der Jüdischen Gemeinde engagiert, auch wenn sich auf dem Event z.B. jüdische Studierende gegen die AfD aussprachen.

***

Jene, die jetzt in den (a)sozialen Medien wie Facebook oder Twitter nicht etwa Antisemitismus attackieren, sondern dies nur als Aufhänger benutzen, um gegen alle Nicht-Deutschen und Migrant*innen zu agitieren, haben mit ihrer „Erklärung 2018“ vom 15. März 2018 ein Manifest der Neuen Rechten zur Hand.

Diese Erklärung 2018 kam nun etwas ins Gerede, weil ein Unterzeichner, der Verleger Wilhelm Hopf vom Lit Verlag, seine Unterschrift wieder zurücknahm, wie ich im Tagesspiegel schrieb. Er hatte offenkundig Panik bekommen, dass Hunderte Herausgeber*innen und Autor*innen, die sich in einem Offenen Brief gegen Hopfs Unterschrift unter diese Erklärung wandten, als Kooperationspartner*innen des Lit Verlags abspringen.

Aber was publizieren Hopf und der Lit Verlag und seine Mitarbeiter*innen eigentlich für Bücher?

Hopf kooperierte über Jahrzehnte hinweg mit dem einflussreichsten Vordenker der Neuen Rechten, Henning Eichberg (1942–2017).

In den 80er Jahren publizierte Hopf mehrere Bücher mit Texten Eichbergs zu Sport und Kultur, 1982 verfasste er gar zusammen mit Eichberg ein langes Nachwort zu einer Broschüre aus dem späten 19. Jh. über Fußball und „Fußlümmelei“.

In diesem Nachwort schmiegen sich Eichberg/Hopf an den völkischen Vorturner schlechthin, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn von der Berliner Hasenheide an. Kein kritisches Wort zur antifranzösischen Hetze Jahns oder seinem Werk „Deutsches Volkstum“ (1810).

Aber es kommt noch viel krasser: Hopf legte 2011 ein Buch von Eichberg neu auf: „Minderheit und Mehrheit“, das ursprünglich 1979 als Schulbuch herausgekommen war. Auch im April 2018 ist dieses Buch beim Lit Verlag erhältlich. Darin schreibt Eichberg folgenden Satz (S. 29), wie schon 1979:

„In der öffentlichen Wahlpropaganda vor 1933 und auch bei einigen linken NSDAP-Führern selbst (zum Beispiel beim linken NSDAP-Flügel um Gregor Strasser) blieb hingegen der Antisemitismus zunächst im Hintergrund.“

In der Nazi-Ideologie und in dem NSDAP-Parteiprogramm von 1920 konnten Juden „keine Volksgenossen“ sein. Wie kann der Lit Verlag also schreiben, der „Antisemitismus“ der Nazis sei „vor 1933“ „im Hintergrund“ geblieben? Hitlers „Mein Kampf“, Erster Band, erschien 1925.

 

Eichberg hatte sich schon früher mit Goebbels und den Strasser-Brüdern befasst, namentlich bezog er sich 1970 in seinem Text „Sozialismus von rechts“ positiv auf die Broschüre „Nazi-Sozi“ von Goebbels von 1926. Neben den Gebrüdern Strasser meint Eichberg exakt diesen ach-so-wahnsinnig-linken Flügel der NSDAP in seiner Passage im Lit Verlag. Goebbels schrieb in seinem Pamphlet:

„Gewiß ist der Jude auch ein Mensch. Noch nie hat das jemand von uns bezweifelt. Aber der Floh ist auch ein Tier, nur kein angenehmes. (…) Würden diese 60 Millionen gleich wie wir gegen den Juden kämpfen, dann brauchten sie sich nicht mehr zu fürchten, sondern dann wäre der Jude mit der Furcht an der Reihe.“

1972 schrieb Eichberg das Manifest „Aktion Neue Rechte“ und wurde zum einflussreichsten neu-rechten Autor und eloquenten Hetzer. Seine Übernahme von linken Sprachmustern ist Kennzeichen der „Querfront“, rechtsextreme Inhalte als links zu verkaufen. 1976 hatte Eichberg in der Nazi-Postille „La Plata Ruf“ des ehemaligen Goebbels-Mitarbeiters im Reichspropagandaministerium, Wilfred von Oven, geschrieben. 1979 publizierte Hopf Eichberg in einem Buch über Fußball. 1987 kam der Ex-SS-Mann Franz Schönhuber von den REPublikanern aufs Titelblatt von Eichbergs Hauspostille „wir selbst“. Parallel wurde Eichberg von Wilhelm Hopf weiterhin im Lit Verlag publiziert.

In der Neuauflage 2011 im Lit Verlag promotet Eichberg auch die neu-rechte Ideologie schlechthin, den „Ethnopluralismus“ (S. 151ff.), der Menschen nicht als Menschen sieht, sondern jeweils nur als Teil eines Volkes. Diesen Text hatte Eichberg zuvor in der rechtsextremen Postille „Volkslust“ publiziert. Wie schon 1979 stellt er die „Gleichheit der Menschen“ in Frage (S. 116). Das ist die rassistische Ideologie der alten wie der Neuen Rechten.

Am 4. März 1982 publizierte der STERN einen prominent angekündigten Text des Journalisten Ulrich Völklein. Er setzt Nazi-Terror wie den Bombenanschlag auf das Münchener Oktoberfest vom September 1980 mit 13 Toten in Beziehung zur Neuen Rechten. Eichberg wird als der „gefährlichste“ von drei untersuchten neu-rechten Autoren bezeichnet. Der Text wurde in einer Auflage von über 1,9 Millionen gedruckt, wie die Zeitung auf S. 5 schreibt. Titel des Textes „Die roten Nazis“. Eichberg war ein maßgeblicher Brandstifter und neu-rechter Ideologe, zuletzt als Autor im bekannten Lit Verlag.

 

*

„On Friday, 9th February, we‘ll be organising a Stammtisch with Jackie Walker, a black Jewish member of Jeremy Corbyn‘s Labour party. Jacky is the former vice-chair of Momentum, and is being threatened with being thrown our of the Labour Party due to unfounded allegations of anti-semitism. Its also in the Café Plume and starts at 7.30pm. More Info at … Jackie will also be speaking at the „In the time of the Slanderers“ conference on 10 February  and will be performing her play „The Lynching“, based on her experience on 11 February (organised by the Jewish Antifa). We strongly encourage people to attend both events“ (Quelle: https://theleftberlin.wordpress.com/page/2/, eingesehen am 26. April 2018).

©ClemensHeni

Kenneth L. Marcus’ Oxymoron: Trump and Civil Rights

Von Dr. Clemens Heni, 12. März 2018

The Times of Israel (Blogs)

Fighting for civil rights and working for Donald Trump is an oxymoron. Activist Kenneth L. Marcus was nominated as assistant secretary for civil rights in the U.S. Department of Education. A first committee hearing took place on December 5, 2017 with a result of 12 to 11 in his favor, and finally the full Senate will vote. Given the GOP majority he will be confirmed.

I know Ken Marcus personally, ever since he gave a talk when I was at Yale in 2008/09. He regularly appears at international conferences on antisemitism, be it in London, Jerusalem or New York City. He is a smart person and I always thought of him as a mainstream guy, who analyzes various forms of today’s antisemitism in order to fight them. His main field is defending Israel, which is important and makes good sense. However, I failed to realize some important things.

It was instructive for me to follow his nomination becoming a major topic in public discourse in the US, including articles in the New York Times, the Washington Post and the Jewish Telegraph Agency (JTA). The JTA reported on January 19, 2018:

“Patty Murray, D-Wash., the top Democrat on the committee, focused almost entirely on Marcus’ support of Education Secretary Betsy DeVos’ rollback of Obama administration guidelines that emphasize the rights of alleged victims in campus sexual assault cases.

Marcus, who served in similar civil rights positions in the George W. Bush administration, also has opposed affirmative action and resisted pursuing bias cases without evidence that there is intent behind the bias. He has also opposed equities for LGBTQ Americans, but told the committee that his views in that area had ‘evolved’.”

The crucial failure of Kenneth Marcus, who mentioned his wife and family being with him at the hearing, is the following:

“Murray asked Marcus to ‘name a single example of something President Trump has said or done when it comes to discrimination or women’s rights or civil rights you disagree with.’ Marcus could not, which in the current political environment would doom any candidate from accruing substantive Democratic support.”

Donald Trump abused women and proudly told other men that a celebrity such as he is, can “grab her by the pussy.” What would Marcus say if one of these abused women was his wife or his neighbor?

Trump ridiculed journalist Serge Kovalevsky from the New York Times, he ridiculed a handicapped person. That was the moment that broke the heart of actress Meryl Streep, as she said at the Golden Globe in January 2017.

Then, after a neo-Nazi had killed an antifascist counter-protester in Charlottesville and hundreds of neo-Nazis screamed “Jews will not replace us,” the US President said that there were “very fine people” among those neo-Nazis.

Trump called Mexican immigrants “criminals and rapists,” aiming at an undefined group of people from Latin and South America and he wanted to ban all Muslims from entering the US.

These are all topics of women’s and civil rights abuse in the US by Trump before and after his election.

Again, listen to Senator Murray’s question and read the answer by Kenneth Marcus:

“Murray asked Marcus to ‘name a single example of something President Trump has said or done when it comes to discrimination or women’s rights or civil rights you disagree with.’ Marcus could not, which in the current political environment would doom any candidate from accruing substantive Democratic support.”

This disqualifies Marcus from every single post dealing with civil rights and women’s rights. He takes side with a sexist criminal, plain and simple.

That is of course nothing unusual in our world. Many men have no problem with sexism, the abuse of women in particular; take the #metoo campaign as an example. But a high-profile politician in a department dealing with civil rights should or; must know much better.

Many nation-wide civil rights groups and umbrella organizations have objected to the nomination of Marcus. This holds for the biggest Hispanic civil rights organization, the UnidosUS:

“UnidosUS (formerly NCLR) and the National Urban League joined today in opposing the nomination of Kenneth L. Marcus as the next Assistant Secretary for the Office for Civil Rights (OCR) at the U.S. Department of Education. The groups noted his troubling record with regard to enforcing the rights of immigrant students and English learners, and past attempts to undermine critical policies aimed at remedying racial discrimination, including affirmative action.

Marcus’ nomination had been met with opposition from a broad range of civil rights groups who have raised concerns about the nominee’s hostility to affirmative action and other equal opportunity initiatives. Marcus did nothing to assuage those concerns during a recent nomination hearing where he failed to commit his office to enforcing the law on a number of civil rights issues in which the OCR has played a pivotal enforcement role in the past.”

The defense of Marcus by groups such as Scholars for Peace in the Middle East (SPME), StandWithUs, the Algemeiner or the American Jewish Committee (AJC) and many other Christian and Jewish groups is frankly ridiculous as they insinuate that opposition to his nomination is based on anti-Israel bias. There might be a very few groups that oppose Marcus because of his take on anti-Zionist antisemitism, like the Arab American Institute (although they do not reject Zionism and the Jewish state as such in their long statement, only “policies of Israel”). The main opponents of Marcus, though, have an issue with his analysis and policies regarding racism and sexism.

The biggest and best-known Jewish civil rights organization, the Anti-Defamation League (ADL) does not come out in support of Marcus. That speaks volumes.

Then, take a leading pro-Israel Senator such as Elizabeth Warren – she did not even address the topic of Israel or BDS, as Marcus’ positions in that respect are not controversial at all to her. However, she rejects him for this job, because he fails to send a clear civil rights message when it comes to racism, for example, according to the Washington Post:

„Here’s another exchange between Warren and Marcus:

WARREN: Mr. Marcus, if confirmed, you would be responsible for protecting the civil rights of American students at a time when Nazis and white supremacists are marching across college campuses with tiki torches, and many young people are literally afraid to go to school because of the hateful climate that has been fostered by Donald Trump. If confirmed, will you commit to fully enforcing civil rights laws and protecting all students from discrimination and harassment?

MARCUS: Yes.

WARREN: Good. So, I just want to find out a little more detail about what that commitment means to you, and I thought we might go through a few fact situations. So, let’s start with an easy one. Say there’s a school district that has some mostly white schools and some mostly black schools, and let’s say that the mostly black schools have less experienced teachers, teachers with fewer qualifications, those schools have fewer books, they have fewer computers in the library, fewer AP courses available. By any objective measure, those schools have clearly been shortchanged. If confirmed, would your office step in to protect the civil rights of that district’s black students?

MARCUS: If I were confirmed, I would ensure that any complaints alleging violation of Title VI would be — would be reviewed.

WARREN: Mr. Marcus, I don’t want to start a dance here. This is a set of facts that come to you in your position, if you are confirmed, and my question is are those facts adequate? Will you step in to protect the civil rights of the district’s black students?

MARCUS: Senator, I would certainly hope to be able to provide protection for the civil rights of those black students to the extent possible under law, but what . . .

WARREN: But, that’s the question I’m asking how you see this. You’re allowed to answer hypotheticals, here, so this one should be easy. A yes or a no, would you step in on those facts, or not?

MARCUS: I appreciate that, senator, but unfortunately in my experience the cases that OCR deals with are much more complicated than hypotheticals.

WARREN: So, you don’t think that’s enough evidence, what I’ve just said?

MARCUS: I think I would need to look at it very carefully.

After questioning him, Warren said: “I don’t think we need someone in this position whose view of civil rights enforcement is to do as little as possible to protect as few students as possible. I think that would be bad for students overall, and with Betsy DeVos as secretary of education, I think it would be even worse.”

A leading pro-Israel group, the National Council of Jewish Women (NCJW), which is part of the Leadership Conference, a major umbrella organization of civil rights groups in the US, also rejects the nomination of Marcus. Why?

“Hillel would not address Marcus’ views on federal policy and sexual harassment. Marcus endorses the decision by Education Secretary Betsy DeVos to remove the Obama-era guidelines that advocates said made it easier for victims to level sexual assault charges on campus. The guidelines discouraged universities from allowing an alleged assaulter to directly cross-examine his accuser, and discouraged what until then was the common practice of requiring that the accused and the accuser first attempt to resolve the issue face to face or through mediation.

As leverage, the Obama administration made the rules under Title IX, a law that prohibits federal funding for schools that allow discrimination against women.

Feminists said that before the Obama guidelines, the process revictimized assault victims. DeVos has said that Obama’s rules instead made victims of the accused.

That was the nomination killer for the NCJW, said Faith Williams, the group’s senior legislative associate.

“In light of growing number of #MeToo moments and the scandal at Michigan State University, we need these Title IX protections,” she said, referring to the explosion of sexual assault allegations by women and the recent conviction of a sports therapist at the university who was accused of assaulting nearly 200 women in his care.

Also opposing the Marcus nomination is Jewish Women International, which has developed programs in partnership with Jewish fraternities and sororities to counter sexual assault on campus.

“We are deeply concerned by the answers given during his confirmation hearing last week supporting Secretary DeVos’ rescission of important guidance clarifying the responsibilities of colleges and universities in cases of sexual assault,” Jewish Women International said in a statement last month.

In my view, and I think I am not alone, Kenneth L. Marcus’ stance helps to delegitimize the entire pro-Israel camp, a camp he stands pars pro toto, as he has a blind eye concerning the civil rights abuses by Donald Trump. In addition he seems to be supporting very dangerous policies by DeVos, downplaying if not affirming sexist and racist policies by the current Trump administration.

Most people who will gather, again, at the Global Forum for Combating Antisemitism, organized by the Israeli Foreign Ministry (including Netanyahu himself), March 19–21, 2018, will enjoy handshakes and have drinks, celebrating themselves as the elite of true fighters against antisemitism. Real heroes.

I myself participated in that conference in 2008, 2009, 2013 and 2015. No longer. In a time when major participant organizations of the conference including the AJC, the Simon Wiesenthal Center and the Zionist Organization of America (see Bret Stephens’ attack in the New York Times on the ZOA’s invitation to fascist antisemite Steve Bannon) embrace a sexist, racist and Holocaust distorting president, that kind of conference is a joke, a self-congratulatory farce. As long as women, Hispanics, the handicapped, Muslims and the Dreamers behold the reluctance of a leading pro-Israel activist to genuinely support their civil rights, even while he is being considered for a high civil rights position, in the midst of his loving embrace of Trumpism, the pro-Israel camp is in deep trouble.

Zionism and Israel deserve better!

©ClemensHeni

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