Von Dr. phil. Clemens Heni, 18. Januar 2022
Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der preisgekrönte schwäbische Kabarettist Mathias Richling der bundesweit bekannteste Kritiker der Corona-Maßnahmen ist, da ihn Hunderttausende oder Millionen mit seiner Mathias-Richling-Show seit vielen Jahren im Fernsehen und zudem auf den Bühnen des Landes sehen.
Er ist zudem einer der dienstältesten Mitarbeiter beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen, dem Südwestrundfunk (SWR). Schwäbische Alltagskomik von Häberle und Pfleiderer – völlig hardcore kolonialistisch und nicht PC nach dem Motto
mir hen doch immer Indianerles gspielt
wird bei Richling politisch, der wie kein anderer im Mainstream den Fanatismus von Kretschmann und Strobl (CDU-Innenminister, BaWü) alle paar Wochen satirisch überzeichnet und somit den wahren Kern dieser beiden Zeugen Coronas ans Tageslicht bringt. Einem Häberle, der in einem Sketch von Anfang der 1960er Jahre „als Privatmann Pfleiderer kennt“ vom Krieg (1916) und Gesangsverein, der Schule, aber „als Beamter“ kennt er ihn nicht. Pfleiderer möchte einen Brief ausgehändigt bekommen, der wieder zurückgekommen war vom Briefträger. Häberle isch als Privatmann ganz begeischtert, seinen alten Spezi Pfleiderer zu treffen. Aber Schock, schwere Not, Gott sei bei uns: als Post-Beamter kennt er ihn nicht!
Häberle: „Haben Sie ein Ausweisdokument dabei?“ „Impfschein?“
Pfleiderer: „Sie gehen am Rande einer Ohrfeige spazieren“…
Häberle will den Brief nicht aushändigen.
Pfleiderer: „Sie sind halt geistig a bissle unterernährt“.
Wem würden nicht Parallelen zu den Zeugen Coronas einfallen, die einen ohne Impfnachweis nicht in ein Restaurant lassen?
Diese alltagsparodistischen Späße, wie auch beim „Äffle und Pferdle“
wurden dann durch Protagonisten wie Wolfgang Neuss politischer, in den 1970ern bis in die 1980er durch Sigi Zimmerschied aus der Passauer Schule der Satiriker
und Christoph Deutschmanns Kritik am „Gebärvaterunser“
Ungeregelter Geschlechtsverkehr
ist wieder Gottesdienst am Deutschen Volk
hin zu Stephan Walds Hungergala
, in der er angesichts einer Hunger- und Dürrekatastrophe in Afrika als Helmut Kohl sagt:
In Anbetracht des Welthungers will ich nicht lange um den heißen Brei reden… Und ich sage das als einer, dessen Appetitt im umgekehrten Verhältnis zu seiner Vernunft steht.
Der Kern der Hungergala und des westlichen Zynismus in der Rede von Kohl ist der gleiche wie heute: es geht um
Kapitalismus mit einem menschlichen Gesicht oder wie die Weltökonomen sagen: capitalism with a human face.
Auch angesichts der Millionen Hungertoten, die aufgrund der weltweiten und gerade auch deutschen Lockdown- und Coronapolitik krepierten und weiter krepieren, ist dieser Sarkasmus, sind dieser Zynismus und diese Ironie der Hungergala – mit einem Gastauftritt von Ingolf Lück – so aktuell wie Mitte der 1980er Jahre in der BRD.
Und jetzt haben wir Coronapolitik-Kritiker*innen mit Mathias Richling einen der besten Kritiker gerade von Olaf Scholz, den „kleinen Betrüger“, der so klein, was das Betrügen betrifft, nicht ist, wie der Cicero in einem Interview mit Oliver Schröm am 15.01.2022 schreibt:
Jetzt wird es wieder eine solche Wechselwirkung geben, nachdem ein ehemaliger Geschäftsführer aus der Warburg-Gruppe eingeräumt hat, dass Olearius Bescheid wusste. Da werden sich ein paar Politiker wie Scholz und Tschentscher fragen lassen müssen, ob sie jahrelang angelogen wurden oder ob sie nicht doch Bescheid wussten. Ich glaube, man muss diesen ganzen Scholz-Olearius-Vorgang nochmal durchgehen, weil er so unglaublich ist: Da wurde die Warburg Bank von Betriebsprüfern erwischt, mit Cum-Ex-Deals 170 Millionen Euro aus der Hamburger Staatskasse gestohlen zu haben. Olearius ließ sich von Scholz einen Termin geben und wurde von ihm im Amtszimmer empfangen.
Richling hat auch wie kein anderer Klabauterbach karikiert oder natürlich Donald Trump und Merkel. Nun hat Richling ein Buch publiziert, das Interviews enthält, Stücke aus seinem TV-Programm und weitere Texte, die sich scharf gegen die Coronapolitik wenden.
Es ging sogar so weit, dass viele nach Mallorca gedüst sind. Und dort deshalb abstandslos Party gefeiert haben, weil sie wussten:
Wenn ich heimkomme, kriege ich noch einmal
zwei Wochen Zusatzurlaub in der Quarantäne.
Dennoch merkte man immer mehr,
wie die seelisch-geistige Nahrung wegbrach:
Theater, Konzerte, Oper, Kino –
plötzlich spürten Ältere, warum Corona die Jungen kaum betraf. Sowohl in Form einer Ansteckung. Wie auch in Form der mentalen
Auseinandersetzung mit der Krise. Die Jungen machten doch seit Jahren Social Distancing: Chatroom, Twitter, Instagramm –
verabredet wird sich schnell. Digital!
Aber live treffen tut sich eben keiner mehr.
Und darauf wurden nun auch die Älteren trainiert:
Sie sollten sich nicht mehr treffen.
Und Mozart, Schubert, Beethoven wurden ihnen zugestreamt und live ins
Haus gebracht. (S. 88)
Vor allem aber stellt Richling die richtigen Fragen:
Bei wie viel Verhungernden, bei wie viel Insolvenzen, bei wie viel vernichteten Existenzen ist ein Lockdown wegen einer Krankheit nicht mehr zu akzeptieren.
Sind 65 Prozent Pleiten von Einzelhändlern in den Innenstädten noch zu wenig? (S. 229)
Es geht um die Unterscheidung von Menschen, die „an Corona“ oder nur „mit Corona“ starben (S. 230).
Die Panikindustrie und der Zynismus der Politik wie der Mainstreammedien und fast der ganzen Bevölkerung werden kritisiert:
Die Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man.
Aber dann ist die Vorangst auch die schlimmste Angst. (S. 86)
Ein Höhepunkt der Kritik an den Zeugen Coronas in dem Buch von Mathias Richling ist seine wundervolle Attacke auf einen ZDF-Physiker. Einen solchen Angriff auf eine Person, die wie Richling (ARD) auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ZDF) beschäftigt ist, habe ich sonst noch nicht erlebt. Köstlich:
Wenn beispielsweise ein ZDF-Professor namens Lesch in maßloser Überzogenheit und Undifferenziertheit in der ARD-Sendung ‚ttt – Titel, Thesen, Temperamente‘ (7.12.2020) zum Besten gab, dass die zahlreichen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland nur Ausdruck seien,
‚dass da ein ganz heftiges Missverständnis besteht, wenn immer wieder sehr stark auf die individuelle Freiheit abgehoben wird und nicht daran gedacht wird, was die Einschränkungen der individuellen Freiheit für kurze Zeit für die Freiheit aller für lange Zeit bedeuten kann.‘
Dass so viele Menschen kritisierten, dass ihre individuelle Freiheit derzeit für eine kurzen Zeitraum eingeschränkt werde, zeige, dass
‚der Ethik-Unterricht in der Schule versagt hat‘. (S. 34)
Für diesen epidemiologischen und antidemokratischen Bullshit, für diese Apologie des Corona-Totalitarismus gibt es von Richling für Lesch eine fette Ohrfeige:
Offenbar hatten bei Herrn Lesch der Sozialkunde- und Demokratieunterricht in der Schule versagt.
Und der Philosophieunterricht noch dazu. (S. 35)
Und gegen Ende, in Kapitel 54 bringt Richling diese Gedanken, dass die Zeugen Coronas keineswegs etwas gegen Tote haben, nur dürfe halt die vorgebliche oder tatsächliche Todesursache nicht Covid-19 sein, auf den kritischen Punkt:
Diese Diskussion ist sehr bald verlagert worden auf die höchste politische Ebene. Denn wenn also Wolfgang Schäuble und die Welthungerhilfe aufgrund der Corona-Maßnahmen warnten vor Millionen von Hungertoten, wenn psychologische Studien 80 Prozent der Schüler als seelisch gefährdet und teilweise sogar als selbstmordgefährdet einstuften, wenn Operationen und Behandlungen wegen Corona verschoben oder abgesagt wurden mit schweren gesundheitlichen oder sogar tödlichen Folgen, dann ließ ja die Politik vielleicht 100 Menschen verhungern, leiden oder sterben,
damit zwei oder drei Personen nicht an Corona starben?
Das ist hoher politischer Sarkasmus.
Man nahm den Ärzten die Entscheidung ab, wer zu retten sei.
Und entschied von Regierungsseite, wer zu retten war.
Um es noch deutlicher auszudrücken:
In einer beliebigen Talkshow merkte ein beliebiger Politiker auf der Höhe der Debatte um diese Pandemie einmal an, man wolle in der
Politik nicht, dass Menschen sterben.
Der Talkmaster antwortete:
Sie wollen in der Politik nicht,dass Menschen an Corona sterben.
Es ist zu ergänzen:
An allem anderen durften sie gerne verrecken. (S. 242 f.)