Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Das islamistische oder islam-faschistische Regime in Teheran konnte nur tatenlos zuschauen, als Freitag Nacht 200 israelische Kampfflugzeuge über das Land flogen und militärische Einrichtungen, Terroristen und Anlagen zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Material angriffen. Es ist der größte Angriff Israels auf den Iran überhaupt. Die Vernichtungsdrohungen Irans seit Jahrzehnten, seitdem die Mullahs 1979 die Macht an sich rissen, haben es unabdingbar gemacht, dass Israel wenigstens versucht, militärisch den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern.

Iranische Oppositionelle wie die Journalistin Masih Alinejad jubeln:

Removing a terrorist is not a tragedy, it is a step toward justice for all the innocent lives they destroyed. Israel strikes deep into Iran: Hossein Salami, the commander-in-chief of the IRGC, was reportedly killed by Israel، an outcome rooted in the Islamic Republic’s own actions: exporting terror, provoking wars, and pursuing nuclear weapons instead of answering the demands of its own people.

Freitag der 13. ist ein Tag der Freude – die selbstredend getrübt ist dadurch, dass ganz Israel sich unweit der Schutzräume und Bunker aufhalten muss, weil nicht klar ist, mit was für Drohnen oder Raketen die Islamisten zurückschießen. Doch insgesamt war die Gefahr erst einmal einschätzbar, die ersten 100 Drohnen wurden allesamt von Israel abgefangen, die meisten bevor sie überhaupt Israel erreichten.

Jedoch: In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es besonders brutale Raketenangriffe des Iran auf Wohngebiete in Israel, bislang sind dabei 11 Menschen gestorben und Dutzende verletzt worden. Es gab Treffer in Hochhäusern mit 33 Stockwerken, wie durch ein Wunder ist nicht das ganze Haus kollabiert und hat Hunderte Bewohner*innen in den Tod gerissen. Kleinere Häuser jedoch wurden teils komplett zerstört und Menschen dabei ermordet, auch arabische Israelis sind unter den Ermordeten.

Ob Israel den Iran mit den Angriffen tatsächlich von dem Bau einer Atombombe abhalten kann, ist wahrscheinlich, aber keineswegs sicher. Speziell die Atomanlage in Fordo, die teils Hunderte Meter unter der Erde liegt, ist nicht leicht zu zerstören. Die ganz schweren Bunker zerstörenden Waffen haben nur die USA bzw. die können nur mit großen Bombern der US-Air Force transportiert werden.

Es hat jedenfalls ein Ende mit dem Herumlavieren, was das iranische Atomprogramm betrifft. Es muss und wird ausgeschalten werden. Die Vernichtungsdrohungen des islamistischen Regimes seit Jahrzehnten sind unerträglich.

Vor allem aber braucht es einen Regime Change im Iran – eine Revolution gegen die das Kopftuch und ihren Hass auf Frauen und Juden täglich zum Ausdruck bringenden Mullahs und ihrer Mittäter im ganzen Iran.

Fast alle Israelis, Juden wie Araber und alle anderen, mussten die letzten beiden Nächte konstant oder immer wieder in Sicherheitsräumen oder Bunkern verbringen.

Manche wie die ZDF-Fernsehgarten-Journalistin, Jüdin und Israelin Andrea Kiewel sitzen im Land fest und können nicht hinausfliegen, da der Flughafen Ben-Gurion geschlossen ist, ja der ganze Luftraum über Israel ist gesperrt.

Israelis können nicht einfach mit dem Auto in Nachbarländer fahren und von dort losfliegen, wie wir es zum Beispiel in der Bundesrepublik gleich in neun Nachbarländern tun könnten (Dänemark, Polen, Tschechische Republik, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande). Die Friedensabkommen mit Ägypten und Jordanien helfen im Fall der Fälle überhaupt nicht und kein Israeli kann einfach so nach Syrien oder in den Libanon fahren.

Militärisch und atomtechnologisch waren die Angriffe vermutlich gerade jetzt wichtig, auch wenn wir das noch nicht wirklich gesichert wissen, da die letzten Jahrzehnte schon zu oft davon die Rede war, dass der Iran in einigen Wochen oder Monaten in der Lage gewesen sei, die Bombe zu bauen.

Dazu kommt das schreckliche Schicksal der Geiseln in Gaza. Haben sie noch eine Chance? Dazu müsste die IDF ihren Plan aufgeben, 70 Prozent des Gazastreifens zu beherrschen und diese Gegenden menschenleer (!) zu machen, also alle Palästinenser*innen in die mini-kleine Gegend von 25 Prozent des Gazastreifens zu zwingen.

Viele liberale und linke Israelis sind schockiert über diesen Plan, vorneweg IDF-Soldat*innen und Forscher*innen am Institute for National Security (INSS) der Tel Aviv University. Pnina Sharvit Baruch und Tammy Caner schreiben schon im Mai 2025, dass die Operation Gideon’s Chariots der IDF im Gazastreifen vermutlich „rote Linien“ überschreiten wird und sie sehen die Gefahr von „ethnischer Säuberung“, was nicht den Massenmord an Palästinenser*innen bedeuten muss, aber die Vertreibung einer ganzen ethnischen Gruppe zähle zu einem solchen Verbrechen.

Das also passiert zeitgleich, neben den innenpolitischen Verwerfungen wegen Rechtsextremismus in der Regierung und der weiterhin geplanten „Justizreform“, die sich primär gegen die Gewaltenteilung ausspricht.

Doch das wohl größte Thema für Israel seit ca. dem Jahr 2000 war die iranische Gefahr einer islamistischen Atombombe. Und diese Gefahr scheint jetzt aktuell und vielleicht für sehr lange Zeit und bei einem Regime Change gar für immer gebannt zu sein!

Eine säkulare Revolution im Iran gegen Islamismus, Kopftuch und religiösen Wahn sowie anti-westliche Propaganda und Antisemitismus wäre das Allerbeste, was den Iranerinnen und Iranern, der ganzen Region und der Welt passieren könnte.

 

P.S.:

Der Korrespondent in New York der israelischen Tageszeitung Haaretz, Etan Nechin, ist pessimistisch, er schreibt am 14. Juni 2025 angesichts der Angriffe auf den Iran bzw. des Iran auf Israel:

The days roll on. From one protest to the next, from hostage to hostage, another soldier killed, four more, cease-fire talks begin and end, delegations arrive in and depart from Doha, missiles shot at and from Yemen, and nothing changes.

We may again be saved by an Iron Dome. But not by a god from the sky. If anything is going to end us, it won’t fall like fire from above. It will rot from beneath: from the tunnels where the hostages sit, from the scorched roots of olive trees, from the silence we’ve taught ourselves to live with.

If this is victory, why does it feel like collapse?