Einer, der früher einmal irgendwie ‘links’ und Konkret-Redakteur war, Jürgen Elsässer, ist seit einiger Zeit geistig abgedriftet, um es ganz harmlos zu formulieren. Er schmiegt sich mittlerweile der Ideologie und Sprache des Nationalsozialismus sowie des heutigen Rechtsextremismus an, was sich an der Verwendung des Wortes “Völkerbrei” zeigt:

“Die Frage nach den islamischen Minderheiten in den europäischen Staaten muss in einem universellen Kontext beantwortet werden, so dass sie von Christen, Moslems, Juden, Hindus etc. verstanden wird: Es geht um die Frage generell nach dem Status von Minderheiten in Nationalstaaten, also auch etwa der christlichen in den moslemischen Ländern. Die Antwort der Globalisten besteht darin, weltweit einen Völkerbrei zu erzeugen, der so unstrukturiert ist, dass sich kein Widerstand gegen ihre Herrschaft mehr organisieren läßt.”

Wie Elsässer ist übrigens auch der neu-rechte Vordenker, Henning Eichberg, ein Freund des politischen Islam und ein Feind des Universalismus oder „der Globalisten“.

Vor diesem Hintergrund ist mir eine Stelle in meiner Dissertation eingefallen, welche sich mit dieser völkischen, antiuniversalistischen Ideologie befasst:

Aus dem Kapitel »Volkstum« statt Aufklärung und Gleichheit

Aus: Clemens Heni (2007): Salonfähigkeit der Neuen Rechten. ‚Nationale Identität‘, Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970 – 2005: Henning Eichberg als Exempel, Marburg: Tectum Verlag, S. 248-249

…“Der Erfolg der Black Power Bewegung im Aufsprengen rassistischer Gesetze, Verordnungen und alltäglicher Diskriminierungen in den USA, dieser allmähliche Erfolg einer Gleichstellungs-Politik wird hierbei zurückgewiesen. Ein Schwarzer soll nicht sein ›Volkstum‹ verraten, nicht pünktlich zur Arbeit erscheinen, nicht einen teuren schönen Anzug kaufen und Abteilungsleiter z. B. einer Versicherungsgesellschaft werden können. Das ist Ehrhardts und Eichbergs Duktus und Intention unisono. Bei Eichberg heißt es:

»Die Indianer zeigen in der Regel ein Leistungsverhalten und ein Verhältnis zur Zeit, das von dem der Europäer verschieden ist und von diesen nicht verstanden wird. Während andere Völker (Afroamerikaner, Chinesen, Japaner) sich aus eigenen kulturellen Voraussetzungen heraus den europäischen Normen von ›Präzision‹, ›Pünktlichkeit‹, ›Konkurrenz‹ und ›Leistung‹ annäherten, verweigerten die Indianer bis heute überwiegend diese Assimilation.«1023

In völkischer Tradition, aber unter Umgehung jener allzu deutlichen Chiffre, spricht er hier von »Widerstand gegen die Politik des ›Schmelztiegels‹«1024, früher, 1933, hieß das:

»Aber aufgebaut war dieses Römische Reich, soweit der Mensch in Frage kommt, auf einem Völkerbrei.«1025

In Eichbergs rhetorischer Mimikry mischt sich ein traditionell deutscher, anti-römischer Affekt, ein zudem ethnopluralistisch gespeister, völkischer Antiuniversalismus mit einer projektiven, sekundär-antisemitischen Tirade auf die Befreier vom Nationalsozialismus, namentlich die USA und die Sowjetunion, wobei Frankreich als Symbol für Aufklärung und Gleichheit sowie England mit seinem ›common law‹ ebenso abgewehrt werden (vgl. unten). Es liegt hier eine Koinzidenz z. B. mit Kurt Hübner, einem akademischen Mythosforscher in der BRD vor, der 1991 schrieb:

»Die Frage ist aber: welche übergeordnete Idee kann dann noch Europa jene Bindekräfte vermitteln, ohne die es als ein Ganzes gar nicht dauerhaft existieren vermag? Ohne eine solche Idee aber bedeutet es eigentlich gar nichts mehr. Es ließe sich nicht auf eine bestimmte Weise aus der übrigen Welt ausgrenzen und könnte daher beliebig auf die ganze Welt ausgedehnt werden. Ferner: Die kulturelle Vermischung hätte nur zur Folge, daß keines ihrer Elemente noch zur vollen Selbstentfaltung käme, wenn sie nicht schließlich überhaupt alle darin wie in einem schalen Brei verschwänden. Die Menschen verlören so ihre Identität«.1026

Das Absondern von als homogen imaginierten ›Volksgruppen‹ hat nicht nur einen rassistischen Impetus im Sich-Selbst-Überlassen von Armen und Ärmsten in der südlichen Hemisphäre, sondern neben der von Hübner propagierten europäischen auch eine innenpolitische, politischkulturelle Dimension: indem Eichberg Juden von Deutschen, er spricht »von älteren wandernden oder verstreuten Minderheiten (Zigeuner, Lappen, Juden)«1027, ›Indianer‹ von Amerikanern, ›Ausländer‹ von Europa und Iren vom ›common law‹ trennt, leistet er auch der antisemitischen Verschwörungstheorie einer (beabsichtigten) ›Durchmischung‹ der ›weißen Welt‹, einer Entdeutschung Deutschlands Vorschub. Eichberg spricht in seinem Schulbuch von »Überfremdung«1028, ja er proklamiert sogar in einer Überschrift »Widerstand gegen die ›Überfremdung‹«.1029 Er weist die SchülerInnen auf die rechtsextreme Schweizer »›Nationale Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat‹« als Mittel gegen Arbeitsmigration hin und diffamiert dabei sowohl die »Gewerkschaften«, böse »Unternehmerverbände « als auch die »Parteien« als Anwerber der ›Ausländer‹.1030 Er spielt an dieser Stelle – diesmal über den kleinen Umweg Schweiz – wiederum die rassistische Karte aus. Andere Freunde Deutschlands vertreten dasselbe Ideologem:

»Überfremdung, so der Freundeskreis Freiheit für Deutschland, solle ›die Waffe sein, mit der die weiße Rasse entmachtet‹ wird. Eine derartige Annahme ist nur verstehbar, wenn man sie als Ausdruck einer Kausalitätsvorstellung interpretiert, die zum festen Bestandteil des Neonazismus gehört. Man glaubt nämlich, daß die Rassenvermischung – verstanden als die Ursache des Übels und als eine Verletzung der zu diesem häufig beschworenen Natur- bzw. Rassegesetze – die Kräfte eines Volkes mindere, es verfalle und werde zu einem Menschenbrei. Dieser Rassen- oder Menschenbrei sei dann – das ist die ideologiekonform gedeutete Wirkung bzw. Konsequenz im kausalen Denken der Neonazis – leichter regierbar, er würde sich umstandslos fügen und sei, wie die Schriftleitung der Zeitschrift Wikinger glaubt, ›instinktlos und mit ›Brot und Spielen‹ leicht zu beherrschen.«1031 [1023]


[1023] Henning Eichberg (1979): Minderheit und Mehrheit, Braunschweig (Georg Westermann; westermann-colleg. Zeit+Gesellschaft, H. 1), S. 96.

1024 Ebd.: 106.

1025 So der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft von 1933, Rudolf Walther Darré, zitiert nach Cornelia Schmitz-Berning (1964)/1998: Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin/New York (Walter de Gruyter), S. 645. Zu Darré vgl. die interessante Dissertation von Anna Bramwell (1985): Blood and Soil. Richard Walther Darré and Hitler’s›Green Party‹, Abbotsbrook (The Kensal Press).

1026 Kurt Hübner (1991): Das Nationale. Verdrängtes Unvermeidliches Erstrebenswertes, Graz/Wien/Köln (Styria), S. 305.

1027 Eichberg 1979: 79.

1028 Ebd.: 83.

1029 Ebd.

1030 Ebd.

1031 Bernhard Pörksen (2000): Die Konstruktion von Feindbildern. Zum Sprachgebrauch in neonazistischen Medien, Wiesbaden (Westdeutscher Verlag), S. 126.