Diese Frage stellt sich angesichts des völligen Ausrastens des baden-württembergischen Ministerpräsidenten angesichts von jubelnden Menschen in Kopenhagen gestern Abend, die begeistert waren, dass ihr Fußball-Team mit einem furiosen 4:1 Sieg gegen Russland doch noch das Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft erreichte. Es war jedoch sehr problematisch, dass keine russischen Fans nach Dänemark einreisen durften, wg. „Corona“. Mit fairem Wettkampf hat das also nichts zu tun. Sei es drum, die Dänen waren in der Tat spielerisch besser und es war schön zu sehen, wie die Menschen jubelten.
Was gehen Kretschmann Vorgänge in einem anderen Land an? Hat er zuviel Videos über den Einmarsch der Wehrmacht in Kopenhagen gesehen und denkt, die Deutschen hätten immer noch das Sagen in Dänemark? Dass die Dänen nach dem Schock des Zusammenbruchs ihres Stars Christian Eriksen, der fast auf dem Platz gestorben wäre und einen Herzstillstand im ersten Spiel gegen Finnland hatte, besonderen Grund zur Freude hatten – das kennt die Inkarnation des Rohrstocks der 1950er Jahre nicht.
Was er am Montagabend beim Spiel Russland gegen Dänemark gesehen habe, mache ihn fassungslos, sagte der 73-Jährige am Dienstag in Stuttgart. „Ich habe keinen einzigen mit Maske gesehen“, erklärte Kretschmann. Die Fans hätten dicht gedrängt gestanden und sich bei Toren auch umarmt. „Da fällt mir nichts mehr zu sein“, sagte der Grünen-Politiker. „Ich kenne jetzt allerdings die Inzidenz in Dänemark nicht genau, aber so geht es auf keinen Fall“, mahnte der Ministerpräsident.
Jeder Mensch blamiert sich in der Corona-Krise auf seine Weise.
Winfried Kretschmann jedoch hat darüber hinaus illegal gehandelt: Nach der aktuellen Coronaverordnung der EU ist es panischen Ministerpräsidenten unter Strafe verboten, Fernsehen zu schauen und sich ungeschützt dem Anblick normaler oder fröhlicher Menschen auszusetzen.