Der Titel ist ein Zitat aus einer Rede an die „Vertreterversammlung“ der KBV vom 4. Dezember 2020 von Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie.

Ich habe ja schon mehrfach und ausführlich über ihn und die KBV berichtet.

Lesen Sie sich bei Interesse einfach seine Rede durch, sie steht im Netz.

Ein paar zentrale Aspekte möchte ich exemplarisch zitieren, damit die Richtung seiner Kritik klar wird:

 

…es ist wieder, für manche überraschend, Winter…

 

Man hat mittlerweile den Eindruck: Es gibt nur noch Corona. Internationale Hilfsorganisationen warnen, dass wegen der Corona-Maßnahmen bereits Rückschläge im Kampf gegen HIV/Aids, Tuberkulose, Kinderlähmung und andere Infektionskrankheiten zu verzeichnen sind.

Immer noch sterben jedes Jahr weltweit 30 bis 40 Millionen Menschen an den Folgen von Unterernährung. Auch hier gibt es eine Altersabhängigkeit, nur anders als bei Corona – es sterben vor allem die Kinder. Man würde sich in diesem Segment ein nur ansatzweise so engagiertes Vorgehen wünschen wie bei Corona. Sind das alles nur „Kollateralschäden“?

 

Auch die WHO sprach schon von mehr als 700 Millionen Infizierten weltweit. Damit wäre die Basis allen politischen Handelns methodisch auf Sand gebaut. Die Ziele von 50 beziehungsweise 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern seien, ich zitiere Schrappe et al., „unrealistisch und verletzen das zentrale Gebot der Erreichbarkeit“.

Das wiederum würde aber bedeuten, dass die Politik von der Bevölkerung Disziplin und Opfer einfordert für ein Ziel, das gar nicht erreicht werden kann.

 

Es mutet fast schon zynisch an, wenn ein Ministerpräsident nach dem jüngsten Bund-Länder-Gipfel sagt: „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen.“ Wohlgemerkt: Er redet hier nur von den Todeszahlen, die mit Covid-19 assoziiert sind. Wenn dann auch noch Äußerungen kommen wie die, dass jeder individuelle Tod durch Covid-19 verhindert werden müsse, dann sind Zweifel angebracht. Sie suggerieren, dass es möglich sei, jeden individuellen Tod zu verhindern.

Warum gibt die Politik dieses Ziel dann nicht auch bei anderen Krankheiten vor? Rund ein Drittel aller Sterbefälle in Deutschland sind auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen, rund ein Viertel auf Krebs. Das sind mehrere Flugzeugabstürze am Tag, um mal in diesem drastischen Bild zu bleiben. Gleiches gilt für andere Todesfälle. Schätzungsweise 30.000 Menschen sterben jedes Jahr durch Infektionen mit multiresistenten Keimen. Rund 10.000 Menschen begehen jedes Jahr Selbstmord.

 

Klar ist: Wir können nicht im Lockdown verharren bis Deutschland durchgeimpft ist. Es wird sich auch noch zeigen, wie groß die Impfbereitschaft tatsächlich ist. Wie gut und schnell das Impfen gelingt, hängt natürlich zuallererst von der zur Verfügung stehenden Menge des Impfstoffes ab.

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, alles daran zu setzen, dass möglichst schnell Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht, damit wir alle Impfwilligen zügig impfen können. Spätestens dann muss auch Schluss sein mit allen Restriktionen. (Herv. CH)

 

Es war Einstein, der gesagt hat: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“