Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Bodo Ramelow

„COVID ist bei 99,5 Prozent der Toten eine natürliche Todesursache“

Von Dr. phil. Clemens Heni, 06. Januar 2021

Der Titel sagt alles. Nehmen wir an, der nicht für diagnostische Zwecke erfundene PCR-Test findet die nächsten Wochen noch paar Tausend Tote und wir kommen auf ca. 50.000 angebliche „Corona“-Tote in Deutschland. Davon wären dann vermutlich nur 0,5 Prozent tatsächlich nur daran gestorben, das wären 250 Menschen. Alle anderen 49.750 sind keine „Corona-Toten“, sondern Menschen, die ohnehin gestorben wären, aber aus irrationalen oder doch eher kriminellen Gründen mit einem Test getestet wurden, der gar nicht zur Diagnose gedacht war, was laut Experten sogar auf der Verpackung jedes PCR-Tests steht.

Wir haben 2020 „keine Übersterblichkeit“, wie gleich mehrere Professoren und Forscher der Universität München (LMU) unterstreichen.

Da könnte man sich fragen: Wenn gar keine Übersterblichkeit besteht, also ziemlich exakt so viele Menschen 2020 gestorben sind, wie statistisch zu erwarten war, warum wird dann hier das komplette Leben stillgestellt? Warum werden Universitäten, Theater, Konzerthäuser, Diskotheken, Bibliotheken, Galerien, Restaurants, Kneipen, Bars, Clubs, Sportveranstaltungen, Schwimm- und Hallenbäder, SPAs, Salons aller Art, Schulen, Einzelhandelsgeschäfte aller Art und vieles mehr auf brutalste Weise geschlossen?

Selbst ohne diese groteske „Impfung“ gibt es so gut wie keine „Coronatoten“, also Menschen, die eindeutig ohne Corona 2020 (bzw. 2021) nicht gestorben wären. Dass dies nicht an den präzedenzlosen „Lockdowns“ liegt, beweist der Rückgang der „Infektionen“ (die fast immer keine sind, sondern nur positive Tests auf SARS-CoV-2) schon vor dem Lockdown am 23. März 2020. Für die viel höheren Todeszahlen im November und Dezember, ca. 20.000 in zwei Monaten, verglichen mit 10.000 Toten in acht Monaten von März bis Oktober 2020, könnte man die Lockdowns verantwortlich machen. Denn seit November steigen die Zahlen der positiv Getesteten und der Toten stark an, fallen wieder ab, steigen wieder, so wie sich eben das Sterbegeschehen entwickelt.

Vor allem für Merkel scheint es total überraschend gewesen zu sein, dass im Dezember der Winter begann. Woher hätte sie es auch wissen können? Konnte man überhaupt ahnen, dass im Winter mehr Menschen sterben als im Sommer? Woher soll die Kanzlerin wissen, dass es Statistiken gibt, wo man so etwas nachlesen kann für die letzten Jahrzehnte? Woher hätten sie und alle anderen Politiker*innen wissen können, dass Atemwegserkrankungen im Winter häufiger auftreten? Woher? Wer hätte es der Kanzlerin sagen können?

Was, wenn es mindestens im ersten Halbjahr 2020 gar weniger Atemwegserkrankungen gab als im (noch harmloseren) ersten Halbjahr 2019, wie eine qualitative Untersuchung der Medizin empirisch zeigte?

Wenn wir nun wissen, dass der Großteil der sog. Infektionen (die keine sind) zu Hause passiert, was wird dann wohl passieren, wenn alle – alle – Menschen gezwungen werden, sich fast ausschließlich zu Hause aufzuhalten?

Doch es geht nicht primär darum zu beweisen, wer „Schuld“ hat, da es „Schuld“ bei einem so harmlosen Virus wie Corona gar nicht gibt. Wir sind nicht im „Krieg“ gegen ein Virus, wie es völlig fanatische Staatspräsidenten, aber auch eigentlich mitunter gar nicht unseriöse Forscher wie Yedidia Stern behaupten.

Es ist ein natürlicher Vorgang, dass es Viren gibt, sie sind Teil des Lebens und Sterbens, wobei Viren zur Vermehrung auf lebende Menschen bzw. Tiere angewiesen sind.

COVID ist bei 99,5 Prozent der Toten eine natürliche Todesursache„, so Dr. Jochen Ziegler, Arzt und Biochemiker aus Hamburg.

Was keine natürliche Todesursache ist, ist der Tod jener Menschen, die aufgrund verschobener Operationen und Behandlungen sowie der nie dagewesenen ökonomischen, sozialen und kulturellen, philosophischen und metaphysischen Krise in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zugrunde gehen werden.

Für diese Toten und zerstörten Existenzen sind die Kanzlerin und die Ministerpräsident*innen sowie die Medien und alle federführenden Teile der Panikindustrie seit März 2020 verantwortlich. Auch die elenden Blicke der wirklich widerwärtigen sog. Mitmenschen sind dafür mitverantwortlich. Die Leute die exakt solche Blicke anderen Nicht-Maskenträger*innen zuwerfen, sie diffamieren, auf dem Lidl Parkplatz oder im Lehrerzimmer etc. rumschreien und ohne nachzudenken die Maske aufsetzen, ohne je der Wissenschaft zugehört zu haben, aber überzeugt sind wie religiöse Fanatiker es sind, dass die Maske „was bringt“ (also nicht jene wenigen, die noch denken können, aber de facto GEZWUNGEN werden vom Chef, der Kollegin etc., sich zu maskieren, und selbst niemals andere wegen einer Nicht-Maske dümmlich anschauen oder abschätzig über sie reden würden und niemals solche Nicht-MNS-Träger*innen diffamierten), sind keine Opfer der Politik, wenn sie den Maskenwahn mitmachen, sie sind Mitttäter.

Es wird Millionen von Schüler*innen nun schon das zweite Schuljahr in Folge geraubt. Keines dieser Kinder wird einen normalen und seriösen Schulabschluss, egal ob Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium, Berufsschule mehr hinbekommen. Das ist völlig illusorisch. Es wird auch keine Studentin und kein Student in der heutigen obsessiven schulmeisterlichen Bologna-Credit-Points-Welt den Verlust von zwei Semestern je kompensieren können.

Promovierende, Habilitierende, freie oder angestellte Forscher*innen, die auf Bibliotheken, Treffen, Seminare, Kongresse angewiesen sind, wird die Karriere ebenso zerstört. Es gibt unzählige Akten in Archiven, die man nur vor Ort erforschen kann. Und die nächsten Termine im Bundesarchiv Berlin sind frühestens im Herbst 2021, wenn es überhaupt wieder aufmacht in absehbarer Zeit. Das ist ein Verbrechen an der Forschung und eine Ignoranz gegenüber der Wissenschaft – was einen bei so irrationalen und antiintellektuellen Politiker*innen wie Merkel, Scholz, Spahn oder Söder nicht wundert.

„Systemrelevant“ sind seit März 2020 nur Aldi, Lidl, Edeka, REWE, OBI, Toom, Hellweg, Apotheken und Tankstellen. Das Klatschen der akademischen und kulturellen Elite zu Lockdown, „social distancing“, Maske, Blockwartverhalten und Denunziation, von Habermas bis zur ZEIT und dem Spiegel, sagt alles.

Was 2020 gelehrt hat, ist Folgendes: Wir wissen jetzt, wer die Menschen sind, auf die man sich verlassen kann. Das sind selten die bisherigen „Freundinnen und Freunde“ – dafür ganz neue Freundinnen und Freunde. Das sind sehr selten die „Gebildeten“, jene ohne Herzensbildung, aber einem Abo des kommunistischen Monatsmagazins Konkret, des kapitalistischen Spiegel oder der bürgerlichen Süddeutschen Zeitung.

Das ist eher die deutsch-türkische Bäckersfrau, die nichts sagt, wenn man ohne Maske einkauft und sogar die eigene – aus Zwang wegen verständlicher Angst vor den Bullen aufgesetzt – Maske absetzt, um sich mit strahlendem Lächeln zu verabschieden, wenn man die acht Brezn und fünf Krapfen, sechs Krossen und ein Sonnenblumenvollkornbrot gekauft hat. Das sind die Kfz-Mechaniker, die am Tor groß dranschreiben müssen, dass man nur mit Maske rein darf, sie aber nie aufhaben und zum Kunden nie auch nur ein Wörtchen sagen, wenn man da lachend reinläuft – weil wir alle wissen, wer nicht krank ist, steckt niemanden an und selbst wer krank ist und jemand ansteckt, überträgt hier keine auch nur annähernd für die Gesamtgesellschaft tödliche Krankheit, sondern eine Art Grippe, die für manche Menschen schon immer (!) tödlich sein konnte.

Es gibt Berichte, wo 98-jährige, im Sterben liegende Menschen, die kurz vor dem Tod nach Hause gebracht werden wollten, das aus „Infektionsschutzgründen“ nicht durften. Die Oberärzte und Oberschwestern, die für so etwas verantwortlich sind, machten und machen sich schuldig. Sie agieren menschenverachtend.

Es gab kein Jahr in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, wo Patient*innenrechte so wenig beachtet und geschützt wurden, wie 2020.

Anstatt die tatsächlich Vulnerablen zu schützen, wie es die Great Barrington Declaration oder das israelische „Common Sense Model“ vorschlagen, wurden Kranke und Alte weggesperrt oder durften nur mit panischer Maske besucht und in den Tod verabschiedet werden. Dieses unmenschliche Verhalten wurde von der Politik aufgezwungen und hat Hunderttausende Todesfälle noch schlimmer gemacht, sowohl für die Sterbenden wie auch für die Angehörigen und Freund*innen. Das komplette Verbot des Leichenschmaus‘ war und ist so ein Verbrechen. Kulturhistorisch betrachtet, ist gerade der Leichenschmaus von großer Bedeutung, wenn auch in verschiedenen Kulturen unterschiedlich intensiv verbreitet.

Kurzer Rede langer Sinn: Es war alles umsonst. Von 50.000 Coronatoten werden 49.750 eines natürlichen Todes gestorben sein. Es gibt keine Übersterblichkeit. Die Maske schützt vor nichts und jene, die starben, hätten nicht mal mit Raumfahreranzügen geschützt werden können, weil sie am Ende ihres Lebens ohnehin angekommen waren. Wer anderes behauptet, hat den Bezug zur Realität verloren. Das betrifft allerdings fast alle Menschen.

Es war natürlich nicht alles „umsonst“. Wir wissen jetzt, wer gerne Blockwart spielt, wer einen besonders autoritären, untertänigen Charakter hat. Nehmen wir Bodo Ramelow. Als er im Frühjahr mal meinte, die Kontaktbeschränkungen könnten beendet werden, wurde er in wenigen Sekunden von der ganzen Ministerpräsidentenliga zusammengeschlagen, verbal. Wie Diederich Heßling im Roman „Der Untertan“ von Heinrich Mann – der kleine Diederich fand es als eine Art Ehre und Anerkennung von seinem widerwärtigen, patriarchalen Vater geschlagen zu werden. Im Gegensatz zu den Arbeitern und Angestellten war er es wert, geschlagen zu werden.

So wurde aus dem kleinen Diederich ein autoritärer Charakter, nach oben buckeln und die Schläge gar genießen, und nach unten treten, denn es gibt immer jemand unter einem, Arbeiter, Frauen, Angestellte, Nicht-Burschenschaftler, Flüchtlinge, KlimaaktivistInnen, kinderfreie Radikalfeministinnen, Antideutsche und dergleichen mehr. Diederich Heßling war feige, ein Konformist und schließlich unterwarf er sich schreiend der biertrinkenden Volksgemeinschaft des Deutschen Kaiserreichs. Das ist Deutschland. Wir dachten nach 1968, dass sich das grundsätzlich geändert habe. Pustekuchen! Der autoritäre Charakter zeigt sich 2020 natürlich primär bei der CDU/CSU, Merkel, Spahn, Söder, Seehofer, aber auch ganz massiv bei der SPD, Scholz, Lauterbach, und bei den Grünen, Linken, der Presse- und Medienlandschaft und der akademischen, NGO- und kulturellen Elite, die sich doch weitgehend irgendwie als Mainstream oder mitte-links charakterisiert. Und so hat Bodo Ramelow diese hygienediktatorische Wahnidee des Einsperrens der Bevölkerung in einen Radius von 15km um den Wohnort herum erfunden und pocht darauf, dafür Anerkennung zu bekommen.

Wenn ein Land- oder Stadtkreis die völlig aberwitzige Zahl von 200 Infektionen pro 100.000 Einwohner im 7-Tages-Mittel – die sog. Inzidenz – überschreite, müsse die Bevölkerung noch stärker eingesperrt werden. Wir verstehen: Menschen stecken sich primär zu Hause an, also sperren wir sie noch enger zusammen. Das hat eine Logik. Eine Logik des Wahnsinns und der Perfidie. Wir wissen, dass de facto die Zahl der mit SARS-CoV-2 in Berührung gekommenen Menschen um den Faktor 6-10 mal höher liegt, als es die unwissenschaftlichen Grafiken des Robert Koch-Instituts oder der Tagesschau und des Berliner Tagesspiegel uns weismachen wollen.

Die WHO ist da realistischer und gab schon im Oktober die Zahl der „Infizierten“ (die weder krank noch infektiös sind) mit 750 Millionen an, man kann es nicht oft genug wiederholen – offiziell war die Zahl im Oktober ca. 55 Millionen. Sprich: wenn jetzt ein Landkreis 380 „Infektionen“ hat, sind es in Realität vermutlich bis zu 10mal mehr, also 3800. Deutschland hat ganz sicher nicht die lächerliche Zahl von 1,5 Mio. „Corona-Fälle“, sondern 6mal soviele oder noch mehr. Das zeigt doch, auch da wiederhole ich mich zu x-ten Mal, wie ungefährlich Corona für die Gesamtgesellschaft ist.

Heinrich Mann hat seinen Roman im Juli 1914 abgeschlossen (publiziert 1918). Hoffen wir nur, dass dies kein Omen für die Coronazeit und unsere heutigen Konformisten und autoritären Charaktere ist.

Der Übergang von der Disziplinargesellschaft Foucaults zur Kontrollgesellschaft von Deleuze hat einige Jahre gedauert. 2020 zeigte, wie der Hygienestaat die antidemokratische Kontrollgesellschaft durchzusetzen vermag. Kein Aufstand nirgends, keine brennenden Barrikaden nirgends, die Antifa klatscht Merkel Beifall und Nazis wie einige linke Volltrottel suhlen sich in ihren antisemitischen Verschwörungsmythen, denen sie seit dem 11. September und noch viel länger anhängen.

Doch einige Einzelhändler*innen wachen jetzt auf, weil sie überhaupt keinen Ausweg mehr sehen. Und es bleibt zu hoffen, dass die Ständige Vertretung in Berlin bei ihrem Hausverbot für Angela Merkel, Olaf Scholz, Michael Müller & Co. bleibt. 2008 hatte ich in der Ständigen Vertretung, direkt an der Spree, idyllisch großstädtisch, eine Art Job Interview für eine große Universität in den USA – und bekam den Job. Das würde ich das nächste Mal gerne wieder so machen, doch dafür muss die Ständige Vertretung offen sein.

Happy New Year 2021.

 

Update, 18 Uhr: in Frankfurt am Main gab es 2020 sage und schreibe 0,79 Prozent mehr Tote als 2019, exakt 7596 (2020) beziehungsweise 7536 (2019).

Also 60 Tote mehr als 2019. Offiziell gibt es aber, Stand 06.01.2021, 385 Covid-Tote in Frankfurt am Main. Da kann etwas nicht stimmen, denn die Bevölkerung hat von 2019 bis 2020 auch noch zugenommen, es gibt aber nur 60 Tote mehr als 2019, doch angeblich 385 Covid-Tote (fast alle in 2020, da Stand 06.01.2021).

Schauen wir uns an, an was für Krankheiten 2017 in Frankfurt am Main gestorben wurde:

Todesursache II C00-C97

II C00-C97 klingt kryptisch und ist hochgefährlich. Denn diese internationale statistische Klassifikation von Krankheiten steht für „bösartige Neubildungen (Krebs)“, wie aus dem Statistikband hervorgeht. II C00-C97 ist damit in knapp 28 Prozent der Fälle die Todesursache der Frankfurter gewesen – in absoluten Zahlen traf es 1533 Menschen. Wer es detaillierter mag: Mit 9,3 Prozent liegen Krebsarten vorn, die die Verdauungsorgane befallen, es folgen Atmungsorgane (6,5) und Harnorgane (1,8); die übrigen Fälle, 10,1 Prozent, werden unter „Sonstige“ summiert. Mehr Tote als bei II C00-C97 finden sich nur in Kapitel IX des Morbiditätsregisters. Dort werden Krankheiten des Kreislaufsystems zusammengefasst, an denen 2017 exakt 2076 Menschen starben; das entspricht einer Quote von 32,4 Prozent aller Todesfälle. Auch dazu gibt es noch präzisere Angaben. Demnach trat I20-I25, „Durchblutungsstörung des Herzens“, in 15,2 Prozent der Fälle auf, ein „akuter Herzinfarkt“ war für 4,5 Prozent der Todesgrund. Die übrigen Todesursachen der insgesamt fast 6000 statistisch erfassten Verstorbenen im Jahr 2017 waren „Krankheiten des Atmungssystems“ (507), „psychische und Verhaltensstörungen“ (347), „Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen“ (276), „Krankheiten des Verdauungssystems“ (260) sowie „Sonstige“ (989).

Allein 2017 starben in FfM 507 Menschen an „Krankheiten des Atmungssystems“. Verglichen mit 2019 starben 2020 insgesamt nur 60 Menschen mehr in Frankfurt, obwohl die Bevölkerung um einige Tausend anwuchs (am 30.06.2019 lebten 752 321 Menschen in Frankfurt/Main, am 30.06.2020 waren es schon 758 917). Wie kommt es zu den angeblichen 385 Coronatoten, wenn es 2017 insgesamt an allen Atemwegserkrankungen 507 Tote gab, aber 2020 nur 60 Tote mehr als im ganzen Jahr 2019?

Das sollte weiter zu denken geben, was hier vor sich geht, wer hier Tote als Covid-Tote deklariert, obwohl das womöglich nicht die Todesursache gewesen war. Mit solchen unsagbaren Tricks wird diese Gesellschaft in Atem gehalten und zerstört.

In jedem Fall wird in Jahrzehnten keine Historikerin und kein Historiker auch nur im minimalsten Ansatz verstehen können, warum 2020 die Innenstadt von Frankfurt am Main wie leergefegt war und die Menschen wie Verrückte alleine in ihren Wohnungen und Häusern hockten und den irrationalsten Politiker*innen seit 1945 24/7 lauschten und viele schon vom Zuhören krank wurden.

 

 

Kein Quentchen linker Gesellschaftskritik

Das Buch „Deutschland rechts außen“ von Matthias Quent verharmlost die deutschen Zustände und die rechte Gefahr

Von Dr. Clemens Heni, 16. August 2019

Der Publizist Thomas Ebermann kritisiert in seinem Buch „Linke Heimatliebe. Eine Entwurzelung“ von 2019 den Thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und schreibt:

„Präsident Steinmeier hatte zum Tag der Deutschen Einheit gesagt: ‚Diese Sehnsucht nach Heimat dürfen wir nicht denen überlassen, die Heimat konstruieren als ein ,Wir gegen Die‘, als Blödsinn von Blut und Boden.‘ Einer der Ersten, die ihm beipflichteten, war der damalige Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir. Er lobte, ‚dass der Bundespräsident den Heimatbegriff positiv setzt und nicht denen überlässt, die unsere Republik schlechtreden und unser Land spalten‘. Und auch Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow lässt sich die Heimat ‚von keinem Nazi wegnehmen‘ und erteilt jeder kritischen Reflexion darüber vorab eine Absage: ‚Da bin ich stur‘.“

Diese Sturheit Ramelows, wenn es ums Eingemachte geht, zeigte sich besonders drastisch, als er 2016 „antideutschen“ Antifas, die eine Aktion vor dem Haus von AfD-Führer Björn Höcke in Bornhagen ankündigten, Nazi-Methoden und Arroganz vorwarf.

Ebermanns Kritik am Heimatbegriff ist deshalb so bedeutsam, weil er ja explizit die Linken oder Ex-Linken oder Noch-Nie-Linken im Visier hat wie Dieter Dehm, Christoph Türcke, Sarah Wagenknecht oder den Autoren des Neuen Deutschland Roberto J. De Lapuente. Ebermann bezieht sich auf den „Thüringen Monitor“ von 2018 und stellt fest:

„Seit dem Amtsantritt der – damals bundesweit ersten – rot-rot-grünen Landesregierung im Jahr 2014 sind fremdenfeindliche und rassistische Einstellungen im Freistaat stetig und massiv angestiegen, in manchen Bereichen gar um ein Drittel. Warum? Auch darauf bietet die zitierte Studie Antworten: 96 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen ihre Heimat ‚wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘ sei.“

Was sagt nur Matthias Quent, der ebenso den „Thüringen Monitor“ heranzieht?

„Von einem gänzlich braunen Osten jedenfalls kann keine Rede sein: 48 Prozent der Thüringer Bevölkerung ordnet sich 2018 selbst als ‚links‘ ein, 31 Prozent in der Mitte.“

Matthias Quent ist ganz optimistisch, wie es sich für einen NGO-Aktivisten gehört: Er ist Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena, das von der Amadeu Antonio Stiftung getragen und von der thüringischen Landesregierung mit verschiedenen Fördertöpfen co-finanziert wird.

Es geht um das neue Buch von Matthias Quent: „Deutschland rechts außen – Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können“ (Piper Verlag, August 2019, ich zitiere nach der E-Book Ausgabe).

 

Quent hat über den Rechtsterrorismus des NSU promoviert, er hat aber offenkundig wenig Erfahrung mit der Analyse der Neuen Rechten und der politischen Kultur insgesamt, er ist 33 Jahre alt (Jg. 1986, DDR) und das lässt er die Leser*innen auch spüren.

Die Bevölkerung driftet nicht nach rechts. 2001 haben sich im ‚Thüringen-Monitor‘ 4 Prozent der Befragten als ‚rechts‘ eingeordnet, zugleich lag der Anteil rechtsextrem eingestellter Menschen in Thüringen bei 25 Prozent. 2018 lag der Anteil der rechtsextrem Eingestellten bei 20 Prozent – genauso hoch wie der Anteil derer, die sich selbst als ‚rechts‘ einordnen. Das bedeutet: Das rechtsradikale Potenzial war immer da. Nur die Menschen betrachteten sich damals nicht als rechts.“ (Herv. CH)

Man muss sich das in Ruhe durchlesen, um den Wahnwitz zu verstehen. Demnach haben sich 2001 4 Prozent der Befragten in Thüringen als „rechts“ betrachtet, es gab aber 25 Prozent Rechtsextreme. 2018 nennen sich gleich 20 Prozent als „rechts“ was mit dem Prozentsatz der Rechtsextremen in diesem Bundesland übereinstimme. Das seien weniger als 2001 (25%) und also ein Fortschritt.

Die AfD bekam 2014 10,9% bei der Landtagswahl in Thüringen, derzeit steht sie in Umfragen wie vom 30. Juli 2019 (infratest dimap) vor der Wahl am 27. Oktober bei 24%, nur einen Prozentpunkt hinter den führenden Linken und vor der CDU, die SPD kommt auf 8%. Doch Quent sagt apodiktisch: „Die Bevölkerung driftet nicht nach rechts“. Wer will diesen Wahnsinn verstehen?

Die AfD könnte stärkste Partei werden, 2001 gab es sie noch gar nicht, und der Autor fabuliert davon, Thüringen würde nicht nach rechts „driften“. Es ist salonfähig, sich völlig ungeniert als „rechts“ zu definieren. Das ist die politische Katastrophe, der wir uns bewusst sein sollten. Nur NGO-Aktivisten, die selbst vom Staat finanziert werden, mögen das anders sehen.

Diese extrem dramatische Situation verniedlicht der Nachwuchs-NGO-Aktivist, der als Soziologe firmiert, aber eine Analyse der Gesellschaft ist seine Sache nicht.

Mit einem Schönreden der Situation in Thüringen, einem Hohelied auf die Heimat und auf Bodo Ramelows (Die Linke) Landesregierung in dem Buch von Matthias Quent –

„Die zivilgesellschaftlichen Demokratisierungsbemühungen zeigen Wirkung und wurden durch die rot-rot-grüne Landesregierung unter Bodo Ramelow (Die Linke) seit 2014 weiter verstärkt. Insgesamt 1,5 Millionen Euro wurden bereitgestellt, um Opfer und Hinterbliebene des NSU-Terrorismus zu entschädigen. Georg Maier (SPD) ist der erste Thüringer Innenminister, der lernbereit neue Wege geht, um die Handlungsspielräume von Neonazis einzuschränken. Professionelle und unabhängige Beratungsangebote für Betroffene rechter Gewalt und für Akteure, die sich gegen Rechtsradikalismus einsetzen, festigen demokratische Kompetenzen.“ –

kann man die Nazis nicht besiegen, vielmehr spielt man deren Spiel.

Quent ist offenbar wie Ramelow ein Heimatschützer der durchaus typisch ostdeutschen Art, wie es scheint:

„Fakten und Beispiele aus meiner Heimat Thüringen widerlegen ebenfalls das Klischee des braunen Ostens. Noch vor etwa zwanzig Jahren war Jena, die Stadt, in der ich lebe und arbeite, eine Hochburg des Rechtsradikalismus. Überfälle und Aufmärsche von Neonazis waren an der Tagesordnung.“ (Herv. CH)

 

Vor 20 Jahren gab es noch keine AfD, die jetzt kurz davor steht, stärkste oder zweitstärkste Kraft in Sachsen, Brandenburg (Landtagswahl am 1. September) und Thüringen zu werden. Mit Björn Höcke hat Thüringen einen der gefährlichsten rechtsextremen Agitatoren seit 1945. So klar sich Quent gegen die AfD ausspricht und sie bekämpfen möchte, so unglaublich selbst-verliebt und stolz ist er auf sein Thüringen und auf den Osten allgemein. Da wird einem regelrecht schwindelig, wenn einer ernsthaft behauptet, der Osten würde nicht nach rechts driften, wo doch die AfD, die mit Neonazis kooperiert, wie er selbst zeigt, fast stärkste Partei ist oder werden wird. Das so grotesk klein zu reden, wie Quent das tut, ist gefährlich oder zeugt von einem Realitätsverlust.

Dabei hat er ein paar ganz wenige gar nicht so schlechte Sätze in dem Buch, z.B. wenn er sich gegen den Kollegen Thomas Wagner wendet, der wie die Querfront mit Rechten redet und Gemeinsamkeiten von antiimperialistischen Linken und Neonazis sucht. Oder wenn er das Phantasma des gemeinsamen Kampfes von Ostdeutschen und Muslimen oder Migranten gegen die bösen Wessis kritisiert, ohne gleichwohl Namen zu nennen.

Er erwähnt die problematischen Ermittlungen zum NSU-Terror und die Involviertheit des Verfassungsschutzes, geht in einem super Schnelldurchlauf auf neu-rechte Einrichtungen wie das Institut für Staatspolitik oder die Ein Prozent-Bewegung ein, auf die Kreml-Nähe des Neonazis Manuel Ochsenreiter, der bis Januar 2019 Mitarbeiter von Markus Frohnmaier im Deutschen Bundestag war. Das sind alles keine neuen Informationen, die zudem von anderen AutorInnen schon deutlich pointierter und detaillierter und zumal analytischer gefasst worden sind.

Ein Beispiel dafür, was es heißt, sich als „links“ zu bezeichnen oder SPD-Mitglied in Thüringen zu sein, sei im Folgenden etwas näher erläutert, denn auch dazu schweigt Matthias Quent. Denn irgendwie exemplarisch für Thüringen vielleicht auch der Abstieg des ehemaligen Jenaer Oberbürgermeisters Albrecht Schröter (SPD). Der hatte (verdient) Ärger wegen seiner Unterstützung eines Israel-Boykotts von pax christi und gelegentlicher zumindest als antisemitisch deutbarer Äußerungen. So weit so schlimm.

Aber er erntete damit immer Kritik, auch vor Ort. Unterstützt wurde er allerdings von Bodo Ramelow. 2018 verlor Albrecht Schröter sein Amt an Thomas Nitzsche (FDP) und heuerte danach bei einer „Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ in BaWü als Geschäftsführer an. Die Stiftung sollte aktuell in Lindau am Bodensee nach der ultimativen Friedensformel suchen. Albrecht Schröter allerdings verlor seinen neuen Posten recht schnell wieder, weil er mit seiner Vorgeschichte nicht mehr als politisch neutral genug für die Stiftung und ihre Friedenssuche galt, man stritt sich vor Gericht.

Und jetzt kommt die Pointe: Albrecht Schröter wandte sich in einem Schreiben, das ausgerechnet das antizionistische Kampfblatt Der Semit unter der Überschrift „Wie kann der Einfluss der Israellobby gestoppt werden?“ publizierte (und wieder löschte), an seine „Freundinnen und Freunde“, um seine Sicht der Dinge darzulegen.

Er klagt darin über einen Blog-Beitrag der Amadeu Antonio Stiftung, der ihn den Job gekostet hätte, weil er „im Vorfeld meiner (leider erfolglosen) Wiederwahl und … seitdem bei Google unter ‘Albrecht Schröter – Israel‘ immer ganz oben [steht]. Das muss wohl irgendwer finanzieren… Es ist mit Händen zu greifen, dass hier von Seiten der Israel-Lobby auf den Stiftungsvorstand massiv Einfluss genommen worden ist.“

Und wenig später noch einmal wieder die Andeutung, „Ich denke, jeder von Euch weiß, wer hier die Feder geführt hat.“ Und mit diesen Äußerungen, die ja nicht „nur“ ungeheuer dumm sind, eines immerhin Ex-Oberbürgermeisters einfach intellektuell unwürdig, sondern tatsächlich kaum verhüllter Antisemitismus, erregte Albrecht Schröter einerseits kaum mehr Aufsehen, ein Parteiausschlussverfahren hat offenbar niemand angestrengt, andererseits dokumentieren sie aber auch, wie tief gesunken er selbst ist – ohne es zu merken oder sich einzugestehen.

Zu Zeiten seiner „pax christi“-Skandale wäre ihm wohl selbst nie in den Sinn gekommen zu fragen: „Wie kann der Einfluss der Israellobby gestoppt werden?“, heute ist das eben auch für ihn offenbar völlig normal. Das politische Klima (nicht nur) in Thüringen hat sich geändert und mit ihm die/manche Menschen, die wiederum es beeinflussen usw. …

Soviel zum „linken“ Jena oder jenen, die sich ganz bestimmt nicht als rechts oder problematisch definieren in Thüringen.

Völlig Absurd, aber typisch für weite Teile der herkömmlichen und NGO-mäßigen Anti-Nazi-Szene ist Matthias Quents Herunterspielen des Islamismus, der als „religiöse Form“ des „Rechtsradikalismus“ definiert wird. Wirkliche Empathie mit den 3000 zerfetzten, pulverisierten oder verbrannten Opfern des 11. September 2001 oder den Opfern jihadistisch-islamistischer Massaker in einem jüdischen Supermarkt, der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo oder den Konzertbesuchern im Club Bataclan im Jahr 2015 in Paris oder den vom Jihadisten Anis Amri zu Tode gefahrenen Weihnachtsmarktbesucher*innen in Berlin vom Dezember 2016, hat Matthias Quent nicht.

Hingegen schreibt er völlig ernsthaft und mit Nachdruck:

„2018 wurden nach Europol-Daten in der gesamten EU 62 Menschen durch Terrorismus getötet. Jedes einzelne Opfer ist eines zu viel. Um die Verhältnismäßigkeit zu wahren, müssen wir uns dennoch vor Augen führen, dass in Europa jedes Jahr 400 000 Menschen vorzeitig durch den Einfluss von Feinstaubbelastungen sterben, allein in Deutschland rund 66 000. In Deutschland sterben jährlich etwa 15 000 Menschen an Krankenhauskeimen. Im Jahr 2017 kamen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland 1077 Menschen im Verkehr durch zu schnelles Fahren ums Leben, 60 079 wurden verletzt. 231 Menschen starben bei Alkoholunfällen. Politik und Medien übertreiben die Gefahr durch den Terrorismus massiv, um von der Angst zu profitieren. Der islamistische Terrorismus kostete seit 1990 in Deutschland vierzehn Menschen das Leben. Verheerende Anschläge in anderen Ländern, etwa in Sri Lanka zu Ostern 2019 mit mindestens 250 Todesopfern, verbreiten jedoch auch weit entfernt Angst und Hass. Trotz der hierzulande vergleichsweise geringen Opferzahl ist Terrorangst darum eines der wichtigsten Mobilisierungsthemen der radikalen Rechten.“

Wer den Unterschied zwischen politischem Terrorismus und islamistisch motivierten Massakern und Verkehrsunfällen oder sonstigen industriegesellschaftlichen Massenphänomenen wie Keimen in Krankenhäusern nicht kennt, sollte erstmal ein seriöses Studium machen, bevor er „Direktor“ eines Forschungsinstituts oder einer zivilgesellschaftlichen NGO wird – und dabei gar von führenden Professor*innen beraten wird.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum der Zentralrat der Muslime im Kuratorium des Jenaer Instituts von Quent sitzt (zur Kritik am Zentralrat der Muslime siehe z.B. hier). Was die „wissenschaftlichen Beiratsmitglieder“ Gideon Botsch, Wolfgang Frindte, Britta Schellenberg, Oliver Decker, Susanne Schröter, Lars Rensmann oder Samuel Salzborn (und die anderen Mitglieder) dazu beziehungsweise zu dieser Studie des Vordenkers des Jenaer Instituts insgesamt sagen, ist nicht bekannt.

Zentrale Begriffe der Forschung wie „sekundärer Antisemitismus“, „Israel bezogener Antisemitismus“, „Antizionismus“ oder „Jihad“ sucht man in der Publikation Quents vergeblich.

Hingegen wird Gerhard Schröder wegen seiner angeblich anti-rechten Politik und seinem „Aufstand der Anständigen“ gefeiert, ohne auf seine deutsch-nationale Ideologie wie die Einladung des antisemitischen Starschriftstellers Martin Walser am 8. Mai 2002 ins Bundeskanzleramt auch nur en passant einzugehen.

Quent schreibt:

„Der Anschlag in Düsseldorf und zahlreiche weitere Vorfälle waren Anlass dafür, dass der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den ‚Aufstand der Anständigen‘ ausrief. In den folgenden Jahren änderte sich der staatliche Umgang mit Antisemitismus, Rassismus und Rechtsradikalismus. Der Bund (und nach und nach auch die Länder) unterstützten zivilgesellschaftliche Aktivitäten für demokratische Kultur verstärkt. Dadurch verbesserte sich die Situation vielerorts deutlich.“

Kritische Soziologen und Politologen wie Andrei S. Markovits von der University of Michigan haben gerade die rot-grüne Regierung Schröder/Fischer (1998–2005) für eine neue Unverschämtheit gegenüber Juden, Israel und der deutschen Geschichte kritisiert. Davon weiß Matthias Quent rein gar nichts. Auch der erste Angriffskrieg Deutschlands nach 1945 passierte unter Rot-Grün, 1999 gegen Jugoslawien, wo Fischer auf perfide Weise Auschwitz instrumentalisierte und auf den Balkan verlegte.

Ähnlich desolat wird es, wenn sich Quent mehrfach auf den amerikanischen Historiker Timothy Snyder bezieht. Dieser war im Jahr 2010 mit seiner als antisemitisch kritisierten Studie Bloodlands hervorgetreten, wo er den Nationalsozialismus und den Stalinismus auf eine Stufe stellt. Snyder macht sich darin gleich zu Beginn über die deutschen Juden, die Opfer des Holocaust geradezu lustig, weil es doch prozentual so wenige seien verglichen mit den osteuropäischen Opfern. Er schrieb wörtlich, dass die meisten deutschen Juden, die 1933 lebten, eines „natürlichen Todes“ gestorben seien. Da lachen Neonazis herzhaft!!

Snyder spielt insgesamt den Antisemitismus herunter und leugnet die Präzedenzlosigkeit von Auschwitz, da Stalin das Morden 1932 begonnen habe. Das ist ja auch die Ideologie von Joachim Gauck und der „Prager Deklaration“, wovon man natürlich bei Quent nichts erfährt. Die Erwähnung des Antisemitismus ist fast immer nur additiv und kommt zum Beispiel via der Agitation der Rechten gegen George Soros vor, doch auch da gibt es deutlich bessere Analysen dieser antisemitischen Verschwörungsmythen. Bei Snyder ist der Fokus auf Russland typisch für die antikommunistisch-antisemitische Literatur seit Jahrzehnten, nur gibt es mit Snyder jetzt einen Superstar der Historiographie. 2015 legte er nach und sein Buch „Black Earth“ wird von Quent mehrfach affirmativ zitiert:

„Der Historiker Timothy Snyder hat in seinem Buch Black Earth die Ursachen des Holocausts aufgearbeitet und schließt daraus: Der Holocaust kann sich wiederholen“, „Bereits 2015 warnte der Historiker Timothy Snyder davor, dass sich der Holocaust wiederholen könnte, wenn eine Gruppe von Menschen zum Sündenbock erklärt wird, durch deren Vernichtung eine drohende Klimakatastrophe verhindern werden könnte.“

Dabei spielt Snyder den Antisemitismus (nicht zuletzt Polens) herunter und ignoriert weite Teile der Holocaust- bzw. Shoah-Forschung. Die Studie kulminiert in der den Holocaust als singuläres Ereignis leugnenden Dystopie Snyders, der zukünftige ökologisch motivierte Holocausts herbeischreibt. Dabei hat kein Land der Erde derzeit vor, ein Volk oder eine Gruppe von Menschen aus dem einzigen Grund, dass es dieses Volk oder diese Gruppe von Menschen ist, auszulöschen – bis auf Vernichtungsdrohungen gegen Israel wie von der Islamischen Republik Iran oder arabischen Antisemiten aller Art.

Aber Klimakatastrophen und ihre schrecklichen Folgen, auch Kriege, die wegen Wasserarmut oder Dürren etc. kommen werden, haben überhaupt gar nichts mit dem Holocaust zu tun. Diese Universalisierung der Shoah (Shoah ist auch Wort, das bei Quent nicht vorkommt) ist antisemitisch, in effect if not intent.

Der Historiker Omer Bartov hat 2016 „Black Earth“ von Timothy Snyder im The Chronicle of Higher Education auseinandergenommen, die oben erwähnte antikommunistisch-antisemitische Dimension Snyders kritisiert und festgehalten:

„Here Snyder’s idea of ‘double occupation’ is applied to reinforce the idea of state collapse. Examined from the perspective of contemporary discourse in much of post-Communist Eastern Europe, one cannot avoid seeing the link of this idea to the popular ‘double genocide’ theory. According to this theory, while the Germans murdered the Jews (with some help from local ‘bad apples’), the Soviets, closely associated in people’s minds with the Jews, murdered the ‘indigenous’ population. ‘Double genocide’ is nothing but a rehashing of the idea of Judeo-Bolshevism, the canard that Communism and the Soviet Union were a Jewish project, which was used to justify the killing of Jews during the war. And while Snyder rightly dismisses the idea of Judeo-Bolshevism as a Nazi myth, he also embraces the idea that the rapid mass killing of Jews by the Germans in areas previously occupied by the Soviets was largely the result of Soviet policies such as mass deportation and the murder of real and imagined opponents. In other words, Snyder repeatedly suggests that the Soviets bear a major responsibility for the Holocaust (and he says nothing about the fact that the killing was ended only by the costly victory of the Red Army over the Wehrmacht).”

Bartov resümiert seine Besprechung von Snyders “Black Earth”, einem Buch, das Matthias Quent wie vielen anderen ganz normalen Deutschen so gut gefällt:

“Written with flair, imagination, and rare confidence on a topic that has baffled so many, Black Earth is a good example of how not to write a history of the Holocaust.”

Eventuell hat Matthias Quent publizistische Stärken. Wenn dem so ist, hat er sie jedenfalls in seinem neuen Buch enorm gut versteckt. Noch nicht einmal die antisemitische Parole der Partei „Die Rechte“ und anderer Neonazis in Dortmund vom Mai 2019: „Israel ist unser Unglück“, wird erwähnt, dabei hat Quent sehr wohl aktuelle Beispiele bis in den Sommer 2019 hinein.

Das Buch „Deutschland rechts außen“ ist ohnehin kein Buch, sondern ein Antrag auf mehr Fördergelder beim Freistaat Thüringen und der Amadeu Antonio Stiftung.

Der Kampf gegen rechts ist extrem wichtig, man sollte ihn nicht heimattümelnden Autoren überlassen, die den Antisemitismus, die Neue Rechte, Heimatwahnsinn, den Islamismus oder das Sommermärchen von 2006 kleinreden oder völlig ignorieren. Auf dem bemerkenswert schlecht gemachten Cover des Buches ist ein verschwommenes Meer aus Deutschlandfahnen zu sehen, doch eine Kritik an Deutschland, vom Fußball-Nationalismus ganz zu schweigen, ist in dieser Publikation gerade nicht zu finden.

Was lernt man? Tote durch Alkoholunfälle sind schlimmer als Opfer des Jihad. Da lacht Mohammed Atta.

Auf diese Weise kann man vielleicht den Zentralrat der Muslime zum Freund haben, aber die Neue Rechte und die AfD bekämpft man so gerade nicht.

Die ganze anti-linke und Anti-Antifa-Agenda zeigt sich in diesem Schrei nach dem Bundesverdienstkreuz durch Matthias Quent, womit ich schließen möchte:

„Doch es geht nicht um links gegen rechts. Es geht um die Verteidigung der Grundpfeiler der liberalen Demokratie und die Werte des Grundgesetzes an sich.“

 

Herzlichen Dank an Thomas Weidauer für sachdienliche Hinweise.

©ClemensHeni

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner