Von Dr. phil. Clemens Heni, 19. März 2021

Demokratie, Diversität, Wissenschaftlichkeit, Ungehorsam, Verhältnismäßigkeit und namentlich Kritik an der Coronapolitik sind Begriffe, die tagtäglich von der Politik und den Medien diffamiert, ignoriert oder umgedeutet werden. Ein Wort hingegen kommt jeden Tag in der Tagesschau oder dem Deutschlandfunk und allen Medien: „Die Zahlen“. Damit sind immer die Zahlen der positiv auf ein Virus getesteten Personen gemeint. Völlig substanzlos werden diese Zahlen zu den größten Einschränkungen, die jeder und jede einzelne von uns in dieser  Form jemals in der Geschichte der BRD (oder der DDR) erlebt hat, verwendet.

Da Merkel und die Politik planen, den Lockdown, den Test-, Abstands- und Maskenwahnsinn de facto unbegrenzt zu verlängern, gilt es, die aktuellen Zahlen nüchtern zu betrachten.

Das DIVI Zentralregister gibt einen Überblick über die Belegung der Intensivbetten in Krankenhäusern. Auch Zahlen über die freien Betten und die beatmeten Covid-19-Patient*innen liegen bundesweit und pro Bundesland vor. Man kann sich die Zahlen ganz einfach hier in den „Tagesreports“ anschauen.

Nehmen wir die Entwicklung der Zahlen seit dem 18. Oktober 2020 bis zum 18. März 2021. Man sieht den Beginn der Grippesaison Ende Oktober und Anfang November. Während am 18.10 nur 354 Menschen wg. Corona auf ICUs (Intensive Care Units) beatmet wurden, waren es einen Monat später am 18.11 bereits 2024. Am 18.12 waren es 2603 Menschen, und am 18. Januar 2869. Bis zum 18. Februar fiel die Zahl ganz enorm auf 1806 Patient*innen, die wg. Corona beatmet wurden. Ob hierbei vor allem alten Menschen ein würdevolles Sterben auf einer Palliativstation im Altersheim oder im Krankenhaus gestohlen wurde, steht auf einem anderen Blatt. Für ein Krankenhaus wird es sich finanziell rentieren, möglichst viele C-Pat. zu haben bzw. als solche zu registrieren, auch das harrt der medizinischen und medizinsoziologischen Analyse und Kritik.

Am 18. März 2021, gestern, lag die Zahl der beatmeten Patient*innen auf ICUs bei nur noch 1589 Personen. Sprich: Von Mitte Januar bis Mitte März hat sich die Zahl fast halbiert, von 2869 auf 1589. Schon im Januar gab es keinerlei Notstand in den Krankenhäusern. Es gab zu jedem Zeitpunkt Tausende freie Betten, sowohl zur Beatmung, als auch auf den allgemeinen Intensivstationen und den sonstigen normalen Stationen.

Faszinierend oder schockierend ist eine andere Zahl: die Abnahme der freien Betten bei Rückgang der Patient*innen. Wie? Das haben Sie noch nie in der Tagesschau gehört? Das ist eines der Phänomene, die womöglich selten betont werden: Am 18. Oktober 2020 gab es 9361 freie Betten auf Intensivstationen bei 20.662 belegten ICU Betten. Am 18. März 2021 gab es weniger Patienten, 20.582, aber extrem viel weniger freie Betten: nur noch 3526!

Am 18. März 2021 gab es insgesamt 80 Patient*innen weniger auf Intensivstationen (20582) als am 18. Oktober 2021 zum Beginn der Herbst/Winter-Grippesaison. Am 18.03.21 gab es aber frappierende 5835 weniger freie Betten auf Intensivstationen! Wo sind diese Betten hin? Beziehungsweise wo ist das Pflegepersonal für diese 5835 Betten hin? Wurden die alle positiv auf das Virus getestet und liegen symtpomfrei auf dem Sofa, haben einen Schnupfen, etwas Halsweh? Alle? Oder wurden Betten verschrottet, verkauft, verschenkt und medizinische Fachkräfte entlassen oder in Kurzarbeit geschickt? Wie kann es sein, dass 5835 Betten innerhalb weniger Monate einfach fehlen? Ich hatte diese Frage schon letztes Jahr gestellt, und sie stellt sich jetzt wieder mit Nachdruck.

Wichtig ist: Es gibt am 18. März 2021 nur noch ca. halb so viele beatmete Covid-19-Patient*innen in Krankenhäusern wie Mitte Januar 2021. Also gute Nachrichten. Zu gut für Angela Merkel, die behaupten wird, am kommenden Montag, dass wir eine „dynamische Situation haben und Vorsorge besser ist“ bliblablup. Dieses Floskelgeschwätz kann kein selbst denkender Mensch mehr hören. Aber Spiegel- und ARD/ZDF-Süddeutsche-Redakteur*innen fiebern diesem Floskelgeschwätz entgegen, Klabauterbach hat schon feuchte Hände vor Aufregung (zudem: wird Spahn doch entlassen und er bekommt den Job der Jobs?).

Vom 4. März bis zum 18. März 2021, zur Zeit der mega ultra hardcore extrem krassen Verbreitung der unglaublichsten aller britischen, neuseeländischen, brasilianischen, südafrikanischen, bayerischen, schwäbischen und zumal Nordsee-Mutanten von SARS-CoV-2 hat sich die Zahl der Patient*innen, die auf Intensivstationen wegen Covid-19 beatmet wurden von 1594 auf 1589 reduziert. So was nennt man bei der Tagesschau oder Frankfurter Allgemeinen vermutlich „exponentielles Wachstum“. Für Merkel ist es eine „dynamische Situation“, die es rechtfertigen wird, die Menschen weiter einzusperren, alle Restaurants, Theater, Kinos, Fußballspiele, Hotels, Massagesalons etc. zu schließen, kein Osterurlaub nirgends.

Der Rückgang der „Zahlen“ hatte schon im März 2020 zum Lockdown geführt, das wird auch im März 2021 passieren. Damals war es der Rückgang der „Neuinfektionen“, die bis heute fast alle keine sind, je mehr man testet, desto mehr „Fälle“ gibt es. Aber die wirklich entscheidenden Zahlen sind die Intensivbetten-Auslastungen. Und die war zu keinem Zeitpunkt seit März 2020 ein Problem. Noch weniger die Auslastung der ICUs mit Beatmungsgeräten (über deren Nutzen gesondert und medizinisch seriös diskutiert werden müsste).

Es wird noch viel zum linken Intellektuellen Peter Brückner zu sagen sein, ich hatte es in einem Text vor einigen Tagen bereits angedeutet. Soviel nur für heute:

Barbara Sichtermann schrieb im Januar 2008, vom Verlag Klaus Wagenbach 2018 neu aufgelegt, ein Vorwort zu dem Buch von Peter Brückner „Ungehorsam als Tugend“. Darin analysiert Sichtermann, dass Brückner seine „Studenten  an die ‚Pathologie des Gehorsams‘, eine endemische deutsche Krankheit“ erinnerte.

Diese „endemische deutsche Krankheit“ des „pathologischen Gehorsams“ ist im März 2020 wieder als Epidemie ausgebrochen.