Von Dr. phil. Clemens Heni, 12. März 2022

Der Philosoph Günther Anders wäre heute sicherlich einer der reflektiertesten Gesprächspartner, wenn es um Corona oder den Ukraine-Krieg geht. Er war der erste, der das Monströse, eigentlich Unaussprechbare der menschlichen Selbst-Vernichtung via Atombombe auf den Punkt brachte. Er war marxistisch, aber entgegen dem linken Mainstream und ganz ähnlich wie Adorno, Horkheimer und Marcuse, die ihn zu oft links liegen ließen, ein Fortschritts- und Technikritiker.

Günther Anders kannte sich mit Kafka, Döblin und Kant so gut aus wie mit dem Fernsehen, dem Leben ohne Führerschein in den USA, er war ein Vietnam-Krieg-Kritiker, sah in der Gewalt gegen Atomanlagen durchaus eine Option links-autonomen Widerstands in den 1980er Jahren und hat schließlich all die Debatten über Transhumnanismus, das World Economic Forum und die Herrschaftsfantasien der Technokraten, Bürokraten und Fetischist*innen biopolitischer und digitaler Totalkontrolle vorweggenommen, schon Mitte der 1950er Jahre:

Die Antiquiertheit des Menschen.

Günther Anders analysierte den Übergang vom „Mensch ohne Welt“, der Realität der Monaden, die vom Kapitalismus nicht erst um 1930 herum atomisiert wurden und dann via ATOMbombe auch wortwörtlich pulverisiert wurden und bis heute werden können, hin zum „Mensch ohne Welt“, also er zeichnet intellektuell den Weg der Arbeitslosen und Nutzlosen in „Berlin Alexanderplatz“ hin zu einer „Welt ohne Mensch“ nach Hiroshima und Nagasaki und der Technisierung der Welt nach. Lange vor den Cyberfantasien der Technokraten und Militärs hat Anders alles antizipiert und kritisiert.

Zu Auschwitz und dem Holocaust hat sich Anders viel mit der deutschen Philosophie beschäftigt. Seine oft in Parabeln oder Geschichten, Selbst-Interviews gestalteten Texte bieten viel Stoff zu Diskussionen und üben Kritik, wo sie viele grade nicht vermuten. Er berichtet in seinen 1982 veröffentlichten „Ketzereien“ von einem Besuch in der KZ Gedenkstätte Mauthausen:

Lager Mauthausen. Augustnachmittag

Der amerikanische Collegeprofessor R., Pastorensohn, Thomasiusspezialist, und ich stiegen die entsetzliche Felsentreppe hinauf, über deren nicht endenwollende Stufen vor dreißig Jahren die Lagerinsassen von hinten zur Eile angetrieben, ächzend die riesigen Brocken aus dem Steinbruch hatten hinaufschleppen müssen. Als wir schnaufend (obwohl unbeladen) oben standen, warf R. einen Blick zurück in die Tiefe und stöhnte, seinen Kopf schüttelnd:

‚Daß diese Schinder die Urenkel oder Ururenkel von Kant gewesen sind!‘

Beinahe hätte ich ihn Schafskopf genannt. (…)

‚Wenn ich Sie recht verstehe‘, meinte er unsicher, ’sind Sie nicht nur von dem Kadavergehorsam der Lager-SS oder der Vietnam-GI’s entsetzt, sondern auch von denen, die Kants phantomhaften und nur ‚konjunktivischen‘ Sittengesetz gehorchen.‘

‚Die Vulgarität der Nazis und den Adel Kants behandle ich natürlich nur sehr ungern als Geschwisterphänomene.‘

‚Aber?‘

‚Hören Sie mir bitte gewissermaßen nur mit halbem Ohr zu! – Eine gewisse Ähnlichkeit kann ich nämlich wirklich nur schwer abstreiten.‘

‚Und worin besteht diese?‘

‚In der Lieblosigkeit. Weder in dem einen noch in dem anderen Falle heißt dasjenige ‚gut‘ oder gilt dasjenige als ‚gut‘, was man einem Mitmenschen antut, weil diesem dadurch Gutes geschieht; oder gar, weil man, wie die deutsche Sprache es so schön ausdrückt, ‚ihm gut‘ ist. Herzlos sind beide. Natürlich übersehe ich nicht die Tatsache, daß in der NS-Diktatur dasjenige als Pflicht betrachtet wurde, was befohlen war. Und daß bei Kant umgekehrt dasjenige befohlen war, was die Pflicht vorschrieb. Aber für Kant galt ja (was man sonderbarerweise vom Nationalsozialismus nicht sagen kann), daß als verboten all das galt, was man aus Neigung, also gerne tat, sogar weil man es aus Neigung tat. Zwar wäre es wahnsinnig, so weit zu gehen zu behaupten, daß bei Kant Moral der Grausamkeit oder der Freude an Grausamkeit oder der Freistellung der Grausamkeit entspringe; nicht ganz falsch wäre es dagegen zu behaupten, daß bei ihm eine grausame Freudelosigkeit, eine Undankbarkeit, eine Mißgunst gegenüber der Neigung vorherrscht. (S. 18 bzw. 25)

Das ist auch eine Form der Dialektik der Aufklärung.

Anders ergänzt mit seinem Werk Horkheimer und Adorno wie kaum ein zweiter. Wer entgegen Kant und den Zeugen Coronas sehr wohl seinen „Neigungen“ nachgehen möchte, sind selbstredend Rock-’n‘-Roller. Vorneweg vorgeblich unpolitische Musiker*innen, auch Spaßvögel, die nicht selten Gesellschaftskritik als Liebe zum Leben, zum selbstbestimmten Leben definieren, komponieren und das laut und schrill hinausschreien. Die Geschichte der Ramones, von Judentum, New York City und Punk-Rock ist das vielleicht bedeutendste und spannendste, auch traurige und tragische Kapitel der Beziehung von Musik und Gesellschaftskritik nach Auschwitz.

Eine der ersten und besten Speed- und Power-Metal Bands ist bekanntlich Helloween, Sie wissen das. Bei uns am Gymnasium gab es Mitschüler, die sofort 1987 T-Shirts mit Helloween-Cover trugen, ich hatte mir im gleichen Jahr die bis heute legendäre Helloween-Platte gekauft:

Und jetzt ist eben der Helloween-Musiker Kai Hansen einer der ganz wenigen – ironischerweise neben NENA, die nicht gerade unter Heavy Metal rubriziert werden kann, aber auch sehr cool den Coronawahn decodiert und attackiert, nicht mitmacht -, der sich gegen die Impfpflicht stellt:

„Es tut mir unendlich leid, was ich ohne Weitblick und einfach aus dem Frust heraus angerichtet habe“, gibt sich Kai Hansen einsichtig. „Ich distanziere mich von jeder politischen Partei, vor allem aber von der AfD. Es war eine unsagbar dumme Tat, in dieser Form auf der Seite etwas zu kommentieren. Der Frust, der mich als einer der Künstler, die sehr stark von dieser Pandemie betroffen sind, geleitet hat, ist sicher verständlich, war aber in der Form falsch. Ich habe einfach Angst vor der Impfung, da zwei Leute aus meinem Umfeld erwiesenermaßen an dieser verstorben sind.“

Der englische Arzt, jahrzehntelange Pfleger und YouTuber Dr. John Campbell hat vor wenigen Tagen die „Pfizer Dokumente“ analysiert, das sind Berichte, die jetzt die amerikanische Zulassungsbehörde FDA per Gerichtsbeschluss (!) herausgeben musste – Freedom of Information Act -, und da sehen wir, was diese ganze Impfpflicht-Bande weiß und wusste. Allein in den ersten drei Monaten der Impf-Kampagne gab es von Dezember 2020 bis Ende Februar 2021 über 1223 Tote,

die nachweislich an der Impfung starben, von den Zehntausenden sonstigen Impfschäden nicht zu schweigen. Ein Horror. Hier kann man sehen, wie Campbell es selbst kaum fassen kann und er ist überhaupt kein Impfgegner, aber ein Mensch, der sich faktenbasiert und medizinisch evidenzbasiert informiert. Campbell ist völlig konsterniert, wie es sein kann, dass solche durchaus lebenswichtigen Informationen über die möglichen tödlichen Konsequenzen einer ganz neuen Art von „Impfung“ nicht sofort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, sondern erst viele Monate später per Gerichtsbeschluss herausgegeben werden müssen. Wer will da was verheimlichen?

Warum aber sind nur Metaller gegen die Impfpflicht und das Infektionsschutzgesetz? Ganz einfach: in unserer Welt gibt es diesen gefühlslosen, lieblosen, eiskalten, bürokratischen Weltbeglückungskantianismus der Pastorensöhnchen – und töchterchen und der anderen Deutschen nicht, weil:

„Heavy Metal (is the Law)“ (Helloween):

Und allen mehr oder weniger fanatischen, irrationalen und unwissenschaftlichen Jusos und Zeugen Coronas sei Folgendes ins Stammbuch geschrieben:

Die Ablehnung einer Impfpflicht ist die wahre Solidarität der Völker, jener, die Heavy Metal hören und der Welt das Wort „Zukunft“ mit Freude und ohne Angst zurufen.