Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Kopftuch

Das idyllische Heidelberg und der Judenhass

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Gibt es eine gleichsam unterirdische Geschichte des Judenhasses von der Heidelberger Romantik um Clemens Brentano, Achim von Arnim, Joseph Görres und anderen Anfang des 19. Jahrhunderts über die Nazi-Zeit und später dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und „Palästina“-Gruppen der 1968er Zeit bis heute? Das wäre doch vielleicht eine ganz aktuelle und interessante Forschungsfrage. Ein paar wenige und vorläufige Hinweise seien im Folgenden gegeben.

Heidelberger Romantik

In Heidelberg gibt es den Wunderhorn Verlag, auf den ich jetzt nicht näher eingehen werde.

Doch in meinem Buch „Der Komplex Antisemitismus“ (2018) schreibe ich:

Zwischen 1806 und 1808 schrieben Achim von Arnim und Clemens Brentano alte deutsche Lieder unter den Titel „Des Knab­en Wunderhorn“ auf. Ahasver wird in seiner antijüdischen Diktion deutlich:

„Er trägt das Kreuz, er trägt die Welt, Er ist dazu von Gott bestellt, Er trägt es mit gelaßnem Muth, Es strömet von ihm Schweis und Blut. 7. Erschöpfet will er ruhen aus, Vor eines reichen Juden Haus,[1] Der Jude stieß ihn spottend weg, Er blickt ihn an, geht seinen Weg. 8. Herr Jesus schwieg, doch Gott der bannt Den Juden, daß er zieht durchs Land, Und kann nicht sterben nimmermehr, Und wandert immer hin und her.“[2]

Jahrzehnte vor Chamberlains antisemitischen Rassetheorien formulierte Achim von Arnim 1811 in dem Text Versöhnung in der Somm­er­frische, dass die Juden an ihre jüdische „Natur“ gebunden seien „wie eine Schnecke an die Last ihres Hauses“, denn: „Es bleibt doch immer ein Jude.“[3] Konsistent lassen Arnim und Brentano in Des Knaben Wunderhorn Ahasver auftreten als den ‚ewigen Juden‘. Und schließlich war es von Arnims Rede vor der christ­lich-deutschen Tischgesellschaft vom Frühjahr 1811 – Über die Kennzeichen des Judentums – die als „der schlimmste antisemitische Text der deutschen Romantik“ charakterisiert wurde, wie die Historikerin Susanna Moßmann festhält. Ein Blick in diese Hetzschrift macht die deutsche Kon­ti­nu­i­täts­linie zu Julius Streichers Hetztiraden deutlich.[4] In Versöhnung in der Sommerfrische spielt Arnim das alte christliche Gebot der Taufe auf offenbar deutsche Weise durch: er lässt einen Seefahrer einen schiffbrüchigen Juden aufnehmen, ihn taufen, um ihn sodann wieder ins offene Meer zu wer­fen.

Mit der Taufe hat der christliche Seefahrer seine Schuldigkeit getan, die Welt von ungetauften Juden zu befreien. Dass er danach ihn ermordet ist gleich­gültig, denn ‚der‘ Jude zählt in seinem christlichen Horizont nur als Erlösungsfaktor für ihn als Christen; als Mensch hat ein Jude kein Recht.

Katholische Nazis vom Bund Neudeutschland

An anderer Stelle in meiner Studie, im Kapitel über den katholischen Bund Neudeutschland, steht:

Rolf Fechter war der Schriftleiter der katholischen Zeitschrift Werkblätter, die diese nationalsozialistische Ideologie propagierte (Rolf Fechter, Heidelberg, Grabengasse 7/III“.[5])

(…)

Das völkische Denken und der Bezug auf deutsche Traditionen von der Romantik über die Jugendbewegung hin zu Hitler zeigen sich in einem Text von Rolf Fechter, „Volk als Begriff und Aufgabe“.

„Wer die Reden von Adolf Hitler, Goebbels u.a. verfolgt hat, der wird sogleich eine negative Abgrenzung des Begriffs, besser des Begriffs-Teils, von dem hier gesprochen wird, vornehmen können. Denn wenn von ‚Volkwerdung‘, von ‚volksverwurzelter‘ und ‚volksfremder‘ Kunst, von den ‚völkischen Auf­gab­en‘ der Wissenschaft, der Universität usw., von ‚völkischer Er­zieh­ung‘ (Krieck) die Rede ist, ist dabei ‚Volk‘ ein anderer Begriff als der, welcher in den Zusammensetzungen ‚Aufruf an mein Volk‘ oder ‚die Kunst dem Volke‘ oder ‚Volksentscheid‘ angewandt ist. ‚Volk‘ meint in dem Sinn, in dem heute das Wort wieder erwacht ist, nicht mehr ‚Untertanen‘, nicht mehr ist ‚Volk‘ polit­isches Gegenstück zur Obrigkeit, auch nicht mehr soziales Gegenstück zu den ‚oberen Zehntausend‘, – es ist weder Untertanenschaft, noch ver­fass­ungs­politische Gruppe, noch Klasse.

Zweifellos geht der wiedererwachte Volks-Begriff auf Herder (dem Winck­elmann mit seiner Kulturkreis-Theorie und Hamann mit seiner Sprach­philosophie wertvolle Vorarbeit leisteten) und auf die Romantik (Arnim, Brentano, Br. Grimm, Fichte, Arndt, Jahn) zurück. Fichte war der erste, der mit dem Begriff Widerhall und Begeisterung in der breiten Masse weckte, allerdings nur für kurze Zeit. Denn hundert Jahre durch kümmerte sich außer einsamen Denkern wie Lagarde und Langbehn niemand mehr darum. Die Jugendbewegung setzte sich dafür ein, – aber erst unsere Tage haben, nachdem die Ideologie der Jugendbewegung weithin in den National­soz­ialismus ein­ge­gangen ist, das Wort wieder so aufgegriffen, daß kein deutscher Mensch sich ihm entziehen kann. Ja, täuscht nicht alles, so enthält der neue Volks-Begriff die bisher fehlende oder wenigstens nie klar ausgeprägte ‚National-Idee‘ der Deutschen.“[6]

Wenn man sieht, welche her­vor­gehobenen Positionen be­kannte Vertreter dieses Bundes später in der Bundes­re­p­u­blik einnahmen, an Uni­versitäten, bei der Caritas, der Redaktion des Rheinischen Merkur, dem Bürg­er­meisteramt der Stadt Münster, der Bay­er­ischen Akademie der Wiss­en­schaften über das Auswärtige Amt[7] bis hin zur Regierungsbank, wird deutlich, wie stark dieser völkische Jug­end­bund auch die politische Kultur nach 1945 prägte. Der spätere Bot­schafter der Bundesrepublik Deut­sch­land in Syrien (1959–1963), Äthio­p­ien (1969–1973) und Irland (1973–1977), Rolf Fechter, führt im Duktus dieser katholischen Neudeutschen im Jahr 1934 aus:

„Die nationalsozialistische Revolution hat der von uns immer bekämpften Ver­man­sch­ung von Religion und Politik ein Ende bereitet, – darüber darf man sich nur freu­en.“[8]

„Möge die innere Erneuerung, deren Ziele sich weithin mit denen des echten Natio­nalsozialismus decken, nicht wieder zugunsten einer falschen Front­stellung hin­aus­ge­zögert werden, – die Lage ist so ernst wie schon einmal in der Geschichte der Kirche (…).“[9]

Soviel aus meiner historischen Analyse des „Komplex Antisemitismus“ und dem Bezug zu Heidelberg.

Sozialistisches Palästina-Komitee Heidelberg (SPK)

In der jüngeren Vergangenheit wie bei den 68ern war Heidelberg pointiert anti-israelisch/antizionistisch, wie die Forschung herausgearbeitet hat:

Die entscheidende Weichenstellung für einen strikt antizionistischen Kurs des SDS erfolgte auf der 22. ordentlichen Delegiertenkonferenz, welche im September 1967 im Frankfurter Studentenhaus stattfand. Insbesondere die SDS-Gruppen aus Frankfurt und Heidelberg engagierten sich für eine konsequent pro-arabische Parteinahme im Nahostkonflikt. Während der Frankfurter SDS eine Hochburg des antiautoritären Flügels war, nahmen die Heidelberger eine Sonderrolle ein: Als erste SDS-Gruppe orientierten sie sich bereits 1967 an der Ideologie des Maoismus. (…)

Besonders die maoistischen Heidelberger profilierten sich weiterhin als antizionistische Vorreiter im bedeutendsten linken Studierendenbund.

Es gibt sicher in einigen Städten eine ähnliche Entwicklung des linken Antisemitismus, aber Heidelberg scheint schon ein Vorreiter dieser neuen Form des Judenhasses gewesen zu sein: des Antizionismus, der Juden das Recht abspricht, einen eigenen Staat zu haben. Das wiederum hat mit Kritik an der Politik des Staates Israel nichts zu tun. Eine solche Kritik ist notwendig und wird in Israel und außerhalb auch permanent geführt. Doch Kritik heißt nicht Ablehnung des jüdischen und demokratischen Staates Israel, das ist und bleibt die Pointe.

In Heidelberg gibt es heute antiisraelische Gruppen „für Palästina“, die großteils gerade nicht die Zweistaatenlösung von 1947 im Blick haben, sondern Israel durch einen Staat Palästina ersetzen wollen. Gab es gar ausgerechnet in Heidelberg eine der ersten Palästina-Gruppen?

Direkt aus den SDS-Ortsgruppen gingen im Angesicht der eigenen politischen Ohnmacht die ersten „Palästina-Komitees“ hervor, welche die Unterstützung des antiisraelischen Kampfes der Palästinenser als ihre zentrale Aufgabe begriffen und sich dabei ebenfalls auf maoistische Traditionen beriefen.

Wieder nahm der Heidelberger SDS hier eine Vorreiterrolle ein und gründete 1969 mit dem Sozialistischen Palästina-Komitee (SPK) Heidelberg eine radikal-antizionistische Organisation, der Jassir Arafats Fatah zu „bürgerlich“ erschien und die deshalb eine uneingeschränkte Parteinahme für die marxistisch-leninistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) propagierte.

In seiner eigens zur „Unterstützung des Befreiungskampfes der Völker des Nahen Ostens“ publizierten Zeitschrift Al Djabha – Die Front zeichnete das SPK Heidelberg ein Bild des zionistischen Staates, welches dem der KPD/ML kaum nachstand. Man propagierte die „Abschaffung des rassistischen Staates Israel“ und bezichtigte die israelische Regierung der „Apartheid-Politik gegenüber der arabischen Bevölkerung“.

Ein Faktor bei der Entwicklung antizionistischer Aktionsgruppen in Heidelberg war auch die Präsenz von arabischen Studenten und Studentinnen, wie es in einer publizierten Bachelorarbeit zur Geschichte des Sozialistischen Palästina-Komitees Heidelberg heißt:

Im Sommersemester 1967 waren an der Universität Heidelberg 53 Studierende aus Syrien immatrikuliert, 38 aus Jordanien, 30 aus dem Irak, 27 aus der Vereinigten Arabischen Republik (heutiges Ägypten) und 18 aus dem Libanon. Insgesamt gab es in Heidelberg somit 166 immatrikulierte Studierende aus jenen Ländern, in die palästinensische Menschen 1947 bis 1948 geflohen waren und 1967 flüchteten. Palästinensische Studierende unterstützten Köster-Loßack zufolge die verschiedenen Widerstandsorganisationen. Mit der Mehrzahl von ihnen waren in ihren Augen Diskussionen schwer möglich, da sie der Al-Fatah zugewandt und „ideologisch […] gegenüber vielen Realitäten“ verschlossen gewesen seien. Nach dem Sechstagekrieg habe sie heftige Debatten miterlebt.

Palästinensische Studierende hatten somit früh Einfluss auf die Israelkritik in Heidelberg. Ihre israelischen KommilitonInnen traten dahingegen in Diskussionen kaum in Erscheinung, was auch an ihrer geringen Anzahl gelegen haben kann: Im Sommersemester 1967 waren vier Israelis an der Universität Heidelberg immatrikuliert, 1970 waren es neun.

Neben dem Sozialistischen Palästina-Komitee (SPK) gab es von 1970 bis 1971 auch das bekanntere Sozialistische Patientenkollektiv (SPK), das dann in Teilen in den Linksterrorismus und die Rote Armee Fraktion (RAF) mündete.

Die Verharmlosung des Holocaust und der Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus war schon damals ein Topos der linken Antizionisten des Sozialistischen Palästina-Komitees Heidelberg:

Ähnlich argumentierte wohl Mohammed Odeh, der eine wichtige Rolle im SPKH einnahm und auch die FPDLP erhob den Vorwurf, den PalästinenserInnen würde von israelischer Seite ein mit dem Holocaust gleichzusetzendes Leid angetan. Eine Doppelseite in einer Ausgabe der Zeitschrift Die Front – es könnte sich um ein abgedrucktes Plakat handeln – zeigt eindrücklich, dass SPKH-Mitglieder dieser Gleichsetzung beistimmten und eine Relativierung des Holocausts in Kauf nahmen. Unter der Überschrift „Die Nachfolger der Opfer Hitlers spielen jetzt selbst Hitler. So bekämpfen die Israelis die ‚Terroristen‘“ sind vier Fotografien abgebildet, die laut Bildunterschrift verschiedene Gewaltakte von israelischer Seite zeigen. Unter den Fotografien ist die Umwandlung eines Hakenkreuzes in einen Judenstern in acht Schritten abgebildet. Als Unterzeichner der Darstellung sind die FPDLP und das SPKH aufgeführt.

In einer anderen Ausgabe der Komitee-Zeitschrift heißt es, „die nazistische Judenverfolgung“ spiele „die Rolle des moralischen Alibis“. Dieser den Holocaust relativierende Blick des SPKH zeigt sich auch an folgendem Beispiel: Ein Al-Djabha-Artikel von 1970 kritisiert die Aufnahme Léon Degrelles in die Vereinigte Arabische Republik. Degrelle war im Zweiten Weltkrieg Anführer der belgischen Rexisten, die mit den Nationalsozialisten kollaborierten. Im Artikel geht es allerdings weniger um ihn als „Judenmörder und Faschisten“, sondern mehr um seine Aufnahme durch die Vereinigte Arabische Republik (heutiges Ägypten). Dadurch diskreditiere diese die „antiimperialistische arabische Widerstandsbewegung“ und legitimiere den Staat Israel und „seine[…] expansionistische[…] Politik“.
Der Bezug auf den Holocaust wird auch hier als reine Strategie Israels abgetan, um die eigene, ungerechte Politik zu rechtfertigen. (ebd.)

Die Heidelberger Anti-Israel Aktivisten scheinen schon damals zu den besonders ‚radikalen‘ gehört zu haben:

Am 23. Februar 1970 besuchte Abba Eban als erster israelischer Außenminister Deutschland. In Frankfurt und in München hatten die SDS-Gruppen eigentlich geplante Demonstrationen gegen seinen Besuch abgesagt. Sie begründeten ihre Absagen damit, dass am 13. Februar 1970 ein Attentat auf ein Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München verübt worden war, bei dem sieben Menschen starben, die Mehrheit von ihnen Holocaust-Überlebende. Das SPKH verurteilte die Absage des AStA in München als Absage an eine „Aufklärung über den Imperialismus. Sie stünde im Widerspruch dazu, dass der palästinensischen Befreiungsbewegung die Schuld für den Anschlag gegeben würde.“

Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass Mitglieder der deutschen Terrororganisation Tupamaros München den Anschlag verübten. (ebd.) [Nach neuesten Erkenntnissen von 2025 soll es sich vermutlich doch um einen rechtsextremen Täter gehandelt haben, der mittlerweile nicht mehr lebt, CH]

Schließlich zeigt sich schon damals, wie wenig die Anti-Israel Aktivisten sich konkret mit der deutschen Geschichte und mit den jüdischen Opfern beschäftigt haben:

Burkhart Braunbehrens sagte im Gespräch, es habe in der Studentenbewegung ein Mangel an „Empathie mit den Israelis“ vorgeherrscht, Köster-Loßack meinte, der Beschäftigung mit der Geschichte des Holocausts habe es an Tiefgang gefehlt.

Angelika Köster-Loßack in einem Gespräch am 5. Mai 2016:
„Ich glaube auch, dass die Beschäftigung mit der Schreckensherrschaft im Nationalsozialismus
bei den Leuten eher eine abstrakte war und keine konkrete. Das heißt, sie haben nicht mit Überlebenden gesprochen, die haben sich mit den Eltern nicht auseinandergesetzt, nur auf so einer oberflächlichen Ebene, die haben keine direkten Anknüpfungspunkte gehabt.“ (ebd.)

Das Sozialistische Palästina-Komitee Heidelberg wurde dann 1974 zum Nahost-Komitee (ebd.).

Offener Brief aus Heidelberg zu Gaza und Israel, Juli 2025

Im Juli 2025 fordert nun ein Offener Brief aus Heidelberg von Universitätsangehörigen und vielen weiteren Aktivistinnen und Aktivisten einen „sofortigen Waffenstillstand“ im Gazastreifen.

Das fordern in der Tat auch viele Zionistinnen und Zionisten in Israel.

Was die kritischen Stimmen in Israel aber immer betonen und wissen: ohne das genozidale Massaker der Hamas, des Islamischen Jihad und ganz normaler Palästinenser am 7. Oktober 2023 im Süden Israels, als 1200 Jüdinnen und Juden auf unschilderbare Weise gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden sowie 251 in den Gazastreifen entführt wurden, würde es diesen Krieg nicht geben.

Die sexuelle Gewalt von muslimischen Männern an jüdischen Frauen zeigte auf unfassbare Weise, wie tief der Judenhass zumal bei bestimmten arabisch-muslimischen Männern vorherrschend ist, was sicher psychoanalytisch auch sehr viel über das Gewalt affine Verhältnis dieser Männer zu ihren eigenen Körpern und vor allem ihrem Verhältnis zu Frauen aussagte, vor allem aber zu jüdischen Frauen.

Vergewaltigungen sind immer Teil patriarchaler Kriegsführung, das ist schreckliche Realität seit Jahrtausenden, schon das wäre ein Grund, mit dem „Untier“  ein für alle Mal abzuschließen.

Aber die Art der Vergewaltigungen und unsagbar brutalen Ermordungen vom 7. Oktober sind kaum in Worte zu fassen – Täter waren palästinensische Männer, Opfer war jüdische Frauen. Punkt. Während Genozide meist nicht offensiv gefeiert werden, wurde dieses genozidale Massaker in Teilen live im Internet gestreamt, eine Verrohung und Gewaltbejahung nie dagewesener Art, weltweit. Es ging um antijüdische Gewalt gegen Opfer aller Altersgruppen und um sexualisierte Gewalt.

Der Offene Brief aus Heidelberg geht auf dieses schrecklichste Massaker an Juden seit der Shoah überhaupt nicht ein und schreibt:

„Die Freilassung aller israelischen Geiseln im Gegenzug gegen die Freilassung eines Großteils
der 10.000 palästinensischen Gefangenen in Israel und den besetzten Gebieten“.

Damit werden kriminelle Palästinenser, die häufig Blut an ihren Händen haben, Terroranschläge durchgeführt oder vorbereitet haben, mit Partygänger*innen wie vom Nova Festival oder Kibbutz-Bewohner*innen, die am 7.10. von den Islamisten entführt wurden, in einem Atemzug genannt. Offenkundig macht sich dieser Offene Brief damit die Forderungen der Terrororganisation Hamas zu eigen – denn auch die möchte ja alle ‚ihre‘ Gefangenen frei pressen, Tausende kamen ja bei den bisherigen „Geisel-Deals“ schon frei.

Israel wird indirekt mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht, wenn der Offene Brief schreibt:

Deutschland muss klarstellen, dass die großartige und zeitgemäße Losung „Nie wieder ist jetzt“ für
alle gilt. Wir müssen uns gegen Völkermord, ethnische Säuberung, Kriegsverbrechen und Verbrechen
gegen die Menschlichkeit einsetzen, ganz gleich, wer diese Handlungen begeht.

„Nie wieder“ bezieht sich ja auf den Nationalsozialismus und den Holocaust. Hierzulande wird der Slogan meist mit dem Kampf gegen den Rechtsextremismus und neuerdings dem Kampf gegen die AfD assoziiert, so auch in Heidelberg bei einer Massendemonstration im Januar 2024. Wie gut das doch zumal der so gebeutelten deutschen Seele tut, den (ohnehin falschen) Ausdruck „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ nicht nur den Nazis, sondern auch den Juden zuzuschreiben. Yeah! Jetzt sind wir quitt! Das ist die Tonlage, das schwingt da mit und wird natürlich so nie ausgesprochen, aber gefühlt.

Nur am Rande: Ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ ist auch jedes Einkaufsradio im Supermarkt, aber „Verbrechen gegen die Menschheit“ sind etwas kategorial davon Verschiedenes, wiewohl dabei häufig die deutschen Täter und die jüdischen Opfer universalisierend und somit derealisierend gemeint sind.

Gab es solche Demonstrationen „Nie wieder ist jetzt“ auch gegen die islamfaschistische Terrorgruppe Hamas nach dem 7.10.? Keineswegs. Auf eine Kundgebung wenige Tage danach auf dem Universitätsplatz Heidelberg kamen nur ca. 500 Personen – zu der Massendemonstration gegen Rechts im Januar 2024 kamen ca. 18.000.

Gab es einen Offenen Brief der gleichen Leute der Uni Heidelberg und ihrer Fan-Basis zu dem Massaker an Jüdinnen und Juden vom 7. Oktober? Mir ist ein solcher Brief nicht bekannt. Erst jetzt, wenn das Re-Agieren Israels im Fokus steht, wird massive Kritik laut.

Dabei ist das Verhalten Israels, das eine rechtsextreme, national-religiöse Regierung hat, in der auch selbst erklärte Faschisten wie Smotrich sitzen, eine Katastrophe für die Palästinenser*innen, aber auch für den Zionismus. Die Kriegspolitik ist ohne jedes Ziel und wenn doch Ziele ausgegeben werden, sind das kriminelle Ziele wie die Vertreibung der Palästinenser*innen innerhalb des Gazastreifens mit der Hoffnung, dass sie auswandern.

Wer jedoch Boykotte gegen Israel fordert, wie es der Offene Brief tut – „Zielgerichtete, aber einschneidende wirtschaftliche Sanktionen, solange Israel betreibt, was Menschenrechtsorganisationen als ethnische Säuberung und Genozid bezeichnen“ -, zeigt nur, was solche Aktivist*innen wirklich umtreibt: das Verhalten von Juden und Israelis.

Wer fordert Boykotte gegen den Sudan oder den Jemen, Länder, in denen seit vielen Jahren massive Menschenrechtsverletzungen passieren und in den dortigen Kriegen Hunderttausende Menschen getötet werden und riesige Hungersnöte herrschen mit Dutzenden Millionen vom Hunger bedrohten Menschen?

Was zumal, wenn auch nicht nur, schauen wir nur nach Spanien oder Irland!, Deutsche bewegt, ihre so tiefschürfenden Offenen Briefe zu schreiben, ist meist das Verhalten von Juden und von Israel.

Zionist*innen haben das Recht und die Pflicht, sich gegen Menschenrechtsverletzungen Israels zu wehren und sie massiv zu kritisieren, was insbesondere aktuell das Verhalten der IDF im Gazastreifen betrifft. Und die Kritik in Israel an Netanyahu war vor dem 7. Oktober wegen der geplanten Zerstörung der Demokratie via Ende der Gewaltenteilung und Zerbröselung einer unabhängigen Justiz, so massiv wie kaum je zuvor in Israel. Und seit dem 7. Oktober gibt es im Laufe der immer irrationaler und brutaler werdenden Kriegspolitik auch massive Kritik an den Militäraktionen. Gerade die Angehörigen der Geiseln fordern seit 2024 ein Ende des Krieges, aber auch sie wissen, dass die Hamas den Krieg hätte beenden können, wenn sie die Waffen niederlegte und alle Geiseln freikommen.

Doch hierzulande, ob in Berlin, München, Duisburg oder eben Heidelberg, wird schon psychologisch ein ganz typisches Muster der Täter-Opfer Umkehr seit Jahrzehnten deutlich: Wenn Juden auch einen „Genozid“ verüben, dann war der tatsächliche Genozid an den Juden durch die Deutschen ja nichts so Außergewöhnliches.

Schon der erste Satz dieses Offenen Briefs aus Heidelberg zeigt, dass das Massaker an Juden diese Leute nicht sonderlich schockierte, sondern nur die Reaktion des einzigen Judenstaates:

„…die militärischen Angriffe auf den Gazastreifen und die weitgehende Verweigerung humanitärer Hilfe
für das Gebiet durch Israel dauern seit nunmehr über 20 Monaten an.“

Nochmal: So beginnt also dieser Offene Brief, der im weiteren Verlauf auf zwei Seiten nicht ein einziges Mal das genozidale Massaker der Hamas, des Islamischen Jihad und der Palästinenser vom 7. Oktober erwähnt, geschweige denn verurteilt.

Dieses Massaker mit 1200 Hingemetzelten war der Grund für diesen Krieg. Wer das vergisst, will es vergessen.

Das einzige Mal, wo die Hamas mit Verbrechen in Verbindung gebracht wird, wird das schrecklichste Massaker an Juden seit dem Holocaust wiederum nicht erwähnt und die Terrororganisation Hamas, die im ganzen Brief nicht ein einziges Mal als Terrororganisation oder als islamistische Terrorgruppe bezeichnet wird, so dargestellt:

Eine offene Sprache, die Verbrechen als Verbrechen benennt, nicht nur, wenn sie von Hamas oder anderen Gegnern, sondern auch, wenn sie von Israel begangen werden.

Bunsen-Gymnasium Heidelberg tanzt nur für Gaza – als „Pflichttermin“ für alle Schülerinnen und Schüler

Da passt es ins Bild, dass in diesem idyllischen Touristen-Hotspot Heidelberg am bekanntesten Gymnasium vor Ort, dem Bunsen-Gymnasium, für Donnerstag, den 24. Juli 2025, in der 4. bis 6. Schulstunde ein „Tanz für Gaza“ stattfinden soll, auf dem Spenden für die Kinder in Gaza gesammelt werden sollen.

Mit keinem Wort wird an diesem ganz typischen deutschen Gymnasium erwähnt, warum es diesen Krieg gibt.

Dafür heißt es:

– Tanz- und Musikauftritte (Einzelne, kleine Gruppen oder ganze Klassen)
– Informationsstand von UNICEF
– Astronomie-Show im Musiksaal
– Graffiti Streetart-Workshop in der Turnhalle
– Kreative Aktionen verschiedener Klassen in Bezug auf Tanz, Musik oder HipHop

Das Ganze ist Teil einer „UNICEF Nothilfe für Gaza“ – was ja in der Tat auch wichtig ist, aber niemals auf diese einseitige Art und Weise. Am Bunsen-Gymnasium wird in der Einladung mit keinem Wort das genozidale Massaker der Hamas, des Islamischen Jihad und der Palästinenser an 1200 Jüdinnen und Juden, Babies, Kindern, Holocaustüberlebenden auch nur erwähnt, geschweige denn verurteilt und als Grund für diesen aktuellen Krieg in Gaza erkannt.

Es wird vielmehr gar nicht mal subtil, sondern aggressiv der Bezug von Juden und dem Leiden von (muslimischen oder arabischen, jedenfalls nicht-jüdischen) Kindern hergestellt.

Der Beutelsbacher Konsens von 1976 für die formale politische Bildung wird in geradezu exemplarischer Manier von den Organisator*innen des Heidelberger Bunsen-Gymnasiums ignoriert:

I. Überwältigungsverbot.

2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.

3. Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren

Aufgrund der Ankündigung dieses Tages und des „Tanz für Gaza“, wozu auch extra die Schüler*innen an zwei Tagen Gelegenheit bekommen hatten, dafür zu proben, handelt es sich eindeutig um eine Überwältigung.

Es wird nur das Leid in Gaza thematisiert, das Leid der Kinder – und Juden werden logisch als Täter dargestellt und nur als Täter. Was sollen da jüdische Schülerinnen und Schüler oder Schülerinnen und Schüler, die kritisch zu so einseitigen Agitationsveranstaltungen stehen, machen, wenn es doch „verpflichtend“ ist, da mit zu machen?

Wer denkt da nicht an die DDR und ihre Indoktrination in den Schulen, nicht zuletzt was Israel betrifft?

Dass es Kontroversen über die Kriegsführung in Gaza gibt, namentlich die zionistische Kritik innerhalb der IDF und innerhalb Israels, wird komplett ausgeblendet.

Trotz seiner unerträglichen rechtsextremen und national-religiösen Regierung ist Israel weiterhin eigentlich immer noch eine Demokratie mit einer sehr starken Zivilgesellschaft und einer – auch arabischen – Opposition im Parlament, der Knesset.

Das wird einfach ignoriert oder jedenfalls nicht gesagt und die Kinder, Schülerinnen und Schüler werden nicht kritisch oder umfassend informiert, sondern sollen einseitig Partei ergreifen: für die Palästinenser. Für Kinder…

Es wird nicht einmal so getan, als ob man für beide Seiten Empathie empfinde, wie für die jüdisch-israelischen Geiseln der Hamas, und für die Bewohner*innen des Gazastreifens.

Nein, die Geiseln, ein zentraler Grund für den Krieg, werden gar nicht erwähnt in der Ankündigung für diesen „Tanz für Gaza“.

So schlimm die Situation in Gaza ist – der Täter ist die Hamas, ohne die Hamas gäbe es diesen Krieg nicht, was wiederum überhaupt nicht die konkrete Kriegsführung Israels in Schutz nimmt.

Hätte die Hamas nach dem 7. Oktober ihre Waffen niedergelegt und die Geiseln freigelassen, hätte es diesen Krieg nicht gegeben.

Dass Netanyahu wiederum diesen Krieg auf äußerst perfide Art und Weise benutzt, um sich selbst vor den anstehenden Gerichtsprozessen zu schützen, denen er sich gegenübersieht wegen Korruption etc., und die Geiseln laut vielen Beobachter*innen in Israel wie dem Hostage Forum vorsätzlich im Stich gelassen hat und mögliche Abkommen nicht unterschrieben hat bislang, das ist ein zentraler Aspekt dieses Krieges, aber nicht der Ursprung des Krieges.

Der Ursprung des Krieges war die Kriegserklärung der Hamas an Israel vom 7. Oktober 2023.

Noch weiter zurück liegt der Ursprung des ganzen Nahost-Konflikts, also auch dieses Krieges, in der Weigerung der Araber, den UN-Teilungsplan (UN Resolution 181) vom 29. November 1947 zu akzeptieren, der einen jüdischen und einen arabischen Staat vorsah. 33 Länder stimmten für den Teilungsplan, 13 dagegen, 10 enthielten sich. Selten wurde ein Staat wie der später gegründete jüdische Staat Israel, völkerrechtlich besser legitimiert. Dabei spielte der muslimische Antisemitismus eine zentrale Rolle, vorgebliche Gründe wie die konkrete Landaufteilung etc., sind nur Rationalisierungen dieses nicht zuletzt von der Muslimbruderschaft propagierten Judenhasses wie von Hasan al-Banna, ihrem Gründer.

Heidelberger Kunstverein und eine BDS-Künstlerin

2024 zeigte der Heidelberger Kunstverein eine Ausstellung der pro-israelischen und gegen Antisemitismus engagierten Künstlerin Hito Steyerl. Und heute?

2022 wurde der Stuttgarter Dramatiker*innenpreis doch nicht an die britische Autorin Caryl Churchill vergeben. Plötzlich hatten die Jury oder die sonstigen Verantwortlichen doch noch erfahren, was längst in der Wissenschaft und sogar im Internet zu lesen war: Caryl Churchill ist eine Unterstützerin der antisemitischen BDS-Boykottbewegung gegen Israel.

Sie hat auch ein Theaterstück geschrieben, „Seven Jewish Children“, das der bedeutendste Antisemitismusforscher unserer Zeit, der israelische Historiker Robert S. Wistrich (1945-2015) in seiner umfassenden Geschichte des Antisemitismus – A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad – von 2010 als antisemitisch kritisierte (S. 418).

Doch vor allem ihre Unterstützung der vom Deutschen Bundestag als antisemitisch kritisierten BDS-Bewegung war offenbar zentral, ihr diesen renommierten und mit 75.000€ dotierten Preis nicht zu verleihen.

Vom 15. Juni bis zum 07. September 2025 ist im Heidelberger Kunstverein die Ausstellung „Gestual Poethics“ der britischen Künstlerin Rhea Dillon zu sehen („Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Heidelberg, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie der Baden-Württemberg Stiftung“). Darin geht es um Rassismus, Kolonialismus und den weißen Blick auf Schwarze in Geschichte und Gegenwart. Ein wichtiges Thema:

In ihrer Praxis setzt sich Dillon mit den gelebten Erfahrungen Schwarzer Individuen und Gemeinschaften auseinander. Dabei verhandelt sie die existenzielle Frage nach Zugehörigkeit an der Schnittstelle fortlaufender Reflexionen über rassistisch geprägte Geschichtsbilder, strukturelle Diskriminierung und die fortwirkenden Vermächtnisse des Kolonialismus in westlichen Gesellschaften und Institutionen.

Der Südwestrundfunk (SWR) spricht gar von einer „Poetik des Widerstands„:

Wie kann Kunst koloniale Geschichte thematisieren – ohne sie zu wiederholen? Die britische Künstlerin Rhea Dillon findet in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland eine eigene, poetische Form.

Im Heidelberger Kunstverein zeigt sie minimalistische Skulpturen aus tropischem Mahagoniholz, versehen mit gezeichneten Pik-Assen – Symbole, die sie neu auflädt und ihrer kolonial-rassistischen Bedeutung entreißt. Ihre Kunst verweigert sich gängigen Erwartungen an Schwarze Kunst – sie bleibt opak, widersprüchlich, leise und doch politisch.

Wer wissen will, wie politisch oder poetisch Rhea Dillon denkt, könnte aber auch auf Folgendes stoßen:

Writers Against the War on Gaza (WAWOG) is a coalition of media, cultural, and academic workers who are committed to the horizon of liberation for the Palestinian people. We organize against Zionism and American militarism from within the imperial core. (Herv. CH)

Das ist eine Grundsatzerklärung einer Gruppe „Writers against the War in Gaza“, die sich nach dem 7. Oktober 2023 bildete. Diese Gruppe hat als Ziel, Künstlerinnen, Schriftsteller und wissenschaftliche Autorinnen gemeinsam im Kampf „gegen den Zionismus“ zu vereinen. Es geht hier nicht um Kritik an dieser oder jener Politik Israels oder dieser oder jener Kriegsführung, sondern um eine vollständige Ablehnung des Zionismus, also des einzigen Judenstaates, der als Grundlage die Ideen des Zionismus hat.

In einer Stellungnahme vom 26. Oktober 2023 („Statement of Solidarity With the Palestinian People„) wird das ebenso unumwunden deutlich. Mit keinem Wort wird das genozidale Massaker der Hamas erwähnt, geschweige denn verurteilt, als Frauen ihre Brüste geschreddert wurden oder ihnen immer noch ein Stich mit einem Messer in den Rücken gerammt wurde, wenn sie während einer Vergewaltigung zurückzuckten, so haben es Zeuginnen und Zeugen beschrieben. Es sind unschilderbar brutale Formen des Tötens von Menschen – genauer gesagt haben muslimisch-palästinensische Männer jüdische Frauen auf diese Weise massakriert.

Davon nicht ein Wort dieser internationalen Gruppe von Schriftstellern gegen den Krieg in Gaza:

Israel’s war against Gaza is an attempt to conduct genocide against the Palestinian people. This war did not begin on October 7th.

Israel wird des „Genozids“ bezichtigt, während das tatsächlich genozidale Massaker der Palästinenser an Juden und Israelis (und anderen) wenige Wochen zuvor als Akt des Widerstands gesehen wird, das ist der Tenor des Textes:

We come together as writers, journalists, academics, artists, and other culture workers to express our solidarity with the people of Palestine. We stand with their anticolonial struggle for freedom and for self-determination, and with their right to resist occupation.

Die Writers Against the War on Gaza (WAWOG) fordern:

Since 2004, the Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI) has advocated for organizations to join a boycott of institutions representing the Israeli state or cultural institutions complicit with its apartheid regime. We call on all our colleagues working in cultural institutions to endorse that boycott. And we invite writers, editors, journalists, scholars, artists, musicians, actors, and anyone in creative and academic work to sign this statement. Join us in building a new cultural front for a free Palestine.

Diese antisemitische Erklärung gegen Israel und den Zionismus sowie für die BDS-Bewegung hat auch die Künstlerin Rhea Dillon unterschrieben – jedenfalls findet sich der Name Rhea Dillon in der Liste der Unterzeichner und es gibt erstmal kein Indiz, warum das nicht sie sein sollte, es passt zu Spivak und Mbembe etc. -, die jetzt mit ihrer ersten Einzelausstellung vom Heidelberger Kunstverein präsentiert wird. In der Ankündigung ihrer Ausstellung auf der Homepage des Heidelberger Kunstvereins werden auch andere BDS-Unterstützerinnen wie Gayatri Spivak oder der wegen Holocaustverharmlosung kritisierte Philosoph Achille Mbembe unkritisch, ja als für die Künstlerin inspirierend erwähnt. Die geplante Einladung Mbembes im August 2020 als Redner der Ruhrtriennale in Bochum hat einen Skandal ausgelöst (dabei wurde die Veranstaltung wegen einer Pandemie abgesagt). Schon 2019 hatte ich die Holocaustverharmlosung von Mbembe analysiert.

Die Universität Heidelberg und Gespräche mit den „Students for Palestine“ im August 2025

Aber ja, es ist richtig: Selbst diese Geschichte des Antisemitismus wie des muslimischen Antisemitismus, hat rein gar nichts mit der konkreten und in weiten Teilen verbrecherischen Kriegspolitik Israels im Gazastreifen zu tun.

Seit Ende der 1970er Jahre wird Israel von rechten Parteien unter Führung des konservativen Likud regiert. Die moderate und friedenswillige Position von Jitzchak Rabin („Osloprozess“) führte 1995 zu seiner Ermordung durch einen rechtsextremen und religiös-fanatischen jüdischen Israeli, wobei schon damals Benjamin Netanyahu auf der Seite der Hetzer gegen eine friedliche Lösung mit den Palästinensern war.

Seitdem wurde Netanyahu von Jahr zu Jahr noch fanatischer und rechtsextremer. Die seit Ende 2022 regierende Koalition unter Netanyahu ist die rechtsextremste Regierung in der ganzen Geschichte des Staates Israel seit 1948.

Aber nochmal: Nur Zionist*innen haben moralisch das Recht, die Aktionen der IDF zu kritisieren, Menschen, die den Judenstaat ohnehin ablehnen oder ihn nie unterstützt haben, sind denkbar ungeeignet, Kritik an der israelischen Kriegsführung zu üben.

Denn deren großteils Schweigen (oder Klatschen oder Kichern) am 7. Oktober zeigte sich ja darin, dass es keine Offenen Briefe gegen Islamismus, säkularen Antizionismus und andere Formen des Judenasses gab. Oder habe ich die alle verpasst?

Vielmehr wurde nach dem 7. Oktober das Palästinensertuch zu dem Symbol der Zustimmung zum Judenmord. Andere, wie im „Weltladen“ Heidelberg, hören im Laden lieber jüdische Lieder und tragen gleichzeitig farbige Armbändchen in den Farben Schwarz, weiß, grün und rot – mit der Aufschrift „Palästina“ (Augenzeugenbericht, 12.07.2025).

Es ist wissenschaftlich skandalös und politisch grotesk, dass die Präsidentin der Universität Heidelberg, Frauke Melchior – typisch für das hippe und heute primär von den Natur-, ‚Lebens‘- und Biowissenschaften dominierte Heidelberg, eine „Biochemikerin“ -, ankündigt, im August 2025 mal wieder mit der antizionistischen Gruppe „Students for Palestine“ zu reden:

„Melchior will sich nach Angaben der Universität Mitte August zu einem Gespräch mit Mitgliedern der Students for Palestine und der Studierendenvertretung treffen. Darin solle besprochen werden, wie auch die Universität Heidelberg den Wiederaufbau eines Bildungsangebotes in den vom Krieg betroffenen Gebieten „möglichst effektiv“ unterstützen könne.“ (Rhein-Neckar Zeitung, 11.07.2025)

Diese Gruppe ist für antisemitische Vorfälle berüchtigt wie für Camps auf dem Uniplatz in Heidelberg letztes Jahr und dieses Jahr. Auf Propaganda-Wandzeitungen am Uniplatz in Heidelberg konnte man dort zum Beispiel lesen:

„Exist Resist Return“, daneben eine Person mit einer Steinschleuder,

mit diesem Spruch ist das historisch irrationale, aber intentional antizionistische „Rückkehrrecht“ der 1948 vertriebenen oder freiwillig gegangenen Palästinenser gemeint bzw. vor allem das „Rückkehrrecht“ der Nachfahren der damals vermeintlich oder tatsächlich Vertriebenen (so wie wenn Neonazis heute noch fordern „Schlesien oder Pommern ist unser“).

Die Wandzeitung auf dem Uniplatz Heidelberg dieses Pro-Palästina Camps unterstützt auch die vom Deutschen Bundestag 2019 als antisemitisch kritisierte Boykott-Bewegung gegen Israel, BDS.

Dann gab es dort weitere Hetzparolen, die Gewaltaufrufe sind:

„One Solution Intifada Revolution“

daneben ist dann eine Landkarte von Israel und den besetzten Gebieten gezeichnet, die einheitlich in schwarz gemalt ist und einen Staat meint, wie direkt daneben steht:

„Viva Palästina.“

Bei der zweiten Intifada von 2000 bis 2005 wurden über 1000 Israelis bei islamistischen und palästinensischen Selbstmordattentaten oder Bomben in Pizzerien, auf Bahnhöfen und Straßen und in Bussen oder an der Hebräischen Universität Jerusalem am Mount Scopus zerfetzt und ermordet und viele Tausend verletzt oder verstümmelt.

„Viva Palästina“ meint so gut wie nie einen Staat Palästina neben Israel – nein, das ist de facto die Aufforderung zur Zerstörung des einzigen Judenstaates und somit zur Tötung von Juden, die ja nicht freiwillig das Land Israel verlassen werden.

All das ist für eine Universitätspräsidentin und Biochemikerin ein Grund, sich mit solchen Agitator*innen zu treffen?

Ernsthaft? Was hat die Rektorin im letzten Jahr gelernt, was den Umgang mit antisemitischen Störer*innen betrifft? Schon beim Sommerfest 2024 an der Uni Heidelberg hatte exakt diese Gruppe Students for Palestine die Veranstaltung gestört, jüdische und andere Studierende fühlten sich massiv bedroht, doch als die Polizei kam, wurde deren Eingreifen ausgerechnet von der Uni-Leitung verhindert.

Das scheint aber in Heidelberg ins Bild zu passen, das Beispiel des Offenen Briefes, den laut Rhein-Neckar-Zeitung ca. 70 Uni-Angestellte unterschrieben haben sollen, wie der geplante Tanz-Event am Bunsen-Gymnasium oder auch die aktuelle Kunstausstellung im Heidelberger Kunstverein mit einer BDS-Unterstützerin sprechen eine deutliche Sprache.

Es gibt auch große Essensauslieferer-Ketten in dieser Neckar-Idylle, die mit dem Fahrrad ihre Ware ausliefern und manch einer hat am Fahrrad wahlweise eine Palästina-Fahne oder eine Deutschland- und eine Palästinafahne hängen, das kann man in Heidelberg im Stadtbild immer wieder sehen (Augenzeugenbericht, Juni 2025).

Kein Mensch würde sich hier in der Idylle am Neckar trauen, am Fahrrad eine Israelfahne zu montieren, schon gleich gar nicht als Essensauslieferer, da man ja nie weiß, welche womöglich gewaltbereiten Antisemiten aller Geschlechter das Essen bestellt haben…

Was tun? Kritik der typischen (angeblich) „Pro-Palästina“ oder der Pro-Netanyahu Camps…

Entscheidend für einen friedlicheren Nahen Osten wäre das Ende der islamistischen Republik Iran, ein Ende der Hamas, des Islamischen Jihad, der Houthis, der Hisbollah, des Islamischen Staates, des islamistisch-diktatorischen Regimes in Ankara sowie der ganzen arabischen Monarchien, die zugunsten von Demokratien aufgelöst gehörten.

Dazu kommt selbstredend auch ein notwendiges Ende der religiös-fanatischen wie rechtsextremen Regierung Israels, was durch Neuwahlen ja nicht unmöglich ist, während es in den genannten arabischen Staaten, der Türkei wie dem Iran jeweils keinerlei freien Wahlen gibt.

Was sollen wir in einem Land wie Deutschland als Nationalismuskritiker tun, wenn jetzt auch bei Frauen-Fußballspielen der widerwärtige deutsche Nationalismus sein Unwesen treibt (aktuell während der EM in der Schweiz)?

Was sollen wir von einem Land wie D-Land erwarten, in welchem entgegen dem laizistischen Frankreich die Kritik am Schleier und Kopftuch als „Muslim- oder Islamfeindlichkeit“ interpretiert wird?

Das ist eine gezielte Übernahme des islamistischen Narrativs – das exakt am Dienstag, den 11. September 2001 – nachdem islamistische Terroristen oder Jihadisten 3000 Menschen im World Trade Center in New York City, im Pentagon und in vier Flugzeugen ermordet und pulverisiert hatten – losging, mit dem Motto:

„Der Islam ist eine Religion des Friedens“ (George W. Bush, damaliger US-Präsident, Republikaner).

Es ist in der Tat von entscheidender Bedeutung, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden, aber logischerweise haben beide eine nicht geringe Schnittmenge, gehen aber nicht ineinander auf. Es gibt Hunderte Millionen moderate Muslime – nur, wo sind sie? Wo sind deren Demonstrationen gegen Jihad und Islamismus?

Dabei ist die Kritik am Kopftuch eine notwendige zur Befreiung der Frauen, ja eine Forderung gerade auch von Millionen weltlicher muslimischer Frauen.

Wissenschaftlich, gesamtgesellschaftlich wie politisch gilt: Weg mit dem Kreuz in Schulen und öffentlichen Gebäuden und weg mit dem Kopftuch in Schulen, an Universitäten, in Krankenhäusern, Altenheimen und so weiter und so fort. Religion ist eine Privatsache und hat im öffentlichen Raum nichts zu suchen.

Warum hat es exakt eine missionarische Weltreligion so nötig, sich aggressiv und religiös fanatisch in der Öffentlichkeit mit Kopftuch (oder gar Burka oder Niqab) zu zeigen und dabei Frauenrechte mit Füßen zu treten (es ist ein Menschenrecht, das Haar im Wind wehen zu lassen)?

Warum wird hierbei auf geradezu pathologische Weise halluziniert, Männer würden ganz grundsätzlich erregt auf das Haupthaar einer Frau reagieren, aber nackte Füße, Augen oder Hände etc. hätten keinerlei mögliche erotische Bedeutung oder Anziehungskraft, von den inneren Werten (auch wenn die bei den allermeisten Menschen aller Religionen und den Nicht-Religiösen ja eher super selten vorhanden sind) ganz zu schweigen?

Die angeblichen „Pro-Palästina“-Demonstrationen sind fast alle antisemitische Demonstrationen und schaden den Palästinenser*innen – das sieht auch die Wochenzeitung Die Zeit Ende Mai 2025 in einer differenzierten Analyse:

Die Radikalität der propalästinensischen Wortführer schadet der Unterstützung für die palästinensischen Opfer dieses Krieges. Es wäre höchste Zeit für eine andere, für eine breitere und zivilere Solidaritätsbewegung mit den Opfern auf beiden Seiten, gerade in Deutschland.

Long Live the Resistance“ – mit „Resistance“ ist die Hamas gemeint. „There is only one Solution – Intifada Revolution.“ „Zionisten sind Faschisten.“ „Globalize the Intifada.“ „Zios töten.“ „Make Zionists afraid.“ – Das sind einige der terrorverharmlosenden Slogans, die zwar nicht von allen Unterstützern der Protestbewegung mitgetragen, aber von den meisten toleriert werden. Die als Schriftzüge an Universitätstoiletten, Wänden und Litfaßsäulen auftauchen, massenhaft im Internet geteilt und auf Demonstrationen gerufen werden.

Doch solche durchaus differenzierten, im Kern gleichwohl zionistischen wie pro-palästinensischen Stimmen wie in der Zeit (in diesem Text jedenfalls, was ja nicht die ganze Zeitung bestimmt) sind sehr sehr selten, wie Die Zeit schreibt:

Zwischen den Fronten finden sich Menschen, die für ein Ende des Krieges und der Besatzung einstehen, für eine Rückkehr der israelischen Geiseln und den Kampf gegen islamistischen Terrorismus. Die vor der teils genozidalen Rhetorik der israelischen Regierung erschrecken (wenn beispielsweise der Polizeiminister wörtlich von „auslöschen“ spricht), aber auch vor den Vernichtungsfantasien der Hamas. Die Druck auf die israelische Regierung ausüben wollen, ohne Israel als Ganzes zu dämonisieren.

Jenseits linker Identitätspolitik

Doch was sollen wir von Linken erwarten, die in anderen Städten auf Holzbänke „gegen Kapitalismus und Patriarchat“ schreiben und wenige Tage später (mit der gleichen Handschrift) an eine Häuserwand gegenüber „Death to the IDF“ sprühen?

Das ist ein extrem gewaltsamer Spruch des Volksverhetzers und ‚Musikers‘ Bob Vylan, der diese Mordaufrufe – in der IDF dienen ja Menschen, die er offenkundig töten möchte – auf dem riesigen Musikfestival in Glastonbury in England verbreitete, was die BBC live im Fernsehen übertrug (jede seriöse TV-Anstalt hätte das nach wenigen Sekunden abgeschalten).

Es ist notwendig, sich für einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Krieg einzusetzen und die sofortige Freilassung aller Geiseln.

Es gilt die kleine, aber existente palästinensische Demokratiebewegung gegen die Hamas zu unterstützen, wobei die Politik Israels unter Netanyahu gerade die Hamas begünstigt hat und jetzt ganz neue islamistische Milizen unterstützt, im Irrglauben, ausgerechnet mit Islamisten gegen Islamisten kämpfen zu können.

Es gibt gar keinen Grund anzunehmen, dass nicht auch im Nahen Osten die Demokratie eine Chance haben könnte. Doch das müsste bedeuten, schon immer verfehlte Clan-Politiken, „Großfamilien“-Denken aufzulösen und zu lernen, Menschen als Individuen zu sehen und nicht als Teil einer Religion, eines Clans, einer Großfamilie oder einer bestimmten und festgelegten Kultur.

Diese Art von Deradikalisierung, die Gaza so nötig hätte, braucht realistisch gesehen sicher locker ein paar Hundert Jahre. Doch diese Zeit haben wir nicht … Dann wenigstens realpolitisch ein paar Jahre Deradikalisierung und dann Wahlen einer demokratischen Regierung ohne Hamas, die zuvor ausgeschalten werden muss als militärische und politische Kraft, was nicht heißt, alle Hamas-Kämpfer zu finden, das kann bei einer Guerilla-Gruppe nicht gehen. Aber als militärische und politische Kraft kann man die Hamas ausschalten, auch mit Hilfe der arabischen Nachbarn.

Doch sexualisierte patriarchale Gewalt, die Klimakatastrophe, Wasserarmut, wie die Gefahr durch Atomwaffen, der Militarismus und Nationalismus (Ukraine-Krieg, die weiter schwelende iranische Gefahr, zudem Nordkorea, Pakistan, extreme Aufrüstung in Ländern wie Deutschland), die weltweite Gefahr durch die Gain-of-Function-Forschung und Gentechnik sind die Themen unserer Zeit, die alle betreffen.

Doch so akut diese Gefahren sind, so weit entfernt von demokratischen Lösungen sind wir.

Vor allem: gerade jene, die diese Gefahren jedenfalls teilweise erkennen, die Ach-so-Zärtlichen, Ach-so-Nachdenklichen, Ach-so-Woken, sind hier und heute häufig die allergrößten Judenhasser (und waren oft auch die ZeroCovid-Wahnsinnigen oder sind bis heute die Waffen-für-die Ukraine-Anti-Diplomatischen).

Alles kompliziert und ausweglos, wenn man nicht einfache Antworten haben möchte?

Was bleibt?

„Wenn ich verzweifelt bin, was geht’s mich an?“ (Günther Anders)

 

[1] Hier wird der Schuster nicht nur als Feind von Christus sondern auch als reich imaginiert, Mammon trifft Ahasver.

[2] http://www.musicanet.org/robokopp/Lieder/christdh.html (11.07.2025).

[3] Achim von Arnim (1812), Die Versöhnung in der Sommerfrische, zitiert nach: Susanna Moßmann (1996): Das Fremde ausscheiden. Antisemitismus und Nationalbewußtsein bei Ludwig Achim von Arnim und in der „Christlich-deutschen Tischgesellschaft“, in: Hans Peter Herrmann/Hans-Martin Blitz/Dies. (1996), Macht­phantasie Deutschland. Nationalismus, Männlichkeit und Fremdenhaß im Vat­erlandsdiskurs deutscher Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 123–159, hier S. 139.

[4] Der „schlüpfrig-heitere Ton der Rede mit ihrer Berufung auf Aristophanes und Eulenspiegel“, Moßmann 1996, S. 152, zeigt an, wie aggressiv Arnim denkt. Er üb­er­legt, ob es nicht sinnvoll wäre Juden zu pulverisieren, um zu ermitteln, wie ihre Körper reagierten, vgl. Achim von Arnim (1811): Über die Kennzeichen des Judentums, in: Ders. (1992), Werke in sechs Bänden. Band 6, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 362–387.

[5] Siehe Umschlag des Heftes (S. 2) der Werkblätter von Neudeutschland-Ält­er­en­bund, 6. Jg., Heft 9/10, Dez. 33/Jan. 34.

[6] Rolf Fechter (1933): Volk als Begriff und Aufgabe, in: Werkblätter, 6. Jg., Heft 7/8, Okt./Nov., S. 160–169, hier S. 161.

[7] Vgl. die Angaben am Ende des Bandes, Rolf Eilers (1998): Konfession und Lebenswelt. 75 Jahre Bund Neudeutschland 1919–1994, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag.

[8] Rolf Fechter (1934b): Kulturkampf oder innere Erneuerung?, in: Werkblätter, 7. Jg., Heft 2, Juli, S. 55–58, hier S. 55.

[9] Ebd., S. 58.

 

Ein linker muslimischer Feind des jüdischen und demokratischen Staates Israel als nächster Bürgermeister von New York City? Geht’s noch?

Von Dr. phil. Clemens Heni, ehemals Post-Doc, YALE University, New Haven, CT, USA

Die folgenden Worte sprach der Bürgermeister-Kandidat von New York City von November 2025 Zohran Mamdani, den bis vor einem Jahr nahezu niemand kannte, im Mai 2025 in einer Talkrunde in New York City, als er gefragt wurde, ob er die Existenz Israels als jüdischer Staat akzeptiere:

Israel has a right exist. It has a right to exist with equal rights for all.

Man kann sich das hier anschauen (ab Min. 32). Und das ist der wirklich ganz neue Antisemitismus – der natürlich in der taz in der ganzen Euphorie vergessen oder goutiert wird („Lichtblick in New York„), die wie alle Medien jetzt über diesen linkspopulistischen Star schreibt, ohne seinen Israelhass zu erwähnen -, in zwei Sätzen.

Warum ist das der wirklich ganz neue Antisemitismus?

Er lehnt Israel als „zionistisches Gebilde“ zwar ab, aber viel raffinierter als die meisten bisherigen Antisemiten, da er ja so tut, als ob er Israel anerkenne. Der Trick geht exakt so:

In einem ersten Schritt wird so getan, als ob Israel akzeptiert würde.

Doch in einem zweiten Schritt wir sofort klar gemacht, dass Israel nicht als jüdischer Staat akzeptiert wird – also die Zerstörung des jüdischen Staates gemeint ist.

Mamdani wurde explizit gefragt, ob er Israel als jüdischen Staat akzeptiere – und er lehnt das ab. Aber er lächelt dazu und wirkt nicht unbedingt wie ein Totschläger oder Jihadist, trotz identitärem Bart.

Und so ein Typ wird vermutlich Bürgermeister der größten und mächtigsten Stadt des mächtigsten Staates dieser Erde. Zudem ist New York City die Stadt mit der größten jüdischen Bevölkerung weltweit, viel größer als Tel Aviv oder Jerusalem.

Dieser extrem schmierige, aalglatte, aber doch auch äußerst aggressive junge, muslimische, sozialistische „Demokrat“ möchte den einzigen Judenstaat, die einzige Demokratie im ganzen Nahen Osten, offenkundig durch einen binationalen Staat ersetzen, also den jüdischen Staat zerstören.

Er machte auch mit Kopftuch tragenden, also islamistischen Frauen Wahlkampf, wie man auf Bildern sehen kann.

Das schmierige und wirklich ekelerregende philosemitische Herumeiern um zentrale Fragen im Leben – wie die Anerkennung von Israel als jüdischer Staat – bei gleichzeitiger geheuchelter Trauer ob zweier massakrierter Zionist*innen am Abend zuvor in Washington, D.C., hat dieser Bubi mit seinen 33 Jahren schon mega drauf.

Aus so einem wird etwas, er hat ein aggressives Sendungsbewusstsein wie Donald Trump.

Gleich zu Beginn des Interviews betont dieser das Volk aufstachelnde Liebling der New Yorker, dass er total entrüstet sei ob des Mordes an den zwei jungen Zionist*innen, die von einem linken Antisemiten, der auch gegen den jüdischen und demokratischen Staat Israel ist, am Abend zuvor massakriert worden waren.

Vor Beginn des Gespräches möchte der Linkspopulist in einem Statement so tun, als sei er ein Freund der Juden und natürlich gegen Gewalt. Schon da wird klar: hier hat einer die Schleimspur eines großen Politikers schon von frühauf gelernt zu produzieren.

Das kommt gut an: Sich für Juden einsetzen, Krokodilstränen vergießen ob zweier Opfer des antiisraelischen Antisemitismus, aber zugleich Israel als jüdischen Staat ablehnen.

Seine offensive Unterstützung der antisemitischen BDS-Bewegung, die er auch in diesem Gespräch im Mai 2025 zum Ausdruck bringt, die ja keineswegs ’nur‘ den Boykott von israelischen Institutionen meint, sondern vor allem das „Rückkehrrecht“ von Millionen von Palästinenser*innen, die keine Sekunde in Palästina (bis 1948) lebten, sondern Urenkel von damals tatsächlich vertriebenen oder gegangenen arabischen Palästinensern sind, zeigt seinen antiisraelischen Fanatismus.

Zohran Mamdani ist eine große Gefahr für Juden in den USA und eine riesige Gefahr für New York City.

Es ist noch viel abstoßender und vor allem gefährlicher, wirklich gemeingefährlich und linkspopulistisch, dass er sein antijüdisches Programm mit sozialistischen Markern garniert wie einem günstigen oder kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, einem Einfrieren von Mietpreisen, staatlichen Supermärkten mit günstigen Preisen – also Sozialismus, Religion (heute: Islam) und Antisemitismus/Antizionismus koppelt.

Oh Amerika, wenn die gesamtgesellschaftliche Alternative zum Fascho und Autokraten Trump, der jetzt auch noch in die unabhängige Justiz in Israel eingreift und seinen Buddy Netanyahu freischießen möchte von einem gerechten Prozess, ein solcher antiisraelischer und somit antisemitischer Linkspopulismus ist, dann ist das Ende jedenfalls des amerikanischen Traums wirklich nah.

Und vermutlich macht „The Boss“ kein Lied gegen die Mamdamis dieser Welt, sondern nur gegen Trump…

 

 

Freiheit für Nazila Maroofian und alle politischen Gefangenen im Iran

Von Dr. phil. Clemens Heni, 01. September 2023

Die kurdisch-iranische Journalistin und Studentin Nazila Maroofian wurde erneut vom islamistischen Regime in Teheran festgenommen. Sie ist bekannt für ihre Kritik am Kopftuchzwang im Iran. Erst vor wenigen Tagen war sie aus der Haft entlassen worden, um nun wiederum inhaftiert worden zu sein, aus niederen, politischen Beweggründen.

Es braucht massivsten Druck auf das iranische Regime, die Bundesregierung sollte die diplomatischen Beziehungen zu diesem diktatorischen, islamistischen Regime einstellen und in den Vereinten Nationan (UN), der Europäischen Union (EU) und allen möglichen anderen Gremien sich für die Freilassung von Maroofian und allen anderen politischen Gefangenen im Iran einsetzen.

Wir wissen, dass weder das Atomprogramm des antisemitischen und antizionistischen Regimes im Iran noch die Frauenverachtung der Mullahs Deutschland irgendwie bewegten, dieses Land zu isolieren. Daher braucht es den Druck der Presse und der Straße.

Preis für Politische Bildung für die „Bildungsstätte Anne Frank“ und für mehr islamistische verschleierte Musliminnen?

Von Dr. phil. Clemens Heni, 13. August 2023

Kürzlich in Freiburg im Breisgau, unserer grünen Idylle im Südwesten von Baden-Württemberg, im Hof einer Wohnanlage: Eine Frau, die ein Kind schaukelt, doch ist es eine Frau?

In jenem Hof einer Wohnanlage in Freiburg im Breisgau schaukelte also ein kleines Mädchen und wurde dabei von seiner Uroma/Oma/Mutter/Schwester/Tante/Cousine oder ihrem Opa/Uropa/Vater/Bruder/Onkel/Cousin unterstützt und angestoßen. Die Person hatte eine Burka an, also eine Art Sack um den ganzen Körper inklusive einem Gesichtsschleier (hier kann frau oder mann sich die verschiedenen Formen der Verschleierung als „Praxistipp“ des Focus näher anschauen), also noch schärfer als auf diesem Bild des heutigen islamistischen Taliban-Afghanistan. Doch hier reden wir über das ach-so-weltoffene Deutschland. Ein Mensch – wie gesagt, völlig unklar ob Frau, Mann, Transgender, super alt, ziemlich alt oder ziemlich jung – alles völlig unklar und nicht zu erkennen – bewegt sich einfach so in der Öffentlichkeit und wird aus religiös-muslimischen, islamistischen Gründen nicht erkannt. Die Person will ihr Gesicht nicht zeigen, weil sie geistig am Ende ist – eine islamistische Person, wie sie sich die Taliban wünschen.

Politische Bildung ist ein wichtiges Feld, nicht zuletzt in der Seminararbeit mit Erwachsenen und Jugendlichen. Es gibt die Bundeszentrale für politische Bildung, der jetzt von Bundesfinanzminister Lindner ca. 20 Mio € für das kommende Haushaltsjahr gestrichen werden sollen, mithin über 20 Prozent des Etats, der 2022 96 Mio € beträgt. Darüber hinaus gibt es die 16 Landeszentralen für politische Bildung und viele weitere Gruppen und Vereine, die sich Politische Bildung auf die Fahne geschrieben haben.

Da ist zum Beispiel der Bundesausschuss Politische Bildung:

Der Bundesausschuss Politische Bildung (bap) e.V. ist ein Zusammenschluss von 30 bundesweiten Verbänden und Einrichtungen der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Alle Verbände eint das Ziel, politische Jugend– und Erwachsenenbildung zu verbreiten, zu stärken und zu fördern sowie die Interessen dieses Arbeitsbereichs gegenüber Politik, Behörden und Gesellschaft zu vertreten.

Der Bundesausschuss Politische Bildung vergibt Preise für Politische Bildung:

Am 27. September 2022 wurden die Preisträgerprojete bei der feierlichen Verleihung in der Palisa, Berlin, ausgezeichnet und gewürdigt. Das Grußwort wurde vom parlamentarischen Staatssekretär der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Sven Lehmann gesprochen. Die Laudationen für die Preisträger*innen wurden von Ulrike Bahr, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, für „NSU – Terror mitten in Deutschland. Ein Medienpaket“ der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V., Julius Lübbersmann, Fachbereich Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, für „Hidden  Codes“ (Serious Game) der Bildungsstätte Anne Frank e.V., Dr. Steve Kenner, Freie Universität Berlin, für #digital_global. Machtkritische Bildung zur Digitalisierung“ vom F3_kollektiv, und Wilfried Klein, Bundesausschuss Politische Bildung (bap) e.V., für „Das Kurierkomplott“ des Anne Frank Zentrum, gehalten.

Den ersten Platz bekam das Projekt „Hidden Codes“ der Bildungsstätte Anne Frank e.V. aus Frankfurt am Main. Die Instrumentalisierung des Namens eines Opfers der Holocaust ist ganz grundsätzlich abstoßend und höchst problematisch. Der Historiker und berühmte Forscher in Jüdischen Studien Alvin Rosenfeld aus Indiana in den USA hat dazu seit Jahrzehnten geforscht, namentlich zur Darstellung von Anne Frank, die nicht als jüdisches Mädchen und Holocaustopfer, sondern als Symbol für Unterdrückung blablabla universalisiert und benutzt wird.

So auch hier. Das Spiel „Hidden Codes“ hat aktuell vier Episoden zur Auswahl. Eine beginnt mit einer Modenschau in Deutschland – man sieht verschleierte Frauen. Die „Bildungsstätte“ beschreibt es hingegen so:

Episode 3 – OUR STORIES

Während des Livestreams einer Modenshau bei der die Models auch Hijab tragen, kommt es zu einem massiven Shitstorm. Einigen Zuschauer*innen scheint es nicht zu gefallen, dass Frauen mit Kopftuch sich in dieser Form präsentieren. Schnell wird klar: Eine islamistische Seite hatte zu den Hasskommentaren aufgerufen, weil es für sie nur eine richtige Auslegung des Islams gibt und jede Abweichung davon verurteilt wird.  Doch was steckt genau dahinter? Was hat Hass im Netz mit Islamismus und antimuslimischem Rassismus zu tun? Wie sehen die Lebensrealitäten von muslimischen Menschen aus? Das können die Spieler*innen herausfinden und zudem lernen, wie sie mit Hate Speech im Netz umgehen.

Man sieht also ein Video der Modenschau und dann tauchen Kommentare im Chat auf, die teils offenkundig von Jihadisten oder anderen hardcore Islamisten kommen, denen selbst verschleierte Frauen noch zu viel Gesicht zeigen etc. Dabei denkt man als aufgeklärter Mensch gleich zu Beginn der Modenschau mit den verschleierten Frauen: endlich geht es mal um die Gefahr des Islamismus und das Mainstreaming von Kopftuch und religiös-fanatischer Kleidung, egal wie ‚modisch‘ und aus welchem Stoff – hier und heute in Stuttgart oder der BRD und Europa, dem Westen.

Aber nein, es soll hier angeblich um „antimuslimischen Rassismus“ gehen und „Islamismus“ – letzterer wird nur bei den Anhängern des Islamischen Staates, der Taliban oder ähnlichen Terroristen gesehen, denen eine verschleierte, aber keinen Gesichtsschleier tragenden Frau schon zu viel ‚Verwestlichung‘ bedeutet.

Der Fokus der Frankfurter Spiele-Macher*innen ist völlig grotesk. Nicht das Kopftuch wird hier problematisiert – gerade für Jugendliche ab 14 Jahren, für die das Spiel konzipiert wurde -, sondern die noch krasseren Jihadisten und männlichen Islamisten werden als einzige Gefahr gesehen, neben Nazis und anderen Rechten.

Dabei haben doch verschleierte Frauen ein kategorial ähnliches Frauenbild wie die Jihadisten oder die Taliban und der Islamistische Staat: keine Selbstbestimmung, sondern Fremdbestimmung, kein wehendes Haar, sondern Verschleierung.

Verschleierte Frauen haben das exakt gleiche autoritäre, rechtsextreme Weltbild wie die AfD, Neonazis oder Jihadisten und amerikanische evangelikale Abtreibungsgegner*innen: keine Selbstbestimmung, der Körper der Frau gehört dem Mann, eine Frau muss sich reproduzieren und so anziehen, wie es das Patriarchat will, was auch die sich dem Patriarchat anschmiegenden Frauen so sehen. Für die einen ist eine Frau ohne Dirndl, Wabbelbusen und Kind so wenig „Frau“ wie sie für den legalen wie terroristischen Islamismus „Frau“ oder Mensch ist, wenn sie kein Kopftuch trägt.

Viel reaktionärer könnte die politische Bildung gar nicht argumentieren angesichts von grassierendem Islamismus und solchen Hijab-Modenschauen in westlichen Ländern.

Angesichts der mutigen Frauen und Mädchen im Iran, die ihre Schleier ablegen und sich in Todesgefahr begeben, kuscheln die Macher*innen dieser Frankfurter Bildungsstätte mit dem Islamismus, weil es ja noch krassere Formen des Islamismus gebe.

Fakt ist: Das größte ästhetische und politische Problem auf den Straßen Europas und der Bundesrepublik sind verschleierte Fanatikerinnen: Musliminnen mit Kopftuch, einige wenige gar mit Gesichtsschleier, was verboten gehört wie das Kopftuch oder eine Corona-Maske im öffentlichen Raum oder im Zug, Bus, Supermarkt, der Bibliothek etc.

Täglich werden die Kopftuch oder peinlichste muslimische Gewänder tragenden jungen Frauen gefühlt mehr und sie werden noch aggressiver, häufig ganz in Schwarz, so wie es der Islamische Staat oder Jihadisten mögen. Aber auch extrem viele bislang relativ weltliche türkische und nicht nur arabische oder indonesische oder aus Mali  kommende Mädchen oder Frauen werden gezwungen, subtil oder weniger subtil, den Schleier zu tragen.

Das passt zu reaktionären Tendenzen gegen die Abtreibung wie in den USA, Polen oder Ungarn. Aber auch im bislang westlichen Israel machen sich Tendenzen der Geschlechter-Segregation breit.

Aktuell wird zum Beispiel die Wahnidee von getrennten Badeplätzen für Frauen/Mädchen und Männern/Jungs und anderen Geschlechtern diskutiert. Die rechtsextreme, nationalistische und jüdisch-religiöse Regierung Israels ist für solche reaktionären Ideen offen, wie die Times of Israel schockiert festhält und Pläne des Justizministeriums für eine solche Gender-Apartheid, wie sie bislang primär in islamistischen Ländern beobachtet werden kann, kritisiert.

Jüdische Fanatiker*innen in Israel betonen auch ganz perfide und geschickt, dass doch die arabisch-muslimische Bevölkerung in Israel – immerhin ca. 20 Prozent, neben den 17 Prozent Ultraorthodoxen! – sich über solche reaktionären, frauenverachtenden Maßnahmen, wozu auch getrennte Bereiche für Frauen und Männer in Bussen gehören, sicher freuen würde, ohne natürlich diese unglaublichen Maßnahmen als reaktionär und frauenverachtend zu bezeichnen.

Islamisten und jüdisch-israelische Fanatiker*innen Hand in Hand. Was für eine Welt!

Die Sexualisierung des weiblichen Körpers erreichte für ein bislang recht westliches Land wie Israel vor wenigen Tagen einen negativen Höhepunkt, als in Tel Aviv eine 20-jährige Israelin von einem Busfahrer aufgrund ihres knappen Oberteils – August in Tel Aviv heißt 30 Grad plus x und eine Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent oder mehr – aufgefordert wurde, sich ein T-Shirt anzuziehen. In Tel Aviv! Alle Fahrgäste bis auf eine Frau, die ihr beistand, schauten zu und schwiegen. Nach zwei Stationen stieg die schockierte junge Frau aus dem Bus und machte die Story auf Instagram bekannt. Die Busgesellschaft entschuldigte sich für das Benehmen ihres Busfahrers – aber die politische, sexistische, antifeministische und rechtsextreme politische Kultur in Israel ist eine Katastrophe und zeigt sich in genau solchen alltäglichen Vorkommnissen.

In jedem Fall ist ein Preis für politische Bildung in der Bundesrepublik Deutschland für mehr Islamismus und noch mehr verschleierte Models das exakt falsche Zeichen in Zeiten von zunehmendem Autoritarismus, von Erdogan, AKP, AfD, Trump, Sexismus, Abtreibungsverboten und der Gender-Apartheid in weiten Teilen der muslimischen Welt und in Ansätzen schon jetzt in Israel.

Angesichts von einer extrem hohen Zahl von islamistisch-nationalistischen Türkinnen und Türken in Deutschland, die zuletzt wiederum den Islamisten Erdogan wählten (auch nicht verschleierte rechtsextreme Frauen der Grauen Wölfe gehören maßgeblich dazu) – aufgeklärte Deutsch-Türk*innen sehen in diesen türkischen Wähler*innen eine Analogie zu den ‚arisch‘-deutschen Reichsbürgern – und die sich die letzten Jahren immer weiter verschleierten und zunehmend die islamistischen langen Gewänder anziehen, ist ein solches Spiel komplett irrational und kontraproduktiv, ja fällt den anti-islamistischen Frauen und Mädchen wie im Iran in den Rücken.

Das Spiel „Hidden Codes“ präsentiert Kommentare im Chat, die verschleierte Frauen als „Schande für Allah“ bezeichnen, was im Umkehrschluss heißt, ein verschleiertes Model sei total super und cool und im Sinne Allahs. Was für ein Schwachsinn!

Viel grotesker kann man im Jahr 2022 oder 2023 im Bereich der politischen Bildung gar nicht argumentieren – das ist politische Unbildung und geradezu ein Aufruf zum Fanatismus unter jungen Mädchen, sich auf alle Fälle zu verschleiern, bis unter das Kinn, das sei cool! Damit auch jeder Junge, Mann oder jedes Mädchen und jede Frau, alle Transgender-Leute sofort sehen: Juhuu, da ist kein Mensch vor mir mit all ihren Besonderheiten, individuellen Hoffnungen, Wünschen, Sorgen, Kämpfen, einem spezifischen Gesicht mit einem Kopf mit vielen, kurzen, langen oder gar keinen Haaren. Nein, was wir sehen sollen ist keine einmalige Persönlichkeit, sondern ein Abziehbild islamistischer Ideologie, eine religiöse Fanatikerin. Super. Prima! Das ist mal richtig modern!

Auf Telepolis erschien kürzlich ein kritischer Beitrag, der die islamistische Mode von „Influencerinnen“ untersucht und festhält, dass es bei den vielen Formen der Verschleierung im Islamismus um eine „soziale Erwartung“ und nicht um einen „freien Willen“ geht.

Junge Menschen ab 14 Jahren haben Besseres verdient als solche Spielchen dieser Bildungsstätte aus Frankfurt, die endlich ihren Namen ändern sollte:

Zentrum für Antifeminismus, Autoritarismus, ‚moderne‘ Tradition, Holocausttrivialisierung, religiöse Ideologie und Verharmlosung der Gefahr des Schleiers und des legalen Islamismus.

 

Vanessa Vu, DIE ZEIT, die verkehrt dargestellte Nazi-Zeit und die verschleierten Früchte von „Migration“

 

Von Dr. phil. Clemens Heni, 6. Juni 2023

Ein Essay

 

Ein Text in der Wochenzeitung DIE ZEIT / ZEIT Online vom 30. Mai 2023 von Vanessa Vu zeigt, wie die selbstbewusste, faktenfreie und ideologisch aufgeladene Abwehr der Erinnerung an den Nationalsozialismus heute funktioniert. Die Autorin ist ganz glücklich, dass heute in der Bundesrepublik so dermaßen viele Migrant*innen leben. „Sie werden die Mächtigen sein“ heißt der Text und das kann man als Bedrohung auffassen.

Der Text hätte auch an beliebig vielen anderen Orten erscheinen können, er ist Ausdruck des Zeitgeistes und keine Marotte der ZEIT. Zurecht wendet sich die Autorin gegen rechte rassistische Schläger, die auch mal zur Waffe greifen und Menschen verletzten und einen rechten deutschen irgendwie Traditionsverein wie am rechten Rheinufer in Köln oder sie betont in ihrer kleinen Deutschlandtour, wie hipp es doch sei, dass jetzt in einem Schwarzwalddorf ein syrischer Flüchtling Bürgermeister wird.

Vu kommt ursprünglich aus Bayern. Dort wuchs sie auf und musste vermutlich Goethe lesen, womöglich gar den „Faust“. Aber sie jauchzt, dass das ab 2024 in bayerischen Schulen nicht mehr Pflichtprogramm sein werde:

Für Regina Riermeier-Wenninger ist das alles nichts mehr. Sie sei mal aus Liebe zur deutschen Literatur Lehrerin geworden, nicht aus Freude an Fremdsprachen- oder Grammatikunterricht. Sie mag die alten Klassiker und ihren Faust , der ab 2024 in Bayern keine Pflichtlektüre mehr ist, und der für die Kinder immer sperriger geworden ist. Einmal habe sie im Schullandheim Märchen aus aller Welt mitgebracht. ‚Die Schüler haben sie aufgesaugt und mich regelrecht angebettelt, noch eine Geschichte aus ihrem Herkunftsland vorzulesen‘, erinnert sie sich. Aber wenn es Weltliteratur ist, die die Kinder heute interessiert und Deutsch als Fremdsprachenunterricht, den sie brauchen – ist Frau Riermeier-Wenninger dann noch die Richtige?

Diese arrogante Multikulti-Attitüde und die Liebe zum Einfachen, zu Heimat, Provinz und Märchen, zum Irrationalismus mithin und zum Eigenen – die wird hier in der ZEIT eingefordert und von Vu proklamiert. War Faust nicht auch vor 40 Jahren schon „sperrig“? Was heißt das? Wird Literatur jetzt abgeschafft, weil sie zu kompliziert ist für Teenager? Doch das nur am Rande.

Aus antifaschistischer Perspektive ist Folgendes der Skandal in diesem Text. Denn der Kern des Elaborats in der ZEIT von Vanessa Vu ist folgender Satz:

Im sogenannten Dritten Reich schließlich wurden die ausländischen Zwangsarbeiter, aber auch andere Ausländer und Minderheiten, zu großen Teilen vernichtet oder vertrieben.

In der NS-Zeit seien „die ausländischen Zwangsarbeiter“ „zu großen Teilen vernichtet oder vertrieben“ worden. Ernsthaft? Ja, das steht exakt so im Text von Vanessa Vu.

Ausländische Zwangsarbeiter seien „vertrieben“ worden? Vertrieben? Von den Nazi-Deutschen?

Der ganze Absatz in dem ZEIT-Artikel, der in diesem Satz kulminiert, lautet:

Fast vergessen scheint, dass Deutschland schon einmal „Arbeitseinfuhrland“ gewesen war. Die Preußen holten Hunderttausende Tagelöhner ins Kaiserreich. Im eigenen Land herrschte „Leutenot“, also ließen sie östlich der Elbe Wanderarbeiter aus polnischen, russischen und ukrainischen Gebieten die Felder bestellen. Im Ruhrgebiet und in Sachsen bauten zudem Italiener, Niederländer und Untertanen der österreich-ungarischen Habsburgermonarchie Kohle ab, sie errichteten Kanäle und Eisenbahnschienen. Von 1871 bis 1910 stieg die Zahl der registrierten Ausländer im Deutschen Reich von 206.000 auf knapp 1,3 Millionen, hinzu kamen zahlreiche nicht registrierte Saisonarbeiter. Das deutsche Kaiserreich mitsamt seinen rasant wachsenden Industriezentren war eines der Haupteinwanderungsziele der Welt. Auch in der Weimarer Republik gab es Arbeitsmigration, sie wurde mit der völkischen Bewegung zu Zwangsarbeitsmigration. Im sogenannten Dritten Reich schließlich wurden die ausländischen Zwangsarbeiter, aber auch andere Ausländer und Minderheiten, zu großen Teilen vernichtet oder vertrieben.

Schon die Vermischung von Arbeitsmigration und Zwangsarbeit irritiert. Der Satz zur Weimarer Republik ist völlig schleierhaft, was will die Autorin damit sagen?

Auch in der Weimarer Republik gab es Arbeitsmigration, sie wurde mit der völkischen Bewegung zu Zwangsarbeitsmigration.

Die völkische Bewegung war ein Zentrum des Antisemitismus. Inwiefern hat sie in der Weimarer Republik zu einer „Zwangsarbeitsmigration“ beigetragen? Will die Autorin damit sagen, dass es schon zu Weimarer Zeiten Zwangsarbeit gab? Und welche Rolle soll dabei die antisemitsiche völkische Bewegung gespielt haben? Es gab in der Weimarer Republik aber gar keine Zwangsarbeit wie im Nationalsozialismus, was soll dieser Satz  bedeuten?

Es wurden während der Zeit des Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg im Deutschen Reich ca. 26 Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wie Sklaven behandelt, ausgebeutet und viele starben oder wurden ermordet. 13 Millionen davon wurden im Deutschen Reich ausgenutzt und gequält. Sie wurden mit Zwang in das Land geholt – und doch nicht vertrieben! –, aus Frankreich, Holland, Italien und vor allem aus dem Osten, aus der Sowjetunion, aus Polen, Dänemark, Jugoslawien und vielen anderen Ländern.

Der Forschungsstand wird von der Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (EVZ) so zusammengefasst:

Das NS-Regime baute eines der gewaltigsten Zwangsarbeitssysteme der Geschichte auf. Etwa 26 Millionen Menschen wurden im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten zum Arbeitseinsatz gezwungen. Lange zählten sie zu den ,vergessenen’ Opfern des Nationalsozialismus – bis die Entschädigungsdebatte Ende der 1990er Jahre ihre Geschichte in die Öffentlichkeit trug.

Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt:

Unter Zwangsarbeit im Nationalsozialismus versteht man insbesondere die Verschleppung und Ausbeutung von über 13 Millionen ausländischen KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen und zivilen Arbeitskräften in Deutschland. Zwangsarbeit gab es auch in Ghettos, Arbeitserziehungslagern und anderen Lagern im gesamten besetzten Europa und betraf insgesamt etwa zwanzig Millionen Menschen.

Wie kommt die ZEIT-Autorin Vu darauf, dass Zwangsarbeiter*innen im Nationalsozialismus „vertrieben“ oder „vernichtet“ worden seien?

Zwangsarbeiter wurden nach Deutschland geholt oder in den besetzten Ländern versklavt, aber doch nicht „vertrieben“. Wohin hätten die denn „vertrieben“ werden sollen? Hat Vu auch nur den leisesten Schimmer über die politisch-geographische Situation in Europa seit dem 1. September 1939 und dann seit dem 22. Juni 1941? Nahezu ganz Europa war von den Deutschen besetzt, wohin hätten denn „Zwangsarbeiter“ vertrieben werden sollen? Das ist vollkommen faktenfrei. Es ist ein völlig sinnfreier Satz, ohne jeden Gedanken, ohne jede historische Wahrheit, was die Zwangsarbeiter betrifft.

Und das Wort Jude taucht selbstredend gar nicht auf, nicht mal in diesem Nebensatz. Womöglich meint Vu unter „Minderheiten“ die Juden, neben anderen. Keine Kenntnis des eliminatorischen Antisemitismus nirgends und seiner Bedeutung für den Nationalsozialismus.

Wie aber kommt Vanessa Vu auf so eine groteske Fantasie?

Weil sie denkt, dass die Nazis nichts mit Nicht-Deutschen zu tun gehabt hätten?

Weil sie nicht weiß, wirklich nicht weiß, dass Millionen Sklavenarbeiter in der Landwirtschaft oder der Metallindustrie und im Bergbau im Nationalsozialismus arbeiten mussten und viele qualvoll starben, aber nicht gezielt „vernichtet“ wurden?

Wie kann frau so ignorant sein? Vielleicht hatte sie einen sehr schlechten Geschichtsunterricht in der Schule in Bayern oder wo immer sie zur Schule ging in Deutschland. Was schreibt Vu in der ZEIT über sich selbst?

Ich habe Ethnologie, Internationales Recht und Südostasien in München, Paris und London studiert und danach die Deutsche Journalistenschule (DJS) besucht. Im Anschluss ging es zu ZEIT ONLINE, zunächst ins Politik- und Gesellschaftsressort, seit 2019 bin ich im Ressort X für Schwerpunkte und Reportagen. Für meine Arbeit wurde ich u.a. mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Helmut-Schmidt-Preis und dem Lessing-Preis für Kritik ausgezeichnet. 2018 wählte mich das ‚Medium Magazin‘ zu den ‚Top 30 bis 30‘.

Ist dieser Text in der ZEIT also das Niveau der „Top 30 unter 30“?

Wenn Vu weder in der Schule, noch im Elternhaus, bei Freund*innen der Eltern, bei Eltern der Mitschüler*innen, den Mitschüler*innen selbst oder später im Studium oder vielleicht beim Zeitungslesen, Bücherlesen oder der Lektüre von fachwissenschaftlichen Artikeln nicht über die NS-Zeit gestolpert ist, dann hätte sie das allerspätestens als Journalistin oder einfach nur als Bürgerin in diesem Land BRD nachholen müssen. Lesen, recherchieren, diskutieren, lernen, denken.

Nun haben bekanntlich in Deutschland bis heute die allermeisten Familien, Dörfer, Städte und Gemeinden auch geschwiegen über die Taten ihrer Eltern, Großeltern, über die Zwangsarbeit, über die deportierten Juden, die militärische Tradition – Stichwort Wunstorf und „Air Defender 23“, die größte NATO Luftkriegs-Übung, die in Wunstorf Mitte Juni 2023 stattfinden wird, mit Hunderten NATO Kampffliegern und das in Wunstorf in Niedersachsen, wo doch auch einige der Nazi-Flieger herkamen, die 1937 Gernica dem Erdboden gleichgemacht haben, wie unter anderem der Historiker Hubert Brieden seit Jahrzehnten aufarbeitet.

Also von den ganz normalen Deutschen konnte Vu das häufig gerade nicht lernen, was für Verbrechen in Bayern, Niedersachsen oder wo immer passiert sind. Aber wäre sie eine Linke, dann hätte sie sich aus eigenen Stücken damit befasst. Aber Vanessa Vu ist keine politisch aktive Person, sie ist eine Wohlfühl-Multikulti-Autorin, die angesagt zu sein scheint und offenbar ganz wenig Wissen hat über den Nationalsozialismus. Und darauf ist sie von ihrem Tonfall her stolz, weil sie ahnt, merkt oder weiß, dass fast alle Migrant*innen keinerlei Wissen über die Nazi-Zeit besitzen, allerdings auch sehr viele der ganz normalen Deutschen.

Doch Wissen ob der Nazi-Vergangenheit ist die Grundbedingung jedes politischen Handelns in der BRD, ja aus antifaschistischer Perspektive weltweit.

Dass 2020 bis 2022 weiteste Teile der Antifa dann staatstreu mitgemacht haben bei der brutalen, mörderischen und irrationalen, wissenschaftsfeindlichen Corona-Politik – das ist der Schock unserer Zeit, die Epochenschwelle der Linken schlechthin. Das Kokettieren führender deutscher Soziologen mit der Deportation von über 10 Millionen nicht gegen SARS-CoV-2 Geimpften nach „Madagaskar“ führte zu überhaupt keinem Aufschrei.

Dennoch: Gibt es in der Redaktion der ZEIT niemanden, der oder dem (m/w/d) so etwas wie dieser oben zitierte absurde Satz von Vanessa Vu zu Zwangsarbeit und Vernichtung im NS noch auffällt?

Wird dieser Geschichtsrevisionismus einfach so durchgewunken, weil die Autorin sich ja Mühe gegeben habe und einen Migrationshintergrund von Seiten ihrer Eltern hat? Zählen historische Fakten nur für jene, die in dem jeweiligen Land geboren wurden und deren Eltern auch die Geschichte des Landes kennen oder zumindest die Sprache?

Vernichtet und vertrieben aus Deutschland wurden die Juden.

Doch das kümmert Vu wohl nicht sonderlich, denn warum erwähnt sie die Juden und die Shoah überhaupt nicht? Sie hat ein wunderbares Gewissen, falsch machen kann sie offenbar gar nichts, wenn es um die deutsche Geschichte geht – sie ist ja aus Bayern und eine der Top 30 unter 30, aber offenbar primär doch irgendwie aus Vietnam. Woher diese Ignoranz gegenüber der Geschichte des Nationalsozialismus?

Wie eiskalt muss ein Mensch sein, dass der Holocaust, das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Deutschen und ihre Kollaborateure, hier ohne die Nennung von Juden und nur in einem läppischen Nebensatz – „aber auch andere Ausländer und Minderheiten“ – indirekt erwähnt wird?

Ob sie überhaupt vom Holocaust weiß, ist völlig unklar. Meint sie, dass deutsche Juden „Ausländer“ oder „Zwangsarbeiter“ gewesen seien, die vertrieben und vernichtet wurden? Deutsche Juden waren Deutsche.

Nochmal: Dieser Satz hätte niemals in einem angeblich seriösen Medium wie der Wochenzeitung DIE ZEIT das Lektorat und die Redaktionssitzung überstehen dürfen:

Im sogenannten Dritten Reich schließlich wurden die ausländischen Zwangsarbeiter, aber auch andere Ausländer und Minderheiten, zu großen Teilen vernichtet oder vertrieben.

Der Hauptsatz heißt:

Im sogenannten Dritten Reich schließlich wurden die ausländischen Zwangsarbeiter zu großen Teilen vernichtet oder vertrieben.

Und das ist eine Falschaussage, Fake News, eine Lüge. Die Zwangsarbeiter wurden nicht vertrieben, sondern unter Zwang nach Deutschland geholt. Punkt. Viele wurden ermordet oder starben bei der Arbeit, was allerdings etwas kategorial Anderes ist wie die Vernichtung der europäischen Juden in der Shoah, in Auschwitz, Sobibor oder Treblinka.

Der Satz jedenfalls zeigt nicht nur die Niveaulosigkeit und völlige Fakten- und Wahrheitsferne von Vanessa Vu, sondern eben auch von der ZEIT, dem Flaggschiff des deutschen Bildungsbürgertums, das dies publizierte.

Was für ein Bildungsbürgertum? Vorbei die Zeiten, als in der ZEIT Ende Juli 1967 der pro-israelische Wolfgang Hildesheimer dem Antizionisten Peter Weiss angesichts des Sechs-Tage-Krieges und Israels Sieg die Leviten las, was Adorno so freute, dass er Hildesheimer aus seinem Urlaubsort Crans-Montana am 1. August 1967 eine vor Begeisterung sprühende Postkarte schrieb.

Aber natürlich hat Vu Recht. Welche Migrant*innen interessieren sich schon für die Geschichte des Nationalsozialismus, der Zwangsarbeit und der Shoah? Welche Türken interessiert ihr eigener oder der deutsche Antisemitismus? Welche Türken (m/w/d) befassen sich kritisch mit der genozidalen Politik im Osmanischen Reich und der Jungtürken gegenüber den Armeniern im Ersten Weltkrieg?

Auch folgender Satz von Vu strotzt nur so von Unkenntnis:

Man kann also argumentieren: Die nostalgisch beschworene Homogenität der Fünfziger, dieses normativ besetzte ‚Früher‘, war eine Ausnahmeerscheinung der deutschen Geschichte. Seit Jahrhunderten gehört Einwanderung zu Deutschland, seit wenigen Jahren räumen auch konservative Spitzenpolitiker ein, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.

Es war eine Homogenität, die auf Vernichtung der Juden basierte und alle wussten es. Es war keine „Ausnahmeerscheinung“, sondern eine schweigend-brüllende antisemitische Normalität. Die 1950er Jahre: Das war eine die eigene Schuld beschweigende, sekundär-antisemitische, erinnerungsabwehrende post-nationalsozialistische Volksgemeinschaft. Doch davon hat Vu so wenig Ahnung wie der Rechte Thilo Sarrazin, der die 50er Jahre auch positiv darstellt, nur eben ohne die migrantische Brille. Er findet das Wirtschaftswunder und die Sekundärtugenden, den Fleiß und die Tüftelei der Deutschen der 1950er so faszinierend (in seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“, 2010).

Sarrazin wie Vu ignorieren die Situation für die ganz wenigen überlebenden Juden in diesem Land und das ist die einzige relevante Perspektive, nicht die der ganz normalen „Otto Normalvergaser“ (Eike Geisel). Auch das kennt Vu nicht, weil sie nicht weiß, wer Eike Geisel war, wüsste sie es, hätte sie nicht so einen Text in der ZEIT fabriziert.

Beide, Sarrazin wie Vu sagen nicht, dass die Täter damals alle unbescholten davonkamen, es ist einfach nicht das Thema. Vu geht gar nicht näher auf die 50er Jahre ein. Nazis wurden wieder in hohe Staatsämter befördert, wurden Chef im Bundeskanzleramt (Globke, 1953), Bundeskanzler (Kiesinger, 1966) oder Bundespräsident (Carstens, 1979).

Und Einwanderung gab es in den 1950er Jahren auch, das sog. Anwerbeabkommen mit Italien ist aus dem Jahr 1955.

Wenn Fu schreibt, dass „Bei Kindern unter zehn Jahren haben etwa 40 Prozent einen Migrationshintergrund“, ist das eine katastrophale, realistische Tatsachenbschreibung, wenn die Zahl so stimmen sollte.

Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2021 23,9 Prozent aller Neugeborenen von nicht-deutschen Müttern geboren. In der alten BRD liegt die Zahl bei 24,8 und in der Ex-DDR bei 12,8. Bremen hat den höchsten Prozentsatz nicht-deutscher Mütter mit 37,6 Prozent, Berlin hat 33,9, Mecklenburg-Vorpommern 10,7 Prozent.

Viele dieser Migrantinnen und Migranten, jedenfalls die muslimischen und davon ein großer Prozentsatz, wollen gar nicht, dass ihre Kinder ankommen in diesem Land, in dem sie geboren werden.

Sie wollen, dass die Kinder zu großen Teilen wie Monster verkleidete Mütter mit Kopftuch haben und die Eltern fast nur Türkisch (oder Arabisch) zu Hause reden. Bei anderen Migrant*innen ist es eine andere Sprache und die Bildungsferne hat sehr wohl etwas mit der Religion zu tun. Je muslimischer, je bildungsferner, das kann man empirisch zeigen. Viele dieser Kinder gehen nicht in den Kindergarten, häufig eben aus ideologischen Gründen: die Eltern haben gerade Panik, dass die Kinder mit nicht-muslimischen Kindern und Eltern in Kontakt kommen und möchten diesen Kontakt solange hinauszögern, wie es nur geht. Die Schulpflicht können sie jedoch nicht umgehen. Doch die Kinder lernen häufig bis zum Alter von sechs keine deutschen Kinder kennen, lernen somit auch die deutsche Sprache überhaupt nicht richtig.

Im weltlichen Frankreich gibt es seit 2004 ein Kopftuchverbot an Schulen. In Deutschland wurde jüngst in Berlin per Gericht das Kopftuchverbot gerade für Lehrerinnen an Schulen aufgehoben – der Islamismus hat in Deutschland freiere Fahrt als im laizistischen Frankreich. In Frankreich nehmen dafür groteske Kleidungsstücke wie die Abaya zu – eine Ganzkörperbedeckung, eine Art Sack, der vom Hals bis zu den Fußspitzen reicht. Auch in Deutschland sieht man zunehmend viele junge Frauen, die sich so islamistisch kleiden – plus Kopftuch natürlich, das ja hier im Gegensatz zu Frankreich an Schulen nicht verboten ist.

Auf die Gefahr des Islamismus in Frankreich weist zum Beispiel ein Artikel im Magazin der Neuen Zürcher Zeitung im Dezember 2022 hin:

Die Stimmung an Frankreichs Schulen ist extrem angespannt, seit vor zwei Jahren in einem Pariser Vorort der Geschichtslehrer Samuel Paty auf dem Nachhauseweg von einem Islamisten enthauptet wurde. Der 47-Jährige hatte im Staatskundeunterricht zum Thema Meinungsfreiheit die Mohammed-Karikaturen durchgenommen und war dafür in den sozialen Netzwerken angefeindet worden. So hatte der Attentäter, ein 18-Jähriger aus Tschetschenien, den Weg zu dem Lehrer gefunden.

Dass ich-schwache Personen sich der Religion zuwenden, war auch ein typisches Kennzeichen des christlichen Mittelalters in Europa, inklusive der Hexenverbrennungen. Ein Kopftuch ist ein äußeres Zeichen von Schwäche, nicht von Selbstbewusstsein oder Stärke. ‚Muslimische‘ Kleidung ist ebenfalls ein Zeichen äußerer Schwäche, ein Zeichen, dass frau oder mann nicht ankommen möchte im Westen. Doch warum leben diese Menschen dann im Westen? Weil sie ihn islamisieren wollen, das ist ja der Auftrag des Islamismus: die Irrlehre ihres Gottes zu verbreiten, sich imperialistisch auszubreiten, wie es das Christentum über Jahrtausende mit äußerster Brutalität auch getan hat – wobei der Islam im Mittelalter auch imperialistisch war und die Sklaverei gab es bei den Christen wie bei den Muslimen.

Doch welche andere Gruppe indoktriniert hier und heute im 21. Jahrhundert ihre Kinder und die Öffentlichkeit mit einem Kopftuch und zeigt erstens, dass die Frauen offenkundig am Wahn leiden, dass Männer ganz grundsätzlich auf ihr Haupthaar abfahren würden und zweitens, dass sie offenbar was ganz Besonders seien, die muslimisch-islamistischen Frauen, weil ja sonst unter den Dutzenden Millionen Frauen in Deutschland keine andere Gruppe irgendwie äußerlich sich so dermaßen grotesk verkleidet im 21. Jahrhundert. Was denkt sich ein zwei oder fünf Jahre altes Kind, wenn es sieht, dass nur die eigene Mutter und Tante sich so absurd anziehen, aber alle anderen Frauen, die sie zumindest auf der Straße zu sehen bekommen, das nicht tun?

Es gibt auch kaum eine andere Gruppe von Menschen wie Muslime, die auf Toiletten in der Schule oder mitten in der Bibliothek an Universitäten beten, ich könnte von widerlichen Beispielen an der Staatsbibliothek Berlin (Stabi), der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (WLB) oder der Universitätsbibliothek Heidelberg berichten. Es gibt kaum einen größeren Widerspruch als Wissenschaftlichkeit, Bibliotheken und Freiheit versus religiösem Wahn. Warum reicht es diesen Extremist*innen nicht, privat ihre Religion zu leben oder sich in ihren Gotteshäusern zu treffen, wo sie dann andere, die dem gleichen Irrationalismus frönen, treffen können? Warum reicht das nicht?

Diese Fanatiker*innen wollen den öffentlichen Raum – darum geht es! – islamisieren. Sie wollen öffentlich ihrem Wahn Folge leisten und belästigen damit den denkenden Teil der Gesellschaft. Ähnlich ist es mit Kreuzen im Klassenzimmer, auch das ist ein reaktionäres Zeichen religiösen Fanatismus, vom Balkensepp an jeder Dorfkreuzung in katholischen Gegenden nicht zu schweigen. Ein unglaublich brutaler Anblick, der zudem immer noch mit Antisemitismus in Verbindung steht, da Juden angedichtet wird, an der Kreuzigung Jesu schuld zu sein.

Oder nehmen wir islamistische Fußballer, die auf dem Platz beten, vor dem Spiel oder nach einem Torerfolg, auch das ein Zeichen des Fanatismus, der im Sport nichts verloren hat.

So wie manche extremistischen Türkinnen und Türken im Hof von Mehrfamilienhäusern ihre Hochzeit feiern, auf traditionell türkische Art und Weise mit nationalistischem Pathos und riesiger Türkeifahne. Hochzeit und natürlich der patriarchale Imperativ des Kinderkriegens ist bei diesen islamistischen Türken durchgesetzt, was nicht heißt, dass auch sehr viele der jüngeren Deutschen sich wieder eifriger als noch vor Jahren reproduzieren, was angesichts von Corona besonders perfide ist gegenüber den Kindern (maskiert gezeugt und geboren, WAS für ein Leben erwartet eine oder einen da, angesichts des ohnehin vorhandenen Schockes der Geburt, wie existentialistische Philosoph*innen schon immer sagten?).

Laut einer wissenschaftlichen Studie von 2015 haben nur fünf von 100 Frauen (im Alter von 35–49, Stand 2015), die aus der Türkei nach Deutschland einwanderten, keine Kinder. In Deutschland sind es 27 Frauen / 100, die keine Kinder haben. Von den in Deutschland geborenen Türkinnen sind es 18 /100, die ein kinderfreies Leben bevorzugen, in der Türkei sind es demnach bis heute (also 2015) nur völlig schockierende 4 Frauen von 100, die sich gegen den patriarchalen natalistischen Imperativ entscheiden. Die Studie spricht negativ von „kinderlos“, dabei ist der soziologisch-feministische Fachterminus „kinderfrei“, so wie es auch kinderfreie (und nicht kinderlose) Hotels gibt etc.

Auch und gerade angesichts des blutigen Krieges in der Ukraine wäre es doch aus menschlicher Perspektive naheliegend, wenigstens mal fünf Jahre ein weltweites Moratorium fürs Kinderkriegen umzusetzen, aus freien Stücken. Wer bekommt angesichts des sicher immer und immer wieder fortsetzenden Gemetzels auf der Welt noch Lust, anderen diese Welt zuzumuten? Wie kalt oder zynisch muss man sein, um da weiter Kinder in die Welt zu setzen?

Wenn Mädchen die Chance genommen bekommen, mit wehenden Haaren Fahrrad zu fahren? Das ist ein Verbrechen an der Kindheit und Jugend und es ist ein muslimisch-islamistisches Verbrechen. Dabei gibt es moderate Muslime, aber sie sind kaum sichtbar, da sie ohne Kopftuch nicht auffallen und die moderaten muslimischen Männern sind auch uninteressant für jene, die lieber konservative Traditionen tätscheln wollen und eher der rechten ethnopluralistischen Ideologie anhängen: „so sind sie halt, die Türken“ und „so sind wir halt, wir Deutschen“, jeweils schön getrennt, anti-emanzipatorisch, anti-kosmopolitisch, auf Familie, unreflektierte Werte und Traditionen festgelegt.

Ein Schulrektor aus Rheinland-Pfalz berichtet Ende Mai 2023:

Als ich vor 15 Jahren noch als Klassenlehrer vor der Klasse stand, war es so: Sie hatten zwei, drei Kinder in der Klasse, die einen besonderen Aufmerksamkeitsbedarf hatten, weil sie beeinträchtigt waren, weil zu Hause Probleme waren, weil sie vielleicht nicht so gut lernen konnten. Und das haben sie als Klassenlehrer gut auffangen können. Heutzutage haben sie fast das Gegenteil. Das heißt, sie haben ganz, ganz viele Kinder, die mit Problemen in die Schule kommen. Sie haben eher drei Kinder, die durchschnittlich begabt sind und der Rest hat ein Problem.

Das ist die Realität, die wir hier und heute haben mit Migration. Wobei ja fast alle diese Kinder hier geboren wurden, wie schon ihre Eltern. Aber die Eltern weigerten sich ganz aggressiv, Teil der deutschen Gesellschaft zu werden, sie lernten selbst die deutsche Sprache nicht richtig und reden zuhause nur Türkisch (oder Russisch, Arabisch etc.). Sie lesen vor allem zu wenig, was jeder Blick beim Schlendern durch wirklich jede deutsche Stadt zeigt: wer hat schon noch Bücherregale zu Hause stehen?

Das war früher bei den Deutschen nicht anders und viele sind bis heute auch nicht gerade Buch affin. Aber bei Nicht-Deutschen hat das viel weitergehende Folgen, weil ihr ganzes Leben sich weder in der Geschichte, noch der Sprache und Kultur Deutschlands bewegt, sie leben in einer anderen Welt, hören andere Musik, ziehen sich anders an – wiederum ist das aggressive Kopftuch einer der größten Hinderungsgründe für Integration, aber ebenso das migrantische Macho-Gehabe und der Sexismus, den nur leugnen kann, wer nicht mit solchen Milieus konfrontiert ist.

Natürlich müsste der Lehrer aus Rheinland-Pfalz auch betonen, dass die brutale und dermaßen irrationale, wissenschaftsferne Coronapolitik, für die gerade die Lehrerverbände einstanden, das Lesen und Schreiben ganz extrem behindert hat. Schulschließungen haben eine ganze Generation von kleinen Kindern traumatisiert und ihnen die Chance genommen, die deutsche Sprache wenigstens in den Grundzügen zu lernen.

Jene, die in der Grundschule kein Deutsch können, das werden nicht die kommenden „Mächtigen“ sein, von denen Vanessa Vu fabuliert – oder doch? Weil die Masse sich immer durchsetzt?

Wer sich in Betrieben umhört merkt, dass an verantwortlicher Position sehr selten Migrant*innen stehen und das hat Gründe. Wobei es auch da Unterschiede gibt, was für ein Migrationshintergrund vorliegt und wie integriert die Person ist – es gibt zum Beispiel, das könnte man in empirischen Studien näher untersuchen, massive Unterschiede zwischen häufig stärker integrierten russischen Einwander*innen und türkischen, wobei die ca. 2,3 Millionen Deutschrussen fast alle deutsche Staatsbürger*innen sind, aber gleichwohl wie Hunderttausende der heute in der BRD lebenden Türken aus einem Elternhaus stammen, wo Deutsch eine Fremdsprache ist.

Es liegt nicht primär am Rassismus, sondern daran, dass viele gar nicht motiviert sind, hier in der Gesellschaft und auch der deutschen Sprache anzukommen. Einige deutsch-türkische Spitzenpolitiker*innen sind die Ausnahme. In den Innenstädten gerade der Großstädte sieht es anders aus und häufig auch auf den Dörfern, insoweit sie nahe an den großen Industriebetrieben liegen.

Der Schock deutsch-türkischer Politiker*innen ob der erneuten Wiederwahl des islamistischen Diktators Erdogan in der Türkei durch viele Türken in Deutschland zeigt, dass es hier einen Bruch gibt in der Migrationsgesellschaft. Es gibt jene, die Deutsche sind, aber zum Beispiel türkische Eltern haben, und es gibt jene, die hier geboren wurden, aber Deutschland, ein Land der „Ungläubigen“ aus islamistischer Perspektive, verabscheuen und an Wahlen in der Türkei teilnehmen.

Und davon schweigt dieser Text von Vu wissentlich. Sie will nicht über die massiven Probleme reden, die Migration verursacht, gerade aus muslimischen Ländern. Sie will auch nicht über die massiven Probleme reden, die jene verursachen, die hier geboren wurden und alle Chancen gehabt hätten, die deutsche Sprache richtig zu lernen und Teil einer säkularen Gesellschaft zu werden.

Oder sich im besten Fall für die Kritik an der Gesellschaft, am Patriarchat, am Kapitalismus, am Antisemitismus, an der Technokratie, für die Kritik an der Umweltpolitik und gegen die Verleugnung der extremen Gefahr des Klimawandels, für die Kritik an der Coronapolitik, an der Kriegs- und Ukrainepolitik einsetzen. So gesellschaftskritisch und engagiert, wie es viele häufig sozialdemokratisch oder sozialistisch gesinnten türkischen, italienischen, griechischen, jugoslawischen, portugiesischen etc. Migrant*innen der ersten Generation in den 1970er Jahren waren.

Und doch bleibt der empirisch verifizierbare Tatbestand: die größten gesellschaftlichen Probleme, was hier und heute die Nicht-Integration betrifft, verursachen Migrant*innen mit muslimischer Herkunft. Gibt es außer verschleierten muslimischen Frauen andere Menschen, die mitunter so a-sozial sind, dass sie andere Männer einfach gar nicht als Menschen sehen und „hallo“ sagen auf der Straße, im Büro oder Treppenhaus, sondern zu Boden blicken? Was sind das für religiöse Witzfiguren? Welches andere Land hält in Deutschland Wahlen ab und Hunderttausende nehmen an diesen Wahlen teil und feiern die Wahl eines Diktators mit Hupkonzerten und Auto-Konvois? Das gibt es nur bei einer Gruppe von Menschen und das sind die Türken. Nicht bei Russen, nicht bei Italienern, Griechen, Ex-Jugoslawen oder irgendeiner anderen größeren Gruppe von ehemals oder aktuellen Migrantinnen und Migranten. Dieses Problem muss man beim Namen nennen.

In Frankreich sind es die algerischen oder marokkanischen Migrant*innen, die sich nicht als Franzosen sehen und beim Fußball für Algerien oder Marokko sind, aber nicht für das laizistische Frankreich, das Land, in dem sie geboren wurden und das ihnen immerhin eine soziale Absicherung gibt, so es sie eben im Kapitalismus gibt, im Zweifelsfall als Arbeitsloser mehr Geld in Frankreich als mit Arbeit in Algerien oder Marokko.

Auch hier ist es nicht zufällig der muslimische Hintergrund Algeriens und Marokkos, der  mit dazu beiträgt, dass es zu den Parallelgesellschaften kommt. Wie die Zukunft der sehr großen Migrationsgruppen aus Syrien und der Ukraine in der BRD sein wird, ist völlig ungewiss, auch hier besteht die Gefahr von Parallelgesellschaften, wenn die Leute selbst wie die Gesellschaft dem nicht entgegenwirken. Wobei die jahrzehntelange häufig ehrenamtliche Tätigkeit mit Sprachkursen oder Nachbarschaftshilfen gerade bei den türkischen Migranten so überhaupt gar nichts bewirkt haben, ja die gewollte Islamisierung schritt seit 9/11 noch massiv voran.

Nach der Wahl Erdogans gibt es massive Kritik an seinen Wählerinnen und Wählern in Deutschland. Denn Erdogan und seine Partner stehen für Frauenverachtung, Nationalismus, Rassismus wie gegen Kurden und für Antisemitismus, wie die Zeitschrift Cicero berichtet:

Mit HÜDA-PAR ist ein Ableger der kurdischen Hizbullah ins Parlament gewählt worden. Abgeordnete von HÜDA-PAR kündigten vor den Wahlen an, im Falle eines Wahlsiegs die Rechte von Frauen massiv einzuschränken. Gemeinsam mit dem ebenfalls ins Parlament gewählten Bündnispartner Yeni Refah Partisi drohten sie, nach einem Wahlsieg mit ‚Feinden‘ einer vermeintlich islamischen Familienordnung, also queeren Menschen und emanzipierten Frauen, abzurechnen.

Beide Parteien möchten die Kinderehe legitimieren und die Lehrpläne an Schulen islamisch prägen, ‚die Jugend werde in Bildungseinrichtungen ab sofort auf das Jenseits vorbereitet‘ ließ Fatih Erbakan von der Partei Yeni Refah Parti verkünden. Das neue Regierungsbündnis fiel in den letzten Wochen durch Drohungen und Hasstiraden gegen Oppositionellen und westlich geprägte Türken auf, die sie gern als ‚Agenten Amerikas und der Zionisten‘ bezeichnen.

Der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir schreibt auf Twitter:

Die #Autokorso|s sind keine Feiern harmloser Anhänger eines etwas autoritären Politikers. Sie sind eine nicht zu überhörende Absage an unsere pluralistische Demokratie & Zeugnis unseres Scheiterns unter ihnen. Übersehen geht nicht mehr.

Die Themen Islam und Islamismus kommen in dem Text von Vu nicht vor, obschon es um muslimische Jugendliche geht. Das einzige, was sie diesbezüglich schreibt, ist:

Es gibt jene Einwanderer, die deutscher werden als Deutsche, und solche, die autoritäre Systeme in ihren Herkunftsländern unterstützen.

Irgendwie alles egal, manche sind westlich, andere nicht. Alles easy going. Und diese Entwirklichung der enormen Gefahr des Islamismus ist sehr problematisch, aber seit 9/11 ganz typisch in gewissen Milieus.

Die Frankfurter Rundschau bringt noch weitere Zitate von Kritiker*innen des türkischen Islamismus und Rechtsextremismus:

Auch die Abgeordnete Cansu Özdemir (Linke) in der Hamburgischen Bürgerschaft hat kein Verständnis für die Feierlichkeiten der Erdogan-Anhänger. ‚Auf europäischen Straßen sieht man wieder, wie munter der faschistische Wolfsgruß gezeigt wurde. Hatte die Bundesregierung nicht vor, die Grauen Wölfe zu verbieten‘, schreibt Özdemir auf Twitter und ergänzt: ‚Der türkische Faschismus und Islamismus hat in Deutschland weiterhin freie Hand.‘

Das sind Zitate aus einem Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 29. Mai 2023, also nur einen Tag, bevor der Text von Vanessa Fu in der ZEIT erschien. Somit hat sie auch gekonnt ignoriert, was Türkei- und Migrationsforscher zur aktuellen Situation von Migrant*innen in Deutschland sagen. Nochmals der Bericht in der FR:

Prof. Burak Copur, Türkei-Forscher aus Essen, zeigt im Gespräch mit unserer Redaktion ebenfalls keinerlei Verständnis für solche Aktionen. ‚Die Autokorsos in Deutschland sind auch ein Ausdruck der Ablehnung und Verachtung demokratischer Werte und Normen. Wer als Politiker mit der Ditib und der AKP-Lobbyorganisation UİD kuschelt und diese damit hoffähig macht oder als Stadt Köln die Au[s]stellung des Völkermords an den Armeniern verhindert und damit vor den türkischen Nationalisten und Islamisten einknickt, muss sich über diese einem Diktator huldigenden Erdogan-Anhänger auf deutschem Boden nicht wundern. Das sind keine feiernden Folklore-Tänzer, sondern besorgniserregende türkische Reichsbürger.‘

Im Januar 2023 hetzte der Abgeordnete der AKP Mustafa Açıkgöz auf einer Wahlkampfveranstaltung für Erdogan und dessen Bündnis in Neuss in Nordrhein-Westfalen und sprach davon, in der Türkei wie in Deutschland die „Kurden“ „vernichten“ zu wollen, ebenso die islamistischen Gegenspieler der AKP, die Gülen-Bewegung.

Die rechtsextremen Grauen Wölfe, das Netz der DITIB-Moscheen und islamistisch-nationalistisch türkische Vereine sind sehr einflussreich und wie man an dem Wahlerfolg sehen kann, auch äußerst erfolgreich. Wie man in der Bebilderung des Beitrags im Cicero sieht, feierten in Berlin auch weltlich wirkende Frauen ohne Kopftuch den Sieg der Rechtsextremen und Islamisten und Erdogans. Der Wolfsgruß ist dabei ein Symbol dieser Rechtsextremist*innen, die eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland und für die oppositionellen und säkularen Türkinnen und Türken in der Türkei sind.

Laut FR sind in Deutschland 1,5 Mio. türkische Staatsbürger*innen in der Türkei wahlberechtigt, von denen 700.000 auch zur Wahl gingen. 67 Prozent der Wählenden haben für Erdogan gestimmt. Das heißt, dass eine sehr große Zahl, Hunderttausende der hier lebenden Türken mit türkischem Pass Rechtsextremisten und Rechtsextremistinnen sind oder zumindest rechtsextrem und islamistisch wählen.

Haben Vu und die ZEIT von alledem nur keine Ahnung oder finden sie das harmlos oder gar gut? Denn die Hoffnung von Vu und der ZEIT, dass Migranten bald die Mächtigen sein werden, die inkludiert ja gerade solche sehr aktivistischen und aggressiven Menschen wie AKP- und Erdogan-Wähler*innen.

Der Historiker Walter Laqueur (1921–2018) hat diese Entwicklungen schon vor Jahrzehnten geahnt und befürchtet. 2006 publizierte er sein Buch „Die letzten Tage Europas“, worin er insbesondere auf die Gefahr des Islamismus in ganz Europa eingeht und sich auch näher mit der konkreten Situation in England, Deutschland, Belgien, Frankreich oder den Niederlanden beschäftigt. Ich hatte die Ehre, ihn 2009 in seinem Apartment in Washington, D.C., besuchen zu dürfen. Laqueur floh vor den Nazis nach Palästina, baute den Staat Israel mit auf, hatte keinen universitären Abschluss und wurde ein sehr bedeutender Historiker des Kommunismus, des Zionismus, Europas und des Islamismus und Totalitarismus.

Er beschreibt den großen Unterschied der Einwanderung von Juden Anfang des 20. Jahrhunderts nach Westeuropa und Deutschland verglichen mit der heutigen zumal muslimischen Einwanderung. Die Juden, selbst die religiös-orthodoxen oder ultraorthodoxen hatten keinerlei Interesse, sich imperialistisch auszubreiten, das Judentum ist im Gegensatz zum Christentum und dem Islam keine imperialistische, keine proselytische Religion. Ich kann mich gut an Demonstrationen oder Spaziergänge in den USA wie in New York City oder in Jerusalem in der Altstadt erinnern, als ich mit weißem Hemd und schwarzem Jackett von Juden für einen Juden gehalten wurde, manche wollten mir von ihrer bestimmten Richtung im Judentum erzählen oder ein bestimmtes Gebetsritual machen, doch sobald sie merkten, dass ich gar kein Jude bin, war das ganz egal, sie wollten mich nicht überzeugen vom Judentum oder missionieren.

Laqueur beschreibt in „Die letzten Tage von Europa“ schon vor bald 20 Jahren wie gefährlich für ein vielfältiges Europa es ist, wenn sich der Islamismus in England, Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland und anderen Ländern ausbreitet. Ungefähr zur gleichen Zeit gab es bei dem Portal Perlentaucher eine internationale Debatte über den „Islam in Europa“, wobei Pascal Bruckner schreibt:

Der Kampf gegen den Fundamentalismus ist nicht möglich ohne die Muslime, da sie dessen vorrangige Opfer sind. Die hellsichtigsten, die moderatesten untern ihnen beschwören uns, ihnen zu helfen. (Bruckner 2007, S. 206)

Vanessa Vu und die ZEIT fallen nun weit hinter den Forschungsstand zum Thema Islam (und Migration) in Europa der letzten Jahrzehnte zurück.

Wobei Vu und viele andere in ihrem Schweigen zur Gefahr des Islamismus von vielen ‚Linken‘ und weit im Mainstream Unterstützung bekommen. Gerade von Linken, die an 9/11 lachten und Schadenfreude ob des Einsturzes der World Trade Center und dem Zerquetschen, Pulverisieren und Verbrennen von 3000 Menschen in New York City an jenem Dienstag im September 2001 empfanden. Seit 9/11 begann der Siegeszug des Islamismus und des Kopftuchs im Westen erst so richtig, während die iranische Revolution und das islamistische Regime der Mullahs seit 1979 zeigen, wie mörderisch und brutal ein islamistisches Regime vorgeht – und das bis heute.

Ein Kernpunkt des Islamismus ist immer und überall die Frauenverachtung, sei es in Saudi-Arabien, in Afghanistan, der Türkei oder dem Iran und vielen anderen muslimischen Ländern in Afrika und Asien. Antisemitismus, autoritäres Denken und Irrationalismus kommen noch dazu.

Entgegen dem linken Antiamerikanismus und Antisemitismus sowie Pro-Islamismus habe ich gerade aus linker Perspektive versucht, der problematischen Beziehung von Islamforschung und Antisemitismus wissenschaftlich nachzugehen (Heni 2011). Von 2010 bis 2017 verfasste und ergänzte ich den Beitrag über Deutschland in einem der weltweit ersten umfassenden Handbücher zur Situation des Islamismus, dem World Almanac of Islamism (American Foreign Policy Council (Hg.) (2010)).

Zum Islamismus in der Forschung wie auf der Straße kommt die Israelfeindschaft im Westen, die wiederum viele Migrant*innen mit dem deutschen Mainstream teilen, gerade in der kulturellen Elite, Stichwort: Documenta 15 von 2022.

Das Schlimme ist: gerade jene, die gar kein Interesse an Bildung haben, pflanzen sich fort. Richtig, das ist das Einfallstor für die Rechten, für Sarrazin und die AfD, die nur ‚arische‘ Kinder möchten. Dabei ist die Welt schon heute massiv überbevölkert, nicht nur der Anzahl nach in den armen Gegenden in Afrika und Asien, sondern gerade auch in den kapitalistischen Industriegesellschaften.

Dabei sind sieben ‚arische‘ adlige Kinder genauso ein Zeichen für patriarchale Herrschaft wie vier Kinder einer muslimischen Familie, die nur unter ihresgleichen lebt (wie deutsche Adlige auch). Weniger ist mehr, gerade was Kinder betrifft. Mehr Selbstreflektion, mehr Dissidenz wagen und gerade nicht das Migrantische an und für sich hochjazzen. Es ist reiner Zufall, wo man geboren wurde und keine Leistung. Auch Migrant-Sein ist keine Leistung.

Die Erinnerungsabwehr, der sekundäre Antisemitismus ist bei Migrant*innen noch deutlich weiter verbreitet als im Mainstream der Gesellschaft, wobei die wissenschaftliche Elite und Teile der NGO-Szene seit Jahren postkoloniale Ideologien promoten, die ebenfalls auf eine Abwehr der Erinnerung, häufig auf eine Leugnung des präzedenzlosen Charakters des Holocaust hinauslaufen, von Aimé Césaire über Edward Said bis Achille Mbembe verläuft eine gerade postkolonial-antisemitische Traditionslinie.

Migrantinnen und Migranten hier und heute sind nicht nur Opfer rechtsextremer Gewalt und von rassistischer Ausgrenzung, sondern häufig auch Täter, nicht nur bei Anschlägen auf Synagogen, sondern auch im Entwirklichen der deutschen Geschichte. Sie machen sozusagen mit ganz anderen Vorzeichen das Geschäft der AfD: Schweigen wir von den deutschen Verbrechen in der Nazizeit, Schwamm drüber und „Vorsprung durch Technik“, wie der Audi-Slogan heißt. Weder die deutschen noch die migrantischen Arbeiter*innen störten sich die letzten Jahrzehnte daran, dass ihr Audi-Werk oder ihre Bosch-Werkstatt sich zum Beispiel in einer nach den Nazis Felix Wankel oder Hanns-Martin Schleyer benannten Straße befinden.

Volksmusik und Märchen wiederum sind in jedem Land Teil des Irrationalismus und der Affirmation des Bestehenden. Die beiden einzigen Musikarten, die kosmopolitisch ausgerichtet sind, sind klassische Musik und Heavy Metal.

Vu hat kein Foto von lesenden Studierenden oder Forscherinnen oder gar Migranten in einer Bibliothek (Gott steh uns bei!) als Bebilderung für die von ihr geliebten „neuen Mächtigen“ gewählt, sondern vier junge Männer in einem Auto, wenigstens drei davon mit Bart, offenbar sollen dieses Typen „den Migranten“ schlechthin repräsentieren. Und das tun sie. Und gerade das ist das Problem.

Es ist auch eine soziale Frage. Im Kapitalismus geht es um das Sich-Verkaufen, alles wird zur Ware. Und doch gab es in den 1920er Jahren zum Beispiel die Büchergilden, wo die Arbeiterinnen und Arbeiter sich nach einer Kräfte zehrenden Schicht noch trafen, Bücher kauften, tauschten, ausliehen, lasen und diskutierten. Es ist eine persönliche Entscheidung, die man auch als Teil einer Klasse machen kann, die gesellschaftlich sehr niedrig steht. Doch wer, egal ob migrantisch oder nicht, hat heute noch Interesse an Diskussionen, wenn es doch viel aufregender ist, am Auto zu basteln, Laub zu blasen, den Rasen zu mähen mit ohrenbetäubendem Lärm (ging früher auch mechanisch!) oder am Handy zu spielen, am Freitag in die Moschee oder am Samstag oder Sonntag zum Fußball oder auf die Kirmes zu gehen und sich einfach überhaupt nicht um die riesigen gesellschaftlichen Probleme zu kümmern.

Von dieser Atomisierung lebt die bürgerliche Gesellschaft in Zeiten der Kulturindustrie, das geht nicht erst seit den Zeiten von Horkheimers und Adornos „Dialektik der Aufklärung“ (1944/47) so. Diese Entpolitisierung ist von den Herrschenden gewollt und sie wird täglich reproduziert.

Die ach-so-demokratisierend wirkende Digitalisierung bewirkte bislang primär einen extremen Bildungsverlust. Bei Kindern kam noch der Sprachverlust durch die irrationale und gemeingefährliche Coronapolitik in den Jahren 2020 bis 2022 hinzu. Jede Schul- und Kitaschließung war völlig sinnfrei, es wurde damit die Pandemie nicht bekämpft, kein Mensch geschützt, aber Millionen ins Elend gestürzt, jedenfalls was das Sozialverhalten, die psychische Stabilität, das Sprachvermögen und auch was die Gesundheit betrifft.

Die Verharmlosung und faktenfreie Umschreibung der Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, die juckt diese Typen im Titelbild des Textes vermutlich genauso wenig wie es die ZEIT-Autorin Vanessa Vu juckt. Sie merken es alle gar nicht. Sie sind glücklich. Sie sind die neuen Mächtigen. Jedenfalls bald. Ganz bald. Da lacht die AfD und es bereitet ihr Panik zugleich.

Das Nicht-Thematisieren beziehungsweise falsche Thematisieren der deutschen Schuld und das Vergessen der Shoah und der deutschen Geschichte wird auch von diesen Migranten besorgt, wie selbstverständlich.

Das wird die neue Volksgemeinschaft sein, die stolzdeutschen Rechten und die AfD Hand in Hand mit diesen mächtigen und geschichtsblinden Migranten (m/w/d), die gar nicht wissen, wo die Grenzen Deutschlands 1942 lagen und was in Sobibor passierte. Beide, die Rechten wie viele Migrant*innen, lieben Traditionen, Volksmusik und die Familie. Selber denken, Dissidenz leben oder allein in Richtung Meer fahren und Heavy Metal hören, kennen sie nicht, sie leben lieber in konformistischen Gruppen, heiraten, danken Allah für Erdogan oder umgekehrt und führen Volkstänze auf.

Was diese einfachen migrantischen Leute, die keine Deutschen werden wollen, umtreibt, ist türkische Folklore (oder arabische, afrikanische, osteuropäische etc.), ein Job bei Porsche, Mercedes oder Bosch (für Frauen eher im Pflegebereich, patriarchale Arbeitsteilung wie gehabt) sowie das Kopftuch und Erdogans Wille und Macht.

Ganz bezeichnend also hat Vu ihren Text in der ZEIT mit vier in einem Cabrio sitzenden jungen Männern, die wohl „Migranten“ sein sollen, bebildert. Bildungsfern, autogeil und deutsch – da lachen die Vorstandsetagen von Tesla oder VOLKSwagen (VW).

Es gibt Rassismus, in der Tat, und dagegen muss man sich täglich wehren. Brandanschläge und Morde an Nicht-Deutschen oder als nicht-deutsch Kategorisierten, speziell seit den 1990er Jahren, haben zu Hunderten ermordeten Migrant*innen geführt.

Doch der Islamismus und Jihadismus speziell seit 9/11 führten zu Hunderten Toten allein in Europa bei islamistischen Anschlägen wie in Paris (Mord mit Sturmgewehren an 12 Journalist*innen der Satirezeitschrift Charlie Hebdo, 7. Januar 2015, Geiselnahme und Mord an vier Juden in einem jüdischen Supermarkt, 9. Januar 2015, 89 Ermordete beim Massaker während eines Konzerts im Bataclan, 39 weitere Tote durch Angriffe auf der Straße, in Cafés und Restaurants in der Umgebung, dazu drei detonierte Bomben am Stade de France, wo ein Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland lief, 13. November 2015), Madrid (Anschläge mit zehn Bomben in vier Zügen, 191 Tote, 11. März 2004) oder Berlin (Breitscheidplatz, Angriff auf den Weihnachtsmarkt mit einem LKW, 19. Dezember 2016, 12 Tote).

Hinzu kommt die politische Unkultur des in der Forschung so genannten legalen Islamismus, den auch ein Antisemitismus kennzeichnet, wahlweise als Erinnerungsabwehr an die Shoah oder als antizionistischer Hass auf den jüdischen und demokratischen Staat Israel. Insgesamt ist der Islamismus, in seiner terroristischen wie ‚legalen‘ Ausprägung wenigstens ein so großes Problem wie der Rechtsextremismus und Neonazismus.

Vom 17. Februar bis zum 4. Juni 2023 lief in Milano Marittima, einem beliebten Urlaubsort südlich von Ravenna an der Adria-Küste, eine Ausstellung unter dem Titel „Make Art not War“ des amerikanischen Skateboarders und Künstlers Shepard Fairey, alias Obey. Es ist eine Show mit Dutzenden seiner bekanntesten Werke, aber primär soll es offenkundig um den Ukraine-Krieg gehen, so der Titel – bebildert ist das Plakat für die Ausstellung, Überraschung!, mit einer Frau mit Kopftuch.

Fairey ist jener bekannte Künstler, der das beliebte „Hope“-Obama-Plakat gestaltet hat. In den gleichen Farben – blau, weiß, rot – ist auch das Plakat mit der verschleierten Frau zu „Make Art not War“ gestaltet, ein Wiedererkennungszeichen. Dabei sind ein Kopftuch und eine verschleierte junge Frau das Gegenteil von Hoffnung: es ist der Niedergang der Freiheit, des unabhängigen Denkens, der Kritik und Selbstreflektion und Ausdruck für Irrationalismus, Gewalt, Fanatismus, Religion und den Islamismus insgesamt.

Man sieht die popkulturelle Dominanz des islamistischen Kopftuch-Wahns auch in Bereichen, die gar nichts mit Islam zu tun haben wie dem Ukraine-Krieg.

Es ist absolute Mode und in äußerst hippen, ach-so-sensiblen oder ‚woken‘, doch de facto ideologisch rückschrittlichen, aufgeheizten Milieus seit Jahren der letzte Schrei, religiös-fanatische Frauen mit Kopftuch zu promoten, völlig egal, um welches Thema es geht.

Doch von diesen Problemen wie vom Kopftuch-Wahn junger, hier geborener Frauen, schweigt Vanessa Vu. Die größte migrantische Gruppe in Deutschland sind nun mal die Türkinnen und Türken. Und von diesen sind ein sehr großer Teil islamistisch fanatisiert. Seit 9/11 hat sich das ganz extrem verschärft. Wenn man auf Fotoalben der 1970er Jahre nach türkischen Frauen in der BRD mit Kopftuch sucht, findet man wenige. Ähnlich säkular war damals die Situation in Afghanistan oder natürlich dem Iran der 1960er und 1970er Jahre.

Nein, Vu schweigt nicht nur zu all diesen problematischen Phänomenen, namentlich der Zunahme des Islamismus seit Jahrzehnten in Deutschland und im Westen. Sie stimmt dem allem insofern zu, als sie es nicht thematisiert.

Vor allem aber: Vu verharmlost auf gewisse Weise den Nationalsozialismus oder schreibt ihn um, wenn sie ernsthaft meint, dass Zwangsarbeiter ausgewiesen, ja „vernichtet oder vertrieben“ worden seien im NS – dabei wurden mit brutaler Gewalt 13 Millionen nach Deutschland verschleppt! Weitere Millionen wurden wie zitiert in den besetzten Ländern versklavt und zur Arbeit gezwungen. Womöglich verwechselt sie die Vertreibung und Vernichtung der Juden – die ja gar nicht erwähnt werden! – mit der Situation der Zwangsarbeiter, die weder vertrieben noch vernichtet wurden.

Der Holocaust ist in dieser migrantischen Perspektive nicht einmal mehr eine Petitesse, er kommt einfach als solcher gar nicht mehr vor.

Wer vom Autoritarismus, der anti-emanzipatorischen politischen Kultur, der islamistischen Ideologie, dem Antisemitismus und der Frauenverachtung des aktuellen türkischen Regimes und seinen Hunderttausenden Fans und Wähler*innen in der Bundesrepublik Deutschland nicht reden will, soll von Migration schweigen.

Und wer von der Geschichte des Nationalsozialismus keine Ahnung hat, soll von Zwangsarbeit und der damaligen Vernichtung von allen möglichen „Minderheiten“ schweigen.

 

Literatur:

„10 Jahre Terroranschläge in Madrid“, 10. März 2014, https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/180328/10-jahre-terroranschlaege-in-madrid/

„Begriffe: Fremdarbeiter – Zwangsarbeiter – Sklavenarbeiter“, https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/ns-zwangsarbeit/227269/begriffe-fremdarbeiter-zwangsarbeiter-sklavenarbeiter/

„Die nationalsozialistische Zwangsarbeit – Hintergrundinformationen“, https://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/zwangsarbeit/zwangsarbeit-hintergrund/index.html

„Lehrervertreter RLP: „Wir brauchen von außen mehr Unterstützung“, 29.05.2023, https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/lars-lamowski-interview-lehrermangel-vorschulfoerderung-100.html

„NS-Zwangsarbeit: Ausgebeutet und ,vergessen’“, https://www.stiftung-evz.de/themen/zwangsarbeit-im-nationalsozialismus/

„Obey Make Art Not War“, https://www.turismo.comunecervia.it/de/events/veranstaltungen-und-initiativen/ausstellungen/cervia-street-art-ausstellung#null

 

https://ak-regionalgeschichte.de/veranstaltungen/

https://twitter.com/cem_oezdemir/ (28. Mai 2023)

https://www.auepost.de/stadtgespraech/friedensinitiative-wunstorf-wuerde-zum-vorrangigen-ziel-71295/

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/lebendgeborene-staatsangehoerigkeit-laender.html

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1052912676

https://www.zeit.de/autoren/V/Vanessa_Vu/index

 

American Foreign Policy Forum (Hg.) (2010): World Almanac of Islamism, https://almanac.afpc.org/

Bruckner, Pascal (2007): Vom Recht auf Differenz gelangt man rasch zur Differenz der Rechte, in: Chervel/Seeliger (Hg.), S. 200–207

Chervel, Thierry/Seeliger, Anja (Hg.) (2007): Islam in Europa. Eine internationale Debatte, Frankfurt a.M.: Suhrkamp

Evisen, Ilgin Seren (2023): Liberale Türken verzweifeln – „Allahu Akbar“, 30. Mai 2023, https://www.cicero.de/aussenpolitik/liberale-turken-verzweifeln-der-mann-hat-wieder-gewonnen

Heni, Clemens (2011): Schadenfreude. Islamforschung und Antisemitismus in Deutschland nach 9/11, Berlin: Editon Critic

Laqueur, Walter (2006): Die letzten Tage von Europa. Ein Kontinent verändert sein Gesicht, Berlin: Propyläen

Pehlivan, Erkan (2023): AKP-Abgeordneter hetzt in Moschee von Grauen Wölfen in Neuss, 15. Januar 2023, https://www.fr.de/politik/akp-abgeordneter-moschee-graue-woelfe-neuss-hetze-gewalt-erdogan-tuerkei-92028541.html

Pehlivan, Erkan (2023a): Nach Erdogan-Sieg: Empörung über Autokorsos türkischer Nationalisten in europäischen Städten, 29. Mai 2023, https://www.fr.de/politik/europa-tuerkei-wahl-erdogan-sieg-regierung-opposition-chp-kilicdaroglu-autokorsos-feier-92308927.html

Stenke, Wolfgang (2018): Zum Tod des Historikers und Publizisten Walter Laqueur Skeptiker und Zeitzeuge, 01.10.2018, https://www.deutschlandfunk.de/zum-tod-des-historikers-und-publizisten-walter-laqueur-100.html

Vu, Vanessa (2023): Sie werden die Mächtigen sein. Deutschland will nicht begreifen, was es heute ist: ein Land, in dem Migranten nicht mehr Minderheit sein werden, sondern gefragter denn je. Kommen da noch alle mit?, 30. Mai 2023, https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-05/migration-gesellschaft-einwanderung-deutschland-demografischer-wandel

 

 

 

 

Die verschleierte islamistische Parallelgesellschaft und die „Generation Allah“ feiern Erdogan – auf den Straßen in der BRD

Von Dr. phil. Clemens Heni, 28. Mai 2023

Vorhin bei einem relativ harmlosen Ausflug mit dem Fahrrad kommt plötzlich ein Auto mit lautem Gehupe und Geschrei und einer widerlichen, verschleierten jungen Frau – mit Mann am Steuer – auf die Straße. Sie kreischen und jubeln – weil sie offenbar direkt aus der Türkei die ersten Hochrechnungen, Prognosen oder Ergebnisse der Stichwahl zwischen dem islamistischen Diktator Erdogan und seinem Herausforderer erfahren haben.  Sie wedeln mit einer Türkeifahne. Mitten in Deutschland.

Kürzlich feierten hier ‚Nachbarn‘ mit riesiger Türkeifahne Hochzeit im Hof. Sie sehen die patriarchale Gewalt einer Hochzeit als Akt des Nationalismus und des religiösen Fanatismus. Ähnlich fanatisch mit Fahne feiern sonst fast nur katholische Kroaten die Hochzeit.

Man muss sich das klarmachen: in Deutschland lebende verschleierte Existenzen mit wirklich hässlichen Fratzen feiern, dass Tausende Kilometer entfernt eine Diktatur weiterbesteht – auch dank der Stimmen solcher antidemokratischen, islamistischen und hirnlosen jungen Frauen, von denen es in Deutschland ja Hunderttausende gibt, also alleine jene mit türkischem Pass.

Man muss sich weiterhin klarmachen, dass es sich um Menschen handelt, die Deutschland nicht aus politischen, sondern religiös-diktatorischen Gründen in allen Bereichen ablehnen. Sie lehnen die Demokratie ab, sie bringen sich auf keiner Ebene in der Gesellschaft ein, sie schicken ihre Kinder nicht in den Kindergarten und nur äußerst widerwillig in die Schule.

Sie gehen nicht zu einer deutschen Frisörin, sie öffnen dem Paketboten niemals ohne Kopftuch oder gar nicht, sie indoktrinieren ihre vielen Kinder – keine Islamistin bleibt kinderfrei, das würde ja bedeuten, sie kann kritisch denken – und sie arbeiten ausschließlich, um spätestens mit 63 oder 65 ihre Rente in der Türkei im islamistischen Hinterland zu verbraten (sicher nicht in Izmir oder Istanbul). Das sagte mir ein Nachbarn ganz offen (er wird bald 63), er will doch nicht hier bis zum Ende leben!

Klare Ansage: diese Menschen sollen bitte jetzt sofort dorthin auswandern, gerade auch die 17-jährigen oder 28-jährigen. Wir brauchen sie hier nicht. Und wir wollen nicht, dass diese islamistischen Menschen hier leben.

Menschen, die mit ihrer Stimme dazu beigetragen haben, dass der islamistische Dauer-Diktator Erdogan in der Türkei vermutlich weiter regieren wird, diese Menschen haben in Europa und Deutschland (oder Frankreich, Belgien, Holland, Österreich etc.) nichts verloren. Sie haben nirgendwo etwas verloren.

Solche Frauen sind Täterinnen. Sie machen aus ihren Kindern islamistische Monster und sie zeigen mit ihren lächerlichen, aber extrem brutalen Kopftüchern, dass sie Männer nur akzeptieren, wenn sie ihnen devot ergeben sein können – also die Kommunikation mit Männern ablehnen und sie als Gefahr betrachten – bis auf den Islamisten, der sie schwängert natürlich, der ja selbst ein fanatischer Islamist ist -, weil sie ernsthaft glauben – es ist ein Wahnglaube – dass alle Männer aufgrund ihres Haupthaars verrückt werden könnten und sie anziehend finden könnten. Emanzipation und Gleichberechtigung sind die Feindbilder Erdogans und seiner türkischen weiblichen Fans in aller Welt, vor allem in Deutschland.

Dieser Sexismus ist reaktionär und nicht minder gefährlich wie der Sexismus deutscher Männer gegenüber Frauen, wie die Homophobie der AfD oder der Rechten. Der islamistische Fanatismus, der wie der Rechtsextremismus eng mit Antisemitismus wie auch dem Hass auf Israel verbunden ist, der ist eine der größten Gefahren für die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland – und natürlich eine Gefahr für Dutzende Millionen in der Türkei, die keine Islam-Faschisten sind!

 

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