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Schlagwort: Kulturzeit

Hoffnung: Selbst denkende Menschen im Mainstream – 18 Jahre beim ZDF (Kulturzeit) und jetzt bei #allesaufdentisch: Katrin Seibold

Von Dr. phil. Clemens Heni, 19. Februar 2022

 

Die Journalistin und Moderatorin Katrin Seibold war von 2003 bis 2021 „Redakteurin, Reporterin und Autorin für die Redaktion ‚Kulturzeit‘ im Fernsehsender 3sat im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens“.

Sie wurde jetzt von dem Schauspieler Cem Ali Gültekin (#allesdichtmachen) für die kritische Kampagne #allesaufdentisch interviewt. Am 19. Februar 2022 (heute) ging das Video online:

Das Gespräch ist höchst aufschlussreich.

Katrin Seibold rekonstruiert geradezu kriminalistisch, was am Freitag, den 23. April 2021 passierte. Am Abend zuvor waren die fantastischen gut 50 Videos von #allesdichtmachen viral gegangen, ich hatte noch an jenem Vorabend, den 22.04.2021 darüber berichtet (“ ‚Keine Meinung ist die beste Meinung‘!!! Endlich – der Mainstream der Schauspieler*innen attackiert die Bundesregierung!„).

Seibold erzählt, wie so eine Redaktionskonferenz abläuft, hier am Beispiel des zweitgrößten Senders in Deutschland, dem ZDF, wo Kulturzeit von 3sat seit einiger Zeit gemacht wird. Ihr Eindruck war, dass tatsächlich – das hätte ich nicht gedacht – die Hälfte der Redaktion #allesdichtmachen positiv gegenüberstand. Also jede zweite Journalist*in fand die Aktion toll, aufrüttelnd, zum Nachdenken anregend oder einfach nur geil und obercool. Sie bekam den Auftrag darüber zu berichten – „neutral“. Das hat sie getan, in jenen typischen Kulturzeit Filmchen, die dann meist einem Studiogespräch zum gleichen Thema vorangehen. Oft wird im Sinne des Studiogastes der Film produziert. Aber in diesem Fall sollte es wenigstens eine einigermaßen wertfreie Darstellung der Aktion von einigen Dutzend der allerbekanntesten Schauspieler*innen in Deutschland sein. Doch was entschieden die Programmverantwortlichen bzw. die Chefredaktion? Ein als Agitator gegen die Aktion bekannter Schauspieler  – der knöchrige Ulrich Matthes – wurde zum Interview geladen und der hetzte gegen #allesdichtmachen. Da war nichts mehr von Ausgewogenheit oder professionellem Einordnen dieser wirklich künstlerisch und politisch herausragenden Video-Aktion.

Cem Ali Gültekin ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner von Seibold, er hätte eventuell noch die eine oder andere Pointe von Seibold, die sehr motiviert scheint, endlich Tacheles zu reden, hervorkitzeln können. So wäre es spannend zu erfahren, unter welchen Umständen genau Katrin Seibold das ZDF letztes Jahr nach 18 Jahren verließ und wie ihre langjährigen Kolleg*innen reagierten und reagieren.

Ihr ist anzumerken, dass ihr der Opportunismus von immerhin der Hälfte der Redaktion bzw. der Mitarbeiter*innen schwer zu schaffen macht. Sie kritisiert auch durchaus nachvollziehbar, dass jene Schauspieler*innen, die dann aufgrund der unsagbar medialen Hetze ihren Beitrag wieder zurückzogen, weiter den roten Teppich ausgerollt bekommen, wie Heike Makatsch auf der Berlinale 2022 – wobei auch bei diesen Filmfestspielen wiederum Ulrich Matthes eine sehr prominente Rolle spielt.

Seibold hat schon Diskussionsveranstaltungen oder Buchvorstellungen zum Frauentag oder auch zum NSU-Komplex moderiert. Sie betont in ihrem Gespräch mit Gültekin, dass es doch sehr wichtig ist, sich gegen Antisemitismus, Rassismus oder Homophobie zu wenden – und jetzt eben auch gegen die Diskriminierung von „Ungeimpften“.

Katrin Seibold hatte im Frühjahr 2020 mit einer gewissen Ironie und Skepsis von einem Auto-Konzert mit Alligatoah in Hannover für Kulturzeit berichtet,

wo sie nur zu 20 Prozent ihre Fensterscheiben herunterlassen durfte. Der Bericht wirkt gespenstisch, ja ist an Absurdität schwer zu überbieten, junge und nicht so junge Menschen hampeln im Auto zu Musik herum, die aus dem UKW-Radio kommt, der Musiker ist mit Band alleine auf der Bühne (!) – entweder junge und alte Leute werden als selbst verantwortliche Menschen, die selbständig entscheiden können, welches Risiko sie eingehen, betrachtet, oder das ist das Ende der Demokratie.

Die Anmoderation des Auto-Konzert Beitrags ist einigermaßen dümmlich, da die Moderatorin mit „Autokino“ „Knutschen“ verbindet – wahnsinnig lustig, wenn man ein freiwilliges Im-Auto-von-Mutti-Sitzen als Teenager mit einem epidemiologisch schwachsinnigen – im Freien kann man sich so gut wie nicht anstecken – und autoritären, ja unfassbar trostlosen Auto-Konzert Jahrzehnte später vergleicht.

Wir wissen, dass 85 Prozent der Toten an oder häufig nur mit Covid-19 über 70 Jahre alt sind, das durchschnittliche Todesalter liegt bei ca. 81 Jahren. Das hat sich seit Beginn der Krise überhaupt nicht geändert. Weder Masken, noch die Impfung haben auch nur minimal das Todesalter verändert. SARS-CoV-2 ist ein extrem diskriminierendes Virus – es hat keinen Bock auf Menschen unter 70, wer zu sportlich oder zu wenig fett ist, hat auch kaum eine Chance, an Covid-19 schwer zu erkranken.

Es ist zu nahezu 100 Prozent irrelevant, was für „Maßnahmen“ man macht, so eine Studie der Johns Hopkins University. New York City hat ein totalitäres Regime und mehr Tote als Florida, beide haben aber mehr als doppelt so viele Tote an oder doch nur mit Covid-19 als Schweden (New York 3400 / 1 Mio, Florida 3200, Schweden nur 1600), das nie einen Lockdown hatte und vor allem niemals eine Maskenpflicht anordnete, selbst als die Maske in vollen Bussen und Bahnen empfohlen war im Dezember 2021, trug die so gut wie niemand, jedenfalls nicht in voll besetzten Bussen in Malmö an Silvester 2021, wie ich mit eigenen Augen sehen konnte.

Als Bewohner von Niger, Benin oder Nigeria würde ich mich fragen, wie unfassbar katastrophal die europäische oder amerikanische Coronapolitik ist, wenn ich die bloßen Todeszahlen sehe: Niger 12 Tote / 1 Mio. Ew., Benin 13, Nigeria 15 – aber Deutschland hat über 1400 Corona-Tote pro 1 Mio. Einwohner*innen. Wer jetzt von Medizin und Epidemiologie oder Virologie so gar keine Ahnung hat, könnte sagen, dass Nigeria 93 Mal weniger Coronatote hat als Deutschland, weil es in Nigeria keine vergleichbare Panik gegeben hat wie in Deutschland. Die islamistische Gefahr ist in Nigeria eindeutig schlimmer als Corona. Man sieht an den inexistenten Todeszahlen in fast ganz Afrika, dass Covid-19 eine Krankheit des Nordens ist, fast ausschließlich in Europa und Amerika gibt es überhaupt Fälle und Tote – wobei die Kollateraltoten die Toten, die tatsächlich am Virus starben (laut der staatlichen Statistikbehörde in England bzw. UK sind nur 12 Prozent AN Covid-19 gestorben und nicht nur mit Covid oder Covid als Teil von mehreren Todesursachen), übertreffen werden in den nächsten 25 Jahren.

Corona diskriminiert. Junge und nicht fettsüchtige Menschen sind so gut wie gar nicht bedroht. In Afrika sind Millionen Menschen an den Folgen der Coronapolitik gestorben, wie auch in Asien. Aber Corona selbst ist eine „Pandemie der Alten“, eine Pandemie der Fetten und Immungeschwächten, Panischen obendrein.

Über all das hätte man von Anfang an auch bei Kulturzeit reden müssen. Doch sie haben es nicht getan. Der Tenor war wie am 23.04.2021 von Ulrich Matthes: Hetze gegen jede substantielle Kritik, zumal wenn sie als Ironie und Satire verpackt ist. Da kennen die humorfreien Zeugen Coronas keinen Spaß!

Also: Schaut euch dieses Video von Cem Ali Gültekin mit Katrin Seibold bei #allesaufdentisch an. Seibold ist eine der ganz wenigen Mainstream-Journalistinnen, die den Mut hat, sich mit ihren üblen Ex-Kolleg*innen und zumal den Programmverantwortlichen, die den Irrationalismus der Regierungen anbeten wie einen Gott, anzulegen.

Dabei würde mich persönlich noch interessieren, wie Seibold z.B. die Israelberichterstattung gerade bei Kulturzeit erlebte. Allein 2005 habe ich mehrfach kritisch über den Antizionismus, den man bei Gert Scobel und der Kulturzeit dechiffrieren konnte, berichtet (“ ‚Und glaub mir, die Wirklichkeit ist noch viel lustiger‘: Gert Scobel und Hany Abu-Assad verstehen sich„):

Der TV-Moderator und ausgebildete Theologe Gert Scobel (Jg. 1959), Moderator der bekannten ‘Kulturzeit’ auf 3sat, die wochentags um 19.20 Uhr zu sehen ist, bezieht sich – um ein beliebiges Beispiel dieses TV-Lieblings anzuführen – in der taz am 7.3.2003 auf Richard Wagners Tannhäuser um die ‘dekadente Schlagerparade’ im Fernsehen abzulehnen.(1) Dabei merkt dieser Preisträger des Deutschen Fernsehpreises von 1999 und 3sat Anchorman Scobel womöglich gar nicht, daß seine bildungsbürgerliche, typisch deutsche Liebe zu Wagner mit der der Palästinenser und Hany Abu-Assads, den er so freudentrunken am 16. Februar in Kulturzeit auf 3sat interviewte, zum Tod der Juden als Opferung und zur Erlösung der Attentäter in direktem Kontext steht.

Wie der Historiker P. L. Rose feststellte, ist ein Grund “weshalb in Wagners Opern keine Juden vorkommen, der, daß diese Musikdramen Erlösungsparabeln sind und in ihnen kein Platz für Juden ist, für die es keine wirkliche Erlösung geben kann. (…) Wotan, Tannhäuser, der Holländer und schließlich Parsifal sind allesamt Wanderer und spiegeln die prometheischen Aspekte des Mythos vom Ewigen Juden wider, der seit Goethe zum festen Motivbestand der Romantik gehörte.” (2) So wenig wie bei Wagner kommen in PARADISE NOW Juden vor, sie werden zwar am Ende ermordet, aber sie kommen als Subjekte überhaupt nicht vor. Der Film strotzt nur so von Einseitigkeit, der Fokus ist der der Täter, der Palästinenser, die ja gerade seit der andauernden Intifada von 2000 von den deutschen und europäischen Medien ohnehin als die Opfer charakterisiert werden im Hetzen gegen Israel und die Juden. Möllemann läßt schön grüßen.

Da ich als Besucher 2019 auch auf der letzten Frankfurter Buchmesse vor dem pandemic turn war – inklusive dem Diskutieren mit iranischen Oppositionellen bzw. Exilanten und Demonstranten vor den Messehallen gegen den Auftritt des Iran – sei noch auf ein interessantes Gespräch von Katrin Seibold (Kulturzeit) mit einem Übersetzer norwegischer Literatur verlinkt, worin es unter anderem um die Literaturliebe der norwegischen Kronprinzessin Mette Marit und den Literaturzügen in Norwegen geht.

Seibold berichtete 2018 vom Ingeborg-Bachmannpreis aus Klagenfurt – das ist jener Verein, der offenbar spätestens 2022 zu Zeugen Coronas mutierte (DAS ist eine unendlich gefährlichere Mutation als jede Mutation von SARS-CoV-2), wie ein junger Schriftsteller berichtet, der 2022 nicht zum Bachmannpreis anreisen wird, da dort nur Geimpfte zugelassen sein werden. Impf-Apartheid statt Literatur!

Der Autor Jan David Zimmermann schreibt, und da findet sich Katrin Seibold womöglich als selbstdenkende Literaturliebhaberin auch wieder:

Ich bin jedoch 1. kein reibungsloser Autor und produziere 2. grundsätzlich KEINE vollimmunisierten Texte. Daher werden Sie dieses Jahr und wohl auch in Zukunft auf mich als lesender Teilnehmer verzichten müssen.

Was bleibt? Mit Katrin Seibold spricht jetzt eine langjährige Mainstream-ZDF-Journalistin über die politisch desaströsen Zustände im öffentlich-rechtlichen Rundfunk!

Danke!

Die Wahrheit über die Zeugen Coronas kommt ans Licht. Und viele der 50 Prozent in der Redaktion der Kulturzeit, die am 23. April spontan auf Seiten von #allesdichtmachen waren, die werden sich entweder irgendwann auch outen oder aber vor Scham im Boden versinken. Medien sollten Kritik üben. Doch gerade ARD und ZDF machen seit März 2020 Hofberichterstattung und beamen die Bundesrepublik Deutschland zurück in finstere voraufklärerische Zeiten. Das ganze Kulturzeit-Geschwätz von „Inklusion“, „Vielfalt“, „Diversität“, „Minderheitenschutz“ etc. pp. blamiert sich doch jeden Tag, wo nicht die größte Menschenrechtsverletzung in der Geschichte der BRD angesprochen wird: die Impf-Apartheid und die ganze nicht evidenzbasierte, irrationale, unwissenschaftliche Coronapolitik von Klabauterbach, Scholz, Habeck, Dahmen, Lindner & Co.

Wer noch Selbstwertgefühl und Selbstachtung hat als Mainstream-Journalist (m/w/d), der kann sich an Katrin Seibold ein Vorbild nehmen!

 

„Und glaub mir, die Wirklichkeit ist noch viel lustiger“: Gert Scobel und Hany Abu-Assad verstehen sich

Zuerst erschienen auf www.hagalil.com am 18.02.2005

Der TV-Moderator und ausgebildete Theologe Gert Scobel (Jg. 1959), Moderator der bekannten ‚Kulturzeit‘ auf 3sat, die wochentags um 19.20 Uhr zu sehen ist, bezieht sich – um ein beliebiges Beispiel dieses TV-Lieblings anzuführen – in der taz am 7.3.2003 auf Richard Wagners Tannhäuser um die ‚dekadente Schlagerparade‘ im Fernsehen abzulehnen.(1) Dabei merkt dieser Preisträger des Deutschen Fernsehpreises von 1999 und 3sat Anchorman Scobel womöglich gar nicht, daß seine bildungsbürgerliche, typisch deutsche Liebe zu Wagner mit der der Palästinenser und Hany Abu-Assads, den er so freudentrunken am 16. Februar in Kulturzeit auf 3sat interviewte, zum Tod der Juden als Opferung und zur Erlösung der Attentäter in direktem Kontext steht.

Wie der Historiker P. L. Rose feststellte, ist ein Grund „weshalb in Wagners Opern keine Juden vorkommen, der, daß diese Musikdramen Erlösungsparabeln sind und in ihnen kein Platz für Juden ist, für die es keine wirkliche Erlösung geben kann. (…) Wotan, Tannhäuser, der Holländer und schließlich Parsifal sind allesamt Wanderer und spiegeln die prometheischen Aspekte des Mythos vom Ewigen Juden wider, der seit Goethe zum festen Motivbestand der Romantik gehörte.“ (2) So wenig wie bei Wagner kommen in PARADISE NOW Juden vor, sie werden zwar am Ende ermordet, aber sie kommen als Subjekte überhaupt nicht vor. Der Film strotzt nur so von Einseitigkeit, der Fokus ist der der Täter, der Palästinenser, die ja gerade seit der andauernden Intifada von 2000 von den deutschen und europäischen Medien ohnehin als die Opfer charakterisiert werden im Hetzen gegen Israel und die Juden. Möllemann läßt schön grüßen.

Wenn Scobel am 22.7.2004 in seiner Sendung delta fragt „Das Heilige und die Gewalt – Brauchen wir Rituale? Religiöse Riten als transformierendes Element der Gesellschaft“ (3) zeigt sich bereits hier eine geistige Verwandtschaft zwischen Scobel und dem Regisseur von PARADISE NOW, Hany Abu-Assad. Er antizipiert hier schon sein Interview mit diesem Drehbuchautor und Regisseur.

Scobel mal ganz anders und doch immergleich: „Religion hat es schwer. Sie war mal für den Glauben, für Seele und Sinn verantwortlich. Im Fernsehen läuft derzeit eine Werbung, die festhält, was geschehen ist: ‚Nutella ist für die Seele.‘ Eine Nussnougatcreme erklärt sich für die Seele zuständig“.(4) Ist denn eine gut schmeckende Nußnougatcreme nicht mehr wert als Religion und Sinn? Zudem ist die Zeitschrift „DU“ für Scobel „unmittelbare Ansprache“ (5), als ob nicht die Gesellschaft je als vermittelte dem Einzelnen sich darbietet. Gert Scobel ist gegen Nutella und gegen Schlagermusik, jedoch fürs antisemitische Gesamtkunstwerk Wagners, für Religion, Rituale, Opfer und PARADISE NOW.

Ob solch geballter Ladung Affirmation herrschender Zustände ist es naheliegend, daß Gert Scobel für den Adolf-Grimme-Preis 2005 vorgeschlagen wurde, der im März vergeben wird.(6) Ob das Interview mit dem suicide bomber-Fan Hany Abu-Assad Scobels TV-Karriere trüben wird, ist mehr als unwahrscheinlich: in Deutschland gilt der Antizionismus/Antisemitismus gleichsam als Entréebillet. Dann stehen die Tore von NDR oder WDR weit offen. Auch das ZDF mit dem notorischen Anti-Amerikaner Claus Kleber freut sich.

Doch das am Mittwoch, gestern, gesendete live-Interview mit Hany Abu-Assad über PARADISE NOW übertrifft doch noch so manches. Ganz glücklich darf Abu-Assad erzählen: er habe viele „Gespräche mit suicide bombern gehabt“, die ihm das wirkliche Leben dieser Menschen näher gebracht hätten. Um „Probleme zu lösen, müsse man zu den Menschen selbst gehen“. Er sei „Pazifist“ und gegen das „Töten“, „egal ob es vom Militär oder vom Terror oder so komme.“ Die gezielte Gleichsetzung von strategischen, begrenzten, demokratisch geplanten und legitimierten Maßnahmen zur Verhinderung von Terrorattacken und Mordanschlägen durch die IDF mit den auf Vernichtung von Juden zielenden palästinensischen Angriffen ist untragbar. Daß der TV-Moderator das nicht nur durchlässt sondern geradezu ersehnte mit seiner Anmoderation von wegen einem „exzellenten Drehbuch“, verwundert jedoch nicht mehr.

Er läßt Abu-Assad die pure Ideologie des suicide bombing erzählen; Auf die Frage, wie das mit der Szene der Videos sei, die vor den Morden der Attentäter aufgenommen werden, wo doch die Kamera mehrfach versagt und die Leute Fladenbrot essen, zwischendurch etc., sagt Abu-Assad: „And believe me – in reality it is much more funnier“ (beide lachen herzlich). Viel lustiger als im Film ist also die Wirklichkeit in der Westbank, wenn sich die Palästinenser auf das Töten von Juden vorbereiten. Was würde passieren wenn ein NPD-Fraktionsmitglied aus dem sächsischen Landtag, in einem Interview mit Anne Will von den Tagesthemen sagen würde: „Die Realität unserer Kameradschaftstreffen, wo wir planen, welche Flüchtlinge, welche Synagoge und welche Antifas wir nächste Woche zu Tode prügeln, anzünden oder abstechen, diese Realität ist ur-komisch, wir hören Oi-Musik, trinken etwas, lachen, klopfen uns auf die Schenkel etc“. Was, wenn ein Nadelstreifen-Neonazi so reden würde, also mit der Wahrheit herausrücken würde wie Abu-Assad? Das wäre ein Aufschrei von SPD bis CSU, die Will müsse gehen, so eine Hetze von Nazis durchgehen zu lassen etc.

Diese Hetze ist gesendet worden, Abu-Assad sagt, er habe mit Menschen gesprochen, die vorhatten ein Attentat zu machen. Er läßt das Publikum teilhaben an den religiösen Waschungen zur Vorbereitung eines Selbst- und Massenmörders. Dann, wiederum lachend, wird Abu-Assads Aussage „Das Töten nicht in eine so böse Ecke zu stellen“ sei Motivation für den Film gewesen, stehen gelassen; ja noch mehr herausgekitzelt aus diesem Filmemacher: „um überleben zu können, töten die Menschen seit Tausenden von Jahren“. Abu-Assad betreibt eine entpolitisierende Anthropologisierung.

Schließlich – und dieser Wahnsinn ist nicht zu überbieten – geht es in dem Film PARADISE NOW, so Abu-Assad, darum zu zeigen, „wie die Menschen überleben können in so einer Situation“ – nämlich nur als suicide bomber, denen „Respekt“ gezollt werden müsse, denn auch „das Üble ist ein Bedürfnis“ (Abu-Assad) in diesem „absolut beeindruckenden Film“, mit seiner „dokumentarischen Kraft“ und den „starken Charakteren“ (Scobel). Auf der Pressekonferenz am Montag, 14.02.2005, sagte Abu-Assad: „Die Besetzung durch Israel ist es, was die Palästinenser zwingt, das zu tun, was sie tun.“

Ein Palästinenser kann demnach nur überleben indem er sich selbst und vor allem viele Juden umbringt.

Anmerkungen:
(1) http://www.taz.de/pt/2003/03/07/a0140.nf/text
(2) Paul Lawrence Rose (1999): Richard Wagner und der Antisemitismus, München/Zürich (Pendo), S. 262.
(3) http://www.seniorentreff.ch/diskussion/archiv6/a1828.html
(4) http://www.dekanat-hof.de/meinungdesmonats/meinungmaerz02.htm
(5) http://www.dumag.ch/bisher.php?id=199
(6) http://www.presseportal.de/story.htx?nr=641191&firmaid=6348

hagalil.com 18-02-2005

 

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