Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: lockdownsceptics

Wie rechtsextrem ist die englische Anti-Lockdown-Szene?

Von Dr. phil. Clemens Heni, 1. Juli 2021

Es war seit März 2020 klar, dass die Linke nicht erkannt hat, was eine Gefahr ist, wo der Unterschied zwischen Fall- und Infektionssterblichkeit liegt und dass nie dagewesene Maßnahmen wie Lockdowns eine unermessliche Anzahl von Opfern, vor allem im Globalen Süden, den armen Ländern, fordern würden.

Dieses Versagen ist historisch und übertrifft noch um ein Vielfaches das erbärmliche Kooperieren mit dem Stalinismus und Post-Stalinismus der UdSSR, das Agitieren für China und den Maoismus oder andere autoritäre Regime und Bewegungen seit 1945, da diesmal auch viele neue Linke, die schon immer antistalinistisch und antimaoistisch waren, federführend mit dabei sind (Konkret, Titanic, jungle world, weiteste Teile des Journalismus, der NGOs und der akademischen Elite etc.).

Dieses komplette Versagen, das Aussetzen jeglichen kritischen journalistischen und politischen Verstandes machte es den Rechten sehr leicht, die Bühne der Coronapolitik-Kritik zu übernehmen. Viele aus dieser Szene mögen früher nicht politisch gewesen sein, doch nicht-politisch sein heißt politisch-sein: wer schweigt, affirmiert. Dazu kommen nicht wenige schon vor März 2020 bekannte linke wie rechte verschwörungsmythische sowie Querfront-, neu-rechte und rechtsextreme Agitator*innen, die von fast allen Plattformen der Coronapolitik-Kritik-Szene mehr oder weniger lautstark verlinkt, promotet oder gefeiert werden.

Zwei der bekanntesten Plattformen der Coronapolitik-Kritik in England und Deutschland stehen dafür exemplarisch: Lockdownsceptics und Achgut (Achse des Guten). Viele Fakten werden dort richtig erwähnt, die Coronamassenpanik kritisiert, aber der Grundtenor ist affirmativ, kapitalistisch, familienorientiert, patriarchal und zumal anti-marxistisch. Das zeigt sich exemplarisch bei Lockdownsceptics. Heute verlinkt die Seite zum Beispiel nicht nur Texte von oder über linke Wissenschaftler (und Regierungsberater) wie Professor Robert Dingwall (der sich aktuell sehr rational und scharf gegen das Impfen von Kindern gegen Corona und für eine natürliche Immunität ausspricht),

sondern auch von neuen Rechten beziehungsweise alten Konservativen:

Es geht in dem Artikel „London’s Freedom Fighters“ von Niall McCrae um Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Demonstrant*innen, die allein letzten Samstag in London gegen die Lockdownpolitik von Boris Johnson demonstrierten. Am Ende habe die Demo eine Art „Woodstock“-Festival-Charakter mit live Musik gehabt. Solche kulturellen Muster, sich an ehemals linke Events wie Woodstock anzulehnen und rechts umzudeuten, sind von der Identitären Bewegung und insgesamt den Neuen Rechten seit vielen Jahren bekannt (bekanntester Protagonist war Henning Eichberg (1942-2017)).

Es ging in London auf der Großdemo (ähnlich den Querdenken-Demos hierzulande) für das sofortige Aufheben aller Lockdownmaßnahmen, gegen den Impfzwang (wie direkt oder indirekt immer) sowie gegen die unerträgliche Heuchelei des Establishments wie von Matt Hancock (bei uns ganz ähnlich Jens Spahn). Hancock hatte es Menschen verboten (wie bei uns), in Krankenhäuser Sterbende zu begleiten (Infektionsgefahr!), ja gar Angehörige zu Festlichkeiten zu treffen, aber selbst traf er eine Angestellte ziemlich abstandslos und küsste sie. Das wurde von einer Kamera im Büro aufgenommen und Hancock trat zurück, das wurde live auf der Demo bekannt gegeben. Großer Jubel, klar.

Doch der Autor, Niall McCrae ist ein neu-rechter Agitator.

Er ist nicht unbekannt in England. 2019 berichtete eine Seite über seine Attacke auf den Anti-Brexit und Pro-Europäische Union Aktivisten Femi Oluwole, den er als „fucking traitor“ diffamierte und mit einer britischen Fahne angriff:

Auch das von mir schon zitierte und kritisierte TalkRadio hat Femi Oluwole wegen seiner Kritik am nationalistischen Brexit-Kurs im Visier und beleidigt bzw. versucht, ihn lächerlich zu machen, da er ein „zu kleines T-Shirt“ während eines Gesprächs mit dem Radiosender angehabt hätte, wie Mike Graham seinem Ressentiment freien Lauf ließ.

Es ist eine ganz typische Taktik der Neuen Rechten, z.B. in Listen von Links oder in der Literatur sehr krasse rassistische, sexistische, antisemitische, nationalistische etc. Texte mit problemlosen oder kritischen Texten zu vermischen, wie hier in der Linkliste von Lockdownsceptics, wo sowohl Dingwall, der Anti-Brexit Linke, mit einem harcore Rechten und Brexit-Nationalisten wie McCrae verlinkt wird.

Wenn man die Seite „The European Conservative“ sich ansieht, hat McCrae vor seinem Artikel zu den Londoner „Freiheitskämpfern“ vom 30. Juni 2021 zuletzt am 16. September 2019 einen Artikel publiziert. Und dieser Text zeigt, für was für eine Ideologie McCrae steht. Es geht ihm um den Kampf gegen den „kulturellen Marxismus„, ein antisemitisches Wort, das als dog whistle wirkt, auch in Deutschland:

Literally, cultural Marxism arose from the shift from the economic determinism of Karl Marx to the postmodern New Left project. As policies to eradicate faith, folklore, and family loyalty floundered in communist states, Marxists realised that nothing changes unless the underlying culture is changed. Guidance for this reorientation came from the ‘critical theory’ of the Frankfurt School, many of whose theorists— including Max Horkheimer, Theodor Adorno, and Herbert Marcuse — were Jews who fled Nazi persecution in the 1930s. But their work was Marxist (and anti-religious).

Der Ton ist ganz typisch für konservative, reaktionäre wie neu-rechte Ideologie: Juden und Marxisten seien gegen die Familie, gegen Folklore und den (christlichen) Glauben. Ganz typisch ist die perfide Betonung, dass die Juden Horkheimer, Adorno und Marcuse zwar vor den Nazis fliehen mussten, ABER dass ihr Werk „marxistisch“ und „anti-religiös“ gewesen sei. Sprich: Eigentlich hatten die Nazis doch Recht. Denn was anderes war die nationalsozialistische Ideologie als die Hetze gegen „den“ Juden, der „zersetzend“ sei, und zwar die deutsche Familienidylle oder Folklore „zersetzend“?

Natürlich ist McCrae kein Nazi, er meint es gut, ist gegen den Lockdown, für den Brexit und nur nebenbei auch gegen Juden wie George Soros, der als Multimilliardär ein besonders hinterhältiger „Marxist“ (!) sei:

Mega-financier George Soros and his Open Society organisation flout national sovereignty to prepare the way for a post-democratic global government. Arguably the world’s leading cultural (but certainly not classic) Marxist, Soros made vast wealth by betting against the pound when the UK was forced out of the European Exchange Rate Mechanism in 1992, and billions more in the Far East financial crisis of 1997.

Dass die Agitation gegen eine „Weltregierung“ oder codiert gegen das ‚Finanzkapital‘ genuin antisemitisch grundiert ist, speziell seit den 1920er Jahren in Deutschland, das kommt hier nicht vor. Soros ist eine dog whistle nicht nur für ungarische Nationalisten und Antisemiten, die ihren Rassismus mit dem antijüdischen Ressentiment koppeln.

Ich habe im Februar 2020 über deutsche Vertreter im Mainstream geschrieben, die auch vor dem „kulturellen Marxismus“ warnen („Die geistigen Brüder des Neonazis in Hanau: AfD, Merkelhasser, Don Alphonsos Agitation gegen „Kulturmarxismus“).

McCraes Co-Autor ist David Kurten von der extrem rechten UKIP Party, die nicht nur turbokapitalistisch, Pro-Brexit, sondern auch im Umfeld von antisemitischen Verschwörungswahnwichteln aktiv ist. Die Beziehung von UKIP und dem Verschwörungsmythen verbreitenden Alex Jones aus den USA hat der Labour Politiker John Mann – der  vor Jahren die Kritik von Prof. Dovid Katz und mir an der Holocaust verharmlosenden „Double Genocide“- und Rot=Braun-Ideologie der Prager Deklaration (Erstunterzeichner Joachim Gauck) in einem Workshop auf einer der größten Konferenzen gegen Antisemitismus, dem Global Forum for Combating Antisemitism in Jerusalem, unterstützte – 2018 scharf attackiert:

Jewish organisations have accused Ukip of embracing antisemitic conspiracy theories through the party’s links to a far-right US website that regularly attacks George Soros and has argued that the Pittsburgh synagogue attack could have been instigated by the US government.

The Board of Deputies of British Jews and the Community Security Trust (CST) has called on Ukip to dissociate itself from Infowars [and Alex Jones, CH] after it brought in one of the website’s editors as a member and used him to promote the party to younger people.

John Mann, the Labour MP who chairs the all-party parliamentary group against antisemitism, said Infowars was a “vile and dangerous” organisation.

McCrae betont in seiner regelrechten Hassrede gegen Marxismus, die Kritische Theorie und den „kulturellen Marxismus“ (früher hieß das „Judeo-Bolschewismus“), dass Antonio Gramsci mehr Einfluss in England und Großbritannien hätte als die Frankfurter Schule bzw. die Kritische Theorie. Aber beide seien eben gegen den Status Quo gerichtet und bekämpfenswert.

Wie z.B. Achgut promotet auch McCrae den patriarchalen Superstar Jordan Peterson. Achgut promotet Hans-Georg Maaßen, der das antisemitische Wort vom „Globalismus“ verwendet und gegen „Globalisten und Sozialisten“ Stimmung macht. Ich habe am 12. Mai 2021 darüber geschrieben.

Es ist natürlich lustig, sich mit England zu freuen, wenn sie die Deutschen im Fußball schlagen – und nicht alle Engländer sind UKIP-Rechte, das ist eine kleine, aber üble Minderheit. Aber in der Lockdownsceptics-Szene flutscht so ein Autor wie McCrae eben einfach so durch oder ist elementarer Teil davon, das ist unklar.

Wer jedoch Volksmusik, Anti-Feminismus, Familienidylle und Kapitalismus mag, hat viel mehr Gemeinsamkeiten mit den Lockdown-Fanatiker*innen, als ihm oder ihr lieb sein mag.

Wer vom Antisemitismus der Feinde des „kulturellen Marxismus“ nicht reden möchte, soll vom Totalitarismus der Coronapolitik schweigen.

 

 

Lockdownpolitik tötete bis jetzt mindestens 228.000 Kinder unter 5 Jahren in Südasien

Von Dr. phil. Clemens Heni, 17. März 2021

Die Seite Lockdownsceptics.org aus dem Vereinigten Königreich (UK) berichtet heute über die extremen Folgen der weltweiten Lockdownpolitik. Ohne die maßgebliche Rolle, die das kommunistisch-totalitäre China und vor allem die westlichen Länder Deutschland, England, Frankreich und USA, die die katastrophale, kapitalistisch-totalitäre, gesundheitshygienische, a-soziale und mörderische Lockdownpolitik seit Anfang 2020 (in Europa und den USA ab März 2020 ) spielten, hätten andere Länder auf der ganzen Welt diesen tödlichen Lockdownkurs nicht eingeschlagen.

In den Ländern Afghanistan, Nepal, Bangladesh, Indien, Pakistan und Sri Lanka sind demnach 228.000 Kinder unter 5 Jahren wegen der Lockdownpolitik an Hunger, massiv verschlechterter Gesundheitsfürsorge und weiteren Faktoren gestorben. Der Lockdownsceptics Artikel bezieht sich auf einen 57-seitigen Bericht des Kinderhilfswerks UNICEF: „Direct and indirect effectsof the COVID-19 pandemic and response in South Asia„.

Dass die irrationalen, nicht evidenzbasierten Agitator*innen, vom Spiegel über Konkret bis hin zum Bundeskanzleramt und jeder der 16 Landesregierungen sich nicht um diese durch die Lockdownpolitik getöteten Kinder scheren, ist uns bekannt. Es schockiert niemanden.

Der Lockdownsceptics Artikel betont, dass wir ebenso wissen, dass durch die Lockdownpolitik entgegen der Propaganda gerade keine Menschen geschützt wurden, das zeigen weitere Studien.

Sprich: Lockdowns töten, in Asien vor allem Kinder unter 5 Jahren.

Diese Menschenverachtung ist der Kern der Lockdownpolitik. Die Verachtung gegenüber den Kulturschaffenden, den Selbständigen, den Wissenschaftler*innen und Restaurant- wie Hotelbetreiber*innen, die ist schon verbrecherisch. Aber das Inkaufnehmen von Hunderttausenden Toten allein in einer Region der Welt, zeigt wie zynisch und verkommen alle Lockdown-Befürworter*innen sind, egal ob in Stuttgart, München, Berlin, London oder Paris und Washington, D.C.

 

 

Der Faschismus kam historisch aus Italien – und aus Italien kommt seit dem 21. Februar 2020 die totalitäre Coronapolitik

Von Dr. phil. Clemens Heni, 21. Februar 2021

Die englische Seite lockdownsceptics.org bietet tagtäglich wichtige Informationen zur Kritik der Coronapolitik und der britischen und internationalen desaströsen Lockdownpolitik.

Heute kommt ein Text über den Beginn des ganzen Corona-Wahnsinns:

Am 21. Februar 2020 begann Italien erste Städte und Gemeinden abzuriegeln, entgegen den expliziten Warnungen der Weltgesundheitsorganisation von Herbst 2019, in einem Katastrophen- oder Pandemiefall gerade solche Lockdowns nicht zu machen.

Today on Lockdown Sceptics we mark a year to the day since the world changed forever.

On February 21st, 2020 the Government of Italy did something no Western Government had ever done before. Something that the World Health Organisation had expressly recommended against only four months earlier.

It decided to set aside all established pandemic protocol, as well as all considerations of basic freedoms and human rights, and imitate Communist China (which had already been praised by the WHO for its “extraordinary” response) and quarantine a whole local population in an effort to control a coronavirus outbreak.

What started with 10 towns and 50,000 people in Lombardy quickly established itself as the go-to and unassailable response to the coronavirus threat. Seventeen days later the whole of Italy was locked down, 33 days later most of the world. A year later, we still are.

Resümierend heißt es in dem Text:

In December, Professor Neil Ferguson admitted to the Times the critical role of Italy in bringing lockdowns to the West:

[China] is a communist one party state, we said. We couldn’t get away with it in Europe, we thought… and then Italy did it. And we realised we could.

Our best hope is that in time the lesson will be learned that we must never do this again, and next time must be different – we must not panic but must stick to the pre-prepared plan.

But the tragedy is that even if we reach such a point, we can never change the fact that our Governments now know that “lockdown” is an option, that they can indeed “get away with it”. Western civilisation is undoubtedly diminished as a result.

Viel mehr muss man gar nicht sagen, weil wir den Wahnsinn tagtäglich erleben. Dabei ist lockdownsceptics eine konservative Seite, die sich nicht der Emanzipation verschrieben hat – aber was heißt das schon in Zeiten, wo sich selbst ernannte Linke für die totalitärsten Maßnahmen seit dem Ende des Nationalsozialismus einsetzen: ZeroCovid, NoCovid und MegaLockdown. Was heißt das in Zeiten, wo der mit Abstand meist gehasste Mann in Deutschland ein SPD-Bundestagsabgeordneter ist, der keinerlei Funktion in der Regierung hat, aber de facto noch mehr als der RKI Chef oder ein Professor der Charité die Regierungsgeschäfte ganz alleine führt?

Was für Historiker*innen, Sozial- und Geisteswissenschaftler*innen wie auch für Untersuchungen über die politische Kultur und die sozialpsychologische Bedeutung der italienischen Vorreiterrolle interessant sein könnte ist Folgendes:

Warum war es in den 1910er Jahren gerade Italien, das den Futurismus (Marinetti, D’Annunzio) und den Faschismus vordachte, der dann ab Oktober 1922 durch die motorisierte Gewalt von Mussolini die Ära des Faschismus einläutete, und warum war es wiederum Italien, das im Februar 2020 die irrationale und nicht evidenzbasierte Lockdownpolitik entgegen jedem Public Health-Wissen totalitär umsetze und damit die ganze Welt zu einem riesigen Gefängnis machte, bis heute?

Italien, das Sehnsuchtsland nicht nur Europas und des Westens, von Goethe über Nietzsche, Adorno und der – au weia – Toskana-Fraktion, was wäre New York City ohne Pizza?, evoziert hiermit eine Trauer, dass gerade dieses Land, dem wir DIE SCHÖNHEIT verdanken – sei es musikalisch, Textilien und Schuhe betreffend, sprachlich, literarisch, ästhetisch, kulinarisch, architektonisch -, auch so ein Nährboden für fascisti (alte und neue) ist und dass progressive Italiener*innen das ausbaden müssen, genau wie in Deutschland. Noch ironischer: Gerade die heutigen Faschisten in Italien (wie hier die AfD oder die FPÖ in Österreich) sind gegen die Lockdownmaßnahmen, und das auch noch eloquent…

 

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