Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: McDonalds

Keine Impfpflicht, Kampf dem Irrationalismus der Politik und Kritik der Querfront aus „Querdenkern“, Islamisten, Antisemiten und NATO-Feinden

Von Dr. phil. Clemens Heni, 4. Januar 2022

Dieser Text wird Ihnen und euch zeigen, dass sowohl die Politik der Bundesregierung, der 16 Landesregierungen, von Krankenhausgesellschaften und die ganze ZeroCovid-Panikindustrie irrational und demokratiefeindlich sind und dass weiteste Teile der Kritiker*innen-Szene der Coronapolitik von Antisemitismus, linkem Verschwörungswahnsinn, rechten Agitatoren und nicht zuletzt islamistischen und antizionistischen, israelfeindlichen Personen und Gruppen dominiert sind. Das heißt nicht, dass alle Zehntausenden Demonstrierenden, die aktuell alle paar Tage (!) auf die Straße gehen, Spinner sind – aber jene, die als Wortführer bekannt sind, nehmen wir Ballweg von Querdenken oder Wodarg, die sind mit diesen üblen Kreisen, auf die ich weiter unten näher eingehen werde und schon oft eingegangen bin, ganz eng verbunden.

 

Das Ende des Jahres in Schweden zu verbringen war die beste Idee. 2021, das schrecklichste Jahr in der Geschichte der BRD nach 2020, nicht in diesem irrationalen Land voller totalitärer Charaktere und brutaler Politiker*innen und Journalist*innen zu beenden, war traumhaft. Und sodann das neue Jahr 2022 in einer Demokratie wie Schweden zu beginnen, macht Hoffnung. Schweden war ja Ende 2021 das einzige verbliebene Land in der EU, wo man sich relativ frei bewegen konnte. Ohne Maske zum Bäcker, keine Kontrollen in Restaurants und Cafés und intellektuell inspirierende Museums-Besuche für alle Menschen, das gab es am 30. Dezember 2021 nur in Schweden. Selbst das hirnlose „Freitesten“ am Ende des Urlaubs in Trelleborg lief maskenfrei ab – die meisten Deppen hatten zwar eine auf, aber die Testerin nur manchmal und sie monierte mein maskenfreies Gesicht überhaupt nicht, wobei das Rumstochern in der Nase mit einer ätzenden Tinktur nicht nur eklig, sondern auch schmerzhaft ist. Dabei gibt es auch Selbsttests, wo man ohne eine so ätzende Tinktur sich so ein Stäbchen in den vorderen Teil des Mundes, die Schleimhaut schiebt – so einen Test gab es in Niedersachsen an der Elbe zum „Freitesten“ auf dem Weg nach Schweden, das diese sinnfreie Regelung Ende 2021 eingeführt hat und sicher auch bald wieder abschaffen wird. Auf der Fähre von Stena Line galt auch eine Maskenpflicht – daran hab ich mich keine Sekunde gehalten und auch das Personal monierte das nicht einmal, zumal die Verkäufer*innen im Restaurant waren selbst alle ganz nackt im Gesicht und sehr freundlich.

Und man merkt, wie wichtig soziale Interaktion ist, allein das Beobachten von anderen Leuten im Café in Lund, der alten Universitätsstadt unweit von Malmö, das Zuhören bei den englischen Gesprächen von Studierenden zeigt: es gibt noch Leben, es gibt noch Diskussionen, auch wenn die sich um die wahnwitzigen 2G-Uniregeln in Deutschland oder Österreich drehten und die paar Studis aus Österreich bzw. Deutschland offenkundig glücklich waren, gerade in Lund zu studieren.

Sich in jedem Laden, jedem Bahnhof, jedem Bus, jedem Restaurant frei bewegen zu können, das hat was Befreiendes, Natürliches, ‚Normales‘. Das alte normal ist dort das neue normal – keine Selektion von Menschen nach dem Impfstatus. Jedenfalls fast. Denn auch in Kinos und Theatern herrscht seit wenigen Wochen in Schweden jetzt die Impf-Apartheid, da das Absurdeste aus dem übergroßen Nachbarn Deutschland für die Elite in Schweden immer noch angesagt ist. Auch die Polizisten am Hauptbahnhof in Malmö plauderten am 31.12. entspannt mit dem Pizzabäcker und hielten keinen Abstand und konnten das Wort Maske nicht mal auf Schwedisch buchstabieren.

Und doch war der Islamismus an Silvester in Malmö ein Thema – eine sehr große Zahl an jungen verschleierten Frauen und Mädchen sowie deren Männer, Väter, Brüder etc. war in Malmö am Silvesterstabend auffallend. Man konnte sich fast in Berlin-Neukölln wähnen, wären sie nicht so abstandslos und ausgelassen gewesen. Das Kopftuch saß genauso bescheuert islamistisch wie im Wedding oder eben in Neukölln und Kreuzberg oder Duisburg-Marxloh.

Dass Schweden jetzt in einigen Bereichen wie Kinos oder Theatern so epidemiologisch hirnrissige und von keinem seriösen Gericht zu akzeptierende Beschränkungen macht, das ist erschütternd. Denn seit Juni 2021 stirbt so gut wie kein Mensch mehr in Schweden an oder mit Covid-19. Am 29. Dezember 2021 waren es 3 (drei) Tote am Tag im 7-Tagesschnitt. Am 29. Dezember 2020 waren es noch 95 Tote an oder mit Covid-19 in Schweden gewesen. Also hat das schwedische Modell des sanften Intervenierens, des Vertrauens auf die Verantwortlichkeit der Menschen komplett Erfolg gehabt. Warum sehen das die Verantwortlichen nicht und drehen durch und lassen Ungeimpfte nicht in Kinos und Theater? Wie gesagt, kein seriöses Gericht würde das für rechtens erklären. Da es die Regel aber gibt, kann es in Schweden keine seriösen Gerichte mehr geben. Bitter.

Dabei zeigt diese Tabelle hier, dass die Todeszahlen in Schweden in 2020 und 2021 so niedrig waren wie selten in den letzten Jahren – und das ohne Lockdowns, ohne jede Maskenpflicht, ohne Schulschließungen (nur Klassen der Oberstufe waren eine kurze Zeit geschlossen). Ohne Panikindustrie hat Schweden die Krise überstanden:

Während die Weltgesundheitsorganisation ganz klar sagt, dass die Booster-Impfung primär oder nur für besonders gefährdete Gruppen Schutz bieten könne – weil ja die eigentliche „Impfung“ offenbar fast gar nichts bewirkt, WAS für ein „Impfstoff“ soll das sein, der erst nach 3 oder in Israel 4 Dosen wirkt, wo zuvor von einem kompletten Schutz nach 2 Dosen (oder einer, je nach Impfstoff) ausgegangen wurde -, wird das in Deutschland ignoriert.

Jedenfalls hält sich z.B. die baden-württembergische Landesregierung sowie die Ständige Impfkommission (Stiko) nicht an die internationalen Vorgaben der WHO, sondern setzt Booster-Impfungen nach 3 Monaten für alle Menschen über 18 fest. Das hat mit Epidemiologie oder Gesundheitsschutz gar nichts, mit totalitärem, panischem, irrationalem Handeln und einer Gesundheits-Diktatur sehr viel zu tun:

Wie irrational die Empfehlung einer Booster-Impfung im Kretschmann-Land nach 3 Monaten ist, zeigt die offizielle Seite der Deutschen Bundesregierung, die erst nach 6 Monaten eine solche Booster-Impfung vorschlägt, was den ganzen Booster-Wahn nicht weniger medizinisch fragwürdig, sinnlos und willkürlich macht.

Weltweit gibt es aktuell nur halb so viele Tote „an“ oder doch nur „mit“ Covid-19 wie vor einem Jahr (5823 am 2.1.2022 zu 11.906 am 2.1.2021).

In Deutschland sinken die Zahlen der Toten „an“ oder „mit“ Corona seit Mitte Dezember (Peak am 14.12.2021 mit 401 Toten) auf aktuell 257 – das sind fast drei Mal weniger als noch vor einem Jahr (674 am 2.1.2021). Da würde jede seriöse Politikerin sagen: „Super, es gibt viel weniger Tote an oder doch nur mit Covid-19. Corona hat sich abgeschwächt. Hören wir mit dem Schwachsinn der Maßnahmen endlich auf!“

Aber was sagen sie? Mehr Booster, schnellerer Booster, tieferer Booster, die Impfung bringt gar nichts, einfach gar nichts, daher Booster, FFP2, Abstand, keine Fans im Fußballstadion oder bei der Vierschanzentournee, Impf-Apartheid in Restaurants, Bibliotheken, Krankenhäusern und so weiter und so fort. Es handelt sich um eine Form des Irrationalismus und Wahns wie wir ihn sonst von Verschwörungswahnwichteln kennen, die glauben, Gebäude des World Trade Centers  in New York City seien gesprengt worden und nicht etwa durch massivste Schäden durch den Einschlag der zwei Flugzeuge zum Einsturz gebracht worden, wie es der Wahrheit entspricht. Insofern stehen sich die Bundes- und Landesregierungen, die Stiko, das RKI und weite Teile der Protagonist*innen der Coronapolitik-Kritiker*innen-Szene in Sachen Irrationalismus und Unwissenschaftlichkeit – nicht unbedingt alle jene Zehntausenden, die jetzt wöchentlich auf die Straße gehen! – in nichts nach.

In England wird ganz offiziell von der britischen Regierung in London davon gesprochen, dass nur 17 Prozent aller angeblichen Corona-Fälle in Krankenhäusern aktuell wegen Corona dort liegen – 83 Prozent liegen dort nur mit einem völlig sinn- und aussagelosen positiven Coronatest:

Mitte November hatten die Bundesregierung und die Bundesländer in einem nicht von der Verfassung bzw. dem Grundgesetz vorgesehenen „Bund-Länder-Treffen“ beschlossen, dass ab einer Hospitalisierungsinzidenz von 3 – ein völlig willkürlicher Wert – eine ebenso willkürliche und die Impf-Apartheid festzurrende 2G-Regel gelten soll.

Offenkundig glaubt nicht ein Geimpfter an die Wirkung der Impfung, kein Geboosterter fühlt sich sicher. Sonst müssten doch alle Maßnahmen sofort aufhören, weil die Nicht-Geimpften haben selbst entschieden, nicht geimpft werden zu wollen. Die Krankenhäuser sind wie schon 2020 nicht ansatzweise überfüllt. Es gibt keine Krise. Es gibt nur die Panikindustrie und die totalitäre Fantasie in Deutschland und Österreich, den NS-Nachfolgestaaten (die DDR gibt es nicht mehr), nach einer Impfpflicht. Von heute auf morgen wurden im März 2020 alle Errungenschaften von 1968 über Bord geworfen, und das vorneweg von den Linken: Antiautoritäre Kritik, Kritik am Establishment, Kritik am Staat und am Kapitalismus, Schutz von Minderheiten, Vielfalt oder die Einhaltung von Menschen- und Grundrechten. All das, was sich die 68er auf die Fahnen geschrieben haben – neben viel Blödsinn wie Antiamerikanismus (der von Kritik am Vietnamkritik zu unterscheiden wäre) und Antizionismus und ein Nicht-Thematisieren oder postkoloniales Universalisieren (wie bei der Leopoldina oder bei Corodok) und somit Derealisieren von Antisemitismus und Auschwitz. Der Antizionismus der 68er ist geblieben und das gerade bei den Kritiker*innen der Coronapolitik, wie wir gleich noch sehen werden.

Also: die Hospitalisierung ist seit Dezember im Sinkflug und der Beschluss von Mitte November würde heißen, dass fast nirgendwo 2G gilt. Nur: niemand hält sich an diesen Beschluss, wie gestern die Bild-Zeitung (Bild+) berichtete.

Aktuell liegen in fast ganz Deutschland die Hospitalisierungsinzidenzen unter 3, in Niedersachsen sogar bei nur 1,6. Erst ab „3“ darf es Maßnahmen geben, so vor wenigen Wochen diese ominöse Bund-Länder-Runde. Doch niemand hält sich daran. Wer soll da die Politik jemals wieder ernst nehmen? Wer?

Also dürfte in Hannover wie Niedersachsen mit einer Hospitalisierungsinzidenz von 1,6 – wobei ein Großteil gar nicht wegen, sondern nur mit Corona dort liegen dürfte, wie in England – überhaupt keine totalitäre Maßnahme wie 2G oder 2G+ gelten. Doch die Politik kümmert sich einen Dreck um ihre Zusagen von gestern (die schon irrational waren, aber jetzt sind sie noch irrationaler):

Als ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Hannover kenne ich mich in Niedersachsen natürlich aus.

So kann ich z.B. in die Cafeteria in meinem Lieblingskrankenhaus, dem „Clemi“ in Hannover – als selbst denkender Mensch, der sich keiner Gentherapie unterzogen hat -, aktuell nicht hinein:

Wir wissen von amerikanischen Studien, dass Geimpfte exakt so lange und intensiv infektiös sein können wie Ungeimpfte. Wer somit als Oberarzt, als BWL-Krankenhausleitung, als Oberschwester oder Stationsärztin so eine Regel umsetzt, handelt gegen jede epidemiologische Logik und gegen jeden Grundsatz einer Demokratie: Gleichheit vor dem Gesetz. Für diese Existenzen sind nicht alle Menschen gleich. Wer würde solche Menschen, die solche Regeln aufstellen und befolgen, nicht als kriminell bezeichnen und als Verfassungsfeinde?

Wer soll diese Menschen in der Politik, die sich an die eigenen Regeln nicht halten (als ob das was Neues wäre, klar) und jene Mediziner*innen oder Verwaltungsdeppen je wieder ernst nehmen, nach der Krise? Wer?

Auch die Amerika Gedenkbibliothek (AGB) und Berliner Stadtbibliothek setzt die totalitäre Impf-Apartheid rigoros und kompromisslos um:

Dabei ist es sogar so, dass Geimpfte Covid und zumal das mega harmlose Omikron besonders anzuziehen scheinen:

Die Politik hat sich seit März 2020 so dermaßen in ihr irrationales, unwissenschaftliches und von der Empirie widerlegtes Panik-Narrativ verfangen, dass sie da nicht mehr rauskommt. Olaf Scholz müsste zugeben, irrational gehandelt und maßlos übertrieben zu haben, was die Gefahr von Corona betrifft.

Jüngst machte mich ein linker Freund auf einen sehr problematischen „Krefelder Appell 2021“ von November letzten Jahres aufmerksam. Darin wenden sich gut 120 Erstunterzeichner*innen und mehrere Tausende weitere Unterstützer*innen gegen die NATO (!), fordern einen Abzug aller ausländischen Truppen aus Deutschland (!) und sie wenden sich gegen die Coronapolitik.

Der ganze Wahn dieses Appells zeigt sich in diesem Satz:

Es sind die gleichen Kräfte, die hinter den verschiedenen Formen von Krieg stehen. Ein Beispiel: einer der Drahtzieher der Operation 9/11 und des nachfolgenden “Kriegs gegen den Terror”, Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, war Aufsichtsratsvorsitzender und Aktionär des Pharma-Unternehmens Gilead Sciences, das im Jahr 2005 mit Tamiflu aus der Angst vor der Vogelgrippe seinen Profit schlug.

Da wird nicht nur der 11. September 2001 in seinem islamistischen Charakter geleugnet, sondern in antiamerikanisch-antiimperialistischer Diktion auch gleich ein Böser gefunden, der ein „Drahtzieher“ einer Verschwörung – „Operation 9/11“ – gewesen sein soll. Mit Menschen, die so etwas unterzeichnen, ist jede Diskussion unmöglich, sie sind für die Demokratie und eine linke Kritik an Deutschland verloren. Ja, mehr noch, es handelt sich offenkundig um extrem deutschnationale Persönchen, die bestimmte Nicht-Deutsche ausweisen wollen und zwar alle nicht-deutschen Soldatinnen und Soldaten bzw. Truppen:

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieser Erklärung fordern daher – insbesondere von der deutschen Bundesregierung – sich von einer Politik der Kriege abzuwenden. Es gilt, den Kriegstreibern in den Arm zu fallen. Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger werden aufgerufen, diesen Appell zu unterstützen, um durch unablässigen und wachsenden Druck der öffentlichen Meinung eine Politik herbeizuführen,

  • die es nicht zulässt, dass das US-Imperium inkl. Deutschland und der anderen NATO-Staaten die Welt weiter mit Kriegen überzieht,
  • die zu Frieden und Freundschaft mit allen Staaten bzw. Völkern der Welt führt,
  • die US- und NATO-Truppen verbannt – aus Deutschland mit 2-Jahresfrist durch Kündigung des Truppenstationierungsvertrags,
  • die zum Austritt aus der NATO führt – in allen NATO-Staaten mit 1-Jahresfrist durch Kündigung des NATO-Vertrags,
  • die sich verweigert, unter dem Deckmantel der Pandemie-Bekämpfung Milliarden Menschenleben zu gefährden und die Überlebenden einer Totalkontrolle zu unterwerfen,
  • die der Maxime folgt: Nicht Einschränkung, sondern Sicherung und Erweiterung der demokratischen Grundrechte ist das Gebot der Stunde.

Zu den Erstunterzeichnern gehören der Arzt Wolfgang Wodarg, den ich anfangs im Frühjahr 2020 auch für seriös gehalten habe, der aber jetzt zeigt, für was für einen Irrationalismus und politisch höchst problematische Ideologien wie den NATO-Austritt er steht. Dazu kommen der verschwörungsideologische Bestsellerautor Mathias Bröckers, der 9/11 Verschwörungsagitator Daniele Ganser, Vertreter*innen vom „Demokratischen Widerstand“, dem „Freidenker-Verband“, der krass anti-israelischen Seite „Arbeiterfotografie“. Besonders schockierend ist die Unterschrift von Yavuz Özoguz vom „Muslim Markt“,

über die islamistische Seite Muslim-Markt und deren Antisemitismus habe ich schon vor bald 20 Jahren (u.a. in den Gewerkschaftlichen Monatsheften) publiziert (September 2002):

Die Nachfolgezeitschrift der Gewerkschaftlichen Monatshefte „Gegenblende“ hat – das nur am Rande, obwohl es im Zentrum stehen sollte – aktuell einen Text, der zeigt, wie wenig die BRD für den öffentlichen Dienst an Geld ausgibt – so wenig wie kein anderes Land in Europa bzw. der EU (nur das kleine Irland ist noch desolater): Deutschland gibt nur 8,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für den Öffentlichen Dienst aus, in Dänemark sind es 15,4 Prozent, in Schweden 13,1 und in Frankreich 13,3 Prozent:

2012 schrieb die Jüdische Allgemeine über einen Besuch von Özoguz und einer Reisegruppe beim Holocaustleugner Mahmud Ahmadinedschad, der Israel zerstören möchte:

Yavuz Özoguz ist empört, dass die »Zionisten aus allen Rohren ihrer verkommenen Seelen Feuer spucken«. Und das nur, weil der Betreiber des Internetportals Muslim-Markt und Chef der Gruppe »Islamischer Weg« eine harmlose Pilgerfahrt nach Teheran organisiert hat, die durch eine 90-minütige Privataudienz bei Mahmud Ahmadinedschad ihre Krönung erhielt.

Zu Özoguz’ bizarrer Reisegruppe, die Irans Präsident die Hand schütteln durfte, gehörten der FDP-Politiker Claus Hübscher. Auch der Autor Gerhard Wisnewski, der sowohl beim Anschlag 2001 auf das World Trade Center als auch beim Untergang der Titanic 1912 Verschwörungen wittert, war dabei, wie auch das Kölner Paar Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann von der Kölner »Arbeiterfotografie«. Mit von der Partie auch der Publizist Jürgen Elsässer, vor Jahren gelegentlich Autor dieser Zeitung, der inzwischen an einer »Volksinitiative gegen das Finanzkapital« arbeitet und gegen »Zionistenfreunde« wettert.

Fikentscher und Neumann sind jetzt beim „Krefelder Appell 2021“ gegen die NATO und die Coronapolitik mit dabei. Offenkundig haben Ballweg, Wodarg oder der emeritierte Professor für Psychologie an der FU Berlin Klaus-Jürgen Bruder kein Problem mit diesen Typen, die zum „Tee beim Diktatur“ im Iran waren:

Im Oktober 2008 demonstrierte ich mit 6000-10.000 Israelfreund*innen und Islamismus-Gegner*innen in New York City gegen den Auftritt von Ahmadinedschad vor der UN Generalversammlung am darauf folgenden Tag und habe das in einem Text nach seiner Rede aufgeschrieben:

Abschließend gilt es die Rede von Irans Präsident Ahmadinejad vor der 63. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York City einen Tag nach unserer Demonstration, also am 23. September 2008, wörtlich und ernst zu nehmen. Er spricht mit keiner Silbe vom Staat Israel. „Zionists“ sind seine Feinde, wenn er sie „Zionist murderers“ diffamiert, die Aggression Russlands in Georgien als eigentlich von der NATO und der hinter ihr stehenden „Zionists“ sieht, und natürlich werden die „Zionists“ ihrer imaginierte Rolle als „dominating an important portion of the financial and monetary centers as well as the political decision-making centers of some European countries and the US“ geziehen, schließlich hetzt er gegen ein „Zionist network“ bzw. „Zionist regime“. Juden sind für Ahmadinejad wie schon für die Deutschen im Nationalsozialismus – hier trifft der Vergleich offenkundig zu – Zionisten und umgekehrt. Jeder Jude ein Zionist = Feind, überall.

Schon damals übrigens war ich ein Habermas-Kritiker, was sich jetzt angesichts von Habermas‘ Coronawahn noch verschärft hat:

Wenn jede europäische Hauptstadt auch nur die Hälfte der Teilnehmer der New Yorker Demonstration von womöglich 10.000 hätte, wäre der Forderung nach einem „Stop Iran now“ womöglich weit mehr Nachdruck verliehen. Schließlich geht es darum, Israel, das auf sich allein gestellt scheint, den Rücken frei zu halten.

Links, liberal, weltoffen, gottlos sein (also anti-Habermas, der gestern in YALE sprach), besten New York City Punk-Rock hörend, anarchistisch, selbst Mozart spielend, kommunistisch agitierend, ohne Ressentiments gegen Neocons sein und John McCain/Sarah Palin wählen, also gemeinsam gegen Antisemitismus und für Israel? Geht das überhaupt? Können wir das? Können da auch Obama-Fans mitmachen? Können wir denn im Ernst im 21. Jahrhundert, nach Posthistoire, Postmoderne, Postzionismus Zionisten sein, gar nicht-jüdische? Wirtschaftskrise hin oder her, Lösungen hat eh kein Mensch in Aussicht und das wäre auch lächerlich. Nein: Angesichts der unglaublichen Drohungen gegen die Zionisten – „den Juden“ an und für sich – durch den Iran, hier in New York City, quasi vor meiner Haustür, müssen wir das, Zionist sein. Können wir, Republicans, liberals, left-wingers und selbst womöglich Obama-Fans, also wirklich gegen Antisemitismus/Antizionismus und gegen Islamfaschismus sein? Kompromisslos?

„Yes, we can“!

Soviel zur Kritik an der antizionistischen „Arbeiterfotografie“. Bengt Kiene von #allesdichtmachen ist auch mit dabei beim Krefelder Appell 2021, ebenso wie Berliner „Kommunarden“, der Publizist Milosz Matuschek, der für einen Israelboykott und für BDS sich einsetzende Suhrkamp-Autor und Professor Georg Meggle, die Seite „Free21“, die fantasiert, das World Trade Center WTC7 sei am 11. September 2001 „gesprengt“ worden, dazu „Mütter gegen den Krieg“, die offenbar nie auf die Idee kommen, dass der erste Schritt in die richtige Richtung gegen Krieg jener gewesen wäre, erst gar keine zudem deutschnationale und antiamerikanische Mutter zu werden (siehe grundsätzlich „Das Untier“ von Ulrich Horstmann), dazu natürlich die „Free Assange“ Bewegungsleute, der Musiker Wojna von der „Bandbreite“, die schon bei der Anti-Zensur-Koalition des Sektenführers Ivo Sasek aufgetreten sind, der später auch Holocaustleugner*innen Platz bot, bis hin zu Claudia von Werlhof und der „Planetaren Bewegung für Mutter Erde“, die wir damals an der Uni noch als Feministin und Kritikerin des Patriarchats rezipiert hatten, ohne esoterischen Plumquatsch.

Zur „Bandbreite“ schreibt der Publizist Martin Wassermann 2010 („Urin statt Bier“), der auch in einem Radiointerview diese Band analysierte:

In diesem Jahr möchte auch eine Gruppe am Weltmeisterschaftsgeschäft partizipieren, die bisher nicht durch übergroße Liebe zum Ball aufgefallen ist. Es handelt sich um die Band Die Bandbreite aus Duisburg, die in der Vergangenheit trotz verschwörungstheoretischer und sexistischer Texte auch auf linken Veranstaltungen auftreten durfte. Marcel »Wojna« Wojnarowicz und DJ Torben Pape versuchen, vom nationalen Hype rund um die Weltmeisterschaft zu profitieren. Hatte die Musikgruppe noch 2006 »Du bist nicht artig und jetzt kommt deine Strafe, du kannst nicht erwarten, dass ich zärtlich mit dir schlafe« gereimt, ist es dieses Jahr Deutschland, dem die Band mit einem Lied samt dazugehörigem Video huldigt.
»Weltmeister (Ja wat denn)« lautet der Titel der »Partykracher-EP«, den Die Bandbreite im vorigen Monat herausgebracht hat. Musikalisch versucht man sich nun an einer Art Ballermann-Techno in Schwarz-Rot-Gold.

Ein weiterer Erstunterzeichner des Krefelder Appells 2021 ist Rudolph Bauer. Über ihn schrieb 2013 der antifaschistische Publizist Anton Maegerle in seinem Buch „Vom Obersalzberg bis zum NSU“, das in meinem Verlag Edition Critic erschien:

Die junge Welt (jW) veröffentlichte Ende Januar eine überaus wohlmeinende Rezension des Buches Wer rettet Israel – Ein Staat am Scheideweg des Journalisten Arn Strohmeyer. Strohmeyer, ehemals Leiter des Politikressorts der Lokalzeitung Bremer Nachrichten, beschäftigt sich nach seiner Pensionierung schwerpunktmäßig mit dem Nahen Osten. Erstveröffentlicht wurde die Besprechung im Frühjahr 2011 auf der Internetseite des Landesverbandes Bremen der Partei Die Linke. In der Rezension, die eine Gleichsetzung von Israel und NS-Deutschland beschwört, heißt es:

„Da die kolonialistische und nationalistische Landnahme den Protest der palästinensischen Bewohner herausforderte, diente und dient deren Widerstand (den Israelis) zusätzlich – neben den Mythen – zur Rechtfertigung von Diskriminierung, Unrecht, Vertreibung, Überfällen, Massakern, Gefangennahmen, Folter und Kriegen aller Art.“

Der Rezensent Rudolph Bauer, ehemaliger Bremer Professor für Sozialpädagogik, urteilte, Strohmeyer könne Israel in „wohlbegründeter Weise“ sowohl Apartheid, Rassismus als auch „ethnische Säuberung“ vorwerfen. Fakt ist, dass der Kampfbegriff „Apartheid“ von palästinensischen Lobby-Gruppen seit Jahren bewusst in die Medien getragen wird, um Israel mit dem Südafrika der Rassentrennung gleichzusetzen und sich selbst als hilflose Opfer einer übermächtigen Despotie zu stili­sier­en. Ziel der Israelis, die laut Bauer keinen Frieden wollen, sei es „schlecht­hin“, den

„Widerstand der in Gaza und den besetzten Gebieten noch vorhandenen palästinensischen Bewohner zu brechen bzw. sie weitestgehend durch jüdische zu ersetzen.“

Dies soll

„mit den Mitteln und Folgen von Diskriminierung, bürokratischer Schikane, Mißhandlung, Erschwerung der Lebensbedingungen, wirtschaftlichen Boykottmaßnahmen, territorialer Verdrängung, Einsperrung, Vertreibung und Tötungen aller Art“

erreicht werden. Tatsächlich sind laut Angaben des Palästinensischen Büros für Statistik (PCBS) über 14 Prozent der Palästinenser bei einem israelischen Unternehmen angestellt.

Sie verdienten dabei doppelt so viel wie sie bei einem palästinensischen Arbeitgeber verdienen würden. Mehr als 25.000 Palästinenser arbeiten in israelischen Siedlungen, und bis zu 100.000 Palästinenser sind von diesen Arbeitsplätzen sowie den verdienten Löhnen abhängig.

Den absoluten Tiefpunkt erreicht Bauers antisemitische Rezension mit der rhetorischen Frage:

„Werden die Wannsee-Beschlüsse erst jetzt vollständig grausame Wirklichkeit, indem sich das Handeln deutscher Politik ‚der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet‘ – einer Sicherheit wohlgemerkt, die allein auf Gewalt, Töten und Waffen beruht und somit ohne menschlich lebbare Perspektive ist?“

Auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 kamen Vertreter der NS-Reichsregierung und SS-Behörden zusammen, um den begonnenen Holocaust im Detail zu organisieren und die Kooperation der beteiligten Instanzen zu koordinieren. Strohmeyer wird von Bauer gelobt, da er sich nicht „scheut“, Fragen anzuschneiden, „die fundamental an deutsche Tabus rühren. (…) Das ist verdienstvoll und verdient Achtung.“ Der Rezensent weiter:

„Seine Analyse ist aber auch streitbar und beherzt, weil damit das Licht auf ein anderes Herrenmenschentum geworfen wird, welches ohne arische Vorzeichen gleichfalls die Menschen- und Lebensrechte anderer negiert. Der militante Judaismus der zionistischen Bewegung trägt jedenfalls Herrenmenschenzüge, die – ohne sie denen der Nationalsozialisten gleichsetzen zu wollen – ebenfalls menschenverachtend und gefährlich sind.“

Hinter diesen Zeilen stecke „eindeutig ein antisemitisches Ressentiment“, so Antisemitismusforscher Samuel Salzborn.

„Verschiedene Studien haben ergeben, dass Antisemitismus in allen Schichten und politischen Lagern vertreten ist. Einige Linke sind besonders anfällig, weil sie glauben, dass ihre politische Einstellung sie immun dagegen mache.“

Abrufbar ist Bauers Rezension des Strohmeyer-Buchs aktuell auf den Seiten palaestina-portal.eu und kommunisten-online.de. Der pensionierte Professor Bauer ist Unterzeichner einer sogenannten „Erklärung“ mit dem Titel „Friedens- statt Kriegspolitik im Irankonflikt“. Darin wird unter anderem gefordert, „Sanktionen und Kriegsdrohungen“ gegen den Iran „sofort zu beenden“.

Der Krefelder Appell 2021 ist eine Querfront-Aktion, extreme Rechte wie Vertreter von „Bürger für Frankfurt“ (AfD nah), Linke und Islamisten kooperieren hier.

Da sich die in weiten Teilen selbst irrationalen, verschwörungsideologischen sowie den Islamismus und Antisemitismus wenigstens goutierenden, wenn nicht aktiv unterstützenden Unterzeichner*innen des Krefelder Appells 2021 gegen die NATO und gegen die irrationale Coronapolitik explizit an den Krefelder Appell von 1980 anlehnen

Dieser Aufruf ist initiiert von Mitgliedern der Kampagne “NATO raus – raus aus der NATO” (*) (NATOraus.de),
inspiriert vom “Krefelder Appell” vom 16. November 1980. (hier als Flugblatt)

ist schließlich ein kurzer Rückblick in die frühen 1980er Jahre angebracht.

Der Publizist Wolfgang Pohrt hat die damalige Friedensbewegung in einem Band 1982 analysiert („Ein Volk, ein Reich, ein Frieden“, der schon in der taz 1981 erschien):

Wenn die Atombomben gezündet werden, sind wir tot. Mit den Gegnern der Nachrüstung und der Neutronenbombe aber müssen wir leben. Wenn die Bombe gefallen ist, leidet niemand mehr. Wir leiden – im Atomzeitalter eilen die Kriegsfolgen dem Krieg voraus – an ihren vorweggenommenen Folgeschäden. Danach soll es angeblich singende Küchenschaben mit fünf Köpfen und vier Meter langen Beinen geben. Die Mutationen aber, die uns interessieren, finden vorher statt, und sie sehen ganz anders aus: Man hat eine Friedensbewegung machen wollen, und es wurde eine deutschnationale Erweckungsbewegung daraus.

Zentral ist folgender Gedanke von Pohrt:

Nicht von fremden Mächten, sondern von deutscher Polizei, von der Gestapo und der SS wurden die Menschen, an die wir uns erinnern, ermordet und vertrieben. Im Ausland fanden manche Asyl. Daß wir hier weitgehend unbehelligt leben können, verdanken wir keiner deutschnationalen Souveränität, sondern dem Sieg der Alliierten.

Und im Land von Erbseneintopf und Gulaschkanone, Quarantäne, Ausgangssperre, Impf-Apartheid in allen Restaurants, 9/11-Verschwörungswahnwichteln oder veganen Reichsbürgern ist folgender Gedanke von Pohrt nicht minder hellsichtig gewesen:

In diesem Land ist jede weitere Filiale der McDonald-Hamburger-Kette eine neue Insel der Gastfreundschaft und eine erfreuliche Bereicherung der Eßkultur.

Was heißt das? Es muss weiterhin um eine rationale, demokratische, liberale und linke Kritik der irrationalen, antidemokratischen, illiberalen und antilinken Politik der deutschen Bundesregierung und der 16 Landesregierungen gehen. Es muss weiterhin gegen den Irrationalismus, Antisemitismus, Verschwörungswahn und Pro-Islamismus weiter Teile der führenden Protagonist*innen der Coronapolitik-Kritiker*innen-Szene gehen.

Dann wird 2022 ein wundervolles Jahr. Corona wird enden, aber wir wissen jetzt, zu was Deutsche wieder fähig sind. Und von daher gilt es gegen die Politik und gegen die Coronapolitik-Kritiker*innen-Szene einen klaren Kopf zu bewahren. Warum mir das so gut gelingt? Nun, ganz bescheiden mit Harald Schmidt gesagt, der ja wie fast alle großen Denker*innen auch aus dem Landkreis Esslingen stammt:

Ihre Shows waren für die Sender Prestigeprojekte.

Keine Ahnung, ich war einfach der Beste.

Wir dürfen uns nicht im Hotel treffen, weil Sie weder geimpft noch genesen sind.

Dass ich nicht geimpft sei, das behaupten Sie einfach so, und ich lasse das mal so stehen. Mittlerweile habe ich mir eine Olaf-Scholz-Formulierung überlegt: «Ich bin auf einem guten und vernünftigen Weg, 2 G zu erfüllen.» Das lässt alles offen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, sonst gibt’s schnell was auf den Aluhut.

Getränke der Anti-Globals – Bionade in Heiligendamm und Muttermilch aus Kairo

Original auf Achgut, 02.06.2007

Ich erinnere mich noch ziemlich genau, dass zu mir und einem daneben stehenden Polizisten so ein fetter, bayerischer Passant in München im Sommer 1992 sagte: „An die nächste Wand stellen und abknallen.“ Ein weiterer Polizist in Kampfuniform sagte zu mir wenig später: „Eß mal ein paar Knödel, dann reden wir weiter“, als ich ob der völlig unverhältnismäßigen Polizeigewalt protestierte, verbal. Das war zur Zeit des Weltwirtschaftsgipfels in München 1992. Wenngleich ich meine anfängliche „Friedensbegeisterung“ von 1991 zu Zeiten des Golfkrieges abgelegt hatte, war ein Teilnehmen an den anti-WWG-Aktionen, unorganisiert und ohne ›Gruppenzusammenhang‹, selbstverständlich. Diese „Friedensbegeisterung“ hatte ich nach einer Veranstaltung mit Lea Fleischmann in Stuttgart Ende 1991 im damals legendären Theaterhaus Wangen abgelegt. Fleischmann hatte aus ihrem Buch „Gas“ gelesen und mir deutlich gemacht, wie unreflektiert, naiv, kaltherzig, einseitig, heuchlerisch, ahistorisch und antijüdisch diese deutsche, europäische und weltweite Hetze gegen den Krieg am Golf war. Juden waren in Israel wieder vom Gastod bedroht gewesen, mussten mit Gasmasken hantieren lernen und ›wir Linken‹ in Deutschland ignorierten das heftig und sahen in Saddam Hussein nicht die Gefahr welche er darstellte. Es gab zwar vereinzelt Stimmen für diesen Krieg, aber die hatte ich damals noch nicht zur Kenntnis genommen. Das war nur konsequent.

Wenngleich ich im Mai 1985 noch nicht politisch aktiv war, ist es doch bezeichnend, dass damals, beim Weltwirtschaftsgipfel, wie wild mobilisiert wurde und zeitgleich die antijüdische Erinnerungsabwehr durch Helmut Kohl, die Bundesregierung und den US-Präsidenten Ronald Reagan in Bitburg kaum eine Reaktion wert war. Antisemitismus war weder 1985 noch 1992 in irgendeiner Form substantiell Anlass als Linke dagegen zu demonstrieren und Kritik zu üben. 1988 beim IWF-Treffen in West-Berlin war es nicht anders, ja viel schlimmer noch: die Phalanx der Autonomen aus mit PLO-Tüchern vermummten Israelhassern war bemerkenswert. Ich hatte das Treffen in Berlin als Schüler zwar nur als isolierter Mitdemonstrant erlebt, ohne PLO-Tuch, aber schlimm genug. Kurz und knapp: wer vor 9/11 gegen die Treffen der Mächtigen demonstrierte zeigte fast immer Unverständnis für die wahren Gefahren der Welt (Antisemitismus unter Kohl, 1. Intifada der Palästinenser 1987, Husseins Vernichtungsdrohung gegen Israel 1991).

Wer jedoch noch nach dem 11. September 2001 gegen die G8 demonstriert zeigt noch viel mehr: es ist ein Zeichen für den Hass auf die westliche Zivilisation. Wer allerspätestens seit diesem Massenmord im WorldTradeCenter von New York nicht erkannt hat, dass der islamische Terrorismus, der heilige Krieg, der Djihad, mit seinem reaktionär-revoltierenden Ressentiment jede zivilisatorische Errungenschaft zerstören möchte und einen islamischen Gottesstaat nach dem anderen gern ausrufen würde, der oder die haben nix kapiert. Gar nichts. Ich erinnere mich auch noch an diese gut 1000 DemonstrantInnen in Bremen, die wenige Tage nach diesem Massenmord durch die Strassen dieser Hansestadt liefen und skandierten „USA – Völkermordzentrale“. Das war eines der unglaublichsten Erlebnisse meiner kurzen politischen Geschichte. Dies antizipierend hatte ich kleine Flugblätter gebastelt, auf denen sinngemäß stand „Friedenshetzer schützen die Islamisten“ oder „Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder“. Diese einige hundert Flugzettelchen habe ich dann über dieser Demonstration abgeworfen.

2003 dann, bei einer Demonstrationen gegen das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos, erklommen diese NoGlobals einen weiteren antijüdischen Höhepunkt, als sich Leute als Scharon oder Rumsfeld verkleideten, mit gelbem Stern, und um ein goldenes Kalb tanzten. Der Topos „Tanz um das goldene Kalb“ ist ein alter Bekannter antijüdischer Agitation, nicht nur in Deutschland, wo allerdings schon Anfang des 20. Jahrhunderts Steinkrüge mit diesem antisemitischen Bild produziert wurden, im Westerwald. Passend zu diesem Tanz in Davos formulierten 2003 der französische Philosoph Jacques Derrida und der deutsche Jürgen Habermas, warum sie die europäischen „Friedensdemonstrationen“ vom Februar 2003 als Gründungsmanifest eines geeinten Europa in explizitem Gegensatz zu den USA begreifen möchten. Philosophisch wurde damit Antiamerikanismus und Antisemitismus legitimiert, ja forciert.

Heute kehrt solch antiwestlich/pro-europäisch/poststrukturalistisch-diskursanalytisch/antizivili-satorische Agitation auf wahnsinnige Weise wieder, wenn globalisierungs›kritische‹ KünstlerInnen Plakate entwerfen auf denen ein Balken in Art eines Galgen zu sehen ist, dessen Schlingen die bekannten G8-Staaten mit ihren Nationalfarben symbolisieren. Darunter steht: »We want to civilize you«.1 Damit soll gesagt werden, dass gerade die Zivilisation die Menschen ermorde. Diese ›künstlerische‹ Agitation ist an Absurdität und Perfidie nicht zu überbieten, wenn man bedenkt, dass die größte Gefahr für den Weltfrieden von antizivilisatorischen Regimes wie dem Mullah-Faschismus im Iran ausgeht oder wenn man reflektiert, dass Folter, Verschleppung, Mord, Genitalverstümmelung und Völkermord in Ländern wie Sudan, Iran, China oder Jemen auf der Tagesordnung stehen. Alles keine Staaten, die man zivilisiert nennen könnte. Insbesondere der völkisch-ethnisch motivierte Massen- bzw. Völkermord in der sudanesischen Provinz Darfur wäre neben dem Islamfaschismus aus Teheran ein Beispiel sowohl für das Versagen der Weltgemeinschaft, der Vereinten Nationen und auch der sog. ›Linken‹, die eben gerade nicht solche antizivilisatorischen Regime kritisieren, vielmehr den Westen oder die Industriegesellschaft als solche in althergebrachter gegenaufklärerischer Diktion des Mordes anklagen.

Auch Rechtsextreme sind in genau dieser Weise antizivilisatorisch, weil in deren kulturrelativistischen Weltbild jede universalistische Form der Einmischung gleichsam böse sei. Menschenrechte gibt es für diese Leute nicht. Nur regional verschiedene Rechte. Das ist auch ein Topos der Friedens- und Konfliktforschung bzw. der Politikwissenschaft.2 Das antidemokratische, stalinistische Gebaren des „Sozialisten“ Chavez in Venezuela, einem Intimus und wirtschaftlichen Kooperationspartner des Holocaustleugners Ahmadinedjad, das der jungen Welt oder den PDS-Theoretikern Freudentränen beschert3, passt dazu. Es ist jedoch ein Zeichen, wie noch zu Beginn, ja gerade zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht diktatorische Regime (wie der Irak Saddam Husseins oder das Afghanistan der Taliban) angegriffen werden von solchen anti-Globals oder Gutmenschen, vielmehr die Befreier von solchen Regimen, zuallererst natürlich die USA und sodann Großbritannien, welche die beiden größten Schlingen repräsentieren auf diesem Plakat, das paradigmatisch stehe für die weltweite anti-G8-Bewegung auf dem Weg nach Heiligendamm.

Es ist ein Zeichen von Zivilisation, dass sich Frauen und Männer begegnen können, wie sie wollen. Nun tobt in Ägypten eine Debatte darum, ob es erlaubt werden kann, aus islamischer Sicht, dass eine Frau dann einen Mann unverschleiert und gar im selben Raum treffen darf, wenn sie ihn zuvor gestillt hat. Das ist kein Witz.4 Wenn eine islamische Frau einen islamischen Mann, sagen wir einen 47jährigen Typen aus Kairo, an die Brust nimmt, darf sie ihm fürderhin ohne Schleier oder andere Einschränkungen begegnen, er ist nach islamischem Recht ein Verwandter von ihr. Wer nun die nächsten Tage in Heiligendamm gegen die Zivilisation demonstriert – und diese Plakatreihe der „holy-damn-it.org“ sind offenbar symptomatischer Ausdruck weitester Teile der Antiglobalisierungsbewegung – demonstriert damit ganz klammheimlich und subkutan für Kulturrelativismus und solche Stillpraktiken. Da mögen überschätzte Medien wie Konkret oder die Jungle World noch so sehr zu den ›Protesten‹ gegen das G8-Treffen auf- und hinterherrufen „Keine Gewalt“ – der Ansatz dieser „Linken“ ist Gewalt a priori. Das müsste sich nach 9/11 auch in Redaktionsstuben in Hamburg oder Berlin-Kreuzberg herumgesprochen haben. Was anderes als Gewalt ist es, Djihadisten gewähren zu lassen und gegen die Befreier von ihnen wie die USA oder Großbritannien zu agitieren, heute?

Bildung, Armut und Klima sind die Themen, prima. Es ist bezeichnend, dass weder von den anti-G8-Hunderttausenden noch von Angela Merkel als Gastgeberin der Islamfaschismus und seine deutschen oder österreichischen Freunde5 wie der CSU-Mann Wiesheu, der offenbar eine großen, ökonomischen Coup gelandet hat und jetzt Transrapid-Züglein zwecks Pilgerfahrt quer durch Iran nach Maschhdad fahren lassen möchte6, oder der OMV, einer riesigen Mineralöl-AG aus Wien, auf der Tagesordnung stehen, und zwar ganz oben. Das wäre ein guter Grund, gegen das G8-Treffen zu mobilisieren. Andererseits: warum? Solche Wirtschaftsabkommen sind ja Zeichen von Wachstum, also absolut G-8-kompatibel.

Es ist furchterregend, dass 100 Jahre nach der Jugendbewegung mit ihren sehr häufig antimodernen, antisemitischen und national-sozialistischen Imperativen – Ludwig Klages‘ Mensch und Erde oder Der Geist als Widersacher der Seele lässt grüßen – nun „Linke“ gegen die Zivilisation agitieren und die Moderne als mordbringend darstellen. Sie könnten für eine bessere Welt demonstrieren. Selbstverständlich. Gegen den Djihad zuallererst. Das wäre schon viel. Doch sie tun das Gegenteil. Gegen die USA, Großbritannien und alle anderen G8-Staaten kämpfen sie, wovon keiner ein islamischer Gottesstaat ist. Eine Demonstrationen gegen den Iran wird es von solchen anti-G8-Kreisen nicht geben. Die Antiglobals leben in einer Parallelwelt, ähnlich der islamischen, kaufen und verkaufen Produkte aber fühlen sich ganz unkapitalistisch. Dazu passt das zweite hippe Getränke dieser Kreise: „Bionade. Das offizielle Getränke einer besseren Welt.„7 Bestimmt antikapitalistisch gebraut. Deutsche sind immer antikapitalistisch, wenn sie Waren produzieren. Ganz sicher. „Gegen Krieg und Imperialismus“, wie der schwarze Block hinzuruft.

Ich freue mich schon auf den Mc-Donalds-Drive-In in der Wrangelstrase in Berlin-Kreuzberg, da werde ich mit meinem Fahrrad hinfahren, etwas kaufen, eine Cola trinken, essen und schwups ist die Welt für mich wieder besser.

1 http://holy-damn-it.org (28.05.2007).

2 »Der erste ›Glaubenssatz‹ postmoderner Politikwissenschaft und Entwicklungstheorie, stamme sie nun von links oder rechts, lautet ja, Demokratie und Rule of Law seien nur in wohlhabenden Ländern implementierbar. Noch jeder Sozialdemokrat aus der Provinz weiß schließlich, dass erst das Fressen, dann die Moral komme. So überschlagen sich ganz antirassistische, sich um das Wohl der Dritten Welt besorgt gebende Menschen, in ihren Rechtfertigungen sog. Entwicklungsdiktaturen. Erst vor wenigen Tagen hatte ich etwa das zweifelhafte Vergnügen auf einer Konferenz an der Frankfurter Universität einem Vortrag von Prof. Dr. Harald Müller von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung lauschen zu dürfen. Müller bezeichnete die auf Aufklärung und bürgerliche Revolution fußenden Ideen und Ideale von Individualismus, Demokratie, Emanzipation und Säkularismus als ›westliche Kultur‹, der eben andere Kulturen gegenüber stünden. Als recht positives Beispiel einer genuinen Entwicklung lobte er dann Saddam Husseins Irak, wo immerhin Ökonomie und Gesundheitswesen gut ausgebildet seien. Die Idee, Menschen in anderen Ländern könnte es um so westliche Vorstellungen wie Freiheit, Rechtssicherheit und der Möglichkeit gehen, sich einer Regierung in freier Wahl zu entledigen, schien in diesem Weltbild vor allem abwegig. Immer wieder wurde von Armen gesprochen, deren ›Recht‹ vor allem eines auf Entwicklung sei. Ein Argument, dass ich schon so oft gehört habe und für eines der zynischsten aus dem Repertoire des europäischen Gutmenschentums halte.« http://www.wadinet.de/blog/?p=270

3 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=7345

4 http://www.islaminstitut.de/Nachrichtenanzeige.4+M57738d69297.0.html

5 http://www.matthiaskuentzel.de/contents/berlin-teheran-eine-un-heimliche-allianz

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Maschhad ; http://www.businessnews.com/politik/art620,491794.
html?fCMS=1a6c768a462445bb2eeb1626259cfdfa

7 http://www.welt.de/wirtschaft/article903228/Bionade_umgarnt_die_durstigen_Gipfel-Gegner.html?r=RSS

 

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