Von Dr. phil. Clemens Heni, 10. Mai 2021

Der Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Professor Winfried Nerdinger, sagt in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung am 7. Mai 2021:

Ich weiß jetzt leider definitiv, welcher Stellenwert der Kultur in unserer Gesellschaft von vielen politisch Verantwortlichen zugemessen wird. Der einer reinen Zugabe, ein „Genuss“, auf den man eben bei Bedarf oder im Notfall auch leicht verzichten kann. Das zeigte auch das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts, das die Klage der Initiative „Aufstehen für die Kunst“ abgewiesen hat. Es wird nicht gesehen, dass durch Kultur der Mensch erst zum Menschen wurde, dass Kultur etwas Essentielles für dasMenschsein ist, auf das auch in Zeiten einer Pandemie, die überhaupt nicht kleingeredet werden soll, nicht verzichtet werden darf.

Nerdinger ist ein antifaschistischer Autor, der nationalistische und nationalsozialistische Tendenzen in der deutschen Architekturgeschichte aufgearbeitet hat.

2019 schrieb ich in einer Rezension des von Architektur-Professor Stephan Trüby von der Universität Stuttgart konzeptionalisierten Bandes „Rechte Räume. Bericht einer Europareise“ der Zeitschrift Arch+. Zeitschrift für Architektur und Urbanismus:

In einer Besprechung von drei Büchern zu Hans Poelzig, Paul Bonatz und Paul Schmitthenner kritisiert ein Altmeister der kritischen Architekturgeschichte, Winfried Nerdinger, den nationalistischen, monumentalistischen und alsbald nazistischen Einsatz der drei Protagonisten. Der Text wurde original 2011 auf Italienisch publiziert, schon 2010 hatte ich selbst auf zentrale nationalsozialistische Aktivitäten von Bonatz hingewiesen.

In einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt sprechen Miriam Stein, Volker Bruch, Karoline Teska und Nina Gummich über #allesdichtmachen und das agitatorische Klima, dem sie sich wie alle anderen Schauspieler*innen dieser Kampagne ausgesetzt sehen.

Sie verteidigen sehr eloquent ihre Aktion und betonen zum Beispiel, dass der Filmemacher Dietrich Brüggemann erst spät zu der Gruppe gestoßen sei. Es ist  eine heterogene Gruppe von Schauspieler*innen und Filmemacher*innen, die sich seit Oktober 2020 zusammen gefunden und jetzt diese für die Demokratie lebensnotwendige Kritik in Form von Kurzvideos publiziert haben.

Ein Aspekt verdeutlich den ganzen Irrsinn fast aller Corona-Maßnahmen. Nina Gummich erzählt:

Ich bin im letzten Jahr mit dem Zug in die Schweiz gefahren. Es gab im Abteil einen riesigen Streit, weil jemand die Maske kurz abnehmen wollte. Sobald der Zug die Grenze zur Schweiz überfuhr, wo es keine Maskenpflicht gab, zogen alle Passagiere ihre Masken ab. Das ist auch etwas, worauf unsere Aktion aufmerksam machen wollte: Bediene dich deines eigenen Verstandes! Es kann doch nicht die Lösung sein, sich einfach nur an Regeln zu halten, die gerade irgendwo ausgegeben wurden.

Nehmen wir eine Gruppe von Menschen – sagen wir 400 Personen im ICE von Hamburg nach Basel. Bis Freiburg im Breisgau in Südbaden in Baden-Württemberg müssen alle eine Maske tragen, sonst bestünde Todesgefahr. Kurz nach Freiburg überquert der Zug die Grenze zur Schweiz und verlässt gar die EU („Gottseibeiuns“!) und wie Gummich erzählt, haben dann die Passagiere die Maske abgesetzt, da sie in der Schweiz nicht vorgeschrieben war. Nach der Logik der Panikindustrie hätten sich diese 400 Personen jetzt großteils anstecken müssen und viele wären schwer krank geworden oder gar gestorben. Aber offenbar hatten die Menschen gar keine Angst! Sie haben die Maske abgezogen und werden am Bahnhof Basel viele Hundert andere Passagiere gesehen und getroffen haben, die alle auch keine Maske trugen.

Dieses Beispiel zeigt, dass wir es primär mit reinen Willkürmaßnahmen der Regierung zu tun haben. Da Deutschlands Wahnsinn auf Europa ausstrahlt, hat die Schweiz mittlerweile auch eine Maskenpflicht in Zügen und auf Bahnhöfen. Wer will die Verantwortlichen in der Schweiz jemals wieder ernstnehmen, wenn sie zu einer Zeit, als es keinen Impfstoff gab – wie 2020 – keine Maskenpflicht in Zügen hatten, aber 2021 schon ?

Nehmen wir wiederum Schweden. Dort gibt es keine Maskenpflicht, grade nicht in Geschäften, und im öffentlichen Raum schon gleich gar nicht. Auch nicht in Restaurants. Seit Januar 2021 hat Schweden teils sehr viel weniger Tote an oder mit Corona als Deutschland – immer hochgerechnet auf die Bevölkerung in der BRD natürlich, ich hab ja schon vor Wochen darüber berichtet. Aber da es so faszinierend ist, muss man das immer wieder betonen.

Schweden hat ca. 8,3 Mal weniger Einwohner*innen als Deutschland, 10 Millionen zu 83 Mio. Daher in Klammern die absoluten Todeszahlen in Schweden multipliziert mit dem Faktor 8,3. Am 23.1.21 hatte SWE im 7-Tagesschnitt laut Worldometer 75 (622) C-Tote – die BRD 773, am 15.2. war die Differenz noch deutlicher, SWE 24 (199) und D-Land 478, am 10.3.21 SWE 18 (149) und Deutschland 224, am 10.4.21 SWE wiederum 18 (149) und GER 194. Jetzt am 9. Mai 2021 ist die Differenz besonders groß: Schweden hat nur noch 6 Tote an oder mit Corona im 7-Tagesschnitt, das entspräche 49 Toten in Deutschland, doch in der Realität hat laut Statistik die BRD 221 Tote an oder mit Corona im 7-Tagesschnitt, somit hat das Maskenwahn- und totalitäre Lockdownland („Bundesnotbremse“) Bundesrepublik Deutschland am 9. Mai 2021 mehr als 4 Mal so viel Corona-Tote als das Nicht-Masken, Nicht-Panik-, Nicht-Lockdown- und demokratische Land Schweden.

Doch wird diese Realität in Deutschland irgendjemanden interessieren ?

Hier drehen die auch unter 50 durch und wollen sofort (manche werden de facto gezwungen) geimpft werden. Dabei ist auch in Deutschland so gut wie kein Mensch unter 50 oder 60, der nicht massiv vorerkrankt war, an Corona gestorben. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

In Schweden waren über 90 Prozent aller Corona-Toten über 70 Jahre alt. Nur 3,5 Prozent waren unter 60. So waren nur 422 der Toten („an“ oder „mit“ Corona, welche Vorerkrankungen vorlagen oder nicht, ist nicht bekannt) zwischen 40 und 60, während 3746 der Verstorbenen über 90 Jahre alt waren.

Das zeigt, wie gezielt dieses Virus wirkt.

Kein Mensch wird ernsthaft denken, dass 3 Kund*innen, die sich gleichzeitig in einem Jeans-Laden aufhalten, gefährdeter sind als 38 Kund*innen in einem LIDL oder einem engen Edeka-Laden, wo in den Gängen weit weniger Platz ist als in einem Jeans-Laden. Oder nehmen Sie die weiten Flure in Kaufhäusern, Karstadt/Kaufhof, Macy’s in New York City oder das KaDeWe in West-Berlin.

Sie sehen den wirklich herrschenden irrationalen Wahnsinn. Es ist pure Willkür, wie in einer Hygienediktatur, den einen Laden offen zu lassen, den anderen zu schließen. Das gilt auch für alle Theater und Kultureinrichtungen.

Zu keinem Zeitpunkt haben Merkel, Scholz, Söder und Kretschmann Menschen als Menschen behandelt, Erwachsene als Erwachsene, sondern paternalistisch und brutal durchregiert. Das zeigt sich 2021 deshalb so deutlich, weil die Maßnahmen nie totalitärer waren wie jetzt, obwohl die ‚Gefahr‘ an Covid-19 zu sterben, nie so gering war wie jetzt, da es ja den Impfstoff gibt und die Behandlungsmethoden bessere sind als 2020.

Die Schauspielerin Miriam Stein sagt es ganz deutlich im WELT-Interview:

Stein: Wir sind alle tendenziell eher aus dem linken und grünen Milieu und sehen die Corona-Politik dennoch kritisch. Das
Wort „Querdenker“ wird momentan auf jeden draufgeklebt, der aus dem Konsens ausschert, ich finde das hochproblematisch.
Gibtes Belege dafür, dass die Schließung von Schulen und Kitas die Intensivstationen entlastet? Ist der Lockdown wirklich
alternativlos? Darüber muss man offen reden können.

Der Präsident der Bayerischen Akademie der Künste, der nicht nur ein ganz anderes Bildungsniveau, sondern auch unwesentlich mehr Lebenserfahrung (Jg. 1944) hat als der dortige Ministerpräsident (Jg. 1967), würdigt die Kampagne #allesdichtmachen:

Es handelt sich um gut gemachte, intelligente Denkanstöße, die neuralgische Punkte ironisch überspitzen, aber keineswegs zynisch
ansprechen: Die Angst, das Schweigen von Kritik, die Distanz zu allem und jedem, die Macht und Willkür von Zahlen,  die Kollateralschäden der Pandemie. Wenn man die Schauspieler und die Macher der Aktion so niederbügelt, wie es geschehen ist – zum Teil durch Kollegen, zum Teil durch Medien – dann wird das Wesen der Kunst entweder nicht verstanden, oder es soll ganz bewusst außer Kraft gesetzt werden.

 

Hoffnung kommt aus dem kritischen Bayern wie von Nerdinger. Und Hoffnung kommt seit September 2020 aus Florida. Der Sunshine-State wird zum 1. Juli 2021 alle Corona-Maßnahmen beenden! Wirklich alle! Kein a-sozialer Abstand mehr, nirgendwo Masken, keine Beschränkungen in Sportstadien, in Restaurants wurde diese Beschränkung schon im September 2020 schrittweise aufgehoben.

Das ist ein riesiges Zeichen der Hoffnung. Gouverneur Ron DeSantis, einer der weltweit sicherlich am besten epidemiologisch und medizinisch sowie bezüglich der Public Health und der Demokratie sowie der Kollateralschäden der Lockdown- und Maskenpolitik informierten Politiker (er hat sich mehrfach von führenden EpidemiologInnen und Public Health Professor*innen und Forscher*innen beraten lassen), betont, dass ein Programm des „Seniors First“ bei der Impfkampagne gewirkt hat, es muss primär um den Schutz der Schutzbedürftigen gehen und nicht um die panikzerfurchten Gesichter der 48- oder 32-jährigen Egoist*innen hierzulande, die noch vor ihren 74-jährigen Bekannten unbedingt geimpft werden wollen – WAS für ein a-soziales Verhalten, sorry, aber das ist es!

Über die Verschwörungswahnwichtel und kategorialen Impfgegner, die antisemitisch von „Globalisten“ fabulieren und die Impfung mit den Verbrechen der Nazis in der T4-Aktion sowie allen anderen Verbrechen der Ärzte im SS-Staat vergleichen und in der Corona-Impfung eine „Chip“-Impfung sehen, die die Menschen steuert und genetisch gezielt verändere, gilt es gesondert zu urteilen.

Es hätte von Anfang an um den Schutz der Schutzbedürftigen gehen müssen, doch Horst Seehofer, Merkel und alle Regierungspolitiker*innen wählten absichtlich den Weg der Panik. Das war im März 2020, als diese Demokratiefeinde ein Panikpapier von sogenannten Wissenschaftlern einforderten, die damit aufhörten, solche zu sein, wenn sie es zuvor je waren.

Dazu Volker Bruch, der zeigt, wie man rational und nüchtern denkt:

Ich spiele eine Person, die Angst hat – und Angst davor hat, dass diese Angst aufhört. Die Berichterstattung über die Pandemie war von Anfang an apokalyptisch. Im „Panikpapier“ des Innenministeriums ist explizit von einer „gewünschten Schockwirkung“ die Rede. Mein Video endet mit den Worten: Halten Sie sich an Ihrer Angst fest. Das meint natürlich das Gegenteil: Angst ist ein schlechter Berater. Gerade in einer Notsituation ist es wichtig, nüchtern zu reflektieren.

Fazit:

Angela Merkel und alle Verantwortlichen haben auf brutale Weise gezeigt, dass ihnen das Mensch-Sein egal ist, dass es nicht auf Kunst und Kultur ankommt in einer Krise, sondern aufs Gehorchen, Nicht-Denken und auf die Propaganda. Sie haben gezeigt, dass es nicht auf die rationale Analyse, sondern um die irrationale Panikmache geht – und die Volksgemeinschaft der Medien und der kulturellen wie politischen Elite klatscht bis heute Beifall und möchte die Kritiker*innen fertig machen. Doch das schaffen sie nicht. Das Interview in der WELT sowie das Interview mit Nerdinger in der Süddeutschen zeigen, wer wirklich Größe hat in diesem Land, wer noch weiß, wodurch sich das Mensch-Sein kennzeichnet: Durch Kunst und Kultur und zumal durch Kritik.