Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: NS

Sprachlos aufgrund so viel Hass: Auf einer Beerdigung Geld spenden, damit in einem Krieg weitere Menschen getötet werden…

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Auf der Beerdigung eines Journalisten zu Spenden aufzurufen, damit andere Menschen in einem Krieg ermordet werden, hat etwas Obszönes, Menschenverachtendes.

So geschehen jüngst in Berlin. Zu der Beerdigung des Kommunistenfressers Richard Herzinger ruft das Portal Perlentaucher und dessen Redaktion dazu auf, statt Blumen am Grab abzulegen, besser Geld direkt an die Ukrainische Armee zu spenden. Damit dieser fürchterliche Krieg weitergeht. Damit Deutschland endlich einen Krieg gegen Russland gewinnt:

Richard Herzinger (1955 – 2025) wird am 21. November um 10 Uhr auf dem Sankt Matthäus-Friedhof in Berlin Schöneberg beigesetzt.

Alter St. Matthäus Friedhof  
Großgörschenstr. 12-14

10829 Berlin 

Der Eingang ist vom Südausgang Großgörschenstraße der S-Bahnstation Yorckstraße leicht zu erreichen.

Im Sinne von Richard Herzinger wird gebeten, anstelle von Blumen an die Armee der Ukraine zu spenden.

 

Wenn man sich anschaut, welche angeblichen Kritischen Theoretiker oder ehemaligen Adorno-Leser da ihr „Like“ oder gar ihr „Herzchen“ gegeben haben, wird einem schlecht.

Ja, es wird einem schlecht, weil Adorno niemals eine solche kriegslüsterne Aktion unterstützt hätte, zumal nicht gegen die Befreier von Auschwitz, Russland.

Wenn Deutsche Geld sammeln, damit andere – Ukrainer – Russen töten, sollte jeder Mensch hellhörig werden.

Es geht darum, Kriegsdienstverweigerer in Russland und in der Ukraine zu unterstützen!

Es geht darum, sich für eine sofortige diplomatische Lösung einzusetzen, wie es zum Beispiel der damalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett, den ich ansonsten als Linkszionist ganz sicher nicht mag, im April 2022 getan hat.

Es geht darum, dass beide Seiten zu problematisieren sind.

Zuerst die NATO, die sich entgegen ihrem Versprechen, keinen inch weit nach Osten sich auszubreiten, wenn sich DDR und BRD zusammentäten, extrem imperialistisch ausgebreitet hat.

Und natürlich muss auch Putins Russland problematisiert werden, Nationalismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Sexismus, Familienideologie, Tradition, Anti-Kommunismus, Homophobie, Imperialismus.

Aber wer hat schon die geistige Kraft, beide Seiten zu problematisieren?

Doch der Westen und Boris Johnson wollten weder im April 2022 noch heute Frieden, sondern sie wollen Blut fließen sehen. Viel Blut. Ukrainisches Blut. Russisches Blut.

Nur darum geht es. Um Schuldabwehr und um Rache für Stalingrad und den Sieg der Roten Armee gegen die ukrainischen Faschisten um Bandera und all die anderen und gegen Nazi-Deutschland.

Putin ist ein schrecklicher Despot. Er ist nicht weniger antikommunistisch als westliche Agitator*innen und möchte ein großrussisches Zarenreich wieder errichten. Seine Vordenker wie Dugin sind antisemitisch und Heidegger-Anhänger.

Ist die Ukraine besser?

Die ukrainische Historikerin Marta Havryshko, die im Exil in den USA lebt und die von Rechtsextremen und Neonazis in der Ukraine Todesdrohungen bekommt, schreibt seit 2022 gegen diesen Krieg und konkret zur heutigen Ukraine.

Sie findet Putin natürlich abscheulich und möchte dass der Krieg endet. Sie kann ihre ukrainische Heimat nicht besuchen, weil sie dort von Neonazis verfolgt würde. Think about it!

Heute, am 23. November 2025, schreibt sie zum Beispiel auf ihrem Facebook-Account:

In downtown Kyiv, you can casually pick up merch from the National Socialist Black Metal band M8L8TH (“Hitler’s Hammer”) — yes, the one with a song glorifying Nazi death-camp ovens and even using a shaved-mustache Hitler look-alike for promotion.

There are also T-shirts and pins celebrating the Waffen-SS Galicia Division. The shelves are stacked with enough hate symbols to make a Holocaust historian pass out.

And the owners? Veterans and active-duty soldiers.

What does their supreme commander, Zelensky, think about that?

Am 08. November 2025 schreibt sie über die Einweihung eines Monuments für die Azow-Kämpfer:

For the past two years, I’ve been consistently criticizing the Azov movement — especially the 3rd Assault Brigade — for its fondness for Nazi symbols (Dirlewanger, Black Sun, SS runes, the whole charming collection) and for glorifying Nazi collaborators. The reward for this? I was added to the Myrotvorets hit list.

Branded an “enemy of Ukraine” who supposedly spreads “pro-Russian narratives” in national media. I’ve received numerous death and rape threats. Neo-Nazis even promised to desecrate my mother’s grave.

My voice was deligitimezed.

And now Kyiv city authorities proudly joined the parade of legitimizing these symbols by unveiling a memorial. Ukraine has officially reached the point where Nazi iconography is so “normalized” that people pretend it’s invisible. Bravo, Zelensky — and bravo to his Western admirers who keep insisting everything is perfectly fine in this country of „freedom and democracy“.

Am 07. April 2025 schreibt Marta Havryshko, was ich hier in deutscher Übersetzung wiedergebe:

Immer wieder werde ich mit einem absurden Argument konfrontiert: „Welche Neonazis in der Ukraine? Ihr Präsident ist doch Jude!“

Schauen wir uns also einige Entwicklungen innerhalb der ukrainischen Armee an, die während der Präsidentschaft von Selenskyj stattgefunden haben:

✅Es wurde eine Nachtigal-Einheit gegründet, benannt nach dem von Deutschland unterstützten Nachtigal-Bataillon, das im Juni 1941 am Angriff auf die Sowjetunion beteiligt war.

✅Es entstand eine Luftwaffeneinheit, die den Nazi-Adler als Insignie verwendet.

✅Das Russische Freiwilligenkorps (RDK) wurde gegründet. Sein Anführer, Denis „White Rex“ Kapustin (Nikitin), ist ein bekannter Neonazi und weißer Supremacist, der wegen extremistischer Aktivitäten im gesamten Schengen-Raum mit einem Einreiseverbot belegt ist. Einige seiner Kämpfer tragen Nazi-Symbole und ROA-Aufnäher.

✅Es entstand ein Deutsches Freiwilligenkorps, das in seinen sozialen Medien offen für Nationalsozialismus und Rassismus wirbt.

✅Eine informelle Einheit namens Format 18 (#18 ist ein Code für „Adolf Hitler“) umfasst Mitglieder der sogenannten Tesak-Gruppe – einer neonazistischen Organisation, die für rassistisch motivierte Morde in Russland bekannt ist.

✅Mitglieder rechtsextremer Militäreinheiten durften sich offen mit Neonazi-Gruppen aus aller Welt vernetzen, um sie für den Krieg zu rekrutieren. Im Rahmen dieser Bemühungen fand im August 2023 in Lemberg die Konferenz „Nation Europa“ statt, an der unter anderem die deutsche faschistische Gruppe „Der Dritte Weg“ teilnahm.

✅Die 3. Sturmbrigade organisierte eine Ausstellung (September 2023) im Museum von Kiew, in der mehrere Fotos der Waffen-SS-Division Galizien gezeigt wurden und sie sich mit deren Soldaten verglichen.
✅Andere Militäreinheiten feiern offen die Waffen-SS-Division Galizien, darunter Karpatska Sich, Vovky da Vinci und Svoboda.
✅Symbole wie die Wolfsangel, der Totenkopf, Dirlewanger, der Nazi-Adler und die Schwarze Sonne sind zu beliebten Aufnähern in der Armee geworden. Niemand hat sich dafür entschuldigt. Niemand stellt sie in Frage.

Fortsetzung folgt…

Während den Facebook-Post von Perlentaucher-Thierry-Chervel zum Spenden für die Ukrainische Armee statt Blumen fürs Grab von Richard Herzinger bis heute (Stand 23.11., 19:40 Uhr) 31 Leute mit einem Herzchen oder Like versehen haben, was schockierend genug ist, haben über 144.000 Leute den obigen Post von Marta Havryshko vom 07. April 2025 gesehen.

Das könnte darauf hinweisen, dass es viel mehr Menschen gibt, die eine kritische und empirisch fundierte und zutiefst antifaschistische Haltung haben und den Texten von Havryshko folgen, sie teilen und kommentieren.

Aber selbstredend ist die unreflektierte und de facto der Ukraine extremen Schaden zufügende Militärhilfe Staatsideologie in Deutschland und der EU.

Die ganze EU-Politik gleicht doch den Herzingers und Perlentauchers. Das ist militaristischer, unkritischer Mainstream, der sich überhaupt nicht darum kümmert, wie antisemitisch die Ukraine ist und dass der Krieg nicht nur an der Aggression Putins liegt, sondern auch am Rassismus gegenüber Russen in der Ukraine und an der Aggression der NATO durch Übungen in der Ukraine etc. pp.

Auch ‚Linke‘ oder Post-Linke wie das von Antisemiten, Antizionisten, Islamisten, säkularen Judenfeinden und Hamas-Anhänger*innen schrecklicherweise bedrohte Café Bajszel in Berlin macht bei dieser Propaganda für die Ukraine mit, so heißt es für eine Veranstaltungsankündigung nächste Woche angesichts eines Events am 28.11.2025:

28.11. Evelyn Deller: „Warum wir als Linke für die Ukraine sein müssen.“ Vortrag und Diskussion. Spenden für die Radical Aid Force Ukraine.

Nun: wer für die Ukraine ist, kann kein Linker sein.

Genausowenig kann man ein Linker sein, wenn man für Putin (oder Trump etc.) ist.

Warum kann man als Linker nicht und niemals für die aktuelle Ukraine sein? Das zeigen allein die  empirischen Beweise über den staatlichen Antisemitismus, die ich oben zitiert habe – und zwar von einer ukrainischen Historikerin, die auch eine Expertin zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust ist.

Die Ukraine hätte den Krieg ohne jedweden Gebietsverlust und ohne Zehntausende Tote im April 2022 beenden können, wenn sie auf Bennett und seinen Friedensplan gehört hätte – es ging im Kern nur darum, schriftlich zu fixieren, dass die Ukraine niemals NATO-Mitglied wird.

Darauf läuft es jetzt auch hinaus. Mit dem blutigen Unterschied, dass Zehntausende Ukrainer und Russen sowie Tausende ukrainische Zivilist*innen getötet wurden und dass die Ukraine jetzt massive Gebietsverluste haben wird.

Diese ganzen militaristischen „Zeitenwende“-Schwätzer*innen tragen zum Blutvergießen in der Ukraine seit Februar 2022 und dieser unfassbaren Rede des damaligen Bundeskanzlers Olaf S. mit bei.

Man sieht, wie wenig sich diese Leute in der Ukraine auskennen oder – wahrscheinlicher – einfach überhaupt kein Problem mit dem Antisemitismus in der Ukraine haben, mit Denkmälern, die nach Holocausttätern benannt werden, Straßen und Plätzen, die nach Holocausttätern und ukrainischen Antisemiten und anderen benannt werden, wie schon der Journalist Lev Golinkin im Jewish Forward am 27. Januar 2021 detailliert festgehalten hat.

Es gibt vermutlich kein Land auf der Welt, in dem es so viele Denkmäler gibt, die nach Holocausttätern benannt sind, wie die Ukraine.

Es gibt vermutlich kein Land auf der Welt, in dem es so viele Straßen gibt, die nach Holocausttätern und Antisemiten benannt sind, wie die Ukraine.

Wer nach der Lektüre von Golinkin und Havryshko weiter Geld an die Ukrainische Armee spenden und nicht Blumen am Grab eines Journalisten in Berlin ablegen möchte, weiß was er oder sie tut.

 

Vom NS-Thingspiel und dem Frankenburger Würfelspiel bis Corona: Das Elend der Berliner „Waldbühne“ („Dietrich-Eckart-Bühne“)

Von Dr. phil. Clemens Heni, 12. Juni 2021

Der Witz von Öffentlichkeit ist, dass man neue Menschen kennenlernt. Ansonsten kann man sich auch auf dem Sofa mit dem Partner vergnügen und die EM schauen (ohne Ton, kein Fußball interessierter Mensch erträgt oder überlebt ARD- oder ZDF-Moderatoren!). Es geht also um Öffentlichkeit, um das Prickelnde, das Aufregende, das Neue, das Unerwartete. Die Berliner Waldbühne jedoch reglementiert ihre Events im Sommer 2021 so ermaßen deutsch und irrational, dass man schon ein Zeuge Coronas sein muss, um dorthin zu gehen.

Von Singles und Menschen, die absichtlich alleine leben, weil sie keine Natalisten sind, keine Normalos, keine Angepassten, keine Affirmativen, keine AfD-4-Kinder-Mutterkreuz-Fans, also eher ruhige Menschen, die nachdenken und die kein Kindergeschrei mögen, dafür Heavy Metal oder Rock’n’Roll statt Wagners Erlösungsantisemitismus mit den Philharmonikern auf den Waldbühnen dieses Landes, also Menschen, die lieber Günther Anders, Ivan Illich oder über die Beziehung von Zionismus und Nietzsche lesen, schicke, geschminkte oder ungeschminkte Menschen mit nacktem Gesicht, die eher antideutsch sind als Wähler der Linkspartei und der Grünen, also Leute, die lieber in der Öffentlichkeit DEN Anderen treffen, kennenlernen, spüren, riechen oder wenigstens sehen und anlächeln wollen, ist eh keine Rede.

Wir wissen, dass Corona so gefährlich oder läppisch ist wie „schwere Influenzawellen“, so das Robert Koch-Institut, das ich hier entgegen der perfiden Intention des Textes des RKI zitiere (es geht um die angeblich verlorenen Lebensjahre der Corona-Toten). Die WHO hat betont, dass die Infektionssterblichkeit für Menschen unter 70 bei 0,05 Prozent liegt. Das wissen Sie alles – aber die Berliner Waldbühne weiß es nicht, sie will es so wenig wissen wie Angela Merkel oder Olaf Scholz, die jetzt in verfassungswidriger Manier das Grundgesetz um weitere drei Monate aussetzen – damit auf keinen Fall ein seriöser Bundstagswahlkampf stattfinden kann im August und September 2021. Es gibt mittlerweile mehrere Landkreise, die eine unwissenschaftliche, willkürliche und irrationale „Inzidenz“ von 0 haben – also Null Komma Null. Gäbe es in diesem Land noch seriöse Gerichte – auch das wissen Sie, dass dies nicht so ist -, dann würde jede – jede – Maßnahme als illegal erklärt, die in so einem Landkreis eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ erklärt. Das gilt auch für alle anderen Landkreise, selbst wenn die Inzidenz bei 2345 liegen würde – da zu keinem Zeitpunkt die Krankenhäuser – und nur um die geht es – überlastet waren, zu keinem Zeitpunkt extrem viele Menschen „an“ Corona starben. Ja, die Arztpraxen und Krankenhäuser waren 2020 weniger voll als sonst – und das bei einer Pandemie! Auch in Schweden, ohne Lockdown und Maskenwahn, sieht es nicht anders aus. Die internationale Forschung hat gezeigt, dass es keinen Unterschied machte, ob ein Land Lockdowns machte oder nicht – aber Long Lockdown und der pandemic turn haben unsere Demokratien zerstört.

Es gibt in Europa nur noch eine Demokratie: Schweden.

Ja, wie wir jetzt sogar von der ARD wissen, handelt es sich um einen Mega-Betrug der Krankenhausgesellschaften, die Intensivbetten abgerechnet haben, die gar nicht existieren. Darüber hinaus wurde so getan, als ob mehr Betten belegt seien, als dies der Fall war – weil es seit November 2020 Prämien gibt für besonders ausgelastete Krankenhäuser. Dieser perfide Wahnwitz wundert niemand, der weiß, wie Jens Spahn Politik macht. Aber immerhin ist jetzt auch die ARD mal ein paar Sekündchen irritiert, bevor sie dort wieder die Panik dort hin hängen, wo sie hingehört: „ganz, ganz oben“ (Jan Josef Liefers) – „verzweifelen Sie ruhig, aber zweifeln sie nicht.“ Die Waldbühne Berlin zweifelt nicht, sondern hat folgende irrationalen Maßnahmen implementiert für den fröhlichen Sommer in Berlin:

Ganz oben steht hier folgende totalitäre Regel, gut 15 Monate nach Erklärung der „Pandemie“, an der fast niemand stirbt, der nicht ohnehin gestorben wäre:

Es dürfen nur Ehe- oder Lebenspartner:innen oder Angehörige aus einem Haushalt nebeneinandersitzen. Alle Tickets werden platzgenau und entsprechend der Hygieneregeln verkauft.

Doch es geht noch weiter: Von den von der evidenzbasierten Wissenschaft bzw. Medizin vermuteten ca. 20 Millionen „Infizierten“ allein in der Bundesrepublik Deutschland (BRD), die überhaupt nichts oder so gut wie nichts davon merkten, ist keine Rede.

Dabei sind alle Menschen, die Corona hatten, aber nichts oder fast nichts merkten und in keiner Statistik (!) je auftauchen, ungemein immuner als jede geimpfte Person! Ja, die Impfung verhindert sogar, dass Menschen, die gesund sind, sich anstecken und somit natürlich immunisieren. Von den bekannten und teils schockierenden Nebenwirkungen (oder der Wirklosigkeit für die ganz Alten) zu schweigen, schon dieses Ignorieren der sehr großen Gruppe von Menschen, die Corona hatte, aber nie einen Test dazu machte – weil sie nicht krank waren -, das ist medizingeschichtlich einer der größten Skandale seit 1945 überhaupt. Jeder weiß, dass es diese ca. 20 Millionen Menschen in Deutschland gibt, das sind ca. fünf bis sechsmal so viele „Fälle“ wie offiziell angegeben. Durch repräsentative Kohortenstudien und Antikörperstudien, wie wir sie fast nur aus Gangelt bislang aus Deutschland kennen, wäre es möglich gewesen, seit März 2020 herauszufinden, wie ungemein groß die Gruppe derer ist, die Corona hatten, ohne es zu merken – die aber immun sind, vermutlich ein Leben lang. Die Impfung hält vielleicht ein Jahr!

Aber schließlich leben wir im Kapitalismus und Big Pharma bedankt sich bei Ursula von der Leyen, Jens Spahn, Merkel, Macron und wie sie alle heißen, die immer nur das Gute wollen und das Schlimmste fabrizieren.

Merken wir uns:

  • Wer gesunde Menschen testet, handelt entgegen jeder Public Health-Forschung
  • Wer jeden Menschen a priori als „Gefahr“ betrachtet, ist ein a-soziales Monster
  • Wer von einer „epidemischen Lagen von nationaler Tragweite“ spricht oder eine solche beschließt, ist ein unwissenschaftlicher, irationaler, gefährlicher Antidemokrat
  • Wer im Juni 2021 so tut, als wären wir im März 2020 und könnten nicht wissen, wie ungefährlich Corona ist, hat völlig den Verstand verloren oder hatte nie einen, ist also Teil der riesigen Gruppe der a) Hirnverbrannten oder b) Hirnlosen.

Doch in der Berliner Waldbühne steckt noch mehr. Denn schon vor Corona, zu besten Berliner Zeiten, hätte ich die Waldbühne nie zu einem Konzert besucht. Warum? Dazu wieder einmal ein paar Auszüge aus meiner Dissertation von 2006 (Uni Innsbruck):

Zenit des ›kulturellen Things‹[1]: Möllers Würfelspiel (1936)

Die Kontinuität der extremen Weimarer Rechten in den NS hinein wird in dem Bezug Eichbergs auf Eberhard Wolfgang Möllers Thingspiel Das Frankenburger Würfelspiel noch deutlicher. Möller war schon vor seinem Eintritt in die NSDAP im Jahr 1932 SA-Mitglied geworden.[2]

Möllers Würfelspiel wurde am 2. August 1936, einen Tag nach der Eröffnung der Olympischen Sommer-Spiele in Berlin, auf der Dietrich-Eckart-Bühne als Thingspiel uraufgeführt. Das dem Stück zugrunde liegende historische Ereignis ist Teil der Gegenreformation im 17. Jahrhundert. Graf Herbersdorf, Gesandter Kaiser Ferdinands II., obliegt es, die Bauern in Oberösterreich zu rekatholisieren. 36 dieser Bauern sollen um ihr Leben würfeln, um die restliche Bevölkerung einzuschüchtern. Doch schließlich dreht sich alles gegen Graf Herbersdorf selbst; es fallen in diesem Bauernkrieg bis zu 7000 Bauern.[3] Möller bezieht die Klage der toten Bauern auf das nationalsozialistische Deutschland. Wie bei Euringer spielt die Klage über die Toten bzw. der noch Nicht-Toten eine große Rolle:

»Gebt uns die Todgeweihten wieder her, die uns auf unserm Weg vorangezogen! Wir sind nicht Kinder und nicht Bettler mehr, wir sind ein neues Volk, ein neues Heer, und wehe denen, welche uns betrogen. Wir sind ein Wille, und wir sind ein Schrei, und kein Versprechen kann uns mehr entzweien. Wir wollen uns von aller Schinderei von allem Joch und aller Tyrannei in Gottes Namen endlich selbst befreien«.[4]

Nicht nur 20 000 Zuschauer verfolgten die Aufführung, sondern auch 1200 Laiendarsteller und 27 Sprechrollen bestimmten »das Verhältnis von Individuum und Gesamtheit neu«.[5] Eichberg schwelgt:

»Auch wenn zu einer Aufführung in Erfurt 1937 fast 2000 Arbeiter und Mitglieder der Parteiformationen aufgeboten und eine ganze Stadt beschäftigt wurde, war die Grenze zwischen Akteuren und Publikum gleitend geworden.«[6]

Es handelt sich hier um seinen Habilitationsvortrag an der Universität Stuttgart vom 02. Juni 1976, der in der linken Szene-Zeitschrift Ästhetik&Kommunikation veröffentlicht[7] wurde, und Eichberg führt sich als der auf, der er sein möchte: als völkischer Beobachter.

Zu Möller, dessen Antisemitismus völlig offen zu Tage liegt[8], sagt er nicht mehr als in folgendem Zitat, Distanz oder gar Kritik entfallen im Schwärmen ob der ›Neubestimmung im Verhältnis von Individuum und Gesamtheit‹:

»Dieser Massenhaftigkeit standen auf dem Spielfeld nicht Individuen in ihrer Besonderheit gegenüber, sondern Typen, abstrakte Gestalten, häufig ohne Namen. Die Schauspieler des ›Frankenburger Würfelspiels‹ 1936 wurden sogar auf Kothurne[9] gestellt. Nicht individuelle Moral oder Psychologie wurde vorgeführt, sondern ein politisches Lehrstück. Nicht um persönliches Schicksal, Schuld und Sühne ging es, sondern um das Volk und um abstrakte Gegebenheiten, wie sie in ›dem Arbeitslosen‹, ›dem Bonzen‹ oder ›dem namenlosen Soldaten‹, in ›dem Richter‹ oder ›der Gestalt in schwarzer Rüstung‹ in Erscheinung traten.«[10]

Das Frankenburger Würfelspiel als »Weihe der Machtübernahme von 1933«[11] führt Möllers Sprache von vor ’33 fort, als er sie in den »Dienst der Massenmobilisierung durch Mobilisierung der Ressentiments der Masse gegen das ›System‹«[12] einspannte.

[1] Das ›kulturelle Thing‹, d. h. das Thingspiel, wurde womöglich auch aufgrund der Konkurrenz zum ›politischen Thing‹, den Nürnberger Reichsparteitagen bzw. insgesamt der Inszenierung des Staates als »›Volksdrama‹« (Goebbels), aufgegeben, vgl. Peter Reichel (1991)/1994: Der schöne Schein des Dritten Reichs. Faszination und Gewalt des Faschismus, Frankfurt a. M. (Fischer Taschenbuch Verlag), S. 339 f.

[2] Busch 1998: 148. »Zum ›Führergeburtstag‹ am 20.4.1934 schrieb Möller im Völkischen Beobachter: ›Wir sind in die S.A. gegangen, um als Soldaten die nationale Revolution durchzukämpfen, die wir an unseren Schreibtischen nicht hätten durchkämpfen können, und wir bleiben als Soldaten in unsern Stürmen, auch wenn wir schreiben‹« (ebd., Anm. 15).

[3] 25 Jahre nach seinen Thingspiellobeshymnen spricht Eichberg nebenbei und gezielt in der Diktion seiner rhetorischen Mimikry sein antiaufklärerisches Politikkonzept wieder an: »In seinem Buch ›Thing und Polis‹ versuchte der Maler Asger JORN eine politische Theorie aus dem Geiste des situationistischen Anarchismus heraus. Er setzte zwei Konfigurationen scharf gegeneinander, als historische Erfahrungen und zugleich als Ausgangspunkte zweier unterschiedlicher Auffassungen von Demokratie. Die Polis stand für das Modell der Bürgerpolitik; sie entstand historisch aus der Kombination von Burg bzw. Befestigung, stadtbürgerlicher Klassengesellschaft und Sklavenökonomie. Der Thing stand für die Selbstverwaltung ländlicher Sippen, für die Dorfdemokratie, und der Bauer wurde zum Joker zwischen urbaner Bourgeoisie und Proletariat« (Henning Eichberg (2001a): Bewegung in der Stadt – Bewegung im Labyrinth. Über fraktale Aspekte körperlicher Praxis, in: Jürgen Funke-Wiencke/Klaus Moegling (Hg.) (2001): Stadt und Bewegung. Knut Dietrich gewidmet zur Emeritierung, Immenhausen bei Kassel (Prolog-Verlag), S. 28–44, hier S. 34 f.).

[4] Eberhard Wolfgang Möller (1936)/1940: Das Frankenburger Würfelspiel. Volksausgabe, mit einem Nachwort und einer Bühnenskizze, Berlin (Theaterverlag Albert Langen/Georg Müller), S. 52.

[5] Eichberg 1976: 62 f.

[6] Ebd.: 62.

[7] Das Zeitschriftenprojekt Ästhetik und Kommunikation bot Eichberg gleich mehrmals die Gelegenheit zur Publikation seiner neu-rechten Gedanken, 1976, 1979 und 1994.

[8] »Whether in his dramatic works, poetry, or radio dramas, Möller always stressed the leitmotifs of heroism, anti-Semitism, and anticapitalism« (Jay W. Baird (1994): Hitler’s Muse: The Political Aesthetics of the Poet and Playwright Eberhard Wolfgang Möller, in: German Studies Review, Vol. XVII (1994), No. 2, pp. 269–285, hier p. 270). Als Beispiel für Möllers Antisemitismus vgl. Eberhard Wolfgang Möller (1934): Rothschild siegt bei Waterloo. Ein Schauspiel, Berlin (Theaterverlag Albert Langen Georg Müller), das seine Uraufführung am 5. Oktober 1934 in Aachen und Weimar hatte. »Eberhard Wolfgang Möllers ›Rothschild siegt bei Waterloo‹ liegt eine Anekdote zugrunde, nach der aus dem Blutopfer von Zehntausenden ein Börsenmanöver gigantischen Ausmaßes gemanagt wird. Es ist die bitterernste Satire des ewig raffenden Geistes schlechthin. Verdienen statt dienen, Risiko statt Einsatzbereitschaft, Geld als Endziel aller Macht sind seine Schlagworte«, Rhein.-Westf. Zeitung, Essen, Buchumschlag Möller 1934. Entgegen dem bereinigten Stück Frankenburger Würfelspiel, das ja der internationalen Öffentlichkeit zur Zeit der Olympiade 36 galt, ist hier also der Antisemitismus offenkundig. Im September 1939 fasste Möller während der Vorbereitung zu ›Jud Süß‹ sein nationalsozialistisches Weltbild zusammen: »Wir lassen die Geschichte sprechen. Und sie zeigt nicht, daß ›der Jude auch ein Mensch‹ ist, nein, sie stellt klar, daß der Jude ein ganz anderer Mensch ist als wir, und daß ihm die uns angeborene sittliche Kontrolle über sein Handeln fehlt. (…) Keinen bösen Dämon wollten wir darstellen, aber den Abgrund zwischen der jüdischen und der arischen Haltung wollten wir dartun«, zitiert nach Busch 1998: 157, Herv. im Original. Allerdings verweist Busch ohne Kommentar an mehreren Stellen auf Eichbergs NS-Thingspiel Band von 1977, vgl. Busch 1998: 149, Anm. 21; 163, Anm. 72; 184, Anm. 133. Ein solches Rekurrieren auf Eichberg noch im Jahre 1998 halte ich gerade in einer wissenschaftlichen Arbeit für symptomatisch für die Virulenz Eichbergs rhetorischer Mimikry. Ebenfalls kommentarlos wird Eichbergs Apologie Möllers nicht gesehen, wenn Sarkowicz/Mentzer in ihrem Standardwerk Eichberg in die sehr knappe Literaturliste aufnehmen, vgl. Hans Sarkowicz/Alf Mentzer (2000): Literatur in Nazi-Deutschland. Ein biografisches Lexikon, Hamburg/Wien (Europa-Verlag), S. 284 f.

[9] Kothurne sind in der Antike aufgekommene Bühnenschuhe.

[10] Eichberg 1976: 63.

[11] So die Darstellung bei Karl-Heinz Joachim Schoeps (1992)/2000: Literatur im Dritten Reich (1933–1945), 2., überarb. u. erg. Aufl., Berlin (Weidler Buchverlag), S. 160. Allerdings zitiert Schoeps Eichberg ebenfalls gleich mehrfach, um ihn gar als ernstzunehmenden Historiografen der Thingspielbewegung heranzuziehen, demnach sei es evident, dass das »›Thingspiel als politisch-kultisches Massentheater den wichtigsten Beitrag darstellte, den der Nationalsozialismus zur Kunstform des Theaters und der Literatur leistete‹« (Eichberg 1977: 5, zitiert bei Schoeps 1992: 162, zu weiteren Bezugnahmen auf Eichberg vgl. ebd.: 167 f.).

[12] Christina Jung-Hofmann (2002): Engagierte Literatur und rhetorischer Realismus. »Panamaskandal« und Weimarer Republik bei Wilhelm Herzog und Eberhard Wolfgang Möller, in: Stefan Neuhaus/Rolf Selbmann/Thorsten Unger (Hg.) (2002): Engagierte Literatur zwischen den Weltkriegen, Würzburg (Köngishausen & Neumann), S. 219–237, hier S. 236.

 

 

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