Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)
In seinem 2024 publizierten Buch „The Great Decline. From the Era of Hope and Progress to the Age of Fear and Rage“ analysiert der britische Soziologe John Bone den Niedergang des Westens im Zuge des Neoliberalismus und Autoritarismus der letzten Jahrzehnte.
Er geht auf die „Angst vor dem Sozialismus“, die „Individualisierung von Risiken“ und die „Gesundheitskosten des Turbokapitalismus“ ein und hat wenigstens noch ein klein bisschen Hoffnung, dass das „Pendel“ doch noch gegen diese Zerstörung unseres Lebens und der Erde durch den Kapitalismus ausschlägt.
Der demokratische Aufbruch der 1960er und 1970er Jahre, inklusive der Gründung von Reformuniversitäten wie in Bremen, Bochum oder Regensburg, wurde durch die 1980er bis heute hinweggefegt. Thatcher, Reagan und Kohl stehen für die extrem rechte Wende, lange vor dem Autokraten und quasi Faschisten Donald J. Trump, der allerdings für den Weltfrieden und für die USA als Demokratie eine ungleich größere Gefahr darstellt.
Das schlimmste Datum in der BRD war natürlich der 9. November 1989, der „Mauerfall“. Damit fiel auch das Tabu, Menschen, nur weil sie nicht deutsch genug sind, zu ermorden – Hunderte Morde an Migrant*innen, Linken, Obdachlosen und anderen seit den 1990er Jahren sind das Ergebnis.
Aber noch viel krasser: Deutschland wurde wieder frech und gefährlich. 1999 Angriffskrieg gegen Jugoslawien, das Rest-Jugoslawien, nachdem Jugoslawien durch perfide Diplomatie schon zuvor zerbröselt worden war.
Dann kam der Jihad und der 11. September 2001. Der Massenmord im World Trade Center (WTC) war wie ein Jauchzen der Islamismus-Anhänger*innen und Amerika- wie Israelhasser. Das wiederholte sich dann weltweit, unter anderem und am unschilderbarsten am 7. Oktober 2023 in Israel.
Dreist und super abstoßend war der nationalistische Taumel des „Sommermärchens“ 2006, der Fußball-WM im „eigenen Land“. Dann kam die AfD (2013).
Heute marschiert die Bundeswehr wieder in Schulen und Krankenhäuser und militarisiert den öffentlichen Raum wie nie seit 1945.
Der Autoritarismus der Corona-Politik (2020-2023), an dem die Bundeswehr auch beteiligt war, zeigte dann, zu was für irrationalen und menschenfeindlichen Methoden fast die ganze Gesellschaft wieder fähig ist. Die Suche nach den Schuldigen – Maskenfreie, Ungeimpfte, sich abklatschende Jugendliche, Reiserückkehrer*innen, Nicht-Abstand-Haltende, rational Denkende – hatte eindeutig antisemitische Züge.
Die 2G-Regel zeigte eine Impf-Apartheid, die wirklich niemand zuvor in einer Demokratie für möglich gehalten hatte.
Dass Geimpfte exakt so lange und intensiv „ansteckend“ sein konnten – weil es eben keine richtige Impfung war! – wie Ungeimpfte, war zwar wissenschaftlich erwiesen und den an Wissenschaft und Demokratie Interessierten bekannt, doch der Mainstream wollte die Impfpflicht, die nur aus Zufall und durch Polit-Spielchen der CDU/CSU im Bundestag scheiterte.
Dann kam der Ukraine-Krieg und der Irrationalismus und Fanatismus kannten wiederum keinerlei Grenzen.
Der ganze deutsche Wahnsinn angesichts von sozialer Krise, Wohnungskrise, Inflation, Klimawandel und unzähligen weiteren Problemen unserer kapitalistischen Gesellschaften zeigt sich in folgenden Zahlen des Bundesministeriums für Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland:
Im Vergleich zum Haushaltsjahr 2024 steigt der Verteidigungshaushalt für das laufende Kalenderjahr um rund 10 Mrd. auf rund 62,43 Mrd. Euro.
Wird der 2. Regierungsentwurf im weiteren parlamentarischen Verfahren bestätigt, stehen der Bundeswehr insgesamt mehr als 86 Mrd. Euro für das Jahr 2025 zur Verfügung. Neben den rund 62 Mrd. Euro im Verteidigungshaushalt (Einzelplan 14) sind Ausgaben in Höhe von rund 24 Mrd. Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr geplant.
Die Eckwerte für die kommenden Jahre sehen vor, dass der Einzelplan in 2026 auf 82,69 Mrd., in 2027 auf 93,35 Mrd., in 2028 auf 136,48 Mrd. und in 2029 auf 152,83 Mrd. steigen wird.
Kürzen bei den sozial Schwachen, bei der Betreuung von auffälligen Schüler*innen oder Behinderten, die 24/7 Assistenz benötigen, ist die neoliberale, zynische Konsequenz. Kristina Schröder von der Denkfabrik R 21
Erstens steht die Denkfabrik R21 weit rechts, schreibt in ihren Publikationen bevorzugt gegen den „Wokeismus“ und die Brandmauer zur AfD an. Zweitens hatten CDU und CSU noch wenige Monate zuvor gegen die tatsächliche oder vermeintliche Finanzierung anderer Gruppen durch den Staat polemisiert
steht dafür exemplarisch mit einem Text von ihr in der Tageszeitung Die Welt („Was wir uns künftig nicht mehr leisten können„, 22. Dezember 2025; allein R 21 bekommt in Zukunft 500.000 € jährlich vom Staat, wie der zitierte taz-Text festhält).
Angeblich „überforderter Sozialstaat“ und Militarismus und über Einhundert Milliarden für die Bundeswehr in Zukunft jährlich – das ist Zynismus und neoliberaler Klassenkampf in Reinform.
Das Militär ist zudem der größte Klimakiller, aber wen interessiert schon das Klima, wenn es um die deutsche Psyche und das Trauma von Stalingrad geht?
Aufrüstung heißt Krieg. Punkt. Das ist eine zeitlose Wahrheit.
Die Exil-Ukrainerin Marta Havryshko, die in den USA lebt und lehrt und auch über den Holocaust forscht, bringt die Situation am 20. Dezember 2025 auf den Punkt:
Die Ukraine kann einen Zermürbungskrieg nicht gewinnen.
Diese Warnung wurde bereits 2023 von dem hochgeschätzten und vom MI-6 unterstützten General Zaluzhnyi ausgesprochen.
Zwei Jahre später ist die Realität ernüchternd.
Die Ukraine hat keine sichtbaren, entscheidenden Erfolge auf dem Schlachtfeld vorzuweisen.
Die Frontlinie verwandelt sich in einen riesigen „Fleischwolf nach Verdun-Art“, der unerbittlich Hunderttausende Soldaten auf beiden Seiten vernichtet.
Aber die Wahrheit, die viele lieber ignorieren, ist folgende:
Der Krieg wird auf ukrainischem Boden geführt.
Die Zerstörung findet in der Ukraine statt.
Die zerstörten Städte liegen in der Ukraine.
Die Todesfälle, Verstümmelungen, der demografische Zusammenbruch und die Massenflucht der Menschen sind in erster Linie in der Ukraine zu spüren.
Russland blutet – aber die Ukraine blutet zu Hause.
Diejenigen, die den Ukrainern aus der sicheren Ferne im Ausland immer wieder sagen, sie sollen „durchhalten“, „ausharren“ und „bis zum Sieg kämpfen“, sind keine Freunde.
Sie sind keine Verbündeten.
Sie sind Feinde, nicht weniger als die russischen Invasoren.(Übersetzung aus dem Englischen von CH)
Selbst das sozialdemokratische Magazin IPG der Friedrich-Ebert-Stiftung schreibt am 16. Dezember 2025:
„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Eine sozialdemokratische Industriepolitik heute müsste diesem Geist folgen: Investitionen in Kooperation statt Konfrontation, in Transformation statt Destruktion. Eisenhowers Warnung von 1953 gilt heute mehr denn je: Jeder für Waffen ausgegebene Euro ist ein Diebstahl an der Zukunft – an besseren Schulen, Krankenhäusern, Klimaschutz und sozialer Sicherheit. Es ist ein Diebstahl am Genie unserer Wissenschaftler und an den Hoffnungen unserer Kinder, die eine lebenswerte Zukunft verdienen.
Hingegen: In einem Text vom 16. Dezember 2025 des Publizisten und Aktivisten Kazem Moussavi, der sich gegen das islamistische Regime in Teheran engagiert und auch gegen Antisemitismus in Deutschland aktiv ist, was sehr lobenswert ist, in der linken Wochenzeitung jungle world heißt es:
Angesichts der zunehmenden Vernetzung der AfD mit rechtspopulistischen US-Kreisen, Trump-nahen Netzwerken, Putins Russland und dem iranischen Mullah-Regime ist entschlossenes Handeln dringend geboten. Die demokratischen Kräfte in Deutschland müssen die Aktivitäten der AfD im In- und Ausland transparent machen, ihre Kooperationen mit autoritären Akteuren klar benennen und wirksam unterbinden.
Er geht sogar lobend auf die NATO ein, ohne mit einem Wort deren Ideologie zu decodieren:
Darüber hinaus gefährdet diese Entwicklung die NATO- und EU-Sicherheitsarchitektur, da die strategische Kooperation zwischen den westlichen Staaten durch ideologische Blockbildung und Normalisierung extremistischer Akteure zunehmend belastet wird.
Natürlich ist die Kritik an der AfD und am amerikanischen Rechtsextremismus richtig und wichtig. Aber im ganzen Text mit keinem Wort von der Gefahr der Aufrüstung in Deutschland zu sprechen, ist typisch für diese Anti-Islamische Republik Iran- und Anti-Russland-Szene, Kazem steht da wirklich nur exemplarisch, so denken fast alle in seinem Umfeld.
Die Pointe ist ja: Trump fordert 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Kriegsvorbereitung aufzuwenden und zugleich kürzt er Gelder für die Ukraine. Doch Europa spurt, niemand hat Trump widersprochen, dass Aufrüstung Krieg bedeutet, was man jetzt unter anderem in seiner Aggression gegen Venezuela sieht, das ein autoritäres Regime hat, aber auch die Ölwirtschaft verstaatlicht hat, und die wie der Ukraine-Konflikt das Potential zu einem Weltkrieg hat.
Was Kazem nicht sagt, ist der geplante Umbau der Infrastruktur in Deutschland hin zu einer Kriegsinfrastruktur. So sollen laut dem „Grünbuch ZMZ 4.0“ von 2025 Krankenhäuser und andere kritische Infrastruktur auf den KRIEG vorbereitet werden. Schon das Wort „Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZ)“ riecht nach NS-Volksgemeinschaft, Winterhilfe und dem Zweiten Weltkrieg.
Das Militär zerstört alles Zivile – da gibt es niemals eine „Zusammenarbeit“.
Im Rundbrief 13/2025 für ver.di Aktive in Saar und Blies vom 29. Juli 2025 heißt es über eine Informationsveranstaltung und den Ausführungen von Dr. Nadja Rakowitz:
In dieser Situation ist mit der sogenannten Zeitenwende etwas Neues entstanden. Gefordert wird eine „Kriegstüchtigkeit“. So meint z.B. Judith Gerlach, die CSU-Gesundheitsministerin von Bayern, im DÄB: Es gehe um nichts weniger als darum, das gesamte Gesundheitssystem auf alle Arten von Krisen vorzubereiten – auch auf kriegerische Angriffe aller Art:
„Denn eine intakte Gesundheitsversorgung ist für die Verteidigung eines Landes ebenso wichtig wie die Bundeswehr.“
Dabei ist durchaus zwischen einer zivilen Katastrophe und einem Krieg zu unterscheiden. Bei zivilen Ereignissen wird rein medizinisch entschieden wie mit knappen Ressourcen umgegangen wird. Im Krieg gelten militärische Regeln und militärische Logik. In dieser wird nach militärischem Bedarf priorisiert.
Das medizinische Personal muss auch vorbereitet werden. Während man z. B. aktuell stumpfe Verletzungen wie Unfalltraumata nach Autounfällen behandle, geht es dann darum, abgerissene Gliedmaßen, offene Bauchhöhlen oder die Auswirkungen von Explosionen zu versorgen. Man rechnet mit etwa 480 Millionen Euro für Fortbildung, Material, Personal und Übungen.
Kein ernstzunehmder Politikwissenschaftler und keine ernstzunehmende Konfliktforscherin würde davon ausgehen, dass Russland die EU angreift. Die einzigen, die seit Jahrzehnten sich imperialistisch ausgebreitet haben und Russland gedroht haben, sind die neuen NATO-Länder in Osteuropa. Selbstredend kommt dazu die imperiale Ideologie von Putin, die wiederum auch etwas mit der brüsken Zurückweisung seit dem Jahr 2000 durch die USA, die NATO und den Westen zu tun hat.
Und wer ernsthaft glaubt, dass Russland isoliert sei, sollte sich mal die Wirtschaftszahlen und die Bevölkerungszahlen der BRICS-Länder anschauen (Ägypten, Äthiopien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Iran, Russland, Südafrika, Vereinigte Arabische Emirate).
Die Zukunft liegt offenkundig in China und Indien, letzteres immerhin die größte Demokratie der Welt. Komplex wird die Situation auch dadurch, dass mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ein neuer Alliierter Israels mit von der Partie ist, zudem Ägypten, das einen Friedensvertrag mit Israel hat.
Die Hoffnung hierzulande hingegen liegt primär bei zwei Gruppen, die jedoch keinerlei Macht haben: den Jungen unter 25 Jahren, Schüler*innen (Schulstreik gegen die Wehrpflicht) und Student*innen, sowie der Gruppe der über 70-jährigen (außer dem Bundeskanzler und Konsorten natürlich), die jeweils noch einen Begriff von Frieden und Abrüstung haben, auch wenn viele der Älteren sicher keine Antideutschen sind, sondern um ihre Kölner der Stuttgarter oder Dresdener oder Hamburger Altstadt immer noch trauern und nicht unbedingt den Holocaust als das Präzedenzlose des SS-Staates sehen, sondern häufig nur die Zeit erinnern, als der Krieg gegen die Deutschen zurückschlug.
Die Generationen dazwischen, jene, die an den Schalthebeln sitzen, sind exakt so militaristisch und fanatisch deutsch-nationalistisch wie die Eliten von 1914 und 1939.
Die Frankfurter Rundschau hält am 19. Juli 2025 fest:
Si vis pacem, para bellum. Wer Frieden will, bereite den Krieg vor. Das sagten schon die Römer. Diese Idee erlebt eine Renaissance: Fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts sollen die Nato-Staaten für das Militär ausgeben. Damit wird auf peinliche Weise der Kotau vor Donald Trump vollführt, der die USA gerade zur Autokratie umbaut.
Doch hören fast alle Bundesregierungs-Fans nicht mehr zu. Selbst jene, ja gerade auch jene, die gegen Trump sind, sind umso aggressiver für die Bundeswehr, weil „wir“ ja auch unabhängig von den USA endlich ‚den Russen‘ besiegen müssen. Endlich. Wer diese Trauma der Deutschen und Europas nicht versteht, hat von der Psyche Europas der letzten gut 200 Jahre wenig verstanden. Napoleon und die Deutschen scheiterten an Moskau und wollen das endlich wett machen. Und zwar ein für alle Mal. Napoleon kam 1812 mit 600.000 Soldaten nach Russland und sein Reich ging unter.
Heute plant die EU inklusive dem Vereinigten Königreich 800.000 Soldaten für den Krieg gegen Russland, die alle über Deutschland nach Osten verschickt werden sollen, plus 200.000 Fahrzeuge. Die Bundeswehr wirbt damit und nennt es „Abschreckung“.
Das „Unternehmen Barbarossa“ von Hitler, der Wehrmacht und den Deutschen ging mit drei Millionen Landsern in die Schlacht. Der Vernichtungskrieg der Wehrmacht kostete ca. 27 Millionen Russen beziehungsweise Sowjetbürger*innen das Leben. Im Holocaust wurden sechs Millionen Juden ermordet.
Das Perfide und Geschichtsrevisionistische ist nun, dass Deutschland erstmals seit der Nazi-Zeit wieder Soldaten im Ausland stationiert und das langfristig – in Litauen („The new German War Machine„, The Atlantic, Druckausgabe von Januar 2026).
Litauen, dem Land, wo 95 Prozent aller Juden in der Shoah ermordet wurden.
Sie wurden zuerst von Einheimischen massakriert, und dann von den Deutschen systematisch ermordet. Jetzt werden dort dauerhaft Tausende Soldaten stationiert und es wird wieder in deutscher Sprache militärisch rumgebrüllt, geschossen und Krieg vorbereitet. Ob auch Gedenk-Orte des Holocaust beschädigt werden, fragt sich die Seite Defending History des Holocausthistorikers Professor Dovid Katz.
Diesen Geschichtsrevisionismus, dieses Zurückkommen an den Ort des Holocaust – mit DEUTSCHEN Panzern, die die Wochenzeitung Die Zeit nach der letzten Bundestagswahl euphorisch einforderte. Wenn ich das den Professor*innen oder Studienräten und NGO-Aktivist*innen, die selbst noch nicht komplett die militaristische Wende mitgemacht haben, erzähle, meinen die das sei doch pure Polemik und Übertreibung. Aber es stimmt.
Nach der letzten Bundestagswahl schrieb Die Zeit prophetisch im Stile einer Pressemitteilung von Rheinmetall oder der deutschen Rüstungsindustrie:
Die geopolitischen und ökonomischen Gegebenheiten erfordern, zweitens, deutlich steigende Ausgaben für die Verteidigung und die Infrastruktur, die ohne eine Reform der Schuldenbremse objektiv nicht finanzierbar sind. Das weiß auch Friedrich Merz, der ein Programm vorgelegt hat, das die Haushaltslöcher noch einmal vergrößert, statt sie zu verkleinern. Aufschwung, Aufrüstung, (sozialer) Ausgleich: Das ist der Dreiklang, der die kommende Legislaturperiode prägen wird.
Russland hat einen völkerrechtswidrigen Krieg begonnen bzw. einen bestehenden Krieg eskaliert. Wesentlich mit verantwortlich ist dabei das imperialistische Militärbündnis NATO, das sich entgegen Versprechen an die Noch-Sowjetunion von Februar 1990 („not one inch„) extrem nach Osten ausgebreitet hat, nachdem sich leider die DDR und die BRD wieder zu Groß-Deutschland zusammentaten.
Diplomatische Versuche, den Krieg umgehend zu stoppen, wurden im April 2022 vom damaligen britischen Premier Boris Johnson brutal zerstört. Das wird zur Folge haben, dass die Ukraine viel Territorium verlieren wird. Zehntausende Menschen sind wegen dieser Intervention von Johnson und dem Westen im April 2022 gestorben. Vermittelt hatte den möglichen Friedensschluss der damalige israelische Premierminister Naftali Bennett. Der Westen wollte und will aber keinen Frieden, sondern eine Niederlage Russlands, ein Ende Russlands. Auch in Russland gibt es extremistische Ideologen, die das Ende der Ukraine gerne hätten, aber wissen, dass es dazu nicht kommt. Kiew ist nicht das Ziel Putins, sondern der Russisch sprechende Osten, inklusive der Krim, die ja auch nur als Geschenk der UdSSR an die Sowjetrepulik Ukraine fiel seinerzeit.
Dieses Einfordern von Aufrüstung und das Feiern der NATO betrifft auch weite Teile der Antisemitismusforschung und jener ach-so-pro-israelischen Aktivist*innen, die nicht nur kein Problem mit Aufrüstung und Militarismus in Deutschland haben, sondern dies einfordern, weil es ja gegen einen ‚Iran-Verbündeten‘ gehe, Russland.
Dass in diesem obsessiven Drive gegen Russland ein tiefer erinnerungsabwehrender Antisemitismus steckt, ahnen die Älteren, die Adorno wirklich noch gelesen und verstanden hatten, sehr wohl.
Der Wirtschaftsjournalist Wolfgang Münchau schreibt im September 2025 über die Kriegseuphorie oder Kriegsgeilheit der damaligen deutschen Elite und des Heidelberger Star-Soziologen Max Weber von 1914 und resümiert:
Zu keinem Zeitpunkt schienen Weber und viele andere Kriegsbefürworter in Deutschland die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass der Krieg möglicherweise nicht wirklich so verlaufen würde, wie sie es sich vorstellten.
Ich sehe Europa heute in einer ähnlichen Lage. Wie Weber sind viele Intellektuelle und Politiker unserer Zeit begeistert davon, gegen Russland in den Krieg zu ziehen. Einer der größten Befürworter einer militärischen Intervention des Westens ist der Historiker Timothy Snyder, früher in Yale, jetzt an der Universität von Toronto. Er sagte 2023: „Die Russen müssen besiegt werden, genau wie die Deutschen besiegt wurden.“
(Übersetzung aus dem Englischen von CH)
Man kann nicht gegen Antisemitismus sein und für deutsche Aufrüstung.
Nur Netanyahu-Fetischisten feiern dann auch noch, dass Israel ‚Abwehrrüstungsgüter‘ nach Deutschland liefert. Netanyahu wird Israel von innen weiter zerstören, den Zionismus pulverisieren und gleichzeitig Deals mit arabischen Despoten machen und mit Deutschland.
Deutschland wiederum hat damit einen Koscherstempel für Aufrüstung.
Aufrüstung heißt aber immer Krieg. Das war 1914 so und das war 1939 so.
Seit 1939 gab es keine Aufrüstung mehr in Deutschland. Seit dem 27. Februar 2022 (Olaf Scholz und die unsägliche „Zeitenwende“) bereitet Deutschland wieder einen Krieg vor – gegen Russland. Es geht nicht um die Alternative NATO oder Putin, sondern um demokratische Alternativen zu NATO und zu Putin.
Wolfgang Borchert (1921-1947) schrieb als letztes Stück vor seinem Tod im Herbst 1947 das legendäre Manifest „Sag NEIN“, eines der bedeutendsten Manifeste nach dem Ende des SS-Staates, des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust überhaupt:
Du. Mann an der Maschine und Mann in der
Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe
mehr machen – sondern Stahlhelme und
Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!Du. Mädchen hinterm Ladentisch und
Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst Granaten füllen und
Zielfernrohre für Scharfschützengewehre
montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! (…)Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie
dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt
geben für den Munitionszug und für den
Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der
Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den
Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! (…)der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken –
in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln –
in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen – das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln – zerbröckeln – zerbröckeln
–dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend – und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht,
wenn – – wenn – –
wenn ihr nicht NEIN sagt.
Und es geht darum, die ganzen Denkmäler, Plätze und Straßen in der Ukraine, die nach Holocausttätern und Antisemiten benannt sind, zu schleifen. Denn die Ukraine ist offenkundig weltweit das Land mit den meisten Straßen, Plätzen und Denkmälern für Antisemiten, Holocausttäter und Nazi-Kollaborateure.
Kein Wunder jedenfalls angesichts dieser Denkmäler, Straßen und Plätze, die nach Holocausttätern und Antisemiten benannt sind, dass auch heute Deutschland der Hauptunterstützer der Ukraine in Europa ist.
Dass die USA kein Problem mit Judenhass haben und Holocausttäter nach 1945 dankend aufnahmen und schützten, zeigt kein Film so gut wie der legendäre Film Belarus File mit Kojak von 1985.
Außer „Casablanca“ gibt es keinen besseren Film zum Frohen Fest und zum Jahreswechsel wie „Belarus File“.
Daher: Besser Wolfgang Borchert lesen als lechts-rinke Mainstream-Medien-Kriegs-Propaganda goutieren.
Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2026 und nie wieder Deutschland.
