Von Dr. phil. Clemens Heni, 19. Februar 2021

Es geht weiterhin um Framing. Die WELT berichtet von einer der unerträglichen und demokratiegefährdenden „Talkshows“, diesmal mit Maybrit Illner, und titelt:

Wie die Auszahlung dieser Hilfsgelder läuft, das ist unverzeihlich“.

Es geht um richtige und wiederum frontale Angriffe von der Chefredakteurin der WELT Dagmar Rosenfeld auf Bundeswirtschaftsminister Altmaier, weil die Auszahlung der „Hilfen“ für Unternehmen so katastrophal schleppend bis inexistent ist.

Natürlich müsste es in einer funktionierenden Demokratie um den Rücktritt von Altmaier gehen. Aber das wäre lächerlich, weil die ganze Politik verfassungswidrig ist und sich am Tag X als solche herausstellen wird.

Der skandalöseste Aspekt des WELT-Berichts bzw. der Sendung im ZDF liegt aber wo ganz anderes. Der Rostocker OB Ruhe Madsen hat offenbar zu viel chinesisches Fernsehen geschaut oder zu häufig Urlaub in China gemacht und ist ein Überwachungsfanatiker. Erinnern wir uns: Bis Oktober 2020 war es immerhin theoretisch möglich in alle möglichen Geschäfte und Restaurants zu gehen, ab Ende April 2020 war dazu eine sog. Mund-Nasen-Bedeckung notwendig, seit einiger Zeit braucht es dafür noch absurdere Verkleidungen. Aber es war und ist möglich. Es ist weltweit nicht ein Fall bekannt, wo in einem Buchladen oder einem Restaurant ein Mensch sich mit einem relativ harmlosen Grippevirus wie SARS-CoV-2 ansteckte und tot umfiel oder erstickte. Nicht ein Fall. Weltweit bei knapp acht Milliarden Menschen.

Auch in diesem Land war der Einkauf mit diesen grotesken Schals oder Masken möglich. Jetzt fordert dieser OB Folgendes:

Rostocks OB Claus Ruhe Madsen wusste aus seiner Stadt immerhin zu berichten, dass er im Handel kein besonderes Problem gehabt habe. Mit effektiver Kontrolle könne man offene Läden und gute Nachverfolgung gleichzeitig haben. Neben Schnelltests gehöre dazu etwa die digitale Erfassung von Ladenbesuchern.

Die Idee: Jeder Kunde scannt – etwa mit der „luca app“ – einen Code am Eingang und registriert sich. Im Problemfall bekommt er eine Nachricht auf sein Handy und hat die Chance, alle Kontakte der letzten 14 Tage ebenfalls zu informieren, da er ein genaues Protokoll hat, wann er wo gewesen ist – Geschäfte, Restaurants, Fitnessstudios und so weiter.

Die Entscheidung, die Daten freizugeben, bleibe aber bei jedem Einzelnen, betonte Madsen. „Wir fragen Sie, weil Sie sind Herr der Daten, dürfen wir einmal überall, wo Sie waren, Bescheid sagen.“

Während in China solche Überwachung offenkundig schon weit gediehen ist, möchte der Rostocker OB – ohne jede medizinische Evidenz, ohne jede Begründung, einfach nur aus Lust an der Überwachung – diesen nächsten Schritt in Richtung totalitäre Gesundheitsdiktatur gehen.

Insofern ist der WELT-Artikel völlig falsch geframt: „Wie die Auszahlung dieser Hilfsgelder läuft, das ist unverzeihlich“. Ein viel treffenderes Framing des WELT-Artikels wäre

Wie chinesisch denkt der Rostocker OB?

Wir wissen vom RKI, dass Corona nicht schlimmer ist als eine „schwere Influenzawelle“. Das ignorieren nicht nur Illner und das ZDF, sondern vor allem Typen wie Ruhe Madsen aus Rostock, die jetzt die überfällige Öffnung der Geschäfte daran knöpfen möchten, chinesische und totalitäre Verhältnisse hier noch fester zu verankern.

Der OB tut so, als sei er cool und gegen Lockdowns, dabei hat er noch brutalere Fantasien für die Zukunft: die Totalüberwachung in JEDEM Restaurant, jedem Geschäft, jedem Theater, jedem Stadion etc. Das merkt die WELT gar nicht oder goutiert es. Völlig falsches Framing des Artikels.

Gäbe es noch seriösen Journalismus in diesem Land, wäre das Framing dieses Artikels also die skandalöse chinesische Denkart des Rostocker OBs und nicht die perfide und menschenverachtende Politik von Altmaier alleine.