Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Ulrike Guérot

Glaubt der Deutschlandfunk, das Verbrennen einer Israelfahne sei legal und eine Art „Kritik“? Ulrike Guérot im Gespräch mit dem DLF

Von Dr. phil. Clemens Heni, 19. Mai 2021

Wir leben in der Corona-Apartheid – wer ins Theater gehen will, darf das nur tun, wenn er oder sie geimpft oder „genesen“ ist oder aber einen aktuellen negativen PCR-Test vorweisen kann, für Genesene gilt auch ein positiver PCR-Test, der mindestens vier Wochen, längstens 6 Monate zurückliegt, so die Corona-Apartheid-Regeln an der Staatsoper München:

Aktuelles, negatives Testergebnis (PCR-Test, der max. 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn vorgenommen wurde oder Antigen-Schnelltest, der vor max. 24 Stunden von medizinisch geschultem Personal vorgenommen wurde) mit einer personalisierten Bescheinigung in Papierform oder digital. Bitte beachten Sie, dass keine Selbsttests zugelassen sind.

Impfpass zum Nachweis des vollständigen Impfschutzes (ab 14 Tage nach abschließender Impfung) im Fall einer überstandenen COVID-19 Infektion: Nachweis des positiven PCR-Testergebnisses, welches mindestens 28 Tage alt und nicht älter als sechs Monate ist.

2020 war es ohne solche grotesken Tests oder Nachweise möglich, ins Kino oder Theater zu gehen, jetzt, wo fast alle Vulnerablen geimpft sind, dreht die Hygiene-Gesellschaft noch viel mehr durch, die a-soziale Volksgemeinschaft erlässt solche Maßnahmen.

Immanent gedacht noch perfider: Es ist nicht die Rede von Antikörpern, warum wohl? Weil vermutlich weit über 20 Millionen Deutsche Corona hatten und ein Großteil hat davon nichts gemerkt – ist aber immun, und zwar ohne PCR-Test und somit ohne Quarantäne. Doch solche Staatsopern wollen nicht, dass Menschen, die nicht unter irrationalen Maßnahmen gelitten haben und vor dem psychischen Zusammenbruch waren, ein Recht haben auf Kultur oder Kunst oder, am Beispiel der Läden, ein Recht auf Konsumrausch ohne Maske, Test und Wahnwitz.

Diese vermutlich gut 20 Millionen Menschen sollten alle klagen, dass sie bereits immun sind und zwar immuner als „Geimpfte“, weil körpereigen produzierte Immunität besser ist. Das zeigt auch den Irrationalismus des Impfens: Wenn schon 20 Millionen immun sind, dann ‚müssten‘ viel weniger Menschen geimpft werden.

Doch das RKI, das dem Bundesgesundheitsministerium weisungsgebunden ist und somit keine eigenständige wissenschaftliche Einrichtung, die primär der Wahrheit oder Realität verpflichtet wäre, verweigert sich ja seit März 2020, eine oder mehrere repräsentative Kohorten oder/und Antikörperstudien zu machen. Da würden 50.000 Leute reichen, die man in regelmäßigen Abständen untersucht und man wüsste, wie weit verbreitet, ergo: harmlos, Corona ist. Wir wissen das auch so, da kaum jemand daran stirbt, aber solche Zahlen würden es bestätigen und die Panikindustrie zerbrechen laassen.

Das ist der Grund, warum kritische Stimmen zur Corona-Politik wie von Ulrike Guérot so wichtig sind. Daher hab ich sie auch verlinkt mit Videos und einen Offenen Brief geschrieben. Doch in dem verlinkten Video zu einem Gespräch mit Elisabeth Scharang aus Wien, das zu Beginn auch interessante Aspekte anspricht, wurde ich erstmals stutzig, als Guérot von „Breitenscheidplatz“ sprach, zweimal. Es ging nicht nur um ein meines Erachtens Herunterspielen der jihadistischen Gewalt, sondern um den Namen: Der Platz heißt bekanntlich Breitscheidplatz, benannt nach dem bekannten sozialdemokratischen Politiker und Mitglied im Reichstag (MdR) Rudolf Breitscheid (1874-1944), der von den Nazis im Exil in Frankreich festgenommen und ins KZ deportiert wurde. Breitscheid war auch ein pro-zionistischer Politiker und im Komitee Pro Palästina aktiv (wie Kurt Blumenfeld, der zionistische und rauchende Mentor Hannah Arendts, ehe diese antizionistisch abdriftete), das sich für die jüdische Wieder-Besiedelung des Landes aussprach.

Doch dann hörte ich gestern eine Sendung im Deutschlandfunk (DLF) mit Guérot als Gast, die schon am Montag, 17. Mai 2021, ausgestrahlt worden war:

Der Tag mit Ulrike Guérot. Warum kann die EU im Nahostkonflikt nicht glaubhaft vermitteln? Moderation: Anke Schaefer

Auf die DLF-Frage, ob der Antisemitismus ein „importierter“ sei und mit dem Nahostkonflikt untrennbar verbunden, oder ob der von hier komme, antwortet Guérot erstmal selbstkritisch:

Ich tu mich ein bisschen schwer, das zu beurteilen, weil ich keine Nahostexpertin und auch keine Antisemitismusexpertin bin. (…) Diese Expertise habe ich jetzt en détail nicht.

Also der DLF kündigt ein Gespräch zum „Nahostkonflikt“ an und die Gesprächspartnerin, Professorin für Politikwissenschaft, gibt sogleich zu, gar keine Expertin auf diesem Gebiet zu sein. Soviel zur Auswahl der Gesprächspartner*innen in diesem Radiosender. Es ging aber in der Sendung nach 15 Minuten auch ums Fliegen oder besser ums Zugfahren in Europa und da ist Guérot Expertin.

Zu Beginn sagt Guérot, dass wir einen deutschen Antisemitismus hätten, der bei Attentaten „durchgebrochen“ ist, „wie in Hanau“. Da verwechselt sie den rassistischen Mord eines deutschen Neonazis in Hanau an neun Migrant*innen vom 19. Februar 2020 mit dem antisemitischen Angriff auf die Synagoge in Halle vom 9. Oktober 2019. Der Moderatorin des DLF fällt es nicht auf. Egal. Scharang war ja auch nicht aufgefallen, wer der Sozialdemokrat Rudolf Breitscheid war (Breitscheidplatz).

Guérot weiter im DLF:

Wer will wem den Lebensraum wegnehmen. (…)

Insofern muss man schon auch zulassen, dass eine Kritik an der Politik Israels möglich ist, ohne, dass man das gleich als Antisemitismus bezeichnet.

DLF:

Denken Sie, dass eine intellektuelle Israelkritik in Deutschland nicht möglich ist?

Guérot:

Also mir fehlt zum Beispiel die Stimme von Alfred Grosser. War ja lange hier in Frankfurt, der große Alfred Grosser, der war ja jüdisch, vertrieben aus Frankfurt, dann in Paris, und hat ja immer wieder gesagt, es war einer der im Grunde größten oder schärfsten Kritiker oftmals der israelischen Politik, der immer gesagt hat, ich als Jude muss und darf Israel kritisieren.

Zur Holocaustverharmlosung und dem Antizionismus von Grosser („Erinnern, um zu vergessen„) habe ich 2010 geschrieben („Deutsche mögen nur tote Juden, Islamisten gar keine„):

Das Beispiel Muslim-Markt und der Umgang mit dieser Seite belegen das. Und auch NRW hat heutzutage keinerlei Probleme mit Freunden des islamistischen Muslim-Markt: so wird Wolfgang Benz mit Alfred Grosser am 7. Dezember 2010 in Berlin in der Landesvertretung von NRW eine Buchvorstellung bestreiten.

Grosser sprach am 9. November 2010 in Frankfurt am Main in der Paulskirche lieber von Israel und Juden als Täter als von Juden als Opfer der Deutschen und des Antisemitismus.

Damit generiert Grosser eine typische Form des sekundären Antisemitismus und bedient die beliebte Schuldprojektion. Israel zu ‚kritisieren‘, zumal an einem Tag wie dem 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, was ist das für eine Leistung! Standing Ovations am Main.

Dann kommt die Politologin auf Seehofer zu sprechen, der betont hat, dass „wir nicht tolerieren, dass jüdische Flaggen brennen und jüdische Einrichtungen angegriffen werden“. Guérot konzediert zwar: „Nein, das werden wir nicht und das muss bestraft werden“, doch sie kontert gleichwohl vehement:

Und trotzdem ist es ein Unterschied, würde ich sagen, ob sie eine israelische Flagge verbrennen, oder ob sie jüdische Einrichtungen schänden, ja?! Also wenn wir bei der EZB, weil die Jugendlichen gegen die EZB demonstriert haben, 2012, die Fahne der EU verbrannt haben, ja, dann ist das natürlich legitime Kritik an der Politik einer Einrichtung, in diesem Fall der EZB. Wenn Sie ne amerikanische Fahne verbrennen, Vietnam und so weiter, ist das eine legitime Kritik an staatlichen Handlungen, das heißt nicht, dass sie antiamerikanisch sind und Hollywood nicht mögen. (Herv. CH)

DLF:

Weil wir die Geschichte haben, ist es wohl ein Unterschied, ob man auf deutschem Boden eine israelische Flagge verbrennt oder in einem anderen Land ne amerikanische Flagge.

Nun stellt sich die Frage, ob der DLF oder Ulrike Guérot die Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland kennen?

Nochmal das skandalöse Zitat von Guérot (die allerdings, das muss man wissen, recht tiefenentspannt wirkte, da sie Yoga machte und mehrere Tage bei einer Freundin verbrachte, lachte, sich auf das Impfen der Gesellschaft und die Sonne freut, damit der Corona-Wahn bald zu Ende sei):

Und trotzdem ist es ein Unterschied, würde ich sagen, ob sie eine israelische Flagge verbrennen, oder ob sie jüdische Einrichtungen schänden, ja?!

Wie ist die Rechtslage in Deutschland?

Die Große Koalition plant laut einem Bericht der »taz«, das öffentliche Verbrennen oder Beschädigen ausländischer Flaggen künftig unter Strafe zu stellen. Ein Änderungsantrag zu einem Vorhaben, das den besseren Schutz der EU-Flagge zum Ziel hat, soll am kommenden Mittwoch im Bundestag von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebracht und beraten werden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreis.

Anlass ist das wiederholte Verbrennen israelischer Fahnen bei Demonstrationen, darunter im Dezember 2017 in Berlin.

(Jüdische Allgemeine, 13.01.2020)

Sodann:

Bundestag stellt Verbrennung der EU-Flagge unter Strafe

Wer in Deutschland die EU-Flagge anzündet, muss künftig mit einer Haftstrafe oder Geldbuße rechnen. Der Bundestag weitete ein bestehendes Gesetz aus.
(…)
Verstöße gegen die neue Vorschrift können künftig – analog zu den bestehenden Verboten – mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Weiter heißt es im Spiegel:

Die AfD wendete sich gegen das neue Gesetz. Wie steht Guérot dazu? Sieht sie weiterhin einen Unterschied zwischen dem Verbrennen einer israelischen Flagge und dem „Schänden jüdischer Einrichtungen“? Da gibt es exakt keinen Unterschied!

Der Kolumnist der WELT Deniz Yücel, der sich unzweideutig von AfD-Gauland und weiteren Rechten abgrenzt, hat die Kritik am heutigen Antisemitismus, der primär von den Muslimen und postkolonialen Hetzer*innen kommt, heute, am 19. Mai 2021, in Worte gepackt:

Darum ist auch die Verurteilung von Antisemitismus allein nicht aussagekräftig. So hieß es im Aufruf zu einer Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin: „Wenn Ihr Juden hasst, habt Ihr nichts bei uns verloren.“

Gemeint ist nicht die Demo durch Neukölln, deren Teilnehmer teils dem islamistischen Spektrum angehörten und bei der es zu Ausschreitungen kam, sondern eine andere in Kreuzberg, die trotz der größeren Teilnehmerzahl geringere mediale Beachtung fand und auf der auch einige deutsche Linke mitliefen.

Eine klare Absage an den Antisemitismus könnte man meinen – wenn es im Text nicht so weiterginge:

„Wenn wir ein freies Palästina vom Mittelmeer bis zum Jordanfluss fordern, dann fordern wir kein Palästina ohne Juden und Jüdinnen. Sondern wir fordern, dass das historische Palästina befreit und dekolonisiert werden muss, befreit von Zionismus, von Besatzung, von (White)Jewish Supremacy und Rassismus, weil es einen [sic] freies Land braucht, in dem alle Menschen, die vom Jordan bis zum Mittelmeer wohnen, frei und gewaltlos leben können. Das bedeutet ‚Palestine will be free – from the River to the Sea‘.“

Das ist keine Kritik an der israelischen Regierungspolitik, sondern Antisemitismus von und für Abitur-Antisemiten. Nicht vulgär, sondern state of the art: postkolonial, antirassistisch, gendergerecht.

(Deniz Yücel, Antisemitismus gendergerecht, Die Welt, 19.05.2021).

Was lernen wir? Hanau heißt Halle, der Breitenscheidplatz heißt Breitscheidplatz und das Verbrennen von EU- oder Israelflaggen ist nicht nur widerwärtig, sondern auch illegal.

Vielleicht sollte der Deutschlandfunk das seinen Hörer*innen noch mitteilen, nicht, dass jene mit Bezug auf so eine Sendung eine Israelflaggge verbrennen und laut schreien „Wir sind gegen Judenhass – Palestine will be free – from the River to the Sea“.

Das Verbrennen einer Israelfahne kann bis zu drei Jahre Gefängnis bedeuten… und ist kein Unterschied zum „Schänden jüdischer Einrichtungen“. Das Verbrennen einer Israelfahne ist eine Schändung der jüdischen Einrichtung schlechthin: Israel.

 

Offener Brief an Prof. Forgó und Prof. Ulrike Guérot – Ist es belanglos, ob die Infektionssterblichkeit bei 1:50 oder 1:3333 liegt?

Von Dr. phil. Clemens Heni, 17. Mai 2021

Unten stehenden Brief hatte ich gestern privat an Herrn Forgó und an Frau Guérot geschickt, die sich auch beide gestern Abend bei mir rückmeldeten. Da ich die Antwort von Herrn Forgó wenig zielführend fand, denke ich, dass im sehr kleinen und bescheidenen Rahmen der Leser*innenschaft meines Blogs (verglichen mit den Zugriffszahlen auf das in Frage stehende Video) dieser Brief als Offener Brief eventuell anregend sein könnte, sich mal über das Verhältnis von Zahlen, Panik, Grundrechte und Demokratie Gedanken zu machen.

Es sollte um evidenzbasierte Medizin gehen und dazu gehört auch, Zahlen so gut es geht, rational zu verwenden und sich selbst und anderen bewusst zu machen, wie hoch oder gering de facto das Risiko ist, an Covid-19 zu erkranken oder gar schwer zu erkranken oder gar zu sterben.

Selbst wenn das Risiko groß wäre, steht weiterhin vollständig in Frage, ob Grundrechtsbeschränkungen in einer Demokratie zulässig sind, da sie nämlich die Opfer, die an diesen Beschränkungen zugrunde gehen, nicht nur ignoriert, sondern affirmiert. Diese Frage wurde von Merkel und der Politik nie gestellt und in der Gesellschaft nie wirklich diskutiert.

Philosophische, metaphysische und weitere politische Fragen hatte ich im Epilog zu dem von mir Mitte Oktober 2020 edierten Band „Gefährderansprache. Wie die Regierungs-Politik, eine nicht evidenzbasierte Virologie und Verschwörungswahnwichtel die demokratische Gesellschaft zerfleddern

so in Worte gefasst:

Epilog: Selbst Wenn

Selbst wenn Corona eine Pest wäre, haben die Regierungen weltweit falsch gehandelt. Wir hätten alle zu einem letzten Mahl zusammenkommen können, zu einem letzten rauschenden Fest, einem letzten Sich-Vorlesen, einem letzten Sketch, einer letzten Musik, einem Fußballspiel, einer Theateraufführung, einer Morgenröthe, einer Flädlesuppe oder einem Sieben-Gänge-Menü. Es wäre Pech gewesen und sehr traurig, wenn eine Zivilisations-Krankheit oder Naturkatastrophe uns alle befallen hätte und es keine Rettung gäbe wie bei der mittelalterlichen Pest. Aber gerade dann müsste sich das Mensch-Sein zeigen, das durch Kultur, Kunst und das Sich-Verausgaben, die Verschwendung, den Potlatch gekennzeichnet ist. Das würde reife, selbstbestimmte und souveräne Menschen bedingen. Die gibt es in der patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft nicht. Die atomisierten Würstchen zappeln und zappen alleine vor den Multimedia-Geräten herum, schauen sich nochmal „Mutti“ oder den bayerischen „Kronprinzen“ an und denken, alles sei „alternativlos“ und krepierten elendig. Werden die Menschen je wieder lernen, was das Mensch-Sein ausmacht? Wussten sie es je?

Ob darüber hinaus schon bis Anfang 2021 2,5 Millionen Menschen im Globalen Süden an Hunger, Krankheiten, Erschöpfung etc. starben (wie eine schwedische Studie und ein schwedischer Film zu zeigen versuchen), aufgrund der Lockdownpolitik, das ist für fast alle Menschen hierzulande kein Thema, ich hatte das kürzlich wieder mal thematisiert.

Auch das ist ein Hintergrund für die Diskussion über Zahlen – denn wenn die Menschen hierzulande keine solche präzedenzlose Panik hätten – eine gezielt produzierte Angst durch die deutsche Bundesregierung, wie wir wissen -, dann sähe die Welt heute vermutlich anders aus. Corona ist eine Gefahr – aber keine größere Gefahr wie die Lockdownpolitik. Die Lockdownpolitik führt zu Arbeitslosigkeit, psychischen Problemen ungeahnten Ausmaßes und das wird jeweils zu vielen Toten führen, früher oder später, das trifft auch auf die Millionen verschobenen Operationen und Untersuchungen in Europa und der Welt zu.

Das ignoriert fast der gesamte Mainstream. Mittlerweile sind kaum noch alte Menschen gefährdet, da geimpft oder sonst immun – doch die „Maßnahmen“ sind so irrational und totalitär wie nie zuvor. Konnte man 2020 problemlos durch Europa reisen, wird das 2021 für den selbst denkenden und nicht geimpften Teil der Bevölkerung fast unmöglich. Konnte man 2020 im Sommer problemlos in ein Restaurant, wird das 2021 an Tests oder gar Impfung und dem Herzeigen an x-beliebige Blockwarte oder „Sicherheitsbeauftragte“ von dem Informationsgeheimnis der Bürger*innen unterliegenden medizinischen Unterlagen wie Genesung, Impfung, Krankheit gekoppelt. Konnte man 2020 in alle möglichen Läden gehen, ist auch das 2021 nicht mehr ohne Test, Impfung etc. möglich, sollten die Läden überhaupt wieder aufmachen. Die Gefahr war 2020 größer als heute, aber die „Maßnahmen“ sind 2021 noch viel irrationaler, autoritärer und wollen den endgültigen Übergang bzw. die toxische Verschmelzung von der Disziplinargesellschaft und Kontrollgesellschaft festzurren. Der digitale Kapitalismus wird uns 24/7 überwachen, quasi chinesische Zustände, getarnt als demokratische „Maßnahmen“ zum Wohle Aller.

Und das ist meines Erachtens primär ein Resultat der unglaublichen Panik, die ganz stark mit Zahlen gekoppelt ist. Daher dieser Offene Brief.

Dabei ist es für mich als Politologe eine Freude, dass mit Ulrike Guérot eine der bekanntesten Politologinnen Europas eine Kontraposition zum Lockdownfetischismus und gegen die Demokratie-Aussetzung einnimmt und sich vehement und eloquent für die Grundrechte, für den kritischen Diskurs und für die rationale Risikoeinschätzung einsetzt.

Dazu möchte ich auch auf ein weiteres längeres Interview von Elisabeth Scharang mit Ulrike Guérot vom 10. Mai 2021 hinweisen, das nicht zuletzt demokratietheoretisch und rechtswissenschaftlich bzw. rechtssoziologisch inhaltsvoll ist und einer gesonderten kritischen Würdigung harrt. 

 

Sehr geehrte Frau Guérot,

sehr geehrter Herr Forgó,

mit Interesse haben ich Ihre Diskussion

Ars Boni 148 – Einschätzungen zum Zustand Europas nach der Pandemie und mögliche Schlussfolgerungen

angeschaut.

Ich bin Politologe (Dr. phil., bei Prof. Anton Pelinka in Innsbruck, danach Post-Doc in Yale), Experte für die politische Kultur in Deutschland, zu Rechtsextremismus und Antisemitismus. Ich habe aber in den 1990er Jahren auch in Bremen bei Prof. Ivan Illich studiert, einem der bekanntesten Medizinforscher. Auch daher mein Bezug zur Public Health. Ich habe seit März 2020 über 100 Texte und bislang zwei Bücher zu Corona publiziert (Mai 2020 und Oktober 2020).

Insbesondere viele Einschätzungen von Frau Guérot in Ihrem sehr aufschlussreichen Gespräch teile ich und finde ihr Beharren auf den Grundrechten, der European Citizenship und zumal Ihre Betonung der  bisherigen Selbstverständlichkeit, dass man Grundrechte nicht an etwas gekoppelt hat und zumal nicht beweisen musste, gesund zu sein, elementar.

Einige Äußerungen am Rande, wie die Skepsis von Ulrike Guérot bezüglich der Existenz von Verschwörungsmythen zu Corona, die es sehr wohl gibt und die gefährlich sind, oder Ihre Erwähnung, dass jetzt erst die „Büchse der Pandora“ geöffnet würde, das geschah meines Erachtens mit Lockdown eins im März 2020, würde ich kritisch diskutieren, aber das führte mich jetzt von dem Anliegen in diesem Schreiben weg.

Bislang musste man in einem Rechtsstaat oder einer Demokratie einem Gegenüber nicht beweisen, ob man gesund ist, um in eine Sauna zu gehen, so völlig richtig Ulrike Guérot. Vielen Dank für diese Klarstellungen.

Was mich sodann wirklich nachhaltig irritierte, war eine Bemerkung von Ihnen, Herr Forgó: Sie sagten, als es um die Gefahr durch Covid-19 geht, dass einer von 50 daran sterben würde.

Wie meinen Sie das? Sie sagten wörtlich: „…ich eine 1:50 Chance habe, an Corona zu sterben und wenn ich über 80 bin, eine 1:2 Chance“ – https://www.youtube.com/watch?v=qQ7NatCkH3o (ab Min. 49:29).

Das ist, soweit ich sehe, empirisch falsch und zwar extrem falsch. Sie nehmen ja offenbar die ganze Gesellschaft als Basis an, und wenn ich mich wo aufhalte, wie in einer Sauna, hätte ich eine 1:50 Chance mich dort anzustecken und zu sterben.

Warum haben Sie das gesagt? Was sind Ihre Quellen?

Meinen Sie ernsthaft, dass von 50 Personen, die sich in einem Hallenbad oder einer Sauna aufhalten, einer an Corona stirbt? Das wäre mathematisch vollkommener Irrsinn. Denn auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, starb bislang eine von 976 Personen „an“ oder „mit“ Covid-19 (85.000 Tote von 83 Mio EW in Deutschland). Das ist aber sehr grob, hat nichts mit der Infektionssterblichkeit (und nur um die wird es gehen) zu tun und wir werden diese Berechnung der Letalität noch deutlich verfeinern und relativieren müssen. Wir werden sehen, wie gering die Wahrscheinlichkeit für Sie als Mann Anfang 50 wirklich ist, an oder auch nur mit Corona zu sterben.

Ich denke also, Sie haben sich da mindestens unglücklich und sehr verwirrend ausgedrückt.

Mehr noch: 1:976 ist auf zwei Grippe-Saisons gerechnet, denn wissenschaftlich korrekt wäre es, eine Grippewelle wie z.B. 2017/18 von Herbst bis zum Frühjahr laufen zu lassen. Danach beginnt eine neue Saison.

Doch aus Gründen, die wir nicht kennen, wird bei Corona seit März 2020 bis heute einfach durchgezählt, was man bei keiner Grippe bislang machte. Aber das nur am Rande.

Nochmal: Ihre Behauptung, einer von 50 würde an Corona sterben – woher haben Sie diese Zahl?

Erstens: In der epidemiologischen Forschung wird zwischen Infektionssterblichkeit (IFR) und Fallsterblichkeit (CFR) unterschieden. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt nur die CFR an. Wir wissen aber von der einzigen relevanten Studie aus Deutschland – der legendären Gangelt-Heinsberg Studie von Streeck von April 2020 -, dass die IFR bei 0,37 Prozent liegt. Das hat das Team der Uni Bonn durch Antikörperuntersuchungen im Blut herausbekommen und gerade nicht aufgrund der offiziellen „Fälle“.

Sprich: Eine viel größere Gruppe als gedacht hatte Kontakt mit SARS-CoV-2. Daher die IFR von 0,37 Prozent. Dutzende Studien weltweit haben ähnlich niedrige IFRs empirisch gesichert erforscht. Das wären ca. 23 Millionen „Fälle“ in Deutschland. D.h. 1:270 berechnete Infektionssterblichkeit. Das ist aber völlig verzerrend, da die Gefahr für Kinder und Jugendliche so gut wie Null ist, für unter 60-jährige auch minimal, aber für alte und sehr alte und kranke Menschen exorbitant viel höher, aber auch für die Alten ist es nicht äußerst dramatisch, da wir im Jahr 2020 so gut wie keine Übersterblichkeit hatten in Deutschland (laut Statistischem Bundesamt, gutes Beispiel: Frankfurt am Main).

Die WHO ging dann im Oktober 2020 von einer IFR weltweit von 0,23 Prozent aus. Der von der WHO publizierte Prof. John Ioannidis von der Universität Stanford hat weitere Studien zur IFR weltweit untersucht und aktuell haben wir daher eine IFR von 0,15 Prozent.

Also Ihre Aussage, dass die Chance, an Corona zu sterben, bei 1:50 liege, sehr geehrter Herr Forgó, ist nicht nur dramatisch falsch, wenn wir sie auf die Gesamtbevölkerung beziehen – was Sie getan haben, da Sie nicht differenziert haben, welche Bevölkerungsgruppe Sie für diese 1:50 zugrunde legen -, nein, sie ist auch falsch, wenn wir die Zahlenbasis auf die offiziellen Zahlen des RKI beschränken.

In Deutschland starben selbst bei Zugrundlegung der falschen CFR  nur 20,1 Prozent der über 80-jährigen „an“ oder doch nur „mit“ Corona (57.542 von 285.066 „Fällen“), wobei die häufig massive Vorerkrankungen haben, wie fast alle Covid-19 Todesfälle (erinnern wir uns an die ersten 100 obduzierten Todesfälle in Hamburg – die ersten Obduktionen dieser Art weltweit, Prof. Püschel, wo nicht ein Toter dabei war, der nicht mehrere schwere Vorerkrankungen hatte).

Noch viel drastischer ist Ihre Fehleinschätzung bezüglich des Sauna-Besuchs, denn um den ging es ja Frau Guérot. Laut Statistik waren 2020 74 Prozent aller Saunabesucher*innen  jünger als 60 Jahre und nur 10 Prozent älter als 70 Jahre:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/272546/umfrage/sauna-und-dampfbadgaenger-in-deutschland-nach-alter/ .

Und für junge Menschen unter 60 Jahren liegt selbst die viel zu hohe und unwissenschaftliche Fallsterblichkeit oder Case Fatality Rate (CFR) bei Corona in Deutschland bei nur 0,12 Prozent, also 1:800 (3456 Tote „an“ oder „mit“ Corona von 2.766.843 „Fällen“).

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103904/umfrage/corona-infektionen-covid-19-in-deutschland-nach-altersgruppe/

Von den offiziellen Zahlen des RKI sind Mitte Mai 1.360.345 Fälle im Alter von 35 bis 59 Jahre (Zeitraum: 1. März 2020 bis 14. Mai 2021). Davon sind 2592 „an“ oder „mit“ Covid-19 gestorben, das sind 0,19 Prozent oder 1:520.

Schon bei diesen ganz offiziellen Zahlen des RKI liegen Sie mit 1:50 ganz daneben.

Die wissenschaftlich korrekte und das Infektionsgeschehen tatsächlich realistischer abbildende Infektionssterblichkeit (IFR) – nur um die geht es, nicht um die beliebige Anzahl der PCR-Tests, die positiv waren und die die Fallsterblichkeit errechnen lassen – liegt noch deutlich darunter, so die internationale epidemiologische Forschung, in die wir uns alle, seien wir Juristen oder Politolog*innen, etwas einarbeiten müssen, wenn wir substantiell was zu Zahlen und Corona sagen wollen. Ob ich das als Nicht-Mathematiker besser mache als Sie, Herr Forgó, weiß ich nicht, aber Ihre Panik-Zahl 1:50 ist meines Erachtens kategorial und ganz extrem falsch, wie ich zu erläutern versuche.

Wobei Zahlen nur ein Teil sind, der Kern – darauf weist Frau Guérot ja immer wieder hin, auch in Ihrem Gespräch, sind die Grundrechte und die Demokratie. Die sind nie verhandelbar bzw. hätten es nie sein dürfen, doch fast alle Grundrechte werden seit März 2020 ausgesetzt.

Selbst in einer echten Krise hätte man anders handeln müssen als Demokrat – und Corona war medizinisch zu keinem Zeitpunkt eine echte Krise, die Sterblichkeit liegt im Bereich einer schweren Grippe (gibt sogar das RKI zu), die Krankenhäuser waren nie überlastet (das gibt sogar Spahn zu), auch nicht in Schweden oder Florida, wo es keinen Lockdown und nie eine Maskenpflicht gab bzw. Florida hat die meisten krassen „Maßnahmen“ im September 2020 ausgesetzt und hat bis heute deutlich weniger Tote als viele hardcore Lockdown-Bundesstaaten wie New York oder New Jersey, und Schweden hat seit Monaten (umgerechnet auf die Bevölkerungsgrößte) bis zu vier Mal weniger Tote als Deutschland und insgesamt seit März 2020 deutlich weniger Tote als Spanien, UK, Italien, Frankreich, Belgien etc., alles Masken- und Lockdown-Länder. https://www.worldometers.info/coronavirus/ ; https://www.worldometers.info/coronavirus/country/us/ .

Doch die Grundrechte sind in Quarantäne, wie Heribert Prantl pointiert sagt. Das war ja auch der Tenor von Ulrike Guérot und das war sehr erhellend, auch wenn man merkt, dass Sie dem nicht über den Weg trauen und argumentativ wenig entgegensetzten, Herr Forgó. Dazu kommt, würde ich ergänzen, gesamtgesellschaftlich seit März 2020 eine präzedenzlose metaphysische Hilflosigkeit und geradezu peinliche Todespanik von erwachsenen Menschen, die empirisch zudem überhaupt nicht gefährdet sind (das konnte man schon im Februar 2020 wissen angesichts des Schiffes Princess Diamond).

Das Brutale ist nun, dass eine äußerst wortstarke und eiskalte, nicht evidenzbasierte, der zumal virologischen Eminenz geradezu hörigen Elite aus Regierung, Medien, Twitter-Usern und der Pharmaindustrie sowie gewisse Ärzteverbände es schaffen, eine tatsächlich volksgemeinschaftliche Situation zu schaffen, wo Minderheiten und Kritiker*innen nicht den Hauch einer Chance hatten und haben. Es gab und gibt nicht eine große oder kleine Tageszeitung, die sich von Anfang an oder überhaupt jemals kampagnenmäßig gegen Lockdowns, irrationalen Maskenwahn, die Testpflicht, Quarantäne von gesunden Menschen oder gar die Impfpflicht ausgesprochen hätte, von Fernsehstationen oder dem Rundfunk wollen wir erst gar nicht reden.

Daher war #allesdichtmachen ja so ein sensationeller Erfolg und wurde so wahnwitzig primitiv von so gut wie allen Medien (ironisch diesmal, dass der Springer-Konzern offener war für Kritik als alle anderen) attackiert.

Vor allem aber Ihre Panikzahl von 1:50 ist das Problem. Sprich: Selbst die ganz sicher viel zu hohen Zahlen des RKI besagen, dass von den 35-59-jährigen in Deutschland nur einer von 520 „an“ oder „mit“ Covid-19 starb, das sind 2592 Tote „an“ oder „mit“ Corona (Covid-19) von 1.360.345 „Infizierten“ oder „Fällen“. 1:520 und niemals 1:50.

Selbst der Mainstream spricht ja davon, „an“ oder „mit“ Corona gestorben, weil die Todesursache nicht klar ist, nur der positive PCR-Test liegt vor, der wiederum wissenschaftlich fragwürdig ist, solange der Ct-Wert über 27/28 liegt und keine klinische Diagnose zur Krankheit Covid-19 vorliegt.

Nehmen wir alle „Fälle“ von 0 bis 59 Jahren, so liegt die CFR noch niedriger und zwar bei 0,12 Prozent oder 1:840 (3456 Tote „an“ oder „mit“ Covid-19 von 2.740.039 „Fällen“).

Wenn wir also die Infektionssterblichkeit von Gangelt als Maßstab anlegen, also 0,37 Prozent

https://www.nature.com/articles/s41467-020-19509-y ,

dann würde das bedeuten, dass wir aktuell bei 85.000 Toten „an“ Covid-19 oder auch nur „mit“ einem positiven Test auf SARS-CoV-2, ca. 23 Millionen Corona-Fälle in Deutschland haben bzw. hatten und nicht nur die offiziellen ca. 3,6 Millionen „Fälle“ von März 2020 bis Mitte Mai 2021

https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/deutschland/ .

Bei der IFR der WHO von 0,23 Prozent wären es sogar knapp 37 Millionen in Deutschland, die mit Corona in Berührung kamen und fast alle merkten davon nichts, haben aber eine Antikörper-Immunität erworben bzw. ohnehin eine (so die Uni Tübingen) 80-prozentige T-Zellen Kreuzimmunität aufgrund früherer Berührungen mit Corona-Viren.

Wenn wir also davon ausgehen wie die Gangelt-Studie oder auch die Arbeitsgruppe um Prof. Matthias Schrappe, die WHO und Ioannidis es tun, dass viel mehr Menschen mit Corona in Kontakt kamen als offiziell angegeben, nehmen wir nur mal den Faktor 6, dann liegt die Infektionssterblichkeit bei Menschen im Alter von 35-59 Jahren bei 0,03 Prozent (2592 Tote „an“ oder „mit“ Corona von 8.162.070 „Infektionen“, das ist der 6-fache Wert der offiziellen 1.360.345 „Fälle“, die eine CFR von 0,19 bedeuten, also eine Person von 520 – auch das meilenweit entfernt von Ihrer Zahl 1:50).

Die Infektionssterblichkeit der Gruppe der 35-59-jährigen liegt demnach bei 3 von 10.000 oder 1:3333 – nicht bei 1:50, wie Sie sagten. Verstehen Sie, was ich meine? Ich kann mich mathematisch irren, dann bitte ich um Korrektur, wir machen alle mal Fehler, das ist nur menschlich (so ein Spruch kostet 5€ ins Sparschweinderl), völlig klar.

Wir haben in dieser Mega-Krise so unsagbare Sachen erlebt, so viel Ablehnung von evidenzbasierter Medizin, so viele falsche Zahlen und falsche Balken und Diagramme, so viel geplante Verhetzung des Volkes (Stichwort „Panikpapier“ von Horst Seehofer und dem BMI, das bei ‚Wissenschaftlern‘ wie dem RKI im März 2020 bestellt wurde) und so viel Nicht-Diskutieren über die unfassbaren Kollateralschäden und Kollateraltoten der Lockdownpolitik (die ein Vielfaches der Toten an Corona darstellen, vor allem im Globalen Süden), dass wir oft nicht mehr wissen, was wirklich menschlich ist, was totalitär, was irrational und was verfassungswidrig.

Nie seit 1945 war die Welt so irrational, so aus den Fugen wie heute. Und dabei ist der Normalzustand von 2019 schon schlimm genug gewesen, aber KEIN Vergleich mit dem was hier und weltweit seit März 2020 passiert. Und das liegt primär an kontextlosen Zahlen. Und meines Erachtens an solchen Zahlen, wie Sie sie in diesem Video verbreiten, Herr Forgó.

Also nochmal: Woher haben Sie diese Panikzahl, dass einer von 50 an Corona sterben würde, Herr Forgó? Was soll das für eine Zahl sein?

Um das mit offiziellen Zahlen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) aus den USA zu ergänzen: Die Wahrscheinlichkeit, wegen Corona hospitalisiert zu werden,  liegt bei Menschen über 75 sage und schreibe 3200 Mal höher als für die Referenzgruppe der 5 bis 17-jährigen. Für über 85-jährige liegt die Gefahr durch Covid-19 um das 8700-fache höher als bei den 5-17-jährigen. Das ist auch deshalb so wichtig, weil es zeigt, wie sinnlos und perfide eine Impfung von Kindern und Jugendlichen ist. Sie schürt nur die Panik, obwohl so gut wie kein Kind an Corona starb (ich habe darüber geschrieben).

Die 50-64-jährigen haben eine 440 Mal höhere Wahrscheinlichkeit, wg. Covid ins Krankenhaus zu kommen, als die Referenzgruppe der jungen Menschen, so das CDC. Und selbst für die 50-64-jährigen ist die Wahrscheinlichkeit eben extrem gering.

https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/need-extra-precautions/older-adults.html

Laut WHO hatten wir schon im Oktober 2020 ca. 750 Millionen Fälle und nicht nur 36 Millionen, wie es offiziell hieß – aktuell haben wir nicht nur 163 Mio. „Fälle“, sondern vermutlich 2 Milliarden, was zeigt, wie relativ harmlos Corona ist. Daher verlangen ja die seriöser Forscher*innen wie von der Great Barrington Declaration, epidemiologische Stars der Szene sozusagen, einen Schutz der Alten und Vulnerablen und sie wenden sich gegen Lockdowns, Maskenwahn oder Impfpflicht (ohne die Impfung für jene, die sie wollen und für die gefährdeten Gruppen abzulehnen).

Zum Vergleich: die Hongkong Grippe 1969/70 hatte in Deutschland eine IFR von 0,29 Prozent, sagt das RKI. Laut WHO hat Corona eine IFR zwischen 0,15 und 0,23 Prozent. Wird man da nicht skeptisch bezüglich der angeblich nie dagewesenen Situation wegen Corona?

Kurze Rede, langer Sinn, sehr geehrter Herr Forgó:

Ihre Aussage, „…Ich eine 1:50 Chance habe, an Corona zu sterben“ ist meines Erachtens empirisch vollkommen falsch. Ich möchte Sie bitten, das auch öffentlich zu erläutern, wie Sie auf Ihre Zahl kommen und sich an der epidemiologischen Forschung und den offiziellen Zahlen von WHO und RKI zu orientieren, die beide diese panische Zahl, die Sie da verbreiten, nicht stützen, weder basierend auf der CFR noch der IFR.

Nochmal die WHO:

In people < 70 years, infection fatality rates ranged from 0.00% to 0.31% with crude and corrected medians of 0.05%. –

Das sagt die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, also stirbt eine von 2000 ‚infizierten‘ Personen, das sind 0,05 Prozent, unter 70 Jahren „an“ oder „mit“ Covid-19.

https://www.who.int/bulletin/online_first/BLT.20.265892.pdf.

1:2000 – Das ist eine ganz andere Zahl, empirisch belegt und wissenschaftlich bestätigt, als die von Ihnen in den Raum geworfene Panikzahl von 1:50.

Die Sterblichkeit von Corona für Menschen unter 60 – und um die geht es hier – liegt somit irgendwo zwischen bei der auch nicht wissenschaftlichen Zahl 1:520 CFR der Altersgruppe 35-59 Jahre (und schon das ist eine GANZ andere Zahl als Ihre 1:50), 1:976 auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, 1:2000 basierend auf der IFR laut WHO für Menschen unter 70, und der realistischsten Zahl 1:3333 basierend auf der IFR der 35-59-jährigen von 0,03 Prozent (Ihre und unsere Altersgruppe und um Ihr Risiko, Herr Forgó, geht es ja in Ihrem Video), hochgerechnet von den „harten Fallzahlen“ der 35- bis 59-jährigen in Deutschland.

Das sind alles völlig andere Zahlen als die meines Erachtens nicht evidenzbasierte, nicht wissenschaftliche und willkürliche Panikzahl von Ihnen von 1:50.

Das ist die Neuigkeit des Tages: 1:3333 statt 1:50 – das ist die realistische Wahrscheinlichkeit als Mensch unter 60 Jahren „an“ oder „mit“ Covid-19 zu sterben.

Da dieser Zahl 1:50 auch von Ihnen, Frau Guérot, wenn ich recht zugehört habe, nicht widersprochen wurde (obwohl Sie sicher wissen, dass diese Zahl mit der Realität nichts zu tun hat), wollte ich das klarstellen, dass diese Zahl vollkommen unwissenschaftlich und empirisch nicht belegt ist bzw. unterstreichen, dass Sie, Herr Forgó nicht verdeutlichten, wie Sie zu dieser Zahl kommen.

Verstehen Sie, was ich meine, sehr geehrte Frau Guérot und sehr geehrter Herr Forgó?

Mit freundlichen Grüßen,

Clemens Heni

 

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