Von Dr. phil. Clemens Heni, 26. Februar 2021
Sehr geehrter Herr Gigerenzer, sehr geehrter Herr Krämer, sehr geehrte Frau Schüller, sehr geehrter Herr Bauer,
ich habe Ihre Unstatistik des Monats vom 25. Februar 2021 „Verwirrende Zahlen zur Coronasterblichkeit“ gelesen:
Was ist die Unstatistik des Monats?
Mit der ‚Unstatistik des Monats‘ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. (…). Unstatistik-Autorin Katharina Schüller ist zudem Mit-Initiatorin der ‚Data Literacy Charta‘, die sich für eine umfassende Vermittlung von Datenkompetenzen einsetzt.
In Ihrer Unstatistik des Monats Februar 2021 steht:
Die Unstatistik Februar ist die Coronamortalität. Leider tragen die dazu publizierten Zahlen fast mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung des Pandemiegeschehens bei. Das Internetportal Statista etwa meldet am 23. Februar für Deutschland eine Mortalitätsrate von 3,02 Prozent. Das Deutsche Ärzteblatt dagegen konstatiert eine Rate von 1,4 Prozent, und der bekannte Statistiker P.A. Ioannidis von der US-Amerikanischen Stanford Universität beziffert die Corona-Mortalität gar ganz allgemein auf weniger als ein halbes Prozent.
Ihre Frage ist sehr wichtig und von großer Bedeutung in der aktuellen Krise.
Sie ist interessant, weil man sieht, wie wenig systematisch da offenbar international und vor allem in Deutschland vorgegangen wird. Es wäre auch von herausgehobener Bedeutung, wenn Sie betonen wollten, dass die sehr hohe Sterblichkeit von 3,02 Prozent, anfänglich sprach das Robert Koch-Institut (das ist die korrekte Schreibweise) von über 4 Prozent, wissenschaftlich korrekt wiedergegeben würde, also nicht die Fallsterblichkeit (Case Fatality Rate, CFR), sondern die Infektionssterblichkeit (Infection Fatality Rate, IFR) herangezogen würde, die viel niedriger liegt und den Menschen erstens ein realistisches Bild vermitteln und damit zweitens die Panik reduzieren könnte. Aber das möchte das RKI nicht, sonst würde es die IFR angeben.
Ihre Kritik ist von sehr großer Bedeutung, und zwar auch hiermit:
Das Robert-Koch-Institut dagegen wertet alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig von klinischen Symptomen als COVID-19-Fälle. So gehen dann auch Unfallopfer oder Gebärende, die beim Betreten des Krankenhauses standardmäßig auf Corona getestet werden, auch ohne krank zu sein in die Zahl der Coronakranken ein. Damit geben die RKI-Daten für keine der fallbasierten Definitionen des Zählers verlässliche Zahlen ab.
Sie gehen dann u.a. auf den amerikanischen Epidemiologen John Ioannidis von der Stanford Universität ein. Er geht allerdings nicht von einer Sterblichkeit – Infektionssterblichkeit – von “weniger als ein halbes Prozent” aus, wie Sie schreiben, sondern von 0,23 Prozent, so sein Bulletin für die WHO vom Oktober 2020. Natürlich ist 0,23 Prozent auch “weniger als ein halbes Prozent”, aber man würde eigentlich eher von “weniger als ein Viertel Prozent” reden, wenn es um die Zahl 0,23 geht.
Ebenfalls die WHO hat Anfang Oktober von weltweit ca. 750 Millionen Corona-“Infizierten” gesprochen, was bei damals 1,2 Millionen Toten zu einer Infektionssterblichkeit von 0,14 Prozent führte.
Sie schreiben abschließend:
Für sinnvolle Vergleiche über Raum und Zeit hinweg braucht man also eine Standard-Altersstruktur. So hat P.A. Ioannidis ausgehend von den Coronatodesfällen auf dem Kreuzfahrtschiff ‚Diamond Princess‘ und anderen Statistiken seine bekannte Mortalitätsrate von weniger als einem halben Prozent für die Standard-Bevölkerung extrapoliert. Aber auch hier bleibt offen, welche Standard-Bevölkerung man nimmt, so dass als unser Rat nur bleibt: Auf nationaler Ebene auf die absoluten Todeszahlen achten (und darauf, wie die Corona-Todesfälle definiert sind), und internationale Vergleiche eher als interessante Zahlenspielereien denn als seriöse Statistiken verstehen.
Ioannidis stellt allerdings klar, um was für Studien es sich handelt, die er in seiner Meta-Studie untersucht hat:
The input data for calculations of infection fatality rate were studies on the seroprevalence of COVID-19 done in the general population, or in samples that might approximately represent the general population (e.g. with proper reweighting), that had been published in peer-reviewed journals or as preprints (irrespective of language) as of 9 September 2020.
Es ist also ersichtlich, wie wissenschaftlich korrekt und nachvollziehbar Ioannidis arbeitet, er hat die Struktur einer zu testenden Gruppe sehr wohl im Blick. Warum insinuieren Sie, Ioannidis hätte z.B. die Bevölkerungsstruktur einer Gruppe, die auf Antikörper getestet wird, nicht im Blick?
Das RKI wiederum hat schon vor einigen Jahren erforscht, dass 1969/70 bei der Hongkong Grippe in der BRD die IFR bei 0,29 Prozent lag. Laut Prof. Streeck liegt sie in Heinsberg bei 0,37 Prozent.
Ja, mehr noch, und da wird es wirklich interessant: Selbst das RKI gab vor wenigen Wochen im Februar 2021 zu – in einem wissenschaftlichen Artikel für das Ärzteblatt: Die Grippe kann so harmlos oder gefährlich sein wie Corona bzw. Covid-19:
Die Analyse der Übersterblichkeit legt aber nahe, dass die COVID-
19-Pandemie am Ende des Jahres 2020 etwa das Niveau
schwerer Influenzawellen erreicht hat.
Warum gehen Sie auf diese Statistik nicht ein? Das ist eine Studie von Februar 2021 und sie betont, dass die Sterblichkeit von einer schweren Influenza – wie 1969/70 oder 2018 – mit Corona auf einer Stufe steht. Also ist Corona überhaupt keine Katastrophe. Schlimmer: Corona wurde erst durch die Politik zu einer nie dagewesenen politischen, nicht medizinischen Katastrophe in der Geschichte der Public Health.
Der Text des RKI und des Umweltbundesamtes von Februar 2021 passt zu der IFR von 0,29 1969/70 wegen Influenza und der IFR von 0,23 (WHO) wegen Corona.
Da ist also wenig verwirrend (ganz entgegen der offiziellen Politik des RKI, die Sie ja offenbar sehr treffend ins Visier nehmen!), vielmehr stellt das RKI, wenn auch gut versteckt in dem Text im Ärzteblatt, eindeutig klar, dass Corona im Jahr 2020 so harmlos oder schlimm war wie „schwere Influenzawellen“ – mit dem Unterschied, der nicht gering ist, dass die Grippe auch Kinder und Jugendliche sowie alle Erwachsenen schwer und tödlich treffen kann, Corona jedoch fast nur die bereits schwer vorerkrankten Alten und andere schwer Vorerkrankte.
Deshalb wäre ja ein gezielter Schutz der Alters- und Pflegeheime so wichtig gewesen (wie ihn die Great Barrington Declaration seit Oktober 2020 einfordert), dieser Schutz blieb aus und daher ist die Lockdownpolitik von Merkel, Spahn, Söder, Scholz & Co. ja so tödlich verlaufen seit November 2020.
Dazu kommen aber vor allem die unendlichen kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und weitere Schäden an der Gesamtbevölkerung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte, die zu vielen Toten und verkürzten Leben führen werden. Arbeitslosigkeit und Insolvenz führen zu verfrühtem Tod, das ist wissenschaftlich erwiesen. Wobei das mit dem tödlichen Verlauf von Corona selbst wieder relativ ist, wenn wir laut SPIEGEL wissen, der ja ein zentraler Baustein der Corona-Panikindustrie ist, dass es 2020 so gut wie keine Übersterblichkeit 2020 gegeben hat. Denn dann waren auch die Coronatoten seit November 2020 primär alte oder kranke Menschen, von denen man ohnehin erwarten musste, dass sie 2020 sterben würden – sonst hätte es eine große Übersterblichkeit gegeben, die es ja z.B. bekanntermaßen in Frankfurt am Main auch nicht gab.
Und selbst wenn es eine signifikante Übersterblichkeit geben würde oder 2020 gegeben hätte, wäre das ja niemals ein Grund, das ganze gesellschaftliche Leben stillzustellen und die absurdesten Hygienekonzepte zu implementieren und den Menschen fast alle Grundrechte zu nehmen – und jetzt via Impfung so zu tun, als könne man diese Grundrechte des Grundgesetzes wieder „gewähren“.
Eine solche totalitäre Anmaßung, Menschen Rechte, die ihnen qua Menschsein zustehen, zu nehmen und wieder zu geben, hatte es seit Beginn dieser Republik nicht gegeben. Die antidemokratische Politik von Merkel ist zudem von dem ZeroCovid-Fanatismus inspiriert, einer extremistischen Gruppierung, die mehr Tote zu Tage fördern wird, als alle Anschläge von Neonazis seit 1945 zusammen bewirkten (das ist deshalb wichtig, weil sehr viele ZeroCovid-Fanatiker*innen so genannte Linke sind, die meinen, sie wären ‚antifaschistisch‘, dabei sind sie Teil der totalitärsten Linken seit 1945), wie zu befürchten steht – denn wir reden über das fortdauernde Eingesperrtsein von 83 Millionen Menschen.
Jetzt werden die Baumärkte wieder geöffnet, damit die Pflanzen nicht alle unverkauft in die Bio-Mülltonne müssen. Das Wohl der Pflanzen ist der Politik wichtiger, als das Wohl der Menschen, zumal in Bayern, wobei in Baden-Württemberg der Politik sowohl die Menschen wie die Pflanzen egal sind, die Baumärkte öffnen nur in Bayern, nicht im Ländle, am 1. März 2021. Wobei „öffnen“ heißt, dass alle Menschen absurdeste Masken tragen müssen, was die Panik in dem Laden nur noch erhöht.
Die Opern- und Theaterhäuser, Universitäten und Kultureinrichtungen aber bleiben geschlossen, die sind „nicht systemrelevant“. Der Musikologe Stefan Mickisch ist tot. Er ist offenkundig ein Opfer der Coronapolitik. Er hat das Leben nicht mehr ertragen:
In Bayern öffnen nächste Woche wieder die Baumärkte. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, mit welcher Geringschätzung die etablierte Politik in der Coronakrise mit der Kultur im Lande umspringt, dann ist er jetzt erbracht: Tapetenkleister, Schneckenkorn und Badezimmerarmaturen sind systemrelevant, klassische Musik, Oper, Schauspiel, auch Literatur, bildende Kunst und die populäre Kultur in ihrer ganzen Breite und Vielfalt sind es nicht. (…) Und die ignorante Missachtung der kulturellen Bedürfnisse der Menschen und vor allem der Künstlerinnen und Künstler fordert ihre Opfer. Wie viele Menschen, wie viele Veranstalter und Agenturen durch den seit einem Jahr herrschenden, faktischen Dauer-Lockdown in den Ruin gestürzt, wie viele Existenzen vernichtet, wie viele hoch begabte und bestens ausgebildete Sänger, Schauspieler, Instrumentalisten, Kleinkünstler in Depressionen verfallen sind und am Ende ihrer Kräfte sind, das wird erst nach und nach ans Licht kommen.
Und niemand weiß, ob und wie schnell sich das kulturelle Leben nach einem derzeit nicht absehbaren Ende der ‚Maßnahmen‘ erholen wird. Christian Gerhaher, der bedeutende Lied und Opernsänger aus München, fürchtet, dass die Menschen sich ‚entwöhnen‘ könnten, sich aus Angst vor Ansteckung, aus Bequemlichkeit oder aus Geldmangel ans zu Hause bleiben gewöhnen könnten. Er ist Mitinitiator einer Initiative namhafter Interpreten, darunter die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Dirigent Kent Nagano, die eine Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vorbereitet haben: ‚Pauschale Begrenzungen sind wissenschaftlicher Nonsens‘. (…)
Wie prekär die Lage ist an der Basis der Kulturschaffenden im vermerkelten und verdrosteten Deutschland des Jahres 2021, zeigt ein Fall, der sich dieser Tage in Bayern ereignete, genauer gesagt in der bayerischen Oberpfalz. Dortselbst in Schwandorf, rund 40 Kilometer nördlich von Regensburg, wurde der Pianist Stefan Mickisch tot aufgefunden. Er wurde 57 Jahre alt. Über die Todesursache verlautete nichts, doch ernst zu nehmende Informationen besagen, dass Mickisch sich vermutlich selbst das Leben genommen habe.
(…) Warum dieser Wort- und Klanggewaltige offenbar nun selbst die Flinte ins Korn warf, wird wohl ungeklärt bleiben. Hatte er vielleicht das Gefühl, dass für Menschen wie ihn in einer zunehmend auf Konformität getrimmten Quarantänegesellschaft, mit der Gesichtsmaske als Symbol von Sprachlosigkeit und Vereinzelung, kein Platz mehr ist?
Und nächste Woche öffnen die Baumärkte und die Friseure dürfen den Bürgern ihre Würde zurückgeben.
Deshalb ist Ihre Kritik der Unstatistik so wichtig, Tote wie Stefan Mickisch werden in keiner Statistik auftauchen. Doch dazu kommt noch eine meines Erachtens problematische Einschätzung von Ihnen, ja Ihr Resümee:
Auf nationaler Ebene auf die absoluten Todeszahlen achten (und darauf, wie die Corona-Todesfälle definiert sind), und internationale Vergleiche eher als interessante Zahlenspielereien denn als seriöse Statistiken verstehen.
Damit tappen Sie meines Erachtens exakt in die Panikfalle von Politik und Medien. Denn die Toten, die durch die präzedenzlose Lockdownpolitik produziert werden, die tauchen ja in keiner RKI-Statistik oder in der Tagesschau auf, weil es sie nicht gibt. Lapidar wird evtl. mal ein Suizid vermeldet, der dann aber sicher in der Persönlichkeitsstruktur lag und nicht an der Lockdownpolitik.
Sie wissen, dass es diese „Kollateralschäden“, wie das der zynische Mainstream nennt, gibt, Sie wissen, dass die Zählweise der Coronafälle und -Toten keinerlei wissenschaftlichem Standard entspricht, ich habe Ihre diesbezügliche Passage ja oben zitiert – warum fordern Sie dennoch einen Fokus auf die Todeszahlen, wo die an der Coronapolitik Krepierten (auch die befürchteten Millionen Hungertoten im Globalen Süden, die von Armut und sozialer, psychischer Verelendung Betroffenen hierzulande, in Amerika, Europa etc.) gerade nicht und niemals auftauchen werden?
Eine Schweizer Studie hat schon im Frühjahr 2020 geschätzt, dass in Deutschland über 17 Millionen Lebensjahre durch die Lockdownpolitik vernichtet werden – entgegen den vor wenigen Tagen als Panik angedachten 9,6 Lebensjahre, die jeder Coronatote in Deutschland verloren habe, so das RKI, was sich auf über 300.000 verlorene Lebensjahre summiert. Wenn man in diesem abstrus anmutenden, aber eben vom RKI selbst vorgegebenen Rahmen der verlorenen Lebensjahre bleibt, dann sieht man doch, dass die Lockdownpolitik ca. 55 Mal tödlicher und lebensverkürzender ist als Corona selbst. Auch das also eine Unstatistik des Monats Februar 2021, vom RKI, im gleichen Text, in dem das RKI betont, dass Corona so schlimm oder harmlos ist wie „schwere Grippewellen“.
Wie Professor Klaus Püschel aus Hamburg gezeigt hat, waren unter den ersten 100 Coronatoten so gut wie keine Toten, die nicht so schwer erkrankt waren, dass sie auch ohne Corona sehr bald verstorben wären. Die Todesursache Corona ist also höchst umstritten – was derzeit Bestatter, Ärzte, die Totenscheine ausstellen und Angehörige zu Protokoll geben. Nicht jeder Mensch, der als Coronatoter geführt wird, ist einer – daher ist Ihre Aufforderung, nach den “absoluten Todeszahlen” zu schauen, wissenschaftlich sehr bedenklich, weil es gerade die Todeszahlen sind, die wissenschaftlich umstritten sind.
Es kann gut sein, dass Sie das in einer anderen Unstatistik des Monats analysiert haben mit den falsch kategorisierten Toten, das weiß ich nicht. Sie gehen ja in ihrer Februar 2021 Unstatistik auch darauf ein.
Der Leiter des österreichischen RKI-Pendants, Franz Allerberger, hat schon im Sommer 2020 zugegeben, dass jeder Mensch, der 28 Tage vor dem Tod positiv (mit einem PCR-Test) auf Corona getestet wurde, als Corona-Toter zählt. Das hat mit Wissenschaft, Medizin und Statistik nichts zu tun. Sie selbst ahnen das vielleicht und schreiben in Klammern „und darauf, wie die Corona-Todesfälle definiert sind“ – doch wenn Sie ahnen, dass es auf die Definition ankommt, die Todeszahlen-Statistik, die nationale und absolute, gar nicht stimmen kann, warum betonen Sie dann, dass man nur auf gerade diese Zahlen schauen soll und nicht auf wissenschaftliche Forschung, die eben gerade solche Zahlen in Beziehung setzt zur Infektionslage und Bevölkerungsstruktur?
Mir ist also nicht klar, was genau Ihre Unstatistik des Monats vom 25.02.2021 sagen möchte, da Sie wirklich unwissenschaftliche Zahlen wie vom Statistischen Bundesamt (statista) und wissenschaftliche Zahlen von Epidemiologen wie vom Rang eines Ioannidis gleichermaßen – ohne nachvollziehbare Begründung oder Analyse oder Quelle – abweisen oder gar lächerlich machen.
Wenn Sie zeigen wollten, dass es einen alles entscheidenden Unterschied macht, ob man die CFR oder die IFR heranzieht, dann wäre Ihre Unstatistik des Monats sehr relevant. Aber wollen Sie das? Es ist nämlich de facto nur die IFR relevant, das sagt die WHO, die an diesem Punkt korrekter arbeitet als das RKI, das in Detailstudien auch korrekt arbeitet, aber politisch als Instrument der Bundesregierung gerade nicht seriös forscht (siehe Bericht aus der WELT, nachdem das RKI und andere im Auftrag des Bundesinnenministeriums von Seehofer das Panikpapier von März 2020 geschrieben haben, ohne jede medizinische oder wissenschaftliche Evidenz).
Die Alterspyramide einer Bevölkerung ist auch von herausgehobenem Interesse, was zeigen würde, dass in Deutschland 2020 so gut wie keine Übersterblichkeit herrschte, so der SPIEGEL und das Statistische Bundesamt. Darauf möchten Sie ja hinweisen, dass in den USA die Bev. jünger ist als in Deutschland, aber auch das trifft Ioannidis nicht, denke ich, weil er ja dutzende Studien weltweit heranzieht – aus USA, Deutschland, Südamerika etc. – und da also ein Durchschnitt herauskommt und um den geht es hier, das wird ja nicht verschwiegen.
Die WHO/Ioannidis-Studie hält fest:
The infection fatality rate is not a fixed physical constant and it can vary substantially across locations, depending on the population structure, the case-mix of infected and deceased individuals and other, local factors. The studies analysed here represent 82 different estimates of the infection fatality rate of COVID-19…
Doch Sie wollen Ioannidis und seine epidemiologische Forschung eher als “interessante Zahlenspielereien denn als seriöse Statistiken” verstanden wissen.
Vielleicht verstehe oder lese ich Ihre Unstatistik des Monats Februar 2021 auch nur falsch, das wäre ja möglich. Wichtig für die Bevölkerung wäre doch zu betonen, dass die Todeszahlen nicht nur „verwirrend“, sondern schlicht falsch sind.
Es sterben nicht 3 Prozent oder 1 Prozent derjenigen, die sich mit Corona anstecken, sondern zwischen 0,14 und 0,23 Prozent, eher noch weniger, da die Studien, die Ioannidis heranzieht, und das betont er, häufig aus Gegenden kommen, wo es ein massives Corona-Problem gab, wo also entweder besonders viel getestet wurde, oder viele Menschen tatsächlich an Corona sich infizierten und starben, jedenfalls Hotspots wie Gangelt oder New York City. Wenn selbst in solchen Gebieten die Sterberate so enorm niedrig ist, wie gering dürfte sie weltweit erst sein, wenn man alle Länder einberechnet, auch solche Länder wie Togo, wo seit März 2020 nur 82 Menschen an (oder mit) Corona gestorben sind.
Was mich aber schon nachdrücklich irritiert:
Woher kommt Ihre Anmaßung gegenüber der weltweit führenden und von der WHO publizierten epidemiologischen Forschung? Ist für Sie Epidemiologie gar keine Wissenschaft?
Allein durch die Klammer in Ihrem „Rat“ zeigen Sie doch, wie problematisch es gerade ist, was Sie fordern, auf die „absoluten Todeszahlen“ zu schauen:
Aber auch hier bleibt offen, welche Standard-Bevölkerung man nimmt, so dass als unser Rat nur bleibt: Auf nationaler Ebene auf die absoluten Todeszahlen achten (und darauf, wie die Corona-Todesfälle definiert sind), und internationale Vergleiche eher als interessante Zahlenspielereien denn als seriöse Statistiken verstehen.
Nochmal: Meinen Sie wirklich, die epidemiologische Forschung wie von Professor John Ioannidis sei gar keine seriöse Forschung, bringe keine „seriösen Statistiken“ und bestünde nur aus mehr oder weniger „interessante[n] Zahlenspielereien“?
Wollen Sie damit auch denjenigen Forscher*innen am Umweltbundesamt und am Robert Koch-Institut (RKI) an diesem Punkt die Wissenschaftlichkeit oder Seriosität absprechen, die betonen, dass Corona so schlimm oder harmlos ist wie „schwere Influenzawellen“ und deren Kolleg*innen vom RKI erforscht haben, dass die Grippe 1969/70 in Deutschland eine IFR von 0,29 Prozent hatte, also über dem Wert von Corona mit 0,23 Prozent IFR (WHO) liegt? Was ist daran „verwirrend“?
Oder, ja, es ist verwirrend, weil man sagen könnte, dass das RKI sich selbst vehement widerspricht: Präsident Wieler schürt seit März 2020 die größte Massenpanik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und wenigstens einige wenige Mitarbeiter*innen am RKI betonen jetzt, dass die Grippe nicht schlimmer ist als Corona! Wollten Sie darauf hinaus mit Ihrer Kritik am Falsch-Kategorisieren der Toten oder „Infizierten“ durch das RKI?
Denn Ihre Kritik am RKI ist ja herausragend und sehr wichtig, weshalb ich sie nochmal zitieren möchte:
Das Robert-Koch-Institut dagegen wertet alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig von klinischen Symptomen als COVID-19-Fälle.
Diese Kritik von Ihnen ist absolut not-wendig und sehr relevant! Sie zeigt den ganzen Irrsinn der Massentesterei von gesunden Menschen, etwas, was es in der Geschichte der Menschheit noch nie gab. Sie zeigt aber vor allem auch, entgegen Ihrem eigenen Rat, dass es völlig verfehlt wäre, nach den Todeszahlen zu schauen. Anfänglich ging es darum, dass das Gesundheitssystem – das durch die kapitalistische Deregulierungspolitik massiv beschädigt wird, seit Jahrzehnten, zu wenig und zu schlecht bezahltes Personal, falsche Behandlungsmethoden, der Wechsel hin zu „Fallpauschalen“ (Ulla Schmidt, SPD) etc. pp. – nicht überlastet wird, daher „flatten the curve“.
Das war in wenigen Tagen erreicht, die „Zahlen“ der Neuinfektionen waren schon vor dem ersten Lockdown am 22. März 2020 gesunken. Weil die Politik aber Blut geleckt hatte am Einsperren, Quälen und Maßregeln der Bevölkerung, wurde Ende April die Maskenpflicht eingeführt und gerade jetzt, wo sogar ein Impfstoff für die gefährdete sehr alte Bevölkerung und die anderen, denen die Panik die Seele aufgefressen hat, bereitsteht, wird noch mehr Panik geschürt, werden noch absurdere Masken eingefordert und zumal Kinder geradezu gefoltert und in tagtägliche Todespanik versetzt.
Wenn man sieht, dass ein 8-jähriges Kind, das mit seinem Fahrrad stürzt, nicht zuerst schaut, ob das Knie blutet oder der Arm, sondern sofort darauf achtet, dass die Maske wieder richtig sitzt, dann sieht- man, wie krank diese Gesellschaft ist. Und das ist eine produzierte Krankheit, Angela Merkel persönlich hat diese Krankheit, die Coronamassenpanik, produziert und möchte diese Panik bis zum Ende ihrer Tage auskosten, ja genießen.
In jedem Fall ist Ihre Kritik am falschen Kategorisieren der Corona-Fälle sehr wichtig und richtig. Doch warum wird dann die seriöse internationale Forschung wie von Ioannidis von Ihnen ohne für mich nachvollziehbaren wissenschaftlichen Hinweis oder Beleg, auch als falsch oder unwissenschaftlich abqualifiziert? Warum?
Entweder Ihr Text hat eine etwas unglückliche Überschrift oder Sie wollen Ihre scharfe Kritik am RKI verwässern, indem Sie gleichermaßen die international anerkannte und sogar von der WHO – entgegen der anfänglichen und von China inspirierten Massenpanik und dem Pandemie- und Lockdown-Wahnsinn der WHO – promotete Studie von Ioannidis abschätzig bewerten, ja ihr jeden wissenschaftlichen Wert absprechen.
Verstehen Sie, was ich meine?